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Cold Winds

Der Tag, an dem eine Legende real wurde...
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Musiktipp zum Kapitel:
http://www.youtube.com/watch?v=Q44ByM_5wDs Komplett anzeigen

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Winde und Schatten

Mit einem grollenden Geräusch öffnete sich die Tür, damit wir in den nächsten Raum gelangen konnten. Wieder dieselbe Nässe, wieder dieselbe Kälte. Trotzdem ähnelte er den bisherigen in keinster Weise. Weißer Nebel schien ihn unendlich weit aussehen zu lassen, denn es gab keine sichtbaren Wände. Der Boden war mit knöchelhohem Wasser bedeckt. Sanft von den Wellen angestoßen spiegelten sich unsere rauchigen Ebenbilder darin. Die feuchte Luft roch frisch. Die Tür, aus der wir gerade getreten waren, schien ein einzelnes Bruchstück einer Ruine darzustellen, hinter ihr nichts, wo wir gerade hätten durchkommen können.

Dies war kein gewöhnlicher Raum...

In der Mitte zwischen der unseren und der gegenüberliegenden Tür türmte eine kleine Insel aus Sand. Ein kleiner, kümmerlicher, anscheinend toter Baum ohne jegliche Blätter oder kleinere Zweige schlug dort einsam seine Wurzeln in die Tiefe. Leicht zögerlich schritt ich daran vorbei zur Tür, Link folgte mir. Es stank hier förmlich nach Magie, und der Gedanke daran war nicht gerade beruhigend. Außerdem hatte ich das ständige Gefühl, von etwas beobachtet zu werden. Doch die Tür auf der anderen Seite war mit festen Gittern versperrt.

„Hier geht es nicht weiter,“, stellte Link sachlich fest und drehte sich um, um nach einem anderem Weg zu suchen. Eine Weile besah ich zweifelnd das Gitter von oben bis unten.„Sei vorsichtig, Link. Weder dieses Wasser noch der Baum oder die Wände haben eine Aura... Etwas stimmt hier nicht.“, warnte ich ihn. Die Karte zeigte nur einen einzigen Weg zu den versperrten Arealen des Wassertempels, und dieser führte durch dieses Tor. Es schien ein Rätsel zu sein, obwohl er nicht demselben Schema der Prüfungen zu entsprechen schien, die wir bisher hatten absolvieren müssen.

Doch dann fiel mir die Besonderheit auf. Sämtliche Gegenstände in diesem Raum spiegelten sich noch im Wasser. Alle, mit Ausnahme von uns. Es war, als ob etwas unsere eben noch vorhandenen Spiegelungen soeben ausgelöscht hätte...

Gerade, als Link die sandige Insel erneut betrat, drehte ich mich um, um ihn darauf aufmerksam zu machen, doch ein Geräusch hinter mir hielt mich davon ab.

Ein Zischen, wie austretender Dampf es verursachte. Langsam wandte ich meinen Kopf und spürte, wie mir etwas die Kehle zuschnürte. Eine schwarze Person manifestierte sich vor mir, ihren ausdruckslosen Blick auf mich gerichtet.

Meine ausdruckslosen Augen auf mich gerichtet.
 

Mit einem unruhigem Gefühl in der Magengrube schrak ich aus dem Schlaf. Warum nur musste ich immer diese Träume haben...? Das Gefühl der heimlichen Beobachtung, die auf mir ruhte, blieb noch immer bestehen. Doch dann merkte ich, es einen einfachen Grund hatte:

Link sah mich an. Dabei war es noch stockfinstere Nacht, die Sterne standen noch hell strahlend am Himmel und Kira hatte sich vor dem Feuer zu einer goldglänzenden Kugel zusammengerollt. Alles, was man hören konnte, war das Zirpen der Grillen.

„Link?“ Als ich ihn ansprach, schien er plötzlich wie aus einer Trance erwacht.

Es dauerte eine ganze Weile, bis er mir antwortete. „Ja?“

Seine Stimme hörte sich seltsam tonlos an, ruhig und melancholisch, nicht so, wie ich sie sonst kannte.

„Kannst du auch nicht schlafen?“

Ich setzte mich neben ihn. Er nickte.

