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I've become so numb ...

The Dark Knight
von
Koautor:  Jack-Spicer

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Willkommen im Irrenhaus

Es war einer dieser Tage, an denen sich Harleen zum wiederholten Mal fragte, warum sie überhaupt zur Arbeit gefahren war. Seit ihrem Schicht-Beginn - heute hatte sie zum dritten Mal in Folge die Nachtschicht - saß sie in ihrem kleinen fensterlosen Büro am Schreibtisch und las sich durch die Akten der Patienten, die Dr. Jeremiah Arkham, der Leiter der Nervenheilanstalt, für sie auserkoren hatte.
 

Sie hatte die Patienten bisher nur flüchtig kennen gelernt und durfte bei den Therapie-Sitzungen über einen Monitor mit dabei sein, aber ihre Arbeit in Arkham Asylum hatte sie sich wirklich anders vorgestellt. Sie suchte die Herausforderung und Akten studieren gehörte nun wirklich nicht dazu.
 

Sie seufzte, als sie eine Seite umblätterte und fragte sich, wie lange Arkham sie wohl noch an der kurzen Leine hielt, bis er der Meinung war, sie auf einen Patienten loslassen zu können.
 

Aber Harleen war fest entschlossen, Arkham zu zeigen, dass sie sehr wohl in der Lage war, genauso gute Arbeit zu leisten wie die anderen Psychologen hier! Sie hatte sich schließlich nicht umsonst für ihre hervorragenden Noten an der Universität von Gotham angestrengt und sich ausgerechnet diesen Job im berühmt-berüchtigten Arkham Asylum ausgesucht.
 

Als sie gerade nach ihrer Kaffeetasse griff, wurde die Bürotür aufgerissen und einer ihrer Kollegen, mit dem sie für gewöhnlich in der Kantine bei Mittagessen zusammen saß, steckte seinen Kopf herein. "Harleen! Sie haben den Joker! Er ist auf dem Weg hierher!" Kaum hatte er diese Worte gesagt, war er auch schon wieder weg. Harleen stellte ihre Tasse ab und beeilte sich, ihrem Kollegen zu folgen.
 

Der Joker, der in den letzten Tagen und Wochen Gotham City terrorisiert hatte, war endlich gefasst worden. Und er sollte in Arkham untergebracht werden. Anscheinend hielt das GCPD ihn für verrückt, so dass er nicht nach Blackgate gebracht wurde. Sie kannte ihn aus dem Fernsehen und er faszinierte sie. Hoffentlich bekam sie die Gelegenheit, sich mit ihm zu unterhalten.
 

Noch während sie ihrem Kollegen hinterher lief, fasste sie den Entschluss, Dr. Arkham, sobald er im Haus war, zu bitten, dass sie den Joker behandeln durfte. So könnte sie ihrem Chef und dem Rest ihrer Kollegen zeigen, dass sie eine hervorragende Psychiaterin war und musste sich dann nicht mehr anhören, dass sie als Frau, die erst vor ein paar Monaten promoviert hatte, in dieser Anstalt fehl am Platz war, da hier nur die schlimmsten Psychopathen untergebracht waren.
 

♦ ♦ ♦ ♦ ♦
 

Schnell huschten Lichtstrahlen immer wieder an ihm vorbei, die ihren Ursprung in den vielen Laternen hatten, die die nächtlichen Straßen von Gotham City taghell erleuchteten und den Weg in Richtung Arkham Asylum in gleichmäßigen Abständen säumten. Durch mehrere kleine Öffnungen im Dach des Polizei-Transporters konnte er den schnellen Wechsel von Licht und Dunkelheit genau wahrnehmen, da sie groteske Schatten auf die Wände warfen.
 

Die Öffnungen dienten anscheinend auch als eine Art Ventilationssystem, quasi wie Luftlöcher, so dass die anständigen und hoch qualifizierten Beamten des GCPD selbst in brütender Hitze im Hochsommer immer mit frischer Luft versorgt waren. Bei diesem Gedanken schlich sich ein ironisches Grinsen in sein Gesicht. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er einen baugleichen Transporter mit einer Maschinenpistole beschossen, um an Harvey Dent zu kommen. Bei diesem Einsatz war auch eine Bazooka zum Einsatz gekommen, gegen die solche Transporter nicht den Hauch einer Chance hatten.
 

Bis auf das Licht, spürte er nur noch das kalte Metall an seinen Gliedmaßen. Die harte Bank und die kahle Wand. Es kam ihm so vor, als ob das Metall, aus dem der Transporter hauptsächlich bestand, nie dafür hergestellt worden war, Körperwärme aufzunehmen, aber ihm war das egal. Es war die allgemeine Situation, die ihn nachdenklich stimmte. Das Spiel, welches er gespielt hatte, war verloren und zunächst blieb ihm nichts Anderes übrig, als sich der Niederlage zu ergeben und einfach abzuwarten. Es war ein beschissenes Gefühl, weil dieser Einfallspinsel von Batman ihm diese Demütigung so deutlich vor Augen führte.
 

Er war es doch, der der Welt beweisen wollte, wie schlecht sie doch war! Wieso nur verstand das Niemand?! Dieser Batman war der Schlimmste von ihnen. Tat Gutes, um das Böse zu schützen. Einfach lachhaft! Und die Bevölkerung bejubelte ihn auch noch. Nicht, dass es ihn stören würde, es war nur eine beschämende Niederlage, seine Theorie nicht beweisen zu können. Wie ein Wissenschaftler, der sich zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte und letztendlich von seinen Dozenten ausgelacht wurde.
 

"ICH BIN NICHT VERRÜCKT!", brüllte er aggressiv durch den Transporter. Ob ihn die beiden Polizeibeamten im vorderen Bereich hörten, war ihm zu diesem Zeitpunkt herzlich egal. Auch wenn er sich gerne einen Spaß daraus machte, so wusste er selbst, dass es bei weitem nicht so amüsant für ihn war. Und die aktuelle Situation zeigte es nur zu deutlich. Wenigstens war er allein hier drin. Wäre hier noch Jemand, dann käme er nicht umher, seine Wut an dieser armen Seele auszulassen.
 

♦ ♦ ♦ ♦ ♦
 

An der Haupteingangstür des Arkham Asylum hatte sich fast die komplette Nachtschicht eingefunden. Einige der Wärter spielten nervös mit ihren Schlagstöcken und spähten immer wieder auf die Straße. Es dauerte nicht lange, bis die Sirenen zu hören waren und sich mehrere Polizeiwagen mit Sondersignal der Anstalt näherten. Sie bogen alle auf das Psychiatrie-Gelände ab und ein gepanzerter Mannschaftstransportwagen hielt direkt vor dem Eingang.
 

Der Wagen hielt abrupt an. Das heißt er müsse sich nun bewegen. Hatte er so gar keine Lust darauf. Keine Lust darauf, diese Fratzen zu sehen, die sich selbst für Helden hielten, waren sie doch aber nichts anderes als alles nur Schlächter. Keine Lust darauf, wie sie ihn hier heraus zerren und herum schubsen würden.
 

Kaum, dass der Wagen angehalten hatte, stiegen der Fahrer und der Beifahrer aus und eilten zur hinteren Tür, wo bereits ein dritter, bis an die Zähne bewaffneter Polizist, die Tür geöffnet hatte. "Komm raus da!", rief der Polizist im harschen Ton und richtete seine Waffe auf den Joker. Nur langsam erhob sich der Angesprochene und schlenderte gemütlich zum Ausgang. "Na wird's bald?!", richtete der Polizist erneut das Wort an ihn. Als würde es ihn auch nur einen Deut interessieren, was er da von sich zu geben hatte.
 

Nachdem der Clown leichtfüßig aus dem Mannschaftstransportwagen gehüpft war, hob er kurz den Kopf und sah sich das imposante, mehrstöckige Gebäude an, vor dem er stand. Der Anblick dieses gewaltigen Bauwerkes strahlte schon eine gewisse Macht auf ihn aus. Es war für ihn ein wenig so, als würde er in eine neue Wohnung einziehen.
 

Seine Hände waren vor dem Körper gefesselt und auch an den Fußgelenken trug er Fesseln, die mittels einer Kette mit den Handschellen verbunden waren. Er hatte den Kopf gesenkt und die grünen, zotteligen und strähnigen Haare fielen ihm ins Gesicht. Seine Kleidung, allen voran der violette, auffällige Mantel, waren staubig und fleckig. Er ließ die Schultern hängen und machte sich nicht die Mühe, die Füße beim Gehen richtig anzuheben, wodurch er einen schlurfenden Gang hatte.
 

Als er von den Polizisten, begleitet von einigen Arkham-Wachen, durch die Eingangstür geführt wurde, versuchte Harleen einen Blick auf sein Gesicht zu erhaschen. Sämtliche Blicke waren auf den Joker gerichtet und es kam ihm so vor, als wäre er bei einer Fleischbeschau. Mussten sich so Frauen um Puff fühlen? Irgendwie witzig der Gedanke. Er schnaufte kurz verächtlich, bevor er seinen Blick ein wenig umher schweifen ließ und nur beifällig diese blonde junge Frau wahrnahm, die ihn mit großen Augen ansah. Im nächsten Augenblick waren seine Augen, genauso wie sein Interesse entschwunden und eher auf das gerichtet, was vor ihm lag.
 

Als der Joker den Kopf in Harleens Richtung drehte und sie für eine Sekunde direkt ansah, setzte ihr Herzschlag für einen Moment aus. Seine Schminke war zwar verlaufen, aber er sah bei weitem nicht so schlimm aus, wie sie es erwartet hatte. Und er wirkte auf sie nicht wie der Psychopath, der er im Fernsehen gewesen war. Er sah viel mehr aus wie ein Mann, der Alles verloren hatte und nun dringend auf Hilfe angewiesen war.
 

Die Gruppe aus Polizisten und Wärtern, die den Joker flankierten, wanderte durch einige Gänge, bis sie letztendlich in einem großen gekachelten, Raum ankamen, wo zunächst sämtliche Taschen seiner Kleidung nochmals von den Wärtern durchwühlt wurden, während mehrere Polizisten ihre Waffen auf ihn gerichtet hatten. Als ob sie dies nicht bereits dreimal getan hätten.
 

"Mensch, ihr Jungs müsst aber echt unsicher sein, wenn ihr tausend Mal nachkontrolliert."
 

Wie immer antwortete ihm Niemand. Ein netter Plausch wäre doch ganz unterhaltsam gewesen. Aber nein, diese ach so tollen Staatsbeamten ließen sich zu keinem Gespräch hinreißen. Ob sie zuhause bei ihren Frauen auch so maulfaul waren?
 

"Gut", sagte einer der Wärter, der laut seinem Namensschild S. Carter hieß, nachdem die Hände, die den Joker abtasteten, verschwunden waren. "Schellen ab."
 

"Wie? Jetzt schon?", erwiderte der schlampig geschminkte Clown ohne echte Überraschung in der Stimme.
 

"Freu dich nicht zu früh, du Psycho!", konterte ein anderer Wärter aggressiv.
 

Schon wieder so ein Begriff. Wie es ihn reizte. Könnte er doch nur für einen Moment zu diesem feisten Kerl greifen und diese nette kleine Pistole an seinen fettigen Kopf drücken. Doch dafür hatte er gerade wirklich keine Zeit. Anstatt, dass sie ihm erst mal die Schellen abnahmen, packten einige Männer seinen Körper und versuchten ihn zu fixieren, so dass er sich keinen Zentimeter mehr bewegen konnte.
 

"Hey, was wird das denn?" fragte er, doch wieder einmal erhielt er keine Antwort. Dann wurden endlich die Handschellen gelöst. "Ich frag ja nur", kommentierte der Joker mit Humor in der Stimme. "Ist ja neu für mich."
 

Ohne eine verbale Ankündigung oder eine andere Art der Vorwarnung, fingen die Männer an, an seiner Kleidung zu zerren und sie ihm fast schon vom Leib reißen zu wollen. Eilig wurde er entkleidet und genauso schnell wurde er wieder an den Hand- und Fußgelenken gefesselt. Was das auch immer hier werden sollte - es ging ihm jetzt schon mächtig auf den Sack.
 

Verstohlen blickte sich der Joker ein wenig um, um nachzusehen, was seine Eskorte nun machte, da prasselte auch schon ein kalter, schmerzender Wasserstrahl auf seinen Kopf. Er wollte sich aus dem festen Griff winden, der ihn unter dem eiskalten Wasser hielt, doch diese Mistkerle kamen von überall.
 

Das war doch der Beweis! Das war er! Wie ein Stück Vieh wurde man hier behandelt!!! Und dass sollte also die viel gelobte Gerechtigkeit sein? Das sollte diese Gerechtigkeit sein, wovon Batman die ganze Zeit gesprochen hatte? Und das Gute in den Menschen? Es war das reinste Trauerspiel, was sich hier ereignete! Ein Trauerspiel um die Menschheit!
 

Vollkommen durchnässt rannte die Farbe von seinem Gesicht über seinen Körper und verflüchtige sich immer mehr. Nur das Schwarz um die Augen wollte nicht so recht verschwinden - eine kleine Restschwärze blieb hartnäckig zurück. Bis auf das ebenfalls leicht heraus gewaschene grün in seinen Haaren zeugte Nichts mehr von dem schrecklichen Abbild des Jokers. Vielmehr sah er nun wie ein Mensch aus, was die Sache für ihn nur noch demütigender machte. Zum Schluss gab es noch einen der orangenen Overalls, den er sich überstreifen musste. Er durfte das auch endlich alleine tun, anstatt dass die Wärter ihn die ganze Zeit befingerten.
 

♦ ♦ ♦ ♦ ♦
 

Einige ihrer Kollegen folgten neugierig den Polizisten und Wärtern, die den Joker in Richtung der Gemeinschaftsdusche abführten. Auch Harleen folgten ihnen mit einigem Abstand. Obwohl die Tür geschlossen war, konnte man die Stimmen der Wärter und des Jokers hören, wenn auch nicht die Worte, die gesprochen worden.
 

"Wie der Freak wohl ohne seine Schminke aussieht?", fragte einer ihrer Kollegen belustigt, was Harleen aus irgendeinem Grund wütend machte.
 

"Habt ihr Alle Nichts zu tun oder warum steht ihr hier rum?", fragte sie und sah jeden von ihren ernst an. "Er ist kein seltenes Tier in einem Zoo! Er ist ein Patient, wie jeder Andere, also behandelt ihn auch so!"
 

Harleen machte auf dem Absatz kehrt und ging eilig bis zum Ende des Ganges, wo die Überwachungszentrale der Wärter für den Hochsicherheitstrakt lag. Dort angekommen registrierte sie mit einem selbstzufriedenen Nicken, dass ihre Kollegen tatsächlich ihrem Wink mit dem Zaunpfahl gefolgt waren und nun wieder ihrer Arbeit nachgingen. Eigentlich hätte auch Harleen wieder in ihr muffiges kleines Büro gemusst, doch sie wollte vorher unbedingt noch einen Blick auf den Joker werfen, sobald er aus der Gemeinschaftsdusche raus und in seiner Zelle untergebracht war.
 

Es dauerte auch nicht lange, bis die Wärter den Joker, der inzwischen einen der orange-farbenen Overalls trug und klitschnasse Haare hatte, in Handschellen aus der Gemeinschaftsdusche schleiften. Er wehrte sich heftig gegen die rüde Behandlung, was den Wärtern gar nicht gefiel. Dem Joker war die ganze Behandlung, die er bislang erfahren hatte, so zuwider, dass er sich jetzt dagegen wehrte. Da aber seine Hand- und Fußgelenke wieder gefesselt waren, konnte er sich nur gegen die Wärter werfen, die ihn erbarmungslos festhielten.
 

Als es dem Joker tatsächlich gelang, seine Eskorte stolpern zu lassen, sodass sie ihre Griffe lockerten, zog einer der Männer, die die Gruppe nach hinten absicherte, seinen Schlagstock aus der Halterung am Gürtel und schlug dem Joker von hinten ins Kreuz. Er konnte den Sturz kaum mit den Händen abfangen und schlug mit der Schulter voran auf. Schmerzlich verzog er das Gesicht und versuchte sich so zu drehen, um einem weiteren Schlag eventuell ausweichen zu können. Als der Wärter zum zweiten Schlag ansetzte, rannte Harleen bereits den Gang hinunter und der Joker hörte ihre Stimme, die ihn zu schützen versuchte und an den Wänden widerhallte.
 

"Aufhören! Sofort aufhören!", rief sie lautstark und stellte sich dem Wärter mit erhobenen Armen in den Weg. "Das ist Misshandlung eines Schutzbefohlenen und wenn Sie morgen auch noch einen Job haben wollen, dann unterlassen Sie das sofort!"
 

Ach. Diese dämliche Arzt-Gequatsche. Als ob er hier noch unter Schutz stünde? Als ob er JEMALS unter Schutz stünde! Grummelnd steckte der Wärter den Schlagstock weg und nickte missmutig, sagte aber keinen Ton. Direkt zogen die nächsten Hände nach dem Joker, schliffen ihn über den Boden und schmissen ihn dann letztendlich ohne Hand- und Fußfesseln in eine Zelle.
 

Dort rappelte er sich langsam auf und ließ sich schwerlich auf die harte Metallliege fallen. Seine Wirbelknochen knackten etwas und er spürte, wie die Schmerzen seinen Körper durchzogen, doch das war ihm inzwischen vollkommen egal geworden. An diesen Schmerz hatte er sich schon vor langer Zeit gewöhnt.
 

Wie in Trance schien er die kahle Wand vor sich anzustarren. Was hatte er hier auch groß zu tun? Es gab doch nichts weiter, als hier zu rumzuhängen und gar nichts zu tun. Doch ihm war das nur recht. Auf auch nur irgendwelche Menschen hatte er nun wirklich keine Lust mehr. In den letzten Minuten hatten einfach zu viele Menschen an ihm herum gefummelt. Außerdem musste er darüber nachdenken, was er eigentlich falsch gemacht hatte. Manchmal fragte er sich das sogar über sein Leben.
 

Wo an welchem Punkt hatte er einen Fehler begangen? Batman! Batman war der Fehler gewesen! Aber genau aufgrund dieses Fehlers war er doch erst auferstanden, um diesen zu korrigieren! Naja ... Ein Meister war ja noch nie vom Himmel gefallen. Es würde sich schon eine weitere Möglichkeit anbieten. So leicht aufgeben würde er bestimmt nicht.
 

♦ ♦ ♦ ♦ ♦
 

Vorsichtig näherte sich Harleen der Zelle und warf einen Blick durch die vergitterte kleine Öffnung in der stabilen Eisentür. Der Joker saß, ohne Handschellen, auf der Metallpritsche, die als Bett diente und starrte die gegenüber liegende Wand an.
 

"Wollen Sie mit dem Neuankömmling sprechen?", fragte plötzlich ein Wärter, den Harleen bislang noch gar nicht wahrgenommen hatte.
 

"Anscheinend bin ich die Einzige, die momentan Zeit hat, ihn hier zu begrüßen", erwiderte sie mit einem freundlichen Lächeln.
 

Der Wärter nickte und zückte seinen Schlüsselbund, um die Zellentür zu öffnen.
 

Vorsichtig betrat die Ärztin den kleinen Raum. Sie war sich sicher, dass der Joker sie bemerkt hatte, aber er machte den Eindruck, dass ihn das nicht die Bohne interessierte.
 

"Hallo", sagte Harleen. Sie blieb an der inzwischen wieder geschlossenen Tür stehen und musterte den Mann mit den wirren, nassen Haaren. "Ich bin Doktor Harleen Quinzel. Es tut mir leid, dass Sie so behandelt worden sind. Brauchen Sie etwas? Ein Handtuch vielleicht?"
 

Gegen sein Interesse kam nun auch noch diese Ärztin in seine Zelle und versuchte sich zu allem Überfluss auch noch bei ihm zu entschulden. Anfänglich hatte er sie zunächst ignoriert, konnte er dies angesichts der zur Schau gestellten Naivität nicht mehr.
 

Es wirkte wie ein schlechter Witz, doch sie meinte es anscheinend so ernst. Das verriet ihm ihr Gesichtsausdruck. Kurz schloss er die Augen, ehe er sie aus den Augenwinkeln ansah. Seine Zunge suchte sich ihren Weg durch seine Lippen, über die Mundwinkel entlang und zurück in die Mundhöhle. Und er dachte nicht im Traum daran, auch nur einen Ton von sich zu geben. Wieso auch? Wenn er schwieg, würde sie wieder verschwinden. Wäre doch super.
 

Er schwieg. Der Joker schwieg, sah sie nur stumm an und leckte sich über die Lippen. Harleens Blick richtete sich auf seine Mundwinkel, wo sich Narben fast bis zum Wangenknochen hinauf erstreckten und so den Anschein erweckten, er würde immer grinsen. Aber seine Augen verrieten etwas anderes.
 

Sie ging in die Knie, um mit dem Joker auf Augenhöhe zu sein. "Hören Sie, Mister Joker", begann sie und versuchte, ihr Gegenüber aufmunternd anzusehen. "Ich kann mir vorstellen, dass das Alles für Sie sehr belastend ist, aber es ist wirklich wichtig, dass Sie mit mir kommunizieren. Wenn Sie nicht mit mir reden, kann ich Ihnen nicht helfen."

Harleen seufzte lautlos und hoffte, dass er ihre Worte positiv auffasste.
 

Das war ja wirklich köstlich! Er fand es urkomisch, wie sie sich vor ihn hinhockte und meinte, so an ihn heran kommen zu können. Ein schmutziges Grinsen schlich sich auf seine Lippen, wobei sich ebenso seine, in schlechter Verfassung befindlichen gilblichen Zähne hervor linsten.
 

"Sie denken also, ich sollte reden um ... all dieses unwürdige Zeugs von meiner geschändeten Seele zu nehmen?", sprach er mit einem herabwürdigen Ton, als würde er mit einem dummen kleinen Kind reden. Es war ganz klar, dass er sich über sie lustig machte.
 

"Hören Sie, Mäuschen. Wieso sollte es mir schlecht gehen? Ist doch ganz gemütlich hier drin, oder nicht? Ich meine, ich hab' noch nicht Alles gesehen aber ich brenne förmlich darauf, Alles zu durchwühlen", sagte er mit einem schelmischen Grinsen, während seine Arme und Hände leicht hektisch zu seinen Worten gestikulierten.
 

"Aber wenn es Ihnen recht wäre, würde ich zunächst einmal mein neues Heim in Ruhe genießen. Die Einweihungsparty könnten wir ja später schmeißen? Warte schon sehnsüchtig darauf. Sie können ja - hier - wie heißt er nochmal gleich? Diesen Crane! Den kennen Sie doch bestimmt? Den können Sie ja einladen. Wird 'ne Mordssause!"
 

Seine Stimme tropfte vor Ironie und Sarkasmus. Noch offensichtlicher, dass er sich über sie lustig machte, konnte es nicht mehr werden, auch wenn er es so gekonnt durchzog, als wären Worte vollkommen ernst gemeint.
 

Mit jedem Wort, welches der Joker ausspuckte, verfinsterte sich Harleens Gesichtsausdruck, bis ihre Mimik vollkommen undefinierbar wurde und einem Pokerface glich. Als er sie 'Mäuschen' nannte, war sie versucht, einfach aufzuspringen und ihm eine Standpauke zu halten, aber im letzten Moment konnte sie sich zurückhalten. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass der Joker sie - wie ihre Kollegen - für Jemanden hielt, der in Arkham Nichts zu suchen hatte.
 

Sie wusste von dem Moment an, als der Joker einen Fuß ins Arkham Asylum gesetzt hatte, dass es alles Andere als einfach mit ihm werden würde. Sie war sich sicher, dass er sie hier provozieren versuchte und sie musste die Ruhe selbst sein, um sich nicht bis auf die Knochen zu blamieren.
 

Harleen hörte dem Joker aufmerksam zu und verkniff sich jeden Kommentar, der ihr auf der Zunge lag. Sie versuchte, eine Verbindung mit ihm zu knüpfen, auf die sein Therapeut später aufbauen konnte. Als er den ehemaligen Psychiater Jonathan Crane, der jetzt als Scarecrow sein Unwesen trieb, erwähnte, horchte Harleen auf. Hatten die Beiden etwas miteinander zu schaffen?
 

Nachdem der Joker seine kleine Ansprache beendet hatte, erhob sie sich langsam, verschränkte die Arme vor dem Oberkörper und sah ihn tadelnd an. Zwar war der Joker kein kleines Schulkind war, aber sie hoffte dennoch, dass es zumindest einen kleinen Effekt auf ihn ausübte.
 

"Das hier sollte keine Therapiestunde werden, Mister Joker. Ich wollte nur sicherstellen, dass Alles in Ordnung mit Ihnen ist und dass Ihnen Nichts fehlt. Da das aber anscheinend für Sie momentan schon zu viel ist, werde ich Sie nicht weiter behelligen", sagte sie in einem neutralen Tonfall, ganz so, wie sie es gelernt hatte. "Sie sollten sich aber von dem Gedanken verabschieden, dass Sie hier schalten und walten können, wie Sie es wollen. Wie jeder andere Patient haben Sie sich an unsere Regeln zu halten. Ihr Therapeut wird sich Ihnen sicherlich bald vorstellen und Ihnen alle Regeln erklären."
 

Ein Schmunzeln kam über seine Lippen. Es war ja richtig süß, wie sie sich aufregte war. Oh, ja natürlich hatte er es mitbekommen. Wenn eine Frau von super herzlich zur Eisprinzessin umschaltete, dann war sie wirklich angepisst. Wäre er ihr Freund, müsste er wohl als nächstes mit Blumen und Diamanten ankommen.
 

Ihre Standpauke, bezüglich seiner Art gerne in Allem seine Finger in Spiel zu haben, sah er mehr als Herausforderung an. Es gab natürlich Dinge, wo der Joker wusste, dass sie schwierig waren. Aber er betrachtete das Alles mehr aus einer lockeren Sichtweise.
 

»Wird schon irgendwie klappen!«
 

Nach diesem Spruch handelte er schon eine ganze Weile im Verbrecher-Milieu und es konnte sich doch sehen lassen, was inzwischen aus ihm geworden war. Wohl jede gottverdammte Person in Gotham City kannte ihn und wenn es auch nur sein Name war! Wenn man es so betrachtete, waren hier doch eine Menge Fans und Paparazzos, die nur danach lechzten, ein Foto von seinen eleganten Narben zu bekommen.
 

"Autogramme gibt's später, Püppchen" grinste der Joker selbstsicher, während Harleen seine Zelle verließ.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  TheJoker
2013-07-07T13:28:40+00:00 07.07.2013 15:28
Hach ich freu mich ja immer wie ein kleines Kind wenn ein neues FF von dir raus ist und ich freu mich das Kennenlernen von Joker und Harley mal von dir geschildert zu lesen.
Hab schon viele Geschichten darüber gelesen und auch oft in RPG's geplayt und muss sagen bis jetzt gefällt es mir ganz gut.

Was ich ganz toll finde, ist, das du Joker mal nicht darstellst, als wäre er gleich hin und weg von Harleen, das kommt so oft vor, das es schon langweilig geworden ist. *lach*
Hoffe er behält sein Desinteresse auch ein Weilchen, finde das macht den Joker (aus dark knight) glaubhafter. Er ist einfach nicht der Typ um sich gleich von einer hübschen Blondine beeindrucken zu lassen.

Witzig ist, wie Harleen schon am Anfang, einem das Gefühl gibt, das sie eine verrückte Ader hat. Noch zeigt sie es ja nicht offen, doch man kann es irgendwie raushören. Weis nicht ob dies Absicht war, aber ich hatte irgendwie das Gefühl. XD

Zum Schreibstil kennst du ja meine Meinung. ;P

In allem ein schöner Anfang und werde auf jeden Fall die Geschichte weiter verfolgen. :D

P.S. Brittany Murphy passt einfach perfekt um Harley zu verkörpern. R.I.P Brittany murphy und Heath ledger. <3
Antwort von:  ChogaRamirez
07.07.2013 15:39
Wir, Jack-Spicer und ich, freuen uns sehr, dass unsere FF-Adaption unseres RPG's Anklang findet. Es ist uns wichtig, Alles möglichst realistisch und authentisch zu machen und wir halten beide Nichts von diesem Hals über Kopf Szenario. Wir wollen natürlich auch das Niveau von "The Dark Knight" halten, was nicht ganz einfach ist, da der Film sensationell war.
Harleen hat unserer Meinung nach schon eine verrückte Ader, die sie aber eher privat auslebt, da sie sich beruflich ja beweisen will und dass dann eher kontraproduktiv wäre.
Liebe Grüße von Jack-Spicer und ChogaRamirez
Antwort von:  Jack-Spicer
08.07.2013 20:03
Von mir auchnochmal ein herzliches Dankeschön. Es ist gut zu hören, dass man den Joker gut darstellen kann, immerhin ist das ja relativ schwierig. Ich persönlich finde es noch sehr schön, dass[[ChograRamirez]] Harleen EBENDSO wenig hals über kopf in Joker verlieben lässt wie andersrum.
Und natürlich, macht Chogas schreib-talent auch einiges an spannung aus!! :> *herz*


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