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Es war etwas geschehen, etwas schreckliches, das alles hätte verändern können. Wir waren nun schon seit Jahren in einer Band, fast genauso lange befreundet und dann... durch einen einzigen kleinen Fehler war das alles in Gefahr.

So hart das klingen mag, aber er war nicht einmal mein Typ. Auch wenn man es kaum glauben mag, ich stehe auf beständige Männer. Echte Kerle, auf die man sich in allen Lebenslagen verlassen kann, die breite Schultern haben an denen man(n) sich anlehnen kann, wenn es erforderlich ist und die einfach geil aussehen, zum niederknien geil... Ich möchte damit nicht sagen, dass er schlecht aussieht, aber... abgesehen von der Arbeit, ist er wirklich schlampig. Ständig vergisst er alles, vor allem wichtige Dinge. Sein Hausschlüssel, sein Handy und sein Portemonnaie mussten oft dran glauben, selbst sein Notebook war nicht sicher vor seiner Vergesslichkeit. Mir ist es ja immer noch schleierhaft, wie man einen so großen Gegenstand einfach unbemerkt liegen lassen kann.

Klar, ich selbst bin auch ein kleiner Chaot, nur bezieht sich das auf andere Dinge, die ich hier aber nicht weiter ausführen möchte. Das geht ja auch keinem etwas an...

Jedenfalls verstand ich nicht wie es dazu kommen konnte. Ja, ich war nie ein Kind von Traurigkeit und Alkohol war auch nicht immer mein Freund, aber so betrunken... ich glaub, das war ich noch nie. Allerdings stellte sich mir auch eine andere Frage. Wieso hatte er es soweit kommen lassen? Ja... bei sowas waren immer zwei verantwortlich und dennoch... er trank selten, sehr selten... quasi gar nicht und doch war ich heute morgen in seinem Bett aufgewacht, nackt. Zunächst hatte ich mich irritiert umgesehen und musste die einzelnen Fragmente der vorherigen Nacht zusammensetzen. Ich konnte mich aber recht schnell an seinen Geruch, seine Lippen auf meinem Körper und seine Hitze erinnern. Mein Verdacht bestätigte sich, als er freudestrahlend mit einem Tablett in den Händen das Zimmer betrat und es auf dem Nachtschrank abstellte. Er hatte Frühstück gemacht, für mich... Es wurde mir von Minute zur Minute unangenehmer dort zu sitzen und am liebsten wäre ich auf der Stelle geflüchtet. Doch wie? Und wohin? Der Mann, in dessen Bett ich saß, war kein unbekannter. Wir arbeiteten zusammen, sahen uns beinahe jeden Tag.

„Was ist? Hast du keinen Hunger? Oder geht’s dir nicht gut?“, vernahm ich die besorgten Worte und mir wurde wirklich ziemlich mulmig zumute. Was sollte ich sagen? Wie sollte ich es ihm sagen? Es war ein Ausrutscher gewesen, nichts ernstes... eine einmalige Sache, die niemals wieder geschehen durfte. Aber wie sollte ich das nun über die Lippen bringen, bei dem Lächeln, das mir hier entgegen gebracht wurde? Also aß ich doch etwas und es schmeckte zu meinem Leidwesen wirklich gut. Nun fühlte ich mich noch elender. Er schien aber nichts zu merken, lächelte zufrieden als ich nun doch frühstückte und erhob sich. Er verließ den Raum und kam kurz darauf mit meinen frisch gewaschenen und zusammengelegten Sachen zurück. Na toll! Wieso tat er das? Das war doch echt nicht zum aushalten! Ich stellte den Teller zurück aufs Tablett und erhob mich.

„Ich geh dann mal duschen...“, brachte ich noch gerade so heraus als ich nach den Sachen griff und regelrecht ins Badezimmer flüchtete. Ich musste erst mal tief durchatmen, sah mich in dem Raum um. Kai hatte sogar ein Duschtuch bereitgelegt. Wie schwer wollte der Kerl mir das denn noch machen? Ich musste nun doch etwas lächeln und begab mich unter die Dusche. Nachdem ich das warme Wasser lange genug genossen hatte, drehte ich es ab und stieg heraus. Beim Abtrocknen wanderte mein Blick automatisch Richtung Spiegel. Ich erschrak ein wenig, hatte Kai sich doch ausgiebig auf meiner Haut verewigt. Zum Glück waren es keine sichtbaren Stellen. Allerdings strich ich über einen besonders dunklen Knutschfleck. Sofort kamen mir wieder die Bilder in den Sinn und ich schüttelte den Kopf.

