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Die Rache einer Hexe

oder: Das Loch im Raum-Zeit-Kontinuum
von

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Eine Mission mit Folgen

Ein pochender Schmerz in ihrem Kopf ließ sie aufwachen. Langsam versuchte die junge Frau ihre Augen zu öffnen, doch es fühlte sich an, als seien diese aus Blei. „Heiliger Shinigami...“ murmelte sie in sich hinein, doch auch ihre Stimme schien ihr nicht wirklich zu gehorchen.
 

Sie versuchte sich daran zu erinnern, was passiert ist.'Da war diese Mission...', sie sollte einfach nur eine verdorbene Seele auslöschen. Aber eine Hexe kam ihr in die Quere.
 

So langsam lichtete sich der Nebel in ihrem Kopf. 'Die Hexe hat mich an einen anderen Ort... hmmm, gezaubert? Teleportiert? Plötzlich war ich in dieser anderen Gegend. Aber was dann?', nur bruchstückhaft kamen ihr die letzten Tagen in den Sinn. 'Nur die Ruhe, Anuhea. Nur die Ruhe!', sprach sie sich, schon leicht verzweifelt, selbst Mut zu. 'Du bist eine Kanai'i. Du stammst aus einer Familie voller großer Kämpfer. Du wirst doch jetzt nicht aufgeben!''

Schritte unterbrachen ihren inneren Monolog. Sie ermahnte sich, ruhig zu atmen. Damit hoffentlich niemand merkte, dass sie bereits zu sich gekommen ist.
 

„Weißt du, wer oder was es ist?“, fragt eine männliche Stimme.
 

„Sie ist ein Mensch. Weiblich, wie dir vielleicht auch schon aufgefallen ist.“, die Belustigung war deutlich in der anderen Stimme zu hören. Es kostet sie alle Mühen, vor Zorn und Scharm nicht rot anzulaufen. 'Bin ich etwa nackt?', dieser Gedanke lässt sie beinahe zusammenzucken, wie ein plötzliches Eisbad. 'Nein, aber etwas überproportional ausgestattet war ich ja schon immer...', beruhigte sie sich selbst und musste beinahe selbst über sich schmunzeln.

„Jaja, wie auch immer. Gibt es keinen Zweifel, dass sie diejenige ist, die in letzter Zeit durch die Wälder marodiert ist?“, erklingt erneut die erste Stimme fragend.
 

„Kanda hat es mit eigenen Augen gesehen. Anstatt Hände waren dort Klingen zu sehen. Damit hat sie ohne Probleme einige Akuma zur Strecke gebracht.“, kam die Antwort prompt.
 

„Seltsam. Ihr seid sicher, dass nicht auch nur ein winziges bisschen Innocence dafür verantwortlich sein könnte?“ „Absolut Komui. Alle Tests waren negativ, selbst Hevlaska hat nichts gefunden. Sie ist auch nicht kompatibel.“ Anuhea hörte ein Seufzen, das eindeutig zur ersten Stimme, diesem Komui, gehörte. „Nun gut. Wahrscheinlich kann nur sie selbst das Rätsel für uns lösen. Wir sollten sicherstellen, dass sie nicht gleich verschwindet, wenn sie zu sich kommt.“ Das war nun wirklich nicht das, was sie hören wollte. 'Was bildete sich dieser Komui denn ein, wer er ist? Und wovon reden die hier eigentlich?', langsam aber sicher drohte der Zorn sie zu übermannen.
 

„Dann sollten wir uns beeilen.“, hörte sie von der anderen Stimme. „Was meinst du damit Reever?“, fragte Komui. „Schau genau hin. Sie kommt zu sich. Und sie sieht jetzt schon nicht gerade glücklich aus“, der Respekt in der Stimme Reevers war deutlich zu hören. 'Richtig so!', dachte sie. 'Zeigen wir ihnen gleich mal, wo der Frosch die Locken hat!'. Sie versuchte sich aufzusetzen, doch noch immer versagten ihre Glieder ihr den Dienst. Sie schlug die Augen auf und funkelte die beiden Männer im Raum böse an. Ein tiefes Knurren kam ihr über die Lippen.
 

Vor ihr standen 2 Männer, beide so eine Art Forscher, gekleidet mit langen weißen Mänteln oder Kitteln. Einer mit lilanen, mittelangen Haaren. Zudem trug er eine Brille. Der andere hatte blonde, kurze Haare und einen leichten Bartansatz. Nun beugte sich der Lilahaarige zu ihr runter.
 

„Hallo. Mein Name ist Komui Lee. Ich hoffe, du verstehst mich. Wie heißt du?“, er sprach langsam und deutlich, als würde er mit einem Kleinkind sprechen. Das ließ ihre Augen zornig zucken. 'Was denkt er denn, wen er da vor sich hat?', schrie sie in Gedanken. „Ich wäre lieber vorsichtig, sie sieht aus, als würde sie dich sofort in Stücke reißen!“, hörte man Reever etwas ängstlich.

Alles nur ein Streich?

Komui drehte sich zu Reever um. „Sie hat Betäubungsmittel für eine ganze Herde Pferde intus. Ausgeschlossen, dass sie sich jetzt schon bewegen kann“. Sie brachte all ihre Konzentration und Kraft auf, um ihre Hand zur Faust zu ballen. Als ihr das tatsächlich gelang, trat ein triumphaler Ausdruck in ihre Augen. Komui schreckte quiekend zurück. „D-d-d-as ist unmöglich!“, stotterte er mit großen Augen und fixierte Anuhea mit seinem Blick.
 

„Du scheinst ja unsere Sprache zu verstehen. Ich mache dir einen Vorschlag: Du beruhigst dich erst einmal, wir wollen dir ja nichts Böses! Nur in den letzten Tagen berichteten immer mehr Bewohner, von Dörfern und kleinere Städten hier in England, von Explosionen. Dem mussten wir natürlich nachgehen. Und so sind wir auf dich gestoßen. Allerdings warst du nicht gesprächsbereit und hast dich auf einen unserer Exorzisten gestürzt.“, sprudelte es aus Reever beschwichtigend heraus.
 

„Ich bin also in England gelandet?!“, krächzte sie. 'Aber auch für Engländer sind die beiden ganz schön abgefahren. Und dann noch diese komischen Viecher, die überall waren...', ihre Gedanken wurden wieder von Komui unterbrochen. „Wir sollten ihr vielleicht erst einmal etwas zu trinken geben, oder?“. Reever nickte und verschwand. Während seiner Abwesenheit starrten sich Anuhea und Komui wortlos an. Beide schreckten etwas auf, als die Tür wieder aufgestoßen wurde und Reever mit einer Tasse zurückkam. Er hielt die noch dampfende Tasse an ihre spröden Lippen und hob mit der anderen Hand ihren Kopf leicht an. Sie trank hastig und verbrannte sich natürlich sofort den Mund. Während des Versuchs, sich nichts anmerken zu lassen, stellt sie fest, dass sie gerade grünen Tee trank. 'Der Tee ist wirklich gut. Vielleicht sollte ich mir wirklich erst einmal anhören, was die beiden zu sagen haben. Eine andere Wahl habe ich ja eigentlich auch gar nicht.', kam es ihr in den Sinn.
 

Reever setzte die Tasse ab und sah sie durchdringend an. Auch jetzt noch konnte sie erkennen, dass ihm nicht Wohl in ihrer Nähe war. „Besser?“, sie nickte als Antwort. Langsam wurde sie wieder Herr über ihren Körper.
 

„Jetzt sind wir aber mal gespannt. Wer bist du, wo kommst du her und was machst du hier?“, wollte Komui wissen. „Mein Name ist Anuhea Kanai'i. Ein Teil meiner Familie stammt aus Hawaii, ich selber bin ich Deutschland aufgewachsen. Ich gehöre zur Spartoi der Shibusen.“, sie achtete darauf, dass ihre Worte kühl wirkten. Nachdem Sie sich bereits am Anfang schwach und verwundbar zeigte, hatte sie das dringende Bedürfnis klarzustellen, dass sie ihnen überlegen war.
 

Sie legte die Stirn in Falten. Die Fragezeichen über den Köpfen der beiden Männer waren fast greifbar, so irritiert schauten sie Anuhea an. ‚Moment, hatte der nicht eben was von Exorzisten geschwafelt? In welcher Freakshow bin ich denn jetzt hier gelandet?‘, unweigerlich kamen ihr Bilder von Trash-Filmen mit irgendwelchen Teufelsaustreibungen in den Sinn. ‚Warum muss uns Black Star eigentlich immer überreden, solchen Mist zu gucken?‘, schoss ihr durch den Kopf während es im Raum unangenehm still war.
 

„Von Hawaii nach Deutschland ist ein ganz schön weiter Weg. Wie lange war deine Familie denn mit dem Schiff unterwegs? Oder sind die zum Teil mit dem Zug gefahren?“, fragte erneut Komui in der Hoffnung, das Gespräch wieder aufnehmen zu können. Nun war sie noch verwirrter. „Wer würde in der heutigen Zeit diesen Weg freiwillig wählen, wenn man nicht unter massiver Flugangst leidet? Von Honolulu nach Frankfurt dauert es ungefähr 18 Stunden mit dem Flieger. Aufenthalt bei Zwischenlandungen nicht mit eingerechnet.“ Sie blickte wieder auf und sah wie sich Komuis Augen verengten. „Na kommt schon. Flugzeuge kennt ihr doch, oder bin ich hier in so einem Hinterwälderkaff gelandet? Seid ihr etwa so etwas war die Amischen* in Amerika?“, sie erntete weiter irritierte Blicke.
 

Plötzlich ging ihr ein Licht auf und sie fing lauthals an zu lachen. „Alles klar Leute. Ich hab euch durchschaut. Lustiger Nummer, echt. Das muss ich euch lassen.“, prustete sie zwischendurch, während sie sich den Bauch hielt. Sie sprang von der Liege auf und lief im Raum umher. „So wie ich die Jungs kenne, haben sie bestimmt irgendwo Kameras versteckt. Dann können sie allen zeigen, wie sie mich aufs Glatteis geführt haben.“, die applaudierte theatralisch und wischte sich eine Lachträne aus den Augen. Da sie keine Kamera finden konnte, ging sie auf die beiden Männer zu, die leicht zurückwichen. „Nun jetzt mal Butter bei die Fische. Wer hat euch für diese Rolle engagiert? Oder hat hier sogar Patty die Finger im Spiel?“, jetzt wo sie dies aussprach, konnte sie sich gut vorstellen, dass Patty gerade irgendwo saß und sich, aufgrund dieser Vorstellung, auf dem Boden wälzte vor Lachen.
 

Doch etwas im Blick der beiden ließ sie verstummen. Sie schaute von Reever zu Komui und wieder zurück. „Ich habe keine Ahnung, wovon du da sprichst. Aber ich glaube, wir sollten ganz von vorne anfangen. Setzen wir uns besser.“, ergriff Komui das Wort. Fassungslosigkeit machte sich im Blick der jungen Frau breit. „Das kann doch nicht echt sein…“, stammelte sie. Reever legte ihr die Hände auf die Schultern und drückte sie zurück auf die Liege, damit sie sich hinsetzen konnte. Für sich und Komui holte er 2 Stühle aus der Ecke des Raumes.
 

„Möchtest du noch etwas zu trinken?“, die Frage Komuis riss sie aus ihren Gedanken. Langsam schüttelt sie den Kopf. Sie wollte Antworten. Antworten auf die Fragen, die ihr durch den Kopf hämmerten und ihr plötzlich Kopfschmerzen bereiteten. „Vielleicht erzähle ich dir erst einmal, wer wir sind und was wir machen. Ich vermute, dass diese Reihenfolge für dich einfacher sein wird. Danach möchte ich aber auch was von dir hören!“, die väterliche Art und Weise, wie Komui sprach, machte Anuhea zornig. Aber sie wusste, wenn sie wissen wollte, in welchem schlechten Film sie sich gerade befindet, musste sie diesem komischen lilafarbigen Kauz zuhören. ‚Was ich ihm danach erzähle, kann ich ja dann immer noch entscheiden‘, beschloss sie stumm für sich.

Paralleluniversen und String-Theorie

Sie redeten bis tief in die Nacht. Mittlerweile waren alle 3 zur Erkenntnis gekommen, dass es sich bei den Schilderungen des jeweils anderen um eine andere Welt handeln musste. Aber anstatt Fragen zu beantworten, spülte dies immer mehr an Land.
 

„Ich hatte einen Rucksack dabei. Habt ihr den irgendwo gesehen?“, fragte Anuhea. Sie hoffte inständig, dass dieser auch unversehrt den Weg in dieses komische Gebäude geschafft hat.
 

Reever ging zum anderen Ende des Raumes und hob eine Tasche hoch. „Meinst du das hier?“ „Ja, genau. Könntest du mir sie bitte geben?“, auch wenn der Satzbau auf eine Frage hindeutete, hörte es sich mehr als ein Befehl an. Reever schaute zu Komui, dieser nickte leicht. Anuhea holte sofort ihren Laptop aus der Tasche und seufzte erleichtert auf, als dieser auf Knopfdruck anging.
 

Vor einiger Zeit hatten sie angefangen, die Bibliothek der Shibusen zu digitalisieren. Kid und sie waren dabei die Hauptverantwortlichen gewesen. Auch wenn sie die meiste Zeit in Deutschland verbrachte, im digitalen Zeitalter konnte man auch so hilfreich sein. Kid kümmerte sich so darum, dass die Bücher Seite für Seite, alle natürlich absolut symmetrisch, von diversen Helfern eingescannt wurden. Sie selbst kümmerte sich darum, dass die Dateien vollständig beschriftet und genügend Tags vorhanden waren, damit auch eine Stichprobensuche erfolgreich war. Ihr persönliches Meisterwerk war zudem ein Programm, welches sie in stundenlanger Arbeit selbst geschrieben hatte. Sie nannte es liebevoll ihre „Offbi“. Eine Offline-Bibliothek, in der man Bücher ablegen konnte und jederzeit abrufen konnte. Egal, ob mit Internetverbindung oder eben ohne.
 

Es verwunderte sie nicht wirklich, dass es hier kein Internet gab. Ihr innerlicher Triumph wuchs ins Unermessliche. ‚Wer braucht schon so einen Mist? Als würde es irgendwo noch kein Internet geben!“, äffte sie im Gedanken Black Star nach. Na, dem würde sie was erzählen, wenn sie wieder da wäre!
 

Sie hatte einige Werke, die ihr bei der Arbeit mit der Bibliothek besonders aufgefallen waren, gleich einmal abgespeichert. Zum einen als Funktionstest ihrer, für sie schon fast legendäre, Offbi. Zum anderen, weil die Inhaltsangabe ihre Neugierde geweckt hatte.
 

Sie gab im Suchfeld ‚Paralleluniversum‘ ein. 2 Treffer ergab ihre Suche. Sie entschied sich für das Buch des Physikers Michio Kaku. Schließlich war dieser Anhänger der String-Theorie. Und ihr kam eben diese Theorie wesentlich logischer vor, als die Loop-Theorie. ‚Was hat mich eigentlich dann geritten, ein Buch von Fred Alan Wolf in die Offbi zu packen?‘, sie war schon völlig in Gedanken verloren.
 

Während „Im Paralleluniversum: Eine kosmologische Reise vom Big Bang in die 11. Dimension“ lud, schaute sie kurz auf. Sie hatte für einen Augenblick vergessen, dass sie von 2 Fremden umgeben war.

Beide schauten gespannt auf den Bildschirm. Der Blonde zeigte auf ihren Laptop. „Ist das eine Art Mini-Computer?“ „Das trifft es sogar ziemlich genau, Reever“, antwortete sie kühl. ‚In welcher technisch minderbemittelten Welt bin ich hier gestrandet?‘, dachte sie bei sich selbst, leicht resigniert.
 

Das Titelbild erschien auf dem Bildschirm und die 3 begannen mit dem Studium des Buches. Sie machten Notizen und diskutierten bis in die frühen Morgenstunden. Der Kaffee, der zwischendurch von einer jungen Frau gebracht wurde, machte das Ganze halbwegs erträglich.
 

„Sind wir bald durch?“, mit einem leicht jammernden Unterton streckte sich Komui. „Seite 289 von 544. Also knapp über der Hälfte.“, entgegnete Anuhea mit leichten Falten auf der Stirn. ‚Will der etwa jetzt schon schlapp machen?‘, fragte sie sich. „Ich würde sagen, wir legen uns jetzt alle mal ein paar Stunden hin. Wenn du mir versprichst, nicht zu verschwinden, kannst du ein etwas komfortableres Quartier beziehen.“, der Lilahaarige schaute sie durchdringend an. „Was hätte ich davon? Jetzt wo ich weiß, dass ich mich nicht einfach ins nächste Flugzeug nach Hause setzen kann...!", murrte sie. „Gut, dann zeige ich dir dein Zimmer und wo du die Kantine findest. Unser Koch bereitet dir alle Speisen zu, die du möchtest.“, er erhob sich und ging Richtung Tür. Die junge Frau folgte ihm.
 

Draußen gingen sie an 2 jungen Männern vorbei, Anuhea musterte sie im Vorbeigehen.
 

„Hey Reever. Wer ist denn diese unbekannte Schönheit?“, fragte Lavi, als Komui mit der jungen Frau außer Hörweite war. „Ihr gegenüber solltest du lieber deine Zunge hüten. Mir scheint es, als wäre sie ähnlich reizbar wie Kanda.“ „Ui, dann werde ich mit Sicherheit meinen Spaß mit ihr haben!“, Lavi klatsche lachend in die Hände. „Kanda hat sie auf gegabelt und hatte wohl seine Mühe und Not, sie unter Kontrolle zu bringen. Nur mithilfe eines Finders und jeder Menge Betäubungsmittel konnten die beiden Anuhea hier her bringen. Also lass lieber die Finger von ihr!“, warnte Reever Lavi. „Vielleicht solltest du ausnahmsweise Mal auf Reever hören, Lavi.“, riet Allen.

Verdammt uncool

Soul und Maka trafen auf dem Schulhof der Shibusen auf Kid und seine beiden Waffen. „Habt ihr eine Spur von ihr?“, fragte der Sohn des Shinigamis. „Nein, wir waren bei ihr zu Hause und haben dort nur Marcel getroffen, der versorgt ja immer ihre Haustiere, wenn sie nicht da ist.“, antwortete Maka. „Und wusste er irgendetwas?“, wollte Kid wissen. „Woher denn? Er weiß ja noch nicht mal, dass sie zur Shibusen gehört. Er meinte nur, dass sie beruflich unterwegs sei und nicht wisse, wie lange sie brauchen würde. Also nicht wirklich hilfreich.“, schloss die Sensenmeisterin den Bericht. „Das ist alles so was von uncool. Hat denn schon wer versucht, ihr Handy zu orten?“, wollte Soul nun wissen. Anuhea war fast wie eine Schwester für ihn geworden. Die Leidenschaft zur Musik verband die beiden und hat ein festes Band der Freundschaft zwischen ihnen gewoben. Er machte sich so langsam richtig Sorgen. Sie war zwar stark, auch ohne Partner konnte sie es mit ihnen allen aufnehmen. Schließlich war sie ja beides. Eine Waffe und ein Meister. Eigentlich kannte er das bisher nur von Maka, aber Anuhea hatte schon 2 Jahre vor ihnen die Schule abgeschlossen. Aber er hatte ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Und ein schlechtes Gefühl war einfach nur uncool.
 

„Auf die Idee ist Ox auch schon gekommen.“, griff Kid die Frage auf. „Aber es war nicht zu finden. Also ist es entweder kaputt oder an einer Stelle, wo man es nicht orten kann. Eine Möglichkeit wäre auch, dass das Handy aus ist. Allerdings würde ich das bei ihr ausschließen. Ihr wisst ja, wie sie in der Hinsicht ist.“, erklärte Liz weiter. „Und was wären das für Orte an dem die Ortung nicht funktioniert?“, wollte Maka wissen. „Überall dort, wo das Gerät kein Zugriff zum Mobilfunknetz hat. Um es kurz zu machen“, Ox trat mit Harvar zu ihnen.
 

„Dann bleibt uns erst einmal nichts weiter, als zu warten, bis Black Star und Tsubaki zurück sind“, stellte Liz nüchtern fest. Die anderen nickten. „Wir sollten vielleicht noch einmal mit Stein reden. Manchmal hat er ja doch ein paar nützliche Ideen“, schlug Harvar vor.
 

„Das ist doch alles sehr seltsam.“, grübelte Stein, nachdem er den Bericht seiner Schüler gehört hatte. „Sie ist ja auch sonst immer zuverlässig. Irgendetwas ist passiert. Aber uns fehlen noch einige Puzzleteile, um ihr Verschwinden zu…“ Stein wurde von einer auffliegenden Tür unterbrochen. Im Türrahmen stehen Tsubaki und Black Star, beide sichtlich erschöpft von der Reise. Außer Atem ließ sich Black Star auf einen Stuhl fallen. Als sich alle Augen auf sie konzentrierten, begann Tsubaki zu schildern. „Wir waren, wie besprochen, im Teberda-Reservat. Das Ziel von Anu's Mission war noch am Leben. Er wehrte sich erst gar nicht und sprach davon, dass seine Bestimmung bereits erfüllt sei.“ „Er meinte ‚Eri hat eure Freundin an einen anderen Ort geschickt‘ und fing an zu lachen.“, fügte Black Star hinzu. „Bist du sicher, dass er den Namen Eri nannte?“, Stein fuhr hoch. Tsubaki bejahte dies. „Das gibt dem Ganzen eine neue Wendung“, meine Stein ernst, bevor er zur Tür schritt. „Ich muss mit dem Shinigami sprechen. Alleine!“, mit diesen Worten war Stein schon im Korridor verschwunden, die Tür fiel laut ins Schloss.
 

Die Freunde schauten sich ratlos an. Eines war ihnen klar, wenn Stein so auf einen Namen reagierte, bedeutete dies nichts Gutes.
 

Kid beschloss, den Namen in der Bibliothek zu suchen. Die anderen folgten ihm, da keiner so genau wusste, wie es nun weitergehen sollte. Kid trat an eines der neuen Terminals, hielt seinen Ausweis an den Scanner. ‚Wenn man ihr eins lassen muss, dann, dass das Programm zur Online-Bibliothek fehlerfrei funktionierte. Bei so etwas kann man immer erkennen, wie perfektionistisch Anu ist. Und wie schön symmetrisch sie das Startmenü aufgebaut hat‘, dachte Kid während er ‚Eri‘ als Suchbegriff eingab.
 

„Es wurden 17.568 Bücher mit diesem Begriff gefunden“, seufzte Kid laut, als das Ergebnis seiner Suche vorlag. „Wir übernachten also heute zwischen Büchern?“, kicherte Patty und erntete einen bösen Blick von Kid. „Hast du schon einmal etwas davon gehört, dass man ein Suchergebnis auch eingrenzen kann?“, fragte er seine Waffe gereizt. „Wollen wir mal sehen, welche Bereiche wir abwählen können“, meinte er zu den anderen, diese starrten mit auf den Bildschirm. Seine Aufmerksamkeit wird von Maka auf einen Auswahlmöglichkeit gelenkt. „Eine Hexe also…“, die Vermutung wurde durch einen Ausschnitt aus dem Buch „Encyclopedia hagzissa“ bestätigt.
 

„Sie ist tatsächlich eine Hexe. Allerdings ist recht wenig über sie bekannt. Ihr wird nachgesagt, dass sie ein temporäres Loch im Raum-Zeit-Kontinuum erzeugen kann.“, fasste Kid den Eintrag aus dem Hexenlexikon zusammen. „Aber ist es möglich, damit jemanden gezielt an einen anderen Ort zu bringen?“, fragte Kilik, der zwischenzeitlich mit den anderen Mitgliedern der Spartoi hinzugekommen war, in die Runde. „Gezielt auf keinen Fall. Ich wage ebenso zu bezweifeln, dass sich ein solcher Zauber einfach so anwenden lässt.“, nun waren alle Augen auf Maka gerichtet. „Naja, was ich damit sagen will: Das war geplant. Anu ist in eine Falle getappt.“
 

Hinter ihnen war das Klatschen von Händen zu hören. „Gute Arbeit. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ihr so schnell darauf kommt. Aber genau das wird passiert sein.“, bestätigte Stein die Vermutung der Sensenmeisterin. „Aber warum? Und wie finden wir heraus, wo sie ist?“, wollte Kim wissen. „Das ‚Warum‘ beschäftigt mich auch. Ebenso wie die Frage ‚Warum gerade sie?‘“, Stein blickte in die Runde. „Meiner Meinung nach kann das nur mit ihrer Fähigkeit zusammen hängen. Auch wenn sie ohne Partner keine Raumübergreifende Schutzschilde mit ihren Seelenwellen formen kann. Für alle in ihrer unmittelbaren Nähe reicht es. Das kann ein großer Vorteil im Kampf sein.“, stelle Jacqueline fest. „Dann plant die Hexe einen Angriff auf die Shibusen, oder ähnliches, und sah sie als Gefahr.“, schloss Ox aus Jacquelines Vermutung. Stein nickte ernst. „Das ist eine Möglichkeit. Wir sollten in nächster Zeit alle auf unsere Umgebung achten. Da nehme ich euch alle in die Pflicht.“ Er blickte seine Schüler nachdenklich an. „Ich denke, wir schicken erst einmal niemanden mehr auf eine Mission, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Sollte Eri tatsächlich einen Angriff planen, werden wir jeden Meister und jede Waffe benötigen, die wir kriegen können. Ich veranlasse besser ein Ausgangsverbot ab morgen. Bitte geht gemeinsam zu euren Wohnungen und holt das Nötigste, um einige Tage hier zu verbringen.“ Wieder schaute er in die Runde. „Keiner, ich betone nochmals, KEINER von euch wird alleine losziehen!“, seine Stimme war ungewohnt streng, einer nach dem anderen nickte zur Bestätigung, dass sie Steins Worte verstanden haben. „Uncool. Verdammt uncool!“, murmelte Soul. Dann verließen sie geschlossen die Bibliothek.

Von Rosmarinseife und Exorzistenmäntel

Ein Klopfen an der Tür ließ sie aus ihrem unruhigen Schlaf hochschrecken. „Wo bin ich?“, murmelte sie. Die Erlebnisse letzter Nacht holten sie wieder ein. Sie war im europäischen Hauptquartier des schwarzen Ordens. Sie war in eine Parallelwelt geraten. Erneutes Klopfen durchschnitt ihre Gedanken. „Anuhea, bist du da?“, war die Stimme der jungen Frau zu hören, die gestern den Kaffee gebracht hat. Diese Stimme war leicht zu erkennen.
 

Sie ging zur Tür, um diese zu öffnen. „Hallo, ich hoffe du hast in den paar Stunden gut geschlafen. Ich bin übrigens Lenalee. Ich habe saubere Kleidung für dich mitgebracht“, mit diesen Worten reichte sie Anuhea ein Bündel mit diversen Kleidungsstücken. „Komui würde dich gerne in einer Stunde in seinem Büro sehen. Ich wollte dich früh genug wecken, damit du noch was essen kannst.“, die grünhaarige Frau lächelte sie an und legte dabei den Kopf schief. „Danke“, völlig überrumpelt und übermüdet stand Anuhea in der Tür und wusste nicht genau, was sie nun tun soll. „Ich schlage vor, du machst dich in Ruhe frisch und ich komme dich in einer Stunde in der Kantine abholen. Du kennst noch den Weg dorthin?“, als Lenalee ihr Nicken sah, drehte sie sich um. „Also dann, bis gleich!“, sagte sie noch, ehe sie verschwand.
 

Anuhea schloss die Tür und lehnte sich schnaubend dagegen. „Was für ein komischer Ort“, sprach sie zu sich selbst. ‚Das ging mal gründlich in die Hose. Du solltest dich echt nicht so überfahren lassen! Du weißt nicht, was diese Leute mit dir vorhaben. Kühl und distanziert, verdammt! Bleib stets kühl und distanziert!‘, schalt sie ihre innere Stimme. Sie schlug ihre Handflächen gegen ihre Wangen. „Reiß dich gefälligst zusammen“, zischte sie sich selber an und machte sich auf den Weg ins Bad. ‚Eine kalte Dusche bringt mich wieder zur Vernunft‘, beschloss sie und begann sich auszuziehen. Das kalte Wasser tat ihrem Körper gut und die Seife, welche Lenalee ihr gebracht hatte, roch angenehm nach Kräutern. Vor allem nach Rosmarin. Das erinnerte sie an frische Pasta von ihrer Mutter. Etwas Wehmut legte sich auf ihre Gesichtszüge.
 

Nach der Dusche ging sie zu dem Stapel Anziehsachen und schaute diese durch. Auch ein Exorzistenmantel war mit dabei. ‚Was soll der Scheiß?‘, dachte sie zornig. Sie nahm ihre alten Klamotten. Auch wenn diese durch ihre Reise ein wenig gelitten hatten, sie gehörte zur Spartoi. Und das sollte man auch an ihrer Kleidung sehen. Also zog sie sich wieder ihre weiße Bluse und die blaue Hose an. Da ihre Mission in Russland hätte stattfinden sollen, hatte sie ihre obligatorischen Chucks zu Hause gelassen und stattdessen ihre schwarzen, gefütterten Sneaker angezogen. Sie kramte in ihrer Tasche nach dem Halstuch, welches zur Uniform gehörte. Normalerweise trug sie es nie, aber in diesem Fall schlang sie es locker über ihre Schultern. Anschließend ging sie erneut ins Bad, um ihr, noch feuchtes Haar zu kämmen. Ihr Blick blieb an ihrem Spiegelbild hängen. Ihre grünen Augen blickten ihr müde entgegen. „Du siehst ganz schön fertig aus, altes Haus“, zog sie sich selbst auf. „Hatte ich also doch recht, dass ich mindestens 7 Stunden Schönheitsschlaf brauche.“, mit diesen Worten band sie ihre Haare zu einem strengen Pferdeschwanz nach oben.
 

Kurz überlegte sie, den Pferdeschwanz seitlich zu tragen. Das machte sie sonst immer, wenn sie bei der Shibusen zu Besuch war. Kid spielte dann immer völlig verrückt und in 9 von 10 Fällen fiel er anschließend in Ohnmacht. Ein wehmütiges Lächeln umspielte ihre Lippen. Tsubaki meinte einmal, dass sie die Farbe ihrer Lippen an den Teich mit Lotosblumen bei ihr zu Hause erinnern würde. Sie stellte sich bis heute diesen Platz traumhaft idyllisch vor. ‚Wenn ich hier raus komme, bitte ich Tsubaki, mich einmal mit dorthin zu nehmen!‘, versprach sie sich selber und ließ die Hände aus ihren dunkelbraunen, langen Haare gleiten. Ein weiterer Blick in den Spiegel, dann nickte sie sich selbst zu, als Zeichen, dass sie bereit war. Sie schulterte ihren Rucksack und schloss die Zimmertür hinter sich. Ein leichtes Magenknurren erinnerte sie daran, dass es nun wirklich Zeit zum Essen war.
 

Sie schaute sich in der Kantine um. Viel war noch nicht los. Die Uhr an der Wand verriet ihr, dass es kurz vor 12 Uhr war. Wenn also noch mehr Menschen hier lebten, dann würde bald die Hölle hier los sein. Entschlossen schritt sie zur Essensausgabe. „Du musst neu hier sein. Schön dich kennenzulernen. Ich bin Jerry, der Koch. Sag mir einfach, was du essen möchtest und ich zaubere es dir im Handumdrehen! Du wirst sehen!“, sprudelte es nur aus einem Mann hinter dem Tresen hervor. ‚Die werden ja immer komischer hier!‘, dachte sie und wandte sich an ihn. „Danke. Dann hätte ich gerne einmal Zaru Soba, wenn möglich. Und einen grünen Tee. Bitte.“ Dabei versuchte sie so kühl wie möglich zu wirken. Jerry sah kurz aus, als würde er gleich seine Pfanne fallen lassen, machte sich dann aber zügig an die Arbeit. Anuhea runzelte die Stirn. ‚Diese Leute machen mich alle wahnsinnig hier. Kann ich nicht einfach in mein Zimmer gehen, dieses blöde Buch über Parallelwelten studieren und einen verkackten Ausweg aus dieser beschissenen Situation finden?‘, sie wunderte sich über sich selber. Sonst war sie selten so ungeduldig und reizbar. Aber diese ganze Situation stieg ihr einfach über den Kopf. Sie wollte einfach zurück in ihre Welt. Sie vermisste die langen Diskussionen mit Maka, das Musizieren mit Soul und die Übungsstunden mit Stein. Selbst so einen dusseligen Trash-Horrorstreifen von Black Star würde sie sich jetzt lieber reinziehen. Oder mit Liz und Patty shoppen gehen. Und das hieß schon etwas, schließlich hatten die beiden sie damals beim Kauf ihrer Spartoi-Uniformutensilien stundenlang durch Death City geschleift. Oder einfach nur faul auf ihrer Couch zu Hause zu liegen...
 

„Hier, dein Soba!“, riss sie Jerry aus ihren Gedanken. Sie drehte sich zu ihm um, nickte und nahm das Tablett mit ihrer Bestellung. ‚Schnell ist er ja, wenigstens etwas. Jetzt muss es nur noch schmecken.‘ Mit diesen Gedanken steuerte sie einen leeren Tisch an. Was sie jetzt ganz sicher nicht gebrauchen könnte, wären peinliche Annäherungsversuche von anderen Kantinenbesuchern.

Das widerliche Zeug

Sein knurrender Magen weckte Lavi aus seinem tiefen Schlaf. Er streckte sich und gähnte herzhaft. „Was? Schon 12 Uhr? Ich sollte vielleicht mal lieber schnell in die Kantine, bevor Allen aufwacht.“ Er erinnerte sich nur ungern an den Tag, als er total kaputt und hungrig von einer Mission in die Kantine kam und Allen gerade seine Bestellung aufgegeben hatte. Hätte Jerry nur 2 Minuten länger gebraucht, wäre er wahrscheinlich verhungert. Also sprang Lavi gut gelaunt aus dem Bett, zog sich eine Hose und ein Shirt über und ging ins Bad. Ein kurzer Blick in den Spiegel zeigte ihm, dass er durchaus repräsentativ aussah. Er spritzte sich noch eine Handvoll Wasser ins Gesicht, trocknete es ab und verließ sein Zimmer.
 

Auf dem Weg zur Kantine erinnerte er sich noch an das Gespräch zwischen ihm und Reever. ‚Sollte diese Anuhea Kanda wirklich ernsthaft Paroli geboten haben, hat die Kleine echt was auf den Kasten‘, schmunzelte er in sich hinein. ‚Jemand der mindestens genau so stark wie Kanda ist…‘, dieser Gedanke bereitete ihm einerseits Freude, aber auch Sorgen. Alleine die Vorstellung, dass Kanda mit seinen Kampfkünsten nicht mehr weiterkam und dann noch die Hilfe eines Finders annahm, war für ihn eigentlich schon zu viel. „Das bedeutet wohl, dass wir Yu-chan die nächsten Tage nur noch auf dem Trainingsplatz finden werden!“, grinste der Rothaarige in sich hinein. „Das bedeutet auch gleichzeitig, er wird gereizter sein, als sonst.“, sein Grinsen wurde immer schiefer. Der Gedanke gefiel ihm.
 

In der Kantine angekommen stellte er erleichtert fest, dass Allen noch nicht zugegen war. Er schlenderte zu Jerry rüber und nickte ihm zu. Jerry begann erneut, in seiner Küche zu arbeiten. Lavi lehnte sich lässig an den Tresen und blickte in den Speisesaal. Viel war noch nicht los, er wusste, dass die meisten zwischen 12:30 und 13 Uhr zum Essen kamen. Und diejenigen, die ihre Ruhe haben wollten, waren entweder davor oder danach da. Sein Blick glitt über die wenigen Leute im Raum und blieb an einer Person hängen. Sie saß alleine an einem Tisch, den Rücken zu ihm gedreht.
 

Als Jerry ihm sein Tablett hinhielt, schnappte er es sich kurzerhand und steuerte in Richtung der Braunhaarigen. Ohne zu fragen setzte er sich neben sie und grinste sie frech an. Nur um dann festzustellen, dass sie ihn keines Blickes würdigte. Er sah auf ihren Teller und verzog den Mund zu einer Grimasse. „Jetzt sag bloß nicht, du isst auch dieses widerliche Zeug!“, entfuhr es ihm. Böse starrte ihn ein grünes Augenpaar an. Die Farbe nur eine Nuance dunkler, als das Grün seiner Augen. Nur erkannte er deutlich die braunen Kreise, die der Irisrand um die Pupillen bildete. Er sagte immer gerne, dass die Augen ein Spiegel der Seele sei. Ein kurzer Blick in diese Augen bestätigte diese These mal wieder.
 

„Mich erst dumm wegen einem Essen anmachen und dann gaffen?“, der barsche Tonfall brachte ihn sofort wieder in die Gegenwart zurück. „Du hast Recht, sehr unhöflich von mir. Bitte entschuldige. Ich bin Lavi.“, grinste er entschuldigend und hielt ihr die Hand hin. Anuhea blickte auf den Rothaarigen und die Hand, die er ihr entgegenstreckte. Geräuschvoll schnaubend stand sie abrupt auf und verließ den Speisesaal. Lavi schaute ihr mit offenem Mund nach und blickte auf das, nun verwaiste, Tablett. „Das muss an diesem Zeug liegen! Das kann einfach nicht anders sein!“, kopfschüttelnd machte er sich über sein Mittagessen her.

Der Besserwisser

In Gedanken schimpfte sie, während sie ziellos den Korridor entlang ging. ‚Was war das denn bitteschön? Ein einäugiger Dummkopf hat mir gerade noch gefehlt!‘ Hauptsache weg vom Speisesaal und diesen Menschen. ‚Warum muss mich jeder hier belästigen?‘ Ihre Gedanken rasten und beinahe lief sie in Lenalee hinein. „Da bist du ja schon. Hast du fertig gegessen? Dann bringe ich dich zu meinem Bruder.“ „Bruder?“, fragte sie verwirrt. „Hat dir das noch keiner gesagt? Komui ist mein Bruder. Aber das hättest du auch so schnell genug mitbekommen.“, meinte die andere freundlich. Gleichzeitig führte sie Anuhea einen langen Gang entlang.
 

