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Die lange Reise zurück ins Glück

von

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Aiko's kleines "Shouta Problem"

Aiko

 

Noch am selben Abend versuchte ich mich auf meine Hausaufgaben zu konzentrieren, ohne Erfolg natürlich. Immer wieder kam mir mein Treffen mit Shouta in den Sinn. Es schien ihn, nicht groß zu kümmern, dass wir uns wieder gesehen haben, nach so langer Zeit. Irgendwie war er ein völlig Fremder, seine Augen hatten überhaupt keinen Ausdruck gehabt. Was wohl in diesen Jahren passiert war, dass er so  geworden war? Ich war kurz davor meinen Stift zu brechen, da vibrierte mein Handy auf dem Nachttisch. Aus meinen Gedanken gerissen, ließ ich mein Stift auf den Tisch fallen.

 

{Rina: Aiko-chan, der heisse Junge aus der Spezialklasse soll angeblich in deinem Bezirk wohnen!}

{Fumiko: Du scheinst ja deine Recherchen gemacht zu haben...}

{Yamato: Über wenn schreibt ihr bitte?! Ohne mich zu fragen wollt ihr Aiko mit so einem Nerd verkuppeln?}

{Fumiko: Halt dich da Raus, Grossmaul}

{Rina: Falls du ihn nicht haben möchtest Aiko...darf ich es bei ihm versuchen?}

 

Ohne mich im Spiegel ansehen zu müssen, spührte ich das mein rechtes Auge leicht zuckte.

Weshalb, mussten sie ausgerechnet ihn erwähnen!

Innerlich spielten gerade meine Emotionen verrückt.

Zum einen war ich noch immer wütend auf Shouta und sein hochnäsiges Verhalten heute.

Doch zum anderen musste ich dank unserem Chatverlauf Schmunzeln.

Beim erneuten durchlesen der Nachrichten fiel mir etwas anderes ein.

Shouta gehörte zur Fortgeschrittenen Klasse!

Nicht nur das, sondern er wurde auch noch das "Wunderkind" genannt.

Er musste dafür ganz schön gelernt haben, wenn er es nach seinem erneuten Umzug gleich in solch eine Klasse schafft.

-"Bewundere ich ihn gerade?!", schnaubte ich entsetzt.

Ach ich musste aufhören an ihn zu denken.

Er selbst hatte doch schon gesagt, dass wir nicht zu der Zeit zurückkehren können.

Dafür war zu viel Zeit vergangen.

 

<><><><><><><><><><><>

 

Am Ende hatte ich die ganze Nacht durch kein Auge zugemacht. Es gelang mir einfach nicht meine Gedanken abzuschalten. Schlaftrunken stand ich im Zug, ohne zu realisieren was für Personen sich überhaupt um mich herum aufhielten.

-"Alles nur wegen diesem Kyoya-kun...", murmelte ich leise vor mich hin.

-"Was ist mit mir?", knurrte eine männliche Stimme hinter mir.

Schnell bereute ich es meine Gedanken laut ausgesprochen zu haben. Eingeschüchtert, drehte ich leicht mein Kopf zur Seite.

Ausgerechnet Shouta stand neben mir, sein genervter Blick auf mich gerichtet.

Ich schluckte kurz und wandte meinen Blick von ihm ab.

Da kam schon seine geballte Faust, die er auf meinen Kopf drückte und sie durch meine Haare rieb.

-"Rede nicht über mich wenn ich gleich neben dir stehe Baaaaaka!"

-"Aua! ",wimmerte ich schmerzerfüllt, "Ist ja gut!"

-"Ausserdem, wie oft noch? Ich heisse nicht mehr Kyoya AHŌ!"

Als er endlich von mir abließ versuchte ich mir wieder die Haare zu richten.

Man er hatte mir ganz schöne Kopfschmerzen verpasst.

Ich hatte keine Ahnung das er so stark sein konnte. Eine schauderhafte Stille drängte sich zwischen uns.

Seine Worte verfolgten mich seit Gestern schon die ganze Zeit. Gab es wirklich keinen Weg zurück für uns?

Nicht mal als Freunde?

Der Zug in dem wir uns befanden geriet plötzlich ins Schwanken.

Da ich nicht gerade groß war, konnte ich mich nicht an den Haltestangen festhalten.

Somit war ich wieder in der Situation das ich beinahe hinfiel.