Himmel! Warum benahm ich mich so merkwürdig? Das war nicht mein erster One-Night-Stand und doch war es der erste mit einem Kollegen, einem Freund... mit Kai. Ich seufzte und schaute zur Tür. Hoffentlich erhoffte der jüngere sich nichts von dieser Nacht. Ich wollte nicht, dass das Bandklima darunter leiden musste.

Nachdem ich mich schließlich angezogen hatte, rang ich mich endlich dazu durch den Raum zu verlassen. Ich atmete einmal tief durch und öffnete die Tür, wurde sogleich schmunzelnd empfangen.

„Da bist du ja, ich wollte gerade nach dir sehen...“, kam es mir dann auch entgegen und ich bemühte mich um ein Lächeln.

Ein bisschen wunderte es mich schon, dass er nichts zu letzter Nacht sagte. Machte er sich keinerlei Gedanken? Vielleicht... aber dann waren meine ganzen Bedenken überflüssig.

Letzten Endes machten wir uns gemeinsam auf den Weg. Normalerweise wurden wir von einem Mitarbeiter der Firma abgeholt, doch dem hatten wir gestern noch frei gegeben. Er hatte irgendeine Familienfeier oder so... ich hatte nicht genau zugehört...

Jedenfalls liefen wir nun schweigend nebeneinander her und das brachte mich beinahe um den Verstand!

Kurz vor unserem Ziel griff ich seine Hand und zog ihn in eine Seitenstraße. Er sah mich zunächst überrumpelt an, betrachtete mich dann allerdings mit aufmerksamen Augen.

„Hör zu... das... letzte Nacht, das sollten wir einfach vergessen...“, stammelte ich mir zurecht und blickte zu Boden.

Zunächst erhielt ich keine Antwort, dann vernahm ich aber ein seufzen.

„Also benimmst du dich deswegen schon die ganze Zeit so...? Meinst du nicht dass das hier ein ungünstiger Ort ist um das zu besprechen?“, kam es dann sehr gefasst von ihm.

Nun traute ich mich auch wieder aufzusehen und erwiderte den Blick. Leider konnte ich in seinen Augen nicht lesen, was er dachte.

Ich schüttelte den Kopf.

„Da gibt es auch nichts zu besprechen... Es war eine einmalige Sache...“, entgegnete ich sogleich und seufzte, fuhr mir fahrig durchs Haar.

„Nimm es bitte nicht persönlich, aber... du bist so gar nicht der Typ Kerl auf den ich eigentlich stehe... du bist zu... schmächtig und schüchtern... zu nett... ich mag eigentlich mehr Männer, die muskulös sind, wissen was sie wollen und sich nichts gefallen lassen und... das bist du nicht...“

Wieder sah ich zur Seite. Eigentlich hatte ich es so nicht sagen wollen, doch es war einfach aus mir herausgeplatzt.

„Lass... lass uns einfach weitergehen, ja? Wir kommen sonst zu spät...“, versuchte ich dann schnell abzulenken und spürte eine kurze Berührung an meiner Schulter. Doch ich war schon weitergegangen. Nun tat es mir leid, was ich gesagt hatte und drehte mich nochmal um. Kai lief direkt hinter mir. Er lächelte mich kurz an, ehe er einen ernsten Blick aufsetzte und mich dann überholte.

Das war der letzten Tage an dem ich ihn auf seine unverkennbare Art und Weise hatte lächeln sehen.
 

„Wow! Kai, schon gesehen? Du wurdest von JPop Asia zum sexiest Rocker 2013 gewählt...“, kam es anerkennend von Reita und klopfte dem Angesprochenen auf die Schulter.

