Zum Inhalt der Seite

My First Love

Eigentlich wollte ich niemals lieben
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Verantwortung eines Fürsten

Wir schreiben den 2. Juni 1587 der Sengoku-Periode.

In dieser Nacht geschah etwas, das sämtliche Fürsten in Aufruhr versetzte.

Ein Mann begann seinen schrecklichen, blutigen Feldzug, mit dem er alle anderen Fürsten vernichten, ihre Ländereien verwüsten und sich ganz Japan untertan machen wollte.

Der Mond leuchtete hell am Himmel, als die Soldaten dieses Mannes die Akademie für Männer in Kubota in der Provinz Hitachi stürmten und den Ort in ein Blutbad verwandelten.

Unter ihnen wandelte eine Gestalt mit langen, weißen Haaren, die im Mondlicht schimmerten. Trotz all der Gewalt um ihn herum, blieb er äußerst gelassen… fast schon belustigt.

Sein Grinsen wurde schlagartig breiter, als das Oberhaupt der Streitkräfte von Kubota, Satake Yoshishige, sich vor ihm aufbaute, um diesem gräulichen Treiben Einhalt zu gebieten.

Der weißhaarige Mann wusste, dass Satake kein Gegner für ihn war.

Kein Grund zur Sorge also.

Es dauerte nicht einmal fünf Minuten, da baumelte der leblose, blutüberströmte Körper von Satake an der Spitze seiner im Mondlicht glänzenden Sense.

Die Akademie von Kubota war damit erfolgreich eingenommen!

Ein starker Wind zog auf und trug den Leichengeruch in weite Ferne – bis zur Burg von Yonezawa in Oshu.

In der Burg selbst konnte dieser scheußliche Geruch jedoch niemandes Nase beleidigen, da Katakura Kojuro die Shoji fest zugezogen hatte.

„Der Wind hat stark zugenommen“, bemerkte er im ruhigen Tonfall.

Der Mann, zu dem er dies sagte, Fürst Date Masamune, saß in dem dunklen Zimmer und trank in aller Seelenruhe seinen Sake. Dann huschte ein breites Grinsen über sein Gesicht.

„Yeah, it is. Da zieht ein Sturm auf“, erwiderte er.
 

Bereits am nächsten Morgen ließ Date Masamune sein Pferd satteln.

Seine gesamte Armee im Schlepptau, ritt der Fürst von Oshu die Felder entlang. Dabei erspähte er von Weitem zwei Banditen, die eine wehrlose Frau überfallen wollten.

Grinsend zog er sein Schwert.

„Aus dem Weg, wertloses Pack!“, rief er ihnen laut zu, dann streckte er die beiden verdutzten Männer mit einem Schwerthieb im Vorbeireiten nieder. „Pah! Ihr habt euch mit dem Falschen angelegt.“

Date’s Männer johlten begeistert auf.

„JAAAAA!!!! HITTOOOO!!!“

„Das ist unser Boss!“

„Let’s go, Guys!!!“, rief Masamune euphorisch, steckte das Schwert weg und ritt weiter.

Einige Felder weiter erspähte der Fürst wieder jemanden – ein schiefes Lächeln legte sich diesmal auf seine Lippen. Eigentlich hatte er gehofft, ihm nicht zu begegnen und somit um eine Erklärung herum zu kommen.

Mit einer kurzen Handbewegung deutete er den Männern hinter sich an, dass sie anhalten sollten, dann brachte er sein eigenes Pferd zum stehen.

Direkt neben dem Mann, der ihn mit einem fragenden Blick bedachte: Katakura Kojuro, in seiner Feldarbeitskleidung, musterte seinen Herrn von Kopf bis Fuß und fragte dann: „Mein Fürst, warum seid Ihr so angezogen? Wohin wollt Ihr?“

„An keinen besonderen Ort“, murmelte Masamune und strich seinem Pferd über den Kopf. „Dachte nur, ich könnte ja mal einen kleinen Ausflug nach Hitachi machen.“

Kojuro glaubte, sich verhört zu haben. „Hitachi?!! Ihr habt doch sicher gehört, was dort gerade geschieht!“

„Ja… Das ist auch der Grund, warum ich dorthin will. Mir kamen noch so einige andere Gerüchte zu Ohren. Ich will nach Hitachi, um mich davon zu überzeugen, ob ein Fünkchen Wahrheit dahinter steckt. Und ob… wir mit einem Krieg rechnen müssen.“

„Es nicht nötig, dass Ihr persönlich dorthin geht!“, ereiferte sich Kojuro nervös. Wir haben Augen und Ohren überall…“

Masamune lachte laut auf. „Du kennst mich, Kojuro. Ich vertraue nur der Wahrheit, die ich mit diesem Auge sehe“, sagte er und deutete mit dem Zeigefinger auf sein gesundes linkes Auge.

