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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Augen auf bei der Berufswahl

182) Augen auf bei der Berufswahl
 

Der nächste Tag wurde noch etwas schöner als der vorherige. Wieder verbrachte Dean die meiste Zeit dösend und grübelnd auf der Veranda.

„Hey“, machte sich Sam bemerkbar und hielt ihm einen Kaffee hin.

„Hey“, erwiderte der Ältere.

„Worüber denkst du nach?“, wollte Sam wissen. Er lehnte sich an die Brüstung und signalisierte so, dass er sich nicht so leicht abspeisen lassen würde.

„Über alles und nichts“, versuchte Dean es trotzdem.

„Alles und nichts lenkt dich aber nicht so sehr von deiner Umgebung ab.“

„Ich …“ Dean holte tief Luft und versuchte den aufkommenden Husten mit einem Schluck Kaffee zu unterdrücken. Er schaffte es nicht ganz und brauchte eine Weile, bis er wieder richtig Luft bekam.

Sam schaute ihn weiterhin abwartend an. Er wollte sich auf keinen Fall so abspeisen lassen. Sie musste wieder einen Weg zueinander finden und sie mussten sich besser absprechen. Nicht dass sowas wie mit Dallas nochmal passierte.

„Ich versuche mir darüber klar zu werden, wie mein Leben weitergehen soll“, gestand er dann den Blick irgendwo in die Ferne gerichtet.

„Und wie weit bist du damit?“, wollte Sam mit gemischten Gefühlen wissen.

„Soweit dass ich absolut keine Ahnung habe. Ich weiß es einfach nicht.“

„Willst du denn weiter jagen oder willst du aussteigen?“, versuchte der Jüngere das Dilemma einzugrenzen.

„Wenn ich das wüsste. Ich meine du möchtest aussteigen und mir wäre es auch lieber, dieses Leben hinter mir lassen zu können, aber was dann? Was kann ich machen? Wie soll ich mein Geld verdienen? Wie stehe ich dir am Wenigsten im Weg?“, fragte der Ältere mit rauer Stimme.

„Dean! Du … wie kommst du auf diese hirnrissige Idee mir im Weg stehen zu können? Du bist mein großer Bruder. Du hast mich aufgezogen! Egal was du tust, du wirst mir nie im Weg stehen!“

„Und wenn doch? Du möchtest studieren und ich? Was kann ich denn?“

„Hör auf dein Licht unter den Scheffel zu stellen! Ich habe dein Zeugnis gesehen. Du bist alles andere als dumm!“

„Und doch hab ich mir nie Gedanken über ein Leben ohne die Jagd gemacht. Das ist dumm!“

„Nein Dean, das ist realistisch. Du hast dein Leben den Wünschen von Dad untergeordnet. Für ihn gab es kein Leben ohne die Jagd und für dich auch nicht. Du hast immer zu Dad aufgesehen. Er war dein Held. Du hättest nie an ihm gezweifelt, wenn sich nicht nach und nach herausgestellt hätte, dass er dich nach seinem Gutdünken belogen und manipuliert hat. Jetzt willst du dein Leben leben. Du hast so lange nicht an Dads Weg gezweifelt. Ist doch klar, dass du erst mal herausfinden musst, was du willst.“

„Und wenn ich es nie weiß?“

„Vielleicht kann ich dir helfen die Suche einzugrenzen?“

„Und wie?“ Dean war zwar noch mehr als skeptisch, dass dieses Gespräch zu etwas führte, aber warum nicht. Sam hielt ihn immerhin davon ab in trübsinniges Brüten zu verfallen und er hatte jede Menge mehr Erfahrungen mit dem richtigen Leben. Warum sollte er nicht auf das Wissen seines kleinen Bruders zurückgreifen? Er wollte ja schließlich auch, dass Sam auf ihn hörte, wenn er etwas besser wusste.

Sam nickte. Er stieß sich vom Geländer ab und ging, einen ziemlich ratlosen Dean zurücklassend, ins Haus.