Shouta, legte überraschend einen Arm um meine Hüfte und zog mich zu sich. Er bewahrte mich somit vor einem Fall. Zögerlich hob ich mein Blick.

-"Was starrst du mich so an? Man nennt das unter gebildeten Leuten, manieren"

Die Röte in meinem Gesicht reichte bestimmt bis zu meinen Ohren.

Schnell senkte ich meinen Blick, um den von Shouta zu meiden.

Er reagierte wieder so schnell, nur um mich vor einer peinlichen Aktion zu retten.

Trotzdem stiess er mich immer wieder kalt von sich weg, wenn ich versuchte mich ihm zu nähern.

So kannte ich ihn gar nicht.

-"Oi, was machst du da?", fragte er mich

Unbewusst hielt ich mich die ganze Zeit über an seiner Uniformjacke fest.

Wieso, wieso war es so als wären wir uns völlig fremd.

Wir waren doch nur wenige Zentimeter voneinander entfernt.

Trotzdem fühlte es sich so komisch an. Automatisch wurde mein Griff an seiner Jacke noch stärker.

-"Hey, jetzt lass das. Die Leute gucken schon. Sawada! Hörst du mir überhaupt zu?!"

Nein, ich wollte nicht los lassen. Sollten doch die Leute zusehen.

Tränen hatten sich bereits in meinen Augen gebildet, ich sah mein Umfeld nur noch verschwommen.

Für einen Moment schloss ich die Augen, da liefen die Tränen mir über die Wangen.

Ich konnte nur hören das Shouta einen tiefen Atemzug nahm.

-"Ich bitte dich...Aiko"

Meinen Namen durch seinen Mund zu hören, ließ mein Herz etwas schneller schlagen.

Überrascht blickte ich langsam wieder zu ihm auf.

Er zögerte mir die Tränen von den Wangen zu wischen. Einen Moment lang, sahen wir uns in die Augen.

Dabei war kaum zu übersehen wie er wieder Distanz zwischen uns brachte.

-"Wir kommen gleich an. Also hör auf zu weinen, ich will nicht das mich alle anstarren."

Seine harschen Worte störten mich, im diesem Moment nicht wirklich.

In seiner Stimme konnte ich klar, einen sanften Unterton vernehmen.

Wahrscheinlich versuchte er diesen zu verstecken, mir entging er aber nicht.

Ein schüchternes Lächeln legte sich dabei auf meine Lippen.

-"Hör auf so zu grinsen Sawada, es jagt einem Angst ein"

Da war er wieder, der unnahbarer Eisklotz. Was hatte ich ihm bitte schön angetan das er mich so behandelte?

In meinen Gedanken versunken folgte ich ihm aus dem Zug heraus.

Einige Zeit später waren wir auch schon an der Schule angekommen.

-"Aiko-chan!" Fumiko und Rina warteten bereits beim Eingang auf mich.

Mit ihren lächelnden Gesichtern winkten sie mir zu. Doch etwas in ihren Blicken beunruhigte mich.

Fast hätte ich vergessen, das ich ja per Zufall mit Shouta hergekommen war.

Dieser lief einfach an mir vorbei in Richtung Schule.

-"K...Kyoya-kun warte!"

Doch er ignorierte mich.

Angespannt, lief ich einfach an Fumiko und Rina vorbei. Beide begannen daraufhin, mir zu folgen.

-"Woah Aiko! Warte jetzt Mal!"

-"Aiko-chan was ist den passiert? Sag bloß du kennst ihn?"

-"Rina! Sei doch nicht gleich so aufdringlich"

Ehrlich gesagt war mein Kopf gerade mit anderem beschäftigt um ihnen Aufmerksamkeit schenken zu können.

Beide hörten aber nicht auf zu Diskutieren, so das die ganze Anspannung explodierte.

-„Könnt ihr nicht den Mund halten!"

Die geschockten Gesichtern meiner Freundinnen, waren Bestätigung dafür das man mich erhört hatte.

Nur waren sie nicht die einzigen, alle anderen Schüler in unserer Umgebung sahen uns erstaunt an.

-"Fumiko, Rina ich...das wollte ich nicht"

-"Los komm Rina, ich denke wir sind hier nicht erwünscht"

Wie eingefroren stand ich da, kein Wort brachte ich über meine Lippen.

Fumiko hatte Rina am Arm gepackt und sich von mir abgewandt.

