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Course of Time

von

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Aktion "Deidara" - Teil 3 und Ende

In den nächsten Tagen gingen meine kleinen Versuche weiter, immer so ähnlich wie der Kuss am Teich, und es bereitete mir immer mehr Spaß, mit ihm zu spielen. Es fühlte sich an, als hätte ich eine Marionette. Deidara fügte sich so perfekt in alles ein, dass es so schien, als würde ich ihn steuern. Ich führte eine kleine Aktion durch, er reagierte genau wie vorhergesehen. Ein kleines Spiel, welches er einfach nie gewinnen konnte. Egal wie weit er ging, ich war ihm einen Schritt voraus.

Das lustige an der ganzen Sache war immer noch, dass mein kleiner Schüler so verwirrt war, dass er mich nicht einmal darauf ansprach. Seine Blicke gingen unzählige Male in meine Richtung, jedes Mal unsicher. Und jeden Tag wurden sie unsicherer, unvorsichtiger. Er war den ganzen Tag abgelenkt und meistens gedankenverloren. Mein Ziel war so gut wie erreicht. Irgendwie machte der kleine Iwa-nin es mir einfach zu leicht. Tsss, er war einfach zu durchschaubar.

Fünf Tage nach der Aktion im Dorf saßen wir gemeinsam mit den anderen am Tisch beim Essen. Oder eher: Die anderen aßen, ich saß daneben und las. Freiwillig war ich nicht hier, zumindest nicht offiziell freiwillig, aber ich wollte die zwei Stunden absitzen, die ich ja immer noch pro Tag zu erfüllen hatte. Trotz allem galt Pains Regelung noch. Er musste ja nicht wissen, dass wir inzwischen weit mehr als zwei Stunden am Tag zusammen verbrachten… Diese beiden offiziellen Stunden kamen mir sowieso gelegen, sie waren meine Ausrede, um mit am Tisch zu sitzen, auch wenn ich ja nichts essen musste.

Allerding hatte dieser Platz seine Nachteile und zwar…

„Boa, Konan! Das ist so mega geil, echt mal! Wenn die olle Fischfresse kocht, schmeckt’s zwar auch nicht zum Kotzen, aber bei dir isses immer noch am Besten. Mein geldgeiler Partner ist ja zu hohl zum Kochen, Leaderchen zu faul und das Rotauge ist sich zu fein dafür. Find ich geil, wenn du das machst. Ernsthaft, solltest dich endlich mal wie ne richtige Haustusse benehmen und dich jeden Tag in die Küche stellen! Wofür hat man denn Frauen?“, schmatzte Hidan. Ich war mir nicht sicher, aber wenn ich mich nicht ganz täuschte, hatte er gerade so ein paar kleine Teile auf den Teller seines Gegenübers, Kakuzu, gespuckt. Was für ein Glück, dass ich nicht essen musste… Vor allem nicht in der Gegenwart dieses zurückgebliebenen Vollidiots.

Konan starrte ihn an, irgendwie schwankte ihr Gesicht zwischen einem Lächeln und einer mörderischen Fratze. Sollte man ihn umbringen, oder sich doch für das Lob bedanken? Umbringen, oder bedanken…? Letztendlich schien ihre Vernunft zu siegen.

„Tja, Hidan. Blöd, dass du ebenso zu ‚hohl‘ zum Kochen bist. Aber es ist nun mal nicht zu ändern, wenn man eine Tomate nicht von einer Kartoffel unterscheiden kann. Abgesehen davon… Hidan und Kakuzu können nicht kochen, Kisame hat alle zwei Tage Dienst, Itachi weigert sich immer noch, ich wechsele mich mit Kisame ab, Zetsu darf nicht kochen, Pain will nicht und Tobi… also…“, sie warf einen skeptischen Blick zu Tobi, der tief über den Teller gebeugt dasaß und sich das Essen unter die Maske schaufelte, sodass keiner sein Gesicht sehen konnte. Bei der Erwähnung seines Namens sah er neugierig auf.

„Tobi, was??“, wollte er heiter wissen. Konan lächelte gezwungen.

„Tobi braucht diese zusätzliche Aufgabe nicht. Das heißt, hier sind zwei, die sich absolut überhaupt nicht kümmern. Deidara ist der Neuzugang, du hast hier noch nicht gekocht. Kannst du kochen?“

Deidara sah von seinem Essen auf und lächelte. „Klar, kann ich das, un. Nichts leichter als das. Früher hab ich öfters mal gekocht und ich glaube, so schlecht stelle ich mich gar nicht an, un.“

Die Blauhaarige nickte zufrieden und lächelte nun mich an, zwar nicht ganz so herzlich, aber doch irgendwie schon freundlicher als sonst.