Mit einem Stuhl, zwei Flaschen Bier und einer Tüte Chips kam er wenige Minuten später zurück.

„So lässt es sich besser denken“, grinste er, gab Dean ein Bier und stellte seinen Stuhl hin.

„Also“, begann er. „Büroarbeit fällt für dich wohl eher aus. Dafür bist du einfach zu zappelig. Den ganzen Tag sitzen würde auf Dauer wohl nicht nur dich wahnsinnig machen.“

Dean überlegte kurz und nickte dann zustimmend. Büro war wirklich nichts für ihn.

„Du hast mal gesagt, dass du als Kind Feuerwehrmann werden wolltest … Wie denkst du heute darüber?“

„Keine Ahnung. Das war eine Idee, als Moms Tod noch sehr präsent gewesen war.“

„Und heute? Du kannst weiterhin Menschen helfen. Es gibt jeden Tag neue Herausforderungen und sie löschen ja nicht nur Feuer.“

„Woher …?“

„Notruf California, erinnerst du dich? Die Serie haben wir immer wieder im Fernsehen gesehen.“

Dean überlegte eine Weile, dann nickte er. Ja, er konnte sich erinnern. Damals mochte er diese Serie, auch wenn er sie inzwischen vergessen hatte.
 

„Wenn du willst, könnte ich mal recherchieren was du für Voraussetzungen haben musst, um Feuerwehrmann werden zu können“, bot sich Sam an. Er wusste ja wie schwer es Dean zurzeit fiel mit seinem eingegipsten Armen am Computer zu arbeiten.

Dean zuckte mit den Schultern. Irgendwie klang das nach einer guten Idee, aber wollte er das? Im Moment fühlte er sich überfahren und so, als ob wieder jemand sein Leben planen würde.

Sam schwieg. Hatte er seinen Bruder jetzt überfahren? War er zu schnell mit diesem Vorschlag? Kurz überlegte er, bevor er weitere berufe ansprach.

„Wie wäre es mit Privatermittler? Du bist gut darin Leute zu finden.“

„Wohl eher selbst zu verschwinden“, grinste der Ältere traurig. Im letzten Jahr hatte er erst seine Seele mit einem Kind getauscht und dann war er zum Wolf geworden. In Ermittlungsarbeit hatte er sich nicht hervorgetan.

„Journalist?“

„Als rasender Reporter? Nee. Und für größere Storys müsste ich wohl fliegen.“

„Koch?“

„Scheiß Arbeitszeiten.“

„Handwerker? Die Arbeit am Haus hat dir Spaß gemacht und du hast von Dave erzählt. Davon dass du da gerne gearbeitet hast.“

„Klingt nach einer Idee.“

„Du kannst auch hier bei Bobby arbeiten. Er wollte ja eh wieder mehr an den Wagen schrauben.“

Für eine Weile, zumindest bis er wirklich wusste, was er wollte, war das eine Alternative, die er auch schon ins Auge gefasst hatte. Er nickte.

„Und du?“

„Was ich?“

„Was willst du machen? Immer noch Jura?“

„Ja, solange mir nichts Besseres einfällt. Das war immer mein Traum. Ich will ihn mir erfüllen.“

„Ich freu mich für dich, dass du etwas gefunden hast, dass für dich so wichtig ist und ich wünschte, ich hätte das auch.“

„Du wirst auch was finden, Dean. Wenn du die Dinger erst mal los bist und wieder richtig zufassen kannst. Ich bin mir sicher, dass du dann kaum noch zu halten sein wirst. Es war noch nie dein Ding einfach nur rumzusitzen.“

Wieder zuckte Dean mit den Schultern und hoffte, dass sein kleiner Bruder recht hatte.
 

„Kann ich dich was fragen?“, wollte Sam nach einer Weile einträchtigen Schweigens wissen.

Dean blickte zu ihm. „Und was?“

„Naja ...“, begann Sam unsicher. „Als du mit der Lungenentzündung ... als du nicht ansprechbar warst … War Mom da?“, platzte er hervor.

