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Creepypasta Special 2: The Shattered

Die Wahrheit über Dathan und Sally
von

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Sally opfert sich

Das Labor war riesig und große Maschinen standen bereit. An mehreren aufgestellten Plattformen waren Erwachsene und Kinder festgeschnallt, darunter war auch Jeanne. Sie alle regten sich nicht und sahen aus, als würden sie schlafen. Doch Dathan, Sally und Christine wussten es besser: Sie waren zu spät. Die Maschine hatte ihnen bereits sämtliche Lebenskraft entzogen und sie getötet. An der Teufelsmaschine stand eine schwarzhaarige schöne Frau, die gewisse Ähnlichkeit mit Dathan aufwies, jedoch nicht diese natürliche unheimliche Art ausstrahlte wie er. Es war Cassandra Kinsley, seine Cousine. Diese schien zuerst sehr wütend darüber zu sein, dass sie einfach so eingedrungen waren, dann aber setzte sie ein eiskaltes Lächeln auf. „Na das ist ja wunderbar. Da kommt ja endlich der Rest der Bande angetanzt.“ Der Nekromant blieb abrupt stehen und konnte nicht fassen, wer da vor ihm stand und ihn eiskalt anlächelte. „Cassandra? Was hat das zu bedeuten und warum bist du hier?“

„Na, ich leite das Projekt gemeinsam mit deinem Vater. Und da du hier bist, können wir gleich mit der Extraktion beginnen.“ Er erkannte seine Cousine überhaupt nicht mehr wieder. Sie war doch sonst immer so herzensgut, hilfsbereit und fürsorglich gewesen und jetzt behandelte sie ihn wie irgendeine Laborratte. Hatten sich denn alle seine Mitmenschen gegen ihn gewandt? Er schüttelte den Kopf und wich einen halben Schritt zurück. „Das… das ist nicht dein Ernst, oder? Sag mir, dass das ein Scherz ist, Cassandra!“ „Wieso sollte ich? Akzeptier endlich, dass die Kinderstunde endgültig vorbei ist. Mir ist es sowieso auf die Nerven gegangen, einen Freak wie dich und diese Hexenbrut zu babysitten. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich überwinden musste, um euch Monstern die liebende Cousine vorzuspielen. Leider blieb keine andere Wahl, da mein Onkel den Prototypen neu kalibrieren musste und ich die einzig Qualifizierte für die Verhaltensstudie war.“

„Verhaltensstudie?“ fragte Jamie und glaubte, nicht richtig gehört zu haben. „Dathan und Christie sind doch keine Versuchskaninchen! Und warum überhaupt der Brand auf dem Hausboot? Ist das auch auf eurem Mist gewachsen?“ Cassandra seufzte und steckte die Hände in die Taschen ihres Laborkittels. Hochmütig und herablassend funkelte sie die Ankömmlinge an.

„Eigentlich war das ja nicht so geplant, aber leider musste ich improvisieren, weil Koishi dahinter gekommen ist.“

„Was hatte er mit der Sache zu tun?“

„Er hatte rein zufällig ein Telefonat belauscht und gemerkt, dass ich mit Dathan und Christie Pläne hatte. Da ich nicht zulassen konnte, dass er alles ruiniert, habe ich den Brand eingefädelt und ihn somit beiseite geschafft. Ich habe mich mit Christie abgesetzt, fast identische Leichen ins Wasser geworfen und sie ins Institut gebracht. Mir war klar, dass Dathan einen Rachefeldzug starten würde und auf diesem Weg brauchte ich auch keinen Finger krumm zu machen, um die letzten Zeugen zu beseitigen.“ Emilys Augen füllten sich mit Tränen, als sie das Unfassbare hörte. Dathans eigene Familie hatte sein Leben zerstört und zugelassen, was sein Umfeld ihm angetan hatte und sie hatten ihn im Glauben gelassen, seine kleine Schwester wäre tot. Dass Menschen so grausam sein konnten, ging einfach über ihren Verstand hinaus. Sallys Hände ballten sich zu Fäusten und sie sah danach aus, als wolle sie Cassandra umgehend umbringen, aber sie tat es nicht. Sie hatte nämlich noch Fragen. „Warum dieses ganze Spiel? Warum habt ihr Dathan belogen und mein Video verbreitet?“

