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Schmerzende Liebe

IN ÜBERARBEITUNG
von

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Wiedersehen mit Freude? (Ü)

Müde betrachtete Soichi sein angeschlagenes Gesicht am nächsten Morgen im Spiegel. Die Auseinandersetzung mit Taro hatte ihre Spuren hinterlassen, aber es war bei weitem nicht so schlimm, wie vorerst befürchtet. Abgesehen von einem blauen Auge und einer angeschlagenen Nase, hatte er keine ernsthaften Verletzungen davongetragen. Kaum zu Hause angekommen, taumelte er in sein Zimmer, fiel aufs Bett und schlief ein. Nun stand er im Badezimmer und betastete vorsichtig das Veilchen. Es tat scheußlich weh, würde aber in ein paar Tagen verschwunden sein. Mit seiner geschwollenen Nase ähnelte er zwar verdächtig Rudolph dem Rentier, alles in allem, war er jedoch ziemlich glimpflich davongekommen.

„Das hätte noch gefehlt, wenn ich ins Krankenhaus gemusst hätte. Und das alles nur, weil dieser Freak nicht aufpassen kann, wo er hinlatscht! Fuck …“, murrte Soichi angepisst.

Nach einem letzten Blick auf sein Spiegelbild, wandte er sich ab und betrat das Wohnzimmer.

 

**

 

Noch immer deutete nichts in der gesamten Wohnung darauf hin, dass Morinaga im Laufe der Nacht irgendwann zurückgekommen war. Soichi zögerte einen Moment, dann schlug er den Weg zu dem einzigen Ort ein, an dem er noch nicht nachgesehen hatte. Vor der Zimmertür seines Kohais atmete er schließlich einmal tief durch, ehe er zu einem für seine Verhältnisse zaghaften Klopfen ansetzte.

Keine Reaktion.

Soichi biss die Zähne zusammen. Warum stellte er sich eigentlich so dämlich an!? Kurzentschlossen griff er nach der Türklinke, drückte sie beherzt hinunter und schlüpfte in das Zimmer. Es war leer, absolut leer.

„Shit …“

Tatsumi ahnte es bereits, doch jetzt da er Gewissheit hatte, verspürte er tatsächlich leise Enttäuschung in sich aufkeimen. Angestrengt stieß der Blonde die angestaute Luft aus. Unschlüssig fuhr er sich durch das Haar. Schlussendlich siegte die Neugier. Wenn er schon mal hier war, dann konnte er die Gelegenheit auch nutzen, um sich einmal ausführlich umzusehen. Seitdem Morinaga und er zusammenwohnten, war er höchstens ein- oder zweimal im Inneren von Tetsuhiros persönlichen vier Wänden gewesen. Viel gab es allerdings nicht zusehen, als die braunen Augen Soichis suchend durch den Raum glitten. Das Bett war ordentlich gemacht, der Schreibtisch tiptop aufgeräumt. In den Regalen standen unzählige Bücher, Zeitschriften und CDs feinsäuberlich in Reih und Glied.

„Typisch Morinaga, alles sauber und aufgeräumt“, musste Soichi unwillkürlich schmunzeln, während er daran dachte, wie oft er von Morinaga wegen seiner Unordnung schon gescholten worden war.

Der junge Student war so in Gedanken vertieft, dass er die Haustür und die Schritte, die sich dem Zimmer nährten erst hörte, als es längst zu spät war. Soichi kam erst wieder zu sich, nachdem die Tür mit einem gewaltigen Ruck geöffnet wurde.

 

 

„Se-Senpai! Was in aller Welt, ist denn mit deinem Gesicht passiert!“

Der Schock stand Morinaga Tetsuhiro regelrecht ins Gesicht geschrieben. Mit riesigen Augen starrte er in das blasse Gesicht des Älteren. Soichi selbst, war für einen Augenblick wie erstarrt. Er fühlte sich wie ein Dieb, der auf frischer Tat ertappt worden war.

„Senpai! Wie … geht’s dir gut? Was ist mit dir passiert?! Senpai! Soll ich einen Arzt rufen!?“

Morinaga, der seinen Senpai besorgt von oben bis unten musterte, machte einen unsicheren Schritt auf diesen zu. Zaghaft, als würde Soichi bei der erstbesten unbedachten Bewegung in tausend Einzelteile zerspringen, streckte Tetsuhiro die Hand nach dem Älteren aus.

„Finger weg!“

Glücklicherweise fing sich Soichi schnell. Rüde drängte er sich daher an Morinaga vorbei und flüchtete sich ins Wohnzimmer. Verwirrt wirbelte Tetsuhiro herum, um seinem Senpai zu folgen.

„Warte doch! Was zum Teufel ist denn mit dir los?“, verlangte der Jüngere zu wissen, wurde aber von Soichi mit einer harschen Geste unterbrochen.

„Du willst wissen, was passiert ist?! Scheiß drauf! Mach lieber dein Maul auf und sagt mir, wo verdammt nochmal du gewesen bist!?“, schrie der Blondschopf nun seinerseits Morinaga an. Dieser zuckte ertappt zusammen.

„Senpai so beruhige dich doch erst einmal ...“ So ruhig wie möglich, lächelte der Kohai seinen Senpai an, doch wirkte er dabei ziemlich nervös. Schnell fuhr sich Morinaga durch das dunkle Haar. „Nun, ich war … das ist ein bisschen kompliziert … wie soll ich anfangen … Ich … weißt du was? Ein Kaffee wäre jetzt genau das Richtige, oder?“

Ohne auf Soichis Antwort zu warten, machte Tetsuhiro auf dem Absatz kehrt und verkrümelte sich schleunigst Richtung Küche.

„Was!? Scheiß auf den Kaffee! Antworte gefälligst, du …“

Verdattert blieb Soichi allein zurück. Zunächst wollte er dem anderen nachsetzen, doch dann glaubte er Tetsuhiro für einen winzigen Augenblick schwanken zu sehen. Schnell kniff er die Augen zusammen, aber als er das zweite Mal hinsah, war sein Mitbewohner bereits verschwunden.

„Hah?“

Der Ältere runzelte die Stirn, rieb sich über die Lider, dann winkte er ab. Bei dem Kampf mit Taro hatte er wohl doch mehr abgekriegt, als gedacht. Soichi zögerte kurz, setzte sich daraufhin jedoch auf das Sofa, noch immer stinksauer! Grummelnd schlug er die Beine übereinander und zündete sich genüsslich eine Zigarette an.

Seit gestern Morgen hatte er keine mehr geraucht. Für ihn ein absoluter Rekord. Tief inhalierte er den Rauch, während er Morinaga in der Küche hantieren hörte. Jetzt da sein nichtsnutziger Kohai wieder aufgekreuzt war, fiel ihm nichtsdestotrotz ein großer Felsbrocken vom Herzen. Aber er würde sich lieber die Zunge abbeißen, als zuzugeben, dass er ihn vermisst hätte! Tze!

Schnell jedoch war die erste Zigarette geraucht und Soichis Stimmung dementsprechend gesunken.

„Hey, Morinaga wo bleibt der Kaffee?“, murrte er nicht gerade leise.

Weil es ihm nicht schnell genug ging, wollte er mit einem mürrischen »Muss man den alles selbst machen« erheben, als zu seiner Freude Morinaga mit dem dunkeln Muntermachen auf der Bildfläche erschien. „Entschuldige, dass du warten musstest ...“

Verlegen stellte der Jüngere zweit Kaffeebecher auf dem Tisch ab. Gewohnt kaltschnäuzig griff sich Soichi einen, um sich einen großen Schluck zu genehmigen. Morinaga betrachtete ihn dabei.

„Und? Willst du mir erzählen, was passiert ist?“, hakte er abermals nach.

Der Ältere verschränkte die Arme. „Nichts“, erwiderte er knapp.

„Nichts? Nach »Nichts« sieht das aber nicht aus ...“, setzte er vorsichtig an und berührte sanft das Gesicht seines Gegenübers.

Soichi zuckte zurück. Nicht aus Schmerzen, sondern weil die Hände seines Kohais eiskalt waren. Normalerweise glich dieser einer wandelnden Heizung. Verstohlen musterte er Tetsuhiro, während er schnell noch einen Schluck Kaffee nahm. Erst jetzt fiel Soichi auf, wie bleich Morinagas Haut war. Außerdem schimmerten dunkle Ringe unter den Augen und sah so alles andere als gut aus.

Tetsuhiro deutete Soichis Reaktion vollkommen falsch.

„Wenn es noch wehtut, solltest du Eis drauflegen. Ich hole dir etwas ...“, sagte er besorgt und stand schon auf, um in die Küche zu eilen, aber da hielt er überrascht inne.

„Äh, ist schon gut. Er tut nicht weh. Ist doch nur ein Kratzer. Setz dich wieder hin ...“, brummte Soichi, der ihn am Arm gepackt hatte. Zögernd setzte sich Morinaga wieder hin.

 

Nach langem Hin und her, rückte Soichi schließlich mit der Sprache heraus. Zumindest tischte er seinem Kohai die abgespackte Version auf.

„In der Cafeteria gab es eine Schlägerei. Zu allem Übel war ich zufällig dort, als es so richtig zur Sache ging. So, das ist alles … also mach nicht so einen Aufstand“, endete er schließlich mit seinen Ausführungen.

Soichi wusste selbst nicht so genau, warum er nicht die ganze Wahrheit erzählte. Aber in diesem Moment erschien es einfach richtig.

„So, und jetzt bist du gefälligst an der Reihe! Wo zur Hölle bist du die ganze Zeit gewesen!?“, schnauzte Soichi im gleichen Atemzug den Jüngeren an. Böse funkelte er diesen an. „Morinaga! Erst nervst du mich stundenlang, willst unbedingt etwas mit mir unternehmen und dann tauchst du drei, ja drei verfluchte Tage nicht auf!“ Ein Knurren entwich Soichis Kehle. „Und dann hinterlässt du nicht einmal eine Nachricht! Verdammte Scheiße, du weißt doch, wie wichtig unsere Arbeit ist. Ich will eine Erklärung! Sofort!“

Die letzten Worte schrie Soichi fast. Obwohl er sich vorgenommen hatte, ruhig zu bleiben, so schoss ihm nun das Blut in den Kopf. Für einige Sekunden schwiegen beide Männer. Soichi atmete schwer, so sehr war er mittlerweile in Rage. Er war auf die Erklärung seines Assistenten gespannt, sodass er diesen nicht aus den Augen gelassen hatte.

„Senpai ...“

Während des Ausbruchs seines Senpais war Tetsuhiros Blick pausenlos auf die eigenen Hände gerichtet gewesen. Man sah deutlich, wie er sichtlich immer mehr in sich zusammenschrumpfte. Tetsuhiro presste die Lippen aufeinander, dann brach er sein Schweigen.

„Ich … Es tut mir leid“, flüsterte er so leise, dass es fast nicht zu hören war.

Als der Dunkelhaarige den Kopf schließlich hob, konnte Soichi in dessen tieftraurigen Augen schauen. Noch schockierter war er allerdings, als er die Tränen bemerkte, die Tetsuhiro die Wangen hinunterkullerten.

Was?!

So hatte er seinen Kohai noch nie gesehen. Alle Vorwürfe, die er Morinaga noch an den Kopf werfen wollte, blieben ihm schlagartig im Hals stecken. Stattdessen schluckte Soichi angestrengt.

„Äh, ich … nein …“, stammelte er verunsichert und trat sich dafür innerlich selbst in den Hintern. „So … So schlimm ist es nicht. Ich war nur sauer, weil ich nicht wusste, wo du steckst ...“

Gegen seinen Willen bekam Soichi Mitleid mit seinem Mitbewohner. Nun war er derjenige, der Morinaga besorgt musterte. Ungewohnt sanft berührte er ihn am Arm. Morinaga wischte sich indes mit dem Ärmel über die Augen. Er sah jetzt noch elender aus als noch vor wenigen Minuten.

„Nein, nein, nein. Es tut mir leid, Senpai. Es ist meine Schuld … ich hätte … Es ist … ich bin … ich … Ich bin einfach nur müde ...“, versuchte er Tatsumi zu beruhigen, was allerdings nur zur Folge hatte, dass dieser ihn noch intensiver musterte.

„Senpai … ich ...“, setzte Morinaga leise an, verstummte jedoch abrupt. Sekundenlang sahen sie einander in die Augen, doch dann ging ein Ruck durch Tetsuhiro. Gleich darauf sprang er regelrecht vom Sofa auf.

Soichi riss die Augen auf. „Hey, was ...“

Bereits nach wenigen Schritten begann Morinaga zu schwanken. Er wäre mit Sicherheit gestürzt, hätte Soichi ihn nicht in letzter Sekunde aufgefangen.

„Hey, Morinaga! Was ist mit dir?! Mach keinen Unsinn!“, rief der Ältere panisch.

Sein Kohai keuchte etwas, schloss für einen Moment die Augen. Doch so schnell ihn die Kräfte verlassen hatten, so schnell riss er sich jedoch wieder zusammen.

„Danke, Senpai. Es geht schon wieder. Mir … war nur ein bisschen schwindelig ...“, murmelte Morinaga und schüttelte die helfenden Hände sanft, aber bestimmt ab. Soichis Augenbrauen flogen in die Höh.

„Schwindelig? Dann ...“

„Mir geht es wirklich gut ...“

Der Dunkelhaarige lächelte ihn so warm an, dass Soichi für eine Sekunde die Luft wegblieb. Morinaga nutzte diesen Moment der Schwäche, um ihn endgültig abzuschütteln. Ehe Soichi noch etwas unternehmen konnte, war Morinaga bereits in den Tiefen des Flures verschwunden.

 

**Ende Kapitel 4**



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hatschepueh
2013-05-29T07:49:51+00:00 29.05.2013 09:49
Das ist so typisch Soichi das er seine Sorge um Morinaga nur mit Geschrei und Rumgemecker ausdrücken kann. Und ich muss zugeben das ich mir auch Sorgen um ihn mache. Was ist nur mit ihm geschehen während er verschwunden war?
Übrigens bin ich immer noch der Meinung das ein paar Absätze der Geschichte nur gut tun können.
Antwort von: abgemeldet
29.05.2013 14:34
Ach ja, ich und die Absätze...
Werde deinen Ratschlag beherzigen! Versprochen XD!!!
Wie schon gesagt, es dauert noch ein kleines bisschen bis du es erfährst!
Also immer schön lesen ;D


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