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Gotham Chronicles

Gotham
von

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Tausche blutbespritzte Bluse gegen hässlichen Laborkittel

Den ganzen Weg in die forensische Abteilung des Gotham City Police Departments, über die Treppe nach oben und durch verschiedene Gänge, sagte der Polizist, der sich als Detective Gordon vorgestellt hatte, kein Wort. Nina war das nur recht. Sie wollte nicht mit der Polizei reden, denn das bedeutete nur noch mehr Ärger für sie. Und sie steckte schon tief genug in der sprichwörtlichen Scheiße.
 

Am liebsten würde sie auf der Stelle kehrt machen, aus dem Polizeirevier verschwinden und es nie wieder betreten. Sie machte, wann immer es möglich war, einen großen Bogen um Alles, was auch nur annähernd mit den Cops zu tun hatte. Und bisher war sie damit auch gut gefahren.
 

Verstohlen blickte sich Nina auf dem Weg zu – wo auch immer der Polizist, der sie inzwischen am Oberarm festhielt, damit sie sich nicht zurück fallen ließ und durch das Gebäude führte, sie gerade hinschleppte – um und versuchte sich Alles genau einzuprägen. Es war zwar kein großes Kunststück, sich zurück zur Treppe und aus dem Gebäude zu finden, aber wer weiß, wozu es mal gut sein konnte, wenn man zumindest ein wenig den Grundriss des GCPD kannte.
 

Es war auch nicht besonders weit, bis Gordon vor einer Tür mit der Aufschrift »FORENSIC LABORATORY 3« stehen blieb, Nina kurz ansah und dann einige Sekunden lang die Tür mit den Augen fixierte. Auf das schweigsame Mädchen wirkte es ein wenig so, als würde der Polizist den Raum hinter der Tür nur ungern betreten wollen. Was auch immer sich hinter der Tür befand, es gefiel Nina jetzt schon nicht, denn wenn selbst ein Mann mit einer Pistole zögerte, konnte es nichts Gutes sein.
 

Schließlich klopfte Gordon kurz an, drehte den Türknauf, ohne auf eine Antwort von innen zu warten und bugsierte das Mädchen in den Raum. Ein Raum, voll gestellt mit Tischen, die wiederum voll gestellt mit wissenschaftlichen Dingen, die man sonst nur aus dem Chemieunterricht kannte, war – unter anderem ein großes Mikroskop, verschieden große Erlenmeyerkolben und Reagenzgläser in Hülle und Fülle.
 

Und mitten in diesem gut sortierten Chaos ein junger, hochgewachsener Mann mit dunklen Haaren, Brille und dem wohl hässlichsten Laborkittel, den Nina je gesehen hatte. Er arbeitete oder experimentierte konzentriert mit irgendwelchen bunten Flüssigkeiten und trug dabei große Kopfhörer, weswegen er vermutlich Gordons Klopfen nicht gehört hatte. Zusätzlich murmelte er lautlos Worte.
 

Gordon räusperte sich umständlich, während Nina den Kopf leicht schief legte und die Stirn runzelte. Wer auch immer der komische Kauz im Laborkittel war, er war ihr unsympathisch. Irgendetwas hatte er an sich, was ihn auf den ersten Blick zu einem dieser Wissenschafts-Nerds degradierte, über die man sich in der Regel lustig machte und denen man lieber weiträumig aus dem Weg ging.
 

Natürlich reagierte der junge Mann – der, nach seinem verhaltenen Grinsen im Gesicht, richtig in seinem Job aufzugehen schien – nicht auf das akustische Signal des Polizisten. Stattdessen sah es eher danach aus, als ob er noch mehr Spaß an der Arbeit hatte, als er einen kleinen Messbecher durchsichtige Flüssigkeit in den Glasbehälter mit einer blauen Flüssigkeit kippte und das Gemisch sofort anfing, geheimnisvoll fluoreszierend zu leuchten.
 