„Es waren Testreihen. Wir wollten wissen, welches Potential in ihn steckt, da er ja die Reinkarnation deines Bruders Lumis ist und du ihn ins Leben zurückgeholt hast. Gleich mehrmals sogar, was selbst für Nekromanten fast unmöglich ist. Gleichzeitig wollten wir auch wissen, wie stark „Happy Sally“ ist, obwohl sie nur einen Teil deiner wahren Macht darstellt. Dathan hat uns enttäuscht, aber trotzdem konnten wir ihn nicht töten, weil wir ihn für unsere Pläne brauchten. Ohne ihn wäre deine Kraft nicht vollständig wiederhergestellt.“

„Wieso wäre Sallys Kraft ohne die anderen Nekromanten nicht vollständig?“

„Habt ihr es immer noch nicht verstanden? Die Nekromanten haben ihre Kraft erst nach ihrem Tode von Sally erhalten!“ Dathan sah Sally an und wartete auf eine Antwort von ihr. Doch sie schwieg und senkte den Blick. Cassandra lachte gehässig. „Sag bloß, das hast du ihm nicht gesagt. Kann ich mir gut vorstellen, bei allem, was er deinetwegen durchmachen musste. Dann will ich es dir mal sagen, mein lieber Cousin. Du und Christie seid das „Produkt“ von Sallys ungebrochenem Herzenswunsch, den sie mit allen Mitteln verwirklichen wollte: ein zweites Leben mit ihrem Bruder. Deswegen konnte sie weder dich, noch Christie sterben lassen und hat euch nach eurem Tode auf dem Hausboot wieder ins Leben zurückgeholt. Der Grund, warum du ein Nekromant bist, rührt daher, dass ein Teil von Sallys Kraft vor zweihundert Jahren auf Lumis übergegangen ist und sie bis heute in seinem Innersten erhalten blieb. Sie war aber zu schwach, damit du wieder ins Leben zurückfinden konntest. Deswegen hat Sally deine Kräfte erweckt und damit die Fähigkeit, Menschen zu töten.“

„Das habe ich nur getan, weil ich ihm helfen wollte, sich gegen Leute wie euch zur Wehr zu setzen!“ rief Sally und in dem Moment zersprangen mehrere gläserne Gegenstände im Raum. „Und ich werde auch jetzt nicht zulassen, dass ihr meinen Traum zerstört oder Dathan seinen raubt. Ich werde nicht zulassen, dass ihr die Kontrolle über die Nekromantie erhaltet und damit herumspielt!“

„Und was willst du dagegen tun?“

„Ich werde auf meine Weise die Nekromantie aus dieser Welt verbannen. Und zwar ohne, dass jemand dafür sterben muss. Außer du, du abgebrühtes Miststück!!!“ Eine Druckwelle schleuderte Cassandra gegen die Decke und dann stürzte sie hinunter. Sie stürzte mit einem dumpfen Knall wieder zu Boden und zunächst sah es aus, als wäre sie ohnmächtig oder sogar tot, doch da richtete sie sich langsam auf und sah Sally hasserfüllt an. „Das wirst du mir büßen, du Hexe!“ Aus der Innenseite ihres Kittels holte Cassandra eine Fernbedienung heraus und betätigte einen roten Knopf. Dies setzte die Maschine in Gang und eine Art Laser wurde ausgefahren, der sich direkt auf Jamie, Emily, Christie und Samuel richtete. Mit einem verächtlichen Grinsen aktivierte Cassandra die Maschine, mit dem Ziel, die vier zu töten. Dathan eilte sofort zu ihnen, um sich schützend vor sie zu stellen, da riss ihn eine gewaltige Kraft, die von Sally ausging, von den Füßen und er stürzte zu Boden. Er rappelte sich wieder auf und sah, wie das kleine Mädchen auf die vier zurannte und den Strahl abfing. „Sally“, rief er und versuchte, sie zu retten, doch Christine hielt ihn zurück und warnte ihn, dass es ihn noch umbringen würde. „Aber wenn wir nichts unternehmen, wird sie für immer verschwinden.“