„Warum?“

„Ich denke die ganze Zeit darüber nach, ob es richtig ist, was ich tue...“ Worüber redete er? Er schien mit den Gedanken ganz woanders zu sein. Auch, wenn ich ihn von seiner Schwermütigkeit befreien wollte, fiel mir nichts ein, um ihn aufzuheitern.

„Natürlich, Link. Es ist immer gut, wenn man versucht, die Welt zu retten.“, sagte ich und lächelte.

„Ja... Ja, ich schätze, du hast Recht. Tut mir leid. Gute Nacht,“, sagte er und legte sich gedankenverloren hin.

Er wollte wohl nicht weiter mit mir sprechen.

Was sollte ich sagen? Wenn ich ihn danach fragte, was er wirklich meinte, würde er passen, und sagte ich etwas anderes, konnte ich ihn nicht wirklich von seinen Gedanken abbringen. Ich legte ihm meine Hand auf die Schulter und flüsterte:

„Du bist nicht allein.“ Das war alles, was ich sagte, bevor ich mich ebenfalls wieder hinlegte. Doch wir wussten beide, dass keiner von uns schlief. Es gab etwas, dass Link schon die ganze Zeit beschäftigte, etwas, dass er mir nicht sagen konnte oder nicht sagen wollte. Und etwas sagte mir, dass ich es erst erfahren würde, wenn die Zeit gekommen war.
 

Eine rote Sonne stand über den Baumwipfeln, als ich aufstand. Ich hatte nicht viel geschlafen, aber ich fühlte mich besser, als ich nicht länger von den unzähligen Gedanken geplagt wurde, die mir durch den Kopf gingen. Und ich war froh, als wir unseren Weg endlich fortsetzten. Die Stimmung war eher betrübt, denn eine eisige Kälte beherrschte den Morgen und brachte uns nicht gerade die beste Laune.

„Wo... Wo gehen wir eigentlich hin?“, fragte ich Link nach einer Weile.

„Es...“

Er ging noch ein paar Schritte, dann fuhr er sich verzweifelt durch die Haare und seufzte. „Ich weiß es nicht. Es ist einfach...“

Link drehte sich zu mir um und sah mir offen ins Gesicht.

„Ich will ehrlich zu dir sein. Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass wir den größten Teil der Strecke zu Fuß gehen werden oder uns irgendeine Alternative suchen müssen, die vielleicht nicht ganz legal ist.“

„Mit anderen Worten: Wir sollten versuchen, das nächstbeste Auto zu knacken, ja?“

Ich musste mir ein Grinsen verkneifen, aber ich glaubte zu erkennen, dass Link es bereits gesehen hatte. Schließlich drehte er sich weg, aber es war schwer zu übersehen, dass er ebenfalls fast lachen musste.

„Ich finde es nur ein wenig verwunderlich, dass du dir um soetwas Sorgen machst, wo fast eine halbe Million von finsteren, mordlustigen Kreaturen hinter den nächstem Busch lauert, um uns hinterrücks zu erdolchen. Mal abgesehen davon, dass das mit dem kleinen Autodiebstahl für zwischendurch gar nicht so einfach ist...“

Ich hörte ihn erneut seufzen.

„Jetzt erzähl mir bloß nicht, dass du auch noch Experte im Schlösserknacken bist.“

„Nun, in manchen Lebenslagen war es einfach angebracht, sich einige technischen Kenntnisse anzueignen, sonst würde ich wohl heute noch in irgendwelchen Kerkern dahinmodern...“

„Du liebe Zeit!“

Meine Hand klatschte gegen meine Stirn. Einerseits machte das natürlich Sinn, aber andererseits war etwas an dieser Vorstellung seltsam.

„Aber sag mal, wieso kennst du dich hier eigentlich so gut aus? Du kennst allein schon die Landschaft meiner Welt besser als ich.“

Er schien zu überlegen, was er sagen wollte, denn es dauerte eine Weile, ehe er antwortete.

