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Wege des Lebens

von

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Herzschmerz

Sie hatten den gleichen Heimweg und ein Gefühl in ihr sagte, dass Kaito sie mit diesem Thema nicht in Ruhe lassen würde. Aus diesem Grund packte sie schnell ihre Sachen ein und verschwand. Sie musste sich verstecken und so lange unentdeckt bleiben, bis Kaito gegangen war. Einer weiteren Konfrontation sah sie sich nicht gewachsen.

Kaito verließ mit Ai das Klassenzimmer und kurz darauf auch den Schulhof. Aoko hatte er nirgends gesehen. Er musste mit ihr sprechen, ganz dringend sogar, aber sie wich ihm aus. Er begleitete Ai noch bis zur Straßenkreuzung, an der sich ihre Wege trennten, und dann ging er auf direktem Weg zu Nakamoris. Sie war bestimmt schon zu Hause. Mit einem mulmigen Gefühl und einer Wut auf seine eigene Dummheit, stand er wenige Minuten später vor dem Einfamilienhaus und läutete. Nichts tat sich. Er probierte es erneut. Wieder nichts. „Aoko? Bist du da?“, rief er, aber es folgte keine Reaktion. „Wenn du da bist, mach die Tür auf, bitte!“ Unschlüssig und auf Antwort wartend stand der Magier hier. War sie wirklich noch nicht zu Hause? Aber wo sollte er sie denn suchen? Er setzte sich vor die Haustüre und beschloss zu warten. Irgendwann musste sie ja heimkommen.

Aoko ging durch die verschiedenen Straßen und hing ihren Gedanken nach. Sie musste erst einmal selbst überlegen, wie es weiter gehen soll. Und weinen würde ihr hier nicht helfen. Tränen konnten einem den Schmerz nicht nehmen. Dann fiel ihr das Mädchen vor dem Supermarkt ein. Sie hatte sich noch gar nicht bei ihr bedankt. Die Braunhaarige blieb stehen und zog ihr Handy hervor. Sie hatte die Nummer der Detektei bereits eingespeichert und wählte den Kontakt an. „Ran Mori“, erklang am anderen Ende der Leitung.

„Hallo, hier ist Aoko Nakamori“, begrüßte Aoko unsicher.

„Schön von dir zu hören. Geht es dir wieder besser?“

„Ja, ich bin wieder gesund.“ Aoko pausierte. „Ich wollte mich bei dir und Conan bedanken und wollte auch fragen ob ihr spontan Lust habt mit mir in ein Cafe zu gehen.“

„Gerne. Wir haben heute nichts vor. Wollen wir uns im Cafe Cat’s Eye treffen?“

„Nein!“ Die Kommissarstochter biss sich auf die Lippen. Das war wohl eine Spur zu heftig und erklärte ruhiger. „Nein, da möchte ich nicht hin. Gehen wir doch in das Cafe nahe dem Kino.“

„Super. Dann treffen wir uns dort. Wir sind in einer halben Stunde dort.“ Ran legte auf und Aoko steckte ihr Handy weg. Langsam schlenderte sie in die Stadt.

Im Cafe angekommen suchte sie sich einen Sitzplatz und bestellte sich schon mal eine Tasse Kakao, ein Stückchen Kuchen und ein riesiges Schokoeis. Es war ihr egal, was man von ihr dachte. Sie hatte Kummer und diesen ertränkte man mit Süßkram.

„Liebeskummer?“

Aoko blickte auf und sah in ein blaues mitfühlendes Augenpaar, das zu Ran gehörte. Sie zog eben ihre Jacke aus und hängte diese über den Stuhl. Auch Conan setzte sich auf einen Stuhl und musterte das Mädchen aufmerksam. Es faszinierte ihn, wie ähnlich sie sich sahen.

Die Kellnerin kam und Ran bestellte zwei Tassen Kakao und für Conan ebenfalls ein Schokoladeneis. Als sie wieder allein waren, hakte Ran einfühlsam nach. „Erzähl mir etwas über ihn.“

Aoko hob ihre Schultern, dann ließ sie sie wieder fallen. „Was soll ich über ihn erzählen? Er ist ein Idiot.“

„Welcher Mann ist das nicht?“

Conan verzog sein Gesicht und war wirklich beleidigt über Rans Aussage.

