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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Früheste Erinnerungen

24) Früheste Erinnerungen
 

Er angelte sein Handy aus der Hosentasche und wählte Bobbys Nummer.

„Hallo Sam“, meldete sich der Jäger nach einem Klingeln.

„Hey. Hast du nix zu tun?“

„Rufst du Schlaumeier nur an um mich das zu fragen?“

„Nein, ich … entschuldige!“

„Schon gut, Junge“, erwiderte der Ältere und seiner Stimme war anzuhören, dass er zumindest breit schmunzeln musste.

„Bobby, ich … es geht um Dean!“

„Was hat der Bengel denn nun schon wieder angestellt. Ich dachte ihr hättet den Fall abgeschlossen, oder seid ihr schon an etwas Neuem dran?“

„Nein, es ist immer noch der gleiche Fall. Das heißt, eigentlich sind wir damit fertig. Der Dämon ist gebannt und das Haus verbrannt. Es wird keine neuen Opfer geben. Allerdings wirkt das, was der Dämon oder dieser Brauer angerichtet haben noch nach.“

„Das heißt? Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!“ Bobbys Stimme hatte einen besorgten Klang angenommen.

„Naja, was auch immer da mit den Opfern passiert ist, es hat Dean auch erwischt.“

„Und du weißt nicht wie.“

„Nein. Aber es läuft darauf hinaus, dass die Opfer sterben. Sie schlafen, träumen und wachen nicht wieder auf. Ich vermute, dass es Albträume sind. Ihr Herzschlag beschleunigt sich immer mehr und irgendwann ist es diesem Stress nicht mehr gewachsen und setzt aus.

Dean schläft und ich bekomme ihn nicht wach.“

„Wie lange schon?“

„Irgendwann in der Nacht, denke ich. Weißt du, wo ich eine Traumwurzel herbekomme?“

„Du willst dich in seine Träume einschleichen und ihn dazu bringen aufzuwachen?“

„So hatte ich mir das gedacht.“

„Und was wenn es dir nicht gelingt? Du bist ihm da auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.“

„Und was soll ich dann tun? Zusehen, wie er langsam stirbt? So einen Tod hat er nicht verdient!“

„Darum geht es doch gar nicht, Sam. Natürlich hat Dean sowas nicht verdient. Ich denke nur, du solltest das nicht alleine machen. Mal abgesehen davon, dass ich niemanden in eurer Nähe weiß, der die Traumwurzel haben könnte.“

„Hast du denn eine andere Idee, wie ich zu Dean durchdringen kann?“

„Ich habe nicht gesagt, dass es keine Traumwurzel gibt, ich habe gesagt, dass ich in eurer Nähe niemanden weiß. Ihr seid doch noch in Rocky Ford?“

„Ja, sind wir. Und was heißt das jetzt?“

„Dass ich mich auf die Socken mache, die Wurzel hole und zu euch bringe. Dann kann ich euch überwachen und notfalls eingreifen, wenn was schiefzugehen droht.“

„Danke. Wann meinst du, dass du hier bist?“

„Morgen früh ist realistisch.“

„Okay.“

„Du klingst nicht begeistert.“

„Nein“, gab Sam ehrlich zu, „eher wäre mir wesentlich lieber.“

„Ich schau, was sich machen lässt, okay?“

„Danke.“

„Pass auf Dean auf.“

„Mach ich und du auf dich!“

Erleichtert und enttäuscht steckte er sein Telefon wieder in die Tasche. Bobby würde kommen und er würde so schnell wie möglich kommen, leider war das immer noch viel zu lange hin. Morgen früh erst.

„Halt durch Dean, bitte!“ Er zog die Decke über seinem Großen zurecht und ging wieder zu seinem Platz.
 

Die folgenden Stunden waren für Sam wie alter, ausgelutschter Kaugummi. Er surfte durch das Internet, ohne etwas von dem Gelesenen zu behalten. Er versuchte einen ihrer Fälle in eine Datei zu schreiben und verwarf sie wieder, weil er selbst nicht mehr verstand, was er da geschrieben hatte. Er zwang sich dazu ein paar Reportagen zu schauen, aber auch hier konnte er nicht wirklich folgen. Die einzigen Lichtblicke in diesen Stunden waren die Momente, an denen er Deans Puls kontrollierte und feststellen konnte, dass der noch immer ziemlich ruhig und gleichmäßig war.
 

Für Bobby hingegen rannte die Zeit und kroch doch gleichzeitig unendlich langsam dahin.