An der letzten Tür angekommen, wendete sie sich nochmal zu ihr um. „Hör mal Anuhea. Ich weiß, das Ganze hier kommt dir sehr eigenartig vor. Vermutlich kann ich das mehr nachvollziehen, als du glaubst. Wir wollen hier alle nur dein Bestes und dass du schnell wieder zurück kannst. Aber ich glaube, es wäre für uns alle einfacher, wenn wir zusammenarbeiten und du uns vertraust.“ Lenalee blickte sie durchdringend an. „Auch wenn die erste Begegnung anderes vermuten lässt, wir führen nichts Böses im Schilde.“ Sie erhielt ein verächtliches Schnauben als Antwort und seufzte. „Also schön. Vielleicht wirst du es irgendwann selbst herausfinden, dass wir dir nur helfen wollen.“, damit öffnete sie die Tür. Mit säuselnden Liebesbekundungen umarmte Komui seine Schwester stürmisch. Anuhea begutachtete das Geschehen missmutig am Rande und entfernte sich ein paar Schritte. „Chief! Dafür ist doch auch noch später Zeit!“, rief Reever den Leiter zur Räson. Dieser ließ von seiner Schwester ab und klatsche motiviert in die Hände. „Dann wollen wir uns mal wieder der Lektüre widmen“, voller Tatendrang blickte er zum Neuankömmling.
 

Diese stand wie versteinert auf der Stelle. „Meine Tasche… Ich hab sie im Speisesaal liegen lassen.“, es war ihr ungemein peinlich, einen Fehler vor ihnen eingestehen zu müssen. ‚Dieses verdammte Einauge hat mich abgelenkt, dass darf mir nicht noch einmal passieren!‘ schalt sie sich selbst.
 

In diesem Moment klopft es an der Tür und selbige wird aufgerissen. Die Person im Türrahmen blickte sich um und fixierte sie grinsend. „Du hast was vergessen!“, mit diesen Worten reichte er ihr den Rucksack. „Gut, dass du da bist, Lavi!“, hörte sie vom Komui, während ihre zorniger Blick weiterhin am Rothaarigen klebte. „Als zukünftiger Bookman hast du von diesem Thema vielleicht auch etwas Ahnung. Oder hast vielleicht auch das ein oder andere Buch dazu im Regal.“ 'Wie soll ein solcher Dummkopf etwas über Parallelwelten und Wurmlöchern verstehen?', fragte sie sich still, während die ihren Laptop auspackte. Ein Blick auf diesen warf eine neue Frage auf. „Kann ich hier irgendwo das Netzteil zum Aufladen anschließen?“, wenn noch etwas genervter war als ihr Gesichtsausdruck, eindeutig ihre Tonlage. „Beim Shinigami. Es wäre echt manchmal einfacher, wenn ich nicht jede Frage mehrfach stellen müsste“, presste sie gereizt hervor, nachdem sie keine Antwort erhielte. Nachdem sie schließlich erklärt hatte, was genau und wofür sie es brauchte, war schnell eine Möglichkeit gefunden, das Akku ihres Laptops aufzuladen.
 

Nun saßen sie also zu viert vor dem kleinen Bildschirm und machten sich fleißig Notizen. Außer Lavi. 'Der sitzt nur herum und grinst dümmlich. Eine großartige Hilfe ist der Typ. Bei so Leuten habe ich echt die Pappe auf...', ihre Augen zuckten bereits leicht vor Zorn.
 

„Seid ihr soweit durch mit der Seite?“, fragt Reever in die Runde. Alle nickten, sogar Lavi. „Gut, dann sollten wir mal die wichtigsten Punkte zusammenfassen. Lavi, was meinst du?“, Komui beäugte Bookman junior kritisch.

„Naja, wenn ich ehrlich bin, glaube ich kaum, dass euch dieses Buch wirklich groß weiterbringt.“, Lavi grinste und verschränkte seine Arme hinter dem Kopf. Die pochende Ader an ihrer Schläfe war nun deutlich sichtbar. 'Ich bringe diesen Wichtigtuer auf der Stelle um.' schrie ihre innere Stimme. „Und was verleitet dich zu einer solchen Annahme?“, presste Anuhea heraus. „Ganz einfach: Steht in diesem Buch, wie man ein Loch im Raum-Zeit-Kontinuum erzeugt? Nein, ganz sicher nicht.“, der Rothaarige schmunzelte. „Aber indem man mehr über sie erfährt, lernt man sie verstehen. Das führt unweigerlich dazu, dass man dann auch weiß, wie man sie erschafft!“, brauste die Braunhaarige auf. „Natürlich. Da gebe ich dir auch vollkommen recht. Gerne können wir das auch so machen. Nur dann sitzt du noch mindestens 20 Jahre hier fest. Verzeih mir meine Offenheit, aber bis dahin hast du uns wahrscheinlich alle umgebracht. Vorausgesetzt du hast tatsächlich was auf den Kasten und die Geschichte über dich ist nicht völlig übertrieben.“, konterte Lavi und sah die junge Frau geradewegs in die Augen.
 

Er konnte förmlich spüren, wie der Hass in ihr hochkochte und machte sich bereit, falls sie zum Angriff übergehen sollte. Zu seiner Überraschung atmete sie nur laut aus. Danach schaute sie ihn an. „Wenn der Herr meint, alles besser zu wissen, prima. Dann lass mich wissen, sobald du die Lösung gefunden hast. So wie du dich aufspielst, sollte das ja ein Kinderspiel sein. 3 oder vielleicht 4 Stunden? Was meinst du? Sollte doch für so einen Teufelskerl wie dich ein Leichtes sein!“, ihre Stimme triefte vor Spott. Blitzschnell verstaute sie ihren Laptop in der Tasche und verschwand aus dem Büro, während man sie lauthals fluchen hörte. Die Zurückgelassenen schauen sich gegenseitig verdutzt an. „Temperament hat die Kleine ja.“, lachte Lavi und erntete damit mehrere böse Blicke. „Ist ja gut, ich schau mal in den Büchern des alten Pandas nach. Ich weiß, dass da was dabei ist. Ob es uns weiterbringt, kann ich aber noch nicht sagen.“, mit diesen Worten erhob sich Bookman junior und ging aus dem Büro.
 

„Sie wird uns noch Schwierigkeiten machen, Komui.“, warnte Reever. „Spätestens, wenn sie auf Kanda trifft. Der trainiert schon seit seiner Rückkehr wie ein Besessener.“ Komui nahm einen Schluck Kaffee aus seiner Tasse und nickte langsam. „Ja, das wird früher oder später kommen. Dennoch glaube ich, dass es besser ist, ihr eine gewisse Freiheit einzuräumen. Du würdest dich doch auch keinem eingesperrten Raubtier nähern wollen, oder?“ „Bruderherz! Das geht zu weit! Du kannst sie doch nicht mit einem Raubtier vergleichen!“, empörte sich Lenalee. „Als ich damals alleine hierher gekommen bin, ging es mir auch nicht besser! Nur war ich damals ein schwaches Kind! Wer weiß, warum sie sich so verhält? Hast nicht du mir einmal gesagt, ich solle nicht über Menschen richten, bevor ich nicht ihre Geschichte kenne?“, plötzlich war ihr bewusst geworden, dass sie ihre Stimme erhoben hatte. „Entschuldigt bitte. Ich wollte nicht schreien.“, fügte sie schnell hinzu und drehte sich zur Tür. „Ich gehe sie suchen. Vielleicht dringe ich ja doch zu ihr durch...“, damit verließ sie den Raum.

Die Hartnäckigkeit der Lenalee

Planlos irrte Anuhea durch die Flure und Stockwerke. 'Ich bin in einem Irrenhaus! Fehlt nur noch, dass jemand möchte, dass ich den Passierschein A38 besorge!' Die Erinnerung an die „Asterix und Obelix“-Filme zauberte ihr kurz ein Lächeln auf die Lippen. 'Ja, damals fühlte ich mich unverwund- und unverletzbar. Das waren Zeiten. Das Schlimmste war damals, wenn die Kräuterbutter beim Grillen zu früh alle war.' Sie schüttelte den Kopf in der Hoffnung, die Gedanken damit auf Seite schieben zu können. Ihr Blick wanderte über die Umgebung. Sie stand direkt vor einer Art Meditationsraum. 'Genau das brauche ich jetzt, um runter zu kommen!', schon hatte sie die Schuhe ausgezogen und ordentlich am Eingang abgestellt. Sie setzte sich an eine Seite, sodass man sie vom Eingang aus nicht direkt sehen konnte. Auf einen Platz wie auf einem Präsentierteller hatte sie heute keine Lust. Ruhe, das war alles, was sie in diesem Moment wollte.
 

Nach einer Weile hörte sie leise Schritte und sie schreckte leicht auf. Sie hat schnell erkannt, dass es Lenalee war. Die Tatsache, dass sie Seelen sehen konnte, half ihr dabei ungemein. 'Jetzt ist es zu spät zum Verschwinden. Wenn ich so tue, als bemerke ich sie nicht, lässt sie mich hoffentlich in Frieden.', dachte sie sich und schloss die Augen schnell wieder.
 

Die Grünhaarige stand im Türrahmen und musterte ihr Gegenüber. 'Sie kann so friedlich aussehen. So wirkt sie sogar recht sympathisch', stellte sie in Gedanken fest. 'Aber irgendwie erinnert sie mich auch an Kanda. Seit wann tat er eigentlich, als würde er niemanden leiden können. Vermutlich seit der Geschichte mit Alma...'. Ihre Augen weiteten sich. 'Kann es sein, dass sie etwa einen ähnlichen Schicksalsschlag zu verkraften hatte? Fällt ihr deswegen das Vertrauen fassen so schwer?' Darauf gefasst einen erneuten Ausbruch ihres Zorns auf sich zu ziehen, setzte sie sich behutsam neben Anuhea. So verharrten beide eine Zeit.
 

'Die ist aber hartnäckig. Ich dachte, wenn ich sie eine Stunde ignoriere, geht sie wieder von alleine.' Mittlerweile kam ihr die Zeit zäh wie Leim vor. Schnaubend öffnet sie die Augen und blickt zu Lenalee neben ihr. „Was willst du?“, fragte sie dabei barsch. Die Exorzistin blickte sie ernst, aber auch freundschaftlich an. „Was ist dir widerfahren, dass du niemanden vertraust? Wen hast du verloren, dass aus einer so schönen und begabten Frau ein verbittertes Biest geworden ist?“ „Bitte wie hast du mich gerade genannt?“, die Braunhaarige sog scharf die Luft ein. „Entschuldige meine harten Worte. Aber ich glaube, in dir steckt viel mehr, als du uns zeigst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du freiwillig so mit den Menschen in deinem Umfeld umgehst. Vielleicht bist du in deiner Welt auch anders, weil dort nicht alles fremd ist. Gut möglich, dass du dir Sorgen machst, was deine Freunde gerade durchmachen. Egal was es ist, ich möchte dir gerne helfen. Und das ist mein voller Ernst!“, sie blickte zur Seite und versuchte aus dem Gesicht Anuheas schlau zu werden. Seufzend stand sie auf. „Wie auch immer. Du weißt, wo du mich findest, nehme ich an. Wenn du reden, oder von mir aus mich einfach nur böse anstarren magst, komm vorbei. Ich jedenfalls würde mich sehr über deinen Besuch freuen.“, mit diesen Worten verließ sie den Raum.

Kleiner Krieger

Anuhea lag rastlos auf dem Bett in 'ihrem' Zimmer. Ihre Gedanken kreisten um Lenalee Vorwürfe. 'Recht hat sie ja schon...', frustriert warf sie ihr Kopfkissen gegen die Wand. Dann richtete sie sich auf und kramte in ihrem Rucksack herum. Nach kurzem Suchen befördert sie ihren mp3-Player zutage. Musik, das brauchte sie jetzt! Einfach mal abschalten und den Staub aus dem Gehirn blasen! Sie drehte die Lautstärke des Geräts voll auf und steckte sich die Kopfhörer ins Ohr. Sie ließ sich von der Musik durchs Zimmer tragen.

Ein Piano-Intro holt sie auf dem Halbschlaf.
 

Kleiner Krieger, kleiner Kreis

ein letzter Tanz vorm Morgenrot

Du wirst vergessen, was Du weißt

im Rausch, im Blitzlicht, irgendwo

Und aus Angst, wie's weitergeht,

wird jede Ahnung taub gemacht

Zu lange überlegt

Dein Kopf ist leer und ausgedacht


 

Dieses Lied hatte sie bereits gefühlte tausend Mal gehört. Doch heute fühlte sie sich irgendwie vom Sänger angesprochen.
 

Du drehst auf, alles leuchtet ein

Jedes Detail wird sich ändern

Du hast schon alles bewegt

Du lebst auf und es leuchtet ein

Du hast dich verändert,

tut gut und irgendwie weh

Nichts muss mehr so sein


 

Sie legte sich auf das Bett und starrte die Wand an. 'Hat Lenalee vielleicht am Ende doch recht? Solltest du dich ihnen wirklich öffnen? Konnte man ihnen tatsächlich trauen?'
 

Du hast nichts gelöst nur umbenannt

Keinen Deiner Zweifel ausgepackt

Mit Dir gekämpft bis zum Schluss (dabei aber) kein Ohr für deinen Bauch gehabt


 

Jetzt ging er aber hart mit ihr ins Gericht. 'Man muss stark sein, wenn man überleben will', redete sie sich ein. 'Aber heißt das auch, sich allem anderen gegenüber zu verschließen?', ließ eine innere Stimme in ihr zweifeln. Ihr wurde klar, sie hatte gar nichts erreicht. Nur Menschen, die ihr helfen wollten, beleidigt und versucht mit Blicken zu töten. 'Und die Schuld immer brav bei den anderen gesucht. Verdammt! Ich bin hier die eigenartige Person, sie sind in ihrer Welt relativ normal. Ich bin die Komische!', sie schlug mit ihrer Faust gegen die Wand neben dem Bett.
 

Du drehst auf, alles leuchtet ein

jedes Detail wird sich ändern

Du hast schon alles bewegt

Du lebst auf und es leuchtet ein

Du hast Dich verändert,

tut gut und irgendwie weh

Nichts muss mehr so sein

Nichts muss mehr so sein

Nichts wird mehr so sein

Alles leuchtet

Alles leuchtet

Alles leuchtet ein

Alles leuchtet

Nichts muss mehr, nichts muss mehr so sein

Alles leuchtet, alles leuchtet ein


 

„Ja, jetzt leuchtet mir so Einiges ein. Ich sollte einer bestimmten Person einen Besuch abstatten.“, sagte sie in die Dämmerung hinein und stand auf.

Warum gerade jetzt?

„Es ist theoretisch möglich, auf Basis der magischen Werkzeuge eine Art Portal in Paralleluniversen zu erstellen. Problematisch ist nur, dass dieses Ding transportierbar und zwei Mal vorhanden sein müsste, sonst kommt ja niemand mehr zurück.“, stellte B.J. klar. Sie hatten sich alle in der Kammer des Shinigami versammelt und grübelten, wie man ihre Freundin zurückbekommen könnte.
 

„Außerdem müssen wir ja auch erstmal wissen, wo sie ist. Wir können ja nicht einfach Welt für Welt abklappern, bis wir sie gefunden haben!“, merkte Ox an. „Wie viele Parallelwelten gibt es denn?“, fragte Patty mit großen Augen. „Auch diese Frage kann man nur theoretisch beantworten, da eine genaue Zahl nicht bekannt ist. Wir wussten ja bis vor Kurzem noch nicht einmal sicher, dass es überhaupt möglich ist, jemanden in eine solche Welt zu schicken. Also sozusagen kann es unendlich viele Paralleluniversen geben.“, versuchte Kid ihr zu erklären. „Wow, also suchen wir eine Stecknadel im Heuhaufen? So ist das ja aussichtslos.“, langsam aber sicher schien auch Patty den Ernst der Lage erfasst zu haben. Sie nickten betrübt. „Anu ist nicht auf dem Kopf gefallen, Leute! Ich wette, gerade in diesem Augenblick brütet sie über ihre Büchern aus der Offline-Bibliothek und sucht nach einem Geistesblitz!“, versuchte Kid die Stimmung etwas anzuheben. „Das mag zwar sein. Aber wir wissen nicht, wie lange ihr Akku noch hält und ob sie überhaupt die nötigen Materialien zur Verfügung hat.“, Ox schob seine Brille die Nase hoch. „Wenn sie überhaupt noch am Leben ist!“, ergänzte Kilik kopfschüttelnd.
 

„Das ist echt nicht cool von euch!“, ergriff plötzlich Soul das Wort. „Also ich werde sie ganz sicher nicht so einfach aufgeben! Ich bin mir sogar sicher, dass sie noch lebt und daran arbeitet, in unsere Welt zurückzukehren.“, bei diesen Worten ballte er seine Fäuste. Maka legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. „Soul, Liebling, keiner hier gibt Anu so einfach auf! Aber auch damit müssen wir uns auseinander setzen. Zweifel räumt man am Besten dadurch auf, indem man darüber redet. Das mussten wir beide doch am eigenen Leib erfahren, nicht wahr?“, liebevoll zwinkerte sie ihrem Freund und Partner zu. Soul lehnte seinen Kopf an Makas Schulter. „Sorry Leute, nehmt es mir nicht krumm. Aber das konnte ich mir nicht mit anhören!“, er blickte traurig in die Runde.
 

„Also haben wir jetzt 2 Möglichkeiten“, stellte Black Star fest und damit konzentrierten sich alle auf ihn. „Wir können nach dieser Eri suchen und aus ihr herauspressen, wohin genau sie Anu geschickt hat.“ „Unwahrscheinlich, dass sie das überhaupt kontrollieren konnte, wohin sie sie geschickt hat.“, wandte der Shinigami ein. „Schade, das wäre mein Favorit gewesen“, grinste er schief. „Ich kenne mich da nicht so aus, aber könnte man nicht vielleicht mithilfe von Satelliten oder den magischen Werkzeugen versuchen, sie zu orten? Wenn ihr Handy frisch geladen war, haben wir so eventuell noch ein bis zwei Tage Zeit dafür.“ Alle Blicke richteten sich nun auf B.J.. „Gute Frage...“, begann dieser gedehnt. „Das mit den Satelliten können wir direkt abhaken. Das funktioniert nicht. Aber vielleicht könnte ich das mit den magischen Werkzeugen herausfinden. Ich gehe mal in die Werkstatt und schaue mir die Pläne noch einmal an. Wäre jemand so freundlich und besorgt mir bitte vernünftigen Kaffee? Möglichst viel davon!“ Stein schaut in die Runde und erinnert an seine Worte vom Nachmittag. „Alle oder keiner. Keine Alleingänge! Und bleibt mit uns im Kontakt.“ „Das hatten wir auch nicht vor.“, warf Tsubaki ein und schaute ihre Freunde an. „Ich würde sagen, wir gehen sofort los und besorgen Kaffee für B.J.!“. Gemeinsam erhoben sie sich und gingen aus dem Raum.
 

„Stein? Wie schätzt du die Lage ein?“, wollte Marie wissen. „Ernst, aber nicht hoffnungslos. Allerdings wäre es mir lieber, wenn Anu alleine einen Weg zurück finden würde. Ich schicke, in solchen ungewissen Zeiten, ungern fähige Schüler in eine unbekannte Welt, wisst ihr?“ Marie verzog das Gesicht. „Und was ist deine Meinung zu Eri? Warum gerade jetzt? Sie hätte doch auch schon viel früher zuschlagen können.“ „Damals, als Asura die Hexen im Osten tötete, war sie mit dabei. Gut möglich, dass sie sich rettete, indem sie in eine andere Welt verschwand.“, erklärte ihnen der Shinigami. „Das bedeutet, sie möchte Rache für den Tod der anderen Hexen.“, stellte Spirit nun fest. „Ja, ganz so wird es sein. Aber hey, wir sollten uns nicht so viele Sorgen machen. Vielleicht löst sich das Problem ja ganz von alleine!“, gab der Shinigami optimistisch zurück. Spirit verzieht das Gesicht zu einem schiefen Lächeln. „Das wäre zu schön, um wahr zu sein.“

Jun

Ihre Gedanken rasten. 'Was mache ich eigentlich hier?', fluchte sie in Gedanken. Aber da hatte sich schon, wie von selbst, ihre Hand gehoben und gegen die Tür geklopft. Sie wusste, dass es eigentlich nur 2 Möglichkeiten gab. Sie blieb in ihrer Welt voll Misstrauen gegenüber diesen Leuten, oder sie versuchte, mit ihnen klar zu kommen und gemeinsam einen Ausweg zu finden. An Bord bleiben oder Springen. Dazwischen gab es nichts. Von drinnen hörte man das Rascheln einer Bettdecke. Die Tür öffnete sich einen Spalt und zwei erstaunte, lilafarbene Augen starrten ihr entgegen. „Anuhea? Was machst du hier?“, fragte Lenalee verwirrt. „Du warst doch diejenige, die sagte, ich solle vorbei kommen.“, es gelang ihr nicht, den leichten Ärger in ihrer Tonlage zu unterdrücken. Ihr Gegenüber runzelte die Stirn. „Ich weiß. Komm rein.“, mit diesen Worten trat sie von der Tür zurück. Anuhea ging in den Raum und setzte sich auf den Stuhl, den die Exorzistin ihr anbot.
 

„Sein Name war Jun. Jun Sumida.“, begann die Braunhaarige unvermittelt. Mit traurigen Augen sah sie auf. „Was ist passiert?“, fragte Lenalee bedrückt und so erzählte die Waffenmeisterin ihr die ganze Geschichte.
 

Sie saß alleine auf dem Schulhof der Shibusen. Es war ihr erster Tag und sie war alleine. Niemand traute sich in ihre Nähe zu kommen. Versuchte sie, zu jemanden Kontakt aufzunehmen, schreckten sie zurück. Alle. Die Elfjährige war den Tränen nahe. Immer wieder rief sie sich ins Gedächtnis, dass die anderen nur Angst hatten, weil sie eine Kanai'i war. Auch wenn schon längere Zeit niemand mehr mit diesem Namen die Schule betreten hatte, wussten doch alle, was das bedeutete. Wenn sie nur etwas nach ihrem Vater kommen würde, wird aus ihr nicht nur eine furchtlose Kämpferin, sondern auch eine hervorragende Schülerin. Sie nahm ein Schluck aus ihrer Wasserflasche. Aber war das ein Grund, sie zu meiden? Ihren Vater hatte sie ja schließlich nie kennengelernt. Er war kurz vor ihrer Geburt bei einer Mission ums Leben gekommen. Eine Stimme hinter ihr Riss sie aus ihren Gedanken. „Hallo.“, ein Junge grinste sie an. Er hatte bläulich-weiße Haare und seine Augen waren fast vom selben Ton. Er war vielleicht 2 Jahre älter, schätzte sie. „Ich bin Jun. Ich bin eine Sense. Könntest du dir vielleicht vorstellen, meine Partnerin zu werden?“, er errötete leicht. Ihre Mine erhellte sich und sie flog ihm förmlich um den Hals. „Sehr gerne!“, lachte sie und fügte hinzu „Ich bin Anuhea. Aber eigentlich werde ich nur Anu genannt.“
 

Die ersten Monate vergingen wie im Flug und die beiden lernten schnell. Die Ausbildung zur Sensenmeisterin kostete sie viel Zeit, aber sie hatte schließlich ein Ziel zu erreichen. Sie wollte mindestens genauso stark werden, wie ihr Vater. So trainierte sie hart und immer, wenn sich die Möglichkeit ergab, nahm sie eine Zusatzstunde bei einem der Lehrer. Schnell war klar, dass sie wesentlich weiter war, als Jun. Aber das machte ihr nichts aus. Immerhin war sie der Meinung, dass die beste Waffe dem Meister nichts nützt, wenn dieser ein Versager war. So absolvierten sie Mission für Mission und so waren schnell die ersten 1 ½ Jahre der Ausbildung absolviert.
 

An einem Sommertag, in ihrem zweiten Jahr, nahmen sie mal wieder einen Auftrag entgegen. Das Ziel lag nicht weit entfernt von der Shibusen und sie entschieden sich, mit den Fahrrädern dorthin zu fahren. Es war ein schöner Tag, die Sonne lachte vom Himmel. „Das wird dann Nummer 68! Noch 31 weitere Seelen und dann schnappen wir uns eine Hexe!“ grinste Anuhea den inzwischen 15-jährigen Jun an. „Erstmal diese Mission erledigen, Anu. Dann können wir an die Nächste denken.“, Optimismus gehörte eindeutig nicht zu den Stärken des Jungen. Sie lachte und trat kräftiger in die Pedale. „Dann mal los!“, rief sie ihm noch zu, als eine Explosion sie vom Rad fegte. Jun rannte zu ihr. „Bist du in Ordnung?“, fragte er besorgt. „Jaja, nur ein paar Kratzer. Hilf mir doch bitte mal hoch.“, damit reichte sie ihm ihre Hand und er zog sie auf die Beine. Sie blickten sich um, eine Seele konnte Anuhea nicht erkennen. „Zeig dich, du Feigling!“, stieß die Meisterin zornig heraus. „Du solltest dich besser verwandeln. Ich glaube nicht, dass wir es hier mit einem normalen Gegner zu tun haben.“, sagte sie an ihren Partner gewandt. „Du meinst, hier ist eine Hexe?“, fragte dieser geschockt und erhielt nur ein Nicken als Antwort. „Sollten wir dann nicht lieber versuchen zu fliehen?“, wollte er wissen. „Meinst du, das würde ich zulassen? 2 Schüler der Shibusen weniger, diese Chance darf ich mir nicht entgehen lassen!“, kicherte eine unbekannte Stimme aus dem Wald. Jun zögerte keinen Moment mehr und verwandelte sich in eine Sense. Er musste seine Meisterin im Kampf unterstützen und schützen, soweit dies möglich war. Die nächste Explosion kam überraschend und heftig, sodass Anuhea die Sense aus der Hand rutschte. Als sie aufblickte, beugte sich gerade eine Gestalt über den zurückverwandelten Jun und hatte ihn am Kragen gepackt.
 

Mit einem Schrei stürzte sie sich auf die Gestalt und formte, wie im Einzelunterricht gelernt, die Spitze einer Gleve aus ihrer Hand. Die dunkelgrüne Klinge hatte die gleiche Farbe wie ihre Augen. Vereinzelt zuckten hellgrüne Blitze über die Oberfläche. Mit all ihrer Kraft rammte sie die Klinge in den Körper der Gestalt und schlug mit dieser gemeinsam gegen den nächsten Baum. „Das ist ja mal eine Überraschung!“, presste die Hexe hervor und schon wurde Anuhea von einer weiteren Explosion zurückgeschleudert.
 

Als sich der Staub gelegt hatte, fand Jun sie auf dem Boden liegend in einer Lache ihres eigenen Blutes. Von der Hexe war keine Spur mehr zu sehen. Er presste das schwer atmende Mädchen an sich. „Anu, hörst du mich? Halte durch, mach keinen Scheiß! Ich bring dich in die Schule zurück, hörst du?“, Tränen bahnten sich ihren Weg seine Wangen hinunter. Er hob seine Meisterin behutsam hoch. „Es ist alles meine Schuld. Wäre ich doch nur stärker. Dann wäre das nie passiert!“, machte er sich Vorwürfe während er schnellen Schrittes auf den Waldrand zuging. Von weitem hörte er Schritte, die sich auf ihn zu bewegten. Er presste sie enger an sich und versteckte sich im Schatten der Bäume. Erleichtert atmete er auf, als er seinen Lehrer Sid, sowie weitere Schüler der Shibusen erkannte. Er trat aus seinem Versteck und während sie gemeinsam zurück zur Schule gingen, schilderte die Sense den Vorfall.
 

Es vergingen einige Wochen, bis sie sich vollständig von ihren Verletzungen erholt hatte. Was jedoch schwerer wog, als der Schmerz ihrer Wunden war, dass sich Jun immer weiter von ihr distanzierte. Selbst in der gemeinsamen Wohnung ging er ihr aus dem Weg. Eines abends hielt sie es nicht mehr aus, als er wortlos nach Hause kam und direkt in sein Zimmer abbog. „Was soll das eigentlich?“, keifte sie ihn an. „Hast du vergessen, dass wir Partner sind? Wir beschützen uns nun einmal gegenseitig. Ich brauche dich genauso, wie du mich. Und außerdem bist du mir verdammt wichtig...“, waren die ersten Worte noch gebrüllt, so leise und von Tränen erstickt war der letzte Satz. Jun strich ihr ein paar Strähnen aus dem Gesicht. „Aber was tauge ich dir als Partner, wenn ich dich nicht beschützen kann? Wenn ich zu schwach dafür bin? Außerdem kannst du scheinbar auch sehr gut auf dich alleine auspassen“, antwortete dieser. Ungläubig starrte ihn Anuhea an. „Du bist nicht schwach! Und alleine möchte ich erst recht nicht kämpfen! Gemeinsam finden wir einen Weg und werden zusammen stärker!“ Der Junge nickte. „Ja, wir sollten es zumindest versuchen.“ 'Und ich habe da ja noch eine andere Idee.', fügte er in Gedanken hinzu. „Du hast ja recht. Entschuldige bitte. Die letzte Zeit war sehr schwer für mich. Ehrlich gesagt, bin ich total fertig und möchte jetzt nur noch ins Bett. Ich hoffe, du bist mir nicht mehr böse.“, er umarmte seine Meisterin kurz. Sie wünschten sich eine gute Nacht und gingen beide zu ihren Zimmern.
 

Später in der Nacht wurde sie von dem Knarzen einer Tür geweckt. Das war eindeutig die Zimmertür von Jun. Sie stand auf und fand ihren Partner im Wohnzimmer wieder, als dieser sich gerade seine Schuhe anziehen wollte. „Wo willst du um diese Uhrzeit noch hin?“, bei dem Klang ihrer Stimme zuckte er zusammen. „Ich kann nicht schlafen. Ich wollte mir noch ein wenig die Beine vertreten.“, bekam sie als Antwort. Anuhea sah ihn fragend an. „Du gehst doch sonst nicht spazieren. Alles in Ordnung? Soll ich vielleicht mitkommen.“ „Nicht nötig, ich bin bald wieder da.“, mit diesen Worten war er schon zur Tür heraus und ließ ein sichtlich verwirrtes Mädchen alleine in der Wohnung.
 

Dieses Schauspiel wiederholte sich einige Tage und Jun wurde immer eigenartiger. So schlich seine Meisterin ihm eines Nachts nach. Ihre schlimmste Befürchtung wurde bestätigt, als sie miterleben musste, wie Jun eine reine Seele verzehrte. Mit Tränen in den Augen lief sie zur Schule. Sie musste sofort den Shinigami davon unterrichten.
 

„Das sind schwere Anschuldigungen die du da gegen deinen Partner erhebst. Bist du dir sicher, dass es so war?“, fragte dieser als Anuhea mit ihrem Bericht geendet hatte. Sie nickte unter Tränen. „Sonst wäre ich nicht hier und...“, ihre Stimme versagte. Der Verrat ihres Partners schmerzte schlimmer als alles, was sie, was sie bisher kannte. „Dann weißt du, was zu tun ist“, Spirit fixierte sie mit ernstem Blick. Sie nickte erneut. Ja, sie wusste, was nun zu tun war. Und sie hatte Angst davor.

Vollpfosten

Mit einer entschuldigenden Mine nippte sie an ihrem Tee. „Ich glaube, ich habe ein wenig zu weit ausgeholt.“, sie zwang sich zu einem schiefen Lächeln. „Nein, nein. Alles in Ordnung. Jetzt verstehe ich auch, wer du bist. Was du machst. Aber was war es, was zu tun war?“, erwiderte Lenalee. Anuhea ließ den Kopf hängen und murmelte in ihren Tee. „Was sagtest du?“, wollte ihr Gegenüber wissen, doch sie ahnte schon, was die Antwort war. „Ich musste ihn töten. Ich hatte keine andere Wahl.“, wiederholte die Sensenmeisterin ihre Worte. „Das tut mir wirklich leid.“, sie spürte die Hand der anderen Frau auf ihrem Knie.
 

Sie wusste, dass das Bedauern von ihr echt war, dennoch schüttelte sie den Kopf. „Du warst nicht dabei, hattest keinen Anteil an seinem Fall. Dir brauch nichts leid zu tun, denn es ist nicht deine Schuld.“ „Aber zu sehen, dass nach so vielen Jahren,“, sie unterbrach sich selbst. „Wie viele sind es? 10 Jahre? Dass du jedenfalls nach all dieser Zeit immer noch darunter leidest, das tut mir sehr leid für dich.“, auch diese Worte Lenalees waren ernst gemeint. „Etwas mehr als 10 Jahre, ja. Aber der Schmerz wird nicht vergehen. Das ist auch gut so. Er erinnert mich daran, nicht vom rechten Pfad abzukommen. Egal wie nobel mein Motiv auch sein mag.“, sie schaute zu ihrer Gesprächspartnerin und legt den Kopf etwas schief. „Ich weiß, dass Jun es nur tat, weil er dadurch stärker werden wollte. Um mich zu schützen. Ich hätte das früher begreifen und ihn zur Vernunft bringen müssen. Ich habe als Meisterin versagt.“, Lenalee erschauderte aufgrund der harten Worte der anderen. Selbsthass war deutlich darin mitgeschwungen. Ein Ruck ging durch den Körper der Braunhaarigen und der Kopf hob sich. Ihr Mund zu einem leichten Lächeln geformt.
 

„Auch, wenn das nicht so scheint, aber in meiner Welt habe ich wirklich gute Freunde. Und ja, ich mache mir Sorgen um sie. Große sogar. Ich frage mich immer und immer wieder, warum ich hierher geschickt wurde. Diese Hexe hat damit einen Zweck verfolgt.“, vertraute sie sich der Exorzistin an. „Du hattest erzählt, dass du aus einer kampferprobten Familie stammst. Könnte es sein, dass sie dich los haben wollte?“, schlug die Grünhaarige vor. Für sie klang dies alles logisch. Die Hexe wollte diese Shibusen schwächen. „Vermutlich ja. Ich hoffe inständig, dass die anderen diese Möglichkeit auch berücksichtigen. Oder ich früh genug wieder zurück bin.“, Anuheas Mine verzog sich bei diesen Worten etwas. Dann erhob sie sich. „Jedenfalls vielen Dank fürs Zuhören. Ich werde versuchen, nicht mehr ganz so unfreundlich zu sein.“, sagte sie, bemüht freundlich. „Achso, das hätte ich fast vergessen. Lenalee, darf ich dich um einen Gefallen bitten? Würdest du mir sagen, wo ich Lavis Zimmer finde? Ich glaube, auch ihm bin eine Erklärung schuldig.“ Lenalee lächelte. „Natürlich, das ist ganz leicht zu finden. Allerdings solltest du dich erst einmal hinlegen. Es ist schon spät und ich könnte mir vorstellen, dass auch Lavi bereits schläft.“, dann erklärte sie ihr den Weg.
 

Am nächsten Morgen ging die Braunhaarige erst einmal in die Kantine. 'Vielleicht ist er auch dort. Das macht die Szene unter Umständen nicht ganz so entwürdigend.' Sie stand im Eingang der Kantine und ließ ihren Blick über die Besucher gleiten. 'Kein Rotschopf zu sehen.', stellte sie fest und trat zu Jerry. „Was darf's zum Frühstück sein?“, fragte dieser. „Nur einen grünen Tee bitte.“, erwiderte diese, als ihr eine Idee kam. „Jerry? Sag mal, war Lavi heute schon hier?“ Er schüttelte mit dem Kopf. „Gestern Abend auch nicht. Vermutlich ist er wieder auf Mission.“ 'Brütete dieser Idiot etwa seit meinem Auftritt gestern über den, von ihm, erwähnten Büchern?', fragte sie sich. Oder nahm sie einfach ihre Worte ihm gegenüber zu wichtig? Lenalee hatte ihr gestern erzählt, was es bedeutet, ein Bookman zu sein. Sie persönlich empfand diese Regeln als hinterwäldlerisch. 'Wie kann man von einem Menschen erwarten, keine Gefühle zu zeigen?', auch Lenalee hatte keine Antwort darauf.
 

„Was isst er denn immer zum Frühstück? Dann bring ich es ihm vorbei!“, schlug sei vor. 'Was für eine gute Idee, du bist ein Genie!', lobte sie sich selbst in Gedanken. So hatte sie auch einen Grund, dort vorbeizuschauen. „Lavi bestellt meistens das, was der letzte auch bestellt hat. Es sei denn, Allen hat wieder versucht meine Vorratskammer zu plündern. Oder es ist Soba. Ich glaube auch kaum, dass er sich mit einem grünen Tee zufrieden gibt. Ich mach ihm einfach eine Suppe. Sollte er krank sein, wird das genau das Richtige für ihn sein!“ und schon wirbelte Jerry in seiner Küche umher. 'Was soll das für ein Schwachsinn? Warum isst er nicht das, was er möchte? Und warum zur Hölle kein Soba? Soba ist gesund, reichhaltig und liegt nicht so schwer im Magen wie so viele andere Gerichte! Aus diesem Kerl wird sie wirklich niemals schlau.', sie seufzte. Als Jerry ihr die Schüssel Suppe überreichte, dankte sie artig, trank ihren Tee aus und machte sich auf dem Weg.
 

Am Eingang angekommen wurde sie von einem hochgewachsenen Mann angerempelt. Beinahe hätte sie die Suppe verschüttet. „Verdammt noch mal, hast du keine Augen im Kopf?“, fuhr sie ihn an und blickte auf. Er hatte lange, dunkelblaue Haare und einen Blick, der auf der Stelle töten könnte. Sie tauschten noch einige giftige Blicke aus, bis sie sich darauf besann, was sie eigentlich tun wollte. Kopfschüttelnd drehte sie um und ging den Flur entlang. „Was für ein Vollpfosten!“, sagte sie gerade laut genug, dass er es noch hören konnte und verschwand um die nächste Ecke. Aber irgendwoher kannte sie ihn. 'Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um über so etwas zu grübeln!'

Gelegentlich eine Kratzbürste

Nun stand sie schon wieder vor einer dieser Holztüren und war sich nicht sicher, was sie eigentlich hier tat. Sie zwang sich zum Klopfen und lauschte. Ein Buch wurde geräuschvoll zugeklappt, ein Stuhl schob sich nach hinten. Schwere Schritte wurden immer lauter und die Klinke ging nach unten. Die Tür ging auf und gab somit nicht nur den Blick auf ein, mit Büchern vollgestopftes, Zimmer frei. Auch ein sichtlich abgespannter Rotschopf stand im Türrahmen. Sein Blick fragend, als er seinen Besucher erkannte.
 

„Jerry hatte die Befürchtung, du seist krank, da du gestern nicht zum Abendessen in der Kantine warst.“, log sie, um die Stille zu unterbrechen. Erst jetzt sah er die dampfende Suppe und nahm ihr die Schüssel aus der Hand. „Danke.“, war die knappe Antwort. Er war bereits dabei, die Tür zu schließen, als Anuhea ihren Stolz über Bord warf. „Hör mal, ich weiß, dass meine Worte mit einer einfachen Entschuldigung nicht vergessen sind. Aber es tut mir wirklich leid, was ich gesagt habe. Auch mein Verhalten in der Kantine war mehr als unangebracht.“, sie sah ihn an. Lavi nippte ausdruckslos an der Suppe. Damit war ihr klar, dass er es ihr nicht so leicht machen würde. „Wie auch immer. Ich wollte dir nur sagen, dass die Worte aus Zorn heraus entstanden sind und...“, eine Pause entstand, während sie fieberhaft nach den richtigen Worten suchte. „Alles in Ordnung, ich hab schon verstanden. Lass uns einfach noch einmal von vorne beginnen.“, schlug er grinsend vor. Sie nickte erleichtert.
 

