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Der Meister aus der alten Zeit

von

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4. Aufzug

Ort: Ein Hügel oberhalb Bruchtals
 

Auf der Anhöhe sind zwei Staffeleien mit Leinwänden aufgestellt. Feanor und sein Schüler Legolas sind gerade dabei, die Szenerie vor ihnen zu malen. Feanors Gemälde ist ein wahres Meisterwerk, Bruchtal und seine Bewohner sind detailgetreu und mit einer hervorragenden Farbkomposition dargestellt. Legolas' Leinwand hingegen zeigt bis jetzt nur ein paar baufällige Hütten und ein paar verunglückte Strichmännchen.
 

Feanor: (atmet genüsslich die frische Luft ein, setzt in seinem Kunstwerk noch ein paar Akzente) Malen hat so etwas herrlich Beruhigendes, findest du nicht, Legolas?

Legolas: (betrachtet unglücklich seinen fehlgeschlagenen Zeichenversuch) Kann sein...

Feanor: (wirft mit gerunzelter Stirn einen Blick auf Legolas' Leinwand, vergleicht sie mit seiner, murmelnd) Nun ja, eigentlich bin ich kein großer Liebhaber von Landschaftsmalerei...

Legolas: Endlich etwas, bei dem wir uns einig sind.

Feanor: Mir schwebt eher etwas Avantgardistisches vor... (nimmt den roten Farbtopf, schüttet ihn über seine Malerei, mischt mit den Fingern noch etwas Schwarz darunter) So, gleich viel lebendiger. (zu Legolas) Versuch es ruhig auch mal.

Legolas: (taucht zögernd eine Hand in die weiße Farbe, platziert einen Handabdruck in die Mitte des Bildes) Oh, so einfach kann man aus Bruchtal Isengard machen...

Feanor: (schmiert mit Elan auf seinem Gemälde herum)

Legolas: (tut es ihm gleich)

Feanor: (mal wieder das Feuer plus hysterisches Gelächter)

Legolas: (stimmt mit ein)

(So schmieren sie eine Weile, bis Feanors scharfe Elbenohren plötzlich ein Geräusch vernehmen.)

Feanor: Seltsam, da sind Töne die überhaupt nicht zusammengehören. Mal sind sie rau und krächzend, mal fein und wohltönend, doch auch... lallend?

Legolas: (horcht verwundert auf)

Feanor: Folge mir, Legolas! Dem müssen wir auf den Grund gehen!

(Beide jagen den Hügel hinab, immer den "Tönen" hinterher. Schließlich gewährt Feanor seinem Schüler Einhalt und bedeutet ihm stumm, sich hinter einem dichten Gestrüpp zu verstecken. Legolas schiebt ein paar Äste beiseite und ihm bleibt vor Staunen der Mund offen stehen)

Celeborn: (sitzt inmitten einem Haufen Goblins, die alle schon einen ziemlich alkoholisierten Eindruck machen, er selbst schwankt ebenfalls leicht und wirkt äußerst deprimiert) Ach, Krook, alter Freund, diese Geschichte erinnert mich an meine gute, alte Laddy.

Krook (ein Goblin): An wen dich erinnern das?

Celeborn: (wehmütig) An meine Frau Galadriel. Ich darf sie manchmal Laddy nennen. (knurrend) Das ist aber auch das einzige, was ich darf.

Krook: Du dich lassen kommandieren von Weib? Ich verstanden richtig?

Celeborn: (nickt) Genau, Krook. Es ist schrecklich. Sie sitzt die ganze Zeit bei irgendwelchen Versammlungen, während ich die Treppe fege, und die ist gewaltig lang, sag ich dir, ihren Schmuck poliere und die Schale für ihren dämlichen Spiegel reinige! (seufzt) Ich hab das Gefühl, dass die Rollenverteilung nicht wirklich funktioniert hat.

Krook: Tragisch sein das!

Celeborn: Manchmal nimmt sie mich ja mit zu irgendwelchen Begrüßungen, aber ich darf immer nur dabei stehen und den Mund halten, während sie immer alles besser wissen muss.

Krook: Jaja, mein Frau hat gehabt auch solche Verrücktheit. Warum ich immer putzen und Essen machen?, hat gesagt, Warum ich auf Kinder aufpassen und nicht du? Ich wollen kämpfen und jagen, ich genauso gut wie Mann, hat gesagt.

Celeborn: Was hast du darauf erwidert?

Krook: Nichts erwidert. Hab gefressen Frau.

Celeborn: Ach, wenn's doch auch bei uns so einfach zuginge. (stellt sich vor, wie er Galadriel verschlingt, lacht leise in sich hinein)

Feanor: (im Gebüsch) Also nein, wie verweichlicht und verkommen...

Legolas: So sind Goblins nun mal...

Feanor: (ärgerlich) Die meine ich doch nicht! (leiser) Es muss etwas unternommen werden! (springt katzengleich vor die benommenen Goblins und den dösenden Celeborn, zu den Goblins) Los, verschwindet! Macht, dass ihr wegkommt!