Er hatte, kaum dass er aufgelegt hatte, mit einem Freund telefoniert, der ihm die Traumwurzel besorgen wollte. Allerdings hatte der sich ein paar Stunden ausgebeten. Gut nur, dass der in etwa in gleicher Richtung wohnte, in der er zu seinen Jungs musste.

In aller Ruhe packte er seine Tasche und fuhr ins Krankenhaus zu Jody. Bisher war er fast jeden Tag bei ihr gewesen und das nicht nur, um ihre Tarnung aufrecht zu halten. Jetzt wollte er ihr wenigstens Bescheid sagen, dass er ein paar Tage nicht kommen würde. Er erzählte ihr nicht, warum genau er den Brüdern helfen wollte, aber sie schien auch so zu spüren, dass es ihm wichtig war und wünschte ihm viel Glück.
 

Endlich, als die Sonne erneut über den Horizont kletterte und den Tag mit einem blankgeputzten Himmel begrüßte, klopfte Bobby an die Tür zum Zimmer seiner Jungs.

Zwar hatte Sam dieses Klopfen sehnsüchtig erwartet, trotzdem ließ es ihn, als es endlich ertönte, zusammenzucken.

Er sprang regelrecht von dem Stuhl hoch, auf dem er die letzten Stunden neben Deans Bett verbracht hatte und stolperte zur Tür.

„Hey Bobby“, begrüßte er den Freund und ließ ihn ein.

„Sam.“

Kaum war die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen, fiel Sam dem Jäger um den Hals.

„Bin ich froh, dich endlich zu sehen.“

„Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte.“

„Ich weiß. Trotzdem waren die letzten Stunden der Horror. Hast du die Wurzel?“

„Wäre ich sonst hier?“

„Nein, ich … entschuldige! Wo hast du sie, ich mach gleich Wasser …“

„Sam! Du bist vollkommen überdreht! Willst du dich nicht erst mal ein paar Stunden hinlegen und ausruhen?“, versuchte Bobby den Winchester zu beruhigen.

„Ich hab keine Zeit dazu! Dean liegt schon seit über einem Tag so da. Die anderen Opfer sind nach zwei bis drei Tagen gestorben. Ich weiß nicht … Wir haben einfach keine Zeit!“

„Dean ist stark, Sam. Er ist nicht so schnell klein zu kriegen“, versuchte der Jäger seinen Jungen zu beruhigen, auch wenn er sich genau solche Sorgen machte und er dessen Aufregung nur zu gut verstehen konnte. Es nutzte ihnen nur nichts, wenn sie wie aufgescheuchte Hühner hier herumliefen.

„Wir haben aber auch wesentlich mehr Material für Albträume in unserem Leben gesammelt.“

Betrübt nickte Bobby. „Was hast du vor?“

„Mit Hilfe der Traumwurzel in Deans Traum gehen und ihn rausholen.“

„Das klingt einfach.“

Sam nickte.“

„Und wenn es das nicht ist?“

„Dann folgst du mir. Gemeinsam sollten wir ihn wohl überreden können aufzuwachen, oder?“

„Okay“, brummelte Bobby zustimmend. Auch wenn er auf ein paar Stunden Erholung gehofft hatte, bevor sie sich in dieses Unternehmen stürzen würden. Er konnte Sams Unruhe nur zu gut verstehen.
 

Schnell hatten sie einen Tee aus der Wurzel zubereitet. Sam rupfte seinem Bruder noch ein paar Haare aus und setzte sich dann auf sein Bett.

„Wie lange soll ich Dir Zeit lassen?“, wollte Bobby noch wissen.

„Einen Tag höchstens. Wenn Deans Puls allerdings unregelmäßig wird oder in ungesunde Höhen steigt, dann folge mir bitte sofort.“

„Viel Glück“, nuschelte der Alte und Sam nickte kurz, setzte die Tasse an und kippte das widerliche Zeug in einem Zug herunter.

Wie schon damals, als sie Bobby in seinem Traum gesucht hatten, schien sich im ersten Moment nichts getan zu haben. Er hockte noch immer auf seinem Bett und sah zu, wie sich der Freund auf den Stuhl an Deans Bett setzte. Dieses Mal allerdings wusste er, dass das schon Teil seines Traumes war. Er stand auf und ging zur Tür.

Mit einem letzten Blick auf seinen träumenden Bruder drückte er die Klinke herunter, öffnete die Tür und ging hindurch.
 

Augenblicklich stand er in einem blau gestrichenen Raum. Es gab bunte Gardinen an den Fenstern und Bilder an den Wänden. Auf dem Bett lag eine Tagesdecke mit dem gleichen Muster, wie die Gardinen. Neben ihm war ein Regal, in dem Kinderbücher standen.