„So, Sasori. Du hast dich hier sonst nie blicken lassen. Seit Jahren bist du bei Akatsuki, warst sogar einer der ersten Mitglieder, allerdings hast du dich in dieser Zeit nicht einmal hier in der Basis nützlich gemacht.“

Ich zog eine Augenbraue hoch. „Könnte das vielleicht daran liegen, dass Pain mich andauernd auf irgendwelche blöden Botengänge schickt und mir tausend Missionen aufbrummt?“

Der Anführer hustete betont theatralisch und wandte den Blick ab, doch seine Partnerin ließ sich nicht beirren.

„Selbst wenn es nicht so wäre, hättest du dich wahrscheinlich null engagiert. Du hättest dich weiter stur in deiner Werkstatt verkrochen, zumindest hast du das die ganzen Jahre über so durchgezogen. Jetzt ändern wir hier mal ein paar Dinge. Du wohnst hier schließlich auch! Kannst du kochen?“

„Ähm…“, über diese Frage dachte ich sogar ernsthaft nach. Also… mit fünfzehn war ich abgehauen, mit zwanzig wurde ich zur Puppe und musste somit nichts mehr essen. In diesen fünf Zwischenjahren, hatte ich da jemals…? „Kein Stück. Ich stand noch nie in der Küche und habe noch nie in meinem Leben gekocht.“

Konan nickte nur. „Nicht schlimm. Dafür hast du ja Deidara. Er wird es dir schon beibringen. Also dann: Ihr beiden seid für die nächste komplette Woche mit Küchendienst dran.“

Deidara legte den Kopf schief und sah die ‚zweite‘ Anführerin fragend an.

„Und wieso sollen wir das eine ganze Woche lang machen, un?“

„Na ganz einfach. Weil ihr beiden hier kaum was beisteuert und Kisame und ich das sonst immer machen. Deswegen seid ihr beiden jetzt mal was länger dran. Wollt ihr euch beschweren?“

Pains strafender Blick traf uns und vollkommen synchron schüttelten wir mit dem Kopf. Zusätzliche Missionen konnte ich jetzt mal so gar nicht brauchen.

„Wie schön, dann könnt ihr gleich schon mal überlegen, was ihr zum Abendessen macht. Denn das wird praktisch eure Prüfung sein, sodass wir sichergehen können, dass ihr keinen Mist in der Küche baut. Abgesehen davon habe ich vergessen zu erwähnen, dass ‚Küchendienst‘ nicht nur kochen beinhaltet, sondern auch das Abräumen und Decken des Tisches - jeden Tag, und den Abwasch.“
 

Sobald alle fertig gegessen hatten, verließen die übrigen Akatsukis rasch den Gemeinschaftsraum, als hätten sie Angst, dass sie doch noch zum Abwasch verdonnert werden könnten. Tsss, da mussten sie sich keine Sorgen machen, dafür hatte Konan ja gesorgt. Hätte ich diesen Bengel nicht als Partner, wäre mir das nie passiert, ganz sicher. Immerhin wäre ich dann auch niemals im Gemeinschaftsraum beim Essen gewesen und generell säße ich jetzt bequem in Hiruko. Wobei…den hatte ich wirklich lange nicht mehr benutzt…

„Danna, un? Jetzt komm schon, hilf mir gefälligst!“, rief Deidara aus der Küche. Ich seufzte entnervt, nahm die restlichen Teller vom Tisch und schlenderte langsam zur angrenzenden Küche, wo mein Partner damit beschäftigt war, die Reste in den Müll zu kratzen. Ich stellte die Teller neben die Spüle und sah ihm entspannt dabei zu. Sein giftiger Blick traf mich sofort.

„Würdest du BITTE mal deinen Hintern bewegen und mir mal helfen, anstatt da rumzustehen?! Du hast genauso Küchendienst wie ich, un!“, zischte er angesäuert und kratzte den letzten Rest ab, wonach er sofort den Deckel auf den Mülleimer knallte. „Hidan ist so ein Arsch, un! Der hat extra so rumgematscht, ich sag’s dir, un!“

Ich zuckte mit den Schultern. „Du wirst es überleben. Abgesehen davon: Du spülst. Ich kann abtrocknen, wenn du willst.“

„Oh wie großzügig von dir, un.“, gereizt knallte er die Teller ins warme Spülwasser und begann, sie mit einem Lappen abzuwaschen. Ich trat zwei Schritte zurück und betrachtete ihm so im Großen und Ganzen.