Aoko nickte bedächtig und blickte Ran aufmerksam an. „Kaito ist mein bester Freund. Vor ein paar Wochen sagte er mir, dass er sich in mich verliebt hätte.“

„Das ist doch schön“, stimmte Ran sofort freudig zu, aber Aoko schüttelte traurig den Kopf.

„Wäre es auch, wenn es da nicht dieses andere Mädchen gäbe.“ Aokos Augen füllten sich nun doch mit Wasser. „Heute hab ich es beendet und nun ist auch unsere besondere Freundschaft zu Ende.“ Eine Träne löste sich und kullerte aus den traurigen blauen Augen.

Conan konzentrierte sich auf sein Eis. Er konnte es nicht sehen, wenn Mädchen weinten. Es zerriss ihm das Herz in der Brust, weil er ihnen doch nicht helfen konnte. „Vergiss ihn“, warf er in das Gespräch ein und fügte hinzu: „Rans Freundin sagt immer, andere Mütter haben auch schöne Söhne.“

Aoko wischte sich ihre Tränen weg, die unaufhaltsam über die Wange kullerten und rang sich ein Lächeln ab. Sie wusste, dass der kleine Junge es nett meinte, aber er hatte einfach keine Ahnung wie kompliziert die Liebe war. Dafür war doch noch zu jung.

Ran hingegen starrte in ihren Kakao. „Es ist nicht so einfach, Conan.“

Die beiden blickten auf und Aoko erkannte sofort, dass ihr Ebenbild Kummer hatte.

„Wenn man sich sein ganzes Leben lang kennt, überlegt man sich ob eine Beziehung das Risiko, einen Bruch dieser Freundschaft zu verursachen, wert ist.“

„Du sprichst aus Erfahrung“, stellte Aoko fest und wie durch ein Wunder waren ihre Tränen versiegt.

„Nicht direkt. Mein bester Freund und ich sind nur Freunde“, wich Ran aus.

Aoko hingegen nickte wissend. „Obwohl du gerne mehr wärst, als nur eine Freundin.“

Ran errötete und nickte leicht.

Conan starrte seine Kindheitsfreundin mit offenem Mund an. Sollte das heißen, dass Ran ihn wirklich liebte?

„Mit Shinichi ist das alles so kompliziert“, versuchte Ran ihre Gefühle in Worte zu fassen, aber es schien ihr unmöglich.

Auf einmal wurde Conan knallrot und ein entrückter Gesichtsausdruck kam zum Vorschein. Nun hatte er endgültig die Gewissheit. Ran liebte ihn, Shinichi Kudo. Dieser Gedanke beherrschte sein ganzes Sein und er war geistig total weggetreten.

Aoko seufzte und aß ein Stückchen Kuchen. „Welcher Junge ist denn unkompliziert? Gibt es diese Sorte überhaupt?“

„Nein“, antwortete Ran lachend und auch Aoko stimmte in das Lachen mit ein.

Lange unterhielten sich die Mädchen noch und beschlossen, dass sie öfters etwas zusammen unternehmen würden.
 

Kaito saß bereits vollkommen durchgefroren vor der Haustüre der Nakamoris. Er hatte es bereits mehrmals probiert sie auf dem Hausanschluss, wie auch auf dem Handy zu erreichen. Sie ging nirgends ans Telefon. Er hatte sich schon vieles bei ihr geleistet und dessen war er sich auch bewusst, aber dieses Mal hatte er den Bogen überspannt. Wenn sie ihm doch nur die Chance zu einer Erklärung geben würde, aber sie tat es nicht. Seine Augen gingen zu seiner Armbanduhr. Er saß bereits seit drei Stunden hier und langsam wurde es ihm zu kalt. Der Herbst kehrte ein und mit ihm auch die Kälte und bereitete alles langsam auf den bevorstehenden Winter vor.

Er sah in den mit Wolken übersäten Himmel und stand auf. Ihm wurde klar, dass er erst eine Chance zur Aussprache erhielt, wenn sie sich beruhigt hatte. Sie war seine Freundin, er kannte sie bereits seit Kindertagen. Wenn Aoko sich beruhigt hatte, käme sie auf ihn zu und sie konnten über alles reden. Jedes Mal wenn sie sich stritten, war Aoko zu ihm gekommen und sie klärten das Problem. Auch wenn es manchmal Tage dauerte, sie war zu ihm gekommen.