„Wie gesagt, ich weiß es nicht. Ich weiß nur noch, dass ich irgendwann hier aufgewacht bin, so, als wäre ich schon immer hier gewesen, und dass ich diesen Auftrag erhalten habe. Wie genau das alles gekommen ist oder warum ich mich hier so gut auskenne, aber keine Erinnerung an das habe, was vorher war... Ich denke, dass die Göttinnen etwas damit zu tun haben.“

„Okay, dann aber noch eine letzte Frage: Wenn du tatsächlich so gut im Schlösserknacken bist, wie du behauptest, warum muss man dann in sämtlichen Zeldas Schlüssel finden, um in den nächsten Raum zu gelangen?“

So, jetzt hatte ich ihn... Mal schauen, wie er sich da wieder rauswinden würde.

„Magische Barrieren. Die Schlösser sind verzaubert, deswegen kann man sie nur mit dem dazugehörigen Schlüssel öffnen.“

„Mann!“, sagte ich leise und kicherte.

Link blickte mich ratlos an, als sei ich verrückt geworden. Er konnte wohl nicht nachvollziehen, warum ich plötzlich lachte.

„Was ist passiert?“

„Ach... gar nichts.“

Er schüttelte grinsend den Kopf, als wir weitergingen.

„Aber um mal wieder ernst zu werden: Wie sollen wir mit dem Auto bis nach Südamerika kommen? Bis wir da sind, hat sich unser Planet sicher schon in ein...“

Mir fiel das Bild ein, das wir im Internet gesehen hatten. Es würde ja nicht mehr lange dauern...

„...einziges Chaos verwandelt.“, beendete Link den Satz für mich, „Dann müssen wir eben irgendwo einen Flughafen aufsuchen, der noch nicht geschlossen wurde.“
 

So liefen wir noch einige Male durch die Straßen der verlassenen Ortschaft, bis Link anscheinend ein Auto gefunden hatte, das er als nützlich einstufte. Gespannt sah ich ihm dabei zu, wie er ohne viel Mühe die Autotür öffnete, irgendetwas an der Elektronik machte und der Wagen ansprang. Das war ja der helle Wahnsinn, unser mittelalterlicher Freund war begabt darin, Fahrzeuge kurzzuschließen...

„Ob du fahren kannst, brauche ich dich nun nicht mehr zu fragen, nicht wahr?“, fügte ich hinzu, als er mich auf den Nebensitz winkte.

„Nein, musst du nicht.“, antwortete er fröhlich, „Das wirst du gleich selbst merken.“
 

Während Kira es sich auf der Rückbank gemütlich gemacht hatte, studierte ich ausgiebig die Karten, um uns in Richtung des nächsten Flughafens zu lotsen. Das gute Wetter schien sich langsam aber sicher in einem Nieselregen zu verlieren, während graue Wolken den Himmel verdeckten. Weiches Licht fiel auf die Erde.

„Ich glaube, unsere Chancen stehen schlecht... Ich habe bis jetzt noch nicht ein einziges Flugzeug am Himmel ausmachen können.“, sagte ich und blickte aus dem Fenster.

Da sah ich einen dunklen Umriss, die sich langsam durch den Wolkenschleier bewegten. Ein Flugzeug?

Vielleicht bildete es mir ein, aber es schien fast, als hätte ich weit oben die Silhouette eines gigantischen Drachens gesehen, der durch die Wolken flog, als das unbekannte Flugobjekt die Flügel auf und ab zu bewegen schien.

Kira hinter mir wurde ebenfalls aufmerksam, setzte sich auf und starrte hinaus, bevor er anfing, laut zu bellen.

„Link, ich glaube, da draußen-“, fing ich an, doch weiter kam ich nicht, denn im selben Moment griff uns irgendetwas seitlich aus der Luft an, das Fahrzeug wurde zur Seite geschleudert, überschlug sich und landete abseits der Straße im Graben. Ich krallte mich im Sitz fest, doch bevor ich überhaupt merkte, was passiert war, stand der Wagen schon wieder ruhig. Mein Herz schlug wie wild.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte Link mich, ich nickte und er stieg schnell aus.

Zuerst ein wenig paralysiert von dem Schreck, dann aber realisierend, dass das Auto trotzallem wieder richtig herum stand und ich rein theorethisch ebenfalls einfach aussteigen konnte, öffnete ich die Tür, ließ Kira heraus und rannte auf hinter den Wagen, wo Link schon mit gezogenem Schwert und Schild auf mich wartete.

„Was war das?“, fragte ich entsetzt und nochimmer ein wenig mitgenommen.

