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Wege des Lebens

von

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Stammbaum Kudo / Kuroba

Erst als die beiden Oberschüler zur Türe hinaus waren, verkündete der Sicherheitsdienst. „Für heute haben Sie Hausverbot! Das nächste Mal benehmen Sie sich angemessen in einem Krankenhaus.“ Mit diesen Worten drehten die Männer sich um und gingen wieder zurück an die Arbeit.

Shinichi prustete genervt die Luft aus. Nun war er endlich mal wieder er und durfte heute das Krankenhaus nicht mehr betreten. Und Schuld war dieser Oberschüler. Er steckte seine linke Hand in die Hosentasche und beobachtete seinen Rivalen, der sich immer noch nicht beruhigt hatte.

„Das darf doch nicht wahr sein“, schimpfte Kaito weiter, obwohl die Männer nicht mehr in der Nähe standen. Plötzlich aber drehte sich der Braunhaarige zu seinem Doppelgänger um und funkelte diesen wütend an. „Wie kann das sein, dass meine Freundin verschwindet, und du mir den Eindruck vermittelst, dass du etwas weißt?!“

„Ich weiß nichts“, knurrte Shinichi. Er hatte lediglich einen Verdacht. Seinen Körper überzog eine Gänsehaut. Er hoffte, um Aokos Leben, wie auch um seines und Haibaras, dass dieser Verdacht unbegründet war.

„Wer entführt Aoko? Warum? Wo liegt da der Sinn?“ Inzwischen ging Kaito vor dem Eingang auf und ab. Er wollte etwas tun, nein, musste etwas tun, aber wo sollte er anfangen? Er überlegte ob ihm irgendwas verdächtiges in den letzten Wochen vorkam, aber außer seinem Gefühlschaos hatte er nichts mitbekommen. Er blieb stehen und sah zu Shinichi. Der Oberschüler schien zu einer Statue erstarrt zu sein. Dann blieb noch die Frage, wie Kudo wieder er selbst wurde? Wie konnte es sein, dass ein achtzehnjähriger Junge zu einem Kleinkind wurde? Das war doch unmöglich und widersprach jeglicher Physik und Wissenschaft.

Shinichis Gedanken drehten sich im Kreis. Wenn das alles zusammenhing? Rans Autounfall, Aokos Schussverletzung, jetzt ihre Entführung. Aber warum? Warum das alles? Wer sollte so etwas tun? Wer war zu so etwas in der Lage? Konnte es wirklich sein, dass die schwarze Organisation hinter all dem steckte? Zu was sie fähig war, wusste er nur zu gut, schließlich war er jeden Tag gefangen in einem Kinderkörper. Aber warum? Sie wussten nicht, dass er lebte. Sie wussten doch auch nichts von Ran und schon gar nicht kannten sie Aoko.

„Kudo!“

Shinichi sah auf und direkt in ein blaues Augenpaar. Unter dem grimmigen Blick senkte er seine Augen und las die Uhrzeit seiner Armbanduhr. Die Hälfte der Zeit war um. Er seufzte. Heute würde er eh nicht mehr zu Ran kommen. Dafür hatte das Sicherheitspersonal und auch Kid gesorgt. Apropos Kid... Er hob den Kopf und blitzte den Jungen in seinem Alter entschlossen an. „Lass uns zu mir nach Hause gehen. Wir müssen sämtliche Anhaltspunkte geklärt haben, um nach Aoko suchen zu können.“ Und dort wirst du mir so einiges erklären dürfen, Kaitou Kid, fügte Shinichi in seinen Gedanken hinzu.

Kaito prustete entnervt die Luft aus. Am liebsten hätte er sie sofort eigenmächtig gesucht, aber wo sollte er in einer Millionenmetropole mit der Suche nach seiner Kindheitsfreundin beginnen? Schließlich nickte er und die beiden Oberschüler verließen das Klinikgelände und gingen die Straße entlang.

Der Weg war nicht weit, eine halbe Stunde zu Fuß, dann kamen die beiden an einer großen Villa vorbei.