„Hallo. Ich bin Lavi. Exorzist und Bookman. Und du?“, fragte er im belustigten Plauderton und reichte ihr die Hand. „Hi. Mein Name ist Anuhea. Sensenmeisterin der Shibusen und gelegentlich eine Kratzbürste.“, stellte sie sich vor und nahm seine Hand, bevor beide in Gelächter ausbrachen. „Komm rein. Ich glaube, ich bin auf etwas gestoßen, dass uns weiterhelfen könnte.“, mit einem Wink deutete er auf den Schreibtisch. Sie ging an ihm vorbei in die Mitte des Raumes. Er schloss die Tür, leerte die Schüssel mit einem großen Zug und stellte diese zur Seite. Danach setzte er sich an seinen Tisch und schlug einen dicken Wälzer auf. Ein Notizzettel kam zum Vorschein. Interessiert las sie den Zettel.
 

„Heiliger Shinigami!“, murmelte sie erschrocken. Dann klopfte sie dem Bookman hart auf die Schulter. „Ich muss das von eben zurücknehmen! Du bist doch ein Teufelskerl!“, lachte sie und zwinkerte ihm zu. Er kratzte sich verlegen den Nacken. „Ich hab ja nur raus geschrieben, was in den den Büchern stand und ein wenig kombiniert.“ „Mit Lob kannst du auch nicht umgehen, oder?“, stellte sie trocken fest. „Loben kannst du mich, wenn du kurz vor deiner Abreise stehst. Und selbst dann weiß ich nicht, ob das nicht immer noch zu früh ist. Du könntest ja sonst wo rauskommen. Wir können das ja nicht testen. Es sei denn, Komui gibt dafür einen seiner Roboter her. Wobei ich mir da auch nicht sicher bin, ob das Risiko für deine Welt nicht viel zu groß ist.“, grinste der Rotschopf und erkannte, dass er ihr da noch was erklären musste. „Lass uns mal hiermit zu Komui gehen. Könntest du die zwei Bücher auf dem Bett nehmen? Auf dem Weg erkläre ich dir, was es mit Komuis Robotern auf sich hat.“, mit den Worten erhob er sich und Anuhea griff nach den beiden Büchern.
 

Auf dem Weg erzählte Lavi von durchdrehenden Robotern mit Kochprogramm, Oktopus-Beschussanlage und vielem mehr. Die Braunhaarige schüttelte ungläubig den Kopf. „Das musst du mir jetzt alles erzählen? Und vorher sagst du noch, dass er dieses Ding eventuell für das Portal bauen muss? Du bist aber auch ganz schön sadistisch veranlagt, oder?“, sie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. „Keine Sorge, ich glaube, wenn er sich ein wenig zusammenreißt, baut der dieses Ding im Handumdrehen! Du wirst sehen“, versuchte er sie zu beschwichtigen. „Oder ich komme zurück und habe einen Oktopus auf dem Kopf, ja?“, beide lachten bei der Vorstellung, wie sie wutentbrannt wieder aus dem Portal marschierte und Komuis Kopf, lautstark schimpfend, auf die Tischplatte hämmerte.
 

Sie betraten, immer noch lachend, das Büro und wurden angeschaut, als seien sie Geister. Lenalee trat hinter ihnen mit einem Tablett Kaffee in den Raum. „Schön, dass ihr euch vertragen habt“, zwinkerte sie den beiden zu und hielt ihnen das Tablett hin. Während sich der Bookman freudig bediente, lehnte die Sensenmeisterin freundlich ab. „Ich glaube, wir haben hier was durchaus Hilfreiches gefunden!“, verkündete er im Raum. „Wir?“, fragte Anuhea irritiert und Lavi grinste sie an. „Wärst du nicht vorbei gekommen, hatte ich wahrscheinlich noch 3 Tage im Zimmer gesessen und alles durchgesehen, was nur im Entferntesten mit dem Thema zu tun hat.“, gestand er ihr. Beschämt schaute sie auf dem Boden. 'Also haben ihn meine Worte doch mehr getroffen, als er zugeben wollte. Ich bin aber auch ein Idiot. Dabei dachte ich, dass sie gar nicht mal so hart gewählt waren...', dachte sie. Die Braunhaarige lächelte ihn entschuldigend an, aber er winkte nur lächelnd ab. „Erspare mir bitte noch einen deiner dilettantischen Entschuldigungsversuche“, damit streckte er ihr neckisch die Zunge raus. Gespielt beleidigt, trat sie ihm genau so fest in die Kniekehle, dass er sich gerade noch auf den Beinen halten konnte. „Hey, du Kratzbürste!“, schalt der Angegriffene und beide lachten wieder los.
 

Komui schaute verwirrt. Woher kam plötzlich die gute Laune und warum verstehen sich Lavi und Anuhea auf einmal? Ein Blick zu seiner Schwester genügte, um zu wissen, dass er später alles erklärt bekommen würde. Also akzeptiere er die Situation vorläufig und freute sich insgeheim über diese Entwicklung.
 

„Dann zeigt mir mal, was ihr so herausgefunden habt!“, forderte der Leiter des Ordens die beiden auf.

Die Revanche

Reever blickte begeistert in die Runde. „So könnte es gehen. Und wenn wir dazu die Arche verwenden könnten, wäre das einfach großartig. Das würde den Aufwand ein wenig minimieren!“ „Schon, ja.“, entgegenete Komui skeptisch. „Aber wir wissen nicht, wie realistisch das Ganze ist.“ „Es ist ein Versuch wert, oder? Ich kenne mich jetzt zwar nicht mit eurer Arche aus, aber es scheint möglich zu sein.“, warf Anuhea an. 'Jeden Tag, den ich hier festsitze, könnte bei den anderen etwas passieren. Ich kann einfach nicht mehr warten!', dachte sie bei sich selbst. „Also schön. Lasst mir bitte noch ein wenig Zeit. Ich muss darüber noch ein wenig nachdenken. Ich rufe euch, wenn ich zu einer Lösung gekommen bin!“, verkündete der Lilahaarige. Den aufkeimenden Zorn versuchte die Sensenmeisterin zu ersticken. Sie hatte gehofft, dass es sofort loslegen würden. Lavi sah sie von der Seite an und verschränkte die Arme im Nacken. „Was hältst du davon, wenn wir so lange mal ein wenig frische Luft im Garten schnappen gehen?“, fragte er. Sie nickte. Ein wenig Ablenkung würde ihr gut tun. Außerdem war sie in den 2 Tagen noch kein einziges Mal draußen gewesen.
 

Sie betraten gemeinsam den Hof und sie sog die frische Luft tief ein. „Das war ausnahmsweise mal eine gute Idee, Besserwisser!“, neckte sie ihn. „Wie heißt es so schön? Auch ein blindes Huhn, findet mal ein Korn.“, lachte der Rotschopf und sie stimmte mit ein. Sie wussten, dass sie beide an das selbe dachten: Ein aufgescheuchtes Huhn mit Augenklappe. „Das ist wirklich furchtbar!“, nörgelte sie künstlich. „Das ist, als würde ich mit mir selber Scherze machen!“
 

Der Bookman nickte. „Ganz schön eigenartig, ja. Aber ist es vielleicht nicht logisch, dass man in einer Parallelwelt jemanden wie sich selbst findet?“ Sie war sich nicht sicher, ob es eine Frage oder eine Feststellung war. Aber natürlich war das möglich. Sie nickte während sie sich auf einer Bank niederließen. „Da könntest du durchaus recht haben. Aber wäre diese Person dann nicht auch optisch näher an mir dran?“, fragte sie. „Das muss ja nicht sein. In einer Parallelwelt wird ja alles noch einmal neu zusammengewürfelt“, gab ihr Gesprächspartner zu bedenken. „Das stimmt schon. Aber ein anderer Genpool ist gleichbedeutend, dass die Menschen anders sind. Das zeigt ja schon alleine die Entwicklung zwischen unseren beiden Welten. Ihr habt 'Innocence', das ist irgendwie wesentlich greifbarer als unser 'Blut'. Worauf ich aber hinaus will: Wenn die ursprünglichen Menschen schon anders sind, wie können dann dabei Personen entstehen, die den Personen aus einer anderen Welt ähneln? Und dies dann auch noch zur gleichen Zeit?“ Lavi packte sich an das Kinn und dachte nach. „Das ist eine wirklich gute Frage. Ich habe keinen leisen Schimmer!“ Er grinste. Die Braunhaarige schaute ihn an. „Also wenn dich ungelöste Fragen so glücklich stimmt, dann habe ich noch jede Menge für dich, die du mit Sicherheit nicht beantworten kannst!“, zwinkerte sie ihm zu. Lachend stand er auf. „Gehen wir noch ein paar Meter?“ Sie nickte und richtete sich ebenfalls auf. 'Der Himmel ist richtig schön blau', stellte sie fest, als sie den Kopf in den Nacken legte. Kurz schloss sie die Augen und genoss die sanfte Brise, die ihr um die Nase wehte.
 

Sie öffnete die Augen wieder. 'Wo verdammt ist Lavi jetzt hin?' Fragend schaute sie sich um. Keine Menschenseele mehr zu sehen. „Lavi?“, rief sie. „Hey, wo steckst du?“ Als sie, immer noch suchend, um die nächste Ecke ging, stieß sie mit jemanden zusammen. „Huch, Entschuldigung! Ich hab sie echt nicht gesehen! Ich suche Lavi, haben sie ihn zufällig gesehen?“, fragte sie und schaute auf. Wütende Augen fixierten sie. Seine Gesichtszüge verzogen sich, Hass war deutlich darauf zu lesen. Die langen, blauen Haare waren zu einem strengen Pferdeschwanz gebunden und fielen glatt herunter. „Deine Suche nach Baka-Usagi musst du erst einmal verschieben. Ich will Revanche. Und zwar jetzt gleich!“ Sie schluckte. Das war der Typ, der sie vor ein paar Tagen hierhin geschleppt hatte. Und er sah nicht gerade so aus, als hätte er Lust auf ein Kaffeekränzchen mit Tratsch und Klatsch.

Ortung

B.J. hatte seinen Kaffee und jeder hat das Nötigste aus seiner Wohnung zur Shibusen gebracht. Nun lagen sie auf ihren provisorischen Betten und diskutierten über die Ereignisse. „Meint ihr, er wird es schaffen? Kann man aus magischen Werkzeugen tatsächlich jemanden in einem Paralleluniversum orten?“, fragte Tsubaki nachdenklich. „Wenn das einer schafft, dann B.J.“, gab Maka zurück. „Ich weiß, was Tsubaki damit fragen wollte: Sind die Werkzeuge überhaupt in der Lage, so etwas zu schaffen?“, konkretisierte Soul die Frage Tsubakis. Sie nickte zustimmend. „Tja, das weiß wahrscheinlich zurzeit noch niemand.“, sprach Kid das aus, was eigentlich alle wusste. „Es ist wirklich nicht cool, hier herum zu sitzen und nichts machen zu können.“, gab der Weißhaarige von sich. Maka lehnte sich an seine Schulter. „Ich weiß. Uns geht’s allen so. Aber wir können jetzt nichts anderes tun.“, sie schaute bedrückt in die Runde. „Wir sollten jetzt besser schlafen“, mahnte Tsubaki. „Sollte uns tatsächlich ein Angriff bevorstehen, brauchen wir alles an Energie, die wir aufbringen können.“
 

Der nächste Morgen brach ohne besondere Vorkommnisse herein. Sie frühstückten gemeinsam und so langsam wurde es in der Schule wirklich voll. Stein hatte alle Schüler der Shibusen vorgeschrieben, bis 12 Uhr nachmittags vor Ort zu sein. Es wurden Notunterkünfte zur Verfügung gestellt und jeder musste sich mitbringen, was er für die Zeit in der Schule benötigte. Also war jede Menge zu tun und sie packten alle fleißig mit an. So konnte sich wenigstens jeder ein wenig ablenken.
 

Als Maka und Tsubaki gerade Schülerinnen der NOT-Klasse den provisorischen Schlafraum zeigten, trat Marie zu ihnen. „Kinder, wenn ihr hier fertig seid, kommt doch bitte zum Shinigami. Bringt die anderen auch mit.“, sie lächelte kurz und verschwand sofort wieder.
 

Die Mädchen liefen los und sammelten ihre Freunde ein. Wenig später standen sie vor dem Shinigami und B.J. berichtete von den Möglichkeiten, mit den Werkzeugen eine Ortung durchzuführen und ein Portal zu erschaffen. Als er den Bericht abschloss schaute er in die Runde. „Also kurz gesagt, es ist möglich. Bis ich aber soweit bin, kann gut noch eine Woche vergehen.“ „Die Zeit haben wir nicht“, warf Azusa ein, die gerade erst in den Raum gekommen war. „Was willst du damit sagen?“, Kid schaute sie mit verengten Augen an. „Ganz einfach, wir konnten Truppenbewegungen feststellen. Es sind nicht besonders viele, aber starke Gegner.“, klärte sie die Anwesenden auf. „Von wie vielen sprechen wir hier?“, wollte Spirit wissen. „Knapp 800 Mann. Hexen und andere Wesen. Auch Menschen. Was uns genau bevorsteht, kundschaftet Sid gerade aus. Nach ersten Schätzungen brauchen sie noch knapp einen Tag bis hierhin.“, antwortete die Schwarzhaarige. „Dann benötigen wir die Macht der magischen Werkzeuge zur Verteidigung der Shibusen. So leid mir das auch tut, aber die Rettungsmission für Anuhea muss warten.“, bestimmte der Shinigami. Stein nickte. „Wir sollten uns jetzt dringend über einen Notfallplan unterhalten. Das könnte nämlich ganz schön hässlich werden.“
 

„Dann geht es also los“, murmelte Kid und schaute zu seinen Freunden. „Wir sollten besser auf alles gefasst sein.“ „Ach, was wollen die paar Leute gegen einen Gott wie mich ausrichten?“, grinste Black Star. „Wollen wir hoffen, dass du recht behältst, Black Star!“, erwiderte Liz.

Plätzchen und Kuchen

Die Gedanken rasten. „Jetzt mal ernsthaft. Du bist angepisst, weil du mich nicht ohne Weiteres besiegen könntest? Versteh ich voll und ganz. Ab einem gewissen Ehrgeiz ist das echt hart. Aber hör mal, ich komme aus einer anderen Welt. Meine Fähigkeiten unterscheiden sind vollkommen von deinen. Ein Kampf ist einfach nur unfair.“, versuchte Anuhea auszuweichen.
 

Doch Kanda hatte bereits sein Mugen gezogen. „Che. Du bist nur ein Feigling.“, stellte dieser angewidert fest. „Nein, dass bin ich nicht. Aber ich habe keine Lust, dich zu verletzten.“, gab die Braunhaarige zurück. Ein verächtliches Schnauben bekam sie als Antwort. „Hey, das ist doch wie, wenn man Plätzchen und Kuchen vergleicht. Beides sind Backwaren, aber trotzdem total verschieden!“ 'Oh man, ein besseres Beispiel ist dir jetzt nicht eingefallen, was?', schalt sie sich innerlich. „Ich hasse Süßes!“, war die spärliche Antwort, während sich der Schwertkämpfer in Position brachte. 'Na toll. Das wird ja immer besser... Soll ich wirklich mit ihm kämpfen? Aber ein bisschen Übung kann ja eigentlich nicht schaden.' Außerdem hatte sie ihn als hervorragenden Kämpfer in Erinnerung. Aber sollte sie das wirklich tun?
 

'Was ist, wenn sie ihn ernsthaft verletzte? Quatsch! Er will es ja selbst so. Ich brauche ihm ja nicht gleich die Kehle aufzuschlitzen!', ein böses Grinsen stahl sich über ihr Gesicht. „Und was meinst du, kannst du mit deinem Filetiermesser gegen mich ausrichten, Yu?“, fragte sie mit einem spöttischen Ton. 'Ein bisschen Trash-Talk hat noch keinem geschadet', dachte sie. Lavi hatte ihr erzählt, dass man ihn mit seinem Vornamen besonders gut auf die Palme bringen konnte. Trotzdem war sie überrascht, wie schnell der Zorn in dem Mann ihr gegenüber hochkochte. „Mein Name ist Kanda! Wage es ja nicht, noch einmal meinen Vornamen zu verwenden! Und bleidige meine Waffe nicht! Sonst schneide ich dich in Stücke!“, die Stimme war von Hass erfüllt. Damit kannte sie sich aus. So mochte sie ihre Gegner. Wenn sie so richtig heiß gelaufen sind vor Zorn, machten sie die meisten Fehler. Aber sie war noch nicht fertig. Wieder legte sich ein breites Grinsen auf ihr Gesicht. „Wirklich? Du willst mich mit deinem stumpfen Brieföffner tatsächlich in Stücke schneiden? Das will ich sehen. Yu.“, in seinen Namen legte sie noch einmal eine ordentliche Portion Spott, obwohl sie schon gemerkt hat, dass seine Ader an der Schläfe beim Verhöhnen seiner Waffe bedrohlich anfing zu pochen.
 

Ohne eine weitere Antwort ging er in den Angriff über. Um seinen Hieb zu blocken, verwandelte sie ihre rechte Hand wieder in die grüne Gleve. Die Waffe, die in ihr wohnte. Gleichzeitig wich sie zur Seite hin aus, sodass sie nun vor dem Rücken ihres Gegners stand. Sie hob ihre linke Hand, um eine Seelenwelle in seinen Körper zu jagen, aber er hatte sich schon umgedreht. „Du bist schnell.“, stellte sie fest, während sie einem weiteren Hieb auswich. Wieder parierte sie einen Schlag Kandas mit ihrer Klinge. Mittlerweile hatte sie beide Hände verwandelt. Ein wilder Kampf entbrannte zwischen den beiden Kontrahenten. Anuhea konnte eine Schlagfolge von dem Exorzisten abwehren und brachte ein paar Schritte Abstand zwischen ihnen. Beide atmeten bereits schneller. Der Blauhaarige hob sein Katana erneut und schnellte auf die Sensenmeisterin zu. Die Attacke war präzise geführt, jedoch konnte sie die Waffe mit ihrer Gleve und einem Schritt seitwärts ausweichen.
 

„Also jetzt mal ehrlich. Das ist total unfair. Ich hab hier 2 Gleven und du nur dein Brotmesser. Und weil ich heute einen guten Tag habe, können wir uns auf ein unentschieden einigen. Was sagst du?“, eigentlich wäre es ihr ganz recht, wenn sie das Kriegbeil begraben würden. Zwar machte es Spaß, mit ihm zu kämpfen, allerdings wollte sie auch endlich mit ihrer Heimkehr weiterkommen.
 

Ein teuflisches Grinsen stahl sich über sein Gesicht. „Das kann ich auch. Zweite Illusion: Nigentou!“, kam es von ihm und plötzlich stand er mit zwei Katana in der Hand da. „Ui. Das ist mal ein Ding! Jetzt hast du zwei Zigarrenschneider!“, platze es aus Anuhea heraus. Eine vertraute Stimme hinter ihr fing an zu lachen. „Ja, wenn du ihn reizt, fährt er auch mal härtere Geschütze auf“, stellte Lavi fest. „Na komm schon Yu. Lass es gut sein. Unser Gast hat Besseres zu tun als deine Rachegelüste abzubekommen.“ „Nenn mich nicht beim Vornamen“, brüllte der andere und rannte nun auf den Bookman zu.
 

'Holla, der Typ ist jetzt aber richtig im Tunnel', dachte die Braunhaarige und stellte sich ihm in den Weg. „Huhu?! Schon vergessen, dass du eigentlich mich platt machen wolltest?“, grinste sie. Der Rotschopf setzte sich in sicherer Entfernung unter einen Baum und beobachtete den schnellen Schlagabtausch. Er war beeindruckt. Beide waren unglaublich schnell und wendig. Keiner konnte bisher einen Treffer landen. Gerade parierte der Schwertkämpfer einen Stoß der Sensenmeisterin, um dann blitzschnell in den Gegenangriff überzugehen. Sie wich seitlich aus, aber eine der Klingen streifte sie leicht an der Wange. Ein kleines Rinnsal Blut lief ihr Gesicht hinunter. Sie wischte es sich mit dem Ärmel weg und nickte anerkennend. „Respekt. Das war schnell.“, ihr Gegenüber grinste nur böse. „Nagut, dann legen wir mal richtig los“, kam es von ihr und sie ging in den Angriff über. Wieder schlug sie mit den Gleven auf ihn ein, bis sie die erhoffte Schwachstelle in der Deckung gefunden hatte. Kurzerhand hatte sie ihn eine Schnittwunde am Oberarm zugefügt. Überrascht ging Kanda kurz auf Abstand und hielt kurz die Hand auf die Wunde. „Na endlich machst du ernst.“, stellte dieser fest und holte erneut zu einer Attacke aus.
 

Sie parierte ein Katana mit der einen Hand, tauchte unter dem anderen hindurch und stieß ihre Schulter hart gegen ihn. 'Das hat gesessen!', dachte sie sich, doch erholte er sich wesentlich schneller, als sie gehofft hatte. Bevor sie ihren Vorteil nutzen konnte, war er wieder auf den Beinen.
 

„Was machen die beiden da?“, wollte Lenalee wissen, die sich zu Lavi gesellt hatte. Dieser hatte es sich gemütlich gemacht und saß, mit hinter dem Kopf verschränkten Armen, im Schneidersitz bequem unter dem schattenspendenden Baum. „Yu versucht, seine Ehre wieder herzustellen!“, stellte er schulterzuckend fest. „Wir sollten die beiden trennen. Nicht, dass sie sich noch verletzen.“, meinte die Exorzistin besorgt. „Habe ich schon versucht, aber da ist Yu beinahe auf mich los gegangen. Außerdem haben sie sich bisher nicht ernsthaft verletzt. Ein paar Körpertreffer und eine Schnittwunde für jeden.“, erhielt sie als Antwort. Sie seufzte. Sollte sie die beiden wirklich weiter kämpfen lassen? „Mach dir keine Sorgen. Selbst wenn sie sich verletzten, Yu regeneriert eh schnell und Anuhea scheint ja ähnlich drauf zu sein. Sonst hätte sie die Betäubung nicht so schnell verarbeitet.“ 'Da hat er auch wieder recht', dachte sie sich und nickte. Dann sah sie wieder zu den beiden Rivalen, die sich gerade belauerten.

Das Loch in der Deckung

Die Braunhaarige schnaufte. 'Das ist wirklich ein harter Brocken. Ich muss ein Loch in seiner Deckung finden. Anders laufe ich nur ins offene Messer. Im wahrsten Sinne des Wortes...' Sie zermarterte sich bereits den ganzen Kampf über ihren Kopf, um sich eine geeignete Strategie zurecht zu legen. Aber bisher hatte er alle Tricks von ihr durchschaut. 'Er ist wirklich ein erstklassiger Kämpfer.', gab sie gedanklich zu. Vielleicht sollte sie einfach aufgeben. 'Bist du bescheuert? Eine Kanai'i gibt nicht auf!', schalt sie ihre innere Stimme sofort und sie ging wieder in den Angriff über. Sie konnte nicht sagen, wie lange der Kampf nun schon dauerte. Aber es war bestimmt schon eine Stunde vergangen. Bis auf die Kratzer waren bisher beide größtenteils heil geblieben. Anuhea setzte auf ihre Kondition. Sie war lange Missionen gewohnt und hatte sich damit eine gewisse Ausdauer angeeignet. Zudem war sie zäh. Aber ihr Gegenüber war auch gestählt von vielen Kämpfen und Aufträgen. Es war ein Duell auf Augenhöhe. Sie wusste, hier entscheidet der kleinste Fehler über Sieg und Niederlage.
 

Ihre Klingen prallten wieder aufeinander, schnell wich sie einem erneuten Stoß Kandas aus. Dieser hatte zwischenzeitlich die zweite Illusion aufgehoben. Auch wenn das Tempo der beiden nicht mehr so hoch war wie am Anfang, war es immer noch ein ansehnlicher und spannender Kampf. Da wunderte es Lavi nicht, dass mittlerweile gut 30 Leute in respektvollem Abstand zum Schauplatz standen und interessiert zuschauten. Sogar die ersten Wetten wurden abgeschlossen.
 

„Was meinst du, wer wird gewinnen?“, fragte ihn Lenalee, die sich nun neben ihn gesetzt hatte. „Keiner. Die beiden werden so lange kämpfen, bis sie schlapp machen. Sie sind ähnlich stark und sind ähnlich ausdauernd. Heute bekommen wir da keine Entscheidung. Vielleicht bekommen wir die auch nie!“, erwiderte er. „Aber ich denke, wir werden es bald sehen. Die Intensität hat schon etwas nachgelassen.“ „Bist du dir sicher?“, fragte die Grünhaarige und er nickte. Dann wandten sie sich wieder dem Kampf zu.
 

Kanda holte gerade zu einem kräftigen Hieb aus. Die Sensenmeisterin tauchte unter dem Katana hindurch und wechselte die Seite. Für einen Moment war das Loch in der Deckung da, das sie bereits den ganzen Kampf über gesucht hatte. Sie schlang ihren Körper um die Seite ihres Gegners und holte ihn mit einem Tritt von den Beinen. Während des Fallens nutzte sie seine Überraschung, ließ ihn los und drehte sich etwas, sodass sie rittlings auf ihn landete. Mit der gespaltenen Spitze ihrer linken Gleve fixierte sie seine Schwerthand, die Mugen immer noch fest umschloss, am Boden. Kurz sah sie in seine dunklen Augen. Sie hatte das Gefühl, dass sie sich in diesen Augen verlieren könnte. 'Bleib bei der Sache!', ermahnte sie sich.
 

Böse grinsend löste sie die Gleve ihrer rechten Hand auf und boxte diese in seine Magengegend, um eine ordentliche Seelenwelle auszuteilen. „Netter Schlag.“, erhielt sie als Antwort und wurde zurück geschmissen. Sie landete auf den Rücken und sprang sofort auf die Beine, während sich der Blauhaarige ohne große Mühe aufrichtete. Verdutzt schaute sie ihn an. „Schlag? Mehr nicht?“, fragte sie ihn verwundert. Sie hatte ihm eigentlich genug verpasst, dass er sich ein bis zwei Minuten vor Schmerzen hätte hin und her wälzen müssen. So hatte es zumindest immer Black Star gemacht, wenn er sie mal wieder zum Kampf herausgefordert hatte. „Jetzt wo du es sagst. Ein leichtes Kribbeln hab ich schon gespürt. Warum fragst du, was wolltest du tun?“, fragte ihr Gegner misstrauisch. „Tja, eigentlich solltest du dich auf dem Boden winden. Aber du bist scheinbar gegen meine Seelenwellen immun.“, stellte sie, immer noch verwirrt fest. 'Hatte ich die Attacke während des Kampfs vor ein paar Tagen verwendet? Nein, nicht dass ich wüsste...'. Wieder dieses teuflische Grinsen. „Gut, dann können wir ja diesen Quatsch sein lassen!“, und schon startete er den nächsten Angriff. Langsam setzte schon die Abenddämmerung ein und Schweiß ran beiden Körpern hinunter.
 

Wieder schwang Kanda sein Schwert. Reflexartig wich sie dem Streich aus und wollte zum Konter ansetzen als die aufkeuchte. Er hatte ihr sein Knie in den Magen gerammt. Schnell brachte sie wieder einige Schritte zwischen sich und dem Schwertkämpfer. Kurz befühlte sie ihren Rippenbogen. Alles war noch an seinem Platz, sie hätte schwören können, dass er ihr eine Rippe gebrochen hat. 'Nun gut, eine fiese Prellung ist das auf jeden Fall. Das wird er mir büßen!', dachte sie.
 

Der nächste Schlag des Schwertkämpfers verfehlte sein Ziel nur knapp. Nun stand sie seitlich zu ihrem Kontrahenten „Alles klar, wenn du auf den Quatsch verzichten willst!“, antwortete sie und ließ Klingen aus ihrem Körper schnellen. Die grünen Spitzen der Gleven leuchteten schwach in der aufkommenden Dunkelheit. Die hellgrünen Blitze zuckten hypnotisierend über die Schneiden. Sie setzte ein triumphierendes Lächeln auf. Sie spürte die Spitzen ihrer Waffe auf dem Leib des anderen. Sie hatte ihn festgesetzt. Seine komplette linke Seite war so von ihr bedeckt. „Ich würde sagen, das sieht nicht mehr so gut aus für dich. Du solltest dich besser nicht bewegen.“ grinste sie ihren Kontrahenten an. Doch auch dieser grinste. Und plötzlich spürte sie es. Sein Katana direkt an ihrer Seite, wo er eine Lücke zwischen den Gleven gefunden hatte. Bereit um in ihr Fleisch zu stoßen. Sie nickte anerkennend. „Gut gekontert.“ Zeitgleich zogen sie ihre Waffen zurück.
 

„Siehst du? Sagte ich doch!“, Lavi streckte seine steifen Glieder und beobachtete sie beiden Kämpfer. Sie standen da und fixierten sich mit ihren Blicken. So ähnlich die beiden waren, so unterschiedlich waren sie auch. Das faszinierte den angehenden Bookman. Doch als Kanda der Braunhaarigen die Hand reichte, war er überrascht. Anuhea erwiderte den Handschlag ohne zu zögern. Sie hatte sich seinen Respekt auch redlich verdient. Dauerte der Kampf doch fast 3 Stunden und keiner hatte dem anderen auch nur etwas geschenkt. Einen so ausgeglichenen Kampf hatte er schon lange nicht mehr gesehen.
 

„Meine Güte, hättet ihr euch nicht ein wenig beeilen können?“, der Rotschopf trat zu ihnen. „Ihr müsst doch tierisch hungrig sein!“ „Ja, da hast du recht!“, lachte die Sensenmeisterin. „Wie ist das Tempura bei Jerry?“, wollte sie wissen. „Ganz ok“, kam es vom Blauhaarigen knapp. „Prima! Dann gibt’s heute Tempura beim Soba“, freute sie sich während der Bookman nur verzweifelt mit dem Kopf schüttelte. „Willst du nicht was vernünftiges Essen?“ „Soba ist gesund!“, kam es zeitgleich aus 2 Mündern. Das Kopfschütteln von Lavi wurde stärker. „Ich fass es nicht. Tempura ist ja ok, aber Soba? Ihr habt sie doch echt nicht mehr alle!“, sagte er. Er war sich selbst nicht sicher, ob der Spaß oder der Ekel darin überwog. Diese Frau war nun wirklich komisch, er verstand sie einfach nicht. Das Interesse des anderen Exorzisten war hingegen geweckt.

Komurin 12

Komui sah von seinem Schreibtisch auf. „Da seid ihr ja endlich“, er sah in Anuheas Gesicht und runzelte die Stirn. „Lavi, was ist passiert?“ „Och, sie ist auf Kanda getroffen und die beiden meinten, sich 3 Stunden lang zu prügeln. Also habe ich die beiden zur Krankenstation gebracht und dann in die Kantine.“, antwortete der Rotschopf unberührt. Dem Leiter des Ordens fiel die Kinnlade runter. „Ist das wahr? Alles in Ordnung bei dir, Anuhea?“, die Angesprochene nickte. „Die kleine Schnittwunde im Gesicht, eine angebrochene Rippe, die ein oder andere Prellung und ein paar blaue Flecke“, zählte sie auf. „Und Kanda?“, er wagte sich kaum zu fragen.
 

Lavi zuckte mit den Schultern. „Ungefähr die gleiche Ausbeute. Nur hat es ihn mehr am linken Bein erwischt, als an den Rippen.“ Der Lilahaarige gewann seine Fassung wieder. „Warum bist du nicht dazwischen gegangen? Es ist unverantwortlich, dass du das zugelassen hast!“, donnerte er. Bevor ihre Begleitung etwas erwidern konnte, antwortete die Sensenmeistern. „Weil weder Kanda noch ich uns das hätten gefallen lassen. Ich glaube, es war wichtig für ihn, mich noch einmal zum Kampf herauszufordern.“ „Natürlich. So etwas nagt an seiner Ehre. Trotzdem kann ich das nicht dulden.“, maßregelte er die junge Frau. „Bruderherz, ich habe auch zugeschaut. Die beiden hatten jederzeit die Lage unter Kontrolle, um sich nicht gegenseitig ernsthaft zu verletzen.“, Lenalee zwinkerte Lavi zu. „Nagut, wenn du das sagst.", säuselte er. "Aber ich will so was nicht noch einmal hören!“, schloss er das Thema ab. Die Braunhaarige vergrub ihr Gesicht in den Händen und seufzte. 'Nennt man das Schwesterkomplex?', fragte sie sich.
 

„Genug davon! Ich habe mir die Notizen angeschaut und bin der Meinung, dass wir die Möglichkeit haben, mithilfe der Arche ein Portal zu erschaffen. Falls das nicht klappt, können wir auch ein solches Tor selbst erzeugen. Dafür benötigen wir aber etwas mehr Zeit!“, eröffnete Komui den Anwesenden. „Das ist großartig!“, strahlte Anuhea. „Aber wie finden wir heraus, ob das Portal in der Arche funktioniert?“, wollte der Rothaarige wissen. „Da ich fast 2 Stunden auf euch warten musste, habe ich mir schon einmal erlaubt, etwas zu erschaffen! Darf ich vorstellen? Komurin 12! TADAAAA!“, in seiner Stimme überschlug sich der Stolz förmlich. Als er sich im Raum umschaute, hatten alle Deckung gesucht. Reever kroch etwas unter dem Schreibtisch hervor und lugte durch seine Hände, die er vor die Augen geschlagen hatte. „Gibt ihm ja kein Kaffee!“, bat Lavi, der sich und die beiden Frauen hinter einem Bücherregal in Sicherheit gebracht hatte. „Ach, kommt schon! Komurin 12 ist ganz friedlich!“, gab der Leiter etwas beleidigt zu Protokoll. „Das sagst du jedes Mal!“, kam es mehrstimmig aus diversen Verstecken. „Ist ja gut, er ist ausgeschaltet.“, gab sich der Erfinder kleinlaut.
 

Nachdem sie einen gefühlten 4-Stunden-Vortrag über den neuen Roboter erhalten haben, machten sich Anuhea und Lavi in Richtung ihrer Zimmer auf. Da diese im gleichen Stock lagen, hatten beide ungefähr den selben Weg. Während er, mit hinter dem Kopf verschränkten Armen, daher schlenderte, schüttelte sie den Kopf. „Das hätte er auch schneller erklären können!“ „Nein. Hätte er nicht. Nicht, dass Komurin so kompliziert wäre, aber für ihn ist es das Wunderbarste auf der Welt. Neben Lenalee natürlich!“, den letzten Satz ergänzte er hastig, sodass beide etwas kichern mussten. Die Meisterin war überrascht, wie schnell sie sich in seiner Gegenwart sicher und auch wohl fühlte. 'Es ist einfach seine offene und freundliche Art. Da kann man wahrscheinlich nicht anders.', dachte sie. Selbst Kanda konnte ihn scheinbar ganz gut leiden. Auch wenn er das vermutlich niemals zugeben würde und dies auch versucht zu überspielen.
 

„Du weißt ja, ich bin furchtbar neugierig...“, begann Lavi entschuldigend, als sie an ihrer Zimmertür angekommen waren. Anuhea verengte die Augen. 'Was kommt denn jetzt?', fragte sie sich. „Du hattest mir vorhin erzählt, dass dir Musik wichtig ist. Mich würde interessieren, was es für Musik in deiner Welt gibt. Kannst du vielleicht was vorsingen, oder so?“, etwas verlegen kratze er sich am Hinterkopf. 'Er ist nervös. Er kratzt sich immer am Hinterkopf, wenn er nervös ist.', stellte sie fest. Sie grinste. „Ich hab was Besseres. Komm rein!“, entgegnete die Braunhaarige während sie die Tür öffnete.

Sie ließ Lavi eintreten und ging sofort zu ihrer Tasche, die am Bett gelehnt stand. Sie kramte ihren mp3-Player hervor und hielt ihm einen der beiden Kopfhörer hin. „Setz sich zu mir aufs Bett und steck dir den Hörer ins linke Ohr!“, fordert sie ihr verdutztes Gegenüber auf. „Was ist das für ein Apparat?“, wollte er wissen. „Ein mp3-Player. Da ist jede Menge Musik drauf.“, erklärte sie etwas ungeduldig. „Was möchtest du hören? Sanft einsteigen, oder direkt das harte Zeug?“, fragte sie lachend. „Sei bitte sanft zu mir! Das ist mein erstes Mal!“, entgegnete er zwinkernd und beide lachten wieder. Sie hatten schon schnell festgestellt, dass sich ihr Humor in Sachen Doppeldeutigkeiten überschnitt.
 

Da sie eine große Bandbreite an verschiedenen Genre gespeichert hatte, fing sie erst einmal mit ruhiger Gitarrenmusik an. Schön puristisch. Genau die Musik, die sie zum Ausspannen verwendete. Schnell merkte sie, dass diese Art der Musik dem Rothaarigen gefiel. Er wippte leicht mit dem Kopf mit. „Möchtest du noch etwas in der Richtung hören, oder etwas schnelleres?“, wollte sie wissen, als das Lied geendet hatte. So durchforsteten sie die Wiedergabeliste und er hörte sich alles an. Von Pop zu Hip-Hop, über Drum'n'Bass zu Dubstep und Softrock zu Heavy Metal. Auch Jazz, Blues und Soul war dabei. Natürlich durfte auch R&B nicht fehlen.
 

„Hui, das war ganz schön viel!“, stellte der Bookman fest. „Ich hab noch Weihnachtslieder hier drauf, sehe ich gerade!“, lachte sie. „Aber ja, wenn man so viel Platz auf den Geräten hat, wird man schnell faul und löscht nichts mehr.“, das klang schon fast entschuldigend. „Es gibt aber noch viel mehr. Du kannst von Glück reden, dass ich Schlager nicht leiden kann!“, grinste sie ihn an. Er gab ihr den Kopfhörer wieder. „Danke. Das war auf jeden Fall total interessant. Auch wenn ich das Geschrei von dieser Band am Ende nicht so schnell aus den Ohren bekommen werde!“, stellte er fest. „Und dabei kann man die in ihrer Genre sogar noch als ruhig bezeichnen!“, beharrte die junge Frau augenzwinkernd. „Dann werde ich dich niemals besuchen kommen, wenn du wieder 'drüben' bist.“, lachte er. Dann ging er zur Tür. Anuhea trat zu ihm und er umarmte sie. Kurz zögerte sie, doch erwiderte dann seine Umarmung. Sie konnte sich das nicht erklären, aber irgendwie fühlte sie sich bei ihm ähnlich aufgehoben, wie bei ihrem Bruder. Mit einem einfachen „Gute Nacht!“, verabschiedeten sich beide von einander.