Unfähig mich zu bewegen sah ich wie sich beide ins Gebäude begaben.

Was war verdammt noch Mal nur los mit mir? So schnell ich konnte lief ich ins Gebäude hinein.

Meine Gedanken führten mich automatisch zu ihm.

Das alles war seine Schuld!

Er stand bei einer Gruppe von Jungs, die wohl alle zu seiner Klasse gehörten.

-"Kyoya!"

Seinen alten Namen zu hören, liess ihn zusammen zucken.

<Es passt ihm wohl wirklich nicht...> Zögerlich drehte er sich in meine Richtung.

-"Was willst du?", flüsterte er genervt.

-"Ich..." Seine Frage war berechtigt.

Was wollte ich überhaupt hier?

In meiner Wut, war ich direkt auf ihn zugegangen.

Ungeduldig wartete Shouta auf eine Antwort

-"Ich will eine Entschuldigung"

Ratlos, blinzelte Shouta während er mich von oben bis unten musterte.

-"Wie bitte?"

-"Du hast schon gehört, ich will eine Entschuldigung. Du benimmst dich unmöglich!"

Mit aufgeblasten Wangen wollte ich einen Abgang machen. 

Shouta kam mir aber wieder zuvor und packte mich am Arm

-"Nicht so schnell Sawada. Was soll das jetzt? Ach lass es.

Ich habe echt keine Zeit für deine Dummheiten", knurrte er wütend.

Seine grobe Art, wie er mich von sich stieß ließ mich kurz Sprachlos.

-"Und nenn mich gefälligst nicht Kyoya...mein Name ist Yoshida kapiert?", fügte er noch hinzu.

Der einst so sanfte, gutmütiger Junge war wirklich nicht mehr da.

Nachdem er mit den anderen Jungs in den Klassenraum verschwand begab ich mich selber auf den Weg.

Mein Klassenzimmer lag ja auf der anderen Seite der Schule.

Ausgerechnet Yamato-kun, kam mir dabei entgegen. Er wirkte dabei besorgt.

-"Hey...hast du schon gehört..."

Ohne was zu sagen rannte ich in seine Arme, dabei vergrub ich mein Gesicht in sein Hemd.

Einige Sekunden später lagen seine Hände auf meinem Rücken.

-"Ich komme wohl zu Spät , du scheinst ihn ja schon getroffen zu haben"

Stumm nickte ich, ohne mich aus seinen Armen zu lösen dabei verpasste ich ihm einen Schlag gegen die Schulter.

-"Du lahme Ente"

Es war nicht nötig in sein Gesicht zu blicken um zu wissen was für ein Gesichtsausdruck er gerade machte.

-"Ich selber weiss es doch auch erst seit heute", sein beleidigter Unterton brachte mich zum Lachen.

Uns blieb nicht mehr viel Zeit, wir drohten zu Spät zum Unterricht zu kommen.

In aller Eile rannten wir zu unseren jeweiligen Klassenzimmer.

Zum Glück war der Lehrer meiner Klasse noch gar nicht anwesend. Ruhig setzte ich mich auf meinen Platz.

Die verschiedenen Blicke die mir zugeworfen wurden, versuchte ich auszublenden.

Nachdenklich begann ich meine Bücher auf meinen Schreibtisch zu legen. Selbst Fumiko und Rina starrten zu mir.

Kein Wunder nach der Szene die ich Ihnen vorhin auf dem Hof gemacht habe.

-"Guten Morgen Klasse. Es geht auch gleich los ich hoffe ihr habt eure Bücher bereit"

Streng, direkt, kühl, eigentlich so wie immer, begrüßte uns Sensei Hiroshi und startete gleich den Unterricht.

 

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Nach dem Vorfall in der Schule ging ich Shouta so gut es ging aus dem Weg. Dafür das wir beide im selben Viertel wohnten, gelang es mir überraschend gut. Ein gutes Gefühl dabei hatte ich aber nicht. So ein Wiedersehen war nicht das was ich mir all die Jahre erhofft hatte.

Es waren noch so viele Fragen offen...

Wohin war er umgezogen? Weshalb war er überhaupt umgezogen? Was hatte ihn den so verändert?

Lag ihm an unserer Freundschaft den gar nichts? Abgesehen von meinem "Shouta Problem" gingen mir Fumiko und Rina seit dem Tag auch aus dem Weg.