„Ich wollte nur…“, murmelte Kojuro ratlos.

„Sei unbesorgt. Ehe du dich versiehst, bin ich wieder zurück.“

Mit diesen Worten gab Masamune seinem Pferd die Sporen und ritt weiter, dicht gefolgt von seinen jubelnden Männern.

Kojuro sah ihm geschockt nach. Seufzend zog er sich dann das weiße Tuch vom Kopf. „Wird er sich wohl jemals ändern?“
 

Die Dunkelheit war bereits über das Land hereingebrochen, als der Kolonne in Kubota ankam. Dort erwartete sie, wo auch immer sie vorbeikamen, überall nur Leichenberge und Flüsse aus Blut… Es war ein grausiger Anblick.

„Wer ist das bloß gewesen…?“, flüsterte Masamune beunruhigt.

„Hitto, wer auch immer das war, ist äußerst fähig“, warf einer seiner Männer, Bunshiro, ein. „Er hat jeden dieser Männer mit nur einem gezielten Hieb getötet!“

„Es sind so viele…“, zitterte ein anderer Soldat.

Plötzlich ertönte ganz in der Nähe ein lautes Geräusch.

Masamune zuckte überrascht zusammen. Ein solches Geräusch hatte er noch nie gehört. Und dann dieser üble Geruch – fast wie Rauch.

Ohne zu zögern schritt er in die Richtung, aus der das Geräusch kam – und dann sah er ihn. Zuerst glaubte er, einen Dämon vor sich zu haben. Der blutrote Umhang des Dämons umwehte ihn, als wäre er lebendig und verlieh ihm dadurch ein unheimliches Aussehen. Doch es war in erster Linie seine Aura, die Masamune erstarren ließ.

Diese Aura… sie wirkte einfach nicht menschlich.

Was war das nur? Das konnte doch nicht real sein… oder doch?

Völlig irritiert verharrte der Fürst von Oshu in seiner Position und starrte den Mann – oder was er auch immer war – fassungslos an. Seine Knie begannen nach und nach immer mehr zu zittern. Kalter Schweiß brach ihm auf der Stirn aus. Seine Hände… Seine Beine… Er konnte sich einfach nicht rühren! Diese Präsenz war einfach… überwältigend.

Der Mann schien Masamune nicht weiter zu beachten. Emotionslos warf er die leblose Person, die er soeben noch am Kragen gepackt in die Luft gehalten hatte, von sich.

Nun konnte Masamune auch erkennen, was er in der anderen Hand hielt: eine Pistole. So eine neumodische Waffe, die in der westlichen Welt großen Anklang fand. Nun war auch klar, was das für ein seltsames Geräusch war.

Plötzlich richteten sich die kalten, dunklen Augen des Mannes doch auf Masamune und seine Männer. Trotz dieses Aufgebotes blieb der Mann völlig ungerührt und machte keinerlei Anstalten, sie anzugreifen.

Der einäugige Drache erwachte prompt aus seiner Starre und rief: „Wer seid Ihr?!“

Der Mann musterte ihn zunächst schweigend, dann antwortete er: „Oda… Nobunaga…“

Masamune riss sein linkes Auge auf. Oda Nobunaga! Der Dämonenkönig des sechsten Himmels! Er war das also. Aber was tat Oda bloß in Hitachi? Warum hatte er die Akademie für Männer in Kubota angegriffen? Was plante dieser Mann bloß?

„Hitto!“ Bunshiro packte seinen Fürsten ängstlich am Arm. „Wir sollten besser von hier verschwinden! Mir sind furchtbare Gerüchte über Oda Nobunaga zu Ohren gekommen! Er ist keiner, mit dem man sich einfach so anlegen sollte! Bringt Euch bitte nicht in Gefahr, mein Fürst!“

Auch die anderen Soldaten mischten sich nun ein.