„Ohne die Fernbedienung können wir aber nichts tun!“ Das genügte Dathan. Er eilte zu Cassandra und es kam zu einem heftigen Handgemenge, bei dem es ihm schließlich gelang, die Maschine auszuschalten und seiner Cousine die Fernbedienung abzunehmen. Keuchend blieb erkurz stehen, dann packte er Cassandra am Kragen und schlug ihr ins Gesicht. So etwas hatte er noch nie zuvor getan, aber er war so wütend und verletzt, dass es ihm in dem Moment scheißegal war. Am liebsten hätte er weiter auf sie eingeprügelt, um ihr zu zeigen, wie sehr sie ihm wehgetan hatte, doch seine Sorge um Sally und die anderen war größer als seine Wut. Zusammen mit Christine eilte er zu ihnen und er konnte Sally noch rechtzeitig auffangen, als sie kraftlos zusammenbrach. Als er sie so im Arm hielt, erschrak er, wie eiskalt ihr Körper eigentlich war. Als wäre ihr Körper bereits tot. „Sally, geht es dir gut? Sag schon, was hast du?“

„Ich kann es nicht glauben, sie hat uns gerettet!“, brachte Jamie hervor und presste eine Hand auf seine Verletzung, die nun stärker blutete. Sally rang mit dem Bewusstsein, es war ihr deutlich anzusehen, dass sie im Begriff war, zu sterben. Doch anstatt, dass sie darüber klagte, lächelte sie und weinte sogar. „Ich wollte nicht, dass noch jemand durch meine Schuld sterben muss. Und das war die einzige Möglichkeit.“ Dathans Brust schnürte sich zusammen und er nahm sie in den Arm. All sein Schmerz und all seine Trauer brachen hervor und er weinte. Er hatte sich so sehr ein friedliches und glückliches Leben gewünscht. Er hatte Freunde, die zu ihm hielten, er hatte Emily und seine kleine Schwester. Aber Sally war alleine… sie hatte niemanden und würde nun für alle Ewigkeiten in der Zwischenwelt gefangen sein, ohne Hoffnung, dass sie auf die andere Seite übergehen könnte. Sie wäre verdammt dazu, für immer alleine zu sein in der Welt, in der selbst Träume verblassen und im Nichts verschwinden. „Das ist nicht fair“, brachte er schluchzend hervor und umarmte Sally fester. „Das ist einfach nicht gerecht.“

„Es ist schon okay so“, sagte sie und nahm seine Hand. „Zumindest kann ich wie beim letzten Mal in den Armen meines Bruders liegen... und konnte wenigstens ein Mal das Richtige tun… und wenn ich gehe, kann ich die anderen wieder zurückbringen. Dann werden sie ein Leben als normale Menschen führen können und glücklich werden bei ihren Familien. Das Einzige, was ich letzten Endes doch nicht geschafft habe war, dir deinen Traum zu erfüllen. Es tut mir Leid…“ „So ein Schwachsinn!“ rief Dathan schließlich und versuchte, sich zusammenzureißen, aber er schaffte es einfach nicht. „Mein Traum ist es, dass wir alle zusammen als Familie glücklich sind. Und du bist ein Teil dieser Familie! Du sollst auch dein Glück finden.“

„Aber ich bin es bereits, weil du lebst. Du hast deine Schwester wieder und dieses Mädchen da liebt dich so wie du bist. Und außerdem durfte ich dich noch einmal sehen, und dafür nehme ich das alles gerne in Kauf.“