Jegliche Versuche mich mit ihnen auszusprechen wurden erschlagen. Langsam fand ich das beide echt übertrieben.

Es war ja keine Sache die man an die große Glocke hängen sollte.

Selbst, sie beide hatten schon schlechtere Tage gehabt. Irgendwie schien mein Leben wieder in die schiefe Bahn zu geraten. Wieder zurück in die Einsamkeit.

Eine Sache die ich bereits in der Grundschule erleben musste.

Niedergeschlagen seufzte ich kurz auf. Gerade als ich durch den Park lief, tauchte jemand in meinem Blickwinkel auf.

-"Nicht doch...", murmelte ich verzweifelt.

Das Shouta vor mir her lief, wirkte gerade wie ein schlechter Witz.

Neugierig versuchte ich einen Blick von der Seite auf ihn zu haschen, da bemerkte ich erst die Kopfhörer.

Er hörte mich also gar nicht.

Seit er zurück gekommen war, gab es nicht eine Chance mit ihm ein normales Gespräch zu führen. Ihn alles zu fragen was mir die ganze Zeit zu schaffen machte.

Ja, ich redete mir immer wieder ein, dass er bestimmt Gründe haben muss.

Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum und ballte meine Hand zur Faust.

Eine gewagte, wenn nicht sogar riskante, Idee bekam ich in dem Moment.

Aber ich musste es durchziehen. Ansonsten drohte ich zu platzen.

Was könnte schon groß passieren?

Seine Kopfhörer würden meine Stimme bestimmt nicht durchdringen lassen.

-"Kyoya du bist ein IDIOT! Trottel! Hohlkopf mit Zitronengesicht! Hast du eine Ahnung, was ich deinetwegen durchgemacht habe?! Kein einziges Mal hast du dich gemeldet! Du bist einfach verschwunden, dann kommst du zurück als wäre nie etwas gewesen. Tust auch so als wäre ich dir nicht weiter wichtig. Dir scheinen die Gefühle anderer Menschen egal zu sein! Du Kotzbrocken! Ich hasse dich! Ich hasse dich!"

Meine Stimme brach gegen Schluss.

Ein Kloss bildete sich in meinem Hals, so das ich unfähig war ihm noch weitere Sachen an den Kopf zu werfen.

Die Erinnerungen an damals schmerzten, immer noch.

Als ich mein Blick zu ihm wandte, blieb mir kurz der Atem weg.

In seiner Hand lag eines der Kopfhörer!

<Oh je, wie lange hat er mitgehört?>

Nein, nein, nein das durfte nicht wahr sein! Was sollte ich jetzt tun? Nervös, suchte ich nach einem Weg um ihn zu umgehen.

-"Kommt da noch mehr?"

Shoutas Stimme klang scharf.

Leicht verkrampft blieb ich an Ort und Stelle stehen.

Shouta drehte sich in meine Richtung und sah mich mit einem undefinierbaren Blick an.

-"Na los Sawada. Sag schon.

Gibt es sonst noch was?"

Ich schluckte kurz und legte schüchtern die Arme um mich selbst.

-"Du hast alles gehört oder?

Dann gibt es nichts mehr zu sagen"

Überraschend ruhig kamen die Worte über meine Lippen. Was er wohl davon hielt? Ich wagte es nicht einen Blick auf ihn zu werfen. Einzig seine Schritte die auf mich zukamen vernahm ich.

Für einen Moment kniff ich die Augen zusammen, da nahm er meine Hände.

Langsam hob ich meine Lider um ihn anzusehen.

Wieso nahm er meine Hände?!

Meine Wangen fühlten sich gerade glühend heiß an.

Wie in Zeitlupe begann er sich vor mir zu verbeugen, bis seine Stirn auf meine Schulter ruhte.

-"Entschuldige."

Meine Augen weiteten sich überrascht bei seinen Worten.

Er...entschuldigte sich?

-"Es tut mir leid. Hast du damals den lange gewartet?"

Ich schnappte kurz nach Luft.

Der Kloss in meinem Hals löste sich langsam. Wiedermal heulte ich rum wie ein kleines Mädchen.

-"Ja ich habe gewartet. So lange gewartet"

Ein leises Schluchzen konnte ich mir nicht verkneifen.

Denn alles in mir löste sich gerade. Ich konnte fühlen wie seine Hände meine kurz drückten.

Unbewusst erwiderte ich den Druck.