Kaito sah sich das Grundstück an, das um einiges größer war, als das auf dem er selbst wohnte. Innerlich fragte er sich, wer da wohnte. Seine Augen striffen den Zaun entlang, während er Kudo folgte, der entschlossen an dem Grundstück vorbei ging. An einer der Zaunlatten war ein weißer Zettel befestigt. Bestimmt von einem Katzenbesitzer, der auf der Suche nach seiner verschollenen Katze war. Zur Genüge hingen solche Zettel an den Straßenlaternen und an Bäumen. Nachdem jemand hier einen Zettel anklebte, schien die Villa nicht mehr bewohnt zu werden.

Shinichi ging zielstrebig an der Villa, seinem zu Hause, vorbei und bog in das kleine Nachbargrundstück ab. Sein Weg führte durch den Vorgarten. An der Haustüre blieb er stehen und drehte sich nach Kaito um, der ihm langsam folgte. Im nächsten Moment setzte er seinen Finger auf die Klingel und läutete.

„Schlüssel vergessen?“, spottete Kaito. Er stand gelangweilt neben Kudo, hatte seine Hände lässig in den Hosentaschen vergraben und strahlte die Ruhe selbst aus. Innerlich aber tobte ein Kampf seiner Nerven. Er verschwendete sinnlos Zeit. Aoko könnte sonst wo sein, und er hatte mit der Suche nach ihr noch nicht einmal begonnen. Auch in ihm pochte ein Verdacht auf. Was wenn Snake wusste, wer Kid in Wirklichkeit war. War es ein Racheakt? Aber wie sollte er herausgefunden haben...

Shinichi durchbrach seine Gedankengänge ruppig. „Ich wohne nicht hier, sondern dort!“ Bestimmt zeigte er mit seinem Zeigefinger auf die große Villa.

Unbeeindruckt folgte Kaito dem Fingerzeig. Er selbst wohnte auch in einer Villa, das imponierte ihn gar nicht. „Warum stehen wir dann vor dieser Haustüre?“

Im nächsten Moment öffnete sich die Tür und die beiden Oberschüler standen einem älteren Mann mit Halbglatze und weißem, zerzaustem, abstehendem und lockigem Haar gegenüber. Seine Augen hinter der Brille wurden größer, als er Shinichi vor sich stehen sah. Danach betrachtete er verwirrt den Oberschüler, der Shinichi ähnlich sah.

„Kaito Kuroba“, stellte sich Kaito vor, wobei er einen süffisantem Blick zu seinem Doppelgänger warf. Manieren hatte dieser Detektiv wohl keine.

Shinichi entging weder die Tonart noch der Blick. Er rümpfte die Nase und trat am Professor vorbei. „Wir sollten uns möglichst sofort an die Arbeit machen.“ Weit kam der Oberschüler nicht, denn eine Frau erschien im Flur und starrte ihn mit großen Augen an. „Shinichi?“ Sie musterte den Oberschüler und im nächsten Moment zog sie ihn in eine feste Umarmung und ließ ihn nicht mehr los. „Mein Junge, ich hab dich so vermisst.“

Kaito trat ebenfalls ein und der Professor schloss die Türe.

„Lass ihn doch erst einmal hereinkommen, Yukiko“, ertönte eine weitere Stimme, diesmal männlich. Ein Mann mit Brille und Schnauzer erschien in der Türe zum Flur und betrachtete das Gesamtbild.

Shinichi schaffte es sich aus der Umarmung seiner Mutter zu lösen und blickte überrascht von ihr zu seinem Vater. „Ihr seid hier?“

„Natürlich sind wir hier“, antwortete Yukiko Kudo. Sie sah ihrem Sohn in die blauen Augen. Eindeutig hatte er ihre Augenfarbe geerbt. „Der Professor teilte uns mit, dass Ran einen schlimmen Autounfall hatte. Wir machten uns sorgen, immerhin wird sie doch eines Tages mal unsere Schwiegertochter.“ Sie lachte ihren Sohn fröhlich an.