„Du darfst so etwas nicht sagen. Ich lasse nicht zu, dass du gehst.“ Doch er konnte nicht verhindern, dass sich Sallys verbliebene Kraft vom Körper löste, weil sie keinen Halt mehr fand. Die negative Kraft, die für ihre nekromantischen Fähigkeiten verantwortlich war, hatte die Maschine absorbiert und mit nur einem Seelenpol konnte sie nicht überleben. Langsam schlossen sich ihre Augen und schließlich war es vorbei. Dathan schaute sie noch eine Weile schweigend an, konnte nicht fassen, dass es wirklich wieder passiert war und er es nicht verhindern konnte. Es war so ungerecht…. Sally war für alle Ewigkeiten in der Zwischenwelt gefangen und er konnte nichts dagegen tun. Um ihn herum hörte man plötzlich Geräusche und als er aufsah, bemerkte er, dass die Nekromanten aufwachten. Auch Jeanne kehrte wieder zurück… Sally hatte sie alle gerettet. Emily und Samuel, der sich inzwischen ein wenig erholt hatte, schnallten die Gefesselten los und versuchten die verängstigten Kinder zu beruhigen. Die meisten von ihnen weinten, konnten sich aber nicht erklären warum. Dathan sah, wie Jeanne überglücklich ihren Bruder in die Arme schloss und ihm beruhigend zusprach. Eigentlich hätte sich Dathan für sie gefreut, aber er konnte es einfach nicht. Christie, seine kleine Schwester, kam zu ihm und legte liebevoll einen Arm um seine Schultern. „Bist du traurig, weil sie weg ist?“

„Ja, sehr traurig sogar.“ Christine hatte sich alles von einer gewissen Distanz aus angesehen und zu allem geschwiegen. Sie war die Einzige, die nicht emotional berührt war oder Anstalten machte, jemanden aufzubauen. Sie machte kurz Anstalten, einfach zu gehen, dann blieb sie aber stehen und seufzte, wobei sie „Ach verdammt“, sagte und wieder kehrtmachte. Sie ging zu Dathan und steckte die Hände in die Hosentaschen. „Es gibt noch eine sehr riskante Möglichkeit, wie du sie retten kannst.“ Er sah zu ihr auf und seine Augen weiteten sich vor Erstaunen. Es gab doch einen Weg, um Sally vor diesem Schicksal zu bewahren? Aber woher wusste Christine das? „Diese Maschine entzieht den Nekromanten die Kraft, die sie von Sally erhalten haben und daraufhin wandern ihre Seelen in die Zwischenwelt. Nur aus diesem Grund konnten die Kinder zurückkehren. Der Grund, warum Sally die Zwischenwelt nicht verlassen kann liegt daran, weil sie keine vollständige Seele mehr besitzt. Diese wurde ja in deiner Schwester wiedergeboren. Allerdings konnte sie nicht mit Christie verschmelzen, weil sie nur in der Form eines Scyomanten ihre Macht nutzen konnte. Wäre sie in Christies Körper gefahren, hätte es sie sofort getötet. Dieser Körper da ist lediglich ein Provisorium, damit Sally in Kontakt mit anderen Menschen treten kann.“

„Und wie kann ich sie befreien?“

„Wenn wir die Maschine dazu einsetzen, jemanden hinüberzubringen und Sally aus der Zwischenwelt befreien, könnte sie sich wieder an diesen von ihr geschaffenen Körper heften. Wenn wir die Maschine im Anschluss zerstören, entweicht die nekromantische Energie und könnte ihren Körper reaktivieren.“