-"Ich wollte kommen. Aber...bei mir zu Hause ging so einiges schief zu dieser Zeit. Meine Eltern haben sich scheiden lassen. Also zog ich mit meiner Mutter nach Kyoto, änderte sogar meinen Namen. Ich konnte sie nicht alleine lassen. Ich dachte es wäre für alle besser wenn ich mit der Vergangenheit abschliesse. Das es dich so mitnimmt, wusste ich nicht. Es tut mir leid"

Ohne ihn darum gebeten zu haben, begann er mir den Grund für seinen Umzug zu erklären. Seine Stimme klang ruhig. Obwohl die Erinnerungen für ihn sicherlich schmerzhaft waren. Ja auch Shouta muss es nicht einfach gehabt haben. Da heule ich hier rum wegen solch Kleinigkeit, wie abscheulich war ich denn? Schnell wischte ich mir die Tränen von den Wangen weg.

Erneut brach ein bedrückendes Schweigen über uns herein.

Shouta ließ meine Hände los und erhob sich wieder. Es war überraschend in sein lächelndes Gesicht zu sehen.

Eine bekannte Vertrautheit war gerade zwischen uns entstanden.

-"Du Zwiebelgesicht"

Ich sah sicherlich total verheult aus.

An meinen Wimpern hingen noch einige Tränen, die ich mir weg rieb.

-"Bitte verzeih...ich habe etwas über reagiert. Tut mir leid das ich dich Kotzbrocken genannt habe"

Peinlich berührt wurde mir klar, was ich ihm vorhin an den Kopf geworfen hatte. Shouta hatte keine böse Absichten gehabt mit seinem Verhalten, zumindest gab er es so zu verstehen. Ich hörte wie er laut Auflachte und mir dabei sanft auf den Kopf schlug.

-"Vergiss nicht Trottel und Hohlkopf mit Zitronengesicht. Ganz ehrlich, wer kommt auf sowas?"

Selbst wenn ich wollte konnte ich ein Lachen gerade nicht unterdrücken. Hohlkopf mit Zitronengesicht war in der Tat meine kreativste Beleidigung bisher gewesen. Mit einem Grinsen auf dem Gesicht schlug ich ihm auf die Schulter. Dabei zuckte er kurz zusammen

.-"Ich bin halt kreativ"

Shouta rieb sich an der Stelle an der ich ihn getroffen hatte. Ja meine Schläge waren oft viel stärker als ich wollte.

-"Sawada, es ändert sich jetzt aber nichts. Ich bleibe bei dem was ich dir gesagt habe, wir können nicht zu der Zeit zurückkehren. Ich habe mich entschuldigt, das wolltest du ja, also habe ich keine Schulden mehr offen"

Ehrlich gesagt, hoffte ich für den einen Moment das sich alles zwischen uns wieder klären würde.

Allerdings zog mir Shouta wieder den Boden unter den Füssen weg.

Obwohl wir gerade zusammen gelacht hatten, war er wieder abweisend.

-"Warum?!"

Ich schrie ihn schon praktisch an.

Seine Augen weiteten sich erschrocken, doch im nächsten Moment sah er weg. 

Mit zitternden Händen packte ich ihn am Handgelenk.

-"Reicht es nicht das ich es dir sage? Hör auf in der Vergangenheit zu leben, den alten Shouta gibt es nicht mehr"

Nicht Mal die Chance zu Wort zu kommen hatte ich. Shouta sprach mir einfach dazwischen, bemüht mir auszuweichen.

-"Mehr musst du nicht wissen"

Er riss sich von meinem Griff los und begann wieder seinen Weg einzuschlagen.

-"Es ist spät. Du solltest nach Hause"

So einfach, wollte ich ihn nicht aufgeben. Wir könnten wieder Freunde sein. War das wirklich so verkehrt?

-"SHOUTA!"

Ich rief seinen Namen klar und deutlich.

Er hielt in seinen Schritten inne und drehte sich zu mir um. Genau die Reaktion, die ich erwartet hatte.

-"Ha? Jetzt bin ich nicht mehr Kyoya oder Zitronengesicht?"

-"Wäre dir Shouta-kun lieber?"

-"Ach tu doch was du willst, dir kann man ja eh nichts raus reden"

Auch wenn er ganz schön genervt wirkte, ein deutliches Nein hatte ich nicht erhalten. Ich durfte ihn also Shouta nennen. Meine Wangen wurden wieder ganz rot bei dem Gedanken. Mindestens ein kleines Erfolgserlebnis für mich.

