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Wenn Hass vergisst zu hassen

von

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Der Jahrmarkt (Teil 1)

Lautstark schlürften ich und Kira unsere Teller aus, bis auf den letzten Tropfen. „Dürfen wir heute in die Stadt?“ fragte ich aufgeregt. Wir aßen gerade zu Mittag. Genauer gesagt: Dem vierten Mittag seit unserer Ankunft und wir hatten nicht einmal das Stadtzentrum gesehen. „Ja, bitte!“ meinte nun auch Kira „Ihr habt uns so tolle Dinge über die Stadt erzählt…“ „…und jetzt wollt ihr es mit eigenen Augen sehen, nicht wahr?“ beendete Forn den Satz des blonden Jungen. Eifrig nickten wir und Forn lachte herzhaft. „Na dann, aber wenn ihr euch schon vergnügt, bringt wenigstens die Einkäufe auf dem Rückweg mit. Hier habt ihr das Geld“ Damit übergab er mir ein paar kupferne Münzen. „Moment, ich geb’ euch eine Liste“ Greta stand auf und verschwand in der Küche. Ich sah zu Kira, der mich voller Freude anstarrte. Ein leises Klimpern zog unsere Aufmerksamkeit wieder auf Forn und die weiteren Münzen, die nun vor ihm verteilt auf dem Tisch lagen. „Hier, nehmt es schnell! Ich habe bei meinem letzten Besuch des Stadtzentrums mitbekommen, dass zurzeit ein Jahrmarkt in Nahiko sein soll. Geht, schaut es euch an und habt Spaß!“ Na, das ließ man sich nicht zwei Mal sagen! Schon wollte ich nach den Münzen greifen, als Kira mir auch schon zuvor kam. Er verstaute sie eilig in seinen Taschen und rannte schnell weg. Ich rief ihm hinterher, er solle stehen bleiben und auf mich warten, aber er lachte nur und rannte weiter! >Verdammt, jetzt reicht’s aber!< Ich riss der gerade eben wiedergekommenen Greta die Liste aus den Händen und sprintete Kira hinterher.
 

Schnaufend und hechelnd kam ich vor einem hölzernen Tor zum Stehen. Fayfar stand in geschwungenen Lettern auf dem blauen Stoff, der von zwei kunstvoll geschnitzten Pfählen gehalten wurde. Das musste der Jahrmarkt sein! Ich wischte mir über die Stirn und sah mich kurz um. Ich entdeckte ein paar aufgebrachte Männer, die an einem ebenfalls aus Holz errichtetem Häuschen, direkt neben dem Tor, standen. Ich näherte mich ihnen und rief grimmig: „Hey! Habt ihr einen Jungen vorbeirennen sehen? Er ist ungefähr so groß“ Ich hielt meine Hand in Höhe meines Kinns. „Ja, der Bengel ist hier mit `nem Affenzahn an uns vorbei gerast. Und hat nicht mal bezahlt!“ Tse. Was machte der denn bitte hier, wenn er nicht ein mal ein acht Jahre altes Kind am unbefugten Betreten hindern konnte? Im Vorbeigehen warf ich ihm ein paar Münzen zu. Ich spürte seinen verdatterten Blick in meinem Rücken und fügte noch ein bissiges ‚Dann such’ dir gefälligst einen anderen Job, du schlaffer Sack’ meinem Abgang hinzu.
 

Ich durchkämmte sämtliche Geschäfte nach ihm, doch niemand hatte sich gemerkt, wo genau Kira lang gelaufen war. Entnervt sah ich mich zum wiederholten Male um, erblickte diesmal ein Plakat, das ungewöhnlich schlicht gehalten war, für einen Jahrmarkt. Ich sah es mir genauer an: Gitai, die tödliche Sichel.

Na, das war doch einen Blick wert! Und wenn ich ihn da nicht fand, könnte ich mir immerhin eine Show ansehen. Ich folgte der Wegbeschreibung und nach ein paar Minuten hatte ich mein Ziel erreicht. Eine kleine Menschenmasse hatte sich vor einem hölzernen Waggon versammelt, worauf sich zwei Menschen befanden. Ein Mann, der irgendwelche Früchte und brennende Steine in die Luft warf und eine Frau, die eben diese mit ihren Händen…zerteilte?! Das musste ich mir genauer ansehen. Unsanft drängelte ich mich zur vordersten Reihe hindurch, ließ dabei ein paar Leute Bekanntschaft mit meinem Ellenbogen schließen. Als ich vorne ankam, sah ich, mit was die Frau diese Dinge zerteilte. Sicheln! Zwei rotierende Sicheln, jeweils eine an einer Hand, mit denen sie ihre kunstvollen Sprünge vollführte. Sie hielt sie an einer Metallstange fest, an deren Außenseite sich die Klingen befanden. Aber wie schaffte sie es, dass die sich so schnell drehten?

Nach einer Weile, in der ich ihren Bewegungen staunend folgte, fasste ich mich wieder, und suchte auch hier die Gegend nach Kira ab. Und Tatsächlich! Dort stand er, mit geöffnetem Mund und wachen Augen, die die Sicheln nicht einen Moment unbeachtet ließen. Knurrend wollte ich mich gerade auf den Weg zu meinem kleinen Gefährten machen, da fingen die Leute an zu jubeln und zu klatschen, schubsten mich ein wenig umher, verstreuten sich aber in alle Richtungen, bevor ich sie anschreien konnte. Ich sah mich um. Anscheinend war die Show vorbei. Ich schnaubte. Kira stand immer noch wie versteinert da, fing sich schließlich wieder und blickte sich nun ebenfalls um. Dann sah er mich. Bevor er irgendwie reagieren konnte, war ich bei ihm und packte ihn beim Arm. „Bist du eigentlich vollkommen bescheuert?!“ blaffte ich ihn an. Er zerrte und wollte sich frei machen, aber gegen mich hatte er nun mal keine Chance. „Kid! Lass mich los, das tut weh!“ Ich sah rot. „Ach das tut weh? Soll ich dir zeigen, was wirklich weh tut?!“ Ich brüllte und wollte gerade ausholen, als mir ein brennender Schmerz durch das Gesicht fuhr. Der harte Aufprall auf dem Boden war das nächste, das ich wahrnahm. Ich öffnete zischend meine Augen und sah diese Gitai vor mir stehen. „Na, wer will denn hier gleich handgreiflich werden, hm?“ Ihr spottender Ton ließ mich den kurzen Schmerz vergessen und ich sprang auf, lief auf sie zu. Sie machte sich bereit, mich abzuwehren, doch ich grinste nur. Sie konnte ja noch nicht wissen was…Hände an meinen Schultern, die sanften Druck ausübten, und der brodelnde Vulkan in meinem Inneren beruhigte sich. Ich sah ihn an. Ernst. Er lächelte kurz.

„…Alles klar“ Sie sah uns beide, besonders mich, misstrauisch an, lockerte ihre Haltung jedoch. Sie grinste wieder und ging mit eleganten Schritten auf weitere Wagen zu. „Na? Wollt ihr nicht auf `nen Drink mit in meinen Waggon kommen?“



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