Erwischt!

Die Tür schloss sich hinter ihm und er atmete durch. „Sie ist ja schon ganz niedlich“, murmelte er grinsend in sich hinein und machte sich auf dem Weg zu seinem Zimmer. An der nächsten Ecke wurde er plötzlich an die Wand gedrückt. „Was macht so ein Schwerenöter wie du, noch dazu um diese Uhrzeit, im Zimmer von Anuhea?“, fragte ihn eine unfreundliche Stimme. „Bist du etwa eifersüchtig, Yu?“, flötete der Rotschopf zuckersüß. Er wurde noch einmal, diesmal etwas heftiger, an die Wand gedrückt. „Che. Wenn du mich noch einmal mit Vornamen ansprichst...!“, drohte dieser.
 

Lavi wurde ernst. „Wir haben Musik gehört. Sie hat da so ein Gerät aus ihrer Welt mitgebracht. Manches war echt furchtbar, aber ein paar Sachen würden wohl selbst dir gefallen!“, die kleine Spitze konnte er sich nun doch nicht verkneifen. „Warum glaube ich dir nicht?“, zwischte der Blauhaarige. Sein Gegenüber zuckte mit den Schultern. „Dabei weißt du eigentlich, dass du mir ruhig glauben kannst...“, bekam er zur Antwort. „Ich weiß zwar nicht, warum du dich da einmischst, aber ich habe nichts mit ihr vor. Sie ist eine nette junge Frau. Aber ich habe nicht das Bedürfnis, ihr an die Wäsche zu gehen. Sie löst in mir eher den Beschützerinstinkt aus. Das ist schwer zu erklären...“, verlegen lachend kratze er sich am Hinterkopf.
 

Nun ließ Kanda etwas von ihm ab und musterte ihn, als würde er dadurch erfahren, ob diese Antwort ehrlich war. Die Ablenkung nutze der Bookman, um den Spieß umzudrehen. Blitzschnell ergriff er den Kragen des anderen Exorzisten und stieß ihn nicht gerade sanft gegen die Wand. Er blickte ihn durchdringend an. „Was hast du vor, Yu-chan?“, fragte er. Doch er bekam nur das übliche „Che“ als Antwort. „Lass mich eins klarstellen.“, begann er langsam, bevor sich der Blauhaarige noch entschied, Mugen zu zücken. „Ich weiß nicht, was du vor hast und werde es so von dir wahrscheinlich nicht erfahren. Aber solltest du irgendeine Scheiße bauen, breche ich dir beide Beine. Und wenn ich das täglich 3 Wochen lang machen muss, bei deiner Regenerationsgeschwindigkeit!“, dabei schaute er böse.
 

Plötzlich erhellte sich seine Miene und er lachte los. „Meine Güte, ich höre mich schon an wie Komui! Ich glaube, ich brauche dringend Schlaf!“, damit ließ er von seinem Kameraden ab und drehte sich um. Dieser sah ihm verwirrt, aber auch etwas ertappt hinterher. Warum hatte er sich nicht einfach zusammenreißen können, als er Lavi aus ihrem Zimmer hat kommen sehen? Er wusste es einfach nicht und das behagte ihm gar nicht. 'Besser, ich lege mich auch hin.', beschloss er und ging in Richtung seines Zimmers.
 

Auf der Höhe des Zimmers von Anuhea blieb er stehen. Was waren das für Geräusche? Er lauschte an der Tür. Jetzt erkannte er, dass sie sang. Er verstand zwar den Text nicht, aber es hörte sich toll an. Er schloss die Augen und ließ sich einen Augenblick von der Melodie mitreißen.
 

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Kanda stolperte beinahe in ihr Zimmer. Er machte große Augen, als er sah, dass sie nur ein langes T-Shirt trug. Ihre langen, leicht gebräunten Beine waren ab Mitte des Oberschenkels nackt. Nur die Füße steckten in weißen Söckchen. Langsam schaute er in ihr, etwas irritiert drein blickendes, Gesicht. Ihre hüftlangen, leicht gewellten Haare fielen locker über die Schultern und rahmten ihr Gesicht mit den leuchtend grünen Augen ein. Er schluckte kurz, um den Schock zu verdauen. „Alles in Ordnung, Kanda? Hast du etwa gelauscht?“, fragte sie. Sie hätte ihn beinahe 'Yu' genannt, allerdings wollte sie den neugewonnen Respekt nicht direkt wieder verspielen.
 

„Ähm... ich habe Geräusche gehört und hab mir Sorgen gemacht. Ich habe eben zufällig gesehen, dass Lavi hier raus gekommen ist. Ich wollte sicher gehen, dass alles in Ordnung bei dir ist.“, log er. 'Für seine Verhältnisse redet er recht viel... Ich glaube er lügt', sie lachte ihn strahlend an. „Alles in Ordnung! Ich hab nur ein wenig Musik gehört. Tut mir leid, wenn du dir meinetwegen Gedanken gemacht hast.“, sagte sie, anstatt ihn mit ihrer Vermutung zu konfrontieren. Wenn sie ehrlich war, wollte sie gar nicht wissen, was er da an ihrer Tür wollte und warum. Sie hatte gerade angefangen, diesen komischen Leuten zu vertrauen. Kanda trat einen Schritt zurück. „Gute Nacht!“, sagte er knapp und drehte sich, ohne ihre Antwort abzuwarten auf dem Absatz um. „Wünsche ich dir auch!“, rief sie ihm nach.
 

'Dass ich jemals in so eine peinliche Situation gelange!', fluchte der Blauhaarige innerlich und lief rot an. Damit flüchtete er in sein Zimmer.

Trotzphase

An jeder Ecke waren Arbeiten zu erledigen oder helfende Hände willkommen, um sich auf die kommende Schlacht vorzubereiten. B.J. war mit einigen, technisch versierten, Schülern in seiner Werkstatt und sie tüftelten an einer Schutzvorrichtung für einen Teil der Schule. Er wurde damit betraut, die Sicherheit des Gebäudes und damit auch die der Schüler der NOT-Klassen zu gewährleisten. Maka hoffte inständig, dass er dieser Aufgabe gewachsen war. Aber war jetzt Zeit zum Zweifeln? 'Nein!', damit rief sie sich selbst aus ihren Gedanken. Sie wussten mittlerweile, wie die Armee von Eri aufgestellt war. Es hatten sich ihr viele angeschlossen.
 

„Oi Maka! Was träumst du da so rum?“, wollte Soul wissen, der plötzlich neben ihr aufgetaucht war. Sie zuckte etwas zusammen. „Ich mache mir etwas Sorgen über die Stärke unseres Gegners.“, antwortete sie leise, damit es nicht noch andere mitbekommen. Ihr war klar, dass sie nicht ein Anzeichen des Zweifels ausstrahlen durfte. „Maka, wir schaffen das schon. Da bin ich mir sicher!“, er zog sie in seine Arme und küsste die sanft. „Außerdem kann das mit so einer coolen Partnerin wie dir nur klappen!“, grinste er sie an. „Wie schaffst du es nur, dass ich mich immer sofort besser fühle?“, sie kuschelte sich kurz an seine Brust. „Weil ich dich kenne, Dummerchen!“, lachte ihr Freund. „MAKA-CHOP!“, kam es von ihr und sie schlug sanft mit einem Buch auf seinen Kopf. Sie hatte schon längst aufgehört, ernsthaft zuzuschlagen.
 

„Würdet ihr vielleicht für einen Augenblick eure Hände von einander lassen und euch um Wichtigeres kümmern?“, hörten sie Black Star seufzen. „Schließlich bin ich auch noch da!“, schloss er etwas mehr im Scherz. Tsubaki schüttelte resigniert mit dem Kopf. „Stein möchte uns sehen.“ Sofort lösten sich die beiden aus ihrer Umarmung und folgten ihren beiden Freunden. „Ich hoffe, es sind zur Abwechslung mal keine schlechten Neuigkeiten!“, hoffte Soul.
 

In Steins behelfsmäßigen Quartier angekommen trafen sie direkt auf alle weiteren Mitglieder der Spartoi. „Da seid ihr ja. Nun, da ihr vollzählig seid, kann ich euch ja meinen Plan erklären!“, begann Stein.
 

„Wir müssen B.J. und seinen Helfern etwas Zeit verschaffen. Stand jetzt ist Eris Armee in etwas weniger als 24 Stunden hier. Natürlich kann es auch sein, dass sie irgendwo noch einmal stoppen, um einen Lageplan oder eine Strategie festzulegen. Aber darauf möchte ich mich ungern verlassen!“, er rückte seine Brille zurecht während er von Schüler zu Schüler blickte. „Wir müssen sie etwas aufhalten. Jede Stunde, die wir dazugewinnen, ist wertvoll. Sollte uns das gelingen, kann B.J. ein festes Schutzschild um die Schule errichten, die auch eine solche Armee nicht durchbrechen kann. Das wäre ein unglaublicher Vorteil für uns. Zumal gesteuert werden kann, wer rein kommt und wer nicht.“, erklärte er weiter. „Das bedeutet, wir sollen ihren Marsch verzögern. Aber wie sollen wir gegen so viele Gegner alleine bestehen?“, fragte Liz etwas ängstlich. Die Aussicht, sich mit dieser kleinen Gruppe einer knapp 800 Mann starken Truppe entgegenzustellen, gefiel ihr überhaupt nicht. Da half auch nicht, dass ihr Meister der Sohn des Shinigamis war.
 

„Um das klarzustellen. In dieser Mission geht es nicht darum, dass ihr die Streitkräfte dezimiert. Ihr sollt sie nur aufhalten. Mir kommt da zum Beispiel in den Sinn, das Terrain so weit wie möglich unpassierbar zu machen. Da wären unter anderem Fire und Thunder von großer Hilfe. Auch du, Jacqueline. Vielleicht könnt ihr anderen einen Erdrutsch unten im Tal erzeugen. Für Palisaden haben wir leider nicht genug Kräfte übrig. Aber vielleicht kann da auch Blair was mit ihren magischen Fähigkeiten arrangieren. Sie müsste bei B.J. sein.“, er seufzte und unterbrach sich damit. „Ich weiß, viele Ideen sind das bisher nicht. Wir sollten uns vor Ort mal die Gegebenheiten anschauen. Da wird uns noch die ein oder andere gute Idee kommen. Da bin ich mir sicher. Geht doch bitte jemand mal Blair holen, dann brechen wir am Besten direkt auf.“, schloss der Lehrer seinen Monolog. „Ich geh schon.“, nickte Kid und ging Richtung Tür.
 

Auf dem Korridor angekommen, atmete er einmal tief durch. „Es wäre einfacher, wenn Anuhea jetzt hier wäre. Wahrscheinlich wäre dann auch gar kein Heer, angeführt von einer alten und verbitterten Hexe, auf dem Weg hierher.“, sprach er mit sich selbst. Er musste daran denken, dass sein Vater damals unbedingt wollte, dass sie seine Waffe wird. Und es wäre sogar möglich gewesen, da sie in Waffenform über 2 Klingen verfügte. Die natürlich perfekt symmetrisch waren. Sie war wirklich eine Augenweide als Waffe. Aber damals hatte er schon Liz und Patty ins Auge gefasst und wollte sich auch von seinem Vater nichts vorschreiben lassen.
 

'Typisch jugendliche Trotzphase', dachte er schmunzelnd. Aber warum wollte er damals nicht? 'Ich glaube, ich war einfach von den beiden angetan. Und von der Vorstellung, 2 Pistolen in der Hand zu haben.', das musste es aber auch schon gewesen sein. Manchmal fragte er sich, wie es mit ihm weitergegangen wäre, wenn er sich anders entschieden hätte. Spätestens jetzt würde er auf jeden Fall in einer Parallelwelt festsitzen. Und das war ein deutlicher Minuspunkt für eine eventuelle Partnerschaft mit der Gleve. Oder auch Glevin, wie sie manchmal auch aus Spaß sagten. 'Wie kindisch!', stellte er fest, als er nun einmal über den Spitznamen nachdachte. Aber was konnte man von einem Spitznamen von Patty wohl erwarten?
 

An der Tür zu B.J.'s Werkstatt angekommen klopfte er und trat sein. „Blair? Bist du hier? Wir brauchen dich!“, rief er, nachdem er in die Runde gegrüßt hatte. „Nya?! Wenn Blair gebraucht wird, kommt Blair auch!“, bekam er als Antwort.

Ein Nachschlag

Warme Sonnenstrahlen trafen ihr Gesicht. Es waren die Ersten des Morgens. Müde streckte sich Anuhea und gähnte herzhaft. Dann schwang sie sich aus dem Bett und marschierte Richtung Bad. Sie wollte heute erst noch etwas meditieren, bevor sie zum Frühstück ging. Sie zog ihre Socken und das Shirt, welches sie zum Schlafen von Lavi geborgt hat, aus und stieg in die Dusche. Sie griff nach der Seife und roch wieder daran. Sie dachte an diese Spezial-Carbonara ihrer Mutter. Sie schnippelte anstatt Speck irgendeine salamiartige Wurst da rein. Sie vergaß immer den Namen. Aber die war etwas würziger. Und dann ordentlich Rosmarin rein. Oh, wie lecker...
 

Sie stellte das Wasser auf kalt und ließ eine Ladung über ihren Kopf laufen. So konnte das echt nicht weitergehen mit ihr. 'Keine Tagträume mehr über Essen!', schimpfte sie mit sich selbst. Wusch sich hastig, aber dennoch gründlich und wickelte sich dann in ein Handtuch.
 

Wieder stand sie vor dem Stapel Anziehsachen, die ihr Lenalee am ersten Morgen gebracht hatte. So langsam war ihr Outfit ziemlich durch. Und auch während des Kampfes mit Kanda hatten diese ganz schön gelitten. Ein Ärmel hatte eine Blutspur und die Jeans 2 große Grasflecke von der Aktion, wo sie auf ihm saß. Erst jetzt fiel ihr auf, wie vulgär das überhaupt gewesen war und lief etwas rot an. 'Du bist echt eine Gurke! Als hätte da jemand etwas Anzügliches bei gedacht!' schüttelte sie über ihren eigenen Gedankengang den Kopf.
 

Sie entschied sich für eine dunkle Hose und eine weiße Bluse. Das sah für sie noch am Neutralsten aus. Dann verließ sie ihr Zimmer Richtung Meditationsraum. Erst auf dem Weg fiel ihr auf, dass ihre Haare noch feucht an ihr herunter hingen. 'Naja, um die Uhrzeit wird ja eh noch keiner unterwegs sein!', damit bog sie um die Ecke und stand nun genau vor dem Raum der für Meditationen reserviert war. Als sie ihre Schuhe abstellte, fiel ihr noch ein weiteres Paar auf. Allerdings waren es keine Straßenschuhe, wie ihre, sondern eher eine Art Hausschuh. Sie wunderte sich, wer um diese Zeit schon meditierte. Allerdings war sie zu faul, ihren Seelenblick anzuwenden. Schließlich würde sie ja mit Öffnen der Tür erfahren, wer dort seine Zeit verbrachte.
 

So schob sie sich in den leicht abgedunkelten Raum und erkannte ihren Kontrahenten von gestern in der einen Ecke. Sie blickte kurz zu ihm, er schien jedoch in der Meditation vertieft zu sein. So setzte sie sich in die andere Ecke und begann auch zu meditieren. Bald schaltete ihr Geist vollständig ab und so erschreckte sie sich leicht, als Kanda aufstand und zur Tür ging. Sie spürte seinen Blick auf sich, zwang sich jedoch dazu, nicht aufzuschauen.
 

Als die Tür ins Schloss fiel, atmete sie erleichtert durch und streckte ihre Glieder aus. 'Man, hat der eine Ausdauer beim Meditieren! Ich wollte doch nur eine halbe Stunde oder so...', maulte sie in Gedanken. 'Aber ich konnte mir doch nicht die Blöße geben, vor ihm zu kommen und auch wieder zu gehen!', entgegnete sie ihren miesen Gedanken. „Soweit ist es schon mit dir gekommen. Erst halluzinierst du am hellsten Tag vom Essen deiner Mutter und jetzt führst du auch noch Streitgespräche mit dir selbst. Ich brauche echt was zu tun!“, murmelte sie über sich selbst belustigt. Sie trat aus dem Raum, zog ihre Schuhe an und machte sich auf dem Weg zur Kantine. Auf dem Weg hielt sie noch kurz in ihrem Zimmer und zwirbelte ihre, immer noch klammen Haare, zu einem Dutt.
 

Bei Jerry angekommen bestellte sie wieder einmal Zaru Soba. „Jetzt mal ehrlich, ich koch dir, was du willst. Warum ausgerechnet Soba?“, fragte dieser. „Was habt ihr alle gegen Soba? Ich liebe Soba! Und du machst das echt gut. Das nächste Restaurant, wo es ähnlich gute Soba-Gerichte gibt, ist ca. eine Stunde von mir entfernt.“, sie konnte einfach nicht verstehen, warum so abgeneigt gegen die Buchweizennudeln waren. „Na, wenn das so ist und dir mein Soba so gut schmeckt, dann mache ich sie dir gerne!“, man merkte dem Koch an, dass er sich über das Kompliment freute. Das erkannte sie auch, da die Portion deutlich größer ausfiel, als beim letzten Mal. „Damit du mir nicht verhungerst!“, zwinkerte Jerry, als er ihr das Tablett in die Hand drückte.
 

Sie drehte sich zum Speisesaal und stellte fest, dass es keinen leeren Tisch mehr gab. Nun musste sie sich wohl oder übel irgendwo dabei setzen. Da erkannte sie am hinteren Tisch den Blauhaarigen. Sie steuerte den Tisch an und setzte sich an das gegenüberliegende Ende des Tisches, damit so viel Platz wie möglich zwischen den beiden lag. So ein paar Eigenarten Kandas hatte ihr Lavi schon erzählt. Auch war ihr nicht entgangen, dass alle anderen Kantinenbesucher gebannt auf die beiden starrten. Vermutlich warteten sie auf eine Reaktion des Schwertkämpfers.

Da diese immer noch nicht eintrat, als sie vollständig saß, griff sie nach ihren Essstäbchen. Wieder schaute sie auf die Portion. „Wer soll das bitteschön alles essen?“, murmelte sie. „Che. Wie hast du es geschafft, so eine Portion zu bekommen?“, hörte sie ihren Tischnachbarn. Sie war etwas verdutzt. 'Versucht er tatsächlich ein Gespräch anzufangen?', fragte sie sich. „Ich habe Jerry nur gesagt, dass mir sein Soba gut schmeckt. Magst du dir was von mir holen? Das hier schaff ich niemals alleine.“, sie schaute ihn an und sah zu ihrer Überraschung ein kleines, süffisantes Grinsen. 'Er sollte öfters freundlicher gucken. Das steht ihm', ging ihr durch den Kopf, wobei sie beinahe über sich selbst die Augen gerollt hätte.
 

Er rutschte mit seinem Tablett zu ihr rüber, nahm ihr ihre Stäbchen aus der Hand und schaufelte sich eine Ladung auf seinen Teller. „Ich wollte dafür nicht die Stäbchen nutzen, mit denen ich bereits gegessen habe.“, erklärte er, als er der verwirrten Sensenmeisterin diese wieder in die Hand drückte. „Danke für den Nachschlag.“ Sie merkte, dass sie von allen angestarrt wurden. Also tat sie es Kanda gleich, beugte sich über die Schale und begann zu essen.

Das Tor der Arche

Vom Korridor aus hallten schnelle Schritte in den Speisesaal. „Wir sind soweit!“, platze Lavi herein. Schnurstracks steuerte er auf Anuhea zu und blieb vor ihr stehen. „Komui konnte ein Tor über die Arche erzeugen. Wir wollen Komurin gleich dort hineinschicken. Ich denke, dich interessiert das auch!“, er stütze sich schnaufend am Tisch ab. Erst jetzt merkte er, dass auch Kanda am Tisch saß. 'Seid wann sucht er Gesellschaft beim Essen?', fragte er sich und legte die Stirn in Falten. „Prima! Dann lass uns gehen!“, schon stand die Braunhaarige auf und verabschiedete sich von ihrem Tischnachbarn.
 

„Sag mal, was ist denn da zwischen euch beiden los?“, fragte der Rotschopf neugierig. „Ähm, was? Mit Yu und mir? Er hat mir bei meiner Portion Soba geholfen.“, antwortete sie achselzuckend. Ihm fiel alles aus dem Gesicht. „Er hat dir bei deinem Soba geholfen?!“, wiederholte er. „Ja, ich hab Jerry deswegen gelobt. Daraufhin habe ich ungefähr die doppelte Portion erhalten und wir kamen ins Gespräch.“, erzählte sie wie diese Szene zustande kam. „Soba-Esser unter sich.“, murmelte er vor sich hin.
 

In der Arche angekommen, schaute sich die Braunhaarige erst einmal um. „Wow. Das sieht ja hier aus, wie eine Stadt am Mittelmeer!“, stellte sie fest, während Lavi sie zu einer Stelle führte, wo bereits Komui, Reever und Lenalee warteten.

„So, jetzt schalte ich Komurin ein. Mithilfe dieses Kabels empfangen wir dann alle Daten, die er sammelt.“ „Ich bin mir noch immer bei dieser Kabelnummer unschlüssig. Meinst du, das funktioniert wirklich? Genauso gut kann die Verbindung unterbrochen werden!“, flüsterte sie Lavi zu. Dieser zuckte nur mit den Achseln. „Wir werden es gleich wissen. Oder auch nicht.“, antwortete er grinsend.
 

Komurin fuhr ein paar Schritte nach vorne und verschwand langsam im Dunkeln hinter der geöffneten Tür. Noch wurden Signale empfangen, das war deutlich zu erkennen. Als der Roboter vollständig verschwunden wurde, spannte sich mit einem Mal das Kabel und wurde aus dem Computer gezogen, welcher die Daten verarbeitete. Das Ende des Kabels verschwand in der Öffnung der Tür.
 

„Öhm...“, kam es von der Sensenmeisterin durch die Stille. Keiner wusste, was sie sagen sollten. Komui saß betrübt auf dem Boden, schüttelte fassungslos und schluchzend den Kopf.
 

„Und jetzt?“, versuchte sie es noch einmal. Der Leiter des Ordens straffte seine Schultern und stand auf. „Werte ich die Daten aus und wir schauen, was dabei raus kam. Nach jetzigem Erkenntnisstand würde ich dir auf jeden Fall davon abraten, da rein zu gehen.“, während er sprach rückte er seine Brille zurecht.
 

Nach diesem Rückschlag traten sie gemeinsam den Rückweg an. Die Stimmung war merklich gedrückt. „Ich lasse es euch wissen, wenn Reever und ich etwas herausgefunden haben.“, die Braunhaarige nickte niedergeschlagen. „Ich hole euch dann erst einmal Kaffee“, sagte Lenalee und verschwand.
 

Nun standen Lavi und Anuhea alleine vor der Arche. Er seufzte, als er ihren enttäuschten Gesichtsausdruck aussah und zog sie in seine Arme. Leicht tätschelte er ihren Kopf. „Wir haben auch immer noch Plan B, schon vergessen?“, versuchte er sie aufzumuntern. Er spürte ihr Nicken an seiner Brust. „Aber es verzögert sich dadurch nur unnötig.“, war die Antwort. „Da hast du recht, aber es bringt nichts, wenn du durch das Portal gehst und nirgendwo raus kommst. Da haben nicht nur deine Freunde drüben jemanden verloren, sondern auch wir.“, stellte er klar. Kurz drückte sie sich fester an den Bookman, um ihn danach loszulassen. Sie lächelte ihn etwas schief an. „Danke.“
 

„Nicht dafür!“, stellte er fest. „Weißt du, was du den Nachmittag machen wirst? Ich hab noch ein paar Bücher zum Durcharbeiten, bevor der alte Panda zurückkommt. Aber wenn du nichts mit dir anzufangen weißt, lege ich eine Nachtschicht ein.“, bot er an. „Wenn ich dir dabei nicht helfen kann...“, begann sie und sah bereits sein Kopfschütteln. „Dann werde ich einfach ein paar Übungen machen. Nicht, dass ich noch Rost ansetze!“, lachte sie. „Einen Tag nach so einem Kampf redest du von Rost ansetzen?“, fragte ihr Gegenüber verwirrt. „Naja, ich hab schon die 2 Tage fehlenden Training gespürt.“, stellte sie klar. „In Ordnung, dann sehen wir uns später, wenn Komui die Daten ausgewertet hat!“ Die Braunhaarige ließ sich noch schnell den Weg zum Trainingsplatz erklären und machte sich dann auf dem Weg.
 

„Das ist ein riesiges Gebäude. Das hier noch niemand verloren gegangen ist.“, sagte sie zu sich selbst und schaute sich um. „Ein Navi wäre hier schon praktisch.“, sie schmunzelte. Durch ein Tor trat sie ins Freie und sah auf dem Platz. „Der Typ verfolgt mich scheinbar den ganzen Tag.“, stellte sie fest. Sie ging auf Kanda zu. „Ist das ok für dich, wenn ich hier auch trainiere?“, fragte sie. „Che. Wenn du trainierst und nicht redest.“, gab dieser zurück. „Oder was hältst du von einem kleinen Trainingskampf?“, fragte sie mit schiefen Grinsen. „Nein danke. Komui hat mir schon gesagt, was er von gestern gehalten hat.“, erwiderte der Schwertkämpfer ohne sein Blick von der Trainingspuppe abzuwenden. „Dann halt ohne Waffen.“, schlug sie vor. „Wenn du unbedingt möchtest und endlich aufhörst du reden.“, kam eine etwas genervte Antwort. Sie grinste. Das war eine Nachmittagsgestaltung ganz nach ihrem Geschmack.

Babysitter

Sie saßen nebeneinander und genossen die letzten Strahlen der untergehenden Sonne. „Du bist ganz schön schnell“, stellte sie, noch etwas außer Atem, fest. Er grinste nur. „Und wann geht es nun für dich zurück?“, fragte er. „Das würde ich auch gerne wissen. Das Portal über die Arche hat wohl nicht funktioniert.“, ihre schlechte Laune kehrte langsam wieder.
 

„Komui möchte uns seine Ergebnisse mitteilen.“, tönte Lavis Stimme hinter ihr. Während sie aufstand, drehte sie sich zu ihm um. „Gut, ich bin mal gespannt.“, antwortete sie. „Habt ihr euch etwa schon wieder geprügelt?“, schalt der Rothaarige die beiden. „Che. Sie wollte ja unbedingt!“, stellte Kanda klar. „Aber Yu! Man schlägt doch keine Frauen!“, dabei deutete er auf den Bluterguss, der sich bereits entlang ihres Wangenknochens auf der linken Seite bildete. Mit einem erneuten „Che.“, ging der Blauhaarige an ihnen vorbei ins Gebäude. „Du solltest mal seine Schulter sehen!“, lachte Anuhea. „Ihr lernt es echt nicht. Was soll ich jetzt Komui erzählen? Hatte er das euch nicht verboten?“, er rang immer noch mit der Fassung. „Hatte er? Ich dachte, er wollte nur nicht, dass wir noch einmal mit Waffen kämpfen!“, stellte sie sich absichtlich dumm. „Ohja, sicher. Ein Faustkampf zwischen euch beiden ist ja wesentlich besser...“, dabei verdrehte er die Augen. 'Zum Glück habe ich eine Ausrede, warum ich auch dieses Mal nicht dazwischen gegangen bin.', dachte er bei sich, während sie den Weg in Komuis Büro antraten.
 

„Weißt du schon etwas?“, fragte sie und riss ihn damit aus seinen Gedanken. „Nein, Lenalee meinte nur, dass ich mit dir vorbei kommen sollte.“, er verschränkte wieder seine Arme hinter dem Kopf. 'Gute Nachrichten klingen anders.', dachte sie bei sich. „Kopf hoch. Wir werden dich schon irgendwie wieder los!“, lachte der Exorzist. „Ach, eben noch darauf beharren, dass ihr mich nicht verlieren wollt und jetzt sowas?“, sie plusterte gespielt beleidigt die Wangen auf. „Da du ja immer Ärger machst und dich mit den andern Kindern prügeln musst, wäre ich ganz froh, nicht mehr Babysitter spielen zu müssen.“, zog er sie auf und drückte mit seinen Handflächen die Luft aus ihren Wangen. „Blödmann!“, schmollte sie theatralisch. „Was würde Yu eigentlich sagen, wenn er erfährt, dass du ihn ein 'Kind' genannt hast?“, böse grinsend sah sie ihre Begleitung an. „Das würdest du mir nicht antun, oder?“, jetzt war es an Lavi, den Gescholtenen zu spielen. „Das muss ich mir noch überlegen. Vielleicht wenn du den Rest des Tages schön artig bist!“, sie streckte ihm die Zunge raus und öffnete die Bürotür.
 

„Lass mich raten. Schon wieder ein Kampf mit Kanda?“, kam es direkt von Komui, als sie den Raum betrat. Sie nickte. „Was habe ich dir dazu gestern gesagt?“, fragte er mit strengem Ton. „Das du nicht mehr hören möchtest, dass wir mit unseren Waffen aufeinander losgehen.“, sagte sie. „Und was habt ihr gemacht?“, wollte er wissen. „Das war nur ein kleines Übungskämpfchen ohne Waffen.“, stellte sie klar. „Und warum hast du da diesen riesigen Bluterguss unter dem Auge?“, wollte er nun wissen. „Ich habe versucht, so lange mit meinem Auge auf Kandas Faust zu schlagen, bis sie bricht. Aber meine Strategie hatte noch gewisse Schwachstellen.“, grinste sie. 'War das jetzt zu frech?', fragte sie sich, während der Rothaarige und Reever versuchten das Lachen verkneiften. „Zum letzten Mal, Anuhea. Ich möchte nicht, dass ihr euch beide verletzt. Entweder ihr schaltet einen Gang zurück, oder ihr lasst es gefälligst bleiben!“, stellte der Leiter nun klar. „In Ordnung.“, antwortete sie knapp. Am Liebsten hätte sie mit einem genervten 'Ja Papa!', geantwortet. Aber das wäre wohl zu viel gewesen. „Und jetzt zu dir! Warum bist du nun schon wieder nicht dazwischen gegangen?“, nun stand der Lilahaarige direkt vor Lavi und funkelte ihn an. „Weil ich auf meinem Zimmer noch Arbeit zu erledigen hatte. Ich kann ja auch nicht rund um die Uhr auf sie aufpassen!“, entgegnete er.
 

Kopfschüttelnd setzte sich Komui wieder an seinen Schreibtisch. „Kommen wir zu den Ergebnissen.“, sagte er und rückte sich die Brille wieder richtig. „Es gibt keinen Zweifel: Komurin ist aus einer großen Höhe runter gefallen. Den Aufschlag konnten wir nicht mehr dokumentieren.“, er sah von den Datenblättern auf. Der Braunhaarigen klappte die Kinnlade runter. 'Er hat ernsthaft einen halben Tag dafür gebraucht, das festzustellen?' „Aber wir können davon ausgehen, dass es nicht deine Welt war, wo er gelandet ist. Wenn es überhaupt eine war.“, schloss er den Bericht. „Ein herber Rückschlag.“, füge Reever hinzu und alle nickten. „Also fangen wir jetzt an, das Portal bzw. das Gerät zu bauen, dass das Portal erzeugen soll. Wir werden in ca. einer Woche damit fertig sein.“, so der Blonde weiter.
 

Es klopfte an der Tür und Lenalee trat mit Kanda ein. „Gerade zum richtigen Zeitpunkt.“, stellte der Leiter fest. „Ich habe einen Auftrag für euch, vielleicht sorgt das für den nötigen Ausgleich und ihr schlagt euch nicht gegenseitig die Schädel ein.“, dabei schaute er zwischen Kanda und Anuhea hin und her. „Ungefähr 250km westlich von hier wurden zuletzt eine sehr große Anzahl von Akuma gesichtet. Ich möchte, dass ihr euch das einmal anschaut. Ihr alle. Ja, auch du Anuhea. Hier sind alle Informationen die ihr braucht. Allen und Krory stoßen zu euch, sobald es ihre Mission zulässt. Es geht morgen früh los.“, schloss er und überreichte jeden eine Mappe. „Wie? Ich soll auch mit?“, fragte die Sensenmeisterin verblüfft. „Das du gegen Akuma kämpfen kannst, hast du schon beweisen, also ja. Ansonsten würde dir hier wahrscheinlich eh die Decke auf dem Kopf fallen.“, beantwortete er ihre Frage. 'Wo er recht hat...', dachte sie.
 

„Gut, dann packen wir mal unsere Sachen. Morgen um 6 Uhr brechen wir auf.“, warf Kanda in die Runde, nachdem er die Mappe studierte. So gingen die Vier Richtung Tür. „Eins noch, Anuhea.“, hielt er sie zurück, während die anderen bereits im Korridor verschwanden. „Ich möchte, dass du die Kleidung eines Exorzisten trägst. Meine Schwester hatte sie dir ja gebracht.“, forderte er sie auf. „Ich bin aber kein Exorzist. Also trage ich auch nicht deren Kleidung. Auch, wenn ich mich schon etwas eingelebt habe, brauchst du nicht zu denken, dass ich zu euch gehöre.“, antwortete sie kopfschüttelnd. „Es geht hier nicht darum, was wir denken. Es geht darum, was die Akuma denken, wenn die euch sehen. Wenn sie Exorzisten sehen, greifen sie diese an. Das ist der Plan. Deswegen tragen wir diese Mäntel.“, klärte er sie darüber auf. Sie nickte langsam. „Dann wäre ja alles geklärt. Viel Erfolg.“, mit diesen Worten Komuis verließ sie den Raum.

Auf Mission

Am nächsten Morgen hatte sie schnell ihr Hab und Gut in ihrem Rucksack untergebracht. Die längste Zeit hatte sie damit verbracht, den Mantel anzustarren. Schlussendlich zogen sie diesen doch an und stand nun am verabredeten Treffpunkt und wartete auf die anderen. Dabei gefiel ihr gerade der Schnitt ihres Mantels. Er ging ihr bis knapp über die Knie. Hatte einen seitlichen Reißverschluss und wenn sie diesen etwas öffnete, konnte sie den Kragen umschlagen. Die Kapuze konnte man tief ins Gesicht ziehen, was vor allem bei Regen praktisch war. Allerdings kam es ihr etwas komisch vor, die Uniform zu tragen. Schließlich war sie ja keine Exorzistin.
 

„Steht dir.“, bemerkte Lavi mit einem Augenzwinkern, als er zu ihr trat. „Ich fühle mich komisch darin.“, gestand die Braunhaarige. „Kann ich mir denken.“, lachte er. „Aber du wirst sehen, der Mantel ist unglaublich praktisch. Und geht nicht so leicht kaputt, wie deine Kleidung!“.
 

Als Kanda und Lenalee sich zu ihnen gesellten, stiegen sie in das kleine Boot. „Ist das nicht ein wenig unpraktisch? Also die Lage und die Art der Fortbewegung, meine ich.“, fragte Anuhea die anderen. Der Rotschopf zuckte mit den Schultern. „Wir kennen es eben nicht anders.“ Den Rest der Bootsfahrt und auf dem Weg zum Bahnhof schwiegen sie. Im Zug begann sie mit dem Studium der Mappe. Der Bookman erklärte, was alles für sie relevant war und was genau die Informationen bedeuteten. „Also könnte es ein ganz schön enges Höschen werden, hm?“, fragte sie und erntete damit verwirrte Blicke. „Ich meinte damit, dass es eine schwierige Mission werden wird.“ „Sonst hätte Komui nicht uns alle geschickt.“, gab Kanda gewohnt gesprächig zurück. Sie nickte. 'Das bedeutet, wir sollten hellwach und konzentriert sein.'
 

„Hey Anu! Sollen wir Yus Gesicht bemalen?“, holte Lavi sie aus ihren Gedanken. Sie schaute zu dem Schwertkämpfer der eingeschlafen war. Danach schaute sie ihren Sitznachbarn an. „Ist ja gut. Dann halt nicht. Welche Laus ist dir über die Leber gelaufen?“, fragte dieser. Lenalee war überrascht, dass sie den Scherzkeks mit nur einem Blick von seinem Vorhaben abbringen konnte. „Wir sind auf einer Mission. Da sind solche Albernheiten mit Sicherheit fehl am Platz.“, stellte sie klar. Der Rothaarige rollte mit den Augen. „Anu-chan. Jetzt sei doch nicht so!“, maulte er. „Du hörst dich an wie Yu!“
 

„Lass es ihn ruhig versuchen. Noch ein Grund mehr ihn in Stücke zu schneiden.“, kommt es vom, wohl doch nicht, Schlafenden. „Lavi, wenn wir die Mission erledigt haben und auf dem Rückweg sind, können wir gerne noch einmal darüber reden. Aber aktuell bereite ich mich auf das Anstehende vor und möchte euch so gut, wie es geht, unterstützen.“, erklärte sie. „Mit einer wildgewordenen Häckselmaschine wie dich werden wir das ganz schnell erledigt haben!“, antwortete er lachend und auch die Sensenmeisterin konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Wollen wir es hoffen.“, antwortete sie. Aber sie konnte sich nicht helfen. Sie hatte bei der ganzen Sache ein ungutes Gefühl. „Wir sind gleich da.“, bemerkte Kanda nach einer Weile. Die anderen nickten.
 

„Ich würde vorschlagen, wir suchen uns erst einmal eine Gaststätte.“, schlug Lenalee vor, als sie auf dem Bahnsteig standen. Lavi schaute sich um. „Ich seh jetzt auf jeden Fall nichts Verdächtiges. Manchmal ist Allen mit seinem Auge doch ganz nützlich“, grinste er. „Moyashi kann von mir aus dort bleiben, wo er ist. Mir wäre es sogar recht, wenn wir mit der Mission fertig sind, bevor die beiden hier auftauchen!“, entgegnete der Blauhaarige. „Was ist so besonders an dem Auge des Typen?“, fragte nun Anuhea. „Er kann damit Akuma erkennen.“, klärte der Bookman sie auf. „Ach, sagt das doch gleich. Das kann ich auch.“, antwortete sie und verwendete ihren Seelenblick. „Bislang ist die Luft rein.“ „Woher kannst du das?“, wollte der Rotschopf wissen. „Das ist eine Technik, einige Meister bei uns beherrschen.“, erwiderte sie. „Dann tu uns den Gefallen und halte regelmäßig Ausschau.“, bat Lenalee.
 