„Für mich ist es ja immer noch ein Rätsel wie du soviel Muskelmasse aufgebaut hast und das in so kurzer Zeit...“, meldete sich nun auch Uruha zu Wort und schmiss sich aufs Sofa. Heute trafen sie sich um ihre Ideen mal wieder auszutauschen. Sie arbeiteten derzeit an einem neuen Album und würden bald auf ihre eine weitere Tour gehen. Da gab es noch viel zu erledigen.

„Ein Wort: Disziplin...“, entgegnete der Drummer und ließ sich auf die Lehne sinken, trommelte sogleich auf seinen Oberschenkeln herum.

Ich beobachtete alles aus leichter Entfernung. Ja, Kai hatte sich verändert. Er hatte ausgeprägtere Muskeln, breitere Schultern, wirkte selbstbewusster... alles Dinge, die für eine positive Entwicklung sprachen und doch passte es mir nicht. Ich hatte im Laufe der Zeit bemerkt wie er sich immer mehr verändert hatte und das machte mir Sorgen. Klar, wir erfanden uns alle neu, wir waren älter, reifer. Ich selbst hatte meine Piercings herausgenommen und hatte so gut wie keine Männergeschichten mehr am Laufen. Je berühmter man war, desto problematischer war das. Dennoch... zunächst hatte es klein Angefangen. Er hatte sich fast gänzlich abgewöhnt breit zu grinsen, aller Welt sein süßes Grübchen zu zeigen. Dann hatte er größtenteils aufgehört mit uns herum zu albern, war ernster geworden und er hatte sich zurückgezogen. Er hatte auch wieder angefangen zu rauchen... Wir waren früher wie eine Familie gewesen, inzwischen erkannte ich ihn kaum wieder. Ich wusste nicht warum er sich so verändert hatte, ich war nur besorgt um einen Kollegen, einen Freund... um Kai.

Nachdem wir also stundenlang alles mögliche besprochen hatten, machten wir eine Pause und ich bemerkte zunächst gar nicht, dass ich allein mit dem Drummer war. Erst als ich es rascheln hörte, schaute ich hinüber und sah seinen Haarschopf. Anscheinend waren ihm Papiere herunter gefallen. So stand ich auf und half ihm sie aufzusammeln. Zunächst sah er mich überrascht an, sagte jedoch nichts. Nachdem wieder alles fein säuberlich auf dem Tisch lag, sprach ihn an.

„Sexiest Rocker 2013, hm?“, murmelte ich und lächelte leicht. „Dann muss ich wohl gratulieren...?“

Er zuckte mit den Schultern, seufzte leicht.

„Das ist doch eh subjektiv...“, entgegnete er und sah auf, direkt in mein Gesicht.

„Ich kenne bei weitem heißere Kerle...“

Unwillkürlich musste ich schlucken. Mein Hals war mit einem Mal so verflucht trocken... Ich räusperte mich und sah nun zu Boden. Ich haderte wiedermal mit mir und rang mich schließlich doch dazu durch endlich das Thema anzuschneiden.

„Sag mal... gibt es einen gewissen Grund?“, nuschelte ich und als ich aufsah, erntete ich einen ratlosen Blick. Anscheinend wusste er nicht worauf ich hinaus wollte.

„Also... ich rede davon, dass du dich so verändert hast...“, beschrieb ich es nun ausführlicher und erwiderte den Augenkontakt.

Doch alles was ich in diesen schönen Iriden lesen konnte, war Unverständnis.

„Aoi... ich weiß wirklich nicht, worauf du hinaus wil...“

„Dein Grinsen! Wieso lachst du nicht mehr? Wo ist der schüchterne, manchmal tollpatschige Kai geblieben? Du hast dich so verändert, dass ich dich nicht wiedererkenne... ich vermisse es manchmal echt mit dir rumzublödeln, so wie damals bei der NLSG Tour...“, unterbrach ich ihn und biss mir im nächsten Moment auf die Lippen, als ich finster angesehen wurde.

Er packte mich unsanft am Kragen und drückte mich auf den Tisch. Für einen Moment dachte ich wirklich, er würde mir eine reinhauen, doch stattdessen legte er nur seinen Kopf auf meine Brust und schwieg.

