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Come, what may...

Eine JohnLock-Story
von

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Nur ein Trugbild?

Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend stieg ich aus dem Cab und warf einen Blick auf das Häuschen, das einmal ein Ort war, den ich gern aufsuchte. Jetzt barg es nur noch einen Haufen schmerzhafter Erinnerungen.

Ich steckte meine Hände in die Hosentaschen und versuchte mich irgendwie vor der immer kälter werdenden Abendluft zu schützen, dann machte ich mich auf den Weg zu dem Ausläufer des Boating Lake und überquerte langsam die Brücke. Anschließend folgte ich dem Weg zum Inner Circle und blieb stehen. Ich warf einen Blick auf meine Uhr und stellte fest, dass ich viel zu früh war. Also beschloss ich, noch eine Runde zu drehen und irgendwie auf andere Gedanken zu kommen.

In einem gemächlichen Tempo folgte ich der Straße und umrundete den Park. Als die York Bridge in Sichtweite aber dennoch in weiter Ferne war, ertappte ich mich dabei, wie ich mich bereits nach einer Gestalt umsah, die auf mich warten könnte. Doch um diese Zeit war hier niemand mehr - zumindest niemand, der wartend irgendwo stand. Ein oder zwei Mal fuhr ein Auto an mir vorbei Richtung York Bridge, doch es war weder ein Auto das ich kannte, noch saß jemand darin, dessen Gestalt mir bekannt vorkam, wenn das Licht der Straßenlaternen sie beleuchtete.

Als ich die York Bridge erreichte und niemand zu sehen war, warf ich einen ungeduldigen Blick auf die Uhr - noch immer zu früh. Um mich von der Warterei noch etwas abzulenken suchte ich mir eine Bank, setzte mich und versuchte mich erneut am Entschlüssen der codierten SMS. Doch es nützte nichts. Meine Gedanken waren so abgelenkt von dem bevorstehenden Treffen, dass ich mich kaum auf das Getippte konzentrieren konnte. Nach einer Weile bemerkte ich, dass meine Hände vor Aufregung zitterten und mein Puls förmlich raste.

Zuerst konnte ich mir diese Unruhe nicht erklären - so hatte ich bisher nie reagiert, wenn ich mich unbekannterweise mit einem Klienten traf oder sonstige nebulöse Mitteilungen mit der Bitte um ein Treffen bekam.

Doch dann wurde mir klar, dass ich die ganze Zeit hoffte, dass der Absender Sherlock war.

Sofort steckte ich das Telefon weg, stopfte meine Hände in die Taschen, sprang auf und lief unruhig hin und her. Ich durfte mir solche Gedanken, solche Hoffnungen, dass er noch leben könnte, gar nicht erst erlauben. Nicht jetzt, wo langsam zu mir durchsickerte, dass er nie mehr zurück kommen würde - weil er damals gestorben ist, nachdem er von diesem verdammten Dach gesprungen war!

„Ich bin so ein Idiot!“ schimpfte ich lautstark über mich selbst während ich wütend vor mich hinstapfte.

„Stimmt, du bist ein Idiot, aber immerhin hast du meine Nachricht entschlüsselt. Naja, so schwer war sie ja auch nicht. Die typische Angabe von Zeit und Ort. Kaum der Bezeichnung „entschlüsseln“ würdig. Aber für einen normalen Menschen sicher schwierig genug, um eine ganze Weile darüber nachdenken zu müssen.“

Als ich ihn sprechen hörte, blieb ich sofort stehen und mir stockte der Atem. Ich erkannte die Stimme, die Wortwahl, die Art wie jedes einzelne Wort ausgesprochen wurde. Ich konnte ihn sogar vor meinem inneren Auge sehen, wie er bei dem Gedanken an die für ihn langweilige Denkweise der gewöhnlichen Menschen die Augen verdrehte.

Hastig schloss ich die Augen, versuchte ruhig und tief durchzuatmen. Nein, vollkommen unmöglich! Mein Inneres spielte mir - mal wieder - einen Streich. Auch wenn dieser der bislang realistischste Streich war. Wer auch immer die SMS geschickt hatte und sich hier mit mir treffen wollte, es war definitiv nicht Sherlock!

Nachdem ich mir eingeredet hatte, dass es nicht ER war, wurde mir bewusst, dass ich nichts mehr gehört hatte. Mit angehaltenem Atem und geschlossenen Augen lauschte ich einen Moment: Niemand sprach, es waren keine Schritte zu hören. Ganz so, als wäre ich allein.

Langsam atmete ich aus und öffnete meine Augen, wagte es jedoch nicht, mich in die Richtung umzudrehen, aus der zuvor die Stimme gekommen war. So sehr ich mir eingeredet hatte, dass es Sherlock war, so sehr ich im tiefsten Inneren immer noch hoffte, dass er lebte - so sehr fürchtete ich mich doch davor, dass er plötzlich vor mir stehen könnte. Und wenn es auch nur war, weil ich halluzinierte.

Ich war so angespannt, dass ich erschrocken zusammenfuhr, als ich in einiger Entfernung ein Rascheln im Gebüsch hörte. Wie sich kurz darauf herausstellte war es nur eine Katze, die mich nur eines kurzen Blickes würdigte, als sie mich bemerkte und dann desinteressiert wieder von dannen zog.

Das war der Moment, in dem ich beschloss mich zu setzen und suchte mir eine Bank in der Nähe. Dabei vermied ich es peinlichst genau, mich mehr als nötig umzusehen, damit ich nicht etwas erblickte, dass ich nicht - oder doch? - sehen wollte.

Ich setzte mich und versuchte mich etwas zu beruhigen - und mein Gehirn dazu zu bringen, nicht die aberwitzigsten Gedankengänge zu verfolgen.

„Meine Güte, John, was ist denn nur los mit dir? So durcheinander habe ich dich ja noch nie erlebt. Um ein Haar hättest du dich eher NEBEN die Bank gesetzt, als darauf.“

Erschrocken hörte ich wieder diese allzu vertraute Stimme mit dem sehr vertrauten spöttischen Tonfall, doch was mich am meisten erschreckte war die Tatsache, dass ich Schritte auf dem feinen Kiesboden hörte, die auf mich zukamen. Mir war, als würde mein Herz stehen bleiben, als ich schließlich den Mut dazu aufbrachte, mich nach dem Verursacher umzusehen. Es war wohl eine Art innerer Drang gewesen, der mich dazu veranlasste mich umzusehen, denn eigentlich war ich bisher immer darauf bedacht gewesen, diese Illusionen nicht so nah an mich heran zu lassen. Ich hatte ständig versucht, eine Mauer um mich herum aufzubauen, die den Schmerz fernhalten sollte. Den Schmerz, der mich heimsuchte, seit Sherlock beerdigt worden war und die Gewissheit langsam zu mir durchsickerte, dass er nie mehr wieder kommen würde. Doch als ich nun die Gestalt sah, die auf mich zukam, fiel diese Mauer in sich zusammen und zerbarst geradezu in eine Wolke aus Staub, der mir die Tränen in die Augen trieb und mich an meinem Verstand und der Wirklichkeit zweifeln ließ.

Die dunkle Gestalt hatte mich inzwischen erreicht und blieb stehen.

Vor mir stand er, der einzige und wahre Sherlock Holmes.



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