„Ein Vogel...“, murmelte er und spähte in die Höhe.

„Ein ziemlich großer noch dazu.“

Wir hielten einige Momente still Ausschau nach dem Tier, aber es geschah nichts, bis hinter uns aufeinmal ein gigantisches, mit bunten Federn geschmücktes Vogelmonster auftauchte.

„Runter!“, schrie Link, und Kira und ich leisteten dem Befehl sofort Folge.

Sechs scharfe Krallen bahnten sich den Weg über die Straße, zerstörten den Wagen und hinterließen eine deutliche Spur im Asphalt, bis der Vogel über unsere Köpfe hinwegraste. Link war der erste, der sich wieder aufrichtete, und ich war erstaunt, wie schnell er das tat. Es lag wohl an seiner Erfahrung in solchen Dingen; für mich allerdings war es erst das zweite Mal, dass ich einem riesigen Monster um Haaresbreite entkommen war. Er spähte in den Himmel und war wahrscheinlich schon dabei, die Schwachpunkte zu analysieren.

„Der Reiter kontrolliert es...“, murmelte er.

Reiter?

Ich hatte noch nicht einmal den Kopf des Vogels gesehen, so schnell war es gegangen. Ich beeilte mich, ebenfalls wieder hochzukommen, und sah, wie unser Feind grob mit den blauschwarzen, riesigen Flügeln auf- und abschlug, an deren Enden rotweiße Streifen prangten. Die langen Schwanzfedern hingen im Wind flatternd hinter ihm. Dort, wo das Monster eigentlich ein Gesicht haben sollte, klebte eine große Maske, aus der zwei grimmige, gelbe Augen hervorstachen. Das war der Maskenkönig aus Wind Waker...

Und wieder ergänzte sich das Bestiarium um einen weiteren Zelda-Teil, eine nicht gerade beruhigende Vorstellung.

Aber Moment mal, Link hatte gesagt, es säße jemand auf dem Vieh, der es reiten würde. Ich konnte ihn nicht genau erkennen, doch der dazugehörige Umriss glich mehr einem Kind, das mit verschränkten Armen und einem wehenden Umhang auf dem Rücken des Vogels stand, als einem furchteinflößenden Monster, er hatte eindeutig menschliche Züge.

„Wer bist du?“, rief Link dem Wesen zu.

Einige Momente starrten wir einander nur an. Der Maskenkönig schien ungeduldig darauf zu warten, uns endlich verspeisen zu dürfen; immerzu drehte er nervös den Kopf in Richtung seines Herren.

„Grüne Kleidung... Die helle Klinge, die er führt...“

Die Stimme des Unbekannten hörte sich sehr jung an, was wohl vorallem an dem frechen Unterton lag, der darin mitschwang.

„Du musst der Typ sein, den der dunkle Lord schon so lange sucht. Bist du der Auserwählte, der im Besitz des Triforceteils des Mutes ist?“

Link starrte dem Fremden feindselig entgegen. Kira, der sprungbereit hinter mir stand, fing an zu knurren.

„He, antworte mir! Bist du's nun oder bist du's nicht?“, fragte der Junge ungeduldig.

Ich stellte mich ein wenig näher zu Link, unschlüssig, was ich jetzt tun sollte. Vielleicht ein Handwerksgeschäft suchen und dem Vogel einen Hammer an den Kopf werfen...?

Toll, ich war mal wieder zu nichts zu gebrauchen!

In jenem Moment nahm ich mir vor, ersteinmal einen Waffenschein zu machen, wenn das alles vorüber war.

„Naja, ist ja auch egal. Wenn du es mir nicht sagen willst...“

Er stöhnte genervt auf und hob eine Hand. Link brachte sich in Angriffsposition und ich ging ein paar Schritte zur Seite, um notfalls schnell aus dem Weg springen zu können.

„Pass auf...“, raunte er mir zu, ohne den Blick von unserem Gegner abzunehmen. Ich nickte. Der Himmel verdunkelte sich noch mehr und der Regen nahm zu. Gespannt warteten wir, was passieren würde, als sich neben mir aufeinmal ein heftiger Wirbelsturm entstand, der mich zu Boden warf. Link konnte sich zunächst noch durch einen berherzten Sprung zur Seite retten, doch die Winde verfolgten ihn und er wurde ruckartig in die Luft geschleudert. Kira heulte auf.