Ich traute mich nicht mich zu bewegen oder auch nur zu atmen.

„Ich weiß echt nicht, was dein Problem ist... damals hast du gesagt, du stehst nicht darauf, also hab ich mich verändert und nun ist es dir auch nicht recht...“

Der jüngere hob nun seinen Kopf und sah mir kurz in die Augen, ehe er gänzlich von mir abließ.

Ich starrte ihn vor Unglauben regelrecht an. Hatte ich mich verhört? Aber das hieße ja...

„Weißt du was? Vergiss es einfach... anscheinend bin ich wirklich so gar nicht dein Typ... schon okay...“, meinte er dann plötzlich und mir fehlten noch immer die Worte.

Kai hatte sich meinetwegen so verändert... nur wegen mir hatte er einen ganz anderen Typen aus sich gemacht und mir... war das das nicht einmal aufgefallen.

Ehe ich noch etwas hätte dazu sagen können, betraten auch schon die anderen den Raum. Ruki hob verwundert eine Augenbraue, als er mich noch immer halb auf dem Tisch liegend vorfand, doch verkniff er sich einen Kommentar. Ich richtete mich auf und beobachtete wie Kai sich wieder an seinen Platz setzte und so tat als wäre nichts vorgefallen. Ich selbst war noch total durcheinander, sodass ich kaum etwas von dem Rest der Besprechung mitbekam.
 

Das Album und die Tour waren ein voller Erfolg und doch konnte ich mich nicht so richtig darüber freuen. Seit dem Vorfall hatte sich Kai nun gänzlich vor mir zurückgezogen und vermied es ebenfalls mit mir allein im Raum zu sein. Es gab also keinerlei Gelegenheit noch einmal über die Sache zu reden. Wozu ich allerdings genügend Zeit gehabt hatte, war, mir Gedanken über meine Gefühle zu machen. Wie hatte es soweit kommen können? Wieso hatte ich es niemals bemerkt und das obwohl es doch im Nachhinein total offensichtlich gewesen war...

Ich war wirklich ein Idiot... oder ich hatte es nicht sehen wollen. Doch warum? Kai hatte einfach alles... vielleicht war genau das der Grund gewesen... ich hatte es nicht zulassen wollen, weil ich Angst hatte... Angst davor, wenn er gemerkt hätte, dass ich nicht gut genug für ihn war, dass er jemand besseren haben konnte... stattdessen hatte ich ihn von mir gestoßen.

Ich seufzte und erntete einen schiefen Seitenblick von Uruha.

„Okay... findest du das so öde?“, fragte er mich direkt und ich schüttelte sofort den Kopf.

„Nein, nein... auf gar keinen Fall! Ich bin nur... in letzter Zeit mach ich mir über zu viele Dinge Gedanken... aber nicht der Rede wert!“, entgegnete ich und sah auf den Monitor.

„Mhh... na wenn du das sagst...“, kam es daraufhin von dem brünetten und klickte erneut auf 'Start'.

Nachdem wir endlich fertig waren und alles schön säuberlich weggeräumt hatten, gönnten wir uns noch ein Bierchen auf dem Sofa. Endlich konnte ich mal den Kopf ein bisschen abschalten und einfach nur entspannen.

„Sag mal... ist irgendwas zwischen dir und Kai vorgefallen? Ihr redet kaum noch miteinander und Ruki meinte, du hättest neulich ziemlich verstört ausgesehen, nachdem du mit Kai allein im Besprechungsraum geblieben bist.“, sprach Uruha mich auf das Offensichtliche an und sofort war die positive Atmosphäre verschwunden. Ich betrachtete mein Bier in der Hand und schwieg.

Der Größere bemerkte natürlich, dass etwas nicht stimmte, aber war rücksichtsvoll genug es nicht weiter anzusprechen. Das dachte ich zumindest...

„Na ja... wenn das der Fall ist, dann weißt du vermutlich auch nicht mehr von Kais neuer Flamme...“

Ich zuckte alarmiert zusammen und sah ihm wie ein verschrecktes Reh in die Augen.