 

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Wie schon andere Male waren wir am Ende schweigend unsere eigene Wege nach Hause gegangen. Sein Verhalten ließ einige Fragen aufkommen. Irgendwas verheimlichte er mir, seine abweisende Art war sicherlich nur zu seinem Schutz da.

Bestimmt bedeutete ich ihm noch etwas, auch wenn es irgendwo ganz tief in ihm drin verborgen war. Sonst hätte er mir im Zug letztens nicht geholfen oder hätte sich Gestern bei mir entschuldigt. Aus meiner Tagträumerei gerissen, erklang die Schulglocke zur Mittagspause. Schnell packte ich meine Sachen zusammen. Fumiko und Rina liefen einfach an mir vorbei. Sie mieden weiterhin jeglichen Kontakt mit mir. Während ich die Gänge entlang ging hörte ich wie einige über mich lästerten.

-"Hast du schon gehört das ausgerechnet DIE Schweinehände sein soll?"

-"Igitt Schweinehände echt jetzt? Die kleine Karate Kuh? Ich dachte sie wäre weg"

-"Idiot sie war gar nie weg, nur äußerlich hat sie sich verändert"

-"Aber ihren Charakter konnte sie wohl kaum ändern was?"

So gut es ging ignorierte ich die Kommentare. Wie damals tat ich so als würde ich gar nichts mitbekommen.

Auch wenn innerlich alte Wunden aufrissen, doch das Pokerface setzte ich gekonnt auf.

Niemand würde je behaupten das ich ein schwaches Mädchen war.

Eine Heultante wie Shouta mich nannte.

Mein Essen nahm ich seit einigen Tagen selber mit.

So konnte ich in Ruhe ein Plätzchen für mich finden um mich vor allem zu verstecken.

Da ich sowieso alleine war, steckte ich mir Kopfhörer ins Ohr um Musik zu hören.

Es heiterte meine trübe Stimmung um einen kleinen Prozentsatz.

Nicht einmal Sensei Omura, der gerade durch die Gänge brüllte, hörte ich.

Von der Seite her sah ich wie sich jemand zu mir gesellte, als würde er flüchten.

Aller Anschein nach war ich der Person gar nicht aufgefallen.

Irritiert nahm ich mir ein Kopfhörer vom Ohr.

-"Der Platz ist schon besetzt, such dir gefälligst einen anderen"

Ausgerechnet Shouta war derjenige der sich hierhin gesetzt hatte.

Gab es keine anderen Menschen auf dieser Schule die hier sein könnten?

Warum ausgerechnet ER?!

Unsere ernste Mienen wurden synchron zu erschrockenen Gesichtsausdrücke.

-"KIYA! Was tust du hier?!"

-"Das gleiche kann ich dich fragen!"

-"Los verschwinde sonst ertappt mich man noch!"

-"Hey ich war zuerst hier!"

Lange herum diskutieren lohnte sich nicht, Shouta war sowieso nicht gut auf mich zu sprechen.

Gerade als ich aufstehen wollte zog er mich zurück auf den Boden.

Eher unsanft landete ich mit meinem Po auf ihm.

Gott wofür war das jetzt? Wütend funkelte ich meinem ehemaligen besten Freund an.

Dieser lehnte sich sanft an mich. -"Sei einfach still", flüsterte er leise direkt in mein Ohr.

Diese Nähe war mir doch etwas zu viel, doch dagegen wehren konnte ich mich nicht.

Shouta hielt mir praktisch den Mund zu mit seiner Hand. Erst jetzt hörte ich Sensei Omuras Stimme deutlich genug.

-"Shouta! Hör auf mit dem Versteck spiel und lass uns reden! Shouta!"

Wieso nannte ihn Sensei bei seinen Vornamen?

War das nicht eher für Leute die sehr vertraut miteinander waren?

Shouta schien auch nicht gerade darüber begeistert zu sein.

Ob ihm Ärger drohte?

Meine Blicke blieben nicht unbemerkt. Leicht errötet wandte ich den Blick von ihm ab.

Zögerlich legte er mir sanft eine Hand auf den Kopf um mir leicht durch die Haare zu streichen.

Schweigend blickte ich zu meinem Essen hinab. Viel war es ja nicht gerade.