Kaito beschloss es auszusitzen. Er wollte ihr die Zeit geben, die sie benötigte. Auch wenn es ihm schwer fiel. Er würde sie nicht unter Druck setzen. Er blickte zur Haustüre, holte eine rote Rose hervor und legte sie vor die Türe. Dann drehte er sich um und ging.
 

Aoko kam zu Hause an und sah die Blume vor der Haustür liegen. „Kaito“, murmelte sie traurig, hob sie auf und roch daran. Sie hatte überreagiert, dennoch hätte es keinen Sinn ihm das durchgehen zu lassen. Er musste lernen, dass sein Verhalten ihr gegenüber nicht fair war. Wenn sie ihm jetzt nicht zeigte, wie sehr er sie damit verletzte, würde er es nie lernen und sie ihr Leben lang so weiter behandeln. Sie schloss die Haustüre auf und betrat die Wohnung. In der Küche suchte sie ein Glas heraus, füllte es mit Wasser und stellte die Rose hinein. Dann brachte sie die Blume in ihr Zimmer und stellte das Glas auf den Nachttisch. Sie legte sich in ihr Bett und starrte die Rose an. Es war die einzig richtige Entscheidung es gleich zu beenden. Vielleicht merkte er dann, was sie ihm wirklich bedeutete und würde um sie kämpfen. Wenn er es nicht tat, musste sie damit klar kommen. Auch wenn es schmerzhaft war, hieß es doch immer: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
 

Die Sekunden wurden zu Minuten. Minuten zu Stunden und Stunden zu Tagen. Tage vergingen zu Wochen.

Aoko und Kaito sprachen kein Wort mehr miteinander. Sie war der Meinung, dass er um sie kämpfen müsste und er ging davon aus, dass Aoko ihn zur Rede stellen würde. Keiner von beiden unternahm etwas um diese heikle Situation zwischen ihnen zu entspannen.

Stattdessen hing Kaito weiter mit Ai rum, die inzwischen fest in der Klasse neben ihm saß. Durch ihr gemeinsames Schicksal verband sie sehr viel mehr, als anfangs gedacht, und sie planten teilweise ihre Raubzüge gemeinsam, sodass sie sich nicht in die Quere kamen. Sollte Katzenauge einen Edelstein brauchen, würde Kid diesen Job übernehmen und ihnen den Stein danach aushändigen. Sofern er sich nicht als Pandora herausstellte. Dann half er ihnen bei ihren Planungen und hin und wieder tauschten sie sich hilfreiche Tipps aus. Durch die Wahrheit unter ihnen, verbrachten er und Ai fast jede freie Minute zusammen.

Wenn er Aoko sah, beobachtete er sie unauffällig, aber sie machte keinerlei Anstalten auf ihn zu zukommen. Stattdessen saß sie neben Hakuba, verbrachte viel Zeit mit ihren Freundinnen und ignorierte seine Erscheinung gänzlich. Es tat ihm weh, denn sie war ein Teil seines Lebens. Dennoch würde er es nicht ändern. Aoko war immer zu ihm gekommen. Er würde warten, bis sie sich zu einer Aussprache bereit fühlte.

Aoko hingegen verbrachte nicht nur viel Zeit mit ihren Freundinnen, sondern auch mit Ran und Conan. Die beiden Oberschülerinnen hatten sich angefreundet und verstanden sich von Tag zu Tag besser. Mit Ran konnte Aoko auch über Kaito reden, da diese selbst in ihren besten Freund verliebt war und somit die gesamte Situation nachvollziehen konnte. Keiko und Yoko würden es nicht verstehen.

Immer wenn sie sich unbeobachtet fühlte, betrachtete sie Kaito und es verletzte sie, dass er sich nicht um sie bemühte. Er startete nicht einen Versuch um mit ihr zu reden und ignorierte sie völlig. Traurig rief sie sich in Erinnerung, dass Ai ihre Rolle übernommen hatte. Und auch wenn es wehtat, sie musste darüber hinweg kommen.
 

