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NX I: Hokages First ANBU

von

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Kapitel 8: KLARHEITEN

Kapitel 8

KLARHEITEN
 

„Es war einmal...“, begann eine sanfte Frauenstimme im ruhigen Ton, „eine wunderschöne, anmutige Prinzessin in einem Land weit, weit entfernt!“

Das Haupt des Mannes mit blutunterlaufenen ängstlichen Augen sah irritiert auf, doch dass hinderte nicht an der Fortführung dieser Geschichte.

„Sie war behütet aufgewachsen und beschloss, in die Welt hinauszuziehen, um sie näher kennen zu lernen!“

Die erzählende Stimme verfinsterte sich mit jedem weiteren Wort: „Doch schlug ihr in dieser Welt nur Zorn und Hass entgegen! Die Menschen bekriegten sich in zahlreichen Schlachten. Friede und Liebe schienen unerreichbar zu sein. Die arme kleine Prinzessin“, dies hörte sich schon reichlich zynisch an, „erschrak fürchterlich! Sie wollte etwas ändern und schlich sich zum Shinju, dem heiligen Baum. Der Legende nach trug dieser Baum alle 1000 Jahre eine spezielle Frucht. Heimlich stahl sie die Frucht und aß sie. Dadurch wurden ungeahnte Kräfte in ihr frei und ihr gelang dadurch, dass sie so übermächtig wurde, Frieden auf der Welt zu stiften!“

Der irritierte Mann zu ihren Füßen begann leise zu wimmern. Sie schlug ihre Beine übereinander, ihre langen, schlangen Finger zeichneten kreisende Bewegungen in die Armlehnen ihres steinernen Throns. Ihre spitzen Fingernägel hinterließen ein unangenehmes Geräusch. Dem Kratzen auf einer Schiefertafel gleich.

„Sie herrschte lange Zeit über das gesamte Land und schenkte zwei Söhnen das Leben, welche ebenfalls mit dieser unsäglichen Macht der Frucht ausgestattet waren. Beide Söhne wuchsen in friedlichen Zeiten auf. Nichts hätte dies all zerstören dürfen. Doch ihr naiver ältester Sohn war der Meinung, den Menschen diese neue Macht näher zu bringen. Er dachte, er täte es für eine friedliche Zukunft. Ach, wie dumm er doch war, als er vertrauensvoll sein sogenanntes Ninshuu lehrte. Die Menschen nutzten es doch nicht für den Frieden. Nein! Sie missbrauchten es für den Kampf!

Der heilige Baum, der zudem erzürnt war, dass man ihm die heilige Frucht geraubt hatte, schwor Rache und wütete in der Form des Juubis über das Land. Ihre beiden Söhne schafften es, dass Juubi zu besiegen und versiegelten es in sich. Hätte sie doch bloß dem Juubi seine Macht wiedergegeben! Schließlich waren da noch ihre beiden Enkelsöhne, die ebenfalls nichts besseres mit dieser Macht anzufangen wussten als sich bis zum Tode anzufeinden! Doch nach deren Tod war dies noch keine Sicherheit für den Frieden. Immer und immer wieder wurden ihre Nachkommen wiedergeboren, nur um sich auf ein Neues in Krieg und Hass zu zerstückeln!“, sie seufzte ziemlich theatralisch und erhob sich.

Ihr Gegenüber, der sich mittlerweile in seiner unterwürfigen Position auf dem schmutzigen Boden wimmernd zusammengerollt hatte, durchfuhr ein weiteres Erschaudern, als sie näher an ihn herantrat: „Ach, die arme Prinzessin!“, sie beugte sich vorn über und ihre langen weißen Haare fielen rechts und links ihres ovalen, blassen, fast schon bläulichen Gesichtes zu Boden. Ihre weiß - silbrigen Pupillen, gezeichnet mit den Tomoen eines Sharingans, betrachteten ihn belustigt, „Wie hatte sie nur so dumm sein können?“

„Wa...warum erzählt ihr mir dieses Märchen?“, traute sich nun leise dieses zusammengekrümmte Häufchen Elend vor ihr das Wort an sie zu richten.

Sie richtete sich wieder auf. Ihre Lippen umspielte ein selbstsicheres, auch spöttisches Lächeln: „Diese Prinzessin hat nun eingesehen, dass es so nicht mehr weitergeht und holt sich zurück, was ihr gehört! Die Prinzessin wird für den ultimativen Frieden sorgen und die Fehler ihrer Söhne, so wie es sich für eine Mutter gehört, wieder bereinigen. Die Prinzessin wird jedwedes Chakra auf dieser Welt sammeln und es Shinju wiedergeben! Und selbst wenn dafür zuerst alles zu Asche zerstampft werden muss um neu zu erblühen!“

„Aber... aber.. ich bin doch nur ein kleiner Shinobi aus Iwagakure“, stotterte der Mann zu ihren Füßen.

„FALSCH!“, ihre Stimme – ein Kreischen. Ihre Augen – blutrot. Ihre grazilen Finger – Klauen.

Der Shinobi erstarrte augenblicklich. Die Klaue sauste nieder. Zerschnitt ihn ohne Widerstand in drei Teile.

Sie drehte sich herum und ihre zart rosafarbene Zunge leckte genüsslich die blutigen Finger mit einem süffisantem Lächeln ab: „Die Prinzessin... bin ich! Und du...“, sie betrachtete die Überreste in einer riesigen Blutlache, „gehörst zu den größten Fehlern meiner Kinder!“
 

Meine Schritte schallten durch diese endlosen dunklen Gänge der Katakomben, welche ich zu unserem zentralen Stützpunkt gemacht hatte.

Der kalte Wind pfiff zugig durch mein langes Haar und bauschte meine langen Gewänder auf.