„Was schaust du so? Sag bloß du hast das nicht mitbekommen?...“, entgegnete er überrascht und ich merkte wie ich zu schwitzen begann. Die anderen hatten es also bemerkt! Verflucht! Was sollte ich nun tun...?

„Du hast davon echt nichts mitbekommen oder? Na, dann will ich dich mal aufklären...“, führte der brünette weiter aus und ich hoffte in dem Moment so sehr, dass der Boden sich auftun würde. Doch er tat es nicht.

„Der neue Assistent... Koyama-san... ich hab gesehen wie sie sich immer wieder ansehen, wenn sie sich unbeobachtet fühlen oder sich 'unauffällig' berühren...“, ließ er dann die Bombe platzen.

Ich brauchte einen Moment bis die Worte zu mir durchdrangen, dann tat sich doch noch der Boden auf und ich fiel in ein tiefes, schwarzes Loch.

„Aoi? Sag bloß, das ist so ein großer Schock für dich? Aber... du stehst doch auch auf Männer! Ich weiß wirklich nicht, was jetzt los ist...“, vernahm ich die Worte wie durch einen Schleier.

Kai hatte mich aufgegeben... da war nun ein anderer Kerl und der wusste seine Art sicherlich zu schätzen...

Schließlich schüttelte ich den Kopf und zwang mich zu einem Lächeln.

„Ach, ich... war nur überrascht... ich hätte das wirklich nie gedacht...“, stammelte ich mir zurecht und nippte an meinem Bier.

Die nächsten Tage kam ich nicht umhin Kai genaustens zu beobachten, vor allem in seinem Verhalten dem Assistenten gegenüber. Ich konnte einfach nicht anders, obwohl ich wusste, dass es mich nur noch mehr verletzte.

Zu meinem Leidwesen hatte Uruha recht. Jedes Mal, wenn sie sich zufällig berührten und in die Augen sahen, konnte man die Spannung spüren und es schmerzte unendlich. Das tat es vor allem, wenn Kai lächelte. Ja, er strahlte den anderen Mann geradezu an, so wie er es früher immer bei mir getan hatte... er sollte es wieder bei mir tun! Er sollte mich wieder so ansehen, nur mich! Ja, ich gebe es zu, ich war eifersüchtig...

Dennoch konnte ich nichts tun, damit alles wieder so wurde wie früher, oder?

„Hey, alles klar?“, wurde ich plötzlich von der Seite angesprochen und zuckte merklich zusammen. Sofort sah ich in das Gesicht von Ruki, der mich kurz musterte und einen Schluck von seinem Kaffee trank. Ich nickte nun und sah wiedermal zu Boden.

„Klar, was auch sonst?“, entgegnete ich, kramte meine Zigaretten hervor.

„Okay... wenn du das sagst, aber ich würde dann an deiner Stelle aufhören Kai anzustarren, nicht dass man noch etwas falsches denkt...“, meinte der jüngere schmunzelnd.

Ich biss mir ertappt auf die Unterlippe und drehte die Schachtel in meinen Händen.

„So offensichtlich?“, nuschelte ich und musste schlucken.

„Na ja... mir ist schon seit längerem aufgefallen, dass bei euch etwas im Busch ist... aber die Aktion neulich, das hat mir schon genügt um die notwendigen Schlüsse zu ziehen...“, kam es von dem kleineren. Erneut nippte er an seinem Getränk.

„Also? Was läuft da? Schlaft ihr miteinander?“, harkte er nach.

Ich schob mir nun eine Kippe zwischen die Lippen, zündete sie an. Das brauchte ich jetzt.

„Wir haben... einmal... es war eigentlich keine große Sache, aber... letzten Endes bin ich wohl schuld daran...“, gestand ich leise.

Ruki musterte mich erneut und schüttelte den Kopf.

„Ihr seid beides Idioten...“, entgegnete er woraufhin ich ihn fragend ansah.

„Genau das Gleiche hat er nämlich auch gesagt...“

Überrascht sah ich ihn an, musste erst einmal einen tiefen Zug nehmen, doch wusste ich nichts darauf zu erwidern. Was hätte ich auch sagen sollen?

