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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Die Ruhe genießen

81) Die Ruhe genießen
 

Das Frühstück verlief ruhig und als Bobby danach verkündete, am Impala weiter schrauben zu wollen, war Dean sofort dabei. Er zog sich seine Schuhe an und stand an der Terrassentür bereit, um Bobby zu folgen.

In der Halle drückte ihn gleich das nächste schlechte Gewissen. Von seinem Baby stand nur noch ein Gerüst auf den Rädern. Die komplette Außenhülle hatte der alte Jäger demontiert und stand, teilweise schon gespachtelt, teilweise erst geschliffen an den Wänden.

So lange hatte sie noch nie so schlimm ausgesehen! Sanft ließ er seine Finger über einen der geschundenen Kotflügel gleiten. Nicht mal ihr konnte er wirklich helfen.

„Was kann ich tun?“, fragte er leise, ohne den Blick von seinem Baby zu nehmen.

Bobby überlegte kurz. Was konnte er tun. Nicht viel mit den Verbänden. Er konnte ja so schon kaum zufassen.

„Ich hab den Kofferraum komplett ausgeräumt. Du kannst mal aussortieren was ihr noch braucht und was weg kann.“ Er zeigte auf einige Kisten, die auf einer Werkbank vor einem Fenster standen.

Dean nickte. Er strich noch einmal über die C-Säule seines Babys und ging zu den Kisten.

Es dauerte fast eine Stunde, bis er alles aussortiert hatte und noch einmal solange, alles außer den Waffen neu zu verpacken. Die Waffen legte er in zwei Kisten.

„Lass stehen, ich nehme sie nachher mit rein“, bot Bobby ihm an, doch der Winchester schüttelte stur den Kopf. Umständlich schaffte er es sich eine Kiste auf die Arme zu ziehen und trug die ins Haus.

Bobby schüttelte nur den Kopf, war aber auch froh, dass der Junge nicht nur grübelnd in einer Ecke saß.

Dean holte auch noch die zweite Kiste.

„Hast du noch was?“, fragte er, bevor er auch die ins Haus brachte.

„Nein, erst mal nicht.“

Der Winchester nickte und ging ins Haus. Leise ächzend stellte er die Kiste im Flur ab. Er schlurfte ins Wohnzimmer, ließ sich auf die Couch fallen und schloss kurz die Augen. Nur kurz ausruhen. Dann wollte er duschen gehen. Er fühlte sich furchtbar. Sein Shirt klebte am Rücken, seine Atmung kam stoßweise und seine Knie zitterten.

Fast sofort war er eingeschlafen.
 

Sam wartete eine Weile, ob sich sein Bruder regte dann stand er auf und brachte ihn mit sanfter Gewalt dazu, sich hinzulegen. Er holte eine Decke für ihn und deckte ihn damit zu. Seine schmutzigen Gipsarme legte er auf die Decke. Auch wenn es nur Staub zu sein schien, Dean musste den nicht überall verteilen.

Er warf noch einen Blick auf seinen schlafenden Bruder und ging dann mit einem Thermobecher voller Kaffee zu Bobby.

„Was hast du denn mit Dean gemacht?“, fragte er den alten Jäger.

„Warum?“

„Er ist fix und fertig auf der Couch eingeschlafen.“

„Ich hab ihn nur gebeten den Inhalt eures Kofferraumes aufzuräumen.“

Sam nickte. „Wahrscheinlich hat er sich zu viel zugemutet. Gesund ist er ja auch noch nicht wirklich.“

„Mit einer Lungenentzündung ist nicht zu spaßen“, bestätigte Bobby.

„Behalten wir ihn einfach im Auge, um ihn notfalls ausbremsen zu können“, überlegte Sam laut und Bobby nickte.

Mit einem Korb voll Holz kam Sam ins Haus zurück und machte im Kamin Feuer.
 

Stunden später blinzelte Dean ins Sonnenlicht, das ihm ins Gesicht schien.

„Oh man“, stöhnte er leise und richtete sich auf. Wie lange hatte er denn geschlafen? Wenn die Sonne schon so weit war, musste es Nachmittag sein!

Er stemmte sich in die Höhe und ging in die Küche, wo Sam und Bobby bei einer Tasse Kaffee saßen. Er holte sich eine Tasse aus dem Schrank und stellte sie unter die Kaffeemaschine. Umständlich fummelte er daran herum, doch die beiden ließen ihn machen. Sie konnten ihm nicht alles abnehmen und er musste lernen um Hilfe zu bitten. 'Notfalls muss ich Jody um ihr Geschirr bitten', überlegte der Hausherr.

