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Wie Frühling und Herbst

von

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Thranduil wollte augenblicklich mit seinem Bruder darüber sprechen, auch wenn er ihm lieber eine Zeit lang aus dem Weg gegangen wäre. Er fand ihn auf dem Trainingsplatz, wo er gerade mit einem Mitglied der königlichen Wache kämpfte.

Geduldig wartete Thranduil am Rande des Platzes, bis das Duell vorbei war und schritt dann langsam, aber zielstrebig auf seinen Bruder zu. Dieser wirbelte stürmisch herum, das Schwert noch immer fest in der Hand, und wäre Thranduil nicht ausgewichen, hätte auch er einen Kratzer abbekommen. Ergeben hob er die Hände. „Ich muss mit dir reden, Bruder.“

„Ich aber nicht mit dir“, zischte der Jüngere ihn an.

Thranduil ließ sich davon nicht beeindrucken. „Ich bin gekommen, um mich bei dir zu entschuldigen. Für mein impulsives, ganz und gar unüberlegtes Handeln. Ich wollte nicht, dass es soweit kommt. Und ganz sicher wollte ich dich nicht verletzen.“ Trotz seiner Schuldgefühle hatten Thranduil diese Worte einige Mühe gekostet, war er doch selbst mindestens ebenso verletzt, auch durch die Taten seines Bruders.

„Das hättest du dir früher überlegen sollen!“, gab Gornarbelethas unfreundlich zurück.

„Ich weiß“, erwiderte Thranduil so sanft wie möglich. „Mir ist klar, dass ich einen großen Fehler gemacht habe.“

„Schön für dich!“, entgegnete Gornarbelethas noch immer äußerst unsympathisch. „Ist das alles, was du zu sagen hast? Wie du siehst bin ich beschäftigt...“

„Nein, das ist noch nicht alles...“ Thranduil seufzte innerlich, jetzt kam der wirklich schwierige Teil. „Ich muss dir noch etwas sagen, das dir nicht gefallen wird...“

„Warum sagst du es mir dann?“, wollte der Jüngere ungehalten wissen.

Bei diesem kontinuierlich unfreundlichen Tonfall war es selbst für Thranduil schwer, ruhig und bedacht zu bleiben.

„Ich sage es dir, um dich zu warnen. Und, weil es dich auch betrifft.“

„Wenn du Vaters Mission meinst, dann spar' es dir. Er hat schon mit mir darüber gesprochen.“

„Nein, das meine ich nicht“, erwiderte der Ältere. „Es geht um... Kalera...“ Diesen Namen vor seinem Bruder auszusprechen war angesichts der Situation ganz eindeutig nicht einfach.

„Was ist mit ihr?“, fragte Gornarbelethas misstrauisch nach.

Trotz seiner Unfreundlichkeit und trotz ihrer vielen „Zusammenstöße“ in der Vergangenheit wünschte Thranduil, seinem Bruder das nun Folgende ersparen zu können. Doch leider konnte es nicht sein.

„Ich glaube, man kann ihr nicht trauen...“, begann der Ältere also vorsichtig. „Sie hat versucht Aurmîdh zu vergiften...“

Thranduil hatte sich so Einiges erwartet, doch sicherlich nicht, dass Gornarbelethas lauthals anfangen würde zu lachen. Aber genau das tat er.

„Das ist wirklich das Albernste, das ich je gehört habe... Du bist so armselig, Thranduil, dir so was auszudenken... und das nur, um dich zu rächen...“

„Ich versichere dir, dass ich dir nicht Schaden will“, beteuerte Thranduil. „Ich meine es ernst. Kalera führt etwas im Schilde.“

Doch Gornarbelethas verspottete ihn nur.

„Ich wusste gar nicht, wie mies du sein kannst, Bruder“, ließ er Thranduil wissen. „Keine Chance zu haben und es dann heimzahlen zu wollen... Geh lieber zurück in dein Zimmer und spiel' mit deinen Büchern. Du taugst weder als Bruder noch als König was...!“

Thranduil fühlte sich, als hätte man ihm sein Herz, das doch schon zerbrochen war, nun auch noch in Flammen gesteckt. Er war nicht wütend, nein, das konnte er nicht mehr sein, das konnte er nie mehr sein. Nicht nach dem, was er Gornarbelethas zuletzt in seinem Zorn angetan hatte. Also war er traurig, er war zutiefst verletzt und gekränkt, da ihn sein Bruder nicht einmal ernst genommen hatte.

Und so schleppte er sich mühsam zu seines Vaters Thron, unfähig, einen Gedanken zu fassen, wo doch alles so weh tat.



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