„Ihr solltet miteinander reden, vernünftig... und euch Zeit dafür nehmen...“, schlug der Kurze vor und ich konnte nur nicken. Vermutlich hatte er recht...

Natürlich hatte er recht und obwohl ich es mir im nächsten Moment vorgenommen hatte, traute ich mich nicht ihn anzusprechen. Was, wenn das Gespräch nicht so ausging, wie ich es mir erhoffte? Ja, ich war ein Feigling, doch was sollte ich tun? Vielleicht wollte Kai gar nicht mit mir reden... die Sache mit Koyama-san zeigte doch, dass das Thema für ihn beendet war. Er hatte damit abgeschlossen und ich sollte das auch tun. Allerdings konnte ich das nicht.

Obwohl der Tag sehr anstrengend gewesen war, lag ich nachts in meinem Bett wach. Also stand ich auf und trank ein Bier nach dem anderen. Ich schrieb Twittereinträge, die vermutlich wenig Sinn machten und doch lenkte es mich ein wenig von meinen Sorgen ab.

Nachdem ich mein drittes oder viertes Bierchen intus hatte, wer zählt schon genau nach wie viele in einem Sixpack verpackt sind, fasste ich mir doch den Mut und wählte Kais Nummer.

Ich würde ihn um ein Gespräch bitten und wenn er damit einverstanden ist, dann konnten wir das klären, wenn nicht dann wusste ich wenigstens, dass es wirklich vorbei war.

Ich musste ziemlich lange warten und wollte gerade wieder auflegen, als ich ein Klacken hörte. Kurz darauf vernahm ich die Stimme eines ziemlich verschlafen wirkenden Kais.

„Moshi moshi?“

Vielleicht war die Idee doch nicht so gut gewesen und ich schaute mich nun hektisch im Raum herum, suchte nach einer Lösung. Ich fand keine.

„Ha~llo Kai, isch binsch... Aoi...“, entgegnete ich doch ziemlich undeutlich. Himmel! Soviel hatte ich doch gar nicht getrunken!

Zuerst erhielt ich keine Reaktion, sodass ich befürchtete er hätte aufgelegt oder wäre wieder eingeschlafen.

Doch dann hörte ich ihn deutlich munterer antworten: „Aoi, hast du getrunken?“

„Nur ein-schwei vielleischt drei kleine Bierchen...“, ich atmete tief durch, bemühte mich deutlich zu sprechen.

„Aber deswegen ruf ich nicht an...“, erwiderte ich und schwieg dann wieder. Warum hatte ich ihn denn nun nochmal angerufen? Ich hatte es vergessen...

„Ist alles in Ordnung? Es ist mitten in der Nacht... was auch immer der Grund ist, das können wir doch auch ein andernmal bespre...“

„Nein! Ich... ich weiß nicht, ob das ein annernm... andermal geht...“, unterbrach ich ihn.

„Schläfst du... schläfst du mit Koyama-san?“, platzte es aus mir heraus und am liebsten hätte ich mich getreten. Das war nun wirklich nicht das, was ich wissen wollte.

Anscheinend war er über die Frage ziemlich überrascht, denn ich erhielt zunächst keine Antwort.

„Aoi... was soll ich dir darauf antworten...?“, hörte ich dann und erneut blieb beinahe mein Herz stehen. Also... tat er es wirklich...

„Schon... gut... ich hab mich... nur gefragt, weil ihr... euch so gut... versteht...“, stammelte ich mir zusammen. Ich hatte einen dicken Kloß im Hals und am liebsten hätte ich losgeheult. Doch ich konnte mich zusammenreißen.

„Ich verstehe mich nicht besser oder schlechter mit ihm als mit dem Rest, aber... wieso rufst du nun wirklich an? Nur um mich das zu fragen? Ich schlafe nicht mit ihm... und das solltest du wissen... am liebsten würde ich dir gerade echt eine verpassen... erst stößt du mich von dir, weil ich nicht dein Typ bin, dann stößt du mich von dir, weil der neue Kai dir auch nicht in den Kram passt, dann lasse ich dir Zeit damit dir klar wird, was du möchtest und jetzt kommst du wieder mit irgendeinem Mist... so langsam weiß ich wirklich nicht mehr weiter...“

Ich blinzelte ungläubig. Hatte ich mich verhört? Anscheinend nicht... Kai hatte niemand anderen, er wollte noch immer mich. Ich war wirklich ein Idiot!