Erst im dritten Gasthaus konnten sie 2 Zimmer buchen. Die Sensenmeisterin schaute sich interessiert um. Das Erdgeschoss diente hauptsächlich als Essbereich und wirkte sehr bürgerlich mit den rustikalen Holztischen und Stühlen. Ein Klavier stand am Ende des Raumes und zog ihren Blick auf sich. Eine Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Ich geh mit Anu auf ein Zimmer!“, rief Lavi. Die Grünhaarige verpasste ihm einen Schlag auf den Hinterkopf. „Vergiss es!“, sagte sie streng. „Ich will aber nicht mit Yu in einem Zimmer schlafen.“, maulte er und ignorierte dabei, dass er gerade von seinem zukünftigen Zimmergefährten böse angefunkelt wurde. Sie bezogen ihre Zimmer und stellten ihre Sachen ab. Danach gingen sie gemeinsam durch die Stadt, um die Bewohner nach Vorkommnissen zu fragen.
 

„Hätten sie vorher einen Finder hierher geschickt, müssten wir jetzt nicht diese ganze Arbeit erledigen.“, murrte Kanda nach einer Befragung eines Geschäftsmannes. „Da lässt sich jetzt nichts mehr dran ändern. Also, was haben wir? Einige Geschichten über Monster aus dem Wald und 3 verschwundene Händler. Sonst noch was?“, Lenalee erhielt kollektives Kopfschütteln. „Wir sollten uns dann auf jeden Fall den Wald ansehen. Anu, siehst du etwas?“, fragte sie. „Nein. Auch soweit wie ich in den Wald hineinschauen kann. Nur menschliche Seelen.“, kam die Antwort von der Meisterin. „Da es schon dämmert wäre es wohl besser, wenn wir uns morgen um den Wald kümmern.“, schlug Lavi vor. „Da hat Baka-Usagi ausnahmsweise recht. Ich ziehe es auch vor, meine Gegner sehen zu können.“, gab der Schwertkämpfer zu. „Baka-Usagi?“, lachte die Braunhaarige. „Großartig!“, dabei wischte sie sich eine Lachträne aus dem rechten Auge. „Ich mag es auch, wenn Yu mich so nennt.“, grinste der Bookman.
 

„Schnauze!“

Klavier

Die Nacht verlief ereignislos und somit wachte Anuhea ausgeschlafen auf. Leise ging sie ins Bad, um sich etwas frisch zu machen und ihr Exorzisten-Outfit wieder anzulegen. 'Daran werde ich mich nicht gewöhnen...', dachte sie dabei. Als sie ihre Haare zu einem Pferdeschwanz gezähmt hatte, schlich sie sich zur Tür. Über die Treppe gelang sie ins Erdgeschoss. „Kann ich ihnen was zu Essen oder Trinken bringen?“, fragte der freundliche Gastwirt, der sie auch gestern empfangen hat. „Ein grüner Tee wäre toll!“, gab sie zurück und er verschwand in der Küche. Wieder fixierte sie das Klavier am Ende des Raumes.
 

Das leise Klirren der Tasse auf dem Holz der Theke holte sie zurück in die Gegenwart. „Sagen sie mal, würde es ihnen was ausmachen, wenn ich eine Runde spiele?“, fragte sie und deutete dabei auf das Instrument. „Nur zu. Das hat jedoch schon Ewigkeiten niemand mehr gemacht. Also gebe ich keine Garantie, dass es noch funktioniert. Stellen sie nur bitte Ihre Tasse nicht auf das Klavier.“, gab er zurück. Sie schaute ihn empört an. „Ich würde niemals eine Tasse darauf abstellen!“, stellte sie klar. Der Wirt hob beschwichtigend die Hände und lächelte. „Ich sag es ja nur!“
 

Während sie den Raum durchquerte, nahm sie einen Schluck Tee. 'Naja, nicht so gut, wie der aus dem Orden.', stellte sie fest. Die Tasse ließ sie am nächstgelegenen Tisch stehen. Dann ging sie auf das Objekt ihrer Begierde zu. Der kastenförmige Körper hatte schon einige Macken abgekommen. Sie klappte die Abdeckung nach oben und spielte ein paar Töne. Die Saiten hatten in der Vergangenheit vielleicht ein wenig gelitten, aber die Stimmung war vorhanden. Also ließ sie ihren Finger über die Tasten fliegen und spielte ein Stück nach dem anderen. Alles, was ihr gerade so einfiel. Von klassischen Kompositionen, bis hin zu moderneren Liedern. Sie fühlte sich in das Musikzimmer der Shibusen zurückversetzt. Unzählige Stunden hat sie dort bereits mit Soul verbracht. Entweder hatten sie gemeinsam am Flügel gesessen oder sie hatte ihn mit anderen Instrumenten begleitet. Bei der Gelegenheit hat sie ihm hin und wieder auch die Grundlagen einiger anderer Musikinstrumente erklärt und beigebracht. Dabei hatte sie nach spätestens einer Stunde immer wieder zu hören bekommen: „Och, ich glaub, ich bleib beim Flügel!“. Damit war das Thema dann für ihn erledigt. Darüber muss sie bis heute grinsen.
 

Ohne Gefühl für die Zeit reihte sie Lied an Lied. Sie wusste nur, dass Kanda sich vor einer Weile in die hinterste Ecke des Raumes verdrückt hatte. Genauso, dass ein Deckenpfeiler den Blick auf seinen Tisch versperrte. Sie hatte ihn in einer kurzen Teepause entdeckt, wollte ihm aber seine Ruhe lassen. Also spielte sie einfach weiter. Als sie einen Schatten zu ihrer Rechten wahrnahm, wollte sie schon erschrocken aufhören. Jedoch blickte sie in das vertraute Auge Lavis. Dieser deutete ihr lächelnd, weiterzuspielen. Er zog sich einen Stuhl an die Seite und setzte sich auf Höhe des Klaviers, sodass Anuhea ihn ansehen konnte. Er streckte seine Beine von sich, verschränkte seine Arme im Nacken und schloss genießerisch die Augen.
 

„Spielst du oft Klavier?“, fragte er, als sie geendet hatte und nach ihrer Tasse griff. „Nein, eigentlich spiele ich hauptsächlich Gitarre. 'Drüben' ist Soul der Pianist und ich wechsel das Instrument, je nach Musikrichtung und Laune.“, erklärte sie. „Kannst du auch singen?“, fragte er dann. Sie wurde ein bisschen rot. „Ja, naja.“, sagte sie. „Es reicht zumindest dafür, dass die Leute nicht gleich abhauen.“, meinte sie zwinkernd. „Dann sing mal was!“, bettelte der Rotschopf schon fast. „Du kannst dich damit auch selbst begleiten.“, er deutete aufs Klavier. „Puh...“, schnaubte die Sensenmeisterin. „Jetzt gehst du aber in die Vollen.“ „Bitteeeeeee!“, der aufgesetzte Hundeblick brachte sie zum Lachen. „Nagut, aber hör auf so zu gucken!“. Kurz überlegte sie, was sie spielen sollte und ließ dann erneut ihre Hände über die Tasten gleiten. Lavi lehnte sich zufrieden zurück.
 

Nach drei Liedern brach sie erneut ab. „So, ich denke das reicht mal für heute.“, sagte sie und klappte die Abdeckung herunter. Der Bookman öffnete die Augen und beugte sich vor. In diesem Moment waren Schritte auf der Treppe zu hören und Lenalee erreichte das Erdgeschoss. „Guten Morgen. Du steckst also hinter der Musik!“, stellte sie fest und bewahrte Anuhea so vor dem Versuch des anderen Exorzisten, sich eine weitere Zugabe zu erbetteln. „Wenn wir ja jetzt vollzählig sind, können wir ja frühstücken.“, schlug die Grünhaarige vor. Erst jetzt erkannte Lavi, dass auch Kanda bereits im Essbereich saß. „Seit wann ist der hier?“, fragte er die Musikerin. „Öhm, keine Ahnung.“, log diese.
 

Da es in der Gaststätte morgens kein Soba gab, bestand ihr Frühstück aus einem Apfel. Sie traute einigen Lebensmitteln in dieser Welt immer noch nicht. Der Schwertkämpfer hingegen begnügte sich nur mit einem Tee. Die anderen beiden schlugen dafür ordentlich zu. „Wenn wir jetzt angegriffen werden, könnt ihr euch kaum bewegen, so vollgefressen seid ihr!“, murrte Kanda. „Keine Angst, ich sehe und spüre nichts in der Richtung.“, versuchte die Braunhaarige ihn zu beruhigen. Zumindest wusste sie durch das „Che.“ des anderen, dass er ihr zugehört hatte. „Wie sieht also die Tagesplanung für heute aus?“, wollte sie wissen. „Wir gehen in den Wald und schauen, was uns dort erwartet.“, beantwortete Lenalee ihre Frage. „Braucht ihr denn noch einen Verdauungsschlaf, oder können wir gleich los?“, grummelte der Blauhaarige erneut.

Lass knacken

Lavi baute sich vor dem Waldrand auf. „Da sind wir! Lasst uns loslegen!“, rief er gut gelaunt. „Hast du schon irgendwas entdecken können, Anu?“, fragte er. „Nein, immer noch nicht.“, antwortete diese. „Das gefällt mir nicht. Erst heißt es, es wären jede Menge Akuma gesichtet worden und jetzt sind alle weg?“, stellte Kanda fest. Die Braunhaarige nickte, genau dieser Gedanke kam ihr auch. Sie blickte nach vorne. Seitlich des Waldes war eine Klippe, die gerade so die Baumwipfel überragte. Sie deutete aus den Felsvorsprung. „Ich klettere mal da rauf, um mir einen Überblick zu verschaffen. Vielleicht bleibt ihr besser hier?“, sie schaute in die Runde. Ihre Begleiter nickten und somit lief sie auf die Felswand zu und hangelte sich blitzschnell und geschickt daran hoch. Auf der Plattform angekommen, aktivierte sie ihren Seelenblick.
 

„Heiliger Shinigami“, kam es aus ihr heraus. „Wie komme ich jetzt am schnellsten hier runter?“, murmelnd schaute sie sich um. Sie nahm ein paar Schritte Anlauf und sprang in eine Baumkrone, die etwas kleiner war, als die Klippe, auf der sie eben stand. Hektisch kletterte Richtung Boden, wobei sie noch 2 Mal von Baum zu Baum sprang. Auf der Erde angekommen, kamen auch bereits ihre neugewonnen Freunde auf sie zugelaufen. „Was ist?“, fragte der Blauhaarige. „Geschätzt 300 Akuma, ca. 20km von ihr entfernt.“, brachte sie es auf den Punkt. „Na, worauf warten wir denn dann?“, fragte Lavi und schulterte seinen Hammer. „Vielleicht sollten wir doch auf Allen und Krory warten?“, warf Lenalee ein. „Mein Bruder sagte, sie seien voraussichtlich binnen 2 Tagen bei uns.“ „Wenn wir so lange warten, überfallen sie noch ein Dorf.“, entgegnete Kanda. Eine hitzige Diskussion entbrannte zwischen den drei Exorzisten. „Ähm, Leute...“, begann Anuhea, die sich zwischenzeitlich erneut auf den Felsvorsprung begeben hatte und gerade den nächsten Baum hinunter kraxelte. „WAS?“, bekam sie als mehrstimmige Antwort. „Eure Diskussion ist umsonst. Sie kommen auf uns zu.“, eröffnete sie ihnen. Nach kurzem Disput entschieden sie sich für 2 Gruppen. Lenalee und Lavi sollten die Dorfbewohner warnen und zum hinteren Teil der Stadt schicken. Kanda und Anuhea sollten ihnen so viel Zeit verschaffen, wie das möglich war.
 

Die beiden Kämpfer standen auf einem weiteren Felsvorsprung. Von hier aus wollten sie den Angriff starten. Die Braunhaarige ließ ihre Schultern kreisen. „Aufwärmübungen vor dem Kampf solltest du vielleicht auch mal probieren.“, schlug sie ihm vor. „Keine Sorge, es sind genug da, um warm zu werden.“, kam die Antwort prompt. „Pass nur Acht, dass du von keinen der Geschosse getroffen wirst.“ „Ja, Mama.“, gab sie grinsend zurück. „Che. Spar dir deine dummen Sprüche für später.“, murrte er. Die ersten Akuma waren in Sichtweite. Gleich würde es losgehen. „Na dann. Lass knacken!“, rief sie und verwandelte ihre Hände in Gleven. Der Schwertkämpfer fuhr mit seinen Fingern über die Schneide seines Katanas. Zeitgleich stürzten sie sich auf ihre Gegner.
 

Lavi und Lenalee hatten gerade die Stadt erreicht, als die ersten Explosionen ertönten. Der Rothaarige blieb stehen und schaute hinter sich. 'Passt ja gut auf euch auf!', dachte er und rannte nun umso schneller. „Wir sollten uns besser aufteilen.“, schlug er Lenalee vor. „Ist gut, fang du hier an. Ich nehm die andere Seite!“, damit aktivierte sie ihr Innocence und verschwand. Nun lief er zur nächsten Menschengruppe, die das Spektakel am Himmel erstaunt beobachtete. „Verschwindet hier, bringt euch in Sicherheit!“, rief er. „Ist das denn gefährlich?“, fragte einer der Bürger. Er konnte es nicht fassen. Da kam gerade eine Horde Akumas auf sie zu und die fragten allen ernstes, ob sie gefährlich seien! „Sie müssen euch nur einmal treffen und ihr seid tot!“, erwiderte er mit ernster Mine. „Geht zum anderen Ende der Stadt“, er deutete dabei nach Westen. „Wir versuchen sie zurückzuschlagen. Warnt alle, die ihr seht. Je eher der Stadtteil leer ist, desto schneller kann ich die anderen im Kampf unterstützen!“ Nickend liefen die Bewohner auseinander und so war Lavis Bezirk schnell geräumt. Er aktivierte seinen Hammer und ging mit dessen Hilfe auf Suche nach Lenalee. „Oh, da unten sind Allen und Krory!“, stellte er erleichtert fest, als er die beiden Exorzisten sah. „Steigt auf, wir schauen noch schnell nach Lenalee, dann greifen wir mit ins Kampfgeschehen ein.“, rief er seinen beiden Freunden zu. Gemeinsam machten sie sich auf zum Bezirk der Grünhaarigen.
 

„Kanda! Hinter dir!“, rief Anuhea, doch konnte sie erkennen, dass er den Angriff des Level 3 Akumas nicht mehr ausweichen konnte. Also schloss sie ihn kurz in einem Schutzschild ein. Diese wehrte den Angriff ab und zerfiel sofort, damit der Schwerkämpfer seine Attacke ausführen konnte. Mit einem Streich hatte er es gespalten. „Nützliche Fähigkeit.“, meinte er, als sie bei ihm war. „Ja, manchmal schon. Ohne Partner kann ich die allerdings nur auf kurze Entfernung manifestieren.“, gab sie zurück. Da er wusste, was sie ihm damit sagen wollte, nickte er. „Und warum hast du keinen Partner?“, fragte er stattdessen. „Weil ich niemanden mit Waffenblut gefunden habe, der zu mir passt.“, gab sie zurück. „Aber du bist doch eine Waffe!“ „Ich unterwerfe mich doch nicht irgendeinem dahergelaufenen Meister. Das wäre ja noch schöner!“, in ihrer Stimme war eine Spur von Verachtung zu hören. Dann stürzten sie sich wieder in den Kampf.
 

„Lenalee! Bist du hier fertig?“, rief Lavi ihr zu. „Allen! Krory! Gut, dass ihr hier seid! Ja und ich habe sogar den Grund für den Angriff gefunden!“, gab sie zurück. Die 3 landeten auf einem Marktplatz. Die Exorzistin hielt ihnen ein Innocence entgegen. „Es kam eben zu einer Panik, dabei ist diese Statue umgekippt und zerbrochen.“, erklärte sie. „Dann verwahre es gut.“, sagte Allen während er zum Wald schaute. „Wer kämpft dort?“, wollte Krory wissen. „Anuhea und Kanda.“, antwortete der Rotschopf knapp. „Anuhea? Kenne ich gar nicht.“, entgegnete Krory. „Ich hatte dir doch von der Frau aus der anderen Welt erzählt.“, begann Allen. „Ach, die ist jetzt eine von uns?“, wollte er wissen. „Nur so lange, bis wir einen Babysitter haben!“, lachte Lavi und erntete irritierte Blicke. „Erkläre ich später. Wir sollten ihnen nun wirklich zur Hilfe kommen. Sie wurden schon zurückgedrängt!“

Ein ungebetener Gast

Als die vier die beiden Kämpfer erreichten, waren diese schon bis zum Stadtrand zurückgedrängt worden. „Ich könnte nicht behaupten, dass ich böse bin, euch zu sehen!“, stellte die Braunhaarige fest. Mit einer ersten Welle eines gemeinsamen Angriffs konnten sie die Reihen deutlich dezimieren.
 

„Wie viele sind es denn noch?“, rief Lavi. „Knapp 100“, kam die Antwort von Allen und Anuhea zeitgleich. „Na wenigstens scheint dann die Zahl zu stimmen.“, lachte Lavi kurz. Er drehte sich um und sah ein Geschoss auf ihn zufliegen. Er nahm seinen Hammer in beide Hände und holte zum Schlag aus, als sich eine gelbe Kuppel um ihn bildete. Das Geschoss prallte daran ab und explodierte. „Was zum Teufel?“, fragte der Rotschopf. „Sorry, ich dachte, du siehst es nicht mehr rechtzeitig“, entschuldigte sich die Sensenmeisterin und ließ das Schutzschild aus Seelenwellen zerspringen.
 

„Hallöchen meine Lieben.“, tönte es plötzlich über ihnen. Anuhea schaute nach oben. „Was macht dieser Fettsack auf dem Schirm da?“, fragte sie völlig perplex. „Das ist der Millennium-Graf.“, erklärte ihr der Bookman ernst. „Der ist für all das verantwortlich.“, er deutete auf die übrigen Akuma. „Na, dann machen wir die Pummelfee doch mal kalt“, grinste sie und machte einen Schritt nach vorne. Der Exorzist packte sie am Arm. „Wenn das so einfach wäre, dann hätten wir das schon längst gemacht. Unterschätze ihn nicht!“, zischte er. „Du musst diejenige sein, die hier einiges durcheinander gemischt hat.“, stellte der Graf an Anuhea gewandt fest. Diese erkannte, dass sich Kanda im Hintergrund näherte. „Das bin ich. Und nun?“, erwiderte sie. „Meine Liebe, es tut mir leid. Aber ich glaube, ich sollte dich besser auslöschen. Du gehörst nicht hierher.“, erhielt sie als Antwort. Der Schwertkämpfer war bereits auf dem Dach angelangt, welches dem Millennium-Grafen am Nächsten war. Als dieser zum Sprung ansetzen wollte und Mugen erhob, drehte sich sein Ziel blitzschnell um und erzeugte eine Explosion. Dieser hielt sein Katana schützend vor sich. Als er aufblickte erkannte er, dass sein Schwert Risse bekam. 'Nicht doch. Halte durch, Mugen!', doch die zweite Explosion dunkler Materie folgte auf dem Fuß. Er spürte, wie die Klinge zerbrach und der Griff aus seiner Hand glitt. Dann bekam er den Rest der Druckwelle ab.
 

Als er die Augen wieder aufschlug stand der Graf vor ihm. „Na mein Freund? Bist du den Kampf nicht langsam leid?“, fragte dieser und packte ihn an der Kehle und hielt ihn über den Abgrund des Daches. Der Schwertkämpfer versuchte sich zu wehren, doch der Griff war zu stark. 'Ich werde nicht sterben', dachte er grimmig. Doch langsam aber sicher ging im die Luft aus. Er sah wie sein Kontrahent das Schwert hob. Kurz schloss er die Augen, um seine letzten Kräfte zu mobilisieren, da löste sich der Druck mit einem Mal von seinem Hals. Der Wind pfiff in seinen Ohren und er realisierte, dass er fiel. Er schaute nach oben. Anuhea hatte sich mit all ihrer Kraft gegen den Grafen geworfen und ihn somit aus dem Griff befreit. Unsanft wurde er von Lavi aufgefangen, der dem Fallenden mithilfe seines Hammers gefolgt war. Sie konnten einen kurzen Schlagabtausch zwischen den beiden verfolgen, dann wurde die Braunhaarige in hohem Bogen nach hinten geschleudert. „Anu!“, rief der Rothaarige verzweifelt, als ihr Körper krachend ein Dach auf der gegenüberliegenden Seite durchbrach.
 

Schnell machten sich die Exorzisten auf zu ihr. „Alles in Ordnung?“, fragte Lenalee, die sie zu erst erreichte. Sie reichte ihr eine Hand, als sie sah, dass die andere bei Bewusstsein war. Beim Hochziehen zuckte sie ein wenig zusammen. „Irgendetwas ist mit meinem Fuß.“, stellte sie zerknirscht fest. „Prima. Ein Exorzist ohne Waffe, jemand der nicht laufen kann und den Grafen an der Backe. Könnte mir besseres vorstellen.“, zählte Lavi auf. „Achtung, sie greifen an!“, warnte Krory und sie sprangen auseinander. Die restlichen Akuma hatten sich unter Befehl des Grafen zusammengerottet. Die Grünhaarige stützte Anuhea und half ihr bei der Flucht. „Kanda!“, rief die Exorzistin, als sie diesen um die Ecke kommen sah. „Hilf Anuhea. Ich unterstütze die anderen drei!“, damit ließ sie die beiden alleine. „So eine verdammte Scheiße!“, fluchte die Verletzte beim Versuch, ihren linken Fuß zu belasten. „Das hättest du nicht tun sollen!“, sagte der Schwertkämpfer. „Was?“, etwas verwirrt schaute sie ihn an. „Du hättest dein Leben nicht riskieren sollen, um meines zu schützen.“, ohne sein Schwert fühlte er sich nutzlos und dann musste er noch gerettet werden. Sie spürte, was genau das Problem ihres Gegenübers war.
 

'Es wird Zeit, über deinen eigenen Schatten zu springen, Sturkopf!', forderte ihre innere Stimme sie auf. Sie schloss kurz die Augen, um sich zu sammeln. Dann schaute sie ihm tief in die Augen. „Kanda? Vertraust du mir?“

Wildgewordene Häckselmaschine

Er verstand nicht, was sie von ihm wollte. „Bitte was?“, fragte er verwundert. „Ich will wissen, ob du mir vertraust!“, sagte sie energisch. „Ich verstehe nicht...“, setzte er wieder an, doch sie unterbrach ihn. „Ja oder Nein? Spring oder bleib an Bord, dazwischen gibt es nichts!“, nun schrie sie ihn fast an. Kandas Gefühlswelt brodelte. 'Woher soll ich das wissen? Was will sie eigentlich von mir?', dachte er. 'Aber warum sollte ich ihr nicht vertrauen? Sie hat mich heute zwei Mal geschützt. Und das völlig uneigennützig.' Er atmete tief durch, während seine Gedanken rasten. „Ich vertraue dir.“, gab er nun endlich zurück. Sie lächelte. „Gut, dann gib mir deine Hand!“, forderte sie ihn auf. Verwirrt umschloss seine rechte ihre linke Hand.
 

Schlagartig fing sie an zu leuchten. Er wollte seine Hand zurückziehen, doch sie hielt diese fest. Das Licht blendete ihn und so blieb ihm nichts anderes übrig, als den Arm über seine Augen zu legen. Als das Leuchten verschwand, blinzelte er verwundert. Anuhea war weg.
 

„Was zum Teufel...?“, er schaute an seine Hand herunter und verstand. Seine rechte Hand hielt eine beidseitige Kriegsgleve in der Hand. Die Waffe an sich war ungefähr genauso lang, wie sie in Menschengestalt groß war. Die Blitze zuckten über die dunkelgrünen Klingen. Vom Mittelteil, das gleichzeitig den Griff darstellte, gingen zwei längere Klingen zu beiden Seiten ab. Bei beiden Hauptklingen wurden die geschwungenen Zacken nach oben hin etwas kleiner. Die Spitze bog sich etwas nach oben. Der Griff war von einem Schild überdeckt, welches die Hand des Schwertkämpfers schützte. Dieses war von dem selben Dunkelbraun ihrer Haare und mit Verzierungen in einem helleren Braunton durchzogen. 'Der Braunton, der auch in ihren Augen zu sehen ist', stellte er fest. Er war erstaunt, wie leicht die Waffe war. Mit der freien Hand griff er nach der Klinge. Sie war warm und fühlte sich gut an.
 

„Willst du hier etwa Wurzeln schlagen?“, ertönte eine etwas gedämpfte Stimme. Er konnte nicht sagen, ob diese in seinem Kopf war, oder er diese wirklich hörte. „Beides.“, klärte die Stimme ihn wieder auf. „Vielleicht hätte ich dir sagen sollen, dass wir nun zum Teil die Gedanken des anderen verstehen. Das tut mir leid. Es ist nicht wirklich die Zeit für große Erklärungen.“ Kanda nickte. „Du hast recht. Über den Rest reden wir später!“, damit rannte er los. „Kannst du jetzt eigentlich diese Schutzschilder auf größere Entfernung machen?“, fragte er auf dem Weg. „Dafür sind wir noch nicht synchron genug. Aber wir könnten das schaffen. Versuch dich darauf zu konzentrieren, was ich mache.“, bat sie ihn. Plötzlich zuckte die Klinge und wuchs ein gutes Stück. „Hui, das ging ja schnell!“, freute sich die Waffe. „Da vorne sind sie!“, rief der Blauhaarige. „Zeit für Schutzschilde, was?“, damit aktivierte sie ihre Fähigkeit. Es war gerade noch rechtzeitig, um ihre Freunde vor Schlimmeren zu bewahren. Denn in diesem Augenblick eröffneten die Akuma das Feuer auf die in die Ecke Getriebenen. Lavi ließ erleichtert den Hammer sinken, mit denen er die anderen schützen wollte.
 

Mit einem Satz sprang der Blauhaarige vor ein Akuma und zerstörte es mit einem Schlag. Von Sekunde zu Sekunde wurde er sicherer im Umgang mit der ungewohnten Waffe. Schnell hatte er die Gruppe, welche die anderen Exorzisten eingekesselt hatte, vernichtet. Anuhea ließ kurz danach das Schutzschild zerspringen.
 

„Anu? Bist du das?“, fragte Lavi verblüfft. „Che, Baka-Usagi. Das ist doch offensichtlich!“, erwiderte Kanda. „Wo er recht hat...“, ertönte es aus der Gleve.
 

„Nun, da sich das Blatt gewendet hat, werde ich mich mal zurückziehen. Viel Spaß mit meinen Freunden, Exorzisten!“, hörten sie, während sich eine erneute Welle von Akuma zusammenschloss. Diesmal waren es etwas mehr als zu Anfang. „Wir fangen wieder von vorne an“, stellte Allen fest.
 

„Hey Kanda.“, hörte der Exorzist wieder in seinem Kopf. „Meinst du, wir könnten unseren Synchronisationsrate noch etwas steigern? Wir nennen das bei uns Seelenresonanz“, er konnte ihr breites Grinsen während dieser Worte vor seinem inneren Auge förmlich sehen. „Gut möglich.“, murmelte er, da er keine Lust hatte, dass die anderen glaubten, er führe Selbstgespräche. „Na dann mal los. Zeigen wir diesen Viechern mal, was wir können!“, forderte sie ihn mit einem süffisanten Unterton auf. Er konzentrierte sich auf das, was er von der Waffe spürte und versuchte, dies nachzumachen. Wieder blitzte die Klinge kurz auf und war für einen Augenblick nochmals deutlich größer.
 

„Ja, genau so. Und das gleich in der Luft!“, feuerte sie ihn an. Von seiner Partnerin angestachelt, kletterte er auf das nächstgelegene Haus. „Was haben die beiden bloß vor?“, fragte Lenalee, als Kanda auf ein Akuma sprang, um mit dessen Hilfe mittig in den Schwarm zu gelangen. Im Fliegen aktivierten sie die Seelenresonanz und die Klingen der Gleve wuchs um ein 4-faches an. So drehten sie sich einmal um die eigene Achse. Nach und nach explodierten ihre Gegner. „Jetzt nehmen die uns alle Akuma weg!“, beschwerte sich Krory und machte sich schnell daran, die Überlebenden auszusaugen. Lavi hingegen machte sich auf, um die beiden aufzufangen.
 

„Ich bin kein verfluchtes Auffangnetz für irgendwelche Luftnummern, Kanda!“, stellte er klar, nachdem er die beiden aufgefangen hatte. „Che.“ Sie kehrten zu den anderen zurück. „Alle Akuma erledigt“, schloss Allen, während sich Anuhea zurückverwandelte. Sie klammerte sich kurz an Kanda. „Sorry, ich habe das mit dem Fuß vergessen.“, murmelte sie entschuldigend. Dieser schlang seinen Arm um ihre Hüfte, um den drohenden Sturz zu vermeiden. Der Rotschopf lachte. „Ich hatte also doch recht mit der wildgewordenen Häckselmaschine. Aber wer hatte gedacht, dass da auch noch unser Yu die Finger im Spiel hat?“. „Halt die Klappe und hilf mir lieber, Mugen zu finden!“, antwortete dieser sauer. „Dann gehen Anuhea und ich schon einmal zum Gasthof und ihr sucht Kandas Schwert.“, kam es von Lenalee. „Das klingt nach einem Plan“, meinte die Braunhaarige und so trennten sich die sechs vorerst.

Kein dahergelaufener Meister

Auf dem Weg zum Gasthof begegneten sie Bewohnern der Stadt. Sie merkten deutlich, dass über die getuschelt wurde. Plötzlich lief ein kleines Mädchen zu den beiden Frauen und blickte sie mit großen Augen an. „Sind die Monster jetzt weg? Kann ich jetzt wieder heim?“, fragte sie ängstlich. Anuhea täschelte ihr den Kopf und lächelte. „Ja. Alle weg. Du kannst wieder beruhigt nach Hause gehen. So schnell werden die nicht wiederkommen.“ Die Leute brachen in Jubel aus. „Werdet ihr immer so bejubelt?“, fragte die Braunhaarige. Lenalee schüttelte mit dem Kopf. „Wir werden oft auch komisch angeschaut und als Monster betituliert. Oder die Leute haben Angst vor uns.“ „Dann ist ja gut. Ich dachte schon, euch schätzt man hier mehr, als uns zu Hause.“, sie lachte und die Exorzistin stimmte mit ein.
 

Als sie endlich im Gasthaus angekommen waren, stellte der Wirt ihnen erst einmal Getränke auf den Tisch. „Bleibt hier unten, ich rufe nach einem Arzt, der sich deinen Fuß anschaut.“ „Nein! Das ist nicht nötig!“, rief sie Verletzte ihm nach. Doch er war bereits wieder im hinteren Raum verschwunden. „Da wird man schon fast misstrauisch.“, stellte sie fest. Die andere nickte. „Aber einen Akuma kannst du nicht sehen, oder?“, flüsterte die Grünhaarige. „Nein, alles gut. Der Wirt hat eine ganz normale Seele. Auch keine Bösartige.“, beruhigte sie ihr Gegenüber. „Du kannst auch sehen, ob sie Gut oder Böse ist?“, fragte diese erstaunt. „Zumindest in einem gewissen Maßstab, ja.“, erwiderte sie. Aber eine Frage bedrückte sie noch. „Sag mal, Lenalee. Kandas Schwert ist ja zerstört worden. Wie geht es jetzt damit weiter?“, wollte sie wissen. „Ach, das ist kein Problem. Mein Bruder wird es reparieren. Er wird dann nur ein bis zwei Wochen darauf verzichten müssen.“, erklärte sie. Anuhea atmete erleichtert auf. Sie wusste, wie schlimm es sich anfühlte, seine Waffe zu verlieren. Auch wenn, im Falle von Mugen, kein Mensch dahinter steckte.
 

„Sagen sie,“, begann Lenalee an den Wirt gerichtet. „Haben sie noch ein Zimmer für unsere Freunde übrig? Es sind noch zwei zu uns gestoßen.“ „Aber natürlich. Für die Retter unserer Stadt habe ich immer ein Zimmer frei!“, erwiderte der Wirt. Die Braunhaarige verdrehte die Augen, als er wieder gegangen war. „Also da ist mir Angst schon fast lieber“, stellte sie belustigt fest.
 

Die Tür ging auf und ein älterer Mann trat ein. „Wo ist den der Patient?“, fragte dieser und Anuhea hob den Arm. „Hier.“, antwortete sie und nutze zugleich ihren Seelenblick. 'Sicher ist sicher', dachte sie und nickte ihrer Begleitung zu. „Alles in Ordnung.“, flüsterte sie zusätzlich. Der Arzt zog ihr den Schuh und die Socke aus, um ihren Fuß zu begutachten. Der Knöchel hatte sich leicht bläulich verfärbt, aber war kaum geschwollen. 'Wenigstens etwas.', dachte sie bei sich. „Es ist nur eine Verstauchung. Ich werde eine Salbe auftragen und ihren Knöchel bandagieren. Am besten legen sie ihn erst einmal hoch und schonen ihn.“, stellte der Doktor fest. „Alles klar, werde ich so machen.“, nickte sie.
 

Der Arzt war bereits eine Weile weg, als die anderen Exorzisten zu ihnen stießen. „Habt ihr das Katana?“, fragte Anuhea besorgt. Lavi deutete auf einen Beutel an Kandas Gürtel. „Wir hätten Mugen schneller gefunden, hätten uns diese Bewohner nicht ständig aufgehalten!“, murrte dieser. „Ach Yu, sei doch froh, dass man mal unsere Arbeit würdigt!“, tadelte der Bookman. „Der Wirt hat bereits ein Zimmer für euch fertig gemacht.“, wandte sich Lenalee an Allen und Krory, um das Thema zu wechseln. „Sehr gut, dann würde ich jetzt gerne duschen gehen!“, antwortete Krory. „Beeil dich, ich will auch!“, meinte Allen zu ihm und dieser nickte. Der Schwertkämpfer war zwischenzeitlich ohne ein weiteres Wort die Treppe hoch gegangen.
 

„Jetzt guck nicht so betrübt. Der ist gerade nur sauer, weil sein geliebtes Schwert kaputt ist und er es an Komui abgeben muss. Das ist alles.“, redete Lavi auf die Braunhaarige ein, die mit gerunzelter Stirn da saß. „Du solltest uns eher mal erklären, was genau da eben passierte.“, forderte er sie auf. „Ich habe die vollständige Waffengestalt angenommen.“, sie zuckte mit den Schultern. „Du weißt schon, was wir wissen wollen!“, der Rotschopf schaute sie durchdringend an. „Die Vermutung kam mir bei unserem ersten Kampf. Ich habe versucht, ihn mit einer meiner Seelenwellen lahm zu legen und er bezeichnete es als ein 'Kribbeln'.“, das letzte Wort betonte sie etwas spöttisch. „Was genau sind Seelenwellen?“, fragte Lavi nach.
 

Anuhea hob einen Finger und berührte ihn leicht am Arm. Gebannt schaute er auf den Finger, als ihm eine Art Elektroschock durchfuhr. Er schrie kurz auf und hielt sich den Arm. „Das war auch der Grund, warum ich ihn ein zweites Mal zum Kampf aufgefordert habe. Meine Seelenwellen machen ihm nichts aus. Ursprünglich fand ich das nur faszinierend. Aber in der Lage heute, war ich mir sicher, dass er mich auch als Waffe nutzen könnte. Und es hat geklappt, obwohl er kein Meister ist. Warum, das braucht ihr mich nicht fragen. Das ist so eine Sache, die ich später in meiner Schule in Erfahrung bringen muss.“, erklärte sie.
 

Plötzlich hörten sie Schritte auf der Treppe und Kanda steuerte auf ihren Tisch zu. Während er mit seinem Blick die Sensenmeisterin fixierte, stützte er sich auf dem Tisch ab, sodass das Geschirr klirrte. „Du sagtest mir eben noch, dass du dich niemals irgendwem unterwerfen würdest. Daher seist du keine Waffe. Und warum dann plötzlich doch?“, wollte dieser wissen. „Ich sagte, dass ich mich nicht irgendeinem dahergelaufenen Meister unterwerfen würde. Außerdem bist du nicht 'irgendjemand'.“, sie schaute ihm dabei in den Augen, in der Hoffnung, er würde verstehen, dass sie das ernst meinte. Mühevoll stand sie auf. „Ich glaube, ich schulde dir noch einige Erklärungen. Lass uns doch einfach dorthin setzen.“, dabei deutete sie auf den Tisch in der hintersten Ecke. Es war der Platz, von dem aus Kanda sie beim Klavierspielen beobachtet hatte. „Wenn ihr uns für eine Weile entschuldigen würdet“, lächelte sie in die Runde und humpelte dann dem Blauhaarigen langsam hinterher.

Erinnerungen

Zuerst hatte sie sich bei ihm entschuldigt, dass sie ihm wichtige Informationen vorenthalten hatte. Danach erklärte sie ihm ausführlich, was es mit der Partnerschaft zwischen Meister und Waffe auf sich hat. „Du weißt nun also, was in mir vorgeht?“, wollte Kanda wissen. Er schaute ziemlich grimmig drein. Sie schüttelte den Kopf. „Nur zu einem gewissen Teil. Zum Beispiel hat man so keinen Zugriff auf das emotionale Empfinden des Partners. Ich habe ein paar Erinnerungen aufgeschnappt, an der Intensität dieser, kann man mit etwas Empathie den emotionalen Wert feststellen. Aber das war es dann auch schon. Was genau du fühlst, oder wie du dich fühlst, kann man so nur spüren, wenn man die Person wirklich gut kennt.“, antwortete sie ehrlich. „Einiges ist auch nicht direkt da, sondern wird nur bei ähnlichen Situationen aufkommen oder zum Beispiel beim Nennen eines Schlüsselwortes.“ Er nickte, sie hatte das Gefühl, dass es ihm gar nicht gefiel und sie wusste warum.
 

„Vermutlich willst du wissen, ob ich das mit Alma aufgeschnappt hatte.“, als sie den Namen aussprach zuckte er kurz zusammen. Sie hatte den Nagel auf dem Kopf getroffen. „Hör zu. Zum einen ist es eine Regel, dass man niemanden darüber spricht. Das gilt in diesem Fall für mich, genauso wie für dich. Das bedeutet, dass ich natürlich kein einziges Wort darüber bei anderen verlieren werde. Alles andere wäre Unehrenhaft.“, sie machte eine kurze Pause. „Außerdem hast du einen ähnlichen Trumph, mir gegenüber, in der Hand.“, nun legte sie alle Karten auf den Tisch.
 

Er schaute sie verwirrt an. „Das autarke Abrufen dieser Erinnerungen braucht viel Übung. Daher gebe ich dir gerne ein Schlüsselwort. Es ist... Jun.“, sie blickte ihn an, während sein Blick etwas glasig wurde. Sie wusste, jetzt prasselten alle ihre Erinnerungen, zu ihrem ehemaligen Partner, auf ihn ein. Ihre erste große Liebe, die Verzweiflung, der Selbsthass. Zwar hatte auch er nicht den Zugriff auf ihre emotionale Ebene, trotzdem war ihr klar, dass diese Bilder für sich sprachen. Schließlich nickte er. „Bitte entschuldige mein Auftreten. Du hast nur versucht, uns Exorzisten zu retten.“, begann er etwas steif.
 