Nach den letzten Wochen und ständigen Einsätzen der Polizei, blieben Kaitou Kid und Katzenauge ungefasst. Inzwischen hatte das Ionary Revier die angeforderte Verstärkung erhalten und die Einsätze gegen die Diebe wurden wieder mit mehr Mann und Hubschraubern geplant. Der Chef des Ionary Reviers musste sich in den letzten Wochen mehr und mehr vor dem Polizeipräsidenten rechtfertigen. Aber er schaffte es jedes Mal den drohenden Entzug der Fälle abzuwenden.

Polizeipräsident Hakuba, zuständig für Tokio, gab dem Ionary Revier noch ein bisschen mehr Zeit. Wenn die Abteilungen es nicht bald schafften die Diebe zu fassen, würde er sich gezwungen sehen, die Fälle fähigeren Händen zu übergeben.

Der Chef, Kommissar Nakamori und Detective Utsomi regten sich lautstark über diese Drohung auf.

Aoko ärgerte sich über die Bosse ihres Vaters und beschloss ihm unter die Arme zu greifen und ihm zu helfen. Sie würde Kid schon verhaften. Erstens wollte sie ihren Vater wieder öfter sehen und zweitens sollte dieser Schatten der Nacht endlich für seine Taten zur Verantwortung gezogen werden. Da Kid in den letzten Wochen vermehrt zuschlug, sah Aoko ihren Vater kaum noch. Die meiste Zeit war er mit den Ankündigungen und deren Folgen beschäftigt.

Erneut betrachtete sie die Nachricht, die Saguru ihr netterweise kopiert hatte. Gemeinsam studierten sie diese während dem Unterricht. Auch wenn sie immer wieder so taten, als würden sie noch aufpassen, steckten sie die Köpfe zusammen um zu rätseln. Jeder schrieb seine Gedanken zu dem Thema auf.

Ai entging nicht, wie vertraut die beiden Mitschüler miteinander umgingen. Sie empfand Mitleid für Kaito und eine Wut auf Aoko. Wie konnte dieses Mädchen nur so stur sein und ihren Freund, den sie aus Kindertagen kannte, so gemein ignorieren. Sie spürte, wie Kaito sich verbissen auf den Unterricht konzentrierte. Ihm war auch nicht entgangen, wie die beiden immer wieder die Köpfe zusammen steckten.

In der Pause verließen die meisten Klassenkameraden das Zimmer. Auch Kaito und Ai waren schon gegangen. Keiko und Yoko zogen sich Stühle zum Tisch von Aoko und lauschten den Überlegungen. Nach einer Weile war es Keiko, die sich sorgte. „Ist das nicht zu gefährlich?“

„Ich werde schon auf mich aufpassen. Außerdem sind Ran, Conan und Saguru auch noch da“, antwortete die Oberschülerin.

„Und dein Vater hat es wirklich erlaubt?“, hakte Yoko nach und stellte die Frage, die auch Saguru beschäftigte.

„Nein, aber er wird mich nicht aufhalten können. Ich werde ihm helfen Kid einzusperren, damit endlich wieder Ruhe einkehrt.“

Zweifelnd tauschten die drei Klassenkameraden einen Blick aus, aber keiner widersprach der Siebzehnjährigen. Sie hatte ihren Sturkopf und diesen setzte sie mal wieder ein.

Die Pause war zu Ende und alle setzten sich wieder auf ihre Plätze. Dann ging der Unterricht weiter.

Nach der Schule ging Hakuba zu Nakamoris Vater und traf sich mit Privatdetektiv Mori und dem Kommissar, in dessen Büro. Auch wenn die Soko wieder genug Männer zur Verfügung hatte, so würden die Detektive sie nach wie vor unterstützen. Dieses Mal hatte Hakuba vor Mori die Lösung gefunden und teilte sie den Erwachsenen mit.

Inzwischen lief unter den Detektiven ein Wettstreit, wer am schnellsten und die meisten Rätsel löste. Leider lag Mori noch in Führung und das ärgerte Hakuba. Denn der alte Mann rieb jedes Mal dem Oberschüler unter die Nase, wie schlecht der Junge doch war und er sollte sich lieber heraushalten.

Und der Teenager ließ diese Schmach nicht auf sich sitzen.

Ran, Conan und Aoko trafen sich stattdessen in der Stadt und gingen ins Aquarium. Seit die Mädchen sich so gut verstanden, hatte Conan kaum noch die Chance zu Nakamori zu kommen. Er wusste die Lösung, aber er konnte sie niemanden mitteilen. Es kam ihm so vor, als würde Ran ihn mit Absicht von der Polizei fernhalten. Natürlich war er in ihren Augen ein kleiner siebenjähriger Junge, aber er war der beste Detektiv Ostjapans und er hatte die Lösung des Rätsels.

Die Oberschülerinnen zeigten allerdings kein Erbarmen und selbst auf den süßesten Hundeblick reagierten die Mädchen nicht. So gab er letztendlich auf und fügte sich seinem Schicksal. Es war doch zum Mäuse melken. Er durfte schon lange nicht mehr auf einen Einsatz gehen und wenn er mal dort war, dann schickten ihn die Erwachsenen nach Hause. Er war sich sicher, dass er Kid beim nächsten Mal zu fassen bekam, aber er erhielt nicht einmal die Chance dazu.

„Ich werde morgen Abend mit dabei sein, wenn wir Kid verhaften“, verkündete Aoko Nakamori plötzlich. Sie standen vor einem großen, rechteckigen Aquarium, in dem sich zwei Kugelfische bewegten.

Ran blickte überrascht auf. „Du?“

Aoko nickte ernst. „Ich habe beschlossen meinem Vater gegen Kid zu helfen.“

Conan sah seine Chance. „Wenn Aoko hingeht, könnten wir doch auch mit. Dann ist sie nicht allein.“

Ran blickte von dem Jungen zu der Oberschülerin und zögerte. „Ich weiß nicht. Die letzten Male war es immer so gefährlich. Deine Eltern wären sehr böse, wenn dir etwas passiert.“

„Ich pass auf mich auf, versprochen Ran“, guckte Conan so lieb er konnte und betete, dass er dieses Mal mit durfte.

Aoko nickte zu. „Ich würde mich freuen, wenn ihr auch kommt.“

Ran stimmte schließlich zu. „Gut, aber du bleibst bei uns und bringst dich nicht Gefahr.“

„Versprochen“, grinste Conan und im nächsten Moment blickte er entschlossen drein. Kid, dieses Mal bist du fällig.
 

Es war soweit. Alle erwarteten die Ankunft Kids. Aoko, Ran und Conan standen mit Saguru in der Eingangshalle. Die Polizisten sicherten die Gänge und das Wertobjekt, welches Kid stehlen wollte. Alle warteten gespannt auf das große Ereignis. Selbst durch die geschlossenen Türen des Museums hörte man von der Straße die jubelnden Fanrufe. Es war unglaublich, dass so viele Menschen den Verbrecher auch noch bewunderten.

Conan blickte auf die Uhr. Die Zeiger näherten sich der angekündigten Uhrzeit.

Unbemerkt von den anderen schlich Aoko sich davon und verschwand zu den Aufzügen. Er würde bestimmt vom Dach fliehen, also wollte sie dort auf ihn warten.

Noch dreißig Sekunden. Conan blickte von der Uhr zu den anderen, doch Aoko war verschwunden. Wo war sie denn hin? Mit einem Mal wurde es ihm klar. Kid würde wahrscheinlich vom Dach fliehen, also war sie bestimmt hinauf gerannt. Er sah kurz zu Ran und Hakuba, aber die beiden schenkten ihm keine Beachtung. Dies war seine Chance. Leise ging er ein paar Schritte zurück und dann flüchtete er zu den Aufzügen. Er drückte auf den Knopf und wenig später öffneten sich die Aufzugtüren. Sein Blick fiel auf die Uhr.

Noch fünf, vier, drei …

Conan entschied sich dann allerdings um und nahm doch die Treppe. Er rannte zur nächsten Tür, stieß sie auf und rannte die ersten Stufen hinauf.

Zwei… Eins… Das Licht ging aus. Erschrocken blieb Conan stehen. Gut, dass er nicht den Aufzug genommen hatte. Sonst würde der jetzt irgendwo zwischen den Stockwerken stehen und käme nicht mehr heraus. Die Notbeleuchtung ging an und beleuchtete das Treppenhaus. Schnell rannte er weiter hinauf. Er hatte noch ein paar Stockwerke zu bewältigen.