Ein normaler Mensch würde bei dieser Kälte erzittern, doch ich spürte diese Kälte nicht. Die einzige Kälte, die ich spürte und der ich einen Aufenthalt in meinem Inneren gestattete war die eindeutige Kälte in meinem Herzen.

Dies konnte ich auch mit Stolz und Bestimmtheit sagen, denn diese Kälte repräsentierte ich schon seit Jahrhunderten in der doch so sterblichen Welt und ich lebte sie auch in vollen Zügen aus.

Ich liebte sie.

Sie berauschte mich.

Sie beflügelte mich.

Ich war die personifizierte Kälte.

Und der in ihr ruhende Hass.

Ich würde nun meine blutbefleckten Kleider entsorgen müssen.

Normalerweise weiß ich mich bei meinen Mahlzeiten zu benehmen, doch dieser Shinobi, wie er sich nannte, war aufgrund seines minimalen Chakras mehr ein Snack gewesen. Und Snacks langweilten mich!

Ich brauchte etwas Größeres! Und das schnell. Ich musste bei Kräften bleiben! Nicht noch einmal dürfte ich in diesen Schlaf fallen. Wo ich alles ignoriert hatte.

Wo ich noch aus dümmlicher mütterlicher Liebe gehandelt hatte.

So viele Jahre hatte ich mir die Geschehnisse stillschweigend mit angesehen. Nun wurde es Zeit für mich. Für meinen fulminanten Auftritt, bevor mein Name so gänzlich in Vergessenheit geraten würde.

Dabei war er doch in diesem sogenannten Krieg, der für mich nur dem Spielen kleiner Kinder im Sandkasten gleichkam, in aller Munde gewesen!

Hastig rannte mir mein Lakai, schon von Weitem keuchend hörbar und trotz seiner doch in zu meinem Vergleich mickrigen Chakraeigenschaften spürbar, mit hastig schlagendem Herzen, entgegen. Hoch rote Wangen. Glasige Augen. Beschlagene Stimme.

Ach, diese primitiven Wesen! So zerbrechlich. So durchschaubar. So lästig!

Aber gerade war mir dieses Exemplar doch so nützlich!

Sinnte es doch ebenso sehr nach Rache wie ich!

Doch war ihm, im Gegensatz zu vielen die sich ihr Leben nach Rache verschrieben hatten, klar gewesen, dass er diese nicht alleine bewerkstelligen konnte.

Er hatte mich gerufen. Mich aus meinem Schlaf der Ignoranz erweckt.

Sein kurzgeschorenes, auffallend rotes Haar stand struppig in alle Richtungen. Entweder hatte er die nötige Morgentoilette in aller Eile heute morgen ausfallen lassen oder er hatte gleich die Nacht durchgearbeitet.

Beides bezeugte mir seine unabänderliche ergebene Loyalität. Dies war ihm auch zu wünschen.

Alles andere würde auch nur seinen Tod bedeuten. Ich machte mir nicht viel aus den Lebenden. Sie waren ein notwendiges Übel.

Bisher waren sie Spielzeug. Unterhaltsames Spielzeug. Doch die Entwicklung, die in den letzten Jahren von Statten gegangen war, gefiel mir nicht. Das Spielzeug von einst entwickelte zunehmend Eigenschaften, die den Meinen ziemlich nahe kamen. Und das dürfte nicht geschehen.

Eigenschaften, die nur mir und meiner Familie vorbehalten sein sollten. Und selbst da war ich kritisch! Ich hatte mir diese Eigenschaften durch den Raub der Frucht zu Eigen gemacht und somit auch den großen Kampf meiner Söhne gegen das Juubi heraufbeschworen. Damals hatte ich nur den Wunsch mit meiner Tat etwas für diese verdorbene Welt zu tun.

So war es von mir angedacht gewesen.

In meiner naiven Zeit.

Als ich noch wusste, was Liebe war.

Die Liebe einer Mutter zu ihren beiden Söhnen.

Deren Söhne jedwede Ideale verrieten. Deren Söhne Nachkommen in die Welt gesetzt hatten um sich zu bekriegen, um Leid zu verursachen, um Kriege zu entfesseln.

All das mit einer Macht, die ihnen nicht zustand. Weil es meine Macht war.

Weil ich und auch meine Söhne sie hart erkämpft hatten.

Damals dachten wir, man könne sie für den Frieden und das Wohl einsetzen.

Wie dumm wir doch waren!

Wir gaben dem Dummen die Macht über das Feuer und das Feuer brannte alles nieder. Und sie dachten sie kämen mit dieser Tat davon.

Mich überkam Ekel.

Dachten sie!

Denn aus der Asche entstieg die Rache für diese Frevelei! Ich. Der Ursprung.

Alles sollte wieder zum Ursprung zurückkehren. Zu mir.

Er kam schließlich zum Stehen. In seiner Hand hielt er eine längere Auflistung von den wohl nun benötigten Utensilien meiner Laboreinheiten. Ich hob meine kaum vorhandene Augenbraue: „Sprich, Uzumaki!“

Seine Körperhaltung versteifte sich während er neben mir her schritt und entlockte mir ein müdes Lächeln.

„Wir konnten alle bis auf sechs Individuen ausfindig machen. Sie befanden sich alle in den genannten unterirdischen Laboren. Diese sechs gehörten der Organisation Akatsuki an. Alle anderen Individuen befinden sich nun hier. In dieser Einrichtung! Probleme bereitet uns derzeit nur die Stilllegung zweier älterer Exemplare“, seine Stimme war von Natur aus nervtötend kratzig, doch sein Arbeitseifer machte dies wieder wett. Zudem interessierte mich auch sein Kekkei Genkai. Das teilte ich ihm natürlich nicht mit.