„Also gut, dann werde ich es tun.“

„Wie bitte?“ rief Jamie, als er das hörte. „Bist du verrückt? Wenn du in die Zwischenwelt eindringst und sie da rausholst, kannst du da nicht mehr weg. Es war immerhin Sally, die dich bei deinem Tod zurückgebracht hat. Du könntest dort ewig festsitzen, oder schlimmstenfalls ins Licht gezogen werden. Das ist glatter Selbstmord, Dathan. Tu das nicht. Denk doch an Christie.“ „Ich muss es tun und ich werde zurückkehren. Allein schon deswegen!“ Damit nahm er den Zinnsoldaten seines Vorfahren und zeigte ihn seinem besten Freund. „Wenn er tatsächlich das Bindeglied zwischen mir und Sally ist und wenn sie tatsächlich in Christie wiedergeboren wurde, dann wird er mich zurück zu ihr führen. Kümmere du dich bitte solange um meine Schwester, bis ich zurückkomme.“ Dann wandte sich der Nekromant seiner kleinen Schwester zu und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich werde bald wieder zurück sein, das verspreche ich dir.“ Christie nickte schweigend und sah ihn traurig mit ihren rubinroten Augen an. Christine legte eine Hand auf seine Schulter und sah ihn ernst an. „Du willst es wirklich tun?“

„Ja, das will ich.“

„Gut, dann werde ich die Maschine bedienen. Aber lass mich dir eins vorher sagen: Ewigkeit und Unendlichkeit sind reine Erfindungen der Menschen. Es sind nur Wörter, um das scheinbar Grenzenlose zu beschreiben. Und die Fantasie der Menschen in Worte zu fassen. Folglich also wird nichts ewig sein, außer der Ewigkeit selbst. Das gilt sowohl für das Leben, als auch für den Tod.“ Christine begann derweil an der Fernbedienung zu spielen, um zu sehen, wie sie das Gerät bedienen konnte. Schließlich richtete sich der Strahler direkt auf Dathan und wurde aktiviert. Es fühlte sich unheimlich an, als würde eine leichte Vibration durch seinen Körper fahren. Dann steigerte es sich immer weiter und wurde schmerzhaft, als es sich wie ein andauernder elektrischer Schlag zu fühlen begann. Dann durchfuhr ihn ein heftiger Schmerz, der seinen ganzen Körper plötzlich taub werden ließ und er spürte, wie das Leben gewaltsam aus seinem Körper gerissen wurde. Dann wurde es schwarz um ihn herum und er brach zusammen. Vorsichtig legte Christine seinen leblosen Körper neben den von Sally und schaute zu den anderen hinüber. „Geht es Ihnen gut, Samuel?“ Der Dämonologe nickte, machte aber trotzdem den Anschein, als wäre er noch ziemlich angeschlagen. Kein Wunder, denn bis vor kurzem hatte da eine gewaltige und aggressive Kraft in seinem Körper getobt, die ihm regelrecht den Verstand geraubt hatte. Er war völlig erschöpft und konnte sich obendrein sowieso noch kaum an das erinnern, was geschehen war. „Bringen Sie die Kinder zu ihren Familien zurück und erzählen Sie Mrs. Warren von der Sache hier. Ich denke, es wird in ihrem Interesse sein, das Labor hier dichtzumachen und die Schuldigen zur Verantwortung zu ziehen.“ Ihr Blick fiel auf Cassandra, die immer noch bewusstlos war. Christine sah verächtlich auf sie herab und murmelte „Wird noch ein ganzes Stück Arbeit werden, diesen Saustall hier aufzuräumen. Ich werde erst einmal diese verfluchte Maschine zerstören, bevor sie noch einen schlimmeren Schaden anrichten kann. Wer weiß, welche Flitzpiepen als nächstes noch auf dumme Ideen kommen...“

„Und was wird aus Dathan?“ fragte Emily besorgt. „Wird er überhaupt zurückkehren?“

„Das steht leider nicht in meiner Macht, das zu entscheiden. Es ist möglich, aber auch sehr unwahrscheinlich. Wenn er es tatsächlich schaffen sollte, Sally zu retten, wird es noch nicht vorbei sein. Er wird selbst einen Weg finden müssen, um hierher zurückzukehren und darin liegt die schwerste Aufgabe. Nun heißt es einfach nur, auf seine Willenskraft zu vertrauen.“