Und gerade, als sich ein freudestrahlendes Grinsen auf sein Gesicht schleichen wollte, fing Gordon an, ausschweifend zu gestikulieren und erlangte so die komplette Aufmerksamkeit des jungen, etwas seltsam anmutenden Mannes. Mit deutlich erschrockenem Gesichtsausdruck riss er sich die Kopfhörer vom Kopf, eine dezente Röte schlich sich auf seine Wangen und er setzte mehrmals vergeblich an, ein Wort über die Lippen zu bekommen

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"D-Detective G-Gordon …", brachte er nach einer gefühlten Ewigkeit doch noch stotternd hervor und lief prompt ein bisschen röter im Gesicht an, als er fast beschämt den Kopf senkte und nicht wusste, wohin mit seinen Händen. Nina entlockte diese Szene ein kurzes, verhaltenes Lächeln, was sie durch den schnell gesenkten Kopf zu verbergen versuchte, während Gordon sich ein genervtes Seufzen sichtlich verkneifen musste.
 

Die Zeit, die Gordon brauchte, um seine Anwesenheit zu erklären, nutzte Nina, um den Wissenschaftler zu mustern, weswegen sie nur mit halbem Ohr hinhörte, was der Polizist eigentlich sagte. Der junge Mann mit der Brille wirkte ein wenig nervös, fast schon beschämt oder schuldbewusst, was Nina dazu veranlasste, doch ein wenig Sympathie für ihn zu empfinden. Vielleicht täuschte ja der erste Eindruck, den sie von ihm hatte.
 

Es dauerte nicht lange, bis Gordon das forensische Labor wieder verließ und Nina mit dem Wissenschaftler allein ließ. "Bringen Sie sie danach einfach runter", sagte Gordon noch schnell, bevor er die Tür endgültig schloss.
 

Kaum, dass die Tür ins Schloss gefallen war, näherte sich der junge Mann, auf dessen Namensschild »E. Nygma« stand, mit neugierig funkelnden Augen. Nina machte automatisch einen halben Schritt zurück, da sie im ersten Moment nicht wusste, wie sie seine Annäherung deuten sollte. Seine Bewegung war zwar auf den ersten Blick nicht feindselig ausgerichtet, doch in einer Stadt wie Gotham konnte man nie vorsichtig genug sein, dass hatte Nina in ihrem jungen Leben schon gelernt.
 

Doch schnell wurde ihr klar, dass der junge Mann ein eingefleischter Wissenschaftler war, denn seine volle Aufmerksamkeit galt den Blutflecken auf ihrer Bluse, die er sofort genau in Augenschein nahm. Obwohl jeder andere Mann in diesem Gebäude sich mehr für ihr Dekolleté als für die Blutflecken interessieren würde, war der forensische Wissenschaftler ganz offensichtlich anders.
 

"Sehr schön ...", murmelte er nach einer gefühlten Ewigkeit, in der sich Nina vorkam wie ein Versuchstier auf dem Labortisch. Sie war es zwar gewohnt, von Männern begutachtet zu werden, doch es war ihr unangenehm, so genau inspiziert zu werden. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass ihr Gegenüber das Blut meinte und nicht dass, was die Bluse verhüllte. Ein wenig kratzte diese Tatsache dann doch an ihrem weiblichen Stolz.
 

Sie wollte gerade dazu ansetzen, zu fragen, was nun weiter passierte, als Nygma sich wieder aufrichtete und umdrehte. Er ging zu einem der Tische und blieb mit dem Rücken zum Nina stehen. "Ziehen Sie die Bluse aus", murmelte er, während er einige Gerätschaften bereitstellte, die er allem Anschein nach für die Untersuchung der Blutflecken brauchte.
 

Im ersten Moment war Nina so verblüfft von dieser Aufforderung, dass sie nur wortlos seinen Rücken anstarren konnte. "Ich … Was?", fragte sie mit ungläubigem Unterton in der Stimme und blinzelte mehrmals erstaunt. Bis eben hatte sie gedacht, dass der Wissenschaftler nicht wie der Rest der Polizisten zu diesem korrupten System gehörte, das in Gotham an der Tagesordnung war. Doch nun kam sie nicht umhin zu glauben, dass er doch genauso war, wie alle anderen auch.
 

"Ausziehen", wiederholte Nygma geschäftig ohne Nina überhaupt anzusehen. "Ich muss die Bluse untersuchen."
 

Für einige Sekunden starrte Nina weiterhin seinen Rücken an, ehe sie ergeben seufzte, und langsam anfing, ihre Bluse aufzuknöpfen. An den Stellen, wo sich das inzwischen getrocknete Blut befand, klebte der Stoff an ihrer hellen Haut und hinterließ einen feinen roten Schimmer, der sich vom Dekolleté über den Bauch und die Taille bis hin zum unteren Rücken zog, wo sich ihr Fischgräten-Tattoo befand.
 

