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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Das Wirtshaus am Wegesrand

@ Vanilein - Vielen Dank, ich hab mich sehr gut erholt.

Also auf geht`s: Wo ich sie reingesteckt hab - mal sehen ;-))
 

LG Kalea
 

91) Das Wirtshaus am Wegesrand
 

Auf der Lichtung angekommen ging er zu seinem Pferd, das sich inzwischen hingelegt hatte. Es erhob sich sofort und er kramte in den Satteltaschen. Außer etwas zerbröseltem Kuchen und einer halbvollen Flasche Wein fand er nichts. Darum musste er sich also auch noch kümmern!

Er ließ sich an dem nahegelegenen Bächlein nieder, hielt die Füße in das kühlende Wasser und vernichtete das wenige Essen.

„Du kannst mir auch nicht sagen, was wir hier tun, oder?“, fragte er das Pferd, das inzwischen neben ihm stand und kam sich reichlich blöd vor dabei. Das Tier schnaubte nur und schüttelte den Kopf.

„Dann sollten wir versuchen eine Unterkunft und etwas zu essen zu finden. Vielleicht gibt es hier in der Nähe ja jemanden, der uns sagen kann, wo wir sind und vielleicht hat der auch Dean gesehen?“ Ein wenig Hoffnung keimte in ihm auf. Und selbst die Anwesenheit des Pferdes schien tröstlich auf ihn zu wirken.

Er zog die Füße aus dem Wasser und wollte gerade über sich die Augen verdrehen, weil er nichts hatte, um sie sich abzutrocknen, als er feststellte, dass die vollkommen trocken waren.

Wie ging das denn?

Er zog sich seine Strümpfe und diese furchtbaren Schnabelschuhe wieder an, trat zu dem Pferd und saß auf.

„Dann bring uns hier mal raus“, sagte er leise und ließ das Tier laufen.
 

Die Sonne verschwand gerade hinter dem Horizont, als vor ihnen ein Licht durch die Bäume schien, auf das der Hengst von ganz allein zusteuerte. Das Licht entpuppte sich als Gasthof.

Steifbeinig stieg Sam von seinem Pferd und wollte es in den Stall bringen, als auch schon ein Knecht herauskam und es ihm abnahm.

„Das ist sehr nett von Ihnen, danke“, begann Sam.

„Ist meine Aufgabe, Herr!“, nuschelte der Knecht, der schon etwas erstaunt wirkte, dass sich jemand bei ihm bedankte. „Geht hinein bevor Ihr Euch erkältet. Ich kümmere mich schon um Euer Ross.“

„Danke“, sagte Sam noch einmal und ging zur Tür, die mit leisem Knarzen aufschwang, kaum dass er die Klinke herunter drückte.

Er betrat den Schankraum und schaute sich um. Sofort kam der Wirt auf ihn zu, verbeugte sich vor ihm und begann: „Es ist mir eine große Ehre, Euch hier in meiner bescheidenen Schänke begrüßen zu dürfen. Reist Ihr allein?“

„Ich bin auf der Suche nach meinem Bruder, habt Ihr ihn gesehen“, erklärte er ruhig. Vielleicht konnten ihm die Menschen hier ja schon helfen?

„Nein mein Herr, außer ein paar Knechten und Kaufleuten war niemand hier“, beeilte sich der Wirt zu versichern.

Betrübt nickte der Winchester. Er überlegte, was er jetzt tun sollte. Nur schnell etwas essen und dann weiter suchen? Essen musste er und die Suche würde sich bei der Dunkelheit schwierig gestalten. Es war Neumond und das wenige Sternenlicht würde ihm nicht helfen. Konnte er hier übernachten? Er hatte wenig Lust diese Nacht auch noch draußen zu verbringen.

Verdammt! Er war sich ja nicht mal sicher, dass er die letzte Nacht da draußen geschlafen hatte! Er …

Hinter ihm öffnete sich die Tür erneut. Eine alte Frau trat ein und lief regelrecht in ihn hinein.

„Oh, Entschuldigung der Herr“, murmelte sie erschrocken.

„Kannst du nicht aufpassen?“, schimpfte der Wirt.

„Es war nicht ihr Fehler“, versuchte Sam die Lage zu beruhigen. „Ich hätte hier ja keine Maulaffen feilhalten müssen.“

Doch der Wirt ließ das nicht gelten. Laut schimpfend scheuchte er die Alte in eine Ecke.

„Darf ich Euch etwas zum Aufwärmen bringen? Vielleicht auch eine Kleinigkeit zu Essen?“, katzbuckelte er unterwürfig und komplimentierte den Winchester, kaum dass der genickt hatte, in die Nische neben dem Kamin.

„Hier könnt Ihr Euch ausruhen, Herr.“ Sam nickte nur abwesend. Seine Gedanken waren schon wieder bei seinem Bruder. Die Suche am Tag hatte seine Aufmerksamkeit gefordert, doch jetzt hatte er die Zeit sich über andere Dinge den Kopf zu zerbrechen. Wie konnte er hierher gekommen sein? Wer konnte ihnen das angetan haben? Was wusste er noch von gestern Abend?