„Er wird ganz sicher zurückkommen“, rief Christie zuversichtlich und hielt den Zinnsoldaten fest in den Händen. „Immerhin hat er es versprochen und Dathan würde niemals ein Versprechen brechen. Das weiß ich!“ Das kleine Mädchen kniete sich neben ihrem großen Bruder hin und nahm seine Hand. Es mochte vielleicht daran liegen, dass sie noch sehr jung und naiv war, aber sie war der unerschütterlichen Überzeugung, dass ihr großer Bruder wieder zurückkehren würde. Und zusammen mit ihm auch Sally. Jamie konnte sich das alles nicht mehr anhören Obwohl seine Verletzung schmerzte, stand er auf, rannte wütend auf Christine zu und packte sie am Kragen. „Warum hast du das getan? Warum hast du zugelassen, dass Dathan so etwas tut? Du wusstest doch, dass er nicht zurückkehren und sterben wird. Du miese kleine…“

Christine befreite sich aus seinem Griff und schlug ihm mit der Faust in den Bauch. Der Schlag war so hart, dass er keuchend in die Knie sank und sich vor Schmerz zusammenkrümmte. „Natürlich habe ich von dem Risiko gewusst, dass er es nicht schafft. Aber es war allein seine Entscheidung und er hat die Konsequenzen zu tragen, egal wie sie auch aussehen werden. Ich habe ihm lediglich die Tür gezeigt, durch welche er aus eigenem Antrieb heraus gegangen ist. Also gib mir nicht die Schuld und überlege dir beim nächsten Mal besser vorher, was du da von dir gibst.“ Jeanne eilte Jamie zu Hilfe und versuchte, ihm beim Aufstehen zu helfen. Seine Wunde sah schlimmer aus als gedacht. Sein Shirt hatte sich bereits von Blut dunkelrot verfärbt und es sah nicht danach aus, als wäre es nur ein kleiner Kratzer. Der Schuss hatte eine tiefe Fleischwunde hinterlassen. Christine holte aus ihrer Jackentasche eine Schachtel Zigaretten, nahm eine heraus und zündete sich diese an. Dann ging sie zu Jamie hin und half ihm hoch, wobei ihr Ton ein klein wenig Reue zu zeigen begann, dass sie ihn geschlagen hatte. „Na los, wir sollten gehen. Du musst dringend ins Krankenhaus und wenn nicht schnell die Polizei hier eintrifft, werden uns diese Pseudowissenschaftler wieder in die Mangel nehmen.“

„Und was machen wir mit Dathan und Sally?“

„Wir können sie nicht hier lassen. Ich brauche also eure Hilfe.“ Mit vereinten Kräften machten sie sich daran, Dathan und Sally von hier wegzubringen, doch da kam Cassandra wieder zu sich und zog eine Pistole. „Ihr… werdet… nirgendwo hingehen!“ Mit ihrer verbliebenen Kraft schoss sie auf die Flüchtenden. Christine stellte sich dazwischen und fing die Kugeln ab. Zuerst glaubten die anderen, die Kugeln hätten sie verfehlt. Doch als Christine direkt vor Cassandra stand, ließ sie die verschossenen Patronen allesamt fallen, die sie in ihrer Flugbahn einfach abgefangen hatte. „Ein Mal an den Absender zurück!“ Als die kleinen Metallstückchen mit einem leisen, hellen und metallischen Klirren zu Boden fielen und Cassandra in die Augen dieser Frau sah, verlor sie jegliche Farbe im Gesicht und angsterfüllt sah sie in diese leuchtenden Augen, in denen ein Fegefeuer zu lodern schien. „Wer… oder was bist du verdammt?“ Doch Christine antwortete nicht auf ihre Frage, sondern funkelte sie verächtlich an. Und während sie in diese Augen starrte, die sie beinahe um den Verstand brachten, kam Cassandra ein Vers von Edgar Allan Poes „Der Rabe“ in den Sinn:
 

„Und seinen Augenhöhlen eines Dämons Träume schwelen,

und das Licht wirft seinen scheelen Schatten auf dem Estrich schwer

Doch es hebt sich aus dem Schatten schwer

Meine Seele nimmermehr.“



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