„Ausgeschlafen?“, wollte Sam wissen, als Dean endlich saß.

„Hmhm. Warum habt ihr mich nicht geweckt?“

„Wenn du am Vormittag einschläfst und auch nicht wach wirst, wenn ich im Kamin rumore, dann lasse ich dich schlafen. Außerdem hast du nichts verpasst.“

„Du bist noch lange nicht wieder fit, Dean. Du brauchst die Ruhe.“

„Ich will mich aber nicht noch länger ausruhen!“, quengelte der ältere Winchester.

„Dir wird aber nicht viel anderes übrig bleiben“, stellte Bobby ruhig fest und deutete auf die Gipsarme.

Dean verdrehte die Augen und versuchte zu trinken, ohne zu kleckern.

„Deinen Ohren scheint es besser zu gehen“, griff Bobby eines der Themen auf, über die Sam und er gesprochen hatten, bevor Dean zu ihnen stieß.

„Ja, sie … keine Ahnung wie … es ist nicht mehr zu laut.“

„Vielleicht solltest du mal zum Ohrenarzt gehen.“

„Lieber nicht“, überlegte Dean. Nachher pusteten die ihm die Ohren frei und das ganze Dilemma begann von vorn. Darauf konnte er gut verzichten.

Er trank seinen Kaffee aus. „Ich mach dann mal die Waffen.“

Bobby legte ihm eine Hand auf einen Gips. „Warte damit bis du die Fingerübungen wirklich brauchen kannst. Die Kisten stehen keinem im Weg.“

„Und was mach ich dann?“

„Setz dich auf die Terrasse. Es ist angenehm draußen. Genieß die Ruhe“, schlug Bobby vor.

Dean verdrehte die Augen.

„Ich weiß, dass du das nicht kannst, aber versuch es. Deine Lunge braucht ihre Zeit. Ich will nicht, dass du einen Rückfall hast.“

„Es ist langweilig!“, maulte Dean.

„Langeweile macht kreativ“, grinste Sam und fügte ein: „Hab ich gelesen“, hinzu, als er die ratlos fragenden Blicke der beiden Anderen sah.

Dean zuckte mit den Schultern und erhob sich.

„Dann geh ich mich mal kreativ langweilen“, entschied er genervt.

„Lass uns vorher noch deine Verbände wechseln, bevor du alles zusaust“, schlug Sam vor und erntete ein ergebendes Augenverdrehen.

Gehorsam tapste Dean ins Bad.

„Was soll ich denn machen?“, fragte Sam auf Bobbys skeptischen Blick.

„Nichts. Es ist nur … Ich überlege nur gerade, wie ich mich an seiner Stelle fühlen würde.“

„Darüber will ich gar nicht nachdenken“, gestand Sam. „Aber das Schlimmste hat er überstanden. Es kann nur noch vorwärts gehen!“

„Trotzdem werden uns allen die Tage noch lang werden.“
 

„Ich wollte dich gerade nicht so anfanhren“, entschuldigte sich Sam im Bad und half seinem Bruder dabei sich die Finger zu waschen und wechselte dann auch die Verbände.

„Du hattest ja Recht. Es … Wie lange muss ich die eigentlich noch …?“, fragte Dean geknickt. Er kam sich immer nutzloser vor.

„Drei, vier Tage, dann sind fünf Wochen rum. Es waren keine einfachen Brüche.“

„Okay, drei Tage.“ Dean atmete tief durch und begann zu husten. Seine Lunge nahm ihm hin und wieder noch tiefere Atemzüge übel. Vielleicht war ausspannen ja nicht so ganz verkehrt. Auch wenn er nicht wusste was er so alles machen konnte, um sich die jetzt schon drohende Langeweile zu vertreiben.

Bobby schaffte inzwischen den Schaukelstuhl, der sonst auf der vorderen Veranda stand, auf die Terrasse hinten und holte Deans Decke. Gerade als der Winchester wieder nach unten kam, füllte er eine Thermotasse mit Kaffee.

„Mach es dir gemütlich“, sagte er, drückte Dean die Tasse in die Hand und deutete auf dem Schaukelstuhl.

„Oh man, ich muss wirklich alt geworden sein“, grummelte der Winchester. Er nahm die Tasse und lies sich mit der Decke helfen, „wenn du mich jetzt auch schon verwöhnst.“

„Genieß es. In ein paar Jahren wirst du mir so zur Seite stehen müssen.“

„Ich hoffe dass aus den paar Jahren noch sehr viele werden.“

„Du willst mir nicht helfen?“

„Ich will dass du noch lange fit bleibst und im hohen Alter im Bett stirbst“, erwiderte der Winchester ernst.