Shinichi lief schlagartig knallrot an.

„So, so, Kudo, wie interessant“, zog Kaito die Aufmerksamkeit aller auf sich. „Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich hab noch eine wichtige Sache zu erledigen.“ Kaito drehte sich um und griff nach der Türklinke. Bevor er sie öffnen konnte, hielt ihn die männliche Stimme zurück. „Du bist doch Kaito Kuroba, richtig?“

Shinichi blickte überrascht zu seinem Vater. Yukiko heftete die blauen Augen auf den Oberschüler vor ihr und der Professor stand schweigend bei der Tür und beobachtete alles.

Kaito drehte seinen Kopf, ließ sich seine Verwirrung nicht anmerken. „Sollte ich Sie kennen?“

„Es ist lange her“, mischte sich Yukiko ein. „Zuletzt sahen wir dich auf der Beerdigung von deinem Vater.“

Kaitos Herz zog sich bei diesen Worten zusammen, aber immer noch ließ er keine Gefühle durchdringen. „Woher kannten Sie meinen Vater?“

„Er ist mein Cousin“, antwortete Yukiko emotionslos, wobei ihr Mann seufzte: „Es ist eine lange Geschichte.“

„Lasst uns ins Wohnzimmer gehen. Der Tee wird kalt“, nutzte der Professor gleich die Chance und dirigierte seine Gäste in den geräumigen, bequemen Raum.

Nacheinander nahmen die Kudos auf der großen Couch platz, wobei Kaito sich zögernd auf einen Sessel setzte. Er hatte anderes, wichtigeres zu tun, dennoch interessierte ihn auch die Vergangenheit seines Vaters.

Der Professor brachte noch zwei Tassen aus der Küche und setzte sich ebenfalls in einen Sessel. Tee wurde eingeschenkt und die Kudos begannen zu erzählen.

„Meine Mutter war die Schwester von Toichis Mutter. Toichi ist drei Jahre älter gewesen und wir waren in unserer Kindheit unzertrennlich. Er war für mich mehr als mein Cousin, er war für mich eher ein älterer Bruder“, begann Yukiko zu erzählen. Sie griff nach ihrer Teetasse und nippte daran.

„Was hat sich geändert?“ Shinichi stellte diese Frage.

Yukiko blickte von ihrem Sohn zu Kaito, dann schloss sie die Augen. In der Schule lernte er ein Mädchen kennen und verliebte sich Hals über Kopf in sie.“ Sie öffnete die Augen und sah Kaito an. „Ich weiß nicht was es war, aber sie hatte etwas an sich, dass mir suspekt war. Ihre Augen verbargen ein Geheimnis, welches ich lösen wollte. Ich wollte herausfinden, wer sie in Wirklichkeit war.“

Kaito überzog eine Gänsehaut. Er wusste, was sie für ein Geheimnis barg. Sie war die berüchtigte Phantom Lady. Das war sie schon zu Schulzeiten gewesen und sie war es immer noch. Nicht umsonst hielt sie sich öfter in den Vereinigten Staaten als zu Hause auf.

„Hast du das Geheimnis gelüftet?“ Wieder stellte Shinichi die Frage.

„Nein.“ Yukiko sah ihren Sohn an. „Ich habe Toichi damals gewarnt. Mein Misstrauen ist über die Zeit nie abgeflaut, doch er ignorierte meine Warnungen und verkündete kurz nach seinem Schulabschluss, dass er sie heiraten würde. Der Termin stand zu dem Zeitpunkt schon fest.“

Shinichi sah Kaito an, der immer noch keinen Ausdruck in der Miene zeigte. Man konnte ihm nicht ansehen, ob ihm die Geschichte nahe ging.