„Und hat unser Freund“, ich betonte dieses Wort bewusst, „auch alles was er braucht für seine Forschungen?“

Er räusperte sich verlegen und blickte zudem verstohlen auf seine Liste in seiner Hand. Wir hielten vor einer größeren Metalltür, die zu einem der wenigen intakten Räumlichkeiten in dieser Ruine in Uzushiogakure führten.

„Es fehlen einige Kleinigkeiten, Kami-sama!“

„Dann schickt jemanden. Jemanden, der auch die sechs fehlenden Objekte herbeischafft!“, ich erwartete, dass er mir die Tür öffnete und das tat er auch sogleich.

Ich trat in einen noch dunkleren Raum als es dieser Gang zuvor schon war. Nur an den Wänden waren in gleichbleibenden Abständen große, hellerleuchtete Wassertanks erkennbar. Rund 100 an der Zahl. Ihr bläuliches Licht schien gespenstig auf den riesigen Seziertisch mittig dieses doch riesigen Raumes.

Ich betrachtete den Inhalt der bereits gefüllten Tanks und überflog dabei flüchtig die Inhaltsdaten an den Klemmbrettern, welche jeweils daneben an der fahlgrauen Wand hingen.

„Danzou. Konohagakure. Hanzo, Amegakure. Kabuto, Konohagakure. Nagato, Amegakure“, las ich im Vorübergehen. Fast jeder dieser Tanks schien befüllt. Mein erkaltetes Herz hüpfte freudig erregt. Ich konnte die Ansammlung des reinen Chakras hier spüren!

Mein Begleiter studierte derweil die Notizen in seinen Händen und blickte oftmals irritiert zu mir auf.

„Was?“, ich hasste dieses 'Herumgedruckse“!

„Ich wüsste nicht, wen wir aussenden könnten!“, und diese Frage klang wirklich reichlich unsicher.

Diese Eigenschaft stieß mir schon wieder sauer auf. Ich brauchte Personal, welches selbstbewusst auftrat und wusste, wie man die Dinge anging.

„Nehmt dieses Exemplar!“, raunte eine Stimme aus der Dunkelheit zu mir herüber und meine Lippen umspielte ein Lächeln.

Meine neueste Errungenschaft zur Aufstockung meines Personals trat aus der Schwärze des Raumes heraus und seine gelben Augen funkelten. Mit einer schon fast galant anmutigen Handbewegung wies er auf den Wassertank nur wenige Schritte von mir entfernt. Ich konnte darin nur eine undefinierbare wabernde schwarze Masse erkennen: „Warum denkst du, ist er der Richtige für diese Aufgabe, Orochimaru?“

Sein Lachen klang zischend, fast einer Schlange gleich. Wäre er gerade jetzt für meine Vorhaben nicht so wichtig, dann hätte ich ihn wie eine solche schon längst gehäutet und ihn meinen minderen Lakaien zum Fraß vorgeworfen. Aber selbst ich musste Abstriche machen für das Erreichen meiner Vorhaben.

„Laut Auflistung fehlen folgende Akatsukis“, flüsterte nun dieser Uzumaki – Spross neben mir und konzentrierte seine gräulichen Augen erneut auf das Schriftstück in seinen Händen, „Der Marionettenspieler Sasori. Der Bombenleger Deidara. Der ältere Uchiha, Itachi. Ebenso der Uchiha namens Obito, der sich jedoch den Namen Tobi gab innerhalb der Organisation. Dann der Schwertninja aus Kirigakure, Kisame und der Jashin – Priester Hidan. Er“, er wies auf den Tank, „wäre vermutlich wirklich in der Lage, diese Objekte zu uns zurück zu führen und ebenso die noch fehlenden Materialien aus den Laboren zu besorgen!“

„Hm“, ich war noch nicht ganz überzeugt. Soweit ich wusste, waren alle genannten Namen hervorragende Kämpfer mit hohem Chakra gewesen. Und genau das war auch der Grund, warum ich sie in meinen Besitz wissen wollte, „Nun denn. Dann bereitet ihn vor und teilt ihm seine Aufgabe mit. Gebt ihm die Kugel mit. Ich dulde kein Scheitern!“

Ich wandte mich wieder um und verließ zügigen Schrittes den Raum.

Orochimarus Experimente faszinierten mich zwar ungemein, doch hatte ich noch weitaus andere Dinge in die Wege zu leiten. Schließlich gab es da draußen noch weitere Störfaktoren, die unbedingt noch beseitigt werden mussten!
 

Lange, dunkle Schatten warfen die riesigen und anmutig anzuschauenden Bäume des Gartens unseres Anwesens in der tiefliegenden Abendsonne.

Zurückgezogen, alleine, saß ich auf den schon brüchigen Dielen unserer Terrasse und beobachtete stillschweigend das Hin- und Herwiegen der gigantischen Baumkronen im sanften, lauen Wind.

Die Temperaturen waren gerade zu dieser Zeit angenehm.

Wieder versank ich in meinen wirren Gedanken. Jedoch waren diese Gedanken seit geraumer Zeit nicht mehr von düsterer Natur. Sie beschäftigten sich ausschließlich mit dem Gesagten nur wenige Stunden zuvor.

Ich konnte nicht mit Bestimmtheit sagen wie ich mich fühlte.

Berauscht war gewiss eine Bezeichnung dafür. Ungläubig, mit einem Lächeln seufzend, schüttelte ich den Kopf.

Ich war nicht mehr der letzte Uchiha. Itachi und ja, selbst Obito waren hier. In Konoha. Irgendwie fiel mir eine riesige Last von den Schultern. Und auch vom Herzen.

Ich war nicht mehr alleine dafür zuständig, diesen Clan neu aufzubauen.

Ich hatte mich so wieso schon gefragt, wie ich das bewerkstelligen sollte.