Es dauerte nicht lange, bis Nina nur noch am Oberkörper mit einem BH bekleidet mitten im forensischen Labors stand. Die Bluse, die noch eine leichte Restwärme von ihrer Körpertemperatur hatte, hielt sie in der Hand und sah den Wissenschaftler mit einem sowohl unsicheren, als auch fragenden Blick an. Doch da Nygma, auf seine Labortechnik konzentriert war, und ihr den Rücken nach wie vor zugewandt hatte, bemerkte er ihren Blick nicht.
 

Einen Moment lang überlegte Nina, dass das jetzt die perfekte Gelegenheit für sie wäre, einfach zu verschwinden. Doch sie verwarf diesen Gedanken schnell wieder, da sie einerseits nicht ungesehen an einem guten Dutzend Polizisten vorbei konnte, und andererseits war sie in diesem Moment immerhin halbnackt. Kurz flackerte ihr Blick zur geschlossenen Tür des Labors und sie biss sich auf die Unterlippe, da die Versuchung, so schnell wie möglich aus diesem Gebäude zu verschwinden, groß war.
 

Doch letztendlich überwog die Tatsache, dass sie sich durch eine Flucht aus dem Polizeirevier nur noch mehr Ärger einhandeln würde. Zögerlich näherte sie sich einige Schritte dem Wissenschaftler, bis sie nur noch eine Armlänge von ihm entfernt war. "Hier", sagte sie leise - es war kaum mehr als ein Flüstern - und hielt Nygma die Bluse hin.
 

Durch ihre leise und deutlich unsicher klingende Stimme drehte sich der Angesprochene abrupt um, nur um den Bruchteil einer Sekunde später in eine Art Schockstarre zu fallen. Er hatte schon den Mund geöffnet, um Nina zu antworten, doch in diesem Moment, als sie halbnackt vor ihm stand, brachte er kein einziges Wort über die Lippen. Er konnte sie einfach nur sprachlos mit großen Augen anstarren.
 

Edward hatte mit Vielem gerechnet, aber ganz sicher nicht damit, dass eine junge Frau jemals halbnackt in seinem Labor stehen würde. Er wusste, dass er beim anderen Geschlecht keine großen Chancen hatte, und war deswegen vollkommen überrascht von der Tatsache, dass das junge Mädchen - die junge Frau - die Detective Gordon vor ein paar Minuten zu ihm gebracht hatte, sich ihm jetzt so präsentierte.
 

Er brauchte einige Sekunden, um zu realisieren, dass er selber Schuld an dieser Situation hatte. Immerhin hatte er sie ja dazu aufgefordert, die Bluse auszuziehen. Als ihm diese Tatsache bewusst wurde, schlich sich wieder diese dezente Röte auf seine Wangen. Er blinzelte ein paar Mal, und räusperte sich umständlich, ehe er, ohne hinzusehen, nach der Bluse griff und sich eilig umdrehte.
 

Nina, die dieses nur Sekunden andauernde Schauspiel mit schief gelegtem Kopf beobachtet hatte, wirkte nicht weniger überrascht. Je mehr Zeit sie mit Nygma verbrachte, desto weniger wusste sie, wie sie ihn einschätzen sollte. Auf der einen Seite wirkte er harmlos, fast schüchtern, und auf der anderen Seite arbeitete er für die Cops.
 

Da Nygma anscheinend vorhatte, kein weiteres Wort mehr zu verlieren, und sich lieber mit der Bluse beschäftigte, anstatt Nina, wie versprochen, zurück zu Gordon zu bringen, blieb ihr nichts anderes übrig, als sich verstohlen im Raum umzusehen. Die vielen Gerätschaften, die ganzen bunten Flüssigkeiten in Erlenmeyerkolben, die Batterie an Reagenzgläsern, erinnerte sie auf erschreckende Weise an das alte Chemielabor ihrer High School. Das wiederum erinnerte sie an einem Albtraum, als sie sich plötzlich nackt vor ihrer Klasse wieder fand.
 

Unwillkürlich umklammerte sie ihren Oberkörper mit den Armen, und fühlte sich völlig fehl am Platz. Im Nachtclub von Fish Mooney hatte sie doch auch keine Probleme damit, Haut zu zeigen. Warum also schämte sie sich jetzt dafür?
 