Hm, gar nicht so schlecht. Seine Haare waren leicht zerzaust, da er eben vor lauter Gereiztheit mit der Hand durch seine Haare gefahren war, sodass sein Pony leicht abstand, der Zopf allerdings fein säuberlich noch an Ort und Stelle saß. Zusammen mit der Schürze gab er wirklich ein echt liebenswürdiges Bild ab. Jetzt fehlte nur noch eine winzige Kleinigkeit…

Leicht bewegte ich den Finger und zupfte ihm mit einem einzigen Chakrafaden, den nur geübte Augen sehen konnten, den Pony so ihn Gesicht, sodass er frustriert aufstöhnte und dagegen pustete, da seine Hände schließlich noch nass und voller Schaum waren.

„Ach verdammt, diese beschissenen Haare, un! Manchmal regen die einen wirklich auf!“, fluchte er sofort lautstark. Perfekt, genau das.

„So schlimm ist es doch auch wieder nicht.“

Ich grinste, trat direkt hinter ihn und beugte mich über seinen Rücken, sodass meine Arme rechts und links um ihn griffen und ihm ganz langsam die Strähne aus dem Gesicht holen und ihm hinter das Ohr streichen konnten.

Es war nur ein winziger Anstoß, aber langsam musste mal sowas kommen. Es wurde Zeit, ihn einzuweihen, zumindest zum Teil. Denn Part drei des Geschehens würde noch heute beginnen und beendet sein. Der Plan sollte spätestens heute Abend endgültig ein Ende finden und die Ergebnisse bekannt werden. Ich war schon gespannt, was genau das Resultat meiner ganzen Arbeit war.

Ganz wie erwartet spannte sich Deidara vor mir an und hielt mitten in der Bewegung inne. Ich tat einfach so, als hätte ich nichts gesehen, stattdessen versuchte ich, noch mehr zu provozieren, denn dieses kleine Stocken reichte mir nicht.

Ich griff über seine Schulter nach vorne, runter zum Beckenrand, wo ein bereits gespülter Teller lag. Dabei musste ich mich weiter nach vorne lehnen, was automatisch dafür sorgte, dass ich halb auf ihm hing und mein Kinn auf seiner Schulter lag, dabei versuchte ich augenscheinlich immer noch angestrengt, den blöden Teller zu erreichen, an den ich wohl einfach nicht dran kam. Angestrengt atmete ich aus, um noch weiter nach vorne zu kommen.

Erst als ich die Gänsehaut auf seinen Armen sah, war ich zufrieden, schnappte mir den Teller, lehnte mich zurück und begann, ihn summend abzutrocknen. Gewonnen, Deidara. Schon wieder.

Mit einem leisen Aufseufzen begab er sich wieder an die Arbeit.

Und schon wieder zuckten meine Mundwinkel, bis ich ihnen erlaubte, sich zu einem breiten Grinsen zu verziehen.
 

Im Zimmer angekommen überlegte ich nicht lange und schloss sofort meine Werkstatt auf. Ich hatte schon eine Weile nicht mehr wirklich intensiv an meiner Kunst gearbeitet, bedauerlicherweise, allerdings war das auch diesmal nicht mein Plan. Die Werkstatt sollte diesmal ganz anderen Zwecken dienen. Eigentlich nur als Schauplatz.

Ich betrat den ersten Vorraum meines eigenen kleinen Reiches und ließ absichtlich den Schlüssel stecken, schloss nicht ab, als wolle ich nur kurz was holen und dann wiederkommen. Langsam schlich ich durch den Vorraum und in den großen Hauptraum hinein, in dem meine Werkbank stand, auf der immer noch der so gut wie fertige Mann lag, noch immer nicht ganz mit vollständigen Waffen ausgestattet. Dazu war ich einfach nicht mehr gekommen.

Sofort hörte ich das leise Schaben der Tür, als sie aufgezogen wurde. Erneutes Lächeln. Warum war dieser Kerl einfach so durchschaubar für mich? Es konnte doch nicht sein, dass sich ein Mensch so bereitwillig und offensichtlich kontrollieren und manipulieren ließ. Und doch schlich er sich durch den Vorraum und blieb im Türrahmen stehen, den riesigen Raum dahinter bestaunend.