„Er hat recht!“

„Das ist zu gefährlich.“

„Was würde Meister Katakura sagen, wenn er hörte, dass wir nicht verhindert haben, dass Ihr Euch in Gefahr begebt?“

„Denkt bitte darüber nach, Hitto!“

Masamune biss sich auf die Unterlippe. So ungern er auch den Rückzug antrat, seine Männer hatten recht. Es wäre töricht, sich kopflos auf diesen Mann zu stürzen.

„Ich habe das Interesse verloren! Wir verschwinden!“, verkündete er laut, drehte sich auf dem Absatz um und lief zu seinem Pferd zurück. Seine Soldaten folgten ihm eiligen Schrittes.

Oda Nobunaga folgte ihnen nicht, sondern sah ihnen nur schweigend nach.
 

Schweigend ritt die Kolonne zurück nach Oshu.

Masamune’s Gemüt kochte immer noch, weil er den Rückzug antreten musste. Auf der anderen Seite waren sie ja eigentlich nur zur näheren Erkundung der Lage nach Hitachi gereist. Und dennoch… Es schmeckte Masamune gar nicht, dass er vor Oda den Schwanz einziehen musste. Er war doch kein Feigling, verdammt!

Plötzlich schlug sein Pferd aus.

Mit Mühe konnte Masamune verhindern, dass er aus dem Sattel fiel. „Ruhig!“, sagte der Fürst im beruhigenden Ton und strich seinem Hengst sanft über den Kopf. „Ruhig. Was hast du denn, Kuro-Ikazuchi?“

Das Pferd trabte unruhig von einer Seite zur anderen. Da stimmte etwas nicht!

Sofort warf Masamune prüfend einen Blick in die Umgebung, konnte aber niemanden sehen. Dennoch wusste er, dass jemand hier war. Er konnte es förmlich auf der Zunge schmecken.

„Wer ist da?!“, rief der Brünette laut in die Dunkelheit. „Ich weiß, dass du da bist! Komm gefälligst raus aus deinem Versteck!“

Ein leises Kichern drang an sein Ohr und kurz darauf trat eine hagere Gestalt mit langen, weißen Haaren aus dem Dickicht hervor. In beiden Händen hielt der Mann je eine Sense. Und in seinem Gesicht ein breites, boshaftes Grinsen.

Angewidert verzog Masamune das Gesicht. Dieser Kerl hatte etwas an sich, dass ihm überhaupt nicht gefiel. „Wer zum Teufel bist du?“, rief er der Gestalt zu. „Du bist mir im Weg. Verschwinde!“

„Oh, ich fürchte, das ist nicht möglich“, erwiderte der weißhaarige Mann mit sanfter Stimme. „Du wurdest Zeuge des ersten Feldzuges meines Herrn. Und das darf niemand. Zumindest jetzt noch nicht. Ich bedaure es zutiefst, aber ich muss dich jetzt leider töten.“

Wütend fletschte der einäugige Drache die Zähne. „WAS?!!“

Die hagere Gestalt grinste immer noch von Ohr zu Ohr.

Er schien es offenbar ernst zu meinen.

Nun grinste auch Masamune. Das war ihm nur recht. Er war ohnehin nicht besonders glücklich darüber, dass er zuvor unverrichteter Dinge abziehen musste.

Ohne zu zögern stieg er von seinem Pferd und zog sein Schwert. „Du hast Pech. Dass du mich ausgerechnet in einer ziemlich miesen Stimmung erwischt hast. Und jetzt werde ich meine schlechte Laune an dir auslassen. Männer, tretet zurück!! Diesen Kerl übernehme ich!! Mach dich bereit! Ich bin der Boss von Oshu, Date Masamune! Und ich werde dich jetzt in den Staub treten!! You see?“

Der Mann grinste immer noch. „Wie Ihr meint… einäugiger Drache. Dann zeigt mal, was Ihr könnt.“ Der Blick des Weißhaarigen veränderte sich prompt. Mit einem wahnsinnigen Ausdruck in den Augen stürmte er auf seinen Gegner zu, schwang seine Sense und schlug zu.