„Dass das bei Jägern ein frommer Wunsch ist, weißt du?“

„Ich werd doch noch hoffen dürfen?“

„Aber immer doch.“ Bobby nickte grinsend und ging in die Werkstatt, um dem Impala seinen alten Glanz wiederzugeben.

Dean schob sich die Sonnenbrille auf die Nase und döste in der Sonne. Seine Gedanken ließ er laufen. Irgendwo würden sie schon hängen bleiben. Er hoffte nur, dass es ein angenehmes Thema wäre.
 

Erst als er Jody in der Küche hantieren hörte, schob er die Decke beiseite und ging ins Haus.

„Kann ich helfen?“, fragte er und setzte sich, als sie verneinte, wieder auf die Anrichte.

„Was willst du machen, wenn du die Dinger los bist?“, fragte Jody ihn während sie die Zwiebeln schnitt.

„Nicht Koch“, grinste er.

„Warum nicht?“

„Blöde Arbeitszeiten.“

„Die sollten dir doch liegen, die kennst du doch“, lachte sie überrascht.

„Eben. Die sind ganz schlecht, um heiße Bräute aufreißen zu können.“

„Das hast du dir für deine Zukunft vorgenommen?“

„Auch. Irgendwie muss ich meine freie Zeit dann ja ausfüllen.“ Das Geplänkel tat ihm gut, konnte er so die Gedanken, die sich ihm auf der Terrasse aufgedrängt hatten, einfach beiseiteschieben.

„Vom heiße Bräute aufreißen kann man aber nicht leben.“

„Echt nicht?“, Dean schaute sie entsetzt an.

„Außer du wirst Gigolo.“

„Bin ich dafür nicht schon zu alt?“

„Wahrscheinlich schon.“

„Gut. Also doch kein Koch und die Bräute nebenbei.“

„Darauf läuft es wohl hinaus“, antwortete sie und hielt ihm einen Löffel hin.

„Schmeckt schon mal ganz gut“, erklärte er. „Was wird das?“

„Der Ansatz für einen Shepardspie. Den soll es morgen geben.“

„Braucht der so lange?“

„3 bis 4 Stunden braucht die Schulter schon. Wenn du Hackfleisch nimmst, geht es natürlich schneller.“

„Und mit einer Schulter schmeckt es besser?“, schlussfolgerte er.

„Genau.“

„Und was essen wir dann heute?“

„Chilli con carne. Hast du schon Hunger oder reicht es wenn ich gleich damit anfange?“

„Es reicht danach. Wenn du mich so weiter fütterst brauche ich gleich gar nichts mehr“, lachte er.

„Das merk ich mir. Du kriegst nie wieder was von mir“, schmollte sie gespielt.

„Oh bitte nicht. Du bist die beste Jody die ich kenne.“

„Das hoffe ich doch“, lachte sie. „Wenn‘s ums Essen geht, wirst du handzahm.“

„Nur wenn jemand so gut kochen kann.“

„Na darauf bilde ich mir jetzt was ein.“

Schon bald war sie mit den Vorbereitungen für den nächsten Tag fertig und spannte Dean dann bei leichteren Arbeiten mit ein.

Dem Winchester war es nur recht. So konnte er sich ganz auf das Kochen konzentrieren und musste nicht weiter darüber nachgrübeln, wohin ihn sein Leben führen sollte.
 

Nach dem Essen machten sie es sich vor dem Fernseher gemütlich.

'Fast wie eine echte Familie', überlegte Dean. Er schielte zu Sam. Warum hatten sie das nicht erleben dürfen? War es einfach nur die Gemeinheit des Lebens oder steckte da mehr dahinter? Alistairs Worte fielen ihm ein. Brüder! Wozu brauchte er sie. Wozu brauchte er einen rechtschaffenen Mann? Wieso war er das überhaupt.

„Dean?“ Sam stieß ihm mit der Bierflasche leicht gegen den Arm. Er klang besorgt.

„Was?“ Der Ältere schaute verwirrt auf. Er musterte Sam. Sein Blick fiel auf das Bier und auf seinem Gesicht zeigte sich ein Lächeln.

„Danke“

Sam musterte seinen Bruder besorgt, erwiderte dann aber das Lächeln. Er ging zu seinem Sessel und ließ sich hineinfallen, seinen Blick noch immer auf Dean gerichtet. Was hatte sein Bruder?

Sollte er ihn fragen?



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