„Nein.“, sie schüttelte energisch mit dem Kopf. „Ich wollte meinen Freunde helfen. Mit der hervorragenden Unterstützung eines Freundes.“, sie sah ihn an und lächelte. „Daher bist du für mich nicht 'irgendjemand'.“, das Wort betonte sie dabei, um ihm zu verdeutlichen, dass sie es absolut ernst meinte. „Und, gib schon zu, wie waren schon ein verdammt starkes Team!“, sie lachte ihn an und auch er grinste schief. „Es war auf jeden Fall eine interessante Erfahrung.“, schloss er. Sie verschränkte spielerisch schmollend die Arme vor der Brust. „Interessant? Mehr nicht? Jetzt bin ich aber enttäuscht!“
 

„Naja, sagen wir es so. Sollte ich noch einmal auf Mugen verzichten müssen, wärst du meine erste Wahl.“, versuchte er sie zu beschwichtigen. Sie musste lachen. „Tut mir leid, aber ich wollte dich damit nur auf den Arm nehmen.“, dabei wurde sie aber sofort wieder ernst. „Aber das freut mich. Zurzeit bist du auch auf Platz 1, was potenzielle Meister angeht.“, zwinkerte sie ihn zu. Dann erhob sie sich und sah ihm direkt in die dunklen Augen. Ein angenehmer Schauer lief ihr den Rücken runter. „Lass uns mal wieder zu den anderen gehen.“, schlug sie schließlich vor.
 

„Habt ihr euch endlich ausgesprochen?“, fragte Lavi, als die beiden ihren Tisch ansteuerten. Anuhea immer noch bedenklich humpelnd. Diese nickte und setzte sich auf einen Stuhl. Sofort kam der Wirt und stellte einen Hocker bei ihr auf, damit sie ihren Fuß hochlegen konnte. „Vielen Dank, aber machen sie nicht soviel Mühe deswegen. Ich komm schon klar.“, sagte sie verlegen. Er verbeugte sich nur und verschwand genauso schnell, wie er gekommen war. „Wollt ihr noch irgendwas essen?“, fragte nun der Rothaarige wieder die beiden Neuankömmlinge. „Wenn Allen gleich vom Duschen zurück ist, werden ihr mindestens 2 Stunden warten müssen, bis der Koch Zeit für euch hat!“, ergänzte er und lachte.
 

„Ich glaube, du übertreibst.“, antwortete sie. „Aber ich bleibe heute beim grünen Tee.“ Der Schwertkämpfer nickte nur zustimmend. „Er übertreibt nicht. Mir wird schlecht, wenn ich sehe, was Moyashi alles in sich hineinstopft!“, stellte Kanda klar. „Ich heiße Allen! Wie oft denn noch, Bakanda!“, schimpfte der andere Exorzist. Aus seinen Haaren tropfte es noch leicht auf seine Schultern. Erst jetzt fiel ihr das komische Auge des jungen Mannes auf. Sie erinnerte sie an die Worte der anderen. 'Ein verfluchtes Auge', dachte sie. 'Komische Sache. Und der andere sieht aus wie ein Vampir. Und den Akuma gegenüber hat er sich auch so verhalten. Aber wenn er ein richtiger Vampir wäre, würden sie dann noch leben? Oder sollte an dieser ganzen neumodischen Vampirliteratur nun doch ein Fünkchen Wahrheit dran sein?', sie wollte sich das kaum vorstellen. Sie mochte doch die alte Vampirdarstellung lieber. Da machte sie nur für diesen Film von Mel Brooks eine Ausnahme. Sie musste grinsen. „Was ist so lustig?“, wollte Lenalee wissen. Erschrocken schaute sie auf. „Um ehrlich zu sein, musste ich gerade an einen Film denken.“, die anderen sahen sie neugierig an. 'Soll ich jetzt wirklich von der Graf-Dracula-Adaption erzählen? Hatte sie nicht gehört, dass er sich nicht als Vampir sah? Er war ja auch eigentlich keiner.' Also beschloss sie, ihnen von einem anderen lustigen Film zu erzählen, den sie letztens mit einem guten Freund im Kino gesehen hatte.
 

So kamen sie vom sprichwörtlichen Hölzchen zum Stöckchen und während Allen die Vorratskammer des Gastwirtes plünderte, erzählte sie vom Leben in der anderen Welt.
 

Es war schon spät, als sie sich gähnend streckte. „Wir sollten ins Bett. Morgen haben wir eine lange Reise vor uns.“, stellte die Grünhaarige fest. Sie nickten und standen einer nach dem anderen auf. Lavi ließ den anderen den Vortritt und als er sah, wie sich Anuhea mit der schmalen Treppe abmühte, hob er sie kurzerhand hoch und trug sie die Treppe hinauf. In der oberen Etage angekommen machte er jedoch keine Anstalten, sie hinunter zu lassen, sondern folgte ihrer Zimmernachbarin, um sie im Zimmer auf ihr Bett zu legen. Als er die Tür hinter sich zuzog erntete er einen bösen Blick von Kanda. „Das hättest du auch tun können. Aber bis du darauf gekommen wärst, wäre sie wahrscheinlich schon 5 Mal hier oben gewesen.“, mit diesen Worten ging er an ihm vorbei in das Zimmer, welches sie sich teilten. 'Das könnte eine eisige Nacht werden', dachte er dabei.

Große Welt, kleine Welt

Kanda schlug die Zimmertür zu. Er war offensichtlich sauer. Lavi schaute auf. „Wie eine Schwester, ja?“, seine Stimme war spöttisch. „Ja, sagte ich doch schon.“, desinteressiert zog er seinen Mantel aus. „Che.“, kam es von dem anderen. „Mir ist es egal, was du in mein Handeln hineininterpretierst. Ich habe dir bereits gesagt, dass sie in mir den Beschützerinstinkt weckt. Sie erinnert mich eben an eine Person, die mir früher wichtig war.“, jetzt hatte er eigentlich zu viel gesagt. Als Bookman zählte schließlich nicht seine Vergangenheit. Die ging niemanden etwas an. Genau genommen sogar ihn selbst nicht. Trotzdem ertappte er sich ab und an mal dabei, dass er sich fragte, was aus seiner kleinen Mädchen geworden ist, mit der er damals so viel Zeit verbracht hatte. In seinen Vorstellungen musste sie heute ungefähr so aussehen wie Anuhea. Er hoffte es zumindest. Denn das würde bedeuten, dass sie eine hübsche junge Frau geworden ist.
 

Kanda war ein wenig erstaunt über die Offenheit des Rotschopfs. Schließlich hatte er noch nie über ein „Früher“ von sich geredet. „Bitte entschuldige.“, sagte er nur knapp. Seine Gefühlswelt war vollkommen durcheinander gekommen. 'Hatte es damit zu tun, dass ich auf diese eigenartige Weise mit ihr verbunden war?', fragte er sich. Ohne zu wissen, was er da tat, legte er die Hand auf Lavis Schulter. „Wenn du drüber reden magst...“, begann er leise, doch der Bookman schüttelte den Kopf. „Nein. Das ist nicht von Bedeutung für dich. Und für mich sollte es das auch nicht sein.“, ein Hauch von Verbitterung lag in seiner Stimme. „Es ist nicht leicht, der Nachfolger von Bookman zu sein. Oder?“, fragte Kanda.
 

Er hatte plötzlich das Bedürfnis, seinem Gegenüber zu helfen. Auch wenn er nicht wusste, was genau ihn gerade dazu trieb. Er war über sich selbst erstaunt, vielleicht sogar etwas erschrocken. Der Angesprochene schüttelte freudlos den Kopf. Der Schwertkämpfer ging langsam um den anderen herum und setzte sich neben ihn aufs Bett. Unbeholfen zog er ihn an seine Schulter. „Hey, du hast doch gehört, was Anuhea alles von ihrer Welt erzählt hat.“, fing er an. Er spürte das Nicken an seiner Schulter. „Ich habe die Hoffnung, dass wir einige dieser Errungenschaften auch bei uns einführen könnten. Ich meine, wenn du hörst, was sie erzählt, kommt dir ihre Welt so unglaublich klein vor. Aber Komui sagte, es gäbe dort die gleichen Länder. Das bedeutet, sie muss ungefähr genauso groß sein wie unsere. Und genau das gibt mir die Hoffnung, dass ein solches Opfer, wie du es für deinen Beruf aufbringen musst, zukünftig nicht mehr notwendig ist. Ich glaube sogar fest daran!“, beendete der Blauhaarige seinen Monolog. Er war sich gar nicht so sicher, ob das nun seine oder die Gedanken der Brünetten waren. Aber es war im egal. Denn er spürte, dass sie Lavi gut taten.
 

Dieser lachte plötzlich. „Mensch, Yu. Ich glaube, ich hab dich noch nie so viel am Stück reden hören!“, wurde aber danach wieder ernst. „Das wäre eine wirklich schöne Vorstellung. Ich habe diesen Weg zwar gewählt, doch hadere ich immer mit der Beobachterrolle. Ich kann nicht einfach zusehen, wie ihr euch in Gefahr begebt.“, eröffnete er dem Schwertkämpfer seinen Zwiespalt. „Mit etwas Glück wird das vielleicht bald nicht mehr notwendig sein. Ehrlich gesagt erkenne ich eh nicht den Sinn dahinter. Geschichte aufschreiben ist schön und gut, aber man kann einem Menschen nicht verbieten, Gefühle zu zeigen. Und wofür sagen, dass man neutral sei, wenn man nicht bereits längst eine Seite gewählt hat. Das gilt übrigens auch für deinen Meister.“, erwiderte er.
 

Der Bookman lachte schon wieder. „Ich glaube, es ist zu spät, um eine Grundsatzdiskussion zu führen, ob mein Beruf oder dessen Richtlinien noch zeitgemäß ist. Aber danke. Auch wenn du es vielleicht nicht glaubst, das Gespräch hat mir gut getan, Yu.“, lächelte er. „Sei froh, dass Mugen zerbrochen ist. Sonst hätte ich dich bereits in Stücke geschnitten!“, grummelte dieser vor sich hin, doch so ganz überzeugend klang das nicht. So schaltete er einfach das Licht aus. Sein Zimmergefährte kicherte wieder. „Gute Nacht, Yu.“, säuselte er. „Achso. Wenn ich dir einen Tipp geben darf: Rede mit ihr.“, flüsterte er nun in die Dunkelheit hinein. „Was willst du mir damit sagen?“, doch er blieb ihm eine Antwort schuldig.
 

So lag er in seinem Bett und grübelte. Seit ihrem Kampf fühlte er sich anders. Ausgeglichener und friedlicher. Fast so, als sei er endlich angekommen. 'Aber warum?', diese Frage ließ ihn einfach nicht los. Es hatte gut getan, dass jemand von Alma wusste, aber sie ihn deswegen nicht verurteilte oder mitleidig anblickte. Auch die Tatsache, dass sie es wusste, ohne dass er es erzählen musste, half ihn. Sie wusste genau, wie es sich abgespielt hatte. Die Bilder gesehen, die in seinem Kopf abgespeichert waren. Genauso wie er wusste, wie es bei ihr war. 'Ist es das?', fragte er sich. 'Die Tatsache, dass sie Ähnliches erlebt hatte?' Seine Gefühle trugen einen Kampf aus. Sollte er wieder zwischen allen Distanz aufbauen oder sollte er es einfach wagen? 'Ja oder Nein? Spring oder bleib an Bord, dazwischen gibt es nichts!', hallten die Worte der Braunhaarigen immer und immer wieder durch seinen Kopf.

Schlechtes Timing

Wieder wurde die Braunhaarige von den ersten Sonnenstrahlen wach. Wieder schlich sie ins Bad, um ihre Zimmergefährtin nicht zu wecken. Erleichtert stellte sie dabei fest, dass ihr Fuß wieder in Ordnung war. Auch der Bluterguss hatte sich vollständig zurückgebildet. „Ist schon praktisch, wenn so etwas schneller verheilt, als normal.“, stellte sie zufrieden fest. Wäre etwas gerissen, hätte sie mit Sicherheit 2 bis 3 Wochen Probleme damit gehabt. Aber so genoss sie zufrieden die Dusche und zog sich frische Kleidung an.
 

Als sie die Treppe hinunter ging, begrüßte sie der aufmerksame Wirt freundlich. „Ist mit ihrem Fuß alles in Ordnung?“, fragte dieser. „Ja, dank der guten Versorgung gestern, spüre ich heute schon fast gar nichts mehr!“, log sie. „Spielst du heute noch einmal?“, damit deutete er auf das Klavier. „Hmm..., eigentlich hatte ich das nicht vor.“, gestand sie und sah die Enttäuschung in seinem Gesicht. „Schade.“, gestand dieser. „Ja, wirklich schade!“, ertönte eine Stimme hinter ihr. Sie zuckte kurz vor Schreck zusammen und drehte sich um. „Du kannst mich doch nicht so erschrecken, Kanda!“, entgegnete sie mit einem leichten Vorwurf in der Stimme. Der Angesprochene lächelte entschuldigend. „Nagut“, lenkte sie jedoch ein. „Wenn ihr beide unbedingt wollt.“ Doch sie war verwirrt, dass der Schwertkämpfer nun erneut auf sie zugegangen war. Nach allem, was er von Lavi gehört hatte, war das nicht normal. 'Zumindest ihm gegenüber hatte er sich nie so verhalten.', merkte sie in Gedanken an, während er sie zum Klavier begleitete. Sie setzte sich auf den Hocker und der Blauhaarige nahm auf dem Stuhl Platz, den der Bookman gestern dorthin gestellt hatte. Der Gastwirt brachte ihnen zwei Tassen grünen Tee.
 

Sie überlegte, was sie spielen sollte. Es machte sie ein wenig nervös, dass er sie so beäugte. Bei dem Rotschopf war es so, als würde sie ihrer Familie etwas vorspielen. Doch bei Kanda hatte sie das Gefühl, als müsse sie einem überkritischen Musiklehrer eine schwierige Solosonate präsentieren. Kurz atmete sie durch und griff nach der Abdeckung, um diese hochzuklappen. „Ist dir nicht gut?“, sie glaubte, ein Hauch von Sorge in seiner Stimme zu hören. „Wie? Was?“, fragte sie irritiert. „Ich wollte wissen, ob es dir gut geht.“, wiederholte er und beugte sich etwas nach vorne. Er sah ihr in die Augen. „Nein, nein. Alles bestens. Ich war gerade am Überlegen, was ich spielen soll. Schließlich habe ich schon gestern einige Stücke gespielt.“, wehrte sie ab. Kurzerhand entschied sie sich für die Werke eines modernen Pianisten.
 

Schnell war sie wieder in ihrer eigenen Welt der Musik. Ihre Finger glitten wie von selbst über die schwarzen und weißen Tasten. 'Sie spielt einfach wundervoll', dachte er und lehnte sich zurück. Er hatte die Nacht kein Auge zugemacht. So viele Fragen schwirrten in seinem Kopf herum. Viele Gefühle, die er vorher nie zugelassen hatte, prasselten nun auf ihn ein. Diese Musik half ihm dabei, für einen Moment abzuschalten. Mit Bedauern stellte er fest, dass das Stück zu Ende war. Er hörte das Klappern der Tasse auf dem Unterteller und schlug die Augen wieder auf. Geradewegs blickte er in diese, für ihn, wunderschönen, grünen Augen. Sie lächelte. „Auf einem Flügel wirkt das natürlich noch einmal anders. Da ist der Klang besser.“, es wirkte mehr wie eine Entschuldigung als eine Erklärung. Er schüttelte den Kopf. „Es war schön. Du bist...“ „Anu! Dachte ich mir, dass du gerade gespielt hast! Dann geht es deinem Fuß also schon besser?!“, rief Lenalee und kam freudig die Treppe hinunter. Sie fiel der verblüfften Braunhaarigen um den Hals. „Ja, alles wieder gut.“, lächelte sie.
 

An dem Tisch im hinteren Teil des Raumes, dieser eine Platz, der von dem Deckenpfeiler verdeckt wird, saß Lavi. Er schlug mit der Hand gegen seine Stirn und schüttelte mit dem Kopf. „Schlechtes Timing, Lenalee. Verdammt schlechtes Timing.“, murmelte er leicht fassungslos.

Heimreise

Bald hatten sich auch die anderen im Essbereich des Gasthofes eingefunden. Zu Anuheas Bedauern war so der Augenblick mit Kanda vorbei und sie fragte sie, was er ihr noch sagen wollte, als Lenalee ihm ins Wort fiel. Allerdings war ihr klar, dass sie ihn nicht vor versammelter Truppe fragen konnte. Oder besser: Sollte. „Wir sollten so langsam unsere Sachen packen und uns auf den Heimweg machen.“, schlug die Grünhaarige vor.
 

Eine gute halbe Stunde später stand Anuhea vor dem Gasthaus und wartete auf die anderen. Sie lehnte sich an die Hauswand und blickte nach oben. Der hellblaue Himmel war wolkenlos und die Sonne schien angenehm. 'Von wegen, es regnet nur in England. Kaum ein Tropfen Regen, seit ich hier bin', überlegte sie schmunzelnd. 'Oder hier ist das anders. Wie so vieles.' „Du siehst glücklich aus.“, stellte eine Stimme vor ihr fest. „Liegt es daran, dass du nun bald nach Hause kannst?“ Ihr Blick glitt abwärts zu dem Blauhaarigen, der vor ihr stand. Kurz schaute sie in seine dunklen Augen und war bereit, sich in diesen zu verlieren. „Nein. Daran habe ich noch gar nicht gedacht.“, gab sie zu. „Ich finde den Tag nur sehr schön.“ Er trat einen Schritt näher. „Der Tag ist nicht so...“, die Tür wurde schwungvoll geöffnet und ein gähnender Allen trat ins Freie. Gefolgt von Krory und Lenalee. Lavi, der den erneuten Annäherungsversuch von Kanda beobachtet hatte, löste sich aus dem Schatten der gegenüberliegenden Gasse und trat zu ihnen. „Dann wollen wir mal zum Bahnhof gehen.“, sagte er und ging vor. Die anderen folgten ihm.
 

Die Zugfahrt verlief ruhig, sie schrieben gemeinsam einen Bericht für Komui und nutzen die Zeit, um ein wenig zu schlafen.

Grinsend stupste Lavi Anuhea an und deutete auf Allen. Nun zückte er den Stift, mit dem er bereits auf der Hinfahrt Kanda verunstalten wollte. Die Braunhaarige erwiderte sein Grinsen und nickte. Schnell hatten die beiden ihren Freund verunstaltet und verkniffen sich verzweifelt ihr Lachen. „An dir ist eine echte Künstlerin verloren gegangen!“, prustete der Rothaarige gedämpft. „Aber deine Gesichtshälfte ist auch verdammt gut geworden!“, gab sie mit tränenerstickter Stimme zurück. Große Lachtränen liefen ihren Wangen hinunter.
 

Kanda öffnete die Augen und sah die beiden mürrisch an. Er schnaufte nur ein übliches „Che.“, als ihn der Bookman aufforderte, sich ihr Opfer mal genauer anzusehen. „Also die Katze sieht eindeutig besser aus. Lavi, du könntest dir echt mal was Neues einfallen lassen.“, schloss dieser und verließ das Zugabteil. Die beiden folgten ihm leise und öffneten die Tür ein Spalt, hinter der er kurz zuvor verschwand. Der Schwertkämpfer stand da, mit einer Hand an der Wand abgestützt und hielt sich mit der anderen Hand den Bauch. Ein lautes Lachen war zu hören. Verdutzt schloss der Rotschopf die Tür wieder. „Ich befürchte, ich hab ihn mit gestern ganz schön durcheinandergebracht.“, suchte sie eine Erklärung. „Kann das den wirklich ein Grund dafür sein?“, fragte dieser zweifelnd. „Klar. Das erste Mal verändert schon.“, grübelte sie und blickte in das Gesicht des Bookman. Dieser lief bereits wieder rot an bei dem Versuch, nicht laut loszulachen. „Ach verdammt! So hab ich das doch gar nicht gemeint.“, kicherte sie leise. „Dass du immer alles zweideutig verstehen musst! Daran habe ich doch jetzt gar nicht gedacht!“, verteidigte sie sich. Schnell gingen sie zurück an ihre Plätze. Kurze Zeit später kam auch Kanda, wieder gefasst, zurück und setzte sich hin.
 

„Sag mal.“, wandte sich ihr Sitznachbar wieder an Anuhea. „Könnte ich auch mit dir als Waffe kämpfen?“, ein böses Lächeln stahl sich über ihr Gesicht. „Um beim Doppeldeutigen zu blieben. Du würdest keinen hochkriegen“, zwinkerte sie ihm zu. „Nein, jetzt mal ernsthaft!“, verlangte Lavi. „Nein, tatsächlich. Du könntest mich nicht heben. Das ist ähnlich wie bei deinem Hammer. Für dich ist er immer leicht, andere könnten damit nicht umgehen. Auch wenn eine Partnerschaft zerreißt, zum Beispiel aufgrund eines Streites, kann es sein, dass sie ernsthafte Verletzungen davon tragen, sollten sie dennoch gemeinsam versuchen zu kämpfen.“, stellte sie klar. „Das klingt ganz schön komplex.“, gestand er. „Naja, es ist ja bei euch auch nicht anders. Nur wer mit einem Innocence kompatibel ist, kann es nutzen.“, entgegnete sie. „Aber warum gerade Kanda?“, wollte er nun wissen. Er sah, dass dieser nun aufmerksam zuhörte. „Das passt einfach. Es gibt viele Dinge, die dabei berücksichtigt werden müssen. Die Seelen müssen sich ergänzen. Zwei ähnliche Seelen sind da in der Regel ungeeignet. Ich glaube, würdest du mal ein paar Leute von der Shibusen sehen, würdest du ganz schnell verstehen. Es ist schwer, etwas zu erklären, was für dich eigentlich selbstverständlich ist.“, versuchte sie ihm die Thematik näher zu bringen.
 

„Mit etwas Glück haben wir bald die Möglichkeit dazu.“, freute sich dieser. Sie nickte und schaute aus dem Fenster. Noch gut eine Stunde Zugfahrt lag zwischen ihnen und dem Gebäude des schwarzen Ordens. Sie waren zwar nun erst knapp 3 Tage unterwegs gewesen, aber vielleicht sind sie ja schneller vorangekommen, als geplant. Der Gedanke an einen Abschied fiel ihr immer schwerer. Doch quälte sie die Sorge, was gerade in ihrer Welt vorging. 'Wahrscheinlich mache ich mir völlig unbegründet Sorgen. Wenn ich wieder zurück bin, hält mir Black Star vor, dass sie meine Mission erfüllen mussten und brüstet sich damit, diese Hexe erledigt zu haben', beruhigte sie sich. 'Zuzutrauen wäre ihm das!'

Der Bericht

Gefühlt zum tausendsten Mal erwähnte Allen gerade, dass er Hunger habe. „Wir sind ja gleich da.“, erinnerte Lenalee ihn. Anuhea beugte sich vor. „Wenn wir Kanda sein Schwert wegnehmen und Allen damit erdolchen, könnten wir ihm das in die Schuhe schieben. Dann hätten wir unsere Ruhe vor dem Fresssack“, flüsterte sie scherzhaft in das Ohr des Rotschopfs. „An sich eine gute Idee, aber du hast vergessen, dass Mugen zerbrochen ist.“, gab dieser zurück.
 

„Verdammt.“, mit der Faust schlug sie ihm leicht gegen die Seite. „Ich hasse es, wenn du recht hast!“, lachte sie und ließ ihre Stirn auf seine Schulter sinken. Sie seufzte. „Von dieser ganzen Sitzerei bekommt man doch Rückenschmerzen“, beklagte sie sich leicht. „Jetzt hörst du dich an wie Allen.“, neckte sie Lavi und erntete einen bösen Blick. „Wenn du nicht gleich über Bord gehen möchtest, solltest du lieber brav sein!“, drohte sie ihm und deutete auf das Wasser. „Brav ist mein zweiter Vorname!“, lachte dieser. „Ist ja nicht so, dass ich nicht wüsste, wie das bei dir und Namen ist.“, erinnerte sie ihren Freund. „Ach verdammt. Ich erzähl einfach zu viel!“ „Ohja!“, kam es mehrstimmig aus dem Boot.
 

Im Orden angekommen nahm Lavi Anuhea zur Seite. „Wir gehen direkt mal zu Komui und hören nach, wie weit sie dort sind. Den Bericht nehmen wir gleich mit.“, eröffnete er den anderen und ging mit der Braunhaarigen an den anderen vorbei. „Glaubst du, sie sind schon soweit?“, fragte sie ihre Begleitung. Dieser zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Aber die Woche ist ja noch nicht rum.“, erinnerte er sie. Schweigend gingen sie nebeneinander her. „Freust du dich eigentlich, endlich hier wegzukommen?“, wollte er schließlich wissen. Sie lachte freudlos. „Hättest du mich am ersten Tag gefragt, wäre das ein klaren 'Ja' geworden. Aber ihr Chaoten seid mir schon etwas ans Herz gewachsen, wenn ich ehrlich bin.“, gestand sie. Er grinste wieder. „Sollte das wirklich mit dem Portal klappen, siehst du uns wahrscheinlich öfter als dir lieb ist!“, lachte er wieder und streckte ihr die Zunge raus. „Das befürchte ich auch!“, stimmte sie in sein Lachen mit ein. Aber er merkte, dass sie etwas bedrückt war. „Deine Freunde sind mit Sicherheit in Ordnung. Du solltest dir da nicht so viele Gedanken machen. Nach allem, was du mir über sie erzählt hast, kann ich mir das nicht anders vorstellen.“, versuchte er sie zu beruhigen. Sie nickte, es war furchtbar, dass er in ihr lesen konnte, wie in einem offenen Buch. „Du hast wahrscheinlich recht. Ich hoffe wirklich, dass nichts Schlimmes passiert ist, während ich mich hier amüsiert habe...“, begann sie. „Also wenn das für dich amüsieren ist, kann ich dir auch nicht weiterhelfen!“, unterbrach er sie. Sie legte den Kopf schief und schaute ihn an. „Du weißt, wie ich das meinte...“, verteidigte sie sich. „Ja, das weiß ich nur zu gut.“, grinste er wieder. „Ich finde es echt beängstigend, dass ich für dich völlig durchschaubar bin.“, maulte sie. „Das ist mir klar. Mir macht es aber Spaß.“, zwinkernd drückte er die Türklinke zu Komuis Büro herunter.
 

„Da seid ihr ja wieder!“, begrüßte der Leiter die beiden freundlich. „Wo ist Lenalee? Ist alles in Ordnung bei ihr?“, fragte er sofort, als er sah, dass der Rest nicht mit dabei war. „Jaja, alles gut. Sie geht sich frisch machen und umziehen.“, beruhigte Lavi ihn. „Ihr seid ziemlich früh zurück.“, mit diesen Worten nahm er den Bericht entgegen. „Irgendwelche Vorkommnisse?“, wollte er dann wissen. „Einen Haufen Akuma, ein kaputtes Mugen und ein Graf.“, zählte der Bookman auf. Komuis Augen verengten sich bei den beiden letzten Punkten. „Aber keiner verletzt?“, versicherte er sich noch einmal. „Alle bei bester Gesundheit. Nur Kandas Laune ist ein bisschen schlechter als sonst.“, erhielt er wieder als Antwort. Anuhea stand daneben und lauschte nur. Der Lilahaarige schlug die Mappe zum Bericht auf und überflog die Zeilen. Dann fixierte er sie. „Du hast mit Kanda gekämpft?“, fragte er scharf. „Hätten wir weglaufen sollen?“, fragte sie leicht spöttisch. „Nein, so war das nicht gemeint. Aber ich bin überrascht, dass das mit einem meiner Männer geht.“, gab dieser zu. „Ich ebenso.“, erwiderte sie. „Aus irgendeinem Grund ist er gegen meine Seelenwellen immun, sodass ich ihn damit nicht verletzen kann. Vielleicht ist das der Schlüssel dazu. Ich habe keine Ahnung, Erklärungen werde ich mir hoffentlich an meiner Schule holen können.“ „Das würde mich dann allerdings auch interessieren.“, gab er zurück. „Dann war es ja gut, dass ihr alle dort wart.“, schloss er, als er mit dem Bericht fertig war. „Er wusste, wer ich bin und dass ich nicht hierher gehöre. Er wollte mich auslöschen. Ich glaube, es ist besser, wenn ich so schnell wie möglich wieder verschwinde. Ich möchte euch nicht noch unnötig in Gefahr bringen.“, sagte sie ernst. „Der Graf möchte uns alle auslöschen. Nur hast du wohl seine Prioritäten kurzfristig verschoben. Also mach dir darüber keine Sorgen.“, der Leiter nippte an seinem Kaffee und seufzte. „Der Kaffee schmeckt einfach nicht so gut, wenn er nicht von Lenalee gemacht wurde!“, beschwerte er sich. „Und wie weit seit ihr in der Zwischenzeit gekommen?“, fragte sie zögernd. Reever grinste. „Wir werten noch ein paar Daten aus, aber so wie es aussieht, kannst du morgen nach Hause!“, eröffnete er ihr. „Was? Echt jetzt?!“, sie war erstaunt. Er nickte. „Wenn jetzt nicht noch irgendetwas Unvorhergesehenes passiert.“
 

Freudig hatte sie sich bei beiden bedankt. Nun waren Lavi und sie auf dem Weg zu ihren Zimmern. Die Stimmung zwischen den beiden Freunden war gedrückt. „Ich hatte gedacht, du hättest noch ein paar Tage. Du wolltest mir noch so viele Dinge von deiner Welt erzählen!“, brach der Bookman die Stille. Sie nickte. „Aber so kannst du meine Welt bald selbst sehen. Dann brauche ich sie dir nicht erzählen, sondern kann sie dir gleich zeigen!“, versuchte sie ihn aufzumuntern. 'Wenn der alte Panda das zulässt...', dachte dieser bei sich. „Lass uns doch gleich noch was Essen gehen!“, schlug die Braunhaarige vor. „Ich bekomme so langsam Hunger!“ „Hast du Komui eben nicht gehört?“, fragte der Angesprochene. „Es gab einen kleinen Zwischenfall in der Kantine. Sie wird erst in ca. 3 Stunden wieder offen sein.“ „Ein Zwischenfall?“, hakte sie verwirrt nach. „Ja, wenn Jerry mal wieder was ausprobiert, kann das zwischendurch mal passieren.“, zwinkerte er. „Du musst bestimmt die ein oder andere Vorbereitung noch treffen und magst dich sicher noch einmal frisch machen gehen. Ich hol dich einfach ab, wenn die Kantine wieder betretbar ist, ok?“, schlug er vor. Die Sensenmeisterin nickte. Was hatte sie denn für eine andere Wahl?

Geschenke

Frisch geduscht lag sie nun auf ihrem Bett und gähnte herzhaft. 'Morgen ist es soweit. Nach 10 Tagen in dieser ungewohnten Welt, den morgigen Tag mit eingerechnet.', dachte sie bei sich. Sie war beeindruckt, wie bereitwillig sie die Leute im Orden aufgenommen haben. Natürlich hatten einige gegafft und hinter vorgehaltener Hand geredet, aber das war ja vollkommen normal. Sie hatte hier alle als Freaks abgestempelt, war man aber ehrlich zu sich selbst, wurde einem schnell klar, das sie selbst der Freak war. Schließlich konnte sie mit einer Waffe aus ihrem Körper kämpfen, die nicht aus diesem Innocence gemacht war. Ganz schön komisch für die Leute, die immer mit dieser Weltanschauung gelebt haben. Sie lachte. 'Ich habe hier wohl tatsächlich so einiges durcheinander gewürfelt.'
 

Sie richtete sich auf und schaute zu ihren Klamotten. Jemand hatte versucht, bei ihrer Uniform zu retten, was zu retten war. Aber so war sie eigentlich untragbar. Trotzdem packte sie diese in ihren Rucksack. Sie musste mit Komui reden, ob sie die geliehenen Kleidungsstücke mitnehmen durfte. 'Vielleicht klappt es ja wirklich, dass ich sie wieder zurückbringen kann.', dachte sie. Sie wünschte es sich. Sicher, sie wollte nicht den Rest ihres Lebens hier verbringen, dafür war diese Welt nicht fortschrittlich genug. Aber genau dieser Mangel an Fortschritt gefiel ihr für einige Tage. Vom Alltag zu entfliehen tut immer mal gut. Auch wenn sie sich darauf freute, bald wieder ihr Handy nutzen zu können. Sie wollte nicht wirklich wissen, wie viele verpasste Anrufe und Nachrichten sich dort gesammelt hatten. Mit diesem Gedanken schlüpfte sie in die schwarze Hose und die weiße Bluse. Kurz beäugte sie den Exorzistenmantel, welchen sie auf der Mission getragen hatte.
 

Er hatte tatsächlich nicht mal ein Loch. An einer Seite war das Material etwas angekratzt, vom Sturz durch das Dach, aber ansonsten sah er noch tadellos aus. „Verrückt.“, stellte sie im Selbstgespräch fest. Sie streckte sich und die Schultern knacksten. „Ein paar Übungen würden mir auch mal wieder gut tun“, murmelte sie vor sich hin. Während sie noch unschlüssig in der Mitte ihres Zimmers stand und überlegte, ein paar Gymnastikübungen durchzuführen, klopfte es an der Tür. Ohne auf ein 'Herein', oder Ähnliches zu warten, ging die Tür auf und Lavi steckte seinen Kopf durch den Spalt. „Ich hoffe du hast Hunger, Jerry hat erfahren, dass das heute dein letzter Abend ist. Das bedeutet, er wird dich heute gnadenlos mästen!“, kündigte er lachend an. „Dann muss ich also entweder hoffen, dass Kanda da ist, oder ich muss was bestellen, was auch du isst?“, fragte sie grinsend zurück. Sie trat auf ihn zu. „Aber ja, ich habe Hunger. Ganz schön Großen sogar!“, damit schob sie ihn nach draußen und schloss die Tür hinter sich.
 

„Alles vorbereitet?“, frage der Rothaarige auf dem Weg zur Kantine. Sie nickte. „Ich muss nur fragen, ob ich die Kleidung erst einmal behalten darf. Meine hat in den letzten Tagen ganz schön gelitten!“, gab sie zurück. Er lachte und griff nach der Klinke zum Speisesaal. Er hielt ihr die Tür auf und meinte grinsend: „Nach ihnen.“ Während sie sich noch im Gehen wunderte, warum er heute so höflich ist, wurde sie von einem lauten „ÜBERRASCHUNG!“, aus den Gedanken gerissen.

Sie grinste. Von der Decke hing ein großes Banner mit den Worten: „Auf Bald, Anuhea!“. Jerry hatte allerhand Leckereien gezaubert und zu ihrer Freude auch einige Variationen von Soba. Im Raum standen viele Leute, alles Mitglieder des Ordens. Auch wenn sie einige nicht kannte, war sie gerührt. „Ihr seid ja total verrückt!“, lachte sie und bedankte sich artig.
 

Lenalee drückte ihr ein Geschenk in die Hand. „Es ist nur eine Kleinigkeit und auch kein richtiges Geschenk, aber wir hoffen, du freust dich und wirst uns in guter Erinnerung behalten!“, sagte sie. „Ihr seid doch verrückt!“, wiederholte sie sich. „Ihr sollt mir doch nichts schenken!“ „Bevor du dich beschwerst, mach es doch erst einmal auf!“, schlug Allen vor. Sie zerriss das Papier und zum Vorschein kam ein neuer Exorzistenmantel. Mit demselben Schnitt, wie den, den sie auf ihrem Zimmer hatte. „Da der andere ja etwas abbekommen hat.“, erklärte ihr Lavi über ihre Schulter. Sie lachte und schüttelte den Kopf. „Ich bleib dabei, ihr seid verrückt. Aber vielen Dank.“, damit faltete sie ihn auseinander und beinahe wäre etwas auf den Boden gefallen. Sie fing es auf und drehte das weiße Papier um. Es war ein Foto. Schlagartig musste sie grinsen.
 

Es war ein Bild, das während des Kampfes mit Kanda entstanden ist. Er hatte gerade angesetzt, sein Knie in ihre Rippen zu rammen. „Die anderen waren alle nicht so gut.“, er lächelte entschuldigend. „Außerdem ist es gut, wenn du daran erinnert wirst, dass du nicht unbesiegbar bist.“, mischte sich der Blauhaarige böse grinsend ein. „Den Kampf werde ich mit Sicherheit niemals vergessen!“, versicherte sie ihm lachend. „Ihr erlebt mich sprachlos und das kommt wirklich selten vor! Tausend Dank. Auch für die Art und Weise, wie ihr mich alle aufgenommen habt. Und das, obwohl ich anfangs so ablehnend euch gegenüber war.“, richtete sie die Worte an die Anwesenden. „Das ist Kanda doch auch immer und wir mögen ihn trotzdem!“, rief jemand von hinten und sie lachten. Der Angesprochene machte sich währenddessen auf die Suche nach dem Übeltäter. „Auf jeden Fall würde ich mich freuen, den ein oder anderen in meiner Welt herumführen zu können und wenn alles nach Plan läuft, seht ihr mich vielleicht zukünftig öfters, als euch lieb ist.“, witzelte sie zum Abschluss. Nach kurzem Beifall wurde das Buffet eröffnet und so aßen und tranken in die Nacht hinein.
 

„Ich habe übrigens für euch auch noch etwas.“, gestand sie ihren Freunden und schaute sich dabei nach dem Schwertkämpfer um, der seit ihrer Rede verschollen war. 'Dann bekommt er es halt später.', seufzte sie innerlich. Kleine Pakete wechselten von ihr zu den anderen. Für Lenalee hatte sie zwei Haarspangen, Lavi erhielt einen Schal und für Krory und Allen hatte sie je ein Armband. „Wundert euch nicht, ich habe es mit Alltagsgegenständen versucht. Ich bin auf eine alte Technik gestoßen, um Seelenwellen in Materialien zu verarbeiten. Mit einem bestimmten Impuls werden diese dann ausgelöst. Das heißt im Klartext, die Gegenstände sollten zumindest kurzfristig bei Gefahr ein Schild erstellen können. Soweit die Theorie. Testen konnte ich das noch nicht.“, sie lächelte entschuldigend in die Runde. „Ich hoffe, ich habe so weit euren Geschmack getroffen.“ Lenalee fiel ihr um den Hals. „Das ist eine wundervolle Idee. Vielen Dank.“, kurz drückte sie die Braunhaarige an sich.

Unerwarteter Besuch

Es war kurz vor Mitternacht, als sie in ihre Zimmer gingen. Anuhea lag auf dem Bett und starrte die Decke an. Noch immer beseelt von dem schönen Abend wurden ihre Lider schwerer und sie döste langsam weg. Ein leises Klopfen riss sie aus ihrem Dämmerzustand. Überrascht sprang sie aus dem Bett, zog sich die Hose über und ging zur Tür. Diese öffnete sie einen Spalt und lugte vorsichtig in den Flur. Nun war sie richtig verwirrt. „Alles ok mit dir?“, fragte sie den Mann vor ihrer Tür. „Wie man es nimmt.“, antwortete dieser wahrheitsgemäß. „Kann ich reinkommen?“, fragte er dann. „Klar, ich habe eh noch ein Geschenk für dich.“, gab sie zurück und öffnete die Tür vollständig.
 