Ich musste mich nicht umdrehen, doch ich wusste, dass seine Augen wieder funkeln würden, wie immer, wenn er etwas sah, was er noch nie gesehen hatte und was ihn irgendwie faszinierte. Freiwillig würde er nicht herauskommen. Nur ich konnte ihn dazu bringen und das würde ich auch, denn genau das war mein Plan. Um genau zu sein, eher meine Falle. Denn wer sich als Lebender in mein Reich verirrte, musste damit rechnen, hier drin absolut keine Rechte zu haben und allein mir gehorchen zu müssen. Pech für den armen kleinen Jungen.

Ich drehe mich langsam um, die Hand bereits leicht ausgestreckt. Innerhalb eines Sekundenbruchteils hatte ich meine Fäden mit seinen Gelenken verbunden und zog ihn aus dem Türrahmen heraus in den Raum hinein, wobei ich mit der anderen Hand den Schlüssel so steuerte, dass die Tür verriegelte. Seine Augen weiteten sich geschockt und irgendwie sogar ein bisschen panisch. Niedlich, wenn man es so betrachtete. Wirklich sehr niedlich. Irgendwie unschuldig, als wäre er ein kleines Kind. Tss, als ob…

Er machte den Mund auf, um etwas zu sagen, entschied sich dann aber dagegen und schloss ihn wieder, als ich ihn Schritt für Schritt auf mich zusteuerte. Er konnte den Blick nicht abwenden, konnte nicht stehen bleiben, konnte keinen Schritt ohne mich machen. Er war auf mich angewiesen und ich liebte dieses Gefühl, ihn soweit zu haben. Lange genug hatte es gedauert. Diesmal grinste ich so, dass er es sah.

„Hey, Dei. Welchen Traum soll ich dir heute erfüllen?“, murmelte ich laut genug, sodass er es hörte. „Was möchtest du heute haben? Nur einmal darfst du wünschen. Danach entscheide ich wieder, welchen Traum du träumen darfst und welchen ich dir erfülle.“

Er starrte mich an, erschrocken und die Erkenntnis blitzte in seinen Augen auf. Ich konnte es ihm förmlich ansehen, wie er all diese Versuche meinerseits durchging und langsam erkannte, dass sie alle keine Träume gewesen waren. Wie er erkannte, wie oft er mir inzwischen nah gewesen war.

Ich fühlte mich irgendwie überlegen, dass ich es geschafft hatte, mit einem lebenden Menschen zu spielen und nicht mit einer Marionette. Einem richtigen Menschen, der denkt und fühlt. Eine interessante Erfahrung und ein fast unbezahlbarer Moment, ihn jetzt so zu sehen, verletzlich.

Doch plötzlich machte er alles zunichte. Mit einer einzigen Mimik zerstörte er meine kleine Genugtuung und ließ stattdessen mich vollkommen verwirrt und irritiert zurück.

Er lächelte. Ein strahlendes Lächeln.

Ich war so perplex, dass ich meine Fäden reißen ließ und er einfach weiterging. Lächelnd kam er auf mich zu. Ich verstand die Situation nicht mehr, wusste nicht, was er jetzt tun würde, und so wich ich zurück. Doch er ging einfach weiter, packte irgendwann meinen Arm und zog mich wieder zu sich. Und küsste mich wieder. Und noch einmal. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit ließ er mich los.

„Ich wusste es, Danna. Schon die ganze Zeit, un. Nach dem Pokerabend konnte ich mich irgendwann wieder erinnern, was ich gemacht hab, un. Dann bist du allerdings nicht mehr aus deiner Werkstatt rausgekommen, tagelang. Ich wusste, dass es daran liegt und so hab ich so getan, als ob ich mich nicht mehr erinnern könnte, wegen des Alkohols. Du schienst einigermaßen zufrieden zu sein. Und dann warst du auf einmal so anders zu mir… so… freundschaftlich. Von jetzt auf gleich. Ich wusste, dass du etwas vorhast, un. Und so habe ich mitgespielt. Mal, zu Mal, zu Mal, zu Mal, un. Immer wieder und ich habe für dich geschauspielert. Ich bin mir nicht sicher, was du jetzt von mir erwartest, aber ich glaube, ich weiß, was ich jetzt erwarte.“

Ich drückte mich weiter zurück, prallte mit dem Rücken gegen die Wand und war gezwungen, stehen zu bleiben.