Masamune konnte den Angriff nur mit Mühe blocken.

Der Mann lachte wie ein Wahnsinniger und schlug mit der anderen Sense zu – diesmal traf er und schnitt dem Fürsten in die linke Schulter.

Verdammt! Der Typ war doch besser, als es Masamune angenommen hatte. Vielleicht war es doch ein Fehler, ihn herauszufordern… Aber er würde jetzt auf keinen Fall aufgeben! Er war heute schon einmal vor einem Gegner geflohen. Das passierte ihm kein zweites Mal!

Seine Männer beobachteten den Kampf mit wachsender Sorge.

„Seht euch den weißhaarigen Typen an“, murmelte Yashinao, ein Mann mit markanten Gesichtszügen und einer Elvistolle. „Er ist genauso stark wie unser Fürst…“

„Der Fürst hat zwar gesagt, dass wir uns nicht einmischen sollen, aber ich glaube kaum, dass wir überhaupt die Möglichkeit dazu hätten“, meinte Samanosuke und rückte nervös die Brille auf seiner Nase zurecht.

Vor Zorn kochend drückte Masamune, der die erste Sense immer noch blockte, den Mann kraftvoll von sich.

Der Mann sprang einen Schritt rückwärts und schlug mit der einen Sense das Schwert des Drachen aus dessen Hand. Mit der anderen Sense zielte er auf dessen Brust.

Der Drache reagierte jedoch blitzschnell, zog ein weiteres Schwert und blockte auch diesen Angriff ab. Dabei fiel er nach hinten um. Auf dem Rücken liegend gelang es ihm, dem Mann die Sense, mit der er ihn angegriffen hatte, aus der Hand zu schlagen. Dann rief er laut: „Bilde dir ja nichts ein!!“ und stieß ihm seinen rechten Fuß in den Bauch, sodass der Mann mit voller Wucht gegen einen Felsen donnerte.

Keuchend rappelte sich Masamune wieder hoch. „Wer zum Geier bist du?“, fragte er.

Der Mann saß reglos zwischen den Bruchstellen des Felsens. Dann fing er an zu kichern, was nach und nach in einem hysterischen Lachen gipfelte.

„Wer ich bin?“, sagte er dann in einem Tonfall, aufgrund dessen Masamune an dem Verstand des Mannes zweifelte. „Mein Name ist Akechi Mitsuhide… werter einäugiger Drache. Und wie ich bereits sagte… werde ich dich hier und jetzt töten! Dich und deine Männer!!“

Mit lautem Johlen stürmte Akechi plötzlich los, direkt an Masamune vorbei und griff statt ihm die Soldaten an!

Völlig überrumpelt von dieser Aktion, waren die Soldaten so überrascht, dass sie kaum ihre Waffen ziehen konnten, ehe Akechi sie angriff.

Fassungslos über diese Tat rannte der Fürst sofort zu seinen Männern, um ihnen zu helfen.

„Akechi Mitsuhide! Du verdammter Bastard, hör sofort auf damit!!“

Hämisch lachend sprang Akechi über den heranstürmenden Masamune hinweg, sodass er hinter ihm war und griff ihn mit seiner Sense an.

Der Fürst von Oshu bremste sofort, wirbelte herum und parierte den Schlag. Dann sammelte er seine Kraft in seinem Schwert und stieß seinen mächtigen „Hell Dragon“-Angriff in Richtung Akechi. Dieser Schlag zeigte endlich Wirkung: er verletzte den weißhaarigen Mann an der linken Schulter und ließ ihn stark blutend zurücktaumeln.

Dummerweise hatte auch Akechi im selben Moment einen starken Angriff gestartet, der eine tiefe Wunde in Masamune’s linke Hüfte riss. Geschockt registrierte dieser seine Verletzung. „Verdammt…“, stieß er unter Schmerzen hervor.

Akechi hingegen war eher belustigt über seine Wunde. Wie ein Irrer lachte er laut drauf los. „Wunderbar! Einfach herrlich!“, stieß er euphorisch hervor. „Mehr! Ich will mehr davon!! Dieses Gefühl! Dieser Schmerz!! Das ist so wundervoll~ Gib mir mehr! Ich will mehr!! MEHR!!!!!“

Gerade, als Akechi zu einem weiteren Schlag ausholen wollte, näherte sich ihnen ein Pferd. Kojuro war seinem Herrn nachgeritten und hatte sie endlich eingeholt.