„Link!“, schrie ich ihm hinterher, aber ich bezweifelte, dass man es in dem Wind überhaupt hören konnte.

Ich sah ihn bereits nicht mehr; dicke Regentropfen klatschten mir ins Gesicht und raubten mir die Sicht, obwohl ich so gut es ging versuchte, sie offenzuhalten. Doch mir waren im anderen Sinne die Augen geöffnet worden. Dieser Junge war ein Windmagier, was nur bedeuten konnte...

Jetzt wusste ich, wer er war. Vom Sturm dem Großteil meiner Sinne beraubt bekam ich gerade noch so mit, wie der Kerl auf dem Maskenkönig in die Richtung flog, in der Link gerade verschwunden war. Obwohl der Sturm nicht abließ, hatte der Vogel keine Probleme, seinen Weg fortzusetzen, und ließ mich mit Kira alleine.

Der Wind nahm anscheinend sogar noch zu. Ich robbte mich auf dem Boden drückend hinüber zu meinem einzig verbliebenen Begleiter, legte die Arme um ihn und hoffte, dass uns der Sturm nicht ebenfalls auseinanderreißen würde. Ich machte mir Sorgen um Link. Hoffentlich geschah ihm nichts, wenn aus dieser Höhe auf den Boden aufschlagen würde...
 

Erst als der Sturm ein wenig nachgelassen hatte, konnte ich mich wieder bewegen. Der Himmel allerdings blieb weiterhin verdunkelt.

„Komm, steh auf!“, forderte ich Kira auf und machte, dass ich von der Straße hinunterkam.

Eine zerstörte Leitplanke überwindend betraten wir einen anliegenden kleinen Forstbestand, darauf hoffend, unter den Bäumen nicht so schnell entdeckt zu werden. Wenn wir uns hier fortbewegten, würde man uns aus der Luft vielleicht nicht finden. Kira schlich aufmerksam vor mir her, bevor er stehenblieb und die Nase in die Luft hob.

„He, hast du Link gewittert...?“, fragte ich leise und kniete mich kurz neben ihn, bevor er begann, mich mit gesenkter Schnauze zu führen.
 

Es dauerte eine Weile, bis ich diese Vermutung bestätigen konnte. In einem kleinen Brombeerstrauch fand ich seine Zipfelmütze. Entweder hatte er sie eben im Flug verloren oder er hatte seinen Verfolger abschütteln können und war hier vorbeigekommen. Noch während ich das grüne Stück Stoff in den Händen hielt, hörte ich, wie hinter mir ein Zweig knackte.

Ich drehte mich ruckartig um und sah eine Gestalt auf mich zukommen, doch da wir uns nun im Wald befanden, konnte ich noch weniger erkennen als vorher. Von der Größe her konnte es jedenfalls nicht der Junge sein, der den Maskenkönig geführt hatte; dieser war ungefähr einen Kopf kleiner als Link gewesen. Anscheinend hatte er mich noch nicht bemerkt.

Gerade wollte ich ihm schon erleichtert entgegenlaufen, da fiel mir auf, dass Kira leise knurrte.

Schnell versteckte ich mich hinter einem Baum, Kira folgte mir, und spähte dem Unbekannten entgegen. Langsam kam er auf mich zu und sah sich dabei genau um, als würde er irgendetwas suchen. Noch immer hatte ich die Hoffnung nicht aufgegeben, Link nun wiederzusehen, aber trotzdem bekämpfte ich den Drang mich zu zeigen ersteinmal, nur der Vorsicht wegen. Als er näher kam, konnte ich seine Statur besser erkennen, doch mir fiel nochimmer nichts an ihm auf, was darauf hätte schließen lassen, dass es sich nicht um meinen Freund handelte. Aber wieso knurrte Kira dann? Irgendetwas stimmte nicht.

Der Kopf des Unbekannten wanderte ruhig und aufmerksam zwischen den Bäumen hindurch, während er mir leise und bedacht durch den Wald entgegenschlich. Jetzt konnte ich ihn einigermaßen genau sehen und ich wagte einen genaueren Blick. Doch, natürlich war das Link!