„Wie kommst du darauf?“

„Du hast immer wieder auf eine Stelle gestarrt und wenn ich dich gefragt habe, was da ist hast du gesagt, Mom.“

Lange schaute Dean eher durch seinen Bruder hindurch als ihn an bevor er antwortete: „Für mich war sie es.“ Er war sich nicht sicher, ob sie wirklich dagewesen war oder wieder nur ein Traum, doch das war egal. Für ihn war sie real gewesen. So wie sie früher für ihn dagewesen war, wenn es ihm schlecht ging.

Sam nickte nur. Dean schien sich wirklich nicht sicher zu sein. Eigentlich wollte er noch nach Ringo fragen, doch er wollte seinen Bruder nicht noch mehr verwirren. Irgendwann später gab es vielleicht eine bessere Zeit dafür. Eine Weile schaute er einfach nur den Stäuchern zu, wie sich sich leicht im Wind bewegten, doch mm ohne Decke hier draußen sitzen zu können, war es noch zu kalt. Sam begann zu frieren. Er stand auf, nahm die leeren Bierflaschen und wandte sich zur Tür.

„Sammy?“, begann Dean.

„Ja?“

„Kannst du trotzdem mal nach den Anforderungen für die Feuerwehr suchen?“ Bevor er sich lange Gedanken darüber machte ob er vielleicht wirklich zur Feuerwehr gehen könnte, brachte ihm die Unterlagen bestimmt schon Gewissheit, ob sich die Grübelei überhaupt lohnen würde, oder ob er es sich sofort aus dem Kopf schlagen konnte.

„Ich setze mich gleich mal dran.“

„Und Sammy?“

„Ja?“

„Danke.“

Ein breites Strahlen legte sich auf Sams Gesicht und er verschwand im Haus.
 

Dean lehnte sich wieder zurück und genoss weiterhin die Sonne bis er Jody, wie schon am Vortag, in der Küche hantieren hörte. Er schob die Decke beiseite und ging ins Haus, um ihr wieder Gesellschaft zu leisten.

„Willst wohl doch Koch werden?“, fragte sie.

„Da hättest du mehr Chancen“, wiegelte er ab. „Wenn du mich hier nicht willst, kannst du mir das ruhig sagen. Ich … es ist einfach nur langweilig den ganzen Tag da draußen zu sitzen und mit dir kann ich gut reden.“

„Da hast du aber gerade noch so die Kurve gekriegt“, meinte sie mit hochgezogener Augenbraue.

„Warum“, fragte der Winchester unschuldig.

„Keine Frau hört gerne dass sie der Ersatz für Langeweile ist.“

„Das hab ich so gar nicht gesagt.“

„Du hast doch gesagt, dass du zu mir kommst, weil du dich draußen langweilst.“

„Ich langweile mich auch hier drin“, sagte er und schaute kurz auf seine eingegipsten Arme. Dann zuckte er mit den Schultern und wollte in sein Zimmer gehen. Da konnte er sich auch langweilen.

„Bleib hier, Dean. Ich freue mich wenn du da bist. Tut mir leid, dass ich deine Worte auf die Goldwaage gelegt habe. War ein doofer Tag.“

Der Winchester musterte sie kurz und setzte sich dann wieder auf die Anrichte. Doofe Tage hatte jeder mal. Seine waren in der letzten Zeit auch nicht sonderlich gut.
 

Nach dem Abendessen zog Sam seinen Bruder beiseite.

„Für einen Job bei der Feuerwehr kannst du dich bis 35 bewerben. Du musst sportlich sein. Sie machen Einstellungstests, einen Persönlichkeitstest und einen Rorschachtest. Eine Ausbildung als Rettungsassistent wäre von Vorteil.“

„Dann kann ich das schon vergessen.“

„Warum?“

„Du meinst doch wohl nicht, dass wir einen Psychotest bestehen würden.“

„Wenn es nur daran liegt. Die Fragen gibt‘s mit Sicherheit im Internet und die richtigen Antworten auch. Außerdem könnten wir Nick fragen. Der sollte so einen Test auch hinter sich haben.“

„Du willst also weiter lügen?“

„Wenn du damit weiterhin Leben retten kannst. Das normale Leben hat die Wahrheit nicht gepachtet. Da wird genauso gelogen und betrogen wie wir es bei unserem bisherigen Job getan haben. Nur dass wir Menschen schützen wollten und die normalen Menschen nur auf ihren Vorteil bedacht sind.“

„Und so ein Leben ist erstrebenswert?“

„Es ist monstersicher. Das ist alles was für mich zählt“, entgegnete Sam.