Masamune registrierte die Ankunft seines Vasallen mit Überraschung. Er hätte nicht erwartet, dass er ihnen folgen würde.

„Kojuro? Was machst du denn hier?!“, fragte er keuchend.

Statt zu antworten, warf Kojuro einen Blick auf seinen Fürsten. Dessen schwere Verletzung machte ihn rasend vor Zorn. Sofort zückte er sein Schwert und ging auf Akechi los.

Dieser wehrte dessen wütende Schläge ab.

„Seid Ihr derjenige, der den Fürsten verletzt hat?! Wenn ja, werdet Ihr jetzt sterben!!“, rief Kojuro und griff weiter an.

Akechi wich jedoch nur lachend aus und sprang schließlich auf einen Felsen. „Mir scheint, der einäugige Drache hat Verstärkung erhalten. Na schön. Warum einigen wir uns nicht auf ein Unentschieden und das jeder seines Weges geht?“, kicherte er, dann verschwand er.

Masamune war damit jedoch überhaupt nicht einverstanden. „Hey!!“, schrie er wütend und wollte Akechi nachjagen, doch Kojuro hielt ihn zurück.

Blut spritzte zu Boden. Die Verletzung war doch schlimmer, als er dachte. Er hörte nur noch, wie die Soldaten und Kojuro seinen Namen riefen, dann wurde alles schwarz um ihn herum…

Dieser verdammte Bastard… Das werde ich dir heimzahlen, verlass dich drauf!
 

Einige Tage später in der Burg von Yonezawa in Oshu kam der einäugige Drache schließlich wieder zu sich.

Seine Wunden waren versorgt, seine Schwerter auf einer Schwerthalterung in der Nähe seines Futons aufgebahrt.

Draußen auf den Gängen stieß derweil Kojuro auf Yashinao und Samanosuke.

„Wie geht es euch beiden? Können die Männer schon wieder aufstehen?“, fragte er sogleich.

„Ja. Uns geht es gut.“

„Aber wir müssen uns bei Euch entschuldigen, Meister Katakura! Obwohl wir die ganze Zeit an Hitto’s Seite waren, konnten wir nicht verhindern, dass er verletzt wurde!“

„Wir werden unsere Strafe in Empfang nehmen, sobald wir gesund genug sind!“

Abwehrend hob Kojuro beide Hände. „Nein, schon gut. Es ist in Ordnung…“, sagte er eilig.

„Meister Katakura!!“, rief eine Frauenstimme und schon rannte eine junge Dienerin auf die drei Männer zu.

„Was gibt es, Yume? Ist Fürst Masamune endlich aufgewacht?“, fragte Kojuro sofort.

Yume blieb vor ihm stehen und nickte aufgeregt.

Kojuro verabschiedete sich von den dreien und eilte sofort zum Zimmer seines Fürsten.

Vor dem Fusuma des Zimmers ging er auf die Knie und fragte höflich: „Mein Fürst? Ich bin es, Kojuro.“

„Komm ruhig rein“, kam die Antwort von drinnen.

Kojuro folgte der Aufforderung und betrat das Zimmer. Masamune saß auf der Fensterbank, vor den geöffneten Shoji und sah hinaus.

Wieder ging Kojuro in die Knie. „Wie fühlt Ihr Euch?“

Der Fürst verzog das Gesicht. „Wie ich mich fühle?! Pah!! Ich fühle mich beschissen!! Schlimm genug, dass du mich in so einem miesen Zustand gesehen hast. Aber dass die Jungs mich ebenfalls so gesehen haben… Akechi Mitsuhide, dieser Bastard! Ich schwöre dir, beim nächsten Mal…“

„Ich bitte um Verzeihung, Fürst“, unterbrach Kojuro ihn, erhob sich, ging zu seinem Fürsten herüber und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige.

Völlig verdutzt erstarrte Masamune und sah seinen besten Freund mit offenem Mund an.