Er hatte Dean aus dem Krankenhaus mitgenommen und sie waren zum Motel gefahren, hatten gepackt und wollten die Stadt verlassen. Und dann? Dann war da ein glitzerndes Flatterding gewesen und …

„Oh Gott“, stöhnte er leise. Er hatte Dean eine verpasst und sie waren von der Straße abgekommen und wenn er sich recht erinnerte, zwischen Bäumen gelandet! Dean würde ihm nie verzeihen, wenn sein Baby etwas abbekommen hatte.

Und sein Bruder selbst? Wie ging es ihm? War er verletzt? Wie konnte er das vergessen haben?

Was hatte das Glühding mit ihm gemacht?

Das Nächste was er wusste war, dass er hier aufgewacht war. Ohne Dean! Was hatte er nur an sich, dass er seinen Bruder in letzter Zeit immer wieder verlor? War er vielleicht verflucht? Lag es an ihm?

Sie hatten sich doch gerade erst wieder richtig zusammengerauft und wollten endlich aussteigen. Allerdings hatte er sich das so nicht vorgestellt.

„Haben der Herr noch einen Wunsch?“, wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Irritiert schaute er auf und dann auf den Tisch vor sich, auf dem ein Teller mit dampfender Biersuppe und ein Brett mit Geflügel und Brot stand.

„Nein, danke“, antwortete er mit Verspätung und lächelte den Wirt freundlich an. Sofort legte sich ein breites Strahlen auf dessen Gesicht. Er verbeugte sich noch einmal und verschwand hinter seinem Tresen. Und wieder starrte Sam ihm irritiert hinterher. Wo war er hier nur gelandet?

Sein knurrender Magen brachte ihn dazu seine Überlegungen vorerst zu unterbrechen und sich dem Essen zuzuwenden.

Es war gut. Das Bier würzig und die Suppe schmackhaft. Nur das Geflügel troff vor Fett. Aber trotzdem schmeckte es.

Sam langte ordentlich zu. Wenigstens das Problem konnte er beheben.
 

Nach dem Essen versank er wieder in seinen Grübeleien. Wo war er hier? Das alles sah verdächtig nach Mittelalter aus! Das Essen und die Sprache der Menschen. Seine Kleidung war bunt und von guter Qualität. Das hieß, dass er jemand Höhergestelltes sein musste. Aber wer? Die Menschen hier sprachen Englisch. Zumindest nahm er das an, denn er verstand sie. Im Mittelalter lebte aber noch kein Engländer in Amerika. Nur wie kam er nach England? Die Theorie mit dem Märchen wollte er so einfach nicht gelten lassen!

„Herr? Ich möchte nicht unhöflich sein, aber wir haben einen arbeitsreichen Tag hinter uns und einen ebenso arbeitsreichen vor uns. Die Sonne ist schon lange untergegangen und wir … wir haben oben ein schönes Zimmer, in dem Ihr Euch ausruhen könnt“, unterbrach der Wirt seine Gedanken. Einen Augenblick starrte er ihn verwirrt an, dann nahm er die Einladung an und folgte dem Mann die knarrende Treppe hinauf. Er betrat das kleine Zimmer und schaute sich im Schein der flackernden Kerze um. Ein schmales Fensterchen führte auf den Hof. Ein Bett, ein Waschtisch mit Wasserkrug und Schüssel und ein Hocker bildeten die ganze Einrichtung. Er ließ sich auf das Bett fallen. Der feine Geruch nach frischem Heu stieg ihm in die Nase.

Wo war er hier nur gelandet? Er zog sich seine Tunika und die Hose aus, hängte sie neben der Tür an einen Haken und legte das Schwert auf das Bett. Den Waschtisch stellte er vor die Tür und den Hocker lehnte er vors Fenster so, dass ein Einbrecher den auf jeden Fall umwerfen musste, sollte er ins Zimmer kommen wollen. So freundlich die Leute hier auch waren, er traute ihnen nicht weiter als er sie werfen konnte.

Mit einem leisen Stöhnen ließ er sich auf die Matratze fallen und war trotz seines Misstrauens und des Vorsatzes möglichst nicht zu schlafen augenblicklich eingeschlafen.
 

Der Hahn weckte ihn am Morgen.

Er wusch sich flüchtig, zog sich wieder an und ging nach unten.

Es roch nach Eiern und Speck. Er verdrehte die Augen. Wie gerne hätte er jetzt einen Kaffee und einen Bagel mit Putenbrust.

Kaum betrat er die Schankstube, kam auch schon der Wirt auf ihn zu und komplimentierte ihn wieder an den Tisch, an dem er gestern schon gesessen hatte. Ungefragt stellte er ihm einen Teller mit Eiern und Speck vor die Nase und brachte ihm einen Becher mit heißem Kräutersud. Mit einem kurzen Nicken bedankte sich Sam und widmete sich dann ganz seinem Essen.

So langsam sollte er sich überlegen, was er heute machen wollte.