Auf dem Boden hockte ein kleiner Junge und spielte mit einer Rennbahn.

„Dean?“, hörte er die Stimme einer Frau. Sofort blickte er zur Tür. Auch der Kleine schaute auf.

Die Klinke wurde heruntergedrückt und das Türblatt schwang auf. Seine Mom trat herein. Schnell drückte Sam sich etwas tiefer in den Schatten des Kleiderschrankes. Sie dürfte ihn nicht sehen können, denn es war Deans Erinnerung. Trotzdem wollte er kein Risiko eingehen.

„Dean? Hast du Hunger?“, fragte sie und lächelte den Jungen an. Der nickte. Er ließ die Rennbahn Rennbahn sein und trat zu ihr. Gemeinsam gingen sie nach unten in die Küche.

Sam folgte ihnen und blieb in der Küchentür stehen. Lächelnd sah er, wie sein vielleicht vierjähriger Bruder auf den Stuhl kletterte. Hier würde er sich nicht bemerkbar machen. Diese Erinnerung wollte er nicht zerstören. Mal abgesehen davon: Wie sollte er diesem kleinen Kerl erklären, dass er träumte und aufwachen musste? Nein, das hier wollte auch er genießen gab es ihm doch einen Einblick in eine Kindheit, die Dean hütete, wie einen Schatz. Es machte ihn aber auch traurig, denn ohne den Dämon hätte er das hier auch haben können.

Er schaute zu, wie Mom seinem Bruder Milch in ein Glas goss.

„Soll ich die dir Rinde abschneiden?“, wollte sie von dem Jungen wissen.

Dean nickte und sie griff sofort zu dem Messer und befreite das Brot von der ungeliebten Kante.

Das Klingeln des Telefons riss nicht nur Sam aus seinen Betrachtungen. Auch Mary zuckte zusammen. Sie schob Dean den Teller hin. Zärtlich strich sie ihm über den Kopf, strubbelte durch seine Haare und ging zu dem klingelnden Apparat.
 

„Nein John“, hörte er seine Mutter sagen. Sie klang alles andere als begeistert.

Dean drehte sich auf seinem Stuhl zu seiner Mom. Der kleine Körper schien sich anzuspannen und Sam fragte sich, wann das wohl passiert war und was hier noch kam. War diese Erinnerung doch nicht so schön?

„Darüber werden wir jetzt nicht schon wieder reden“, erklärte sie kategorisch.

Dean rutsche auf seinem Stuhl unruhig hin und her.

„Zeit zum Nachdenken? Worüber? Hier warten zwei Jungs auf dich“, fragte sie sauer.

„Na schön, dann nicht. Es gibt nichts weiter zu sagen!“ Wütend knallte sie den Hörer auf die Gabel.

Sam zuckte zusammen. Er hatte immer angenommen, dass die Ehe seiner Eltern glücklich gewesen war und jetzt musste er so etwas mit anhören? Das klang alles andere als glücklich.

Allerdings konnte er seinen Gedanken nicht wirklich nachhängen. Seine Aufmerksamkeit wurde wieder von Dean gefangen genommen. Der Kleine war von seinem Stuhl gerutscht und lief jetzt zu seiner Mom.

Sie ging vor ihm in die Hocke und er fiel ihr regelrecht um den Hals.

„Ist schon gut, Mom. Dad liebt dich“, sagte er leise und drückte sie fest.

„Ich lieb dich auch. Ich werd dich nie verlassen.“ Er drückte sich noch fester an sie und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren.

Auf seinem Platz an der Tür kam sich Sam wie ein Eindringling vor. Das hier war nie für seine Augen bestimmt gewesen, auch wenn er jetzt wusste, dass er zu der Zeit schon gelebt hat.

„Weißt du was?“, sagte Mary leise. „Du bist mein kleiner Engel!“ Sie schob Dean ein Stückchen von sich weg, strich ihm sanft über die Wange und lächelte.

„Wie wäre es mit 'nem Stück Kuchen?“, wollte sie aufgesetzt fröhlich wissen und ging sofort zum Kühlschrank.

Sam schüttelte den Kopf und überlegte, wie oft Dean wohl noch den Kopf für Dad hingehalten hatte?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Vanilein
2014-01-16T01:51:31+00:00 16.01.2014 02:51
Das ist die schönste Erinnerung, als ich die in der Serie gesehen habe musste ich echt schlucken! Ich finde es toll das du die mit eingebaut hast!
Und ich denke jeder Dean Fan denkt genauso, was der Kerl für diese Familie schon getan hat ist überwältigend


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