Dieser fiel sofort auf die Knie und senkte sein Haupt so tief wie möglich. „Ich werde später für meinen unverzeihlichen Akt der Respektlosigkeit büßen, mein Fürst. Doch nun möchte ich, dass Ihr mir gut zuhört! Dieser Vorfall resultierte darin, dass acht unserer Männer schwer verletzt wurden. Von diesen acht Männern haben zwei gebrochene Beine und können bis heute nicht richtig laufen. Diese Wunden sind keine Wunden eines ehrenhaften Kampfes und somit werden daraus auch keine Narben, auf die man Stolz sein könnte. Eure Männer leiden unter diesen sinnlosen Wunden, weil sie loyal genug waren, um Euch erneut bei einer Eurer leichtsinnigen Launen zu unterstützen. Ich hoffe, dass Ihr so etwas Unehrenhaftes nicht noch einmal geschehen lasst. Ihr seit der Fürst über dieses Herrschaftsgebiet und als solcher… tragt Ihr auf Euren Schultern die Verantwortung über das Leben und die Ehre eines jeden Bürgers, der hier lebt. Diese Verantwortung ist euer Leben. Ich bitte Euch, mein Fürst. Ihr müsst Euer Leben aufmerksamer schützen. Dies ist der Wunsch Eures bescheidenen Dieners.“

„Kojuro…“, flüsterte Masamune.

„Nachdem ich dies nun gesagt habe… Die Hand gegen seinen Fürsten zu erheben, ist absolut unverzeihlich!“, fügte Kojuro hinzu und zog sein Schwert, lichtete seine Kleidung und richtete die Klinge gegen seine bloße Brust. „Ich, Katakura Kojuro, opfere mein Leben als Sühne für…“

„KOJURO!!!!“, brüllte Masamune, packte seinen Vasallen am Kragen und schlug ihm mit ganzer Kraft ins Gesicht.

Dieser ließ daraufhin sein Schwert fallen. Der Fürst kickte es locker von ihm weg.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht griff Masamune sich an seine Wunde. „Ugh… Das hat wohl meine Wunde geöffnet… Hör zu! Ich habe gehört, was du gesagt hast… AH!! Was ich versuche zu sagen ist… Ich hab einen Fehler gemacht. Jedes Mal, wenn der Blick meines linken Auges getrübt ist, erwarte ich, dass du da bist und verhinderst, dass ich blindlings in irgendwelche Fallen tappe. Du bist mein rechtes Auge! Was auch immer geschieht, ich verbiete dir, ohne meine Erlaubnis zu sterben. Got it?!!“

Kojuro wischte sich das Blut von der Nase und sagte: „Wir Ihr wünscht.“

„Kojuro…“

„Ja, mein Fürst?“

„Ich werde das Land erobern! Oda Nobunaga und sein Schoßhund Akechi waren nur der Anfang. Von hier an werden noch viele andere aus dem Dickicht geschossen kommen und versuchen, mich zu stoppen. Die Dinge werden von jetzt an sehr interessant werden.“

Von draußen drangen die lauten Rufe der Männer an sein Ohr. Sie standen unter seinem Fenster und riefen ihm zu, wie glücklich sie doch waren, dass es ihm gut ging.

Masamune’s Blick wurde ganz sanft, als er zu seinem rechten Auge sagte: „Mach dir keine Sorgen, Kojuro… Ich werde so etwas Dummes nie wieder tun. Ich werde euch alle beschützen, ich schwöre es. Deshalb… pass auf meinen Rücken auf, okay?“

„Wir Ihr wünscht!“
 

Es verging ein Monat, in dem Masamune seine Wunden heilen ließ.

In dieser Zeit fanden keinerlei Kriegsräte statt, was die Männer schon beunruhigte.

Einzig Kojuro ließ seinen Fürsten in Frieden und widmete sich wie üblich der Feldarbeit.

Dann, eines Nachmittags, erprobte Masamune nach langer Zeit seine Schwerttechniken in der Trainingshalle.

Seine Männer beobachteten ihn heimlich und waren in heller Aufregung, da ihr Fürst noch stärker geworden zu sein schien. Ihr Fürst war ja so großartig!!!

Natürlich bemerkte der Drache seine Männer.

„Hey, Guys! Ruft die anderen zusammen! Es ist Zeit für einen Kriegsrat!“, sagte er ruhig.

Die Männer johlten begeistert auf und machten sie sofort daran, alle anderen zusammen zu trommeln.

