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Durchgeknallte Traumsequenzen

(was mein Hirn alles so fabriziert?)
von

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Traum 20 (Rückkehr ins Familienhaus)

Seit vielen Jahren kehre ich, Jenna McClain, uneheliches Mitglied der Familie Kaiba, 17 Jahre alt, wieder in meine Heimatstadt zurück. Dort werde ich sofort gejagt, da ich eine Ausgestoßene bin, als uneheliches Kind.
 

Als alte Dame, mit Baby in den Armen, verkleidet, streife ich durch die verregneten Straßen, stolpere und verliere mein Bewusstsein vor dem Anwesen der Familie Kaiba.
 

Als ich wiedererwache, liege ich zugedeckt auf einer Couch. Auf einem Sofa, nicht weit entfernt vom Fußende der Couch, sitzt ein wunderschöner junger Mann. Ich erkenne die Einrichtung dieses Hauses sofort. Hier habe ich früher gelebt. Eine Frau, die ich Tante Clarissa nannte, wohnte hier früher. - Ich vermute allerdings, dass sie meine echte Tante war. - Ich hatte immer viel Zeit mit ihr zugebracht in diesem Haus.
 

//Ah, das erinnert mich doch glatt an die verzauberten Gestalten im Spielzimmer. Ob sie noch immer da sind? Ob sie mich überhaupt noch kennen? … Aber vorerst muss ich mich mit diesem jungen Mann auseinandersetzen.//
 

Ich ziehe ängstlich die Decke bis zur Nase. Er hält mir stumm das falsche Baby hin. Ich will es mir nehmen, als er es fallen lässt. Schnell verstecke ich mich wieder unter der Decke.
 

Er kommt auf mich zu und reißt mir die Perücke vom Kopf.
 

„Seit wann hat es ein so hübsches Mädchen nötig, sich als alte Dame zu verkleiden?“
 

Ich wage es nicht, zu antworten, da ich nicht weiß, mit wem ich es hier zu tun habe.
 

Nun setzt er sich auf die Couch an meinem Kopfende und fragt mich:
 

„Verrätst du mir wenigstens deinen Namen?“
 

Ich wäge ab, ob ich ihm vertrauen kann, als ich ihm ins Gesicht blicke. Sofort wendet er seinen Blick ab.
 

„Du bist weder ein McClain, noch ein Kaiba.“ stelle ich fest.
 

Auch, wenn er seinen Blick abgewendet hat, erkenne ich seine schockgeweiteten Augen. Schnell wende ich meinen Blick ab, als ich bemerke, dass er zu mir zu blicken gedenkt.
 

„Ich wurde adoptiert.“ ist seine einzige Aussage.
 

Ich ziehe scharf die Luft ein und forme stumm seinen Namen:
 

„Seto.“
 

Ich erinnere mich und gebe heiser von mir:
 

„Der süße Junge mit seinem kleineren Bruder.“
 

Schnell halte ich mir den Mund zu.
 

„Woher weißt du …“ beginnt er, bricht aber wieder ab.
 

Sein Gehirn läuft sichtlich auf Hochtouren.
 

„Tante Clarissa …“ ich breche wieder ab, da mir klar wird, dass ich ihm das eigentlich gar nicht sagen darf, und flüchte von der Couch.
 

Ich eile gezielt zum Spielzimmer, weil ich mir da Hilfe erhoffe. Er rennt mir natürlich hinterher:
 

„Meinst du Clarissa McClain?“
 

Ruckartig bleibe ich mitten am Gang stehen, unweit vor den Doppeltüren des Spielzimmers, und er tut es mir gleich, mit einem Fünfmeterabstand.
 

„Was ist mit ihr?“ frage ich ihn.
 

„Sie ist vor 9 Jahren gestorben.“ antwortet er.
 

//Wenn ich jetzt 17 bin, war ich vor 9 Jahren … 8 Jahre alt. Verdammt.//
 

„Du meinst wohl eher, sie wurde umgebracht, weil sie mich … ich meine, weil sie Jenna McClain, die uneheliche Tochter von Alexandra McClain beherbergt hat.“
 

Wieder weiten sich seine Augen.
 

„Ich habe diese Jenna McClain nie kennengelernt.“
 

„Das wundert mich nicht. Du warst erst ein paar Tage mit deinem Bruder hier. Sie durfte weder zu euch, noch ihr zur ihr. Ihr durftet nicht wissen, dass es sie gibt. Doch Tante Clarissa hat sich nicht daran gehalten. Sie hatte mir verboten ihr zu folgen, doch ich hab nicht auf sie gehört. Sie hat euch gesehen, wie Tante Clarissa mit euch über sie gesprochen hat. Nur konnte sie nicht alles verstehen.“
 

Mir wird schlagartig bewusst, dass ich doch tatsächlich kurzzeitig in die Ich-Form verfallen bin.
 

„Na, ja, auf jeden Fall wurde sie, am selben Tag noch, weggeschickt und durfte nicht wiederkehren. Sie wusste aber nicht, ob es daran gelegen hat, dass sie euch gesehen hat.“
 

Schnell wende ich mich an die Doppeltüren des Spielzimmers und rüttle daran. Dann fluche ich:
 

„Seit wann ist das Spielzimmer abgeschlossen?“
 

„Gozaburo hat es nach Clarissa´s Tod abschließen lassen. Niemand sollte es jemals wieder betreten.“
 

„Aber dort drin sind doch die verzauberten Gestalten.“
 

„Ich hab´ dort drin noch nie verzauberte Gestalten gesehen.“
 

„Sie zeigen sich ja auch nur Eingeweihten. Sie sehen eben aus, wie Spielsachen und Figuren. Aber, wenn jemand Vertrautes den Raum betritt, werden sie lebendig. Kein Außenstehender hat sie jemals lebendig zu Gesicht bekommen. Es wussten auch nur wenige der Familie, dass es sie gibt. Die Mehrheit von ihnen hielt sich allerdings lieber von ihnen fern. Allerdings nicht Tante Clarissa. Sie ist sie jeden Tag besuchen gekommen und hat sich stundenlang mit ihnen unterhalten und sogar gesungen.“
 

//Ich rede schon wieder zu viel. Andererseits muss er sowieso alles erfahren, weil er der Junge ist, den mir Tante Clarissa als meine wahre Liebe gedeutet hat. Sie hat mich gebeten, wenn ich alt genug bin, ihn zu heiraten, weil er kein echter Kaiba ist. Damit wenigstens ein echtes legales McClain-Kaiba-Ehepaar existiert.//
 

Er kommt auf mich zu und wendet sich an die Zimmertür, um sie aufzuschließen. Er stößt die beiden Seitentüren auf und wirft seinen ersten Blick in das Zimmer. Es ist allerdings zu dunkel um etwas zu erkennen.
 

„Warte, ich öffne die Vorhänge und nebenbei das Fenster. Die Luft ist hier recht stickig.“
 

„Aber diese Gestalten blockieren doch den Weg zum Fenster.“
 

„Na, dann pass mal auf.“
 

Ich gehe direkt auf meine bekannten Gestalten zu und sage:
 

„Macht bitte Platz. Ich werde Licht und frische Luft hereinlassen. Wie habt ihr es nur so lange ohne ausgehalten?“
 

Die Gestalten verändern ihre Positionen ohne lebendig zu werden. Jedoch schwaