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空の歌

Lied des Himmels
von

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01

Sie hatten alle gegessen, aber keiner sprach, auch nicht, als sie sich durch die Dunkelheit kämpften, langsam, um die neuen Verletzungen etwas zu schonen und ihnen Ruhe zu bieten.

Keiner dufte viel Blut verlieren, ohnmächtige Soldaten konnte man nur schlecht weiter vorwärts zerren und so gab sich jeder die größte Mühe, die anderen so wenig wie möglich zu hindern.
 

Tsukasa stützte Zero, welcher so schnell wie möglich über die Wurzeln, Steine und Blätter auf dem Boden humpelte und stolperte, dankbar dafür, dass der Kommandeur ihn fest im Griff hatte. Ohne diesen läge er bereits mehrere Male auf dem Boden, da er sich nicht halten konnte.

"Wir machen eine Pause, sobald wird den Fluss erreicht haben, aber wir dürfen dort nicht bleiben.", sagte Tsukasa und nickte, "Sie werden den Fluss nach uns absuchen. Ich glaube nicht, dass sie so dumm sind, das Wasser zu vergiften, immerhin leben sie selbst davon."

Wobei sie auch schon Zeugen von der Brutalität der gegnerischen Armee geworden waren, diese hatten ein ganzes Dorf niedergebrannt, in denen sie sich versteckt hatten. Die Menschen, die dort lebten hatten alles verloren, manche sogar ihr Leben. Wobei man sich nicht sicher war, ob das nicht vielleicht noch das Erstrebenswerteste war, in dieser vom Krieg verdammten Gegend.
 

"Tsukasa?", fragte Zero leise, leicht außer Atem, "Wo ist mein Bruder?"

Der Ältere blieb still, festigte nur den Griff um die Hüfte und um das Handgelenk, welches er hielt, um den anderen zu stützen.

"Tsukasa.."

Zeros Stimme klang unsicher, vorsichtig.

"Sag' mir bitte, wo ist mein Bruder? Ich habe ihn noch nicht gehört.."

Es war bereits so dunkel, dass man nicht weiter als zwei Meter sehen konnte, weshalb sich die Soldaten auf ihren Gruppenspäher und ihre Ohren verließen.

"Er ist an einem besseren Ort.", erwiderte der Kommandeur nur und spürte, wie die Knie des Jüngeren wegknickten, doch er hielt ihn, blieb kurz stehen, bis sich Zero nur Sekunden später wieder gefangen hatte und selbst stand.

"...nein...", hauchte er leise und ließ sich vorwärts drücken, biss sich auf die Lippen.
 

Er hatte keine Tränen mehr über, niemand hatte das, sie waren alle stumpf, leer, sie hatten die Hölle schon oft gesehen inzwischen, aber die Tatsache, dass sein Bruder immer bei ihm gewesen war, hatte Zero Kraft gegeben, er wollte besser sein als dieser, stärker, ihn nach dem Krieg auslachen, dass er so schwach war, auf dem Feld nicht mit ihm konkurieren konnte.

Und jetzt war er tot, nicht mehr da. Konnte gar nichts mehr.

Langsam sickerte die nächste Information zu ihm durch.

'...wir haben was zu essen..', hallten die Worte des Kommandeurs in seinem Kopf nach und in der nächsten Sekunde würgte Zero und übergab sich, bis nur noch die bittere Galle hochgewürgt wurde.

Es war ihm egal, dass er die Energie, die ihm diese 'Mahlzeit' geschenkt hatte, brauchen konnte, es war ihm egal, dass es nichts an der Tatsache änderte. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass Zero Menschenfleisch gegessen hatte, aber es war sein Bruder gewesen und das war ihm nicht egal. Es erschütterte ihn, dass Tsukasa ihm trotzdem das Fleisch gebracht hatte. Dass er es gegessen hatte.
 

Tsukasa wusste nicht, was er tun sollte, und so hielt er den bebenden, kämpfenden Körper einfach fest, die Lippen aufeinander gepresst, bis der junge Soldat regungslos in seinen Armen hing und trocken schluchzte.

Die Truppe war stehen geblieben und sah unruhig zu den beiden Männern.

Keiner von ihnen hatte das Pech gehabt, dass ein Geschwister- oder Elternteil mit ihnen in den Krieg geschickt worden waren, doch sie wussten, dass es notwendig war, dass es besser war, die Gruppe zu stärken, als einen Körper auf dem Feld liegen zu lassen, an dem sich sonst Tiere oder der Feind ernähren würden.

"Komm, wir müssen weiter..", murmelte Tsukasa und schob Zero ein Stück weiter, ehe er leise seufzte und den zierlich gewordenen Körper auf den Rücken nahm.

"Seine Wunde am Bein blutet wieder, wie geht es den anderen?", fragte der Kommandeur und ließ sich von den Verwundeten mitteilen, dass es noch ginge.

Ihre Worte erfüllten sein Herz mit Stolz, seine Männer vertrautem ihm, wussten, dass er sie so weit führen würde, wie der Schwächste mitkam und dass dort dann eine Pause gemacht wurde, dass man Wasser suchen würde, Beeren, Wurzeln, irgendetwas.

Umso schwärzer war der Dämon in seiner Brust.

Angst.
 

Tsukasa hatte Angst zu versagen, als Krieger, als Kommandeur, als Mensch.

Immer mehr spürte er, wie nicht nur er, sondern auch die anderen Männer, immer weniger fühlten. Für andere.

Sie hatten Leute gehabt, die ihnen immer wieder in den Kopf riefen, dass sie Menschen waren, dass sie auch mit Feinden mitfühlten. Dass sie keine Maschinen waren, die ohne mit der Wimper zu zucken töten konnten.

Doch diese Soldaten waren bereits tot. Wie so viele.

Er seufzte leise.

Ihm war schwindelig, er hatte wenig gegessen, Zeros Bruder war von der Bombe schwer erwischt worden, man hatte nur ein Stück seines Torsos gefunden, den sie gebraten hatten, der Rest war in der Weite der Landschaft verteilt gewesen, in kleinen, blutigen Stücken.

Das Trinken war auch jedes Mal knapp, welches man irgendwie herbeischaffte, er verzichtete oft, die Verletzten hatten vorrang, sie waren bedürftiger als er.
 

Immer wieder hörte er leise Geräusche aus Zeros Kehle dringen, drückte sanft das unverletzte Bein und stolperte kurz, kaum merklich, doch genug, als dass Zero sich von ihm gleiten ließ.

Dankbar lächelte er kurz in die Dunkelheit, sodass es niemand sah.

Ja, er war verliebt, ein bisschen zumindest. Zero war schön und stark, auch wenn er gelegentlich ein wenig unbeholfen war, aber er strahlte etwas aus, was ihn irgendwie anzog.

Auch jetzt noch schien Zero von Innen heraus zu leuchten, nur das seine Flamme inzwischen hin und wieder flackerte.

"Gehts?", fragte er wieder leise, da der Jüngere jetzt neben ihm lief, ohne dass er ihn stützte, Zero nickte nur, was er nur sah, da der andere eine so helle Haut hatte, dass sie schon fast gespenstisch leuchtete, wo sie zwischen Blut und Schlamm hervor schimmerte.
 

Drei Stunden später hatten sie eine von Bäumen geschützte Bucht des Flusses erreicht und lagen bäuchlings auf dem Boden, den Kopf in dem frischen, kalten Wasser, welches sie gierig in sich aufsogen.

Gierig, ja, aber mit Bedacht. Sie wussten, dass ihnen schlecht werden würde, wenn sie keine Pausen machten, wenn sie ihrem Körper keine Zeit gaben, das kühle Nass ein wenig aufzuwärmen, einige wuschen sich das Gesicht, andere kühlten es nur.

Noch waren die Tage heiß und die Nächte schwül, aber bald schon würden sie in die kalten Gebiete kommen, auf ihrer Suche nach den anderen Trups. Und auch die Zeit war nicht aufzuhalten, hier in diesen Regionen gab es keinen Herbst, es gab nur Sommer und Winter, ein Extrem, an welches sich die Bauern hier gewöhnt hatten, aber die japanischen Soldaten so nicht kannten.
 

Nach etwa 15 Minuten stand Tsukasa wieder auf.

"Füllt die Flaschen, wascht, was unbedingt gewaschen werden muss, aber dann gehen wir sofort weiter."

Er wusste, wie gefährlich es an Flüssen war, wie risikoreich das lebenswichtige Nass für sie werden konnte.

Ein leises Murren erklang, doch niemand widersprach, da sie alle wussten, dass er recht hatte. Sie mussten weiter, einen geschützten Ort finden. Die verletzten Soldaten hatten Schmerzen und die anderen waren müde, es ging niemandem hier gut, doch keiner beschwerte sich. Immerhin waren sie am Leben.

Schnell folgten die Männer dem Befehl ihres Kommandeurs, füllten und spülten, ehe sie sich wieder zusammen rotteten, die frisch Verletzten stützten und dann dem Ältesten folgten, der diesmal alleine lief, Zero war weiter hinten bei einem Kameraden, welcher ihn vorwärtsschob.

Sie durften keine Zeit verlieren, immer wieder war der Feind gefährlich nahe.
 

Die Sonne dämmerte bereits durch das Blattwerk der Bäume, welche teilweise wie riesige, dürre Arme in den Himmel ragten. Es war bereits jetzt wieder warm und immer wieder waren in der Ferne Flugzeuge zu hören, die bedorhlich brummten, bis sie dann doch wieder leiser wurden.

"Wir machen hier Rast, geht und sammelt Äste, wir müssen uns verstecken!", rief Tsukasa gedämpft und legte seinen Rücksack ebenfalls ab, begann mit den anderen Äste und Blätter zu sammeln, die sie vor Blicken und den aggressiven Sonnenstrahlen schützen sollten.

Es war Routine kleine, flache Verstecke zwischen Bäumen, in Büschen oder an Felsbrocken zu bauen, und so war es auch schnell geschafft, ehe sich die Männer hinlegten, einer allein blieb wach, um Wache zu halten, dann ging es im Stundenrhythmus weiter mit dem Nächsten.
 

Tsukasa teilte sein 'Zelt' mit Zero, er legte ihm seine Jacke unter, doch der Jüngere schob sie weg.

"Ich brauch die nicht, danke", murmelte er leise und drehte seinem Kommandeur den Rücken zu, schlang sich die Arme um den Kopf und schloss die Augen.

Der Ältere sah einen Moment lang auf seine Jacke und nickte dann, zog sie sich wieder an und legte sich hinter den Soldaten, legte ihm die Hand zögerlich auf den Oberschenkel.

"Wie geht's dir?", wollte er leise wissen, er machte sich Sorgen um den anderen, doch dieser schob seine Hand nur weg und schüttelte den Kopf.

"Lass mich bitte schlafen.", bat er leise und dann war es still.

So still, dass es Tsukasa fast schon in den Ohren rauschte.
 

Irgendwann kroch er aus dem Zelt, er konnte nicht schlafen, immer wieder spielte sein Kopf die Szene ab, wie Zero seine Hand von sich schiebt.

"Leg dich hin, ich pass' auf", wies er den Soldaten an, der Wache hielt und dieser nickte, ehe er den Kommandeur alleine ließ.
 

Tsukasa fühlte sich schlecht, er spürte diese Abneigung seitens Zero das erste Mal und er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte, sonst hatte sich der junge Mann auch immer an ihn gewendet, hatte Rat oder Trost bei ihm gesucht.

Doch jetzt war es anders, er wollte keine Wärme, er wollte keine Berührungen...

Natürlich wusste er, wie sehr der Kleinere litt, Tsukasa selbst hatte im Krieg bereits alles verloren, was ein Mann verlieren konnte. Frau, Kinder, Eltern. Deswegen war er zur Armee gegangen, weil er Vergeltung suchte.

Und weil er nicht allein sein wollte.

Doch jetzt fühlte er sich allein und starrte gedankenverloren zwischen den Bäumen durch, während in ihm etwas verwelkte, langsam, aber er spürte, dass es anfing.

Zero wäre sein zweiter Frühling geworden.
 

So, hier kommt es dann das erste Mal auf euch an!
 

Schreibt doch bitte einen Kommentar mit folgenden Symbolen:
 

☆:

Zero kommt zu ihm raus

oder

♪:

Zero schläft tief und fest (weiter).
 

Stimmen dürft ihr bis einschließlich 10.08.2013 abgeben, danach werde ich weiterschreiben!

Ich freue mich schon drauf! Und das nächste Kapitel wird dann auch länger und auch etwas dramatisch, versprochen ;)



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