Kanda trat in den Raum und blieb ratlos in der Mitte stehen. Sie ging zum Nachttisch und holte eine kleine Schachtel und öffnete diese. „Ich dachte mir, es sei dir vielleicht unangenehm, wenn es so offensichtlich ist. Daher habe ich versucht, dein Haarband so genau wie möglich nachzubilden.“, eröffnete sie ihm, als sie wieder vor ihm stand. Danach erklärte sie ihm, was es genau mit diesem Geschenk auf dich hatte. „Darf ich?“, fragte sie ihn, da er ihr keine Antwort gegeben hatte. Er nickte und sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen, um an seinen Zopf zu gelangen. Dazu lehnte sie sich etwas gegen ihn. Sein Duft war betörend, sie konnte jedoch nicht sagen, wonach er roch. Geschickt ersetzte sie das Haarband und drückte ihm sein Altes in die Hand. „Du duftest nach Kräutergarten.“, stellte er fest. „Das hab ich Lenalee zu verdanken!“, lachte sie und erinnerte sich an die Seife. „Also ich mag es.“, eröffnete er ihr und sah ihr in die Augen.
 

Für einen Moment war sie sprachlos. Langsam kam sein Gesicht näher und ihr Herz fing an, wie wild zu pochen. 'Nein, er wird doch jetzt nicht!', dachte sie fast panisch. Das Gesicht kam noch näher. 'Er wird, er wird! Tu doch was!', schrie ihre innere Stimme. Er schloss die Augen, seine Lippen nur noch Zentimeter weg von ihren. Sie zitterte leicht und konnte sich nicht rühren, als er seine Lippen auf ihre legte. Sie war überrascht, wie sanft er war. Gerade als sie wieder Herr über ihren Körper wurde, war es auch schon vorbei. Schnell brachte der Schwertkämpfer ein paar Schritte zwischen sie. „Tut mir leid, das hätte ich nicht tun dürfen.“, flüsterte er und ging Richtung Tür. Sie war immer noch völlig überrumpelt von seiner gefühlvollen Seite. Er hatte gerade die Tür erreicht, als ihr Verstand wieder klar wurde. Schnell hatte sie ihn eingeholt, schob sich zwischen die Tür und ihn. Sie blickte wieder in diese unglaublich tiefen Augen und lächelte. Dann schlang sie ihre Arme um seinen Hals, zog ihn zu sich runter und küsste ihn leidenschaftlich.
 

„Bitte entschuldige, du hast mich nur einfach überrumpelt.“, begann sie nach dem Kuss. „Ich mich auch.“, gestand er. „Ich wollte es dir schon gestern und heute Morgen sagen, aber es kam immer etwas dazwischen.“ „Ich habe mich schon gewundert.“, ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Sie stellte sich wieder auf ihre Zehenspitzen, um ihn erneut zu küssen. Ihr ganzer Körper kribbelte, als sie seine Hände um ihre Hüften spürte. Sein Kuss wurde langsam gieriger, während er sie sanft gegen die Tür drückte. Sie keuchte kurz auf, als er ihr Gesäß umfasste und sie mit einem kehligen Brummen hochhob. Er ging mir ihr durchs Zimmer und setzte die auf dem Tisch ab. Kurz schaute er ihr in die Augen und grinste, danach begann er, ihren Hals hinunter zu küssen. „Kanda...“, stöhnte die Braunhaarige, sie war schon völlig benebelt von seinen Berührungen. Sie schob ihre Hände unter sein Hemd und begann, seine Brust zu erkunden. Er löste sich von ihr, um das Shirt über ihren Kopf zu ziehen. Sie konnte in seinen Augen deutlich erkennen, dass ihm gefiel, was er da sah. Bedächtig umfasste er mit einer Hand ihre linke Brust und knete sie, während er sich vorbeugte und mit seinem Mund die Brustwarze der anderen bearbeitete. Er biss zärtlich hinein und liebkoste sie mit seiner Zunge, bis sie ihr Stöhnen nicht mehr unterdrücken konnte. Enttäuscht, dass er sich so geschickt aus ihrer Berührung gewunden hatte, vergrub sie nun die Finger in seinen Haaren. Sie fühlten sich seidig an und kurz war sie etwas neidisch, dass ihre Haare nicht so weich waren. Mit einem Grinsen schlang sie ihre Beine um seine Hüfte und drückte ihn näher an sich. Die Beule, die sich in seiner Hose gebildet hatte, war nicht mehr zu leugnen.
 

Langsam arbeitete er sich wieder hoch zu ihrem Mund, um sie in einen langen Zungenkuss zu verwickeln. Er artete in einem kleinen Kampf aus, denn keiner wollte dem anderen die Oberhand gewähren. Belustigt schnaubte er in den Kuss hinein. „Du kannst mich einfach nicht gewinnen lassen, was?“, fragte er sie und zog ungeduldig sein Hemd über den Kopf. Verträumt malte sie mit einer Fingerspitze sein Mal an der Brust nach. „Was bedeutet das?“, wollte sie von ihm wissen. Er schloss die Augen und genoss ihre tastenden Finger auf seiner Haut. Dann öffnete er sie im nächsten Moment und umfasste ihre Hand. Er küsste jeden ihrer Finger. „Das erkläre ich dir ein andermal. Vielleicht. Jetzt habe ich anderes mit dir im Sinn.“ Dabei grinste er und hob sie erneut hoch, um sie auf das Bett zu legen.

Kalte Dusche

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Ein Traum?

Das Zwitschern der Vögel riss sie aus ihren Träumen. Als sie die Augen aufschlug, lag sie nackt im Bett, die Decke fast bis zur Nase hochgezogen. Sie riss die Augen auf. 'Gestern Nacht...', erinnerte sie sich und schaute zur Seite. Doch sie war alleine. Kopfschüttelnd richtete sie sich auf. Sie hätte schwören können, dass Kanda die Nacht da war. Und sie hatten miteinander geschlafen. 'Zwei Mal!', rief ihre innere Stimme. Sie fühlte sich, als hätte sie halluziniert. Fassungslos schlug sie die Hände vor das Gesicht. Sie hätte schwören können, dass sie sich geküsst haben. Sie spürte noch förmlich seine Lippen auf ihren. Sie erinnerte sich an seinen Geschmack, an seinen Geruch. 'Das kann doch nicht alles nur ein Traum gewesen sein!', dachte sie verzweifelt.
 

Langsam ging sie ins Bad, um zu duschen. Auch dort war kein Anzeichen auf ihr nächtliches Intermezzo zu finden. 'Ich muss mir das eingebildet haben. Habe ich wohl doch zu viel getrunken.', stellte sie traurig fest. Sie ließ das lauwarme Wasser über sie fließen. Als sie sich fertig gewaschen hatte, blieb sie einen Augenblick unter der Dusche stehen. Die Szenen in ihrem Kopf waren so realistisch und fühlten sich so echt an. Sie konnte einfach nicht glauben, dass alles nur ein dummer Traum gewesen war.
 

Es klopfte an ihrer Tür und riss sie so ihrer Schockstarre. „Ja?“, rief sie zaghaft. „Ich bins, Lavi“, hörte sie von der anderen Seite. „Zeit zum Frühstück und dann ab nach Hause!“, lachte er. „Komme sofort, muss mir nur noch die Haare kämmen!“, erwiderte sie und stieg schnell aus der Dusche. In Windeseile kämmte sie ihre Haare, ließ sie zum Trocknen aber erst einmal offen. Mit ein paar Schritten hatte sie ihre Kleidung erreicht, die fein säuberlich über einen Stuhl gelegt war. „War ich das wirklich gestern?“, fragte sie sich irritiert, da fiel ihr Blick auf einen Gegenstand, der auf dem Tisch lag. Sie nahm es in die Hand und lächelte erleichtert. Es war Kandas Haarband. Das Original, nicht ihr nachgemachtes. Das bedeutete, er war gestern da. Und das hieß, alles, was sie bereits ins Reich der Träume geschickt hatte, war wahr! Doch ihr plötzliches Hochgefühl verflog sofort. 'Warum ist er abgehauen?', fragte sie sich nun bedrückt. „Anu? Alles in Ordnung? Ich wollte hier keine Wurzeln schlagen, weißt du?!“, meldete sich der Rotschopf wieder vom Flur aus. „Jaja, ich komme doch schon!“, maulte sie und zog sich die Schuhe an. Dann riss sie die Tür auf und er purzelte fast ins Zimmer hinein, da er sich an der Tür angelehnt hatte. „Was lernt man daraus? Nicht an Türen anlehnen!“, schloss Anuhea im erzieherischen Unterton und trat in den Korridor. „Ja, Frau Lehrerin.“, gab dieser lachend zurück, dann beäugte er sie kritisch. „Die Frage, ob du gut geschlafen hast, kann ich mir scheinbar sparen.“ „Unruhig trifft es ganz gut.“, entgegnete sie ihm. Zu ihrer Freude hakte er nicht weiter nach.
 

Gemeinsam schlenderten sie den üblichen Weg zur Kantine entlang. „Nach dem Essen gehen wir noch kurz zu Komui und klären alles ab. Und dann kann es eigentlich schon losgehen.“, erklärte er ihr den Tagesablauf. „Hört sich gut an.“, gab sie zurück.
 

„Sag nichts! Ich habe alles schon vorbereitet!“, teilte ihr Jerry mit, als sie in der Kantine angekommen waren. Sofort schob er ihr einen Teller Soba zu. „Oh Gott Jerry, wer soll das alles essen!“, seufzte sie verzweifelt. „Iss das ruhig alleine auf. Wenn es in deiner Welt nicht so gut schmeckt, musst du längere Zeit davon zehren!“, dabei fuchtelte er mit seinem Kochbesteck vor ihrer Nase herum. Lachend dankte sie ihm und wartete, bis der Bookman sein Frühstück erhielt. Sie nahmen am ersten Tisch Platz und begannen zu essen. Kurze Zeit später stieß Allen zu den beiden und die Braunhaarige wunderte sich aufs Neue, was dieser alles in sich hineinstopfte und trotzdem schlank blieb. Währenddessen kämpfte sie immer noch mit ihrer Portion Soba.
 

Irgendwann gab sie auf und musste sich eingestehen, dass sie heute Reste lassen musste. Schließlich wollte ihr auch niemand bei der Portion helfen. Auch der menschgewordene Mülleimer Allen winkte bei ihrem Angebot ab. So machten sie sich auf dem Weg zum Leiter des Ordens. Eine letzte Besprechung stand auf dem Plan.
 

Er schaute von seinen Blättern auf, als sie sein Büro betraten. 'Bitte lass es nichts passiert sein', bettelte sie in Gedanken. „Ihr beide seid ja auch unzertrennlich geworden.“, stellte er fest. Lavi nickte grinsend. „Man findet selten jemand, der einem so ähnelt.“, verlegend lachend kratzte er sich am Hinterkopf. „Mich wundert es, dass ihr noch keinem mit Scherzen oder Ähnlichem auf die Nerven gegangen seid.“, gestand der Lilahaarige. „Ich war wahrscheinlich zu sehr mit der Mission und Kanda ausgelastet.“, entgegnete die Sensenmeisterin. 'Wenn Lavi wüsste, wie zweideutig das nun war', dachte sie sich und grinste etwas.
 

„Wir sollten nicht lange um den heißen Brei herumreden...“, begann Reever und nickte Komui zu. 'Bitte sag, dass es klappt! Bitte sag, dass es klappt!', bettelte ihre innere Stimme. 'Bitte, bitte, bitte, bitte...'. „Es gibt keinerlei Bedenken, dass du den Schritt durch unser Portal wagen kannst.“, strahlte er sie an. Er machte den Eindruck, als hätte er gerade das Rad entdeckt. Sie fiel den beiden nacheinander um den Hals. „Das ist großartig!“, strahlte sie. „Ich weiß gar nicht, wie ich euch danken soll.“ „Hier sind die Pläne. Sollten wir einen Austausch mit deiner Welt starten können, ist uns wahrscheinlich mehr als genug gedankt.“, antwortete er ihr. „Dann lass uns jetzt alles Vorbereiten und in 2 Stunden treffen wir uns wieder hier!“, schlug Reever vor und sie nickte. Damit verließen die Freunde das Büro.

Der Abschied

„Noch einen kurzen Spaziergang durch den Garten?“, bot Lavi an und sie nickte. Sie wusste gerade nicht, ob sie weinen oder lachen sollte. Die Nacht hatte plötzlich alles geändert. Wollte sie Kanda verlassen? Aber brauchte sie sich überhaupt den Kopf damit zu zerbrechen? Wenn er wollte, dass sie bei ihm blieb, wäre er bei ihr. „Du wirkst unglücklich.“, stellte der Bookman fest. „Ja... Nein... Ach, ich weiß nicht. Abschiede sind nichts für mich. Ich werde dann immer sentimental.“, log sie. „Du hast doch selbst gesagt, dass wir uns wieder sehen. Also guck jetzt nicht so wie sieben Tage Regenwetter und freu dich auf deine neue Aufgabe: Eine permanente Verbindung zwischen unseren Welten erschaffen. Und dann werde ich dir regelmäßig auf die Nerven gehen.“ „Ist das eine Drohung oder ein Versprechen?“, lachte sie. „Von beidem ein bisschen.“, gab er grinsend zu. Sie drehten eine Runde im Garten und Anuhea hielt nach einer bestimmten Person Ausschau. Doch auch mit ihrem Seelenblick konnte sie ihn nicht entdecken. Ihre Enttäuschung wuchs ins Unermessliche, dennoch versuchte sie, sich nichts anmerken zu lassen. „Noch eine knappe Stunde bis zum großen Augenblick!“, damit holte ihre Begleitung die zurück in die Gegenwart. „Es wäre wohl besser, du startest mit den Vorbereitungen!“, schlug er vor und trat den Weg zurück ins Gebäude an. Kurz blickte sie sich über die Schulter um. Sie würde das alles hier schon vermissen.
 

Sie blieben vor ihrem Zimmer stehen und Lavi drückte ihr ein dickes Buch in die Hand. „Was ist das?“, fragte sie verblüfft. „Ich habe dir alles zusammengeschrieben, was unsere Bücher zum Thema Parallelwelten hergegeben haben.“, verkündete er. „Falls du noch einmal in eine solche Lage kommst.“, ergänzte er lachend. „Das muss doch Ewigkeiten gedauert haben!“, gab sie gerührt von sich und drückte ihn fest. „Hey, ich bin ein Bookman. Wir können so etwas schneller“, zwinkerte er. Ich hole dich in 45 Minuten hier ab. Und wehe du bist nicht fertig!“, damit ließ er sie, mit dem Buch in der Hand, stehen. Verdattert starrte sie darauf und ging schließlich in ihr Zimmer. Sie hatte bereits alles eingepackt und richtete nun noch das Bett. Schließlich wollte sie ihre Unterkunft anständig verlassen. Dann setzte sie sich auf einen Stuhl und schlug das Buch auf.
 

Schnell merkte sie, dass das Buch nicht nur voll von Theorien und Fakten über das Thema war, sondern auch viele kleine und große Anekdoten aus ihren Diskussionen enthielten. So lebhaft und klar zu Papier gebracht, dass sie sich die Szenen vor ihrem geistigen Auge erneut abspielten. Tränen der Rührung traten in ihre Augen. „Lavi, du bist echt ein Teufelskerl!“, sagte sie zu sich selbst. Die Tür zu ihrem Zimmer öffnete sich und sie fuhr zusammen. „Ich habe zwei Mal geklopft, aber du hast mich nicht gehört!“, stellte der Autor des Buches fest. Sie fiel ihm um den Hals und drückte ihm ein Kuss auf die Wange. „Ich bin wirklich sprachlos, Lavi. So ein schönes und persönliches Geschenk habe ich noch nie in meinem Leben erhalten. Vielen, vielen Dank! Ich weiß überhaupt nicht, was ich sagen soll!“, gab sie von sich. „Dafür redest du aber ganz schön viel!“, lachte dieser. „Das habe ich gerne getan und es hat mir sogar riesigen Spaß gemacht!“, gab er zu. „Aber jetzt wird es Zeit für dich.“ Sie nickte und löste die Umarmung. Für einen kurzen Augenblick hatte sie sich wie ein kleines Mädchen gefühlt, die an ihrem großen Bruder hing. Sie verstaute das Buch sorgfältig in ihrem Rucksack und schulterte diesen. „Dann mal los!“, rief sie.
 

Im Labor angekommen warteten bereits ihre Freunde auf sie. Doch das Fehlen einer bestimmten Person versetzte ihr aufs Neue ein Stich ins Herz. Sie hatte so sehr gehofft, sich wenigstens von ihm verabschieden zu können. Trotzdem setzte sie ein Lächeln auf. Die anderen konnten nichts dafür, dass er so ein Sturkopf war. So herzte sie einen nach dem anderen und tauschte Wünsche mit ihnen aus. „Bereit?“, fragte Reever. Sie atmete tief ein.
 

„Moment noch, ich komme mit!“, kam es vom Eingang des Labors. Sie drehten sich alle zur Stimme um. Dort stand der Blauhaarige mit einer kleinen Tasche in der Hand. Schnurstracks ging er auf Anuhea zu und ein kaum merkliches Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. „So leid es mir tut, aber ich kann dich nicht so einfach gehen lassen, Kanda.“, mischte sich Komui ein. „Warum nicht?“, wollte dieser wissen. „Wir brauchen dich hier. Du weißt doch, Missionen und so.“, rief er ihm ins Gedächtnis. „Du sagtest, du benötigst noch mindestens 2 Wochen, um Mugen zu reparieren. In der Zwischenzeit würde ich eh nur hier herumsitzen. Also lass mich gehen, dann könnt ihr auch sicher sein, dass sie heil ankommt. Oder hast du vergessen, dass evtl. eine Hexe ihre Schule angegriffen hat?“, schloss er. Ähnlich wie der Rest der Anwesenden, war die Sensenmeisterin völlig perplex. „Außerdem,“, ergänzte er noch, „willst du dich mit ihnen Austauschen. Wenn ich mitkomme, kann ich gewährleisten, dass das auch klappt.“ Der Leiter schüttelte mit dem Kopf. „Du hättest zu mir kommen sollen, bevor du das so einfach über meinen Kopf entscheidest!“, warf er dem Schwertkämpfer vor. „Aber er hat eigentlich Recht, Komui.“, warf Lavi ein. „Unter Umständen ist es wirklich besser, wenn einer von uns sie begleitet. Und ohne Mugen wäre er eh zum Zuschauen verdammt.“ Grinsend blickte er die beiden an.
 

Das Haarband, das Kanda trug, hatte sie verraten. Er war über die gute Kopie erstaunt, aber damit konnten sie ihn nicht täuschen. Da sie sich gestern auf der Feier nicht mehr gesehen hatten, musste das bedeuten, dass er ihr in der Nacht noch einen Besuch abgestattet hatte. Was wiederum erklärte, warum sie heute Morgen so müde aussah. 'Unruhig geschlafen... Jaja.', dachte er bei sich und sein Grinsen wurde breiter, als er sah wie die Röte in das Gesicht von Anuhea schoss. Sie wusste genau, dass er gerade alle Puzzleteile zusammengefügt hatte. „In Ordnung.“, lenkte nun Komui ein. „Dann geh eben mit. Aber du kommst zurück, sobald es möglich ist!“, befahl er ihm, um noch etwas von seiner Autorität zu wahren. „Ja.“, kam die knappe Antwort des Exorzisten. Dann trat er auf sie zu und lächelte entschuldigend. „Tut mir leid, ich musste da noch einen kleinen Kampf mit mir austragen.“, flüsterte er in ihr Ohr. „Bereit?“, fragte er für alle hörbar. Sie lächelte. „Wenn du es bist!?“, sie winkte noch einmal in die Runde. „Macht es gut!“, damit schritt sie, mit ihrem Partner an der Seite, durch das helle Portal.

Zu Hause

Sie blinzelte noch immer, geblendet von dem Licht. Langsam nahm die Welt um ihr herum Formen an. Der Geruch von Verbranntem stieg in ihre Nase. Angsterfüllt blickte sie sich um, während ihre Augen mehr und mehr preisgaben. 'Wir hatten doch die korrekten Koordinaten eingegeben.', rasten ihre Gedanken. „Was zum Teufel ist hier passiert?“, fragte Kanda neben ihr. Sie begriff, die Schule wurde in ihrer Abwesenheit attackiert.
 

Fassungslos schaute sie sich auf dem ehemaligen Schulhof um. Er war nur noch ein Schlachtfeld und Trümmerhaufen. Zaghaft drehte sie sich um. Wie durch ein Wunder stand die Schule noch. Kaum sichtbar schimmerte etwas vor ihr. Die machte ein paar Schritte vorwärts und stieß mit einer Barriere zusammen. „Sie konnten ein Schutzschild erschaffen“, erklärte sie ihrem Partner. „Kannst du irgendjemanden aufspüren?“, fragte er zurück. Sie aktivierte ihren Seelenblick und schaute sich um. In einiger Entfernung hörte sie eine Explosion. Als sie dorthin blickte, nahm sie eine Seele wahr. Ihre Augen weiteten sich. Schnell drückte sie dem Blauhaarigen ihre Tasche in die Hand und rannte so schnell sie konnte. Währenddessen ging der Verursacher der Explosion zu Boden. „Kid!“, rief sie und trat auf den sichtlich erschöpften Freund zu. Dieser drehte sich blitzschnell um. „Anu, du bist hier!“, ein müdes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Nach einer kurzen Begrüßung deutete der Sohn des Shinigamis den Weg in die Schule. „Nimm du unsere Taschen, ich stütze ihn.“, schlug Kanda vor. Sie nickte und beäugte ihren Freund. „Kid, wie kommen wir durch das Schutzschild.“, wollte sie von ihm Wissen. Dieser reichte ihr kommentarlos einen Würfel. Sie verstand. „Wir sollten uns beeilen.“, sagte sie zu ihrem Partner.
 

Am Hintereingang der Shibusen angekommen griff sie nach dem Würfel in ihrer Tasche. Kaum hatte sie ihre Hand geöffnet, schwebte dieser in der Luft und eine Öffnung bildete sich im Schutzschild. Sie ließ ihrem Begleiter mitsamt Kid den Vortritt. „Halt! Stehen bleiben!“, ertönte es von drinnen und sie sputete sich, ins Innere zu gelangen. „Alles in Ordnung Kilik! Er gehört zu mir!“, rief sie ihm entgegen, während sie sich schützend vor die beiden stellte. „Es geschehen noch Zeichen und Wunder!“, freute der Angesprochene sich und umarmte sie herzlich. „Willkommen zurück! Du glaubst gar nicht, wie gelegen du gerade kommst!“ Dann beäugte er ihren Gefährten aufmerksam. „Und das ist...?“, wollte er wissen. „Kanda.“, stellte sie ihn vor und er nickte ihm zu. „Das ist eine lange Geschichte. Dafür ist jetzt vermutlich keine Zeit. Wir sollen Kid zu Stein bringen. Oder ist...?“, begann sie dann. „Nein, nein. Keine Verluste, nur Verletzte.“, beruhigte er sie. „Die Spartoi konnte einige im Vorfeld besiegen, aber als sie auf Death City getroffen sind, konnten wir nicht lange Widerstand leisten. Schlussendlich haben wir die Stadt evakuiert und uns alle hier verschanzt. Seitdem versuchen wir ab und an, ein paar Feinde umzubringen und an Nahrung zu gelangen. Unsere Vorräte neigen sich zum Ende.“, gab er zu. Sie machten sich auf dem Weg ins Innere der Schule.
 

Kilik klopfte ans Krankenzimmer und deutete ihnen, kurz zu warten. Von drinnen hörte er kurzes Gemurmel. „Bringt ihn rein!“, erkannte sie die genervte Stimme von Stein. Sie winkte dem Exorzisten, den Raum zu betreten, blieb aber dicht hinter ihm. „Und wer zum Geier bist du?“, fragte er gereizt. „Er gehört zu mir.“, sie schaute an den anderen vorbei. „Schön, dass du auch endlich mal wieder da bist.“, stellte er fest. Bevor sie etwas erwidern konnte, fuhr er fort. „Dann könnt ihr beide euch gleich nützlich machen. Maka und Soul sind noch irgendwo da draußen. Sie waren mit Kid unterwegs.“ „Ernsthaft?“, Entsetzen schwang in ihrer Stimme mit und sie ließ ihr Gepäck fallen. Sie hatte eben keine weitere Seele gespürt. 'Gerade die von Soul hätte ich doch spüren müssen. Oder?', dachte sie. Ihr Partner legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Wo können wir die Taschen hinstellen“, wollte er wissen und Dr. Stein deutete mit dem Kopf in einer Ecke. Er nahm ihr die Taschen behutsam ab und stellte sie ab. „Dann machen wir uns besser gleich auf die Suche.“, damit drehte er die Braunhaarige um und drückte sie sanft aus dem Zimmer.

Auf der Suche

Verzweiflung machte sich in ihr breit, während ihr Blick über die Stadt glitt. Viel war nicht zu sehen. Auch von Eris Truppen war kaum jemand zu erkennen. Der Rest der Armee hatte sich vor den Toren Death Citys versammelt. Aber viele waren auch nicht mehr übrig. Knapp 200, schätze die Braunhaarige. Plötzlich zog etwas am hintersten Stadtrand ihre Aufmerksamkeit auf sich. „Yu! Ich hab sie!“, rief sie ihrem Partner zu und kletterte vom Geländer. „Dann sollten wir uns besser beeilen!“, gab er ihr als Antwort. Sie nickte, griff nach seiner Hand und verwandelte sich. Einen kurzen Augenblick begutachtete er wieder die Waffe. „Daran werde ich mich wohl nie gewöhnen.“, murmelte er und rannte los. Wie schon beim letzten Mal hatte er das Gefühl, durch die Gleve wesentlich stärker zu sein. „Das resultiert aus unserer Seelenresonanz. Die bringt zwar keinen besonderen physische Kräfteanstieg, aber vor allem psychisch ist eine Veränderung zu spüren.“, erklärte sie ihm. „Hier vorne rechts!“, fügte sie hinzu. Als er um die Ecke bog, sah er eine blonde Frau. Sie saß auf dem Boden, unfähig, sich zu rühren. Ein weißhaariger Mann stand vor ihr und sah nicht minder erschöpft aus. Eine lange Sensenklinge ragte aus seiner Seite heraus. Vor den beiden hatte sich eine Person positioniert und lachte hämisch. Er wusste, dass das eine Hexe war. Sie murmelte einen Zauberspruch und trat dabei 2 Schritte zurück. Doch bevor ihr Zauber wirken konnte, hatte Anuhea ein Schutzschild herbeigerufen. Sofort ging Kanda in den Angriff über und drängte ihren Gegner zurück. „Ich dachte, Eri hätte sich deiner entledigt.“, stellte diese lachend fest. Er spürte förmlich, wie das Blut in den Adern seiner Partnerin gefror. „Das ist sie.“, hörte er sie tonlos und wusste sofort, was sie meinte. Es war die Hexe, die sie und Jun damals angegriffen hatte.

Sie nutzte den Überraschungsmoment, um ihrerseits eine Attacke auszuführen. Doch die Waffe war schneller und hüllte auch sie in ein Schutzschild. Noch bevor sie das Schild zerspringen lassen konnte, stürzte sich der Blauhaarige auf ihren Feind. 'Komisch...', dachte sie kurz. 'Normalerweise kann da niemand durch. Andererseits ist er gegen meine Seelenwellen immun. Daran wird’s liegen.', schloss sie ihre Gedanken und konzentrierte sich auf den Kampf. Sie hatten die Hexe gegen eine Häuserwand gedrängt, außer einen paar Explosionen war ihr bisher nichts mehr eingefallen. Doch diese konnte Anuhea allesamt mithilfe ihres Schildes abwehren. „Wer bist du?“, wollte sie nun wissen. Ihr Gegenüber grinste sie an. „Ich bin Ari. Tötet mich ruhig. Sie werden mich schon noch rächen!“, tönte sie. „Mit Vergnügen!“, grinste der Schwertkämpfer böse. Sie erhöhten ihre Resonanz und mit einem hellen Lichtblitz zuckte die Klinge nach vorne. Kurz war der leblose Körper noch an der Häuserwand zu erkennen. Gehalten von der Gleve, die den Leib durchdrungen hatte. Dann löste sich die Gestalt auf und nur noch die Seele war zu sehen. Die Waffe verwandelte sich zurück und verstaute die Seele in ihrer Tasche. „Vielleicht kann sie jemand brauchen.“, sagte sie und drehte sich dabei um. „Oh, ich sollte euch vielleicht mal rauslassen!“, mit einem Grinsen entfernte sie das Schutzschild, das ihre Freunde umgab. Sie trat ein paar Schritte näher und reichte beiden eine Hand, um ihnen beim Aufstehen zu helfen. „Alles noch dran?“, fragte sie etwas besorgt. Soul umarmte sie kurz. „Das war überhaupt nicht cool von dir, uns so lange alleine zu lassen!“, sagte dieser und ließ sie wieder los. „Ich weiß.“, murmelte sie in die Umarmung Makas hinein. „Und wer ist dein Partner?“, wollte diese wissen. „Mein Name ist Kanda.“, stellte er sich den beiden vor. „Seit wann bist du eigentlich eine Waffe? Also mit Partner und so?“, fragte der Weißhaarige nun. „Das ist eine gute Frage und eine lange Geschichte.“, lachte sie, wurde aber sofort wieder ernst. „Wir sollten hier schleunigst verschwinden. Wenn sie merken, dass hier jemand umgekommen ist, werden sie sicher bald auf die Suche nach uns gehen.“ „Das war nicht irgendwer.“, klärte sie die Sensenmeisterin auf. „Ihrer Schwester bist du auf deiner Mission begegnet.“ Sie verstand. „Mit der hab ich eh noch ein Hühnchen zu rupfen.“, grinste sie böse. „Wobei ich ihr auch noch danken muss. Die Tage haben mich um Einiges bereichert.“, dabei schaute sie verstohlen zum Exorzisten.

Zurück in der Schule trafen sich alle kampfbereiten Schüler in einem Klassenzimmer. Geschlossen betraten die Mitglieder der Spartoi, die für dieses Treffen auf Kid und seine Waffen verzichteten, da diese in der Krankenstation bleiben musste. „Anuhea? Kommst du bitte mal kurz?“, Spirit löste sich von der Wand. Die Braunhaarige blickte finster. Auch, wenn die anderen kein großes Aufheben deswegen gemacht hatten, hatte sie gewusst, dass diese Situation unweigerlich auf sie zukommen musste. Sie trat zu ihm und blickte ihn an. „Du weißt, dass du gerade eindeutig gegen die Regeln verstößt.“, erkundigt er sich. „Echt? Welche genau meinst du?“, fragte sie trotzig. „Du weißt ganz genau, was ich meine!“, seine Stimme wurde kurz ein wenig lauter und er deutete mit dem Kopf zu ihrer Begleitung. „Ist es aber nicht auch unsere Pflicht, alles zu tun, um die Schule zu schützen? Als Team sind wir wesentlich stärker, als ich alleine.“, gab sie kühl zurück. Sie funkelten sich böse an.

„Das ist gar nicht gut.“, bemerkte Maka und die anderen folgten ihrem Blick. In der Ecke im Raum standen sich ihr Vater und Anuhea gegenüber, versuchten sich mit bloßem Blick zu töten. Es war kein Geheimnis, dass sich die beiden nicht verstanden. Bei fast jedem Zusammentreffen gerieten sie aneinander und seitdem sie mehr oder weniger dafür gesorgt hatte, dass seine Tochter mit ihrer Waffe zusammen war, herrschte zwischen ihnen Eiszeit.

„Du lässt mir keine andere Wahl.“, antwortete er ihr. Er wandte sich zu zwei älteren Schülern. „Bringt ihn bitte nach draußen, er hat hier nichts verloren. In solchen Zeiten müssen wir darauf achten, dass sich kein Maulwurf einschleicht.“, damit deutete er auf Kanda. „Du weißt, dass er uns nicht schaden wird und trotzdem wirfst du ihn raus? Wie bescheuert bist du eigentlich?“, sie schrie fast. „Das sind die Regeln. Daran hast auch du dich zu halten.“, bemerkte er, fast wie nebenbei. „Achja? Schmeißt ihr ihn raus, gehe ich mit.“, demonstrativ stellte sie sich mit verschränkten Armen zwischen Spirit und ihrem Partner. „Du bist uns gegenüber zum Gehorsam verpflichtet, junge Dame!“, erwiderte er scharf. „Einen Scheißdreck bin ich!“, antwortete sie erbost. „Er und seine Leute waren es, die mich in einer fremden Welt aufgenommen und alles daran gesetzt haben, dass ich wieder hier bin. Aus freien Stücken hat er mich begleitet, obwohl er nicht wusste, was ihn hier erwartet. Nur um mir und euch zu helfen! Wenn ich jemanden gegenüber verpflichtet bin, dann ihm. Und nicht so einem hirnverbrannten Paragrafenreiter wie dir!“ „Du wagst es...“, begann der Angesprochene sauer. „Spirit! Lass es gut sein. In Zeiten wie diesen müssen wir uns auch mal von den Regeln verabschieden. Ich vertraue auf ihrem Urteilsvermögen. Wir können froh über jeden sein, der sich uns anschließt.“, beendete der Shinigami den Streit. „Sobald die Verletzten wieder bei Kräften sind, werden wir einen Großangriff starten. Wir haben noch Vorräte für knapp 2 ½ Wochen. Wenn wir sie dann noch nicht zurückgeschlagen haben, wird es schwierig für uns. Ihr könnt gehen.“ Damit verließen sie den Raum und schlugen den Weg zur Unterkunft der Spartoi ein. „Es tut mir leid, Maka. Aber irgendwann bringe ich deinen Vater noch um.“, wandte sie sich an ihre Freundin. Diese lachte. „Das Gefühl kenne ich!“

Kurz vor ihrer Unterkunft trafen sie auf Dr. Stein. „Ich habe da noch eine Frage.“, wandte sich die Braunhaarige an ihn. „Kanda ist gegen meine Seelenwellen immun. Wie kann das sein.“ „Hmm...“, der Angesprochene rückte seine Brille zurecht und grinste schelmisch. „Das kann ich dir nicht so genau beantworten. Aber ich habe da eine Idee!“ Dafür müsste ich ihn allerdings sezieren!“ Der Blauhaarige guckte entgeistert zu seiner Partnerin. „Nur über meine Leiche!“, knurrte diese. „Noch ein Sezierobjekt!“, freute sich dieser. Tsubaki vergrub kopfschüttelnd eben diesen in ihre Hände. „Kann er nicht einmal ernst blieben, wenn es um so etwas geht?“

Ein schlechtes Gefühl

Das sollte die Schule sein, die sie immer beschrieben hatte? Lavi schaute sich fragend um. Er hatte sie von ihren Erzählungen anders in Erinnerung gehabt. „Das ist eine Ruine.“, stellte Lenalee neben ihm geschockt fest. Allen nickte. Der Rothaarige drehte sich um. „Schaut mal hinter euch. Die Schule scheint intakt zu sein.“, stellte er erleichtert fest. 'Das bedeutet, dass es doch nicht hoffnungslos ist.' „Sie haben wohl eine Art Schutzschild darum errichtet. Wir sollten schleunigst einen Eingang finden.“, bemerkte der Weißhaarige. „Kein Wunder, dass die beiden nicht zurückkamen.“, mit diesen Worten umfasste die Exorzistin das reparierte Katana etwas fester. Die anderen nickten.
 

„Kommt schon. Wir müssen sie finden und schauen, ob wir helfen können.“, meldete sich Allen wieder zu Wort.

Anuhea schreckte aus ihrem Schlaf hoch. Es musste schon morgen sein. Sie schaute auf Kanda, der auf der Matratze neben ihr schlief. Sie hatte sich seit ihrer Ankunft darum bemüht, dass niemand merkte, was zwischen ihnen war. Sie wollte einfach nicht, dass es ihm unangenehm war. Die wundersame Verwandlung vom Eisklotz zu einem echt netten Kerl war ohnehin schon zu viel für ihren Verstand gewesen. Sachte stupste sie ihn an. Sofort öffnete er seine Augen und schaute sie fragend an. „Ich hab ein ungutes Gefühl.“, gestand sie ihm leise. „Könnten wir mal draußen nachschauen gehen?“, fragte sie ihn dann. Er nickte und stand auf. Er wusste, dass sie sich oft auf ihr Gefühl verließ und sie damit auch meist richtig lag. Aus diesem Grund vertraute er ihr einfach.
 

Draußen angekommen schauten sie sich kurz um. Alles schien friedlich zu sein. Doch bevor sie ihr Seelenblick nutzen konnte, ertönte ein Schrei. „Diese Stimme!“, dabei riss sie ihre Augen erschrocken auf. „Lenalee!“, riefen beide gleichzeitig und rannten los. Noch im Laufen verwandelte sie sich in die Gleve und dirigierte Kanda in die richtige Richtung.

„Da vorne sind sie!“, ertönte es aus der Waffe. Lenalee lag auf dem Boden, umhüllt von einer gelben Schutzhülle. Allen versuchte verzweifelt, zu ihr zu gelangen. Lavi schwang seinen Hammer, damit sein Gegner die beiden in Ruhe ließ. „Pass auf Kanda, es ist eine starke dämonische Waffe. Das wird nicht so einfach.“ Er nickte, um zu zeigen, dass er sie verstanden hatte. Sie aktivierte die Schutzschilde um ihre Freunde, zeitgleich sprang Kanda ab und erwischte ihren Kontrahenten an der Seite. Schlitternd kam er auf der anderen Seite zum Stehen. „Yu!“, brüllte der Bookman freudig, als er sah, wer ihnen da zur Hilfe geeilt ist.
 

Es entbrannte ein wilder Kampf und der Blauhaarige merkte schnell, dass ein weiterer Treffer nicht so einfach werden würde. Gerade tauchte er unter einem Schlag hindurch, als ein Feuersiegel auf den Rivalen niedersauste. Vorsichtshalber jagte Lavi ein Kombosiegel hinterher. Als die Sicht wieder freigegeben wurde, war von der Waffe nichts mehr zu sehen. „Ist er tot oder nur verschwunden?“, fragte Kanda Anuhea. „Ich sehe mal nichts mehr. Also entweder tot oder verdammt schnell.“, meinte sie. Während sie sich in ihre Menschenform zurückverwandelte, fiel Rotschopf ihrem Partner um den Hals und dankte überschwänglich für die Hilfe. „Che.“, war die einzige Antwort, die er darauf erhielt und so wandte er sich zur Braunhaarigen um, die nun auch das Schutzschild über Aden anderen beiden auflöste. „Jetzt komm mir nicht so!“, sie verschränkte gespielt eingeschnappt die Arme, als der er mit ausgebreiteten Armen auf sie zu kam. „Mich eben keines Blickes würdigen und dich nur über Kandas Eintreffen freuen und jetzt angekrochen kommen.“, sie zog eine Schnute und drehte ihren Kopf theatralisch zur Seite. Lavi fiel ihr trotzdem lachend um den Hals. „Du weißt doch, das Beste kommt immer zum Schluss!“, verteidigt er sich. Bei diesen Worten konnte sie sich nicht länger zusammenreißen und stimmte in sein Lachen ein.
 