Er hatte durchgehend mit mir gespielt und nicht andersrum… Ich war die Marionette gewesen… Wochenlang?! Ich hatte wirklich gedacht, ich könnte ihn so einfach durchschauen, dabei war das Gegenteil der Fall gewesen. Er hatte sich so gut verstellt, dass ich ihn nicht mal im Ansatz hatte durchschauen können.

„Und… was erwartest du jetzt?“, war meine Frage, brüchig und irgendwie abgehackt.

Und wieder lächelte Deidara, ganz locker und entspannt, als sei das alles hier das Natürlichste der Welt. Vermutlich war es das für ihn auch. Für ihn, als Mensch. Wahrscheinlich sah er das alles vollkommen anders als ich. Es kam nur darauf an, wie-

„Weißt du, Danna? Ich war eigentlich schon immer ein Einzelkämpfer. Ich bin abgehauen, weil niemand mich vollkommen anerkennen wollte. Mein ganzes Ich, meine ich. Dann bin ich hier gelandet und eigentlich wollte ich sofort wieder abhauen, oder ein paar umbringen und dann abhauen. Aber dann kamst plötzlich du und irgendwie fand ich dich direkt ein bisschen faszinierend. Dich und deine Ewigkeit. Deine Lebenseinstellung, meine ich. Sowas habe ich noch nie gesehen und ich mag Personen, die anders sind und mir etwas Neues bieten können. Deswegen bin ich geblieben. Nach einer Weile ist das immer weitergegangen und weißt du-“

„Sei ruhig. Egal, was du sagen willst, sei ja ruhig. Kein einziges Wort sollst du noch sagen, ich warne dich. Du hast genug gesagt, den Rest will ich nicht hören, hast du verstanden? Weder heute, noch irgendwann sonst. Behalt es für dich. Rede in meiner Gegenwart nicht so und auch sonst nicht, verstanden? Du hast kein Recht, sowas zu sagen. Egal, was du sagen wolltest, du solltest etwas wissen: Ich bin eine Puppe. Ich fühle nichts. Du bist mir egal. Das warst du schon immer und wirst es auch immer sein. Ich habe nur mit dir gespielt.“

Mit diesen Worten stieß ich ihn grob zur Seite und verließ die Werkstatt. Vollkommen ruhig, ganz plötzlich. Ich hatte diese Wörter nicht einmal gedacht. Eigentlich hatte ich etwas anderes sagen wollen, etwas ganz anderes, aber ich musste zur Vernunft kommen. Und vergessen.

Ich ließ die Basis hinter mir, merkte nicht einmal, wie ich sie verließ und durch den angrenzenden Wald ging, vollkommen ohne Plan und mit gesenktem Kopf. Meine Gedanken schossen weiter, raubten mir langsam den Verstand.

Seine Augen. Die gingen mir nicht mehr aus dem Sinn. Er hatte so verletzt ausgesehen. Traurig. Enttäuscht. Aber vor allem verletzt, so schrecklich verletzt, als hätte ich ihm etwas herausgerissen und es vor seinen Augen zerquetscht.

Was hatte das alles denn für einen Sinn gemacht? Wofür hatte ich das alles denn gemacht? Weil ich mich von menschlichen Gefühlen hatte verleiten lassen. Weil ich süchtig nach Menschlichem geworden war und einfach nicht mehr hatte aufhören können. Deswegen dieses Spiel, deswegen diese Genugtuung und dieser unglaubliche Triumph. Aber was bedeutete das schon, im Leben einer Puppe? Damit war Schluss. Endgültig. Ich hatte gespielt und gewonnen. Fertig. Spiel vorbei, es gab keine neue Partie, die Karten waren verloren gegangen und man würde sie nie wiederfinden.

Plötzlich sah ich etwas aus den Augenwinkeln, ein schwarzer Schatten, der vorbeihuschte, blitzschnell und verschwommen. Sofort sah ich auf, doch es war bereits zu spät, viel zu spät. Der Schatten jagte hinter meinem Rücken entlang, ich drehte mich um und auf einmal explodierte die Welt in Schmerz. Entsetzlicher Schmerz, der nur eines bedeuten konnte.

Mein Herz, mein Kern, mein menschlicher Teil.

Alles versank in tiefer Schwärze.



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