Ich musste unweigerlich schmunzeln. Auswahl an Frauen hatte ich eigentlich genug.

Das wäre also bei Weitem nicht das Problem gewesen!

Mein Problem lag eher darin, dass ich mit diesen Frauen ehrlich gesagt noch nie etwas anzufangen gewusst hätte.

Das was man sich wohl so im Allgemeinen unter einer funktionierenden Beziehung zwischen Mann und Frau vorstellte... ich wusste ehrlich gesagt nicht, ob ich das konnte. Vielleicht lag es an den fehlenden Vorbildern. Natürlich erinnerte ich mich noch an meine Eltern. Schließlich war ich acht als sie mich... nun ja... verließen. Aber ein Achtjähriger verinnerlicht sich nun mal nicht die einzelnen Verhaltensweisen der Eltern innerhalb einer Partnerschaft.

Ich sollte Itachi den Vortritt lassen. In dieser Hinsicht würde ich ihn dann doch gerne noch eine Weile als den großen Bruder ansehen, der er war.

Das Holz der Diele neben mir knarzte. Ich brauchte nicht aufzusehen. Ich spürte seine fast schon aufdringliche Wärme, als er sich dicht neben mich setzte und ebenfalls seine Beine von der Terrasse baumeln ließ.

Er sprach nicht. Und dafür war ich ihm dankbar. Er wartete wohl darauf, dass ich das Wort an ihn richtete. Doch so eilig hatte ich es noch nicht.

Im Hintergrund stritten sich Karin und Suigetsu über die Notwendigkeit eines Desserts.

Ich hoffte, das Suigetsu sich durchsetzen würde denn mir stand nicht der Sinn nach etwas Süßem.

Aber das dürfte wohl niemals eintreffen.

Die Uzumakis waren hartnäckig.

Schon immer.

Sie zogen es durch, was sie sich vorgenommen hatten.

Egal, wie groß die Hindernisse waren.

Das in dieser Hinsicht wohl schlimmste Exemplar saß gerade neben mir und beobachtete interessiert wie ein Kleinkind den Flug einer Libelle über unseren reichlich ausgetrockneten Gartenteich.

Plötzlich spürte ich eine angenehme Wärme, welche sich auf meine Hand legte und blickte auf eben diese herunter. Sein Daumen strich sanft über meinen Handrücken.

Ein angenehmes Kribbeln fuhr meinen Arm hoch und in meine Brust. Mein Herz setzte augenblicklich aus um nur wenige Sekunden später wesentlich schneller weiter zu schlagen.

Warum tat er das? Wollte er mich beruhigen weil er Sorge hatte, dass mich diese ganzen Informationen zu sehr beschäftigten? Mir zeigen, dass er da war?

„Naruto?“, unterbrach ich leise unsere angenehme Stille.

„Hm?“, kam es ungewohnt wortkarg von ihm zurück.

„Können wir hier bleiben?“

Sein Blick löste sich von der Libelle und huschte zu mir herüber. Seine Augen schimmerten golden im Licht der untergehenden Sonne und seine wilden Haarsträhnen warfen warme Schatten auf seine wunderschönen Gesichtszüge.

Mein Herz schlug nun noch eine Spur schneller und es fiel mir schwer, die aufsteigende Röte in meinem Gesicht zu unterdrücken.

„Klar, Teme! Nur haben wir da ein Problem jetzt!“

„Welches?“, ich wusste, dass er mir dies auch ohne Nachfrage beantwortet hätte.

Er ließ seine Beine ein zweimal kräftig nach vorne schwingen, löste, fast zu meinem Bedauern, den Griff um meine Hand und sprang dann in das hohe Gras unterhalb der Terrasse. Die sichere Treppe war schon längst verwittert.

Er wies mir mit einer Handbewegung an, ihm zu folgen und ich tat es ihm gleich.

Mein Sprung war jedoch um einiges eleganter. Mir fehlte diese kindliche Leichtigkeit, die Naruto so verinnerlicht hatte, gänzlich.

Wir schritten vorbei an dem Teich und der stillgelegten Wasserpumpe und kamen kurz vor den Bäumen zum stehen.

„Das Problem!“, er wies in die Richtung des Hauses und ich drehte mich herum.

Das war allerdings ein Problem! War das Haus von der Straßenseite aus eigentlich augenscheinlich verschont geblieben, so sah man auf der Rückseite, dass es doch durch den Kampf mit den Pains arg in Mitleidenschaft gezogen worden war. In der oberen Etage gab es keine Hauswand mehr. Alle Räumlichkeiten waren nach hinten offen und schon länger den Witterungsverhältnissen ausgeliefert gewesen.

„Yamato – sensei hat es bisher noch nicht geschafft, sich darum zu kümmern. Die bewohnten Gebäude gingen vor. Es weiß ja so gut wie niemand, dass ihr hier seid! Obito und Juugo arbeiten zwar dran... Aber ich werde Yamato - sensei den Befehl geben!“

Yamato? Das war doch dieser Mokuton – Anwender, dessen Zellen von Kabuto damals entnommen wurden um diese Zetsu – Armee zu stärken.

„Das brauchst du nicht!“, entgegnete ich, während ich mir den Schaden genauer ansah, „Wie willst du ihm erklären, dass dieses Gebäude nun wieder bewohnt ist?“

„Er weiß Bescheid über deinen Bruder und auch deine Teammitglieder!“

„Ich habe kein Team mehr, Dobe!“

„Ja, schon“, er zögerte. Ich sah ihm an, dass er am liebsten etwas mit dem Begriff Team 7 gesagt hätte, doch er schluckte es herunter, „Nun denn. Dem Haus fehlen dadurch Schlafzimmer. Wir können natürlich auch alle im Wohnzimmer bei Itachi schlafen, dattebayo!“

Mein Bruder schlief im Wohnzimmer? Ich schluckte. Aber stimmte. Sein ehemaliges Zimmer lag nach hinten raus und da klaffte nun ein Loch.