Vollkommen außer Puste erreichte Conan endlich das Dach und öffnete die Türe. Er trat hinaus. Hinter ihm fiel die Türe zu. Ein kalter Wind wehte ihm um die Nase. Er ging ein paar Schritte zur Mitte des Flachdaches hin, als Aoko sich ihm in den Weg stellte. „Was machst du hier, Conan?“

„Ich hab mich verlaufen“, antwortete der Siebenjährige und schalt sich in Gedanken selbst, dass ihm keine bessere Ausrede eingefallen war.

Aoko glaubte ihm kein Wort und nahm ihn an der Hand. „Lass uns zurückgehen. Es gibt nur Ärger, wenn sie dich nicht findet.“

Conan weigerte sich. Er überlegte, wie er der Misere entkommen konnte. „Wir warten hier bis Kid kommt.“

„Nein“, widersprach Aoko. „Das ist viel zu gefährlich für dich.“ Sie und Conan blickten sich stur an, als eine Stimme sie aus ihrer kleinen Diskussion riss.

„Und für dich ist es hier nicht gefährlich, kleine Nakamori?“

Sofort richteten beide ihre Blicke zur Tür. Dort stand Kid, mit verschränkten Armen, lehnte lässig an der offen stehende Türe.

„Kid!“, riefen die beiden gleichzeitig aus und funkelten ihn böse an. Aoko ging ein paar Schritte auf ihn zu, aber der Meisterdieb wich zur Seite und achtete darauf genug Abstand zu seiner langjährigen Freundin zu halten. „Woher weißt du wer ich bin?“ Skeptisch betrachtete sie den Dieb in Weiß. Drei Meter trennten sie voneinander, aber sie war gewillt, diese schnell und unauffällig zu überbrücken um ihn zu verhaften.

„Du bist die Tochter des Kommissars. Ich weiß alles über meinen Kontrahenten und sein Leben“, antwortete der Widersacher sofort und sein Grinsen verschwand nicht. Kaito freute sich, dass sie wieder mit ihm redete. Auch wenn sie nicht wusste, dass er Kid war, so richtete sie das Wort an ihn.

„Schön, dann weißt du auch warum ich hier bin“, behauptete sie und ging ein paar Schritte auf Kid zu.

Dieser wich zurück und hielt den Sicherheitsabstand zu ihr. Wenn sie ihm näher kam, bestand die Gefahr, dass sie ihn erkannte. Das durfte nicht passieren.

„Ich nehme mal an um mich kennen zu lernen“, provozierte er sie. Natürlich war sie hier, weil sie sich in den Kopf gesetzt hatte ihn verhaften zu wollen.

„Pah, als wenn ich dich kennen lernen wollte.“ Aoko guckte ihn finster an. So ein blöder Idiot.

Die Anwesenheit Conans war bereits vergessen. Aber dieser beobachtete den Dieb mit Argusaugen.

„Sicher, weil du dich in mich verliebt hast“, setzte er einen drauf. Es war gewagt, aber er konnte es sich nicht verkneifen.

Aoko ballte wütend ihre Hände zu Fäusten. „Bestimmt nicht. Eher das Gegenteil, Kid. Ich hasse dich!“

Das wusste er. Sie hatte ihm immer wieder gesagt, wie sehr sie Kid doch hasste. Aber die Worte in dieser Situation von ihr zu hören, tat doch ein bisschen weh. „Du kennst mich doch gar nicht, kleine Nakamori“, konterte er arrogant und deutete wieder eine Verbeugung an. „Ich muss jetzt gehen. Bis zum nächsten Mal.“ Er ließ eine Blendgranate fallen und verschwand, als wäre er vom Erdboden verschluckt.

Aoko stürzte zum Dachrand, aber der Dieb war und blieb verschwunden.

Conan folgte ihr besorgt. „Aoko?“

Die Tür wurde aufgerissen und die Polizisten stürmten aufs Dach, allen voran Aokos Vater. „Wo ist er?“

„Bereits über alle Berge“, antwortete die Braunhaarige, die mit Conan vom Dachrand zurückging, wütend auf sich selbst, weil sie den Meisterdieb nicht hatte aufhalten können.