„Eineinhalb Jahre später heirateten auch Yusako und ich. Ein halbes Jahr nach unserer Hochzeit feierte Großvater Toshi seinen einundachtzigsten Geburtstag. Zu Toichi hatte ich nur noch ganz selten Kontakt, da Chikage und ich uns nie besonders gut leiden konnten. Aber dann trafen wir uns auf dem Geburtstag und zu unserer gegenseitigen Verwunderung sahen wir, dass Chikage und ich beide einen Kugelbauch trugen. Ich war bereits im siebten Monat und Chikage im fünften Monat schwanger.“ Yukiko lächelte. „Etwas hat sich verändert, ob es an der Schwangerschaft lag? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall fanden wir zu neuen, gemeinsamen Gesprächsthemen und wir hielten fortan wieder mehr Kontakt zu einander.“

„Wir sind ein halbes Jahr nach Shinichis Geburt nach Amerika gezogen“, erzählte Yusako Kudo weiter. „Als ihr beide vier Jahre alt wart, sind wir nach Japan gekommen. Du“, er blickte seinen Sohn an: „hast mit Kaito gespielt, während deine Mutter bei Toichi Unterricht bekam. Zwischenzeitlich war Toichi bereits in Japan ein berühmter Magier und ein Verwandlungskünstler.“

Shinichi blickte zu Kaito. Darum konnte er sich immer wieder als Polizisten, sogar einmal als Ran ausgeben.

Kaito lauschte den Worten, verzog aber immer noch keine Miene. Dafür spürte er jetzt den Blick des Oberschülers auf sich. Zugern würde Kaito wissen, was sein Rivale dachte.

„Du hast sein Talent bestimmt geerbt, immerhin hast du schon als Vierjähriger Sachen Magie benutzt“, lachte plötzlich Yukiko auf und zog ihre Handtasche heran. Dann begann sie darin zu wühlen.

Yusako nickte und erzählte weiter. „Wir sind erst wieder nach Japan zurückgekehrt, als die Beerdigung von Toichi stattfand.“ Sein Ton wurde traurig. „Nach der Beerdigung sind wir noch zu euch nach Hause und boten Chikage an, dass wir sie für da wären und ihr zur Seite stehen, falls sie das Haus auflösen und mit dir umziehen wolle. Leider hat sie unser Angebot falsch aufgefasst und ein fürchterlicher Streit brach aus. Seitdem haben wir keinen Kontakt mehr zu ihr und zu dir gehabt“, bei den letzten Worten sah er Kaito an.

Yukiko zog ein Foto hervor und hielt es dem Magier hin.

Kaito erkannte auf dem Foto drei Kinder. Zwei Jungen und ein Mädchen. Einer der Jungen war er selbst.

Yukiko reichte das Foto ihrem Sohn, der es wie gebannt anstarrte. „Da ist ja Ran“, stellte Shinichi überrascht fest.

Doch Kaito schüttelte seinen Kopf. „Das ist Aoko.“ Diese ganzen Erzählungen über seinen Vater stimmten den Oberschüler traurig. Er konnte sich an nichts davon erinnern und auch das Foto war ihm vollkommen fremd.

„Stimmt, Kaito. Das Mädchen hieß Aoko. Du meine Güte, all die Jahre hab ich überlegt, wie ihr Name war. Dieses Foto entstand bei euch zu Hause, bevor der Streit eskalierte. Shinichi, du und Aoko, ihr habt versucht Kaito von diesem traurigen Tag und den trüben Gedanken abzulenken.“

An nichts konnte sich Kaito erinnern, außer an sie. Er wusste noch wie er traurig vor dem Grab seines Vaters stand. Seine Mutter stand neben ihm und tupfte sich mit einem Taschentuch die Tränen von der Wange. Er selbst war so zerrissen, denn sein über alles geliebter Papa war tot. Er fühlte die Kälte in sich aufsteigen, die Tränen, wie sie sich einzeln aus seinen Augen lösten. Doch dann spürte er eine Berührung an seiner Hand. So überraschend und zugleich wohltuend breitete sich eine Wärme in ihm aus und sie gab ihm Kraft, zeigte ihm, dass er nicht alleine war. Langsam drehte er den Kopf zur Seite und blickte auf das Seitenprofil eines Mädchens mit braunem Haar. Aus ihren Augen quollen dicke Tränen heraus, dennoch hielt sie seine Hand. Sie stand ihm zur Seite, war für ihn da und von fortan auch nicht mehr aus seinem Leben weg zu denken. Aoko... Das Mädchen, das er liebte, seit er wusste, was Liebe überhaupt war. Sie bedeutete ihm alles und er musste sie finden. Er musste sie finden, wo auch immer sie war.

Kaito stand auf. „So sehr mich auch Geschichten von früher interessieren, doch leider muss ich jetzt gehen.“

„Du kannst noch nicht gehen“, erwiderte Shinichi fordernd, während auch er aufstand.

„Wisst ihr eigentlich, dass ihr beide meinem Großvater sehr ähnlich seht? Ihr habt beide seine Gene geerbt“, mischte sich Yukiko ein.

Kaito sah Frau Kudo an, wusste nichts darauf zu sagen. Zumindest erklärte es die Ähnlichkeit. Doch dann wandte er sich Shinichi zu. „Du scheinst vergessen zu haben, dass ich noch etwas Wichtiges erledigen muss.“

„Du findest sie nicht, Kaito. Nicht wenn du alleine gehst.“

„Wer soll mich denn begleiten, du etwa?“, spottete der Oberschüler und blickte seinem Doppelgänger in die Augen.

„Wir brauchen mehr Hinweise“, antwortete Shinichi sofort, als ihm plötzlich ein starker Schmerz durch den Körper fuhr. Sein Blick huschte zur Uhr. Haibara sagte drei Stunden, es war noch eine viertel Stunde Zeit. Waren das die Vorankündigungen?

Kaito beobachtete ihn aufmerksam und auch besorgt. „Lass mal, Kudo. Ich komm schon alleine klar.“ In dem Moment drehte er sich um und verließ das Haus des Professors.

Shinichi fasste sich, biss die Zähne zusammen und eilte ihm nach. „Warte!“

Kaito ging schnellen Schrittes die Straße entlang und kam an dem Zaun der Villa Kudo vorbei. Aus den Augenwinkeln nahm er den weißen Zettel wahr. Er blieb stehen. Drehte sich um und trat einen Schritt auf den Zaun zu. Im nächsten Moment angelte er den Zettel und faltete diesen auseinander. Er rechnete wirklich damit auf ein Foto einer Katze und einer Telefonnummer vom Besitzer vorzufinden. Doch dann starrte er auf verschiedene Zeitungsschnipsel, die Buchstaben für Buchstaben Wörter formten. Als er sich diese Nachricht durchlas, riss er seine Augen auf. Sein Herz begann zu rasen und unbewusst versteiften sich seine Finger um das Blatt.

Shinichi näherte sich. Seine Augen skeptisch zusammengekniffen. „Was hast du da?“

Kaito blitzte den Oberschüler an. „Eine Nachricht für dich, Kudo!“

Überrascht nahm der Detektiv das Blatt Papier entgegen und überflog die Nachricht. Vor Entsetzen riss er die Augen auf.

„Du weißt also nichts, ja?“ Kaito schubste den immer noch auf das Papier starrenden Shinichi zurück.

Kudo keuchte auf, stolperte rückwärts und ließ dabei das Blatt zu Boden segeln. Im nächsten Moment durchfuhr ihn wieder ein solch starker Schmerz, dass er keuchend nach Luft rang. Er kniff seine Augen zusammen und krümmte sich. Es wurde immer schlimmer mit den Schmerzen. Nach einem Blick auf die Uhr, sah er wie die Zeit voranschritt. Wenn es so weiter ging, würde das Gegenmittel wirklich pünktlich nachlassen.

„Was ist los mit dir, Kudo? Hat es dir die Sprache verschlagen?“ Kaito funkelte Shinichi wütend an.