Die Goblins: (sehen ihn verblüfft an, rühren sich nicht)

Feanor: Ich glaube, ich muss etwas deutlicher werden. (holt tief Luft) Buh!

Die Goblins: (flüchten allesamt schreiend)

Celeborn. (schreckt auf) Wasisslos? Wasissbassierd?

Legolas: (kommt hinter einem Baum hervor, angewidert) Celeborn, du bist betrunken! Schäm dich!

Feanor: Mach dich nicht lächerlich, Legolas. Elben können sich nicht betrinken! Das ist erwiesen.

Celeborn: (am Boden liegend) Aber man kann wenigstens so tun, als ob.

Feanor: Nein, weil es sich absolut nicht schickt, dass ein Elb sich betrunken stellt oder sich mit betrunkenen Goblins abgibt.

Celeborn: Aber alle niedergeschlagenen Ehemänner flüchten zum Alkohol...

Feanor: (mit erhobenem Zeigefinger) Aber keine Elbenmänner!

Celeborn: (stutzt, mustert die beiden genauer) Wie seht ihr überhaupt aus?

Feanor und Legolas: (blicken an sich hinab, begutachten ihre Kleider, die noch kräftige Spuren von ihrer "modernen Malerei" tragen)

Feanor: (strafft die Schultern) Lenk jetzt nicht ab! Und werd bloß nicht frech, das könnte schlimm für dich ausgehen, sehr schlimm!

Legolas: Glaubt Ihm lieber, Celeborn, das ist Feanor, Finwes Sohn.

Celeborn: Aber Feanors Zeit ist doch schon längst...

Feanor: Hab ich nicht gesagt, dass du nicht ablenken sollst? Wie ich gerade hören musste, befindest du dich zurzeit in einer, wie lautet dieses neumodische Wort doch gleich? Ja, richtig, du befindest dich in einer Ehekrise, mein lieber Celeborn. Und soll ich dir auch verraten, warum?

Celeborn: Tja, nun...vielleicht, weil ich letzte Woche ein Blech mit Lembas habe anbrennen lassen?

Feanor: (mit angespannten Gesichtszügen, jedoch beherrscht) Weil du dich benimmst wie ein Mädchen, ganz einfach! Also wirklich, einer Frau wie Galadriel muss man schon etwas mehr bieten als eine gefegte Treppe oder ein Blech Lembas!

Celeborn: Aber sie will immer alles bestimmen (winselnd) und sie ist so viel mächtiger als ich!

Feanor: Eben, deswegen musst du, mein jämmerlich kriechender Mitelb, sie mit etwas beeindrucken, was sie nie haben wird.

Legolas: (will endlich auch wieder zu Wort kommen) Was ist das, Meister Feanor?

Feanor: Mannhaftigkeit! Gebäre dich wie ein richtiger elbischer Mann und sie liegt dir zu Füßen... oder blickt zumindest nicht länger auf dich herab.

Celeborn: (hoffnungslos) Und wie soll das funktionieren?

Feanor: (spürt in seinem gefährlichen, verdrehten Gedankengut Mitleid aufkeimen) Nun, so sei es denn, dass ich dich zu meinem zweiten Schüler mache.

Celeborn: (strahlt) Das würdet Ihr für mich tun?

Feanor: Das sagte ich gerade.

Celeborn: Dann stimmt es also nicht, dass Ihr ein egozentrischer, geistig verwirrter, starrköpfiger, arroganter Materialist wart... ich meine, seid?

Feanor: (merkt wie eine Ader auf seiner Stirn zu pochen beginnt) Böse Zungen beliebten solch garstige Schmähungen für mich zu gebrauchen.

Celeborn: Oh, das war doch noch gar nichts. Einige nannten Euch sogar "Ungolianthfraß",...

Legolas: (kichert hinter vorgehaltener Hand)

Feanor: (krallt wiederum seine Hand in Legolas' wallende Mähne)

Celeborn: ..., andere fanden die Bezeichnung "Orkgezücht" passender und wieder andere bevorzugten "Melkors persönlicher Lieblingsbettnachbar".

Feanor: (reißt immer fester an Legolas' Haaren, obwohl der schon längst nicht mehr lacht)

Legolas: (windet sich) Au... bitte, Meister... aua... Ihr tut mir weh...

Feanor: (bemerkt jetzt erst, was er seinem Schüler antut, lässt los) Ich schlage vor, wir beginnen heute Abend, wenn du dich etwas erholt hast, Celeborn.

Legolas: Und was mache ich?

Feanor: Du machst natürlich mit.

Legolas: Wieso das denn?

Feanor: Weil es dir keineswegs schaden würde. "Tugend" scheint für dich ein Fremdwort zu sein.

Legolas: (stapft beleidigt davon)

Feanor: (schüttelt seufzend den Kopf) Bevor ich ihn wieder einfange, würde ich gerne noch etwas von dir erfahren, Celeborn.

Celeborn: Und das wäre?

Feanor: Ich bin leider nicht mehr so ganz auf dem Laufenden... sag, deine Galadriel, ist das immer noch der niedliche kleine Dickmops mit diesem scheußlichen Modeschmuck?

Celeborn: Dickmops? Nun, lasst Euch überraschen...



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