Nakamori ließ einige wutschnaubende Schimpfwörter fallen, die den Dieb verfluchen sollten, doch dann blickte er seine Tochter an. „Und was machst du hier?“

„Ich wollte dir helfen“, gestand sie leise.

„Nein, Aoko. Du wirst dich aus den Fällen raus halten. Hast du mich verstanden?“ Er blickte streng von ihr zu dem Jungen an ihrer Hand. „Und du dich auch!“

Beide zogen den Kopf ein und nickten, wobei jeder von sich dachte, dass er es nicht tun würde.
 

***
 

Aoko ging mit Ran und Sonoko durch die Straßen. Conan war bei Professor Agasa und traf sich dort mit den Detective Boys. Aus diesem Grund waren die beiden Oberschülerinnen mit Rans bester Freundin unterwegs. Die Tochter des Polizisten regte sich gerade furchtbar auf. „Dieser blöde Kid! Mein Vater wird ihn schon noch schnappen, da bin ich mir ganz sicher!“

„Ich weiß nicht warum du ihn unbedingt hinter Gitter sehen willst. Er ist doch sehr attraktiv und jede Frau in der Stadt steht auf ihn. Es wäre zu schade diesen Mann eingesperrt zu wissen“, erwiderte Sonoko.

„Ich bin auch eine Frau und stehe nicht auf ihn“, grummelte die Oberschülerin zurück. Sonoko wurde ihr vor einigen Tagen von Ran vorgestellt. Die Kurzhaarige war gewöhnungsbedürftig, dennoch fand Aoko sie sympathisch. Hinter der rauen Schale steckte doch ein weicher Kern.

Die Drei schlenderten durch die Innenstadt und bummelten von Geschäft zu Geschäft.

Ran wollte die Freundinnen von der Grundsatzdiskussion ablenken. „Shinichi hat sich gestern gemeldet.“

Aoko blickte sofort zu der Braunhaarigen rüber. „Wirklich? Und was hat er gesagt?“

„Na, was schon. Das Übliche. Er steckt in diesem großen Fall“, antwortete Ran.

„Ich hab dir schon tausendmal gesagt, vergiss diesen Kerl!“ Sonoko blickte ihre Freundin ernst an. Sie hatte das Thema Shinichi satt. Dieser Typ verletzte ihre beste Freundin am laufenden Band. Er war es nicht wert auf ihn zu warten.

Aoko bemerkte die Enttäuschung und auch die Verletzlichkeit in Rans Gesichtsausdruck. Sonoko würde es auch nicht verstehen. Sie kannte ihren Freund nicht aus Kindertagen. Freundschaft und Liebe war nicht einfach so abzuschalten, wie ein Fernsehgerät. Während sie ihre Freundin aufmerksam betrachtete, stieß Aoko an einen großen Mann mit langem blondem Haar, der vor einem Schaufenster stand und sich die Auslage ansah. Er war komplett in Schwarz gekleidet. „Entschuldigung“, drehte sich Aoko sofort zu dem Typ, aber der ignorierte sie und starrte weiter ins Fenster. Komischer Kerl, dachte sie sich noch, doch dann wandte sie sich dem Gespräch ihrer Freundinnen zu.

„Wie lange geht Kudos Fall noch?“, erklang Sonokos Stimme, die vor dem nächsten Schaufenster stehen blieb und sich die Kleider an den Schaufensterpuppen ansah.

Ran starrte gedankenverloren durch die Ware hindurch. „Er weiß es nicht. An diesem Fall hängt er schon so lange und er ist immer noch nicht sehr weit gekommen.“

„Ist ja auch egal. Wenn er diesen Fall gelöst hat, würde er den nächsten annehmen“, schnaubte Sonoko wieder.

Aoko verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Shinichi ist ein Blödmann. Wenn ich ihm mal begegne, sag ich ihm meine Meinung! Der soll endlich mal wieder herkommen und sich nicht irgendwo in der Weltgeschichte herum treiben.“

Ran lächelte Aoko an. „So ist er nun mal.“ Wieder sah man ihr die Traurigkeit in den Augen an. „Lasst uns weiter gehen.“

Die Mädchen zogen weiter durch die Stadt und zurück blieb der Typ mit dem langen blonden Haar. Er zog sein Handy hervor und wählte eine Nummer. „Er lebt noch. Hab grad seine Freundin getroffen.“ Er legte auf und folgte den Mädchen unauffällig.
 