„Hmpf!“, seufzte ich und trat einen Schritt näher heran. Ich war mir nicht sicher, ob es funktionieren würde, aber einen Versuch war es wert!

Ich konzentrierte mich auf meine Seishitsuhenka Doton und Suiton. Dies war für mich das erste Mal, dass ich dies so bewusst tat. Aber wenn wirklich die Zellen von Hashirama in mir waren, dann sollte die Anwendung an sich kein Problem sein.

Ich formte Fingerzeichen und legte meine flache Hand auf die Erde und konzentrierte meinen Blick auf mein zerstörtes Elternhaus: „Mokuton – Renchuka no jutsu!“

Zunächst geschah nichts. Hatte ich es falsch angewandt? Doch dann hatte ich das Gefühl, dass die Erde unter uns leicht bebte.

Aber nicht nur ich schien dies zu spüren, sondern auch alle anderen. Schließlich vernahm ich Karins Kreischen aus dem Inneren des Hauses. Und dann schien es, als würden rund um unser Haus Baumstämme in die Höhe schießen und es ummanteln.

Obito sprang aus der offenen Terrassentür heraus und geriet durch das Beben ziemlich ins straucheln, als er zu uns herübereilte, ohne seinen erstaunten Blick dabei vom Haus abzuwenden: „Sasuke – kun! Bist du das?“

„Wow, Teme! Hammer!“, jauchzte neben mir der Blonde und hielt sich die Hand als Schutz über die Augen, als wollte ihn das Gebäude nun blenden.

Es war mir tatsächlich gelungen! Ich musste ehrlich zugeben, dass ich gerade selbst sehr beeindruckt war von meiner Leistung.

Die ummantelten Stellen hatten sich zu einer Hausfassade gebildet. Sie sah genauso aus wie ich diese Hauswand in Erinnerung hatte: „Fehlt nur noch der Anstrich!“, kam es mir leise über die Lippen.

„Hey!“, Suigetsu stand mit den Händen in die Hüfte gestemmt auf der Terrasse, „Konnte dir das nicht früher einfallen?“

Meine einzige Reaktion darauf beschränkte sich auf das Anheben einer Augenbraue.

„Na, ich meine, wir werkeln hier seit Tagen herum und dann kommst du daher und machst das in einer Minute klar!“, ich erkannte ein Grinsen.

„Musste halt ein Fachmann ran!“, entgegnete ich und schmunzelte. Dieses Schmunzeln verging mir jedoch sofort als ich ein Gewicht an meinem Arm spürte, welches mich beinahe zu Boden gerissen hätte.

„Ach, Sasuke ist sooooo toll!“

Karins Schmachtblick nervte nicht nur gewaltig, nein,er ängstigte mich sogar ein wenig. Diese Anhimmelei war mir von jeher suspekt und gewöhnen würde ich mich sicherlich nie daran.

Konnte sie sich nicht einfach drinnen weiter mit Suigetsu über einen Nachtisch streiten?

Doch Naruto zog sie auch schon energisch und mit schmollendem Unterton wieder weg: „Hey, Tante Karin, ich bin auch toll, echt wahr jetzt!“

Ich seufzte und richtete meinen geschlossenen Blick zu Boden.

Würden sie alle nun hier bleiben? Hier im Uchiha – Viertel, welches fast ein Jahrzehnt verlassen war?

Störte mich das? Störte mich das wirklich?

Ich merkte dennoch, zu meiner eigenen Verwunderung, dass ich lächelte.

Stimmt. Ich war nicht mehr allein!

„War mir klar, dass ich euch hier finde!“

Dieses Chakra, dessen Stimme nun hinter mir leicht genervt klingend aufgetaucht war, hatte ich nicht kommen gespürt! Ich ärgerte mich sogleich über meine Nachlässigkeit! Schließlich war ich der ANBU des Hokage! Gerade der First ANBU dürfte sich nicht ablenken lassen und somit seine Aufmerksamkeit verlieren.

Shikamaru saß relativ lässig, so wie man es von ihm gewöhnt war, auf der hinteren Gartenmauer und sein Gesichtsausdruck ließ nichts Gutes erahnen. Er erhob sich langsam, es sah fast danach aus als würde es sich um eine höchst anstrengende körperliche Betätigung handeln, und sprang Naruto, welcher immer noch an Karin zerrte und diese an mir, vor die Füße. Daraufhin lösten alle erst einmal die Umklammerung des Anderen. Dies ausnutzend erweiterte ich den Abstand zu Karin, blieb aber noch in Hörweite zu Naruto, da es mich schon interessierte, was der Nara zu abendlicher Stunde noch im Uchiha – Viertel wollte.

„Naruto, ich hab weniger schöne Nachrichten!“, stöhnte Shikamaru auf und warf genervt wirkend den Kopf in den Nacken.

Mir fiel eine augenblickliche Veränderung bei Naruto auf.

Hatte er bis gerade noch über beide Wangen gestrahlt und mit Karin herumgealbert setzte nun eine absolute Ernsthaftigkeit ein. Er wirkte gleich um einige Jahre reifer und erwachsener.

„Was gibt’s?“, fragte er im ruhigen sachlichen Ton.

„Ich komme gerade aus dem Nara – Forst!“, mehr sagte Narutos Berater nicht. Anscheinend wartete er darauf, dass es bei Naruto im Kopf klingelte oder dergleichen, aber selbst ich hätte vorhersagen können, das dies vergebens war.

Der blonde Neu – Hokage legte nur seinen Kopf schräg, verschränkte die Arme und biss sich nachdenklich auf die Unterlippe.

