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Wie Frühling und Herbst

von

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Thranduil saß da, unfähig, klar zu denken, unfähig, zu entscheiden, was er nun tun sollte. Und über all dem schwebte die Frage, wie er in diesem Zustand regieren sollte, wie er seinen Vater vertreten und seine Pflichten als Kronprinz erfüllen sollte. Thranduil fühlte den immensen Druck dieser so wichtigen Frage, dieses Problems, das es zu lösen galt – denn er hatte bisher in dieser Hinsicht zwar „Glück gehabt“, da regierungstechnisch nichts angefallen war, doch jeden Moment konnte etwas geschehen, das sein Handeln als Mitglied der Königsfamilie fordern würde.

Nach einiger Zeit des Atmens und des allmählichen Gedanken-Ordnens, meldete sich Thranduils Verstand wieder zu Wort. Er drängte ihn, ein Auge auf Gornarbelethas und Kalera zu haben. Was führte die Menschenfrau im Schilde? Und wer war dadurch in Gefahr? - Dies waren die zwei wichtigsten Fragen, die es zu beantworten galt.

Thranduil veranlasste die königliche Wache, die Augen offen zu halten. Deren Anführer bekam die spezielle Aufgabe, die Menschenfrau zu finden und zu Thranduil zu bringen – er wollte sie zur Rede stellen, vor allem aber wollte er sie vor weiteren möglichen „Giftanschlägen“ oder Ähnlichem abhalten.
 

Und tatsächlich wurde Kalera wenig später vor Orophers Thron geführt.

„Thranduil...“ Sie lächelte liebevoll und streckte die Hand aus, als wolle sie sein Gesicht berühren. „Was hast du...“

„Nennt mich nicht so“, erwiderte der Elb so unbeeindruckt und distanziert wie möglich und wandte sich von ihr ab. Er stieg die Stufen zum Thron empor und drehte sich erneut zu ihr um, nun erreichbar für sie.

Kalera wirkte gekränkt. „Aber mein Prinz, was ist geschehen? Wir hatten doch einen so schönen Abend zusammen...“

„Genug!“, donnerte Thranduils Stimme über sie hinweg. Dabei war er nicht wenig überrascht, dass er so „stark“ war in diesem Moment. Doch an seinen Vater zu denken, sich in ihn hineinzuversetzen, half offenbar.

„Ich weiß nicht, welches Spiel Ihr spielt“, fuhr der Kronprinz respekteinflößend fort. „Doch nun hat es ein Ende.“ Er gab den Wachen ein Zeichen, die Menschenfrau in die Kerker zu bringen.

„Ein Ende hat es tatsächlich“, keifte Kalera, die nun wie ausgewechselt schien – nichts mehr war übrig von der freundlichen, liebenswürdigen, jungen Frau, die ihre Familie auf tragische Weise verloren hatte. „Ein Ende hat es mit Eurem Bruder. Der will mich nämlich gerade rächen!“

Thranduil fühlte sich augenblicklich in oberste Alarmbereitschaft versetzt. Er versuchte, mehr von der Menschenfrau zu erfahren, doch vergeblich.
 

Kalera einsperren zu lassen, die Frau, die er geliebt hatte, hinter Gitter zu bringen, ließ Thranduil trotz der Kälte in seiner Stimme und seinem Auftreten ganz und gar nicht kalt. Doch er erlaubte sich nicht, darüber nachzudenken, was er fühlte. Er musste seinen Bruder finden und ihn retten! Thranduil würde es sich nie verzeihen, sollte Gornarbelethas etwas zustoßen...

In diesem Moment kam ein Mitglied der Wache angerannt. „Mein Prinz, mein Prinz! Seine königliche Hoheit, Prinz Gornarbelethas, ist ganz alleine aufgebrochen, um das gesichtete Orklager anzugreifen!“

Das hatte Kalera also mit „sie rächen“ gemeint. Gornarbelethas wollte die Orks töten, die laut Kaleras Erzählungen ihre Familie ermordet hatten!

„Wie viele sind es?“, wollte Thranduil, bereits auf dem Weg zu den Ställen, wissen.

„Um die fünfzig, mein Herr“, gab die Wache Auskunft.

'So viele!', schoss es Thranduil durch den Kopf. Und Gornarbelethas war allein. Er hatte keine Chance...

„Wir müssen augenblicklich aufbrechen!“, entschied der Kronprinz.

Die beiden erreichten die Ställe. Dort kam ihnen der Anführer der Wache entgegen. „Mein Herr, die Pferde, sie sind vergiftet worden...“

„Was!? Alle?“ Thranduil glaubte, nicht richtig zu hören.

„Ja, mein Herr“, antwortete der Anführer. „Alle bis auf Euer Pferd Aurmîdh.“

Thranduil holte Aurmîdh aus seiner Box und stieg auf. „Folgt mir nach, sobald Ihr könnt..:“

„Aber mein Herr, was wollt Ihr...?“

„Er ist mein Bruder“, entgegnete Thranduil, mehr zu sich selbst als zu seinem Gegenüber. Er war entschlossen, doch er wusste nur allzu gut, wie seine Chancen standen. „Beeilt Euch!“

Der Anführer versprach es sogleich und Thranduil stürmte auf Aurmîdh zum Tor hinaus. Er wusste, was zu tun war...
 

Viele Kilometer entfernt beschlich den Elbenkönig Oropher erneut die unangenehme Ahnung, dass in seiner Heimat, in seinem Reich, etwas ganz und gar nicht stimmte. Und es ließ ihm keine Ruhe; er musste sofort aufbrechen!



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