In aller Ruhe schaute er sich um. Die alte Frau mit den dunklen Augen war wieder da. Sie unterhielt sich mit einem Bauern, der vielleicht auf dem Weg in die Stadt war. Konnte er es riskieren, sich ihm anzuschließen? Irgendwie musste er wenigstens herausbekommen, wo genau er war!

„Nein, nein. Die Dornenhecke hinter der Stadt ist nicht nur ein riesiges Gestrüpp, das sich jedem Versuch es herauszureißen widersetzt“, stritt sie die Behauptung ihres Gesprächspartners lautstark ab. „Es soll ein Schloss darunter verborgen sein. Eine wunderschöne Königstochter mitsamt ihrem ganzen Hofstaat ist darin eingeschlossen. Sie soll schon seit fast hundert Jahren schlafen.“

„Wenn du weiter solche Lügen verbreitest, brauchst du dich nicht wundern, wenn du eines Tages im Verlies landest, wenn nicht gar Schlimmeres. Also hüte deine Zunge, Weib!“, brauste der Wirt auf.

„Es ist wahr! Wir leben schon seit Generationen in der Nähe der Dornenhecke. Meine Urgroßmutter wusste noch davon zu berichten. Sie hat im Schloss gearbeitet.

Es heißt, dass eines Tages ein Königssohn kommen wird, um sie zu erlösen. Vielleicht seid Ihr ja auf dem Weg dahin, junger Herr?“

„Warum sollte ich?“, wollte Sam leicht genervt wissen.

„Weil vielleicht Euer Glück da auf euch wartet!“, sprach sie. Ihre Augen bohrten sich in seine und schienen ihm regelrecht bis in die Seele schauen zu können. Erschrocken wandte er den Blick ab.

Der Wunsch genau zu diesem Dornengestrüpp zu gehen machte sich augenblicklich fast übermächtig in ihm breit. Was hatte die Alte mit ihm gemacht?

„Aber seid vorsichtig“, fuhr sie ungerührt fort, „schon mancher Königssohn hat versucht durch die Dornenhecke zu gelangen. Er ist elendig zu Grunde gegangen.“

„Lass den jungen Herrn in Ruhe, alte Hexe“, schimpfte der Wirt, packte sie am Arm und zerrte sie nach draußen.

Noch lange hörte Sam sie draußen zetern.

Er trank seinen Krug leer, warf ein paar Münzen auf den Tisch und wollte das Wirtshaus verlassen, als auch schon der Wirt angelaufen kam, das Geld einstrich und kratzbuckelnd vor ihm herlief.

„Hat es Euch gefallen, junger Herr? War das Bett weich genug?“

„War schon recht“, erwiderte Sam ungehalten. Dieses Anbiedern war ihm zuwider!

„Dann empfehlt uns ruhig weiter. Wir würden uns freuen, Euch und Eure Freunde empfangen zu können“, begann der Alte erneut.

Unwirsch drängte sich Sam an dem Kerl vorbei, der ihm immer unsympathischer wurde, und verließ grußlos die Schenke. Er ging zum Stall, holte sein Pferd und stieg auf.

Leise ächzend ließ er sich in den Sattel sinken. Er mochte das Reiten im wilden Westen schon nicht und auch hier tat ihm jeder Knochen weh. Hoffentlich war dieses Geschwafel von der Alten nicht nur leeres Gerede. Aber warum hatte sie ihn so vehement darauf hingewiesen, dass er da sein Glück finden würde? Warum drängte es ihn plötzlich genau dahin?

Er musste es sich auf jeden Fall anschauen! Etwas anderes kam ihm gar nicht mehr in den Sinn.

Doch wo war diese Dornenhecke? Von der Alten war nichts mehr zu sehen und zurück in die Schenke wollte er auch nicht.
 

Sam lenkte sein Pferd von Hof und schaute sich um. Links war der Wald aus dem er gestern gekommen war und rechts konnte er in der Ferne Kirchtürme sehen.

Aber was, wenn Dean doch im Wald war? Dass er ihn gestern nicht gefunden hatte, hieß ja nicht, dass er nicht da war. Nur warum sollte Dean ihn dann da alleine gelassen haben? Selbst wenn ihn etwas weggelockt hätte, wäre er doch immer zu ihm zurückgekommen, oder? War Dean wieder der in sich ruhende Krieger oder neigte er noch immer zu Kamikazeaktionen? Hatte er bei Wetherworth genügend Wut abbauen können? Fast bezweifelte er es.

Egal! Dean würde ihn nie im Stich lassen!

Außer? Ja, außer sie waren mal wieder dem Trickster in die Hände gefallen und der hatte sie mit vertauschten Rollen erneut durch die Zeit geschickt. Dann konnte er nur hoffen, dass er Dean irgendwann treffen und der nicht so verbohrt sein würde, wie er damals.

Entschlossen lenkte er sein Pferd in Richtung Stadt, darauf hoffend, dass es nicht so weit wäre, wie

es aussah und seine Reitkünste bis dahin ausreichten.



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