Die beiden anderen Exorzisten traten zu ihnen. „Alles in Ordnung bei dir?“, fragte Anuhea sie in die Umarmung hinein. „Ja, habe nicht viel abbekommen. Dank deines Geschenks.“, sie löste sich von ihr und überreichte Kanda sein Mugen. Mit einem seligen Grinsen nahm er dieses entgegen und schnallte es an seinen Gürtel. Dann beeilten sie sich, ins Gebäude zu kommen.
 

Auf dem Flur der Schule wurden sie von den anderen Schülern kritisch beäugt. „Noch mehr von denen?“, hörte Anuhea eine Schülerin zu einer Anderen flüstern. Sie verstummte sofort, als sie mit einem finsteren Blick bedacht wurde. „Wir gehen am besten sofort zum Shinigami.“, eröffnete sie ihren Freunden. „Ich möchte vermeiden, dass mir Spirit noch einmal so eine Szene macht.“, und so bogen sie in den Korridor ein, welche zum entsprechenden Raum führte. „Bleibt mal kurz hier. Ich kläre das vorher schon einmal ab.“, damit verschwand sie in der Tür.
 

„Jetzt erzähl mal, Yu! Wie sind die Leute hier?“, wollte Lavi wissen, als sie alleine waren. „Schon sehr seltsam.“, gab dieser zu. „Ich frage mich, wie Anuhea darauf kam, dass wir Freaks sind, wenn sie doch schon solche Leute kennt.“ „Naja, wenn sie die Leute schon seit Ewigkeiten kennt, sind sie wahrscheinlich für sie normal.“, verteidigt Lenalee die Abwesende. „Das sollte auch kein Vorwurf sein. Aber ihr werdet es ja sehen. Schon dieser Shinigami ist ein wenig, sagen wir mal, merkwürdig.“, kurz, nachdem er geendet hatte, lugte der Kopf der Braunhaarigen aus der geöffneten Tür hervor. „Ihr könnt reinkommen.“, damit winkte sie ihnen, zu kommen.

Lavi hat recht

Lavi verschränkte beim Gehen wieder die Arme hinter seinem Kopf. „Ja. Du hattest recht. Ziemlich komisch die Leute.“, meinte er zu Kanda. „Wisst ihr, ihr kommt zu einem guten Zeitpunkt.“, eröffnet die Braunhaarige ihnen, um das Thema zu wechseln. „Morgen wird ein großer Tag und auch, wenn mich Komui dafür hassen würde, wenn er das wüsste: Ich würde mich freuen, wenn ihr euch uns anschließen würdet.“ „Aber genau deswegen sind wir doch da.“, erwiderte Allen. „Uns war klar, dass es zu einem Angriff gekommen ist. Eigentlich wollten auch noch Krory und Miranda mit, aber so viele wollte Komui dann doch nicht weglassen.“ „Und wie kommt es, dass er dich hat mitgehen lassen?“, fragte sie nun Lenalee. „Ach Anu.“, machte diese und grinste böse. „Ich habe da so meine Methoden.“ Sie schaute die Exorzistin an, aber wenn sie ehrlich war, wollte sie es nicht genau wissen.
 

„Hier sind wir!“, damit drehte sie sich zu den anderen um. „Ich stelle euch kurz den anderen vor und dann schauen wir mal, dass wir für euch noch eine Schlafunterlage finden.“, sie öffnete die Tür und die restlichen Mitglieder der Spartoi drehten sich zu den Neuankömmlingen um. „Das sind Freunde aus der anderen Welt, sie sind gekommen, um uns zu unterstützen. Das ist Lenalee, Lavi und Allen.“, sie deutete kurz auf die jeweilige Person. Sie wurden herzlich in Empfang genommen, denn schließlich waren sie alle um Unterstützung froh. Schon bald demonstrierte Lavi den staunenden Schülern seinen Hammer. Allens Fähigkeiten wurden dagegen etwas kritischer beäugt. Patty hingegen hatte sich sofort in Lenalees Dark Boots verliebt und wollte unbedingt mal mit ihr fliegen. Der Nachmittag verging so friedlich und auch die Schlafplatz-Thematik wurde mehr oder weniger schnell gelöst.
 

Zwar hatten sie nur noch eine Matratze finden können, doch hatten Maka und Soul angeboten, sich eine zu teilen. Kanda bot daraufhin auch seine Matratze an, da er auf dem Boden schlafen könne. Der Rotschopf hatte dazu bemerkt, er könne ja mit seiner Partnerin die Schlafstätte teilen. Wobei er das Wort 'Partnerin' besonders betonte. Während er mit Mugen rumfuchtelte, erklärte der Blauhaarige, dass sie nicht zusammen seien und er doch nicht so einen Müll erzählen sollte. Mit hochrotem Kopf ritt er sich so weiter in die Sackgasse hinein, während Lavi Anuhea grinsend ansah. Diese schlug sich nur seufzend, grinsend und kopfschüttelnd zugleich die Hand an die Stirn.
 

Als sie am späten Abend zu Bett gingen, schauten sich Kanda und Anuhea noch lange in die Augen. Er hatte sich dann doch dazu entschieden, mit ihr ein Bett zu teilen. Verstohlen legte er die Hand an ihre Hüfte und streichelte ihre Seite. „Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor.“, wisperte er und ließ dabei die Hand über ihren flachen Bauch gleiten. Sofort war das Kribbeln in ihrem Körper wieder da. Sie blickte sich kurz um, richtete sich auf und zog den Blauhaarigen, der gerade noch so seinem Mantel greifen konnte, dann leise auf dem Raum. Grinsend schaute Lavi, wie die Tür lautlos geschlossen wurde. Er möchte es, wenn er recht hatte.
 

Sie führte ihn entlang der, nur spärlich beleuchteten, Gänge. Zwar haderte er auf der einen Seite etwas damit sich, vor einem solchen Tag, auf darauf noch einzulassen. Andererseits verlangte jede Stelle seines Körpers nach ihr. Er träumte schon von ihr und jedes Mal, wenn sie sich berührten, musste er sich zusammenreißen. Er wollte es nicht an die große Glocke hängen, dass sie ein Paar waren. Alleine so darüber zu denken, kam ihm immer noch ungewohnt vor. Zudem wusste er nicht, ob das ihr noch mehr Schwierigkeiten einbringen könnte. Nur ungern dachte er an den Moment in diesem Raum nach, als sie sich mit diesem Spirit angelegt hatte.
 

Anuhea blieb vor einer Tür stehen und drehte sich lächelnd zu ihrem Geliebten um. „Bist du sicher, dass uns hier niemand verwischt?“, wisperte er ins Halbdunkeln. Ihr Grinsen wurde breiter, während sie einen Schlüssel aus ihrer Hosentasche fischte. „Keine Sorge.“, erwiderte sie. „Du hast das von langer Hand geplant!“, die Erkenntnis traf ihn für einen Augenblick wie ein Schlag. Dann grinste er amüsiert und folgte ihr in den Raum. Schnell schloss sie hinter ihnen ab und schaltete eines der Lichter an. Er schaute sich interessiert um. „Das ist das Musikzimmer.“, stellte er fest. „Wundert dich das?“, fragte sie ihn und kam näher. Er zog sie an sich. „Nein, kein bisschen.“, damit küsste er sie fordernd.

Ihre Hände gruben sich in seine Haare, während er die seinen wieder über ihren Körper wandern ließ. Langsam bearbeitete er ihren Hals und lauschte ihrem leisen Stöhnen. Während er sie gegen den Flügel drängte, dachte sie kurz daran, was Soul davon hielt, wenn er davon erfahren würde. 'Er würde mich umbringen.', dachte sie. Als Kanda seine Hand unter ihrem Oberteil verschwinden ließ, keuchte sie auf und klammerte sich an ihn. Klare Gedanken konnte sie nun keine mehr fassen.

Das Musikzimmer

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Tag der Entscheidung

Schwer atmend ließ er sich neben sie fallen. „Weißt du...?“, begann Anuhea ähnlich atemlos. „'Yu' lässt sich wesentlich einfacher stöhnen als 'Kanda'“, neckte sie ihn. Er kniff ihr leicht in die Seite. „Da hab ich ja wohl Glück gehabt.“, gab er unwirsch zurück und zog sie an sich. Müde lagen sie gemeinsam auf seinem Mantel. Als er merkte, dass sie bereits eingeschlafen war, angelte er nach seinem Hemd und deckte sie damit zu. „Wehe, du erkältest dich!“, drohte er ihr noch matt, während er selbst ins Reich der Träume abdriftete.

Ihr Handy klingelte und riss beide damit aus ihrem Schlaf. „Es ist doch noch mitten in der Nacht!“, beschwerte sie sich unsinnigerweise an den hellen Bildschirm gewandt. Sie drehte sich zu ihrem Partner um und grinste verschmitzt. „Na hübscher Mann? Sind die öfters hier?“, aber sie erntete nur ein Kopfschütteln. „Wie kannst du an einem solchen Tag noch so dumme Sprüche klopfen?“, fragte er etwas verständnislos. „Ich lass mir doch von so einer alten und runzeligen Hexe meine Laune nicht verderben!“, damit streckte sie sich ausgiebig. Kanda beobachtete die Unbekleidete dabei aufmerksam. „Hey, du Spanner!“, schmollend zog sie das Hemd, mit dem der Blauhaarige noch zugedeckt war, weg und hielt es über ihren Körper. Sie blickte ihn schelmisch an. „Ohhh, hallooooo!“, machte sie dabei und musterte ihn übertrieben von oben bis unten. Sein Kopfschütteln verstärkte sich und sie ließ sich lachend nach hinten fallen. „Ach komm schon!“, forderte sie ihn auf. „Ernst wird es in ein paar Stunden schon von alleine!“, damit richtete sie sich wieder auf, umarmte ihn von hinten und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Danach stand sie auf und suchte ihre Kleidungsstücke zusammen.“Wenn ich jetzt noch die eine Socke finden würde...“, murmelte sie, während sie ihm seine Hose samt Unterwäsche zuwarf.

Als sie vollständig angekleidet waren, gingen sie in die Kantine. „Wir sind noch sehr früh.“, stellte der Exorzist fest. „Ja, ich wollte extra früh aufstehen, damit uns niemand aus dem Musikzimmer kommen sieht.“, dabei zwinkerte sie ihn an. Manchmal war er über ihre Diskretion wirklich dankbar. Sie setze sich an einen Tisch, während Kanda sich um das Essen bemühte. Schon am ersten Tag musste er feststellen, dass Soba leider nicht auf der Speisekarte stand. Missmutig kam er mit 2 Schüsseln frisches Bircher Müsli zurück. „Ich verspreche dir, wenn wir hier fertig sind, gehen wir zusammen in Deutschland Soba essen.“, sie schaute ihn dabei entschuldigend an. „Warum müssen wir dafür nach Deutschland?“, fragte er. Sie zuckte mit den Achseln. „Das ist meine Heimat und dort ist das einzige reine Soba-Restaurant, dass ich kenne.“ „Da seid ihr ja!“, rief Lavi vom Eingang der Kantine. Er schaute sich um, als er niemanden außer die Kantinenmitarbeiter sah, setze er sich zu ihnen an den Tisch. Das Kinn auf den Händen aufgestützt grinste er breit vor sich hin und schaute zwischen den beiden hin und her. Kanda konzentrierte sich plötzlich nur noch auf sein Müsli. „Ihr könnt vielleicht den anderen was vormachen...“, begann er dann mit belustigtem Unterton. „Aber mir nicht.“, er grinste sie frech an, während sich der Schwertkämpfer fast an seinem Müsli verschluckte. Er wedelte mit dem ausgestreckten Zeigefinger vor Anuheas Gesicht. „Unruhig geschlafen! Schamlos hast du mir ins Gesicht gelogen!“, dabei lachte er immer noch. „Und auf Komuis Frage, warum wir noch niemanden mit Scherzen auf die Nerven gegangen seien! Ich zitiere: 'Ich war wahrscheinlich zu sehr mit der Mission und Kanda ausgelastet.'“, dabei versuchte er, sie zu imitieren. „Also wenn ich jetzt so drüber nachdenke. Grandioses Wortspiel, wirklich!“, sein Grinsen schien immer breiter zu werden. Neugierig legte er den Kopf in die Hände und rutschte etwas nach vorne. „Und wie war es gestern Nacht? Ihr seht auf jeden Fall nicht so müde aus, wie Anu am Tag ihrer Abreise!“ „Ich glaube, es reicht, Lavi.“, gab die Braunhaarige zurück, dabei zwinkerte sie unauffällig und deutete auf Kanda. Seine Gefühlsregungen waren bei den Ausführungen des Rotschopfs von Entsetzen und Scham zu Wut gewechselt. Sie legte ihm eine Hand auf sein Knie und drückte es leicht. Dann richtete sie sich wieder an den Bookman. „Respekt für deine Auffassungsgabe. Allerdings war mir schon vorher klar, dass du da ungeschlagen bist. Aber es wäre nett von dir, wenn du es für dich behalten würdest.“, bat sie ihn. Lavi hob beschwichtigend die Hände. „Hatte ich nicht vor, ich wollte es euch nur ein wenig unter die Nase reiben.“, er stand auf und holte sich nun auch ein Frühstück.

Kurze Zeit später kamen auch die anderen in die Kantine. Mit einem Tablett in der Hand setzte sich Kid neben Anuhea. „Schon so früh wach?“, fragte er die drei. „Das gewöhnt man sich sehr schnell an, wenn man eine Kantine mit Allen teilen muss.“, nickte Lavi. „Warum? Er hat sich doch nur 3 Brötchen geholt“, stellte der Sohn des Shinigami fest. „Solltest du mal bei ihnen zu Besuch sein, darfst du nie den Fehler machen und nach ihm in die Kantine gehen. Sonst musst du Ewigkeiten warten! Das hat was mit seinen Fähigkeiten zu tun. Aber da die Vorräte knapp sind, hält er sich zurück“, klärte sie ihn auf.

Nach dem Frühstück trafen sie sich wieder alle in einem Klassenraum. Die übrigen Schüler wurden in 4 Gruppen aufgeteilt. Sie sollten von allen Seiten angreifen. Um die Erfahrung im Kampf etwas zu verteilen, trat die Spartoi nicht als geschlossenes Team an. Stein ließ ihnen 2 Stunden Zeit, um sich untereinander abzusprechen. Danach sollte es losgehen.

„Müssen wir uns eigentlich groß absprechen?“, fragte Black Star. Anuhea schüttelte den Kopf. „Nicht viel. Wir müssen ja nur die Breite des Lagers abdecken, da wir frontal angreifen. Wir sollten vielleicht jemanden weiter hinten postieren, der Ausreißer eliminiert.“, schlug sie vor. „Das kann ich machen.“, meldete sich Lenalee. „Zur Not kann ich dann auch schnell zu euch aufschließen.“ Sie nickten. „Gut, machen wir so. Lavi und Allen orientieren sich dann mehr nach links. Black Star, du erledigst die rechte Seite. Wir unterstützen dich und decken die Mitte ab. Haltet die Augen auf, wenn ihr eine Hexe trefft, wisst ihr, was zu tun ist.“, sie schaute noch einmal in die Runde, dann schaute sie die Exorzisten an. „Ich danke euch wirklich, dass ihr uns unterstützt.“, dabei lächelte sie schief. „Werd jetzt bloß nicht sentimental!“, lachte Lavi und klopfte ihr auf die Schulter. „Wenn das ihr erledigt ist, schuldest du zumindest Allen ein ordentliches Essen!“ „Das habe ich schon befürchtet.“, sie seufzte theatralisch. „Genug geredet! Lasst uns denen endlich zeigen, wo es lang geht! Tsubaki!“, rief Black Star und hielt seine Waffe in die Luft. Kurz hielt sie ihren Geliebten zurück. „Wenn du lieber mit deiner Waffe kämpfen möchtest, ist das in Ordnung für mich.“, dabei schaute sie auf Mugen, welches an seinem Gürtel hing. Er schüttelte mit dem Kopf. „Ich denke, hier macht der Kampf mit dir mehr Sinn. Außerdem vertraue ich dir.“

Kampf mit Eri

Ihre Taktik schien aufzugehen. Schnell hatten sie ihre Gegner aufgerieben und einer nach dem anderen fiel im Kampf. Sie waren zwar von der Anzahl her unterlegen gewesen, aber ihre gute Ausbildung zahlte sich hier aus. Bald waren in den Ruinen der Stadt nur noch vereinzelnd Feinde anzutreffen. Allerdings hatte noch niemand Eri angetroffen. Das machte die Braunhaarige nervös. „Und du bist dir sicher, dass du sie nicht siehst?“, hakte Kanda noch einmal nach. „Ja, doch! Wenn ich es dir sage...“, klang es genervt aus der Waffe. „Wir sollten jetzt nicht mehr getrennt los. Sollte sie noch einen ihrer Dimensionszauber auf Lager haben, haben wir ein großes Problem.“, warf Lavi ein. Maka bog mit Soul um die Ecke. „Hmm... hier ist sie also auch nicht?“, fragte sie in die Runde. Die Anderen schüttelten mit dem Kopf. „Wir sind hier im Mittelpunkt ihres Lagers. Irgendwo wird sie doch sein.“, sagte Soul missmutig. „Sucht noch einmal genauer in den Ruinen.“, wies Stein sie per Funkgerät an, als sie eine Explosion wahrnahmen. „Das kommt von Kids Team!“, rief Black Star und sie rannten los.
 

„Ihr kommt ganz schön spät.“, kicherte eine Stimme, als sie am Schauplatz eintrafen. Sie hatte die Anderen wohl überrascht. Zwischen den Trümmern lagen ihre Kameraden, schwer atmend und verletzt. Eri setze ein triumphierendes Lächeln auf. „Aber ihr seid gerade noch rechtzeitig gekommen, um zu sehen, wie ich eure Freunde verschwinden lasse!“, sie hob eine Hand und murmelte einen Zauberspruch. Während um die Verletzten gelbe Schutzschilder erschienen, beschwor Lavi sein Feuersiegel. Kurze Zeit später wurden sie von einer weiteren Explosion von den Füßen gerissen. Anuhea schaute sich um. Soweit sie erkennen konnte, waren noch alle da. Entweder hatte das Siegel oder die Schilde den Zauber verhindert. Sie blickte in Kandas Gesicht. Seine Gesichtszüge waren entspannt und die Augen geschlossen. Sie spürte deutlich, dass er lebte, dass sie alle noch lebten. Aber sie waren zum Teil schwer verletzt. Sie nahm ihre Kraft zusammen und verwandelte sich zurück. „Jetzt ist es ein für alle Mal gut!“, schrie sie die Hexe an.
 

„Wir haben es angefangen und wir werden es auch beenden!“ „Ach wie niedlich!“, lachte die Hexe und trat auf sie zu. Mit ihren Händen als Gleve ging sie sofort in den Angriff über. Sie wusste, sie hatte keine Chance. Nach kurzer Zeit riss sie die nächste Druckwelle um. Keuchend saß sie auf dem Boden, als Eri durch den Schutt trat. „Machst du etwa schon schlapp?“, ihr Grinsen war hämisch. „Muss ich etwa mit deinen kleinen Freunden weitermachen?“ Diese Worte trieben ihr die Zornesröte ins Gesicht. Sie sprang auf die Füße und griff sie erneut an. Doch ihre Gegnerin war schnell und konnte jeden ihrer Hiebe und Tritte ausweichen. 'Wenn ich doch etwas näher an sie ran kommen könnte...', dachte sie verzweifelt. Auch mit Kanda hätte sie hier keine Chance, das wusste sie. Ihre Resonanzrate war einfach noch nicht hoch und beständig genug. Der nächsten Explosion konnte sie gerade so ausweichen. „Mehr hast du nicht zu bieten?“, versuchte sie die Hexe zu provozieren, doch diese lachte nur wieder. „Warum sollte ich mich verausgaben, wenn du eh bald den Löffel abgibst? Weißt du, ich bin nicht dumm. Wenn ich euch hier erledigt habe, hat der Shinigami keine andere Wahl, als den Kampf mit mir zu suchen. Und ich weiß, dass er noch ein stattliches Arsenal an Waffen bei sich hat. Also spare ich mir lieber meine Kraft für den wahren Gegner auf.“ „Wie überheblich.“, stellte Anuhea fest und attackierte ihre Seite. Es ging bereits eine Viertelstunde so und sich konnte keinen nennenswerten Treffer landen. Sie musste durchhalten!
 

Einer weiteren Attacke Eris ausweichend, stolperte sie nach hinten, bis sie an eine Häuserwand stieß. Keuchend lehnte sie sich kurz an, um Luft zu holen. Doch ihre Kontrahentin war schneller. Wie aus dem Nichts trat sie vor die Braunhaarige und drückte ihr die Kehle zu. So presste die Hexe sie an die halb zerstörte Hauswand. „Ich habe mich umentschieden.“, gab Eri zu. „Ich werde erst dich auslöschen und danach deine Freunde. Dabei wollte ich eigentlich dich leiden sehen. Schließlich war es doch dein Vater, der einen Teil meiner Familie auslöschte. Aber alle waren dann doch zu viel für ihn.“ Die Freude in ihrer Stimme war unüberhörbar, während sich die Augen ihres Opfers weiteten. „Du...“, presste sie heraus. „Nein, ich leider nicht. Ich war zu diesem Zeitpunkt leider in einer anderen Dimension. Aber ich habe eine große Familie, weißt du?“, sie verzog ihren Mund zu einem bösen Grinsen. „Und jetzt wirst du durch meine Hand sterben!“, mit diesen Worten verstärkte sie den Griff um ihre Kehle. „Noch nicht!“, keuchte die Gleve und durchstach sie mit unzähligen Klingen. Blut tropfte auf dem Boden. „Das war alles?“, es war mehr ein heiseres Lachen von der Hexe. Anuhea keuchte schwer und konnte kaum noch die Augen auf halten. „Nein, das war erst der Anfang!“, sie zog die Spitzen aus der Mitte ihres Körpers zurück. „Ich bin ja schließlich auch noch da.“, damit holte Kanda mit Mugen aus und versetzte der Hexe einen mächtigen Hieb. „Mit einer Waffe aus einer anderen Welt kannst du mich nicht töten!“, stellte ihre Kontrahentin fest. Panisch rang Anuhea nach Luft und kämpfte gegen die Ohnmacht an. Mit letzter Kraft ließ sie einige Schutzschilder zerspringen. Sie enthüllten Maka, Black Star und Kid. Alle drei bereit für den letzten Angriff. Der Schrei Eris war das Letzte, was sie wahrnahm. Dann war endlich der Druck von ihrer Kehle verschwunden und sie fiel vorne über.
 

Als sie wieder zu sich kam, lag sie auf einer Trage inmitten der Ruinen. Kanda streichelte ihr über den Kopf und lächelte sie an. „Wir haben es geschafft.“, dabei legte sich ein leichtes Grinsen auf seine Lippen. Das Grinsen, welches sie so sehr an ihm mochte. Eine der vielen Dinge, die sie an ihm liebte. „Tsubaki?“, flüsterte sie heiser. Die Schwarzhaarige erschien in ihrem Blickfeld. „Ja, Anu-chan?“, fragte sie. „Darf ich dich um einen Gefallen bitten?“

Das Ende, oder doch ein Neuanfang?

Sie sog die frische Luft ein. „Es ist wirklich wunderschön hier.“, sie strahlte ihre Freundin an. „Das freut mich.“, die Schwarzhaarige lächelte glücklich. „Du hast wirklich nicht zu viel versprochen!“, ihr Blick wanderte über den Lotusteich, der in voller Blüte stand.
 

„Kommt ihr jetzt endlich mal?“, rief Allen aus der Hütte und die Freundinnen lachten. „Wir hätten ihm nicht versprechen sollen, dass er gleich nach Ankunft was zu Essen bekommt!“, grinste Anuhea frech und die beiden gingen zum Haus zurück. Sie schauten in die Runde. Sie hatten nur ein paar Tage gebraucht, um sich einigermaßen zu erholen. Zudem hatte B.J. verkündet, dass der Bau des Portals für die Exorzisten bestimmt 2 Wochen dauern würde. Die Reparaturen an der Schule mit eingerechnet. Also haben sie kurzerhand ihre Sachen gepackt und sind alle zum Ferienhaus der Nakatsukasas gefahren. Auch wenn Maka erst unsicher war, die anderen mit der Arbeit alleine zu lassen. Aber schließlich hatten sie auch die Hexe getötet.
 

Die Sensenmeisterin stellte gerade einen großen Topf auf den Tisch. „Auf die Schnelle und bei der Menge kann ich leider nur Pasta anbieten“, entschuldigte sie sich. „Also es schmeckt hervorragend!“, murmelte Allen zwischen zwei Löffeln zur Erheiterung der restlichen Anwesenden. „Wenn wir wieder zurück sind, schmeißen wir eine riesige Party!“, freute sich Patty. „Vorher muss ich aber überprüfen, ob das Haus auch wirklich nach meinen Vorstellungen errichtet wurde!“, stellte Kid klar. Lavi schaute Anuhea verwundert an und deutete kurz an, ob er derjenige war, mit dem Symmetrie-Spleen. Sie nickte mit breitem Grinsen.
 

Die wenigen freien Tage vergingen wie im Flug. Kaum waren sie zurück in Death City, begannen sie bereits mit den Vorbereitungen für die Feier. Die Braunhaarige versuchte, so weit wie möglich ihre Exorzisten-Freunde von Kids Plänen wegzuhalten. „Sonst werdet ihr auch noch so!“, hatte sie lachend und zwinkernd zu ihnen gemeint. Am Morgen vor der Feier trafen sie sich alle in Makas und Souls Wohnung. „Wir müssen noch Klamotten shoppen gehen!“, rief Liz aufgeregt. „Uncool.“, verdrehte Soul die Augen. „Mit euch Weibern dauert das wieder Ewigkeiten.“ „MAKA-CHOP!“, ertönte es von seiner Freundin, dieses Mal hatte sie doch etwas fester zugeschlagen. „Dann gehen wir halt alleine.“, stellte Anuhea mit übertrieben arroganter Tonlage fest und erntete Applaus der weiblichen Anwesenden. Nur Lenalee saß etwas unschlüssig neben ihr. „Du kommst natürlich auch mit.“, damit stupste sie ihr leicht in die Seite. „Gut, dann kleiden wir euch drei ein. Perfekt symmetrisch, versteht sich ja von selbst! Wir sollten dann mal los, wenn wir später noch das Essen zubereiten wollen!“, damit erhob sich Kid. Geschlossen verließen sie die Wohnung, um die Stadt unsicher zu machen.

„Du siehst umwerfend aus!“, schloss Tsubaki, nachdem sie die Braunhaarige begutachtet hatte. Diese freute sich über das Kompliment, schließlich sollte es morgen für Kanda zurückgehen. Daher wollte sie heute besonders gut aussehen, zumal sie nun endlich auch mal wieder vertraute Kleidung tragen konnte. Gemeinsam gingen sie in die Küche zu den anderen, um bei den Essensvorbereitungen zu helfen. „Wow, Maka!“, rief sie aus. „Das Kleid war wirklich die perfekte Wahl!“ Die Sensenmeisterin grinste und reichte ihr ein Messer. „Weniger reden, mehr schneiden!“, eine ausgelassene Stimmung machte sich in der Küche breit.
 

Ein Klopfen unterbrach ihre Arbeit. „Darf ich reinkommen?“, fragte Kid. „Wenn die anderen nicht gucken!“, stellte Maka eine Forderung und der Sohn des Shinigami quetschte sich durch die nur leicht geöffnete Tür. „Meine Damen, ihr seht bezaubernd aus!“, dabei riss er die Augen plötzlich weit auf. „NEIN! NEIN! NEIN! NEIN! ANU! WAS SOLL DENN DAS?“, hysterisch fuchtelte er mit den Händen in der Luft, als er die Frisur der Braunhaarigen sah. Sie hatte einen seitlichen Pferdeschwanz, den sie einmal locker geknotet hatte. Vier Strähnen fielen aus dem Knoten. „Das ist ja nicht zum Aushalten! Wie kannst du so unsymmetrisch herumlaufen?“, schrie er. „Kid! Beruhige dich!“, warf Patty kichernd ein. „Schau dir den Knoten doch mal genau an!“, damit drehte sich Anuhea so, dass er genau darauf schaute. „Tsubaki hat fast eine Stunde gebraucht, damit er so schön gleichmäßig ist!“, die Schwarzhaarige errötete etwas. „Ohja, du hast recht.“, mit einem Mal war seine Stimme wieder vollkommen sanft. Es Klopfte an der Tür. „Alles in Ordnung bei euch?“, hörten sie Lavi von der anderen Seite aus rufen. Kid drückte sich wieder aus der Tür heraus, konnte aber nicht verhindern, dass der Bookman kurz in den Raum lugte. Grinsend zog er die Augenbrauen nach oben, sie wusste genau, was er ihr damit sagen wollte.
 

Als die jungen Frauen endlich zu den anderen stießen, konnte Anuhea den Stolz in den Augen ihres Partners deutlich erkennen. Sie trat zu ihm und hauchte ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. „Ich bin sprachlos“, flüsterte er ihr zu und zog sie eng an sich. Ihm war es mit einem Mal egal, was die anderen denken könnten. Es würde schwierig werden, die Beziehung zwischen ihnen aufrechtzuhalten. Aber er wusste, dass es die Mühe wert war.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So viel zum Prolog.
Einige Kapitel sind bereits geschrieben und werden noch einmal von mir überarbeitet.
Möchte jemand Korrekturlesen, gerne per ENS an mich wenden.
*KekseindieRundereich* Ich warte nun gespannt auf Feedback! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Kurze Begriffserklärung:
*Amischen - Deutsch für Amish: Amische führen ein stark in der Landwirtschaft verwurzeltes Leben und sind bekannt dafür, dass sie viele Seiten des technischen Fortschritts ablehnen und Neuerungen nur nach sorgfältiger Überlegung akzeptieren. [Quelle: Wikipedia]

Vielen Dank fürs Weiterlesen! Ich habe schon fleißig vorgeschrieben und werde daher nach und nach die bereits vorhanden Kapitel online stellen.
Also dann: So long and thank you for the fish ;)
*Weihnachtsplätzchendalass* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Kleine Anmerkung von mir zum Thema Parallelunivesen:
Ja, das genannte Buch von Michio Kaku habe ich zu Hause. Aber: Ich habe es bisher noch nicht vollständig gelesen. Und ich wage zu bezweifeln, dass es bei der Frage "Wie komme ich von einer Parallelwelt wieder nach Hause?" wirklich weiterhelfen könnte. Also falls ihr mal in der gleichen Situation wie Anuhea steckt, könnt ihr euch die Lektüre des Buches sparen. Wenn euch aber das Thema interessiert, kann ich euch das Buch nur ans Herz legen.
Zudem möchte ich euch darauf aufmerksam machen, dass ich nicht garantiere, dass das jetzt so 100% korrekt ist, wie ich es niedergeschrieben habe. Ist mir auch ehrlich gesagt egal ;)

Bleibt mir zu hoffen, dass Kapitel 2 gefallen hat und ihr mir weiterhin treu bleibt :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Diesmal nur ein kurzes Kapitel. Ich hoffe, dass es euch trotzdem gefallen hat. Dafür werde ich voraussichtlich morgen das nächste Kapitel hochladen :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Da Kapitel 7 & 8 doch recht kurz sind, gibt es ein Doppelpack :)
Ich hoffe, auch dieses Kapitel hat euch gefallen.
Die Idee, das Lied mit einzubinden kam mir auf der Autofahrt von der Arbeit nach Hause. Da ich immer knapp 1 Stunde pro Tag im Auto als Arbeitsweg verbringe, kommen mir dort immer die ein oder andere Idee.
Falls irgendwer sich dafür interessiert, was für ein Lied das ist, beantworte ich das natürlich gerne. Allerdings möchte ich hier nicht einfach unaufgefordert die Werbetrommel rühren ;)
Ich wünsche euch allen und euren Lieben ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest!
Eure yezz Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,
ich habe mich dafür entschieden, das Kapitel bereits heute hochzuladen. Grund dafür: Das Freischalten der letzten Kapitel hatte ca. 2 Tage gedauert und ich wollte mich einfach noch einmal bedanken. Ich habe ein paar nette Feedbacks erhalten und freue mich über jede Anmerkung, Kritik oder Ähnliches. Ich freue mich, dass meine wirren Ideen den ein oder anderen Geschmack getroffen zu haben scheint. ;)
Ein kleiner Ausblick für nächstes Jahr zu meinem FF: Ich konnte über die Weihnachtstage ordentlich vorschreiben und bin zurzeit bei Kapitel 41, dort geht allerdings die Story zum Ende hin (wie viele ich da noch dranhänge, weiß ich nicht). Vielleicht kommt noch eine Fortsetzung, vielleicht ein neuer FF, mal schauen, was das nächste Jahr noch so bringt und ob jemand überhaupt noch weiterlesen möchte ;)
Bleibt mir nun zu hoffen, dass dieses Kapitel noch dieses Jahr erscheint. (Wahnsinn, wie viele neue Kapitel/FFs die Tage erschienen sind. Falls das jemand vom Team liest: Großes Kompliment für eure Mühen! Das ist sicher nicht einfach! Respekt! ;) ) In diesem Sinne, rutscht gut ins nächste Jahr und ich freue mich riesig, wenn ihr 'mir' treu bleibt!
Eure yezz Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, ihr seid alle gut reingerutscht. Wünsche euch einen guten Start ins neue Jahr!

Wieder mal ein Doppelpack, da die beiden Kapitel ja doch recht kurz gehalten sind. Ich bin kein Freund davon, im Kapitel die Welten zu wechseln ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Für diejenigen, die die "Spezial-Carbonara" interessiert. Ich spreche hier von der Chorizo-Carbonara von Jamie Oliver. Jedes Mal, wenn ich Rosmarin nur rieche, läuft mir das Wasser im Mund zusammen ;) Ich musste sie hier einfach erwähnen ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Die 60%-Marke ist erreicht. Ich hoffe, bis hierhin hat es euch gefallen :)
Seit den letzten Kapiteln wird es nun auch spannend.
Ich persönlich habe mich ein wenig bei der Waffenbeschreibung schwer getan. Daher hoffe ich doch sehr, dass ihr euch die Gleve vorstellen konntet. Wenn nicht, oder ihr einfach nur neugierig seid, kann ich gerne verraten, dass ich mich beim Design an die Warglaive of Azzinoth orientiert habe. Warum? Weil ich sie optisch einfach total genial finde ;) Ok, der Stern in der Mitte muss nicht sein, den hat Anuhea auch nicht ;D
Wer dabei kein Bild vor den Augen hat: Warglaive of Azzinoth Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wir sind bei 70%, Leute! Bald habt ihr es geschafft ;)
Ich hoffe, dass mir doch ein paar Leser bis hierhin treu geblieben sind und evtl. der ein oder andere hinzugekommen ist! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Endspurt Leute! Ab geht es in die Welt von Maka und Co.! ;)
... oder vielleicht doch nicht? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, diesmal wieder im Doppelpack, kann ja nicht meine Leser, die keine Adult-Inhalte sehen können, auf dem Trockenen lassen ;)
Das nächste Mal, wenn wir uns lesen, ist die Geschichte abgeschlossen... Ein ganz komisches Gefühl für mich. Ich hoffe ihr freut euch auf den Showdown. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
*Tränevergieß*
Mensch, das wars... Ich hoffe, es hat euch gefallen und ihr behaltet die Geschichte in guter Erinnerung. Natürlich würde ich mich auch extrem über Feedback freuen. Oder, wenn ihr mir einfach treu bleibt ;)
Dann bleibt mir an dieser Stelle nichts anderes übrig, als mich ganz herzlich bei jedem Leser zu bedanken. Mein Dank gilt auch den Unterstützern der Geschichte und allen, die mir als Muse gedient haben.
Eine Runde Kekse für alle! ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  rima-valentine
2015-03-22T22:02:12+00:00 22.03.2015 23:02
Finale Finale.
Iwie schade das es schon aufs Ende zu geht. Find ich aber besser als solche endlos Storys, wo ewig nix passiert.
Freu mich schon^^
Antwort von:  yezz
23.03.2015 19:49
Ich wüsste aber auch wirklich nicht, wie man das noch in die Länge ziehen könnte. Immerhin ist es ja darauf hinausgelaufen. Ursprünglich dachte ich auch, dass die Geschichte mit der Hälfte an Wörtern abgeschlossen wird. Plötzlich waren es dann doch mehr ;)
Aber ein Kapitel und ein Epilog warten ja noch und kommen in Kürze und wer weiß, ob ich Anu noch einmal auf Reisen schicke!? Ich würde nichts ausschließen.
Von:  rima-valentine
2015-03-07T13:14:43+00:00 07.03.2015 14:14
und wieder ein sehr gutes Kappi^^
Du machst es aber auch spannend.
Bin mal gespannt was noch so alles passiert :)
Antwort von:  yezz
08.03.2015 14:13
Freut mich sehr, dass es dir gefallen hat.
Ich denke, über Langeweile wirst du dir in den nächsten Kapiteln nicht ganz so viel Sorgen machen müssen ;)
Von:  rima-valentine
2015-02-12T02:03:33+00:00 12.02.2015 03:03
Huch warum gibs dennn noch gar keine kommis?? verstehe ich nicht ...
Dabei ist die Story doch so toll :)
Also an dieser Stelle möchte ich doch endlich mal mein Lob aussprechen.
Ich finde die FF ist bis jetzt echt gut gelungen. Ist mal was anderes. Bitte mehr davon :D

Antwort von:  yezz
12.02.2015 18:35
Es freut mich sehr, dass dir meine Geschichte gefällt :) Vielen Dank für dein Lob!
Zurzeit habe ich doch eher einen Hänger, was das Schreiben angeht. Aber keine Angst, diese Story hier ist schon fertig geschrieben. Ich hadere ein wenig mit der Idee, die ich vor einer Weile anfing, zu Papier zu bringen. Mal schauen, was die Zukunft bringt. Vielleicht auch ein Spin-Off dieser Reihe?! Wer weiß, wer weiß... :)
Ich wünsche dir viel Spaß weiterhin mit "Die Rache einer Hexe" und freue mich natürlich auch über späteres Feedback :)


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