Wenig später waren alle in der Trainingshalle versammelt.

„Nun gut? Sind alle hier?“, fragte Masamune lächelnd in die Runde.

„Äh, nein Hitto. Meister Katakura ist noch nicht hier“, warf Bunshiro ein.

„Was? Wo zum Teufel steckt er?“, schimpfte Masamune, winkte aber rasch wieder ab. „Nun gut. Wir beginnen mit dem Kriegsrat. In den nächsten zwei Monaten soll sich jede Einheit gründlich vorbereiten. Sobald alle bereit sind, ziehen wir los in Richtung…“

„Oda, richtig?!!“

„Wir werden es diesem Akechi schon noch zeigen!!“

„Übertreibt es nicht!“, schimpfte der Fürst und unterband die Zwischenrufe seiner Männer. „Habe ich etwa Oda’s Namen genannt?“

Die Männer verstummten und sahen sich irritiert gegenseitig an.

„Huh?“, Yashinao kratzte sich fragend am Kopf. „Wir schnappen uns nicht Oda? Aber um wen kümmern wir uns denn dann?“

„Ganz einfach. Unser Ziel ist Kawanakajima.“

Stille.

Dann hakte Samanosuke vorsichtig nach. „Habt Ihr gerade wirklich Kawanakajima gesagt?“

„Was sagt Ihr da, Hitto?!“, rief Yashinao fassungslos. „Kawanakajima ist seit jeher der Kampfschauplatz zwischen Takeda und Kenshin!“

„Yep. Das ist der Punkt“, erwiderte Masamune gelassen.

„Wir sollen die Armeen von Takeda und Kenshin gleichzeitig angreifen?!“

„Aber warum, Hitto?!!“

„Bitte überlegt Euch das noch einmal!!“

„Wir können es uns nicht leisten, unsere Männer zu verlieren!“

„SHUT UP!!!!!“, brüllte Masamune genervt. „Niemand hat etwas davon gesagt, dass wir zwei Armeen auf einmal angreifen! Wir kümmern uns zuerst um Kenshin. Er wird sich auf Takeda und seine Soldaten konzentrieren, sodass wir ihn von hinten attackieren.“

Der Fürst verstummte kaum, da ging das Gezeter wieder von vorne los.

„Warum greifen wir nicht von vorne an?!“

„Das sieht dir gar nicht ähnlich, Hitto!!“

„Du fürchtest dich doch nicht etwa davor, Oda noch einmal gegenüberzustehen, oder?“

Gereizt zischte Masamune durch seine Zähne: „Seid doch endlich mal still und hört mir richtig zu!“

Diesmal war es jedoch Kojuro, der die Männer zum Schweigen brachte.

Energisch stieß er die Fusuma auf und brüllte laut in die Trainingshalle: „SCHWEIGT!!! IHR ALLE!!!“ Dann lief er eiligen Schrittes vor zu seinem Herrn und ging vor ihm auf die Knie. „Katakura Kojuro meldet sich zum Dienst.“

„Hey, Meister Katakura ist in Kampfkleidung gekommen“, flüsterte Bunshiro. „Er ist bereit für den Kampf.“

„Du bist anderthalb Stunden zu spät, Kojuro. Wo warst du?“, fragte Masamune, froh darüber, dass endlich Ruhe eingekehrt war.

„Mein Fürst, wie ich bereits sagte, werden wir dieses Jahr schwere Stürme zu erwarten haben. Daher habe ich unsere Ernte darauf vorbereitet.“

Masamune lachte laut auf. „Es dauert eine Weile, bis wir uns um Stürme Sorgen machen müssen.“

„Ich bin bereit, Euch in den Krieg zu folgen, mein Fürst!“, fügte Kojuro entschlossen hinzu. „Auch wenn das bedeutet, dass ich nicht zurückkehre!“

Masamune musterte Kojuro eine Weile ausdruckslos, dann lächelte er triumphierend. „Yeah. Ich bin froh, dass wenigstens einer versteht. Nun gut, fahren wir fort. Warum greifen wir nicht Oda an? Wir alle wollen uns an Oda und vor allem an Akechi rächen. Aber denkt mal kurz darüber nach. Wenn unsere gesamte Armee jetzt hinter Oda her wäre, wer würde hier zurückbleiben, um Oshu zu beschützen? Wehrlose Farmer, Frauen und Kinder. Sollte es einen Sieger in Kawanakajima geben und er sich dazu entschließen, unsere Abwesenheit zu nutzen, um in Oshu einzufallen, würde Yonezawa innerhalb von drei Tagen fallen.“

„Das… das ist wahr…“, murmelte Yashinao.

