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Cold Winds

Der Tag, an dem eine Legende real wurde...
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Musiktipp zum Kapitel:
https://www.youtube.com/watch?v=jGFsLt_MOkk Komplett anzeigen

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Das weibliche Portal oder: Ganny lässt grüßen

Ich kniff die Augen zu und dachte daran, dass alles, was ich jetzt dachte, vielleicht das Letzte war, was mir durch den Kopf ging.

Es war aus, es war vorbei...

Ich würde nie erfahren, wie der Konflikt zwischen Licht und Schatten geendet hatte.

Es war das erste Mal, dass ich Todesangst empfand, Angst davor, sterben zu müssen, bevor es überhaupt richtig begonnen hatte.

Gerade in dem Augenblick, als meine Gedanken aussetzten, spürte ich nur einen heftigen Ruck an meinen Schultern und wurde herumgerissen.

Jetzt war ich wohl tot.

Doch es kam kein jähes Ende, kein allerletzter Schmerz, der Druck an meinem Oberkörper ließ sogar wieder nach.

Als ich verwundert die Augen öffnete, wurde ich gerade von Link mitfortgerissen und rannte sofort irgendwohin, mein Gehirn registrierte kaum noch etwas. Wahrscheinlich stand ich unter Schock.

Aber als ich mein Bewusstsein endlich wiederfand, waren wir soweit entfernt von der Stadt, dass wir uns sicher waren, die Monster abgeschüttelt zu haben. Ich blieb stehen und verschnaufte erstmal mit leerem Blick.

Ich war so gut wie tot gewesen, heilige Mutter, ich war gerade dem Tod von der Schippe gesprungen...

„Alles in Ordnung?“, hörte ich seine Stimme besorgt fragen.

Ich sah ihn offen an und ein Moment voller Dankbarkeit erfüllte unausgesprochen die Atmosphäre, denn jetzt erst wurde mir klar, dass er mich gerettet hatte.

„Danke.“, sagte ich, lächelte sanft und blickte zum ersten Mal offen in seine Augen, ohne auch nur das geringste Schamgefühl zu verspüren. Er erwiderte den Blick mehrere Sekunden lang.

„Gern geschehen.“, erwiderte er leise. Einige Momente stand die Zeit still, bis er den Kopf nach unten neigte und losging.

Ich lächelte still in mich hinein. Vielleicht war ich doch nicht die einzige, die ein wenig schüchtern war...

„So, und nun...?“, fragte ich und nahm ich das Gespräch wieder auf.

„Nun müssen wir zu Fuß gehen.“, meinte er frech grinsend und ging voraus.

Ich verdrehte die Augen, musste aber ebenfalls lachen. „Ich meinte, was wir vorhaben, du Schlaumeier!“

„Warte es ab, du wirst schon sehen, wohin wir gehen...“ Und mit dieser geheimnisvollen, aber einfach gereimten Bemerkung schloss er das Thema.

„Kannst du mir denn wenigstens verraten, was wir tun, wenn wir da sind?“ „Nein, das würdest du wahrscheinlich sowieso nicht verstehen, deswegen schaust du wohl besser selbst.“

So liefen wir einige Stunden über endlose Feldwege, bis mir die Füße schmerzten, während ich versuchte, gegen den typischen Drang eines kindlichen 'Sind wir schon da?' anzukämpfen. Mittlerweile wünschte ich mir, die Göttinnen hätten Link zumindest Epona mit hierher gesandt. „Ah, da ist es ja...“, meinte er gedankenverloren und suchte auf einmal irgendetwas im Feldboden. „Was machst du?“, fragte ich neugierig. Da schien er auch schon gefunden zu haben, wonach er gesucht hatte, und schob mit den Handflächen ein wenig Dreck zur Seite. Darunter kam eine Steinplatte mit einem bewegbaren Hebel zum Vorschein, den er nach unten drückte. Sogleich erhob sich ein einfacher Block aus der Erde, der jedoch nichts wirklich zu berühren schien, sondern durch alles hindurchging, als wäre es eine Illusion.

Erst auf dem zweiten Blick fiel mir auf, dass er aus regenbogenfarbenem gebrochenem Licht bestand. Er waberte leicht herum, wie ein Tuch, dass man mit einer Lampe beschien. Einer bunten Lampe. Dies war bestimmt einer der schönsten Anblicke meines Lebens.

„So, nun komm.“, sagte mein Begleiter und ging um den Block herum, wo ich eine Treppe erblickte, die einfach durch den Feldboden nach unten führte.

Wie von Geisterhand war ein Tunnel erschienen. „Kann man denn da drauftreten?“, fragte ich zögerlich, denn langsam schien sich so ziemlich jedes wissenschaftliche Gesetz aus meinem Leben zu verabschieden. Link grinste noch breiter und trat auf die erste Stufe. „Es sieht zwar etwas seltsam aus, aber es funktioniert.“

Und so schritten wir eine leuchtende Treppe hinunter, mitten durch ein Feld, von dem ich nichteinmal wusste, wo es sich befand.

Nach und nach wurden die erdigen Wände heller, die Treppe endete und vor uns lag eine gigantische Halle, gebaut aus weißem Marmor. Steinerne Säulen ragten an die hohe, stark verzierte Decke. Goldene Tafeln liefen wie eine Borde an den Mauern entlang, ihre ausgestanzten Bilder erzählten in ausdrucksstarken Bildern Sagen und Legenden. Über ihnen hangen vereinzelt kleine Wandhalterungen, in denen ein paar Öllichter vor sich hinflackerten. Am Ende der Halle befand sich eine Art Altar, in den hylianische Schriftzeichen eingraviert waren. Das einzige, was nicht in das majestätische Bild hineinpasste, war der leicht moodrige Geruch, der in der Luft lag.

„Ist das die Zitadelle der Zeit?“, fragte ich wie aus der Pistole geschossen, denn ich fühlte mich urplötzlich unglaublich an jene gewaltige Kirche erinnert.

„Nein, es ist... eine Art Kontaktpunkt, von dem aus man die Verbindung nach Hyrule aufrecht erhalten kann. Hier werden wir auf jemanden treffen, der uns weiterhelfen kann. Von hier aus habe ich auch meine Mission begonnen. Ich weiß nicht, ob dieses Bauwerk einen Namen trägt...“

Er sah mich forsch an und zwinkerte. „Ich weiß ja nichteinmal, ob es real ist oder eine verzauberte Illusion.“

Ich lächelte.„Naja, ich will ja nichts sagen, aber die Luft hierdrin scheint nach ziemlich realem Modder zu riechen.“

Langsam gingen wir zu dem Podest am Ende der Halle, wo sich der Altar befand. Link stellte sich davor, las die Worte, die darauf standen und flüsterte etwas in einer fremden Sprache. Ich fragte mich, ob ich wohl gerade das erste Mal hylianische Worte vernommen hatte.

Im selben Moment erhob sich ein Grollen und der Boden bebte, als sich die Tür, die ich bis dahin noch für ein Stück gewaltige Mamorwand gehalten hatte, entzweite.

Ich hatte Mühe, mich auf den Beinen zu halten, und trippelte wackelnd von einem Bein aufs andere. „Zügig.“, meinte Link und schob mich vorwärts wohl angesichts meiner großen Augen grinsend vorwärts.
 

Als sich die Tür hinter uns wieder geschlossen hatte, standen wir in einer nicht minder so großen, aber diesmal runden Halle, in deren Mitte ein seichtes Becken in den Boden eingelassen war. Als Link näher darauf zutrat, leuchtete ein helles Licht auf, und über dem Podest formte sich eine strahlende Kugel, groß wie ein Kleiderschrank. „Wir sind zurückgekehrt...“, meinte Link, legte ein Knie auf den Boden und verneigte sich ehrfürchtig vor dem Licht, indem er den Blick gen Boden senkte.

Es war mir ein wenig unangenehm, einfach in der Ecke rumstehen zu müssen und nicht zu wissen, was ich tun sollte.

Ein wenig kam ich mir fehl am Platze vor. „Bisher ist alles gut verlaufen, der Auftrag ist ausgeführt, aber Ganons Truppen sind sehr viel präsenter in dieser Welt geworden, als wir vorerst gedacht haben...“ „Das wissen wir, Link.“, antwortete eine unbekannte, weibliche, aber sehr sanfte Stimme. Ich fragte mich, wer dort sprach. War es einfach nur eine Kugel oder steckte eine wirkliche Person dahinter?

„Ich schätze, du weißt, was das bedeutet. Es tut mir leid...“ Link schwieg.

Er starrte immernoch regungslos auf die Erde.

„Du musst Ganons Truppen noch Einhalt gebieten, bevor du zurückkehren kannst.“ „Was soll ich tun?“, fragte Link, die Augen immer noch nicht aufgerichtet.

Aufeinmal wirkte er so ernst, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Jegliche Emotion schien aus seinem Gesicht gewichen. So kannte ich ihn gar nicht...

Die Stimme des Lichtes hallte bedeutungsvoll zwischen den hellen Wänden wieder.

„In dieser Welt existieren drei heilige Steine, ähnlich den drei heiligen Elementarsteinen in unserer Welt. Sie bewahren die Verbindung zwischen Hyrule und der menschlichen Welt. Wenn wir verhindern wollen, dass er sich diesen Ortes bemächtigt, so müssen wir dafür Sorge tragen, dass jedwede Verbindung zwischen der Welt der drei Göttinnen und dem Reich der Menschen bricht. Du musst die Steine finden und zerstören, bevor sie in die Hände des Dämonenfürsten gelangen.“

„In Ordnung.“, meinte Link und stand auf, „Dann sollten wir uns schnellstmöglich auf den Weg ma-“ „Warte bitte einen Augenblick.“, erwiderte die junge Frauenstimme. „Lass mich zuvor einige Worte mit Gina wechseln. Sie verdient es, ein paar Antworten zu erhalten.“ Ich war perplex, dass überhaupt jemandem aufgefallen war, dass ich dort stand. Woher wusste die Kugel eigentlich meinen Namen?

„Tritt bitte näher zu mir.“ Ich ging langsam hinüber zu dem Licht und stellte mich neben Link. Sollte ich mich vor einer unbekannten Lichtkugel verbeugen?

Ein wenig eingeschüchtert machte ich Anstalten, mich hinzuknien, aber Link hielt mich am Arm zurück.

Als ich ihn fragend anblickte, lächelte er nur amüsiert und schüttelte leicht den Kopf.

„Du sollst die Gründe dieser Queste erfahren.“, sagte die Stimme zu mir, „Es ist so, dass in der Zeit unseres Hyrules schreckliche Dinge geschehen sind. Der Dämon, besser bekannt unter dem Namen Ganon, hat unsere Welt um ein Haar zerstört.“

Mit erstauntem Gesicht blickte ich dem Licht entgegen. Das war ja furchtbar...

„Deswegen beschlossen die Göttinnen, die Zeit zurückzudrehen, bis zu der Stelle, an der wir den größten Fehler begingen, und beschlossen, ihn rückgängig zu machen. Denn wir benötigen weitere Hilfe, wie du bereits weißt. Deswegen ist Link hier. Deswegen bin ich hier. Deswegen ist deine Welt überhaupt erst ins Chaos gezogen worden, denn Ganon sucht ebenfall nach genau jener Person und er wird nicht aufhören, diese Welt zu zerstören, bis er in ihren Trümmern gefunden hat, wonach er sucht.“

„Aber mit den drei Steinen ist es möglich, ihn zu vernichten?“, fragte ich, ein wenig leise, da ich nicht wusste, ob es nicht unhöflich war, würde ich die Stimme einfach unterbrechen.

„Noch hat er eure Welt nicht betreten. Es bedarf sehr viel mehr Macht, um ihm zu ermöglichen, in die menschliche Welt zu gelangen, und er wird erst noch sehr viel an Stärke zulegen müssen, bis er dazu in der Lage sein wird. Allerdings müsst ihr die Verbindung zwischen Hyrule und diesem Ort vernichten, denn erst dann wird die Bedrohung ein Ende finden.“

„Und wie können wir die Steine vernichten?“, fragte Link.

„Das werdet ihr zu gegebener Zeit schon erfahren. Nun aber solltet ihr euch darauf konzentrieren, sie zu finden. Den ersten, den Stein der Waldes, werdet ihr an dem Ort finden, wo die Bäume ein Herz besitzen. Den zweiten, den Stein des Feuers, findet ihr dort, wo die Flammen einen eigenen Willen haben. Den dritten, den Stein des Wassers, findet ihr, wo Wasser sich nicht beeinflussen lässt.“

Ich drehte mich um und blickte Link an, der gerade den Block, den er sich herausgeholt hatte, um alles aufzuschreiben, wieder in den Rucksack packte.

„Genaue Ortsangaben herauszugeben wäre zu einfach, nicht wahr?“, fragte er, halb belustigt, halb sarkastisch.

Die Stimme des Lichtes klang enttäuscht. „Nun, ich weiß auch nicht mehr. Es tut mir leid, aber ich kann doch auch nicht alles wissen.“

Link und die Kugel hatten ein seltsames Verhältnis zueinander, mal mehr, mal weniger förmlich. Ob sie sich länger kannten? „Aber jetzt wo du es sagst, die Göttinnen sandten uns dies hier, aber wir wissen nichts damit anzufangen. Vielleicht nützt es dir?“

Link hielt bereits eine Hand dem Licht entgegen, bereit, etwas anzunehmen, da sauste ein kleines Etwas heraus und landete hart an Links Kopf, der aus dem Gleichgewicht geriet und schwunghaft auf dem Hinterkopf landete.

„Womit habe ich das denn verdient?“, fragte dieser, als er wieder aufstand, ein Auge zugekniffen und sich die schmerzende Stelle mit der Hand reibend. Ich konnte ein Kichern nicht unterdrücken.

„Das, mein lieber, war für den Witz mit dem sprechendem Glühwürmchen beim letzten Mal.“

„Dass du mir das immer noch übelnimmst...“, nuschelte Link und hätte die Kugeln Augen gehabt, hätte sie an dieser Stelle sicher gezwinkert.

Sie legte eine Pause ein, und als sie sprach, wirkte ihre Stimme mit einmal sorgenvoller als vorher.

„Viel Glück, euch beiden. Wir verlassen uns auf euch.“ Damit erlosch das Licht und der Raum hüllte sich in Dunkelheit.

„Nun denn, lass uns gehen...“, meinte Link und wir bewegten uns in Richtung Ausgang.
 

Als wir die gigantische Tür passierten, schloss es sich augenblicklich wieder hinter uns. „Du, sag mal...“

„Ja?“, fragte er zurück.

„Was war das hinter dieser Tür?“

„Das war das Portal, von dem ich dir erzählt habe. Es ist der einzige wirkliche Zugang nach Hyrule. Alle anderen sind nur geschaffen worden, um Böses in deine Welt zu bringen.“

Also war die Stimme einfach ein sprechendes Portal? Seltsam. Verdammt nochmal, war ich wirklich so naiv? Warum traute ich mich nicht, ihn einfach genauer zu fragen?

Ich blickte in seine ratlose Miene. Wovor hatte ich nur Angst...?

„Aber jetzt mal eine Frage an dich...“, sagte er daraufhin und ich sah ihn offen an.

„Hast du immer noch vor, mitzukommen?“

Ich nickte entschieden. Er schenkte mir einen dankbaren Blick.

„Nun, dann...“ Er blickte entgegen des dunklen Gangs, wo uns eine helle, regenbogenfarbene Treppe entgegenleuchtete. „...hast du sicher auch eine Idee, wo wir anfangen sollen.“
 

Wieder oben angekommen legte sich der Schein des Tunnels, bis er nicht mehr zu sehen war. Wir standen nun wieder auf einem gewöhnlichem Stück Ackerland.

„Es kann wirklich ganz schön nervtötend sein, das Weise immer in Rätseln sprechen müssen.“, murmelte Link und blickte sich um, „Wo in aller Welt sollen wir die Steine suchen?“

Ich hatte ihm nichts dazu zu sagen, aber dachte nach. Doch auch nachdem ich mir einige Minuten den Kopf darüber zerbrochen hatte, was diese Stimme mit ihrer rätselhaften Bemerkung gemeint hatte, war ich noch nicht weiter gekommen, als die Sätze immer wieder im Kopf zu wiederholen. Ich war abgelenkt, abgelenkt allein durch die Tatsache, dass ich nicht wusste, wem die Stimme im Portal gehörte. Warum nur beschäftigte es mich so sehr, dass er so vertraut mit ihr gesprochen hatte...?

„Und, was meinst du?“, fragte Link mich plötzlich und riss mich aus meinen Gedanken. „Ich... ähm... Ich weiß auch nicht.“, sagte ich und blickte von ihm weg.

Irgendwie hatte ich das Gefühl, er redete mit Absicht um den heißen Brei herum.

Wollte er mir etwas verheimlichen?
 

Wir gingen noch ein Stück durch die Landschaft, soweit uns unsere müden Füße trugen. Wir wussten weder, wohin wir gingen, noch, was es für einen Sinn hatte, wollten nur so schnell wie möglich von der Stadt weg, in der jetzt die Ungetüme hausten.

Die Stimmung war seltsam bewölkt. Link war betrübt, weil es schon am Anfang so langsam voranging, und ich wurde das seltsame Misstrauen nicht los.

„Lass uns hier übernachten, ich glaube nicht, dass wir heute noch viel weiter kommen werden.“, meinte er und breitete seinen Schlafsack aus, „Gute Nacht.“ "Ja, gute Nacht, Link." Kurz darauf war er auch schon eingeschlafen.

Zum ersten Mal seit Link in meiner Nähe war, war ich in der Lage, das Bedrohliche, das in der Luft lag, wirklich wahrzunehmen. Stille herrschte zwischen uns beiden, und es war, als würde sich ein ängstlicher Schleier über das Gefühl von Mut und Stärke legen, das er ausstrahlte. Ich setzte mich ebenfalls auf meinen Schlafsack, schloss die Augen und atmete tief durch.
 

Ein Bild tauchte auf.

Ein Wald, ein gewöhnlicher Wald, indem ein paar Kinder spielten.

Blätter rauschten, Vögel sangen.

Unter ihnen war ein etwas größerer Junge, der ihnen Tricks mit einem Holzschwert zeigte. Alles in allem ein friedliches Bild, doch es bedeutete für mich etwas ganz anderes...

Ganz ruhig, Gina.

Nur weil er dir anders auf deine Frage geantwortet hat, als du es wolltest, heißt das noch lange nicht, dass du ihm derart misstrauen musst.

Doch das Bild verschwand nicht. Nein, im Gegenteil.

Es wurde deutlicher und detaillierter. Die Kinder feuerten den Jungen an, ihnen die Sachen selbst beizubringen.

Und ich war ebenfalls dort, versteckte mich hinter einem Baum und fragte mich, wer er war. Ich konnte nicht begreifen, dass nur eine Inkarnation war...

Ich sah in seine Augen, die Augen, die jenen so ähnlich waren und doch noch so jung wirkten.

Sie hatten jene sieben Jahre erlebt, sie waren nicht auf einen Schlag gealtert und erwachsen geworden. Und ich sah, wie er kämpfte. Die Gestik, die Geschwindigkeit der Bewegungen, die Geschmeidigkeit, mit der er sein Schwert führte, alles erinnerte mich an ihn und dann doch wieder nicht...

Dann sah er mich an, und es lag Fragwürdigkeit in seinem Blick.

Und zum allerersten Mal war ich mir nicht sicher, ob er wirklich der Link war, den ich in ihm zu kennen glaubte.
 

Als ich aufwachte, schlotterte ich am ganzen Körper und vermutete, dass ich es ganz allein der Kälte zu verdanken hatte, dass ich nun aufgewacht war.

Diesen Traum hatte ich schon einige Male gehabt, aber noch nie hatten meine Gefühle denen in meinen Visionen so sehr geähnelt wie jetzt.

War es reiner Zufall, dass ich genau jetzt jene Szene vor Augen hatte?

Ich holte das schwarze Kästchen aus meinem Rucksack, jenes, das ich unbedingt hatte mitnehmen müssen, hob den Deckel ab und holte das kleine, aber dicke Buch heraus, das sich darin befand.

Was als bloßes Traumtagebuch angefangen hatte, war mit einem Mal zu einem tausend Seiten schwerem Wälzer mutiert, als ich begonnen hatte, die einzelnen Träume logisch miteinander zu verknüpfen.

Ich schlug das Kapitel auf, indem ich jene Szene haargenau beschrieben hatte.

Es war alles genauso, wie ich es gerade auch wieder erlebt hatte.

Warum nur waren meine Träume jedesmal so verdammt echt? Und warum hatte ich andauernd das Gefühl, dass die Legende um Hyrule mehr mit mir zu tun hatte, als ich mir im Moment weismachen wollte?

Irgendetwas stimmte definitiv nicht mit mir, und mir wurde klar, dass Link mehr darüber wusste, als er zugeben wollte. Ich sah still zu ihm hinüber und blickte auf einen friedlich schlafenden, hylianischen Helden. Himmel nochmal, ließ ich mich jetzt schon so von der düsteren Umgebung beeinflussen, dass ich anfing, meinem besten Freund zu misstrauen?

Ganny lässt grüßen, schoss es mir durch den Kopf...

Ich schalt mich selbst einen törichten Dummkopf. Mit einer unbestimmten Wut auf mich selbst, die es mir flau im Magen werden ließ, legte ich mich zur Ruhe und versuchte, meinem Gefühlschaos durch muntere Gedanken entgegenzusetzen. Vielleicht hatte mich nur die Konfrontation mit dem Portal so durcheinandergebracht. Oder, fiel es mir ein, konnte es etwa sein, dass ich heute zum ersten Mal Eifersucht verspürt hatte...?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  shadow-queen
2014-11-08T08:38:25+00:00 08.11.2014 09:38
So ein Traumtagebuch kann in diesem Fall schon nützlich sein, wenn man bedenkt, in welcher Lage Gina sich befindet. Aber der Witz mit dem sprechenden Glühwürmchen... Ganz ehrlich, ich habe Tränen gelacht!! Auch wenn diese Kugel mit der Größe eines Kleiderschrankes ein bisschen größer ist als ein Glühwürmchen. *schmunzel*
LG, shadow-queen


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