Bevor sie sich allerdings weitere Gedanken dazu machen konnte, holte sie eine männliche Stimme zurück in die Realität. "Gut, ich bringe Sie jetzt zurück zu Detective Gordon", murmelte Nygma auf dem Weg zur Tür und vermied tunlichst jeden Blickkontakt mit Nina. Allem Anschein nach war ihm die Situation genauso unangenehm und peinlich wie ihr selber.
 

Nina folgte seinem Beispiel nur zögerlich, und gerade in dem Moment, als er die Hand am Türknauf hatte, fragte sie: "Geben Sie mir Ihren Laborkittel?" Edward drehte sich überrascht um und blinzelte Nina ein paar Mal verständnislos an, was ihr ein Schmunzeln entlockte. Zur Verdeutlichung ihrer Worte deutete sie auf seinen Kittel und lächelte vorsichtig. "Wenn es Ihnen lieber ist, dass ich halbnackt an ihren Kollegen vorbei gehe, brauchen Sie mir Ihren Kittel nicht zu geben", sagte sie mit Humor der Stimme. "Ich persönlich würde es allerdings vorziehen, mir etwas anzuziehen."
 

Edward brauchte wieder ein paar Sekunden, um die Tragweite ihrer Worte zu begreifen, ehe seine Hände zu den Knöpfen des Kittels flogen, und er ihn so schnell es ihm möglich war, auszog. Mit einer nicht zu übersehenden Röte auf den Wangen reichte er das Kleidungsstück an Nina weiter, die den Kittel mit einem verhaltenen Schmunzeln entgegen nahm und überstreifte. Da ihr die Ärmel deutlich zu lang waren, musste sie sie ein Stück hochkrempeln, aber auch so kam sie sich in dem ihr viel zu großen Kleidungsstück furchtbar unförmig vor.
 

"Ich nehme nicht an, da ich die Bluse wieder sehen werde, oder?", fragte Nina erneut, was Nygma mit einem knappen Kopfschütteln beantwortete. "Ist vermutlich besser so. Ich habe das Ding sowieso nie gemocht", fügte sie hinzu – auch, um ihre eigene Unsicherheit zu überspielen.
 

Diese, sicherlich amüsant gemeinte, Äußerung, veranlasste Edward dazu, erstaunt den Kopf zu heben und Nina genau zu mustern. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, und eine wirre Theorie jagte die andere. So unschuldig Nina auf den ersten Blick auch wirkte, Edward wurde das Gefühl nicht los, dass an ihr mehr dran war, als man ihr ansah.
 

"Das bleibt wohl besser hier. Nicht dass ich es am Ende noch auf dem Schwarzmarkt verticke", sagte Nina mit einem kleinen Kichern und fischte aus den Untiefen der Kitteltaschen Edwards Notizbuch hervor. Zusammen mit den farbigen Stiften aus seiner Brusttasche platzierte sie das Buch auf dem nächsten Tisch und schenkte Nygma ein vorsichtiges Lächeln.
 

Edward räusperte sich verlegen, um den kleinen Kloß, der sich in seinem Hals gebildet hatte, wieder loszuwerden. "Können wir dann?", fragte er mit leicht zitternder Stimme und hatte die Hand schon wieder am Türknauf.
 

Es sah ganz danach aus, dass es ihm unangenehm war, mit Nina im selben Raum zu sein, weswegen seine Reaktionen sie fast an so etwas wie eine Flucht erinnerten. Gegen ihren Willen erwischte sich Nina sogar dabei, dass sie es tatsächlich schade fand, dass der Wissenschaftler so auf sie reagierte. Auch wenn er ihr nach wie vor komisch vorkam, fand sie ihn auf eine gewisse Art und Weise faszinierend. Er war ganz anders als die Männer, die sie sonst kannte.
 

Um diesen Gedanken wieder loszuwerden, schüttelte sie knapp den Kopf und setzte anschließend ein stoisches Lächeln auf, um sich dann der Tür zu nähern. "Klar, aber ich glaube, dass das Ihnen gehört", sagte sie leise, als sie Edward genau gegenüber stand. Mit diesen Worten löste sie den Clip seines Dienstausweises und klemmte ihn an den Kragen seines blütenweißen Hemdes.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  DanteVale
2015-02-26T16:18:00+00:00 26.02.2015 17:18
bin sehr gespannt, wie es weitergeht


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