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Tokyo: Real Vampire

Zwischen Gothic und Legende
von

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Keine Rechnung ohne den Joker

„So ist der ganze Aufruhr also endlich Geschichte. Welchen Preis hast du dafür bezahlt?“, wollte Oniji wissen, als sie ein paar Tage später zusammen in ihrer altbewährten Rockkneipe saßen und er gerade bereitwillig zuließ, daß Safall mit einer Kanüle seine Hauptadern am Arm anzapfte. Das Glas mit seinem eigenen Blut stand noch unberührt auf dem Tisch. Safall hatte es mit irgendeiner Lösung verdünnt, wohl aufgelöste Aspirin, damit es in der Zwischenzeit nicht gerinnen würde. Immerhin wollten Sie zusammen anstoßen.

„An wen? An die Pik-Linie oder an die Joker?“

„Beides.“

„Namai hat mich zum Kampf herausgefordert.“

„Aha, so heißt das jetzt also, wenn man sich zusammenschlagen lässt.“

„Hey, ich habe auch ausgeteilt!“, verteidigte sich Safall. Nagut, zumindest die ersten anderthalb Minuten, fügte er in Gedanken an. Dann hatte die wilde Furie es bereits geschafft, ihn in Grund und Boden zu stampfen wie einen Boxsack. Aber das sagte er Oniji natürlich nicht.

„Und? Hast du gewonnen?“

„Wo denkst du hin? Gegen Namai gewinnt keiner.“ Nein, die hatte ihn nach allen Regeln der Kunst vermöbelt. Es waren miese Schläge und Tritte in den Bauch und Rücken dabei gewesen, die er zum Teil heute noch spürte, wenn er seine Muskeln anspannte. In gewisser Weise hatte Namai den größten Teil von dem nachgeholt, was ihm in der <Hölle> erspart geblieben war. Shaishu hatte seine Partnerin aber irgendwann ein wenig zurückgehalten. Immerhin ging es hier ja lediglich um einen versehentlichen Rempler in einer Kneipe. - Shaishu selbst hatte Blut gewollt. Das Blut des Kreuz Ass hatte für ihn eine ruhmreiche Trophäe dargestellt. Welchem Vampir der Pik-Linie war es je gelungen, das Blut eines so hochrangigen Feindes zu bekommen? Aber auch das erzählte Safall Oniji nicht. Hätte Oniji DAS ausgeplaudert, hätte es Safall weithin zur Schande gereicht.

„Und weiter?“

„Der Pik König wollte Geld, als Entschädigung für den ganzen Aufruhr. Aber das waren vergleichsweise Peanuts, eher eine symbolische Geste.“

„Und die Joker?“

Safall zog vorsichtig die Nadel aus Onijis Arm und drückte ihm ein Taschentuch darauf. Dabei zog er ein unglückliches Gesicht. „Ich bin sicher, du wirst es irgendwann erfahren.“, wich er der Frage aus.

„Und wird deine Meuterei in der <Hölle> noch Konsequenzen gegenüber dem Kreuz König haben?“

„Nein, er hat es dabei belassen. Unter der Bedingung, daß keiner je davon erfährt, daß ich einfach aus der <Hölle> abgehauen bin. Aber da die Joker dort mit im Spiel waren, hat er wenig Handhabe. ... Der Türsteher, der dich reingelassen hat, wird das allerdings bitter bereuen, darauf darfst du wetten.“
 

Der Student nickte und seufzte leise in sich hinein. Sewill hatte ihm echt ganz schön Angst gemacht mit ihrem Anruf. Aber inzwischen wusste er ja, warum sie aus ihren Karten nicht hatte lesen können, wie unbeschadet Safall aus dieser Nummer herauskommen würde. Die Karten zeigten nur die Ergebnisse der Entscheidungen und Handlungen, die jemand gerade verfolgte. Aber man konnte die Zukunft ändern. Man konnte sich umentscheiden, anders handeln, andere Wege gehen, andere Ergebnisse verursachen. „Hör zu, Safall. Ihr Vampiristen seid ein interessantes Völkchen, aber was ihr treibt, ist mir einfach zu Hardcore. Eure Politik ist absolut nicht meins. Ich möchte gern aus dieser Szene wieder aussteigen.“

Safall lächelte. „Danke.“, hauchte er sanft.

„Wirst du mich gehen lassen?“

„Natürlich. Du tust mir ehrlich gesagt einen großen Gefallen damit, auch wenn ich es schade finde. Aber ich dürfte gar keinen Schüler haben. Wenn du nicht mehr mein Schüler bist, macht mir das wieder vieles einfacher.“

Der Student nickte verstehend. „Bleiben wir trotzdem Freunde?“

„Logisch. Du weist ja, wo du mich finden kannst.“ Safall hob das Glas mit dem Blut an seine Lippen und trank es, als sei das ein Versprechen.

„Kannst du deinen Sarg bitte wieder abholen?“, meine Oniji kleinlaut.

„Behalte ihn. Er war ein Geschenk.“

„Ist gut. ... Danke. ... Für alles!“

Sie umarmten sich kameradschaftlich, dann, als sie im gegenseitigen Einvernehmen feststellten, daß es zwischen ihnen nichts mehr zu sagen gab, trennten sich ihre Wege und Oniji verließ die Kneipe. Aus den Boxen dröhte gerade wieder The Gazette, wie bei seiner ersten Ankunft hier.
 


 

„Oniji. Würdest du bitte mit uns kommen?“

„Sorry, Leute, ich bin ausgestiegen. Ich bin keiner mehr von euch Vampir-Typen. Ich gehe gerade wieder eigene Wege.“

„Diese Option hast du nicht.“, grinste Dare Ka, der ihn gerade in einer unbelebten Seitengasse abgefangen hatte.

„Wieso nicht?“

„Du hast eine Menge Rechnungen bei uns zu begleichen. Wir haben dir den Pik König gebracht und wir haben Safall für dich aus der <Hölle> geholt, was auch mindestens zur Hälfte auf dein Konto geht. Du stehst zweimal in unserer Schuld. Ab jetzt bist du einer von uns. Ein Abtrünniger. Ein Joker.“

<Ich bin sicher, du wirst es irgendwann erfahren.>, hallte Safalls Stimme in seinem Kopf nach. Das war es also gewesen. Er hatte den Jokern als Gegenleistung seinen Schüler überlassen müssen. Darum hatte er wohl auch den Sarg behalten sollen. Oniji lächelte breit. „Gut. Ich freu mich darauf! Lasst uns die Vampir-Szene aufmischen!“



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