Eine Weile musterte Dean seinen Bruder. Ein sicheres Leben. Das wollte der schon immer und ja, auch er hätte nichts dagegen, wenn sie von Himmel und Hölle in Ruhe gelassen werden würden.

Aber hatten sie überhaupt eine Chance dazu? Irgendeine Macht hatte sie scheinbar zu etwas auserkoren. Wozu?

Doch all diese Gedanken waren egal, wenn er in die glücklich strahlenden Augen seines kleinen Bruders schaute. Sammy hatte sein halbes Leben für ihn auf der Straße verbracht. Jetzt war es an ihm, Sammys Traum zu erfüllen. Er würde etwas finden, um im normalen Leben zu bestehen und er würde dafür sorgen, dass Sam seinen Traum leben konnte.

Unmerklich nickte er.

Sam hatte es trotzdem gesehen. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.

„Ich suche mal nach dem Test“, erklärte er.

„Solltest du dich nicht erst mal um deine Pläne kümmern?“, fragte der Ältere.

„Du willst nicht …?“, brachte Sam enttäuscht hervor.

„Ich kann auch hier arbeiten, Bobby beim Restaurieren helfen und Geld in die Kasse bringen.“

Enttäuschung machte sich auf Sams Gesicht breit. Dean wollte sich wohl einen Weg zurück freihalten, zurück zu den Monstern.

„Das ist es nicht“, beantwortete Dean die ungestellte Frage. „Ich komme mir nur gerade vor, als ob du mein ganzes Leben verplanst. Ich weiß nicht mal, ob ich überhaupt Feuerwehrmann werden will. Es war ein Kindheitstraum, weil Mom bei einem Feuer starb. Aber ja, es ist etwas, dass zu machen ich mir für mein Leben vorstellen könnte. Trotzdem möchte ich nicht irgendwo arbeiten, wenn du ganz woanders studierst. Von mir aus suche nach diesem Test. Ich denke nur dass es für mich einfacher ist einen Job zu finden, als für dich einen Studienplatz.“
 

Sam musterte seinen Bruder eine Weile, dann nickte er. Vielleicht hatte Dean ja Recht. Nein nicht vielleicht. Dean hatte Recht!

„Ich geh dann mal ...“, sagte Sam und deutete ins Wohnzimmer. Dean nickte. Ihm war der traurige Tonfall seines Bruders aufgefallen und es tat ihm leid. Er wollte ihn nicht so anfahren aber er wollte auch nicht schon wieder von jemandem vereinnahmt werden. Das hatte er sein ganzes Leben lang und ja, Sam hatte ihm mit seinen Vorschlägen geholfen, aber er musste selbst eine Entscheidung für sein Leben treffen. Er musste wissen, was er wollte und er musste sich sicher sein, dass es das richtige für ihn war.

„Ich geh hoch“, sagte er zu Bobby, der hinter ihm in der Küchentür stand.

„Es war richtig, Dean. Sam meint es gut, aber er ist manchmal etwas voreilig. Er will den zweiten Schritt vor dem ersten machen.“

„Es fühlt sich trotzdem an als hätte ich was Falsches gesagt.“

„Das eine schließt das andere nicht aus.“

Dean ließ den Kopf hängen und stapfte die Stufen hinauf.

„Brauchst du Hilfe?“, rief ihm Bobby fragend hinterher.

„Nein, ich denke ich komme klar.“

„Gute Nacht, Junge.“

„Dir auch.“



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