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Love & Loss

Vergangenheit & Gegenwart
von

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(1.) Verlust
 

 

 

 

Tage waren vergangen, seit er Steve einfach geküsst hatte, statt die Worte auszudrücken, die ihm so schwer auf der Zunge lagen. Tage, seit denen der Captain ihn eiskalt ignorierte und seine Bemühungen bei Peggy noch erhöht hatte. Vielleicht war es ein Fehler gewesen ausgerechnet Agent Carter zu schicken, als Steve keine Anstalten machte, nach dem Kuss, das Büro wieder zu verlassen. Aber in keinem Fall hätte er selbst wieder zurückgehen können, um zu sehen, ob mit dem Cap alles in Ordnung war.

 

‚Seit wann nur bist du so ein Feigling, Howard Stark?’

 

Da saß er also, starrte auf einen Bildschirm und erkannte doch rein gar nichts. Fast so, als wäre er schlagartig erblindet. Abgesehen von den leisen Geräuschen um sich herum, nahm er absolut nichts wahr. Stattdessen gab er sich trübsinnigen Gedanken hin, während er sich dafür schämte, dass er so ein verdammter Feigling war. Wann genau noch mal hatte das angefangen? Wahrscheinlich in dem Moment, in dem ihm bewusst geworden war, dass er für Steve mehr empfand, als es normal gewesen wäre. Viel mehr.

 

Howards Hand wanderte auf seinen Brustkorb, dorthin, wo sein Herz schmerzhaft in seiner Brust ziepte. Steve war nicht hier. Er konnte nicht mit ihm reden und in den letzten Tagen, in denen er ein Gespräch hätte suchen können, war ihm der andere entweder aus dem Weg gegangen oder er selbst einer Konfrontation rechtzeitig entflohen. Es war zum Haare raufen! Noch nie war er ein Feigling gewesen. Doch nun zwangen ihn seine irritierenden Gefühle förmlich in die Knie. Gefühle die eigentlich nicht da sein sollten, nicht da sein durften. Gefühle für einen anderen Mann.

 

*

 

Das Lächeln, welches ihm geschenkt wurde, machte Howard unruhig, während er versuchte es zu erwidern, ohne dabei nervös zu wirken. Wie alt war er denn auch? Vierzehn? Gewiss nicht. Er war ein gestandener Mann, welcher sich mit beiden Beinen auf dem Boden befand und seinen Platz gefunden hatte. Doch dieser Mann vor ihm, mit den blonden Haaren, den tiefblauen Augen und diesem wahnsinnig geduldigem Lächeln … er machte ihn verrückt. Howard war klar, dass Steve nicht einmal genau wusste, welche Art der Ausstrahlung er besaß. Vielleicht war Steven Rogers nicht unbedingt ein Supersoldat, doch dafür besaß er, was andere Soldaten sooft vergaßen: ein Herz.

 

Und nicht nur Steve besaß ein Herz, wie ihm das schnell pochende Organ in seinem Brustkorb bewies, während er in das schöne, maskuline Gesicht seines Gegenüber sah. Steves Hand legte sich auf seine Schulter und er konnte sehen, wie sich die Lippen des anderen bewegten, wie der Captain mit ihm sprach, doch er war so fasziniert von der bloßen Lippenbewegung, dass sein Hirn völlig zu vergessen schien, wie das mit dem Zuhören funktionierte. Deshalb starrte er Steve auch nur verdattert an, als dieser ihn mit seinem Namen ansprach.

 

„Man könnte meinen, dass sie mir nicht zuhören, Howard“, neckte der Captain ihn mit einem Schmunzeln auf den Lippen.

 

Rasch schüttelte Howard den Kopf und kämpfte die Wärme nieder, welche sich in seine Wangen schleichen wollte. „Verzeihen sie, Steve. Ich war in Gedanken.“

 

„Ja, das habe ich gemerkt.“ Der Cap lachte amüsiert auf, dann tätschelte er förmlich Howards Schulter, bevor er seine Worte wiederholte. „Ich wollte sie nur darauf hinweisen, dass man drinnen unseren Typ verlangt, um mit der Lagebesprechung fortzufahren.“

 

„Zumindest wird ihr Typ verlangt, Cap“, erwiderte Howard mit einem schiefen Grinsen und machte eine Handbewegung in Richtung Tür.

 

Steve nickte ihm knapp zu, drückte noch ein weiteres Mal kurz seine Schulter, dann verschwand er wieder nach drinnen. Und Howard? Der stand noch eine weitere, halbe Ewigkeit auf dem flachen Dach des Gebäudes, in welchem sie sich derzeit aufhielten und starrte die Metalltür an, hinter welcher der Mann verschwunden war, der seinen Herzschlag in Welten katapultierte, die noch kein Mensch entdeckt hatte.

 

*

 

An diesem Tag war es ihm zum ersten Mal dermaßen bewusst geworden, dass er es sogar vor sich selbst nicht mehr verleugnen konnte. Sein Herz schlug für Steve. Für einen Blick aus den ozeanblauen Augen, für ein Lächeln des Captains, würde er nahezu alles tun. Gott musste ihn hassen. Einen Mann zu lieben besaß etwas Verwerfliches, Verbotenes. Niemand besäße Verständnis dafür, Verständnis für seine Gefühle. Doch er konnte sie auch nicht ändern. Es funktionierte einfach nicht. Ein einziger Blick von Steve reichte aus und er erlag dem Gefühl einen halben Herzkasper zu bekommen, weil das Organ in seiner Brust augenblicklich verrückt spielte.

 

Plötzlich wurde Howard aus seinen Gedanken gerissen. Vor der Tür, auf dem Flur brach lauter Tumult los. Eilige Schritte hallten durch den Flur, drangen bis in den Raum vor, in welchem er sich befand, ebenso wie die Stimmen, welche durcheinander riefen. Die Stirn runzelnd, erhob sich Howard von seinem Stuhl und verließ den kleinen Kontrollraum, in welchem er sich aufhielt.

 

Männer liefen an ihm vorbei. Er hörte, wie sie nach irgendwem riefen, wie Befehle weitergebrüllt wurden und zwischen all den gerufenen Worten, verstand er immer wieder nur zwei Worte. Captain … Absturz. Howard schwindelte. ‚Bitte nicht! Bitte … bitte nicht!’, flehte er in Gedanken. Vielleicht verstand er etwas falsch. Vielleicht hatte das ungute Gefühl in seiner Brust überhaupt nichts zu bedeuten, welches ihm den Magen zusammendrehte und sein Herz dazu veranlagte schmerzhafte zu verkrampfen.

 

Er griff einen der Soldaten am Arm, um ihn daran zu hindern weiterzulaufen. „Was ist passiert?“, verlangte Howard mit festerer Stimme zu wissen, als er sich eigentlich selbst zugetraut hätte.

 

Der Soldat schenkte ihm einen knappen, gehetzten Blick. „Mr. Stark, der Colonel sucht sie … Captain America ist soeben mit dem Nurflügel-Bomber namens „Walküre“ von Schmidt in der Arktis abgestürzt.“

 

Abgestürzt.

 

Howard taumelte zurück, während er den Soldaten losließ. Die braunen Augen weit aufgerissen, starrte er förmlich ins Leere. Die besorgten Worte des Mannes ihm gegenüber, drangen überhaupt nicht mehr in sein Hirn vor. Schwer stützte er sich mit einer Hand an der Wand hinter sich ab, die andere krallte sich in den hellen Stoff seines Hemdes, dort, wo sich sein Herz befand, welches so schmerzhaft gegen seine Rippen schlug, dass ihm schlecht wurde.

 

Abgestürzt.

 

Das Wort brannte sich in sein Hirn, drang in ihn vor und konfrontierte Howard mit einer Realität, welche so grausam und gnadenlos war, dass er sich wünschte dass er sich auf der Stelle in Luft auflösen würde. Jemand berührte seine Schulter, Worte drangen auf ihn ein, doch Howard verstand nichts von all dem, was sie zu ihm sagten. Energisch schüttelte er die Hände ab, während er versuchte mit dem Schmerz fertig zu werden, das Gefühl des Verlustes zu verdrängen, welches sich in seinen Körper fraß wie ein tödlicher Parasit.

 

„Sir? … Mr. Stark, hören sie … Howard …“

 

*
 

„Howard!“

 

Blinzelnd sah der Angesprochene auf, blickte wieder in das vertraute Gesicht von Steve, in welches er nun schon sooft gesehen hatte. Er kannte jeden Millimeter dieses Gesichts, hatte es ausgiebig studiert.

 

„Ja?“

 

„Sie wollten mit mir reden, Howard und nun stehen sie hier, starren Löcher in den Fußboden und sagen kein Wort, sondern sind mit ihren Gedanken wieder einmal woanders“, sprach Steve wohl genau das aus, was er soeben dachte.

 

Howard konnte es ihm kaum verdenken. Da bat er den Captain zu einem Gespräch unter vier Augen und statt dann endlich das auszusprechen, was ihm seit Wochen auf der Zunge brannte, verlor er sich wieder in seinen Gedanken was wäre, wenn Steve ihn auslachen würde oder ihn gar von sich stoßen. Darüber, dass der Cap mit Howards Gefühlen für ihn hausieren gehen könnte, machte sich Howard keine Gedanken, denn so schätzte er Steve definitiv nicht ein. Steven war ein Mann von Ehre, er besaß Mitgefühl und er wirkte in keinem Falle so, als würde er jemandem absichtlich schaden wollen.

 

„Es gibt da etwas, was du wissen solltest …“, begann Howard stockend.

 

Wie nur sollte er seine Gefühle in Worte verpacken ohne, dass Steve sofort die Flucht ergriff? Wie sagte man ‚Ich liebe dich’ ohne jemanden zu verschrecken? ‚Möchtest du mit mir Fondue machen?’ Witzig. Das konnte er wohl kaum sagen. Auch wenn Steve das schon einmal völlig in den falschen Hals bekommen hatte und wahrscheinlich sogar verstehen würde, was Howard meinte. Aber seine Gefühle waren ihm zu ernst, um sie in einem halben Witz oder gar einer Stichelei zu verpacken. So ein Mensch war er nicht.

 

Die Augen Steves fingen seinen Blick ein. Neugierig, interessiert. Er wartete darauf, dass Howard weiter sprechen würde. Doch dieser hatte inzwischen einen so dicken Kloß im Hals, dass er nichts mehr sagen konnte. Keine Worte wollten über seine Lippen kommen. Nicht ein einziges, noch so winziges Wort. Und dann reagierte Howard in einer völligen Kurzschlussreaktion, indem er den Captain am Kragen fasste und ihn einfach zu sich zog, seine Lippen auf die von Steve drückte.

 

Es ging alles so schnell.

 

Howards Herzschlag explodierte förmlich in seiner Brust. Seine Finger zitterten und seine Beine fühlten sich so wackelig an, als hätte jemand mit einem Hammer seine Kniescheiben bearbeitet. Seine Gedanken überschlugen sich in seinem Kopf, während er Steves Lippen an seinen fühlte, den warmen Mund, die Nähe des anderen … In Howards Kopf begann sich schlagartig alles zu drehen. Es war viel zu viel. Die Emotionen und Gefühle ballten sich auf wie stürmische Wellen und rissen ihn mit sich fort.

 

Mit einem Ruck löste sich Howard von Steve, starrte ihn aus großen Augen an und ertrug nicht eine Sekunde, wie dieser Blick ebenso verwirrt erwidert wurde. Schnell stolperte er förmlich aus dem Raum. Er floh. Vor sich selbst und seinen Gefühlen. Er lief einfach weg …

 

*

 

Wie gerne würde er in diesem Moment ebenfalls fliehen. Die Flucht ergreifen. Weglaufen vor der Wahrheit, welche seine Knochen lähmte, ihn Bewegungsunfähig machte und seinen Magen dazu brachte sich dermaßen zu verkrampfen, dass er glaube jeden Moment unter den Schmerzen zu kapitulieren. Steve hatte die Walküre selbst zum Absturz gebracht, um tausende Menschenleben zu retten. Er war ein Held. War es immer gewesen. Doch die Worte des Colonels trösteten ihn absolut nicht. Wie sollten sie auch? Sein Herz drohte jeden Moment den Dienst zu versagen, so sehr traf ihn die Erkenntnis, dass Steve sehr wahrscheinlich nicht mehr lebte.

 

Er hätte dieses Gespräch nicht vor sich herschieben sollen. Er hätte ihm sagen sollen, was er für ihn fühlte. Stattdessen hatte er ihn verwirrt und alleine in diesem vermaledeiten Büro zurückgelassen. Und nun würde er nie wieder die Chance haben es wieder gut zu machen. Steve wenigstens zu sagen, wieso er ihn geküsst hatte. Das Gefühl des Verlustes holte ihn erneut ein, überschwemmte ihn. Es schmerzte, nahm ihm die Luft zum Atmen. Er hatte ihn verloren. Irgendwo in der Arktis war Steve mitsamt der Walküre untergegangen und mit ihm fror auch Howards Herz ein.

 

Er wollte ihn wiederhaben und er würde die Welt dafür auf den Kopf drehen, wenn es half, um an sein Ziel zu gelangen …

 

 

Tbc.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  LisaTachibana
2015-05-27T19:09:11+00:00 27.05.2015 21:09
Von Howard weiß man ja jetzt nicht so viel, wenn man nur die Filme gesehen hat (wobei ich mir unsicher bin ob er auch andersweitig in den Comics erwähnt wird, ich glaube aber nicht), daher finde ich es echt schwierig ihn zu treffen bzw. zu (be-)schreiben. Aber deine Darstellung von Howard als diesen kleinen Ansgthasen (im Gegensatz zu seinem eigenen Sohn) sehr amüsant und nachvollziehbar. Ich meine wie gesteht man Capstain America seine Liebe? Und das zumal noch in den 40ern als Mann, wo das eh eine komplizierte Sache war. Diesen Aspekt hast du leider nur sehr, sehr kurz angeschnitten, was ich recht schade fand, weil ich finde das man das noch weiter hätte ausarbeiten können. :) Wie du jedoch etwas formelles mit etwas umgangsprachlichem verbindest, finde ich sehr schön. :) (Bsp: in einem Satz hattets du Hirn geschrieben, anstatt Gehirn was in den Satz besser hineingepasst hätte, meiner Meinung nach, aber man es dennoch sehr schön lesen konnte.) Freue mich auf das nächste Kapitel. <3
Von:  seraphim87
2015-03-12T15:25:02+00:00 12.03.2015 16:25
oh wow gut getroffen, sowohl die lage wie auch die charaktere.
deinschreibstil ist richtig gut, ich freue mich schon auf mehr
Von:  Colby
2014-09-28T16:03:38+00:00 28.09.2014 18:03
Wenn ich dieses Kapitel lese, kann ich einfach nur weinen... ._. Ich weiss, ich habe das jetzt bestimmt schon paar Mal durchgelesen, trotzdem ist es einfach nur traurig. Ich fühle sehr mit Howard in diesem Moment und möchte mich einfach unter meine Decke verkriechen ;_;
Ich finde es vor allem im Film so schade, dass seine Suche nach Steve so erfolglos war. Es wäre schön gewesen, hätte er ihn gefunden und wenn er da schon ein alter Mann gewesen wäre. Aber natürlich musste Hydra dazwischenfunken...
Ich bin gespannt, wie es weitergeht und würde mich freuen, wenn es bald wieder weitergeht :D ♥
Deine Geschichten sind alle einfach megaspannend und man kann es nie aus der Hand legen, sobald man es erstmal angefangen hat :D

with love, Bucky ♥ XD


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