Etwas Obst, ein kleines Brötchen mit einigen Scheiben an Käse.

Das Shouta mein Essen skeptisch musterte, wunderte mich gar nicht, früher stopfte ich viel mehr Essen in mich hinein. Meistens kam ich mit einer riesigen Bento Box zur Pause.

Selbst die von Shouta aß ich manchmal auf. Fürs Karate brauchte man halt genügend Energie.

Sensei Omura entfernte sich hörbar immer mehr, den seine Stimme war kaum mehr zu erkennen.

-"Ist das alles was du isst?"

-"Uhm...ja"

Seit gestern wusste ich nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Deshalb fiel meine Antwort relativ knapp aus.

Mein Essen blieb vorerst ungerührt.

-"Ist es wegen dem was die anderen sagen? Es ist schwer es zu überhören weißt du"

-"Die anderen können sagen was sie wollen. Mich juckt es nicht"

-"Ach wirklich?"

Seine Fragen drückten meine Stimmung nur weiter runter.

Wieso fragte er mich überhaupt?

Es interessierte ihn doch sowieso nicht. Aus trotz stopfte ich mir Obst Stücke in den Mund.

So konnte ich nichts weiteres sagen. Es heißt doch, mit vollem Mund sollte man nicht reden.

Meine Augen wanderten dann zu seiner Hand, in der er ein Schinkensandwich hielt.

Musste er es mir gleich unter die Nase reiben?

-"Nimm es. Ich hab noch 3 weitere davon"

Verdutzt hob ich meine Lider um direkt in sein Gesicht zu schauen.

Wah! Er war mir plötzlich wieder so erschreckend nah!

Nur wenige Zentimeter lagen zwischen uns.

-"N-nein danke. Ich habe mein Essen. Wenn du mich entschuldigst ich werde mir einen anderen Platz suchen"

-"Wir können doch gemeinsam hier essen. Die Zeit ist sowieso bald um"

Tat er das Ganze mit Absicht?

-"Du nervst!", entgegnete ich scharf.

Sein Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Verwirrtheit und Belustigung.

Er schaffte es wirklich mich auf die Palme zu bringen.

-"Was wollte eigentlich Omura von dir? Egal was du angestellt hast, du solltest dich ihm stellen"

Weitere Stücke Obst landeten dabei in meinem Mund.

-"Meine Noten sind zurzeit nicht gerade die besten für die Fortgeschrittene Stufe. Er nimmt mich total in die Mangel damit ich mich bessere um nicht zur normalen Klasse runter gestuft zu werden. Selbst wenn er am Wochenende zu Besuch kommt, oder Abends kocht, nervt er mich damit"

Bei seinen letzten Worten verschluckte ich mich fast an den Obststücken.

Hastig schlug ich mir selbst kurz auf die Brust um es runterschlucken zu können. Entsetzt blickte ich ihn an.

-"Shouta!...etwa du und Sensei?!"

Er verdrehte kurz die Augen ehe er mir wieder auf den Kopf schlug.

-"Baaaka! Was reimst du dir zusammen?! Sag bloss du hast ihn ebenfalls nicht erkannt?! Er ist mein Cousin!"

Ich kam mir gerade echt wie der letzte Idiot vor! Natürlich, Hyuchi Omura, ich erinnerte mich noch schwach an ihn.

Er hatte sich auch ganz schön verändert...Wenn ich mich recht erinnere nannte ich ihn damals nur beim Vornamen.

Knallrot zog ich meine Haare vors Gesicht, um mich darin zu verstecken.

-"Entschuldige...", murmelte ich verlegen.

Im nächsten Moment ließ ich meine Haare los und sah Shouta verwirrt an.

-"Bist du nicht mit deiner Mutter zurück gekommen?"

Shouta zögerte etwas, er wirkte durch meine Worte sogar gequält.

Warum wurde ich wieder das Gefühl nicht los das etwas nicht stimmte?

Das er mir etwas verheimlichte?

So wie letztens.

-"Nein...Sie....sie ist nicht hier. Ich bin alleine ins Haus meines Vaters gezogen"

Überrascht über seine Antwort, hob ich meine Augenbrauen.

-"Und wo ist dein Vater?"

-"Der befindet sich geschäftlich momentan im Ausland. Deshalb kommt Hyuchi oft zu mir um zu kochen"

-"Oh...verstehe"

Widerwillig blieb ich doch hier sitzen, auch wenn ich den Rest der Pause mich mit Shouta rumschlagen müsste.