Die Welle des Schmerzes ebbte ab und Shinichi bekam nur schwer wieder Luft. „Verdammt“, keuchte er. „Kuroba, was soll der Mist?!“

„Was verschweigst du mir?! Ich habe dir schon mal gesagt, es geht hier um Aoko!“

„Was wäre wenn du es wüsstest? Was wirst du dann tun?“

Kaito funkelte Shinichi an. „Ich werde sie zurückholen. Egal, wo sie ist.“

„Was wäre wenn es gefährlich ist?“

Der Magier grinste selbstgefällig. Sollte Snake mit seinen Widerlinge dahinter stecken, würde er persönlich mit ihnen abrechnen.

„Das ist kein Spiel, Kid“, fauchte Shinichi, während er die nächste Schmerzwelle in sich spürte. Bald würde er wieder schrumpfen. „Diese Männer sind gefährlich! Viel gefährlicher als Nakamori mit seinen Polizisten es jemals sein könnten!“ Er biss die Zähne zusammen, versuchte den Schmerz zu ignorieren, schaffte es aber nicht. Erneut krümmte er sich, presste seine Hand auf die Brust und er spürte, wie seine Knochen schmerzten. Es war als würden sie schmelzen.

Kaito starrte Kudo entsetzt an. Ob es an der Tatsache lag, wie Shinichi ihn genannt hatte oder daran,wie dieser sich vor Schmerzen krümmte wusste er nicht. Er blickte sich um und sah wenige Passanten die Straße entlang laufen, die sich neugierig nach ihnen umdrehten. Der Teilzeitdieb hob das Blatt auf und stützte Shinichi. Langsam führte er den schwer keuchenden Oberschüler zurück zum Haus des Professors.

Gemeinsam stolperten die Oberschüler zurück ins Wohnzimmer. Schwer atmend, fuhr der nächste Schmerz durch Shinichis gesamten Körper. Es waren höllische Schmerzen. Wenn die Organisation davon erfuhr, hätten sie die ideale Foltermöglichkeit. Erneut durchzuckte ihn ein Schmerz, während seine Knochen zu schrumpfen begannen.

Shinichi. Kaito stützte den gekrümmten Oberschüler verwirrt. Was passierte nur hier?

„Shinichi“, rief Yukiko besorgt aus und sprang von der Couch. Auch Yusako beobachtete seinen Sohn mitfühlend.

„Das Gegengift verliert seine Wirkung“, keuchte Shinichi schwer atmend aus. Wie er diese Schmerzen verfluchte. Es war für ihn fast noch schlimmer als zu wachsen und das tat bereits höllisch weh und wünschte man nicht mal seinen ärgsten Feinden.

Gegengift? Kaito beobachtete Shinichi. Dieser schnappte nach Luft, löste sich aber von Kaitos Stütze und trat einen Schritt in den Raum. Ein erneuter Krampf durchfuhr seinen Körper und nach schier endlosen Minuten stand ein geschrumpfter Conan vor ihnen, seine Kleidung war viel zu groß für ihn. Erschöpft und gepeinigt ließ er sich schwer atmend mitten im Wohnzimmer auf dem Fußboden nieder.

„Kannst du mir meine Kleidung aus dem Rucksack geben?“, keuchte er schwach und sah zu seinem Vater, der neben der Couch stand. Immer noch sah man ihm an, wie sehr er gelitten haben musste.

„Natürlich, mein Junge.“ Im nächsten Moment überreichte Herr Kudo seinem Sohn den Rucksack.

„Kudo“, flüsterte Kaito und betrachtete den Grundschüler vor sich.

„Nicht nur du hast Geheimnisse“, keuchte Conan und rappelte sich langsam auf. Das Hemd war zwar viel zu groß, jedoch verdeckte es seinen nackten Körper. „Ich bin gleich wieder da. Dann erzähl ich dir meine Geschichte.“ Und du wirst mir deine erzählen, Kid, fügte Conan in Gedanken zu. Mit dem Rucksack schlich sich der Oberschüler im Kleinkindkörper aus dem Zimmer. Er brauchte ein paar Minuten für sich um sich wieder zu sammeln.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2013-09-07T21:04:43+00:00 07.09.2013 23:04
Damit hat Kid nicht gerechnet.
Cousins also.
Da bin ich mal gespannt wie es weiter gehen wird.^^


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