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Wenn Hass vergisst zu hassen

von

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Der Jahrmarkt (Teil 2)

Wirklich nur sehr widerwillig waren wir Gitai gefolgt. Nun gut, ich zumindest, und das auch nur, weil mir nach dieser Hetzjagd die Kehle ausgetrocknet war. Kira hatte sie die ganze Zeit über mit Fragen über ihre Vorführung bombardiert, hat wie ein Irrer auf ihre Sicheln gestarrt. Die Frau jedoch hatte bisher noch kein einziges Wort gesagt, was wohl daran lag, dass der Kleine keine Pause zwischen den Fragen ließ. Ab und an sah ich zu ihr hoch und erblickte dabei ein kleines Lächeln auf den scharfen Zügen. Es wirkte nicht höhnisch, sondern eher amüsiert und ließ mich mein Misstrauen ihr gegenüber langsam vergessen.

Nach einer Weile, in der ich mir die Ohren bewusst auffällig zu hielt, hielt Gitai an einem purpurfarbenen Waggon und sagte uns mit einem breiten Grinsen: „Wir sind da, tretet ein!“ Sofort kehrte das Misstrauen zurück und ich hielt Kira mit meinem ausgestreckten Arm davon ab, den Waggon zu betreten. Die Akrobatin seufzte. „Hach, du bist mir ja einer. In deinem Alter schon so misstrauisch zu sein…“ Sie schüttelte den Kopf und zog uns kurzer Hand in den Waggon. Zu überrascht von der immensen Kraft über die die Frau verfügte, wehrte ich mich nicht. „Du solltest deine Kindheit mehr genießen! Wartet hier, setzt euch hin. Ich hol’ euch was zu trinken“ Damit deutete sie auf zwei etwas hellere rote Sessel. Gerne nahmen wir das Angebot an, wobei ich sie nicht aus den Augen ließ.

Als sie in einem Nebenraum verschwunden war, sprang ich leise auf und fing an, mich ausgiebig umzuschauen. Das leise Annähern kleiner Schritte verriet mir, dass auch Kira mehr über diese geheimnisvolle Fremde erfahren wollte. „Gut, du fängst an dich vorsichtiger zu bewegen.“, lobte ich ihn kaum hörbar mit einem leichten Lächeln. Sein grinsendes Gesicht brauchte ich gar nicht erst zu sehen, um zu wissen, dass es vorhanden war.

Ich bemerkte ein großes, mit Runen beschmücktes Buch. Zwar wimmelte es hier nur so von großen, mit Runen beschmückten Büchern, aber dieses hier ließ auf seltsame Weise die Luft vibrieren und knistern, je näher ich ihm kam. Ich wand mich kurz zu Kira um und sah, dass er in eine andere Ecke verschwunden war, um sich die unzähligen Traumfänger und Glücksbringer anzusehen.

Schulterzuckend drehte ich mich wieder in die vorher eingeschlagene Richtung und krepierte dabei fast an einem Herzinfarkt. Das Buch. Ist es vorher noch in einem dunklen Holzregal, ungefähr sechs Spannen entfernt von mir, gewesen, so war es mir nun, als sei der gesamte Schrank drei Spannen vorgerückt. Ich schluckte. Ich traute mich nicht nach hinten zu sehen, musste aber sicherstellen, dass niemand mein Erschrecken bemerkt hatte.

Zögerlich, ganz langsam drehte ich meinen Kopf nach links. Meine Atmung hatte sich beschleunigt und mein Herz schien meine Idee, jetzt sofort die Flucht zu ergreifen, in die Tat umsetzen zu wollen. Meine Augen hingen immer noch an dem Buch, mein Kopf drehte sich weiter. Ich hielt inne. …Hatte sich der Buchdeckel gerade bewegt? Ich verengte meine Augen, blendete alles andere aus und konzentrierte mich auch das Buch.

Tatsächlich! Es schien, als würde jemand gegen den Deckel pochen…von…von innen?

Die Gänsehaut an mir konnte man nun wirklich nicht mehr übersehen und um mich zu beruhigen, schloss ich meine Augen. Die bekannte Dunkelheit umfing mich, mein Atem vertiefte sich und auch mein Herz schien seine Fluchtversuche vorerst zu unterbinden.

Kurz lachte ich auf. War ja lächerlich! Diese Gitai hatte sicher irgendwo auf dem Boden so was wie eine Druckplatte versteckt, die diese Illusion auslöste. Ein billiger Trick, nichts weiter! Sicher stand sie hinter mir und lachte sich leise ins Fäustchen.

Ich schüttelte den Kopf und öffnete die Augen.

Das konnte doch nicht wahr sein. Mit tränenverschleiertem Blick musterte ich das nun noch eine Spanne entfernte Regal.

Die Frau war krank. Oder ich war es. Ich wollte nur noch raus hier, also drehte ich mich um und rannte mit gesenktem Kopf los.