„Es... tut mir.. leid...“, entgegnete ich mit zitternder Stimme und wischte mir über die Augen.

„Ich... ich rufe an, weil ich mit dir reden wollte... ich... hab soviel nachgedacht und... ich... ich mag alles an dir, wirklich alles... ich hab es immer gemocht, konnte es mir nur nie eingestehen und... ich hatte Angst, dass du mich nun... nicht mehr willst, weil ich doch so ein... so ein Trottel bin...“

So sehr ich mich auch bemühte mich zusammen zu reißen, nun kullerten doch ein paar Tränen über meine Wangen, die ich aber sofort wegwischte.

„Aoi... du bist kein Trottel...“, kam es mit sanfter Stimme von Kai.

„Hör zu... ich zieh mich jetzt an und komm dann rüber und... dann kannst du mir das alles nochmal ins Gesicht sagen, damit ich dich anschließend in die Arme schließen und küssen kann...“

Beinahe augenblicklich versiegten die Tränen und ein leichter Rotschimmer bildete sich auf meinen Wangen. Oh Gott! Noch nie zuvor war mir etwas dermaßen peinlich und dennoch wünschte ich mir, dass er diese Worte in die Tat umsetzte.

Ich schluckte und nickte, gab ein leises 'Okay' von mir.

Es brauchte wirklich nicht lange, da klingelte es und ich ließ ihn herein. Ich kam erst gar nicht dazu etwas zu sagen. Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, hatte er mich an sich gezogen und geküsst. Obwohl es nur ein kurzer Kuss war, war er doch der schönste, den ich je erlebt hatte. Es kribbelte überall angenehm und ein warmes Gefühl machte sich in meiner Brust breit. Ich wollte einfach mehr davon und das bekam ich auch. Was soll ich sagen? Wir führten kein Gespräch und trotzdem kamen wir uns in dieser Nacht näher als jemals zuvor.

Als die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster schienen, lagen wir auf meinem Bett aneinander gekuschelt. Meinen Kopf hatte ich halb auf Kais Brust gebettet und er fuhr mit einem Finger immer wieder zärtlich meinen Oberarm auf und ab.

Ich lauschte seinem gleichmäßigen Herzschlag und nahm seinen Geruch war. Es war wirklich schön, beinahe wie im Traum.

„Wie wär's mit... Frühstück?“, flüsterte ich schmunzelnd. Ich erhielt keine Antwort, nur ein breites Grinsen zierte das Gesicht des jüngsten. Ich liebte dieses Lächeln.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe euch hat die Geschichte gefallen. Es ist mal ein anderes Pairing als gewöhnlich, aber es ist mein Lieblingspairing.
Nun wünsche ich euch allen schöne Weihnachten und einen guten Rutsch ins Jahr 2014. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2013-12-25T15:06:48+00:00 25.12.2013 16:06
es stimmt halt doch gleich und gleich gesellt sich gern XD
ich fand die story sehr niedlich

lg kai
Antwort von:  Yolei
25.12.2013 22:02
Tja... manchmal steht man sich eben doch zunahe um zu merken wie wichtig einem der andere wirklich ist. Aber schön dass sie dir gefallen hat. Danke für deinen Kommentar und frohe Weihnachten
Von:  YutakaXNaoyukis_Mika
2013-12-24T15:39:34+00:00 24.12.2013 16:39
Awww!
Aoi is wirklich ein Trottel, aber Kai is auch nicht besser. Tja, eben zwei Idioten, die sich gesucht und gefunden haben. So spielt das Leben eben manchmal.
Aber wie du weißt, is das ja auch mein Lieblings-Pair *zwinker*
Wirklich süße Story.
Antwort von:  Yolei
25.12.2013 11:23
Das kannst du laut sagen und ich freu mich, dass sie dir gefallen hat ^///^
Du hast recht, manchmal ist das mit der liebe so ^^' wichtig ist aber dass sie endlich zusammen sind XD


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