„Wenn wir Kenshin von hinten attackieren, während er sich auf seine Schlacht in Kawanakajima konzentriert, dürften wir unsere Verluste minimieren. Sobald wir Kenshin besiegt haben, kümmern wir uns um Takeda und seine Armee. Wenn wir ganz Japan erobern wollen, müssen wir früher oder später sowieso gegen die beiden antreten. Es ist nichts falsch daran, uns jetzt schon um sie zu kümmern. Also, was haltet ihr von meinem lustigen kleinen Spielplan?“

Die Männer brachen in Euphorie aus. Das war genau nach ihrem Geschmack! Ihr Boss war ja so großartig!

Masamune und Kojuro ließen die jubelnden Männer allein.

Im Gang sprach Kojuro seinen Fürsten an. „Mein Fürst, ich war sehr ergriffen von eurer Besorgnis bezüglich der normalen Bürger.“

„Was hast du denn erwartet nach deinem langatmigen Vortrag?“, kam es flapsig zurück.

Das zauberte ein Lächeln auf Kojuro’s Lippen. „Dieses Mal werde ich da sein, um Euren Rücken zu schützen.“

„Gut. Aber wir sollten uns besser beeilen.“

„Mein Fürst?“

„Wenn wir zulassen, dass dieser Krieg sich in die Länge zieht, wird der Winter über uns hereinbrechen.“ Masamune blieb stehen. Ein besorgter Blick zierte sein hübsches Gesicht. „Der Winter in Oshu ist rau und dauert viel zu lang. Ich mag die Kälte nicht. Alles wird unter einer weißen Leere eingesperrt. Die Felder frieren zu und es scheint, als wären wir vom Rest der Welt abgeschnitten. Wenn ich doch nur wärmere, fruchtbarere Länder für mein Volk sichern könnte… Müsste nie wieder jemand hungern.“

„Fürst Masamune…“

Der junge Fürst lachte leise auf. „Vielleicht versuche ich auch einfach nur, meine Handlungen zu rechtfertigen. Lass uns mit den Vorbereitungen beginnen. Ich will nicht zu spät zu meiner Verabredung mit Kenshin kommen.“

„Ja, mein Fürst.“
 

~ to be continued ~


Nachwort zu diesem Kapitel:
Kuro-Ikazuchi - bedeutet soviel wie "schwarzer Donner". Der Name stammt aus dem Kojiki, das die Mythologie und Frühgeschichte Japans vom mythischen Zeitalter der Götter bis zur Zeit der Kaiserin Suiko beschreibt. In dieser Schrift ist die Rede von acht Donnergöttern, die in der Unterwelt aus der Urmutter Izanami no mikoto entstehen. Kuro-Ikazuchi ist der Donnergott, der aus ihrem Bauch entstand.
Ich fand diesen Namen recht passend für Masa's Pferd, da es ja schwarz ist und Masa's Element der Donner ist. Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Rajani
2014-06-24T13:20:48+00:00 24.06.2014 15:20
Du hast die einzelnen charas gut getroffen. Ich krieg das nicht so hin, ich glaub das merkt man auch aber egal :-P
Von:  the-cooky-girl
2014-05-19T10:22:02+00:00 19.05.2014 12:22
*total freu*
endlich hatte ich mal Zeit wieder weiter zu lesen :-D
Dein Zweites Kapitel ist verdammt gut geworden :-)
Du hast die Männer, die im Anime eine bisschen wichtigere Rolle haben, in dates arme mit eingefückt bei dem treffen mit Mitsuhide. Das finde ich so richtig klasse ;-)
Den Charakter von Kojuro und Date hast du sehr gut getroffen :-D
Ich freue mich schon richtig auf das nächste Kapitel ^.^

LG Svenny

Ps. Ich werde die andere Geschichte "Blind" natürlich auch lesen ^_^



Zurück