Kaito saß mal wieder bei Ai im Zimmer. Er lag auf ihrem Bett, seine Hände hinter dem Kopf verschränkt, und starrte gedankenverloren die weiß gestrichene Decke an. Auch wenn er es nicht offen zugab, es wurmte ihn gewaltig, dass Aoko nicht auf ihn zukam. Sie kam bisher immer zu ihm und er hatte ihr immer großzügig verziehen. Dieses Thema beschäftigte ihn im letzten Monat, dennoch war er zu stolz selbst auf sie zu zugehen. Umso mehr überraschte es ihn, dass er ihr gestern auf dem Dach des Museums begegnet war.

„Fertig“, grinste Ai, die an ihrem Schreibtisch saß. Sie trug eine Schutzbrille auf der Nase, richtete sich auf und hielt ihre neueste Erfindung in die Luft. „Dieses kleine Gerät wird uns in Zukunft so manche Hilfe sein.“

Kaito hingegen rührte sich nicht. Trübsinnig starrte er die weiße Decke an und erhoffte sich dort oben eine Lösung auf all seine Probleme zu finden.

Ai stellte ihre Erfindung auf die Schreibtischplatte und zog sich die Brille vom Kopf. Mürrisch presste sie ihre Lippen zusammen, stand auf und ging beleidigt auf ihr Bett zu. Sie kniete sich auf die Matratze, stützte einen Arm links von Kaitos Kopf und den anderen rechts von ihm ab und schob ihr Gesicht in sein Blickfeld. Vorwurfsvoll blickte sie ihn an.

Überrascht, über das Mädchengesicht über sich, betrachtete er sie. „Ist was?“

„Du hast mir überhaupt nicht zugehört!“

Kaito schloss für einen kurzen Moment die Augen und seufzte auf. Das hatte er wirklich nicht. Seit Aoko sich von ihm getrennt hatte und nicht mehr mit ihm sprach, beherrschte sie seinen Kopf. Er konnte an nichts anderes mehr denken, als an seine süße Aoko.

„Schon wieder, Kaito!“ Ai funkelte ihn böse an. „Ich erzähle dir hier etwas und du bist gedanklich ganz woanders.“

Kaito öffnete die Augen, platzierte seine Arme neben sich und richtete sich leicht auf. Er kam ihrem Gesicht durch diese Bewegung sehr nahe.

Ein leichter Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen, während er sie neckisch angrinste. „Verzeihung, großes Genie.“

„Du“, funkelte sie ihn böse an und stupste mit ihrer Nase die seine an. Dann löste sie sich von ihm, richtete sich auf und setzte sich, mit verschränkten Armen vor der Brust, beleidigt aufs Bett. „Hast du an Aoko gedacht?“ Sie merkte an der Bewegung der Matratze, dass Kaito sich auch hinsetzte. Nachdem keine Antwort kam, öffnete sie ein Auge und blickte über ihre Schulter zurück.

Er tat ihr leid und immerhin war es auch ihre Schuld, dass die Freundin so sauer auf ihn war. „Du solltest über deinen Schatten springen und mit ihr reden“, meinte sie einfühlsamer.

„Nein“, antwortete Kaito und blickte zu ihr. „Ich hab eine viel bessere Idee.“

Irgendwie behagte ihr sein Gesichtsausdruck nicht, dennoch nickte sie ihm zu. „Und welche? Lass mich an deiner grandiosen Idee teilhaben.“

„Kaito Kuroba hat es bei ihr vermasselt. Aber dann werde ich ihr Herz eben als Kaitou Kid zurückgewinnen.“ Überzeugt von seiner Idee, begann er zu grinsen und seine Augen leuchteten wieder.

Ai hingegen schüttelte ihren Kopf. Es war das das dümmste, was er tun könnte. „Find ich nicht gut. Willst du ihr zweimal das Herz brechen? Du solltest lieber zusehen, dass du den ersten Bruch kittest.“

Wahre Worte, doch der Zauberer war taub für solche Ratschläge. „Ich werde ihr Herz zurückgewinnen und dann wird sie auch mir, Kaito Kuroba, verzeihen.“



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