-"Willst du das Brötchen wirklich nicht? Glaub mir es ist lecker. Außerdem magst du doch so Sandwiches lieber als das Zeug was du in deiner kleinen Box hast"

Schon wieder hielt er mir das eine Brötchen unter die Nase. Wusste er nicht das ich auf meine Figur achten musste? Es war ganz schön viel Arbeit gewesen so viel abzunehmen. Endlich schlank zu sein und in alles reinpassen zu können ohne mich dabei wie ein Walross zu fühlen. Immer wieder sah ich auf das Brötchen in seiner Hand.

-"Na gut. Aber wenn ich in die Cheerleader Uniform nicht mehr reinpasse ist es deine Schuld!"

Sein skeptischer Blick während er mich musterte, ließ mein Herz kurz höher schlagen.

-"Tsk...diesen einen wirst du ja wohl verkraften können. Bohnenstange"

Autsch. Jetzt begann auch er mich noch zu beleidigen?

-"Lieber bin ich eine Bohnenstange als Schweinehände oder Karate Kuh", entgegnete ich wütend.

So schnell es ging sammelte ich meine Box ein bevor ich Shouta ohne weiteres zurück ließ. Vielleicht war es nicht mit Absicht gewesen, trotzdem verletzte es mich ausgerechnet von ihm so etwas zu hören. Jungs waren so unsensibel und doof! Kein Wunder das ich sie hasste! Schlussendlich war die Pause vorbei und die Hälfte meines mitgebrachten Essens war ungerührt. Ganz toll...

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Im Unterricht war mir die ganze Zeit über schlecht.Ich hätte doch einfach aufessen sollen, selbst wenn es nur Obst war.

Alles nur weil ich gleich vor Shouta weg rennen musste. Lustiger weise schob ich die Schuld an meinem Versagen immer in seine Schuhe, wie armselig. Es lag allein an mir das alles aus der Bahn geriet. Zuerst der Ausraster bei Fumiko und Rina.

Dann wieder diese Spitznamen die mir angehängt wurden. Als wäre das nicht genug wollte Shouta nicht mehr wirklich was mit mir zu tun haben. In meinem Kopf drehte sich gerade alles. Schwer atmend stand ich von meinem Platz auf.

-"Sawada alles in Ordnung?"

-"Sensei ich fühle mich nicht wohl, darf ich kurz in die Krankenstation bis es mir besser geht?"

-"Ja du siehst nicht gut aus...soll..."

Die Zustimmung von Sensei war genug.

Ich wartete gar nicht ab, bis er jemanden aufbot mit mir die Krankenstation aufzusuchen.

Es würde sich sowieso niemand freiwillig melden.

Während ich durch die Gänge torkelte traf ich erneut auf Shouta.

Ich nahm nur wahr das er sich etwas vom Automaten holte. Mit einem schelmischen Grinsen begrüsste er mich, nachdem er sich in meine Richtung gedreht hatte.

-"Da sieht man sich ja schnell wieder. Hast du doch noch hunger?"

Sein Grinsen verflog als er in mein bleiches Gesicht blickte.

Er runzelte die Stirn besorgt und kam auf mich zu.

-"Hey alles in Ordnung?"

Ich schüttelte nur den Kopf. Nicht einmal zum Antworten, hatte ich die nötige Kraft. Ehe ich schwankend zu Boden stürzte, stützte mich Shouta und hob mich in seine Arme. Nur der mir bekannte Duft drang in meine Nase, bevor ich komplett die Augen schloss.

 

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey ihr Lieben!

Es geht weiter...nach dem nicht so erfreulichen Wiedersehen zwischen Aiko und ihrer ersten Liebe, Shouta, nehmen die Dinge ihren weiteren Lauf.
Bin gespannt auf eure Kommentare

Viel Spass beim lesen! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  May_Be
2015-01-23T18:57:12+00:00 23.01.2015 19:57
Ein Kommentar von mir darf natürlich auch hier nicht fehlen XD

Ich liebe einfach dieses Techtelmechtel :D
Und natürlich hört es an so einer interessanten Stelle auf v__v
Aber umso mehr bin ich auf den nächsten Teil gespannt!
Bin gespannt, wie es mit dem Zitronengesicht und der süßen Aiko weitergeht :D


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