Die Tunika, die Zipfelmütze, die Stiefel, sogar den Schwertgriff an seinem Rücken konnte ich trotz der etwas nebligen Sicht erkennen! Im Halbdunkel konnte ich zwar keine Farben erkennen, aber seine Silhouette war eine mir sehr bekannte.

Gerade, als ich Kiras Warnung als Blödsinn abstempeln und aus meinem Versteck heraustreten wollte, geschah sehr viel aufeinmal.
 

Ein dicker Ast schlug plötzlich weit hinter mir auf dem Boden auf; der Fremde drehte seinen Kopf, starrte in meine Richtung, sodass ich seine Augen sehen konnte, und ich erschrak.

Anstatt der meerblauen, freundlichen Augen starrten mir nun zwei leuchtend blutrote Iriden entgegen.

Schnell verbarg ich mich wieder hinter meinem rettenden Baumstamm und starrte entgeistert vor mich hin.

Das war nicht Link. Es war sein zum Leben erwachter Schatten, der hier durch die Gegend zog.

Hatte er mich gesehen? Oder gehört?

Kira neben mir schlug einmal mit dem Schwanz auf und verursachte ein erneutes Geräusch. Mit pochendem Herzen schloss ich die Augen, hielt ich die Luft an und presste mich an den Baum. Jetzt war alles aus, das konnte er unmöglich überhört haben.

Zitternd hörte ich zu, wie die Schritte sich meinem Versteck näherten. Kira verhielt sich nochimmer nicht leiser, denn schon wieder hieb er gegen den Boden. Anscheinend war der blöde Hund doch nicht so intelligent, für wie ich ihn einst gehalten hatte. Er besiegelte gerade unser Schicksal mit seiner Schwanzspitze. Und gerade, als ich dachte, die letzte Stunde hätte geschlagen, fuhr eine fette Krähe laut krächzend aus dem Gebüsch auf, die der Hund mit seinem Schwanz wohl aufgescheucht zu haben schien, und flog aufgeregt mit den Flügeln schlagend dem Himmel entgegen.
 

Die Schritte stoppten einen Moment. In Gedanken entschuldigte ich mich bei Kira und blickte meinem treuen Gefährten vielsagend in die Augen. Er starrte zurück, als würde er wissen, was ich sagen wollte; dann nickte er. Nein, dieser Hund war eindeutig intelligenter als ich. Als die Schritte sich wieder zu entfernen schienen, wiegte ich mich in Sicherheit und spähte erneut aus meinem Versteck hervor. Der Schatten ging weiter, doch dann blieb er plötzlich stehend sah sich wieder um. Wonach suchte er?

Aufeinmal schien er es jedenfalls gefunden zu haben, als er den Blick fest auf etwas in meiner Richtung fixierte und zielstrebig darauf zuschritt. Ich blickte mich um und erkannte, dass tatsächlich ich die Dumme zu sein schien, die uns beide verraten würde. Die Angst von eben steigerte sich um ein Vielfaches und schnürte mir den Hals zu.

Ich hatte Links Mütze vor Schreck fallen gelassen, als ich so plötzlich hinter den Baum gestürmt war, und nun lag sie keine fünf Meter von mir entfernt offen auf dem Waldboden, während der Schatten sie vor mir entdeckt hatte.

Ein letztes Gebet an die drei Göttinnen sprechend, wartete ich darauf, dass Dark Link mich entdecken würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  shadow-queen
2014-11-18T15:32:06+00:00 18.11.2014 16:32
Eieieiei! Jetzt wird Gina auch noch von Dark Link erwischt! Wobei mir schon, als ich den Musiktipp gehört habe, klar war, dass Vaati in diesem Kapitel kommt. Aber Gina hätte doch eigentlich wissen müssen, dass das nicht Link sein konnte, weil sie seine Mütze doch gefunden hatte und Dark Link sie aufhatte. Link hat seine Mützw doch nicht zweimal, oder...? Aber das Link ein Experte im Schlösserknacken ist... Anscheinend hat der Hero aus Hyrule mehr Fähigkeiten, als man annehmen würde... Wobei, bei dem Maskenkönig hätte ich auch an den Hammer gedacht... Ich bin zu sehr auf das Spiel fixiert...
LG, shadow-queen


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