Nach einigen Atemzügen in der Stille stöhnte Shikamaru nochmals auf. Es klang noch genervter als ich es ihm zugetraut hätte oder ich dachte, dass dies im Bereich des Möglichen wäre.

„Hidan!“

Narutos Augen weiteten sich schlagartig.

Wer war Hidan?, fragte ich mich stattdessen.

„Er ist weg. Beziehungsweise all seine Einzelteile.“

„Woher weißt du das?“, flüsterte Naruto nachdenklich, „Gab es Opfer?“

Das sich Naruto auch gleich darüber Sorgen machte faszinierte mich. Das machte ihn aber schon immer aus.

„Ja. Rikumaru hat meinen Clan über Chakrawellen in Kenntnis gesetzt das ein Angriff stattfindet. Jedoch...“, der Braunhaarige zögerte, wirkte sogar tief betroffen, „als ich mit einem Team dort eintraf waren die Verluste der Herde sehr groß. Ebenso ist mehr als Zweidrittel des Forstes zerstört! Dies bedeutet auch einen heftigen Rückschlag für die Medizinabteilung. Wir werden Jahre für die Neuzucht brauchen!“

Naruto erkannte die Betrübnis in den Augen seines Beraters und legte ihm verstehend und wohl auch tröstend eine Hand auf die Schulter. Ich wusste, dass der Nara – Clan einen riesigen Forst bewirtschaftete und dort eine seltene Hirschrasse lebte. Aus deren Geweihen konnte sehr wirksame Medikamente hergestellt werden. Anscheinend hatte dieses Verschwinden mit den wohl riesigen Verlusten innerhalb dieser Herde etwas zu tun.

„Hidan hätte sich doch nicht alleine befreien können! Er war zerstückelt und die Grube versiegelt!“, grübelte Naruto laut nach über das Gesagte.

„Es war alles verwüstet und zerbombt! Rikumaru berichtete von zwei Fremden“, präzisierte Shikamaru den Vorfall.

„Deidara – sempai!“, war der plötzliche Ausruf, der alle Anwesenden herumfahren ließ. Obito blickte verlegen drein.

Deidara? Das war ein Name, der mir wiederum etwas sagte: „Kann nicht sein! Er ist im Kampf gegen mich gefallen!“

„Also sagst du, er sei tot?“, Naruto wirkte irritiert.

„Die riesige Explosion damals kann er nicht überlebt haben. Selbst Sasuke konnte sich nur mithilfe von Kuchiose mit Mandra retten!“, Suigetsu hockte sich mit verschränkten Armen vor der Brust ins hohe Gras. Erinnerungen an diese Erfahrung durchfluteten mich. Es stimmte. Das war wirklich verdammt knapp gewesen, als sich dieser blonde Akatsuki damals selbst in die Luft sprengte. Er war eindeutig dabei drauf gegangen! Er war tot!

Moment!

Mich durchschoss ein eisiger Schauer.

Und Naruto dachte vermutlich das Gleiche!

Waren die Akatsukis auch wiederbelebt worden?

Durch mich?

Wie war das möglich?

Ich hatte gegen Deidara gekämpft bevor ich gegen Itachi kämpfte.

Itachi hatte zuvor gesagt, dass man nicht wüsste, wie weit in die Vergangenheit mein Jutsu gegangen war. Es würde sich auf meinen Wunsch beziehen und auf meine Realität, in welche ich diesen Wunsch eingebettet hätte.

Aber der Angriff der Pains war danach. Und ziemlich offensichtlich, so wie Konoha aussah, hatte dieser stattgefunden.

„Wir sollten also davon ausgehen, dass wir es wieder mit Akatsuki zu tun bekommen werden!“, schlussfolgerte Shikamaru und er schien alles andere als angetan darüber.

„Na ja, nicht mit allen“, flüsterte Obito und schien bedrückt. Im Nachhinein wussten wir alle, dass er der Gründer von Akatsuki war und ihn wohl mehr oder minder ein schlechtes Gewissen plagte.

Er hielt sich genauso hier versteckt wie Itachi und hoffte auf Rehabilitation in greifbarer Zukunft. Beim Gedanken an meinen Bruder blickte ich zurück zum Haus und entdeckte ihn an die Terrassentür gelehnt.

Sein Gesicht wirkte besorgt.

Ich schluckte. Wünsche waren nicht immer positiv. Ich sollte mir vielleicht, auch unterbewusst, nichts mehr wünschen! Und vor allen Dingen sollte ich herausfinden, wie mein Wunsch überhaupt ausgesehen hatte!
 

„Hier ist überhaupt nichts geboten! Sand.... Steine.... Sand.... noch mehr Sand....oh! Schaut mal da hinten! Sand!“

„Hidan! Halt die Fresse!“, stöhnte Sasori auf. Seit geschlagenen dreißig Minuten schien der Jashin Priester hinter ihm jedes Sandkorn einzeln benennen zu wollen, welches sie überflogen.

Wenigstens war Deidara den ganzen Flug über auf diesem C2 - Drachen ungewohnt still geblieben. Aber auch da wusste Sasori, dass dies meist nichts Gutes zu bedeuten hatte, wenn der quirlige Blonde zu lange ruhig blieb. Erst Recht wenn sie kurz davor standen, ihren Plänen Taten folgen zu lassen.

Die Sonne war bereits tief über dem Horizont. Bald würde die Nacht hereinbrechen und dann würden sie seinen Körper retten.

„Jetzt mal ehrlich, Sasori! Ich hab wirklich kein gutes Gefühl bei der Sache!“, doch Hidan revidierte direkt innerlich seine Aussage, nachdem er den düsteren Seitenblicks Sasoris gerade noch ausweichen konnte.

„Wir haben dir deinen dämlichen Anhänger aus dem Loch geholt sowie deine Sense in dieser Einöde gefunden! Also, was sollte denn da schief gehen!“, grummelte der Rothaarige unzufrieden, „Du gehst da rein, opferst ein paar Shinobis deinem Jashin und das war's! Den Rest erledigen Deidara und ich!“

„Mit Kakuzu wär's lustiger!“

„Es soll nicht lustig sein! Dafür haben wir keine Zeit! Sondern nur effektiv!“, Sasori wusste, dass Motivation noch nie seine Stärke war, „Zudem kann ich dir mit meinem eigentlichen Körper viel besser bei der Suche nach ihm helfen!“ Ob dies funktionierte?

„Hm!“, und der Silberhaarige strich sich nachdenklich mit seinem Zeigefinger über die Lippen.

„Hm!“, kam es irritierender Weise auch von dem langhaarigen Blonden und seine Begleiter sahen überrascht zu ihm.

Hidan erstarrte. Deidara strich sich nachdenklich mit seinem Finger über die Lippen.

„Äffst du Blödmann mich etwa nach?“, giftete er entsetzt.

„Was?“, kam nur trocken zurück.

Hidan musste sich wirklich zusammenreißen. Musste er sich überhaupt noch an den Vertrag, den er mit Kakuzu geschlossen hatte, halten?
 

„Blöde Sucherei! Mir tut alles weh und es nervt mich alles! Nein! Es kotzt mich regelrecht an!“, der junge Nukenin saß auf Bett in einer Pension im Nirgendwo. Er sollte hier warten und nicht nerven. Das hatte er verstanden. Dieser blöde Kerl rannte nun da draußen herum. Angeblich Informationsbeschaffung. Und dieser seltsame Kerl, den man ihm vor wenigen Wochen zugeteilt hatte, war sein Partner. Man bildete in dieser Organisation Zweierteams, hatte man ihm gesagt. Das sei effektiver, waren deren Worte. Deren, dass waren diese Frau, die sich Konan nannte und so ein Kerl namens Pain, der ein ebensolches Faible für Schmerzen aller Art zu haben schien wie er selbst. Warum sonst schien er mehr Edelmetalle im Gesicht zu haben als manch eine Familie in der Besteckschublade?

Dieser neue Partner war ein seltsamer Kauz. Er wollte wohl, dass er, Hidan, ihm mehr Respekt entgegenbrachte. Das tat er aber nicht. Das war ihm zu blöd.

Dann nervte ihn dieser neue Partner, denn er nahm keine Rücksicht auf seine Bedürfnisse.

Hatte er Hunger, so war es dem Anderen egal was er aß, solange es nichts kostete.

Das Gleiche galt natürlich auch was Getränke oder Kleidung betraf!

Dieser aufgedrückte Partner war geizig und mürrisch und langweilig!

Das hatte er sich einige Wochen angetan. Nun hatte er keine Lust mehr. Er war aufgestanden und hatte das Zimmer dieser Pension verlassen. Man schrieb ihm nicht vor, was er tun sollte. Basta!

Nun hatte er einfach Kakuzu im letzten Dorf stehen gelassen und war alleine weiter gezogen. Sollten sich doch die Idioten in Amegakure darüber beschweren. Er kam auch bestens ohne diesen miesepetrigen Herzensammler klar und würde seine Aufträge erfüllen.

Er hatte schon lange den Grund ihrer letzten Auseinandersetzung vergessen, da kam er durch einen kleinen Ort.

Viele Erinnerungen blieben ihn nicht, was dort geschah.

Er erinnerte sich nur an den Moment, als Kakuzu ihn fand.

Liegend, auf der Hauptstraße des Dorfes ohne Namen.

„Was für eine Sauerei!“, war nach langem Schweigen und regungslosem Umsehen das Erste gewesen, was sein ihm zugeteilter Kamerad gesagt hatte, während er selbst mit einem befriedigten Grinsen auf den Lippen in den Himmel starrte und sich dann den schwarzen Stab aus dem Herzen zog.

„Sie waren Unwürdige. Es war Jashins Wunsch...“, hatte er begonnen, doch ein lautes Aufschnauben unterbrach ihn.

„Wir haben nicht die Zeit uns mit den Sonderwünschen irgendeines Gottes aufzuhalten! Wir haben eine Mission zu erfüllen und das ist die Beschaffung dieser Jinchuriki. Dieser Zweischwänzige ist der Nächste und nicht die Auslöschung eines Dorfes und stundenlanges Herumliegen in blutigen Kreisen!“

Er setzte sich aufrecht mittig seines Ritualkreises und strich sich entnervt durch sein nach hinten gekämmtes silbernes Haar. Das waren normalerweise eindeutig zu viele Kränkungen seiner Religion gegenüber, doch beschloss er, diesen Banausen nun nicht zu Recht zu weisen. Die dargebrachten Opfergaben sollten für den heutigen Tage genügen: „Jeez! Kakuzu! Rede nicht abfällig über etwas, was von großer Bedeutung für das Gelingen dieser Mission ist!“

„Gemetzel und irgendwelche Ninjadörfer auf uns aufmerksam machen sehe ich als nicht förderlich an für den reibungslosen Ablauf dieser Mission!“, knurrte sein Gegenüber, der respektlos eine der Leichen zur Seite trat.

„Soll ich mir dann die Opfergaben in unseren Reihen suchen?“, zischte Hidan zurück, während er sich nun ganz in die stehende Position erhob und sich den Staub der Straße von seinem Mantel klopfte.

Der vermummte Kopf des Größeren fuhr in Schräglage zu ihm herum und die giftig gelben Augen auf rotem Grund funkelten: „Versuchst du da etwas anzudeuten, Hidan?“

„Ha ha ha! Nein, nein! Auch wenn ich mir oft nichts Berauschenderes vorstellen könnte... meinem Partner werde ich Jashin nicht darbieten!“

„Ich werde dir da mal etwas erklären, Hidan!“, der Akatsuki setzte sich auf einen größeren Steinbrocken unbekannter Herkunft. Vermutlich war dieser einmal Teil einer Hauswand gewesen. Aus einer seiner Manteltaschen zog er eine kleinere Schriftrolle und Hidan wusste, das Kakuzu diese normalerweise für schnelle Notizen bei seinen Berechnungen verwendete. Fragend hob sich seine Augenbraue, als der Andere sie nun noch aufrollte und mit einem kleinen Tuschepinsel begann, darauf eine Pyramide zu zeichnen.

„Was wird denn das?“, nun stellte er sich neben den plötzlich unter die Künstler gegangenen Akatsuki und schielte interessiert auf die Beschriftung.

„Daran hälst du dich und dann gibt es keinen Stress zwischen uns!“

„Hä?“, Hidan entzifferte das erste Wort, welches an der Spitze der Pyramide geschrieben stand, „Jashin – sama!“ Wenigstens wusste dieser Kerl anscheinend doch, wie er sich dem Glauben Anderer gegenüber zu verhalten hatte.

Darunter stand direkt: „Kakuzu – sempai!“

Er lachte auf: „Hey, Alter! Wie kommst du darauf, dass ich dich Sempai nenne?“

Kakuzu neben ihm schien zu knurren und Hidan beschloss nun den Mund zu halten.

„Das ist eine Frage des Anstands und des Respekts! Du warst noch in Zellform, da habe ich schon auf Schlachtfeldern gestanden!“

„Ja ja, ist ja gut!“, und Hidan konzentrierte sich auf das Gekritzel, welches der Ältere auf den Boden der Pyramide schrieb: „Alle, die Kakuzu – sempai mag!“, las er laut vor und begann augenblicklich laut zu lachen: „Ha ha ha! Kakuzu! Das ist doch ein Scherz! Wen magst du denn?“

Wieder dieses unschöne Knurren: „Die Organisation und dadurch zwangsläufig deren Mitglieder!“, war die dennoch ruhige Antwort.

Unter die Pyramide schrieb er nun einen längeren Satz, bevor er den Teil von der Schriftrolle riss und ihn Hidan in die Hand drückte.

Dieser betrachtete nun das Kunstwerk und die darunter geschriebenen Zeilen: „Maximal drei Opfer am Tag. Ausnahme sind Schlachtfelder oder gegnerische Angriffe. Nicht in Herbergsunterkünften und auf Schlafstätten... ach, Kakuzu, dass gehört nun mal nach dem Sex dazu das ich mit Jashin teile!“ Knurren. Er wandte sich daher wieder dem Schriftstück zu:

„Personen, innerhalb der Pyramide sind Tabu. Alle Anderen egal. Halt dich daran!“

Er kratzte sich an der Stirn: „Was ist, wenn ich mich nicht daran halte?“

„Dann hat unsere Familie ein Mitglied weniger!“, stöhnte Kakuzu, der sich nun vom Stein erhob und den Silberhaarigen mit einem wirklich alles sagendem Blick bedachte.

„Familie? Ein seltsames Wort. Vor allen Dingen, wenn man bedenkt, dass meine eigentliche Familie das Erste war, was ich Jashin dargeboten habe!“

„Genau deswegen dieses Schriftstück. Rufe es dir stets ins Gedächtnis, Hidan, und wir bekommen keine Probleme mehr!“

Kakuzu schritt nun weiter die Straße entlang, trat hier und da weitere Leichen aus dem Weg und umging die riesigen Blutlachen, die sich auf der Straße angesammelt hatten: „Kommst du nun? Wir haben viel zu tun!“

Er betrachtete noch eine Weile den Zettel. Er hatte schon weitaus schlimmere Einschränkungen gelesen. Damals. In seinem Heimatdorf. Vielleicht war Kakuzu doch ganz in Ordnung. So als Partner. Und wenn dieser alte Kerl die Akatsuki als Familie ansah, dann wollte er das auch einmal so sehen und sich daran halten. Akatsuki – Mitglieder als Brüder und Schwestern zu sehen. Na ja. Krank war das schon irgendwie. Aber auch recht amüsant. Denn die Rolle des Idioten der Familie konnte er ja nicht übernehmen. Die hatte schon Deidara...

Er schnappte sich seine Sense und schnallte sie sich in einer schnellen, lässigen Bewegung auf den Rücken: „Hey, Kakuzu! Wie weit ist es denn noch zu diesem Zweischwänzigen?“, und lief seinem Partner hinterher.
 

Genau das war der Grund, warum er sich nun nicht Sensenschwingend über den Blonden und den Rothaarigen hermachte. Kakuzu war zwar ein seltsamer Kerl gewesen, doch sie hatten sich gegenseitig respektiert. Und das hatte ihm schon etwas bedeutet. Und Kakuzu bedeutete diese Akatsuki – Familie viel.

Deidara und Sasori hätten ihn auch in der Grube lassen können. Hatten sie aber nicht. Also wollte er mal nicht so sein und den beiden Junioren bei dieser Sache hier helfen.

„Da ist Suna!“, riss ihn Sasori's jungenhafte Stimme aus seinen Gedanken, „Machen wir uns bereit! Alles nach Plan!“

„Kein Problem!“, Hidan spürte die Vorfreude aufkommen. Ja, es wurde Zeit! Jashin hatte schon zu lange warten müssen!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  kristallika
2014-10-09T20:48:33+00:00 09.10.2014 22:48
super geschichte!freue mich auf weitere kapitel;)


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