Ein paar Sekunden später lag ich auf dem Boden und dieses verdammte Buch auf mir. Es sah so aus, als hätte ich mich gar nicht erst umgedreht, sondern wäre direkt gegen das verfluchte Ding gelaufen. >Nun gut! Du wolltest es ja nicht anders< dachte ich mir und packte das schwere Buch mit beiden Händen.

Ein ohrenbetäubendes Zischen erklang, ich verzog schmerzerfüllt das Gesicht. Nach ein paar Sekunden, verklang das Zischen, dafür setzte nun ein hoher Ton ein. Benommen entspannte ich mein Gesicht wieder und versuchte dieses nervige Geräusch in meinen Ohren irgendwie abzuschalten. Schnell versuchte ich mich wieder aufzurappeln und wand mich um. Heiße Tränen quollen aus meinen aufgerissenen Augen. Als wäre ich völlig geistesabwesend, schlich ich über den blutverschmierten Boden. Die Möbel waren zerhackt, die Kissen zerfetzt und deren Federn klebten blutgetränkt an meinen Sohlen. In einem angrenzenden Zimmer angekommen, schlug ich mir die Hände vor den Mund und schrie.

Kira.

Ein lebloses, blaues Auge starrte ins Nichts, das andere war nicht vorzufinden. Stattdessen klaffte ein schwarzes Loch an seiner Stelle, das vor braunem, getrocknetem Blut umrandet war. Ich wand meinen Blick ab und sah nun Gitais von der Decke herab hängenden Körper.

Mit einem eisernen Stacheldraht war ihr vom Kopf getrennter Hals befestigt, ich musste mich beinahe übergeben, da ich in den Hals hineinschauen konnte. Hatte ihn jemand ausgehöhlt? Neben den tropfenden Füßen lag ihr Kopf…oder was davon übrig geblieben war. Immer noch schreiend nahm ich die Hände von meinem Mund und rannte zu der Tür, die wir vorhin benutzt hatten.

Vor ihr blieb ich wie angewurzelt stehen. Ein bodenlanger Spiegel. In ihm sah ich mich. Verheult und zitternd.

Plötzlich wurde alles still. Mein Schrei verstummte. Mein Atem versiegte. Mein Herz blieb stehen. Das Zittern legte sich, hörte komplett auf.

Da war ein Handabdruck. Auf meiner Schulter. Zuerst blass, dann immer deutlicher.

Meine sowieso schon blasse Haut verlor mit zunehmender Geschwindigkeit mehr an Farbe. Die Farbe manifestierte sich über dem Abdruck zu einem Arm, einer Brust einem Körper, einem…Grinsen.

Ich sah wie ich hinter mir die Lippen bewegte. Der mit Blut umrandete Mund spuckte ein Stück Fleisch aus. Die gelben Iriden funkelten nicht. Sie starrten nicht. Sie durchbohrten nicht. Sie waren nicht da.
 

„Möchtest du nicht mit essen? Möchtest du nicht gerne deinen Durst stillen?“
 

Mit meinem lauter werdendem Lachen, kamen auch die anderen Geräusche zurück.

Schreie. Knacken. Schritte. Klirren. Knarren.

Ich sah in meinem Kopf, wie sich meine Hände einen Weg durch das Fleisch von Gitai und Kira bahnten. Eine Zunge, die das Blut über meinem Mund verteilte.

Die Farben der Bilder wichen immer mehr einem durchdringendem Rot. Kein knalliges Rot. Kein Blutrot.

Meine Hände bohrten sich in meinen Kopf, wollten das es aufhört. Ich schlug meinen Kopf gegen das Regal, spürte nun mein eigenes Blut an meinen Schläfen. Spürte nun den brennenden Durst.

Spürte die Hände an meinen Schultern.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  lealove
2014-08-20T05:37:56+00:00 20.08.2014 07:37
Das is ja wie son Horror Film o.o Stellt Kid sich das jetz nur vor oder passiert das wirklich? Wenn ja/nein was hat dieses Buch damit zutun? Warum stell ich so viel Fragen? ......... Ich stell gerne Fragen :3 Okay Letzte Frage... Warum bist du so gemein und hörst an so einer *mit hand rumfuchtel und dabei aufs Kapi zeig* Stelle auf? '"-"' *cookies hinstell* Du musst mir nich auf die Fragen antworten ich wollte die nur irgendwie an jemanden los werden xD

Lg Lea
Antwort von:  Plixel
20.08.2014 15:04
Jaaa, ich hab so ein RICHTIG gruseliges Lied von Two Steps from hell gehört, da kam sowas raus xD
...Du denkst doch nicht wirklich, dass ich vorhatte, dir diese Fragen zu beantworten...? ;)
Ne Spaß, aber danke für die Cookies ;D *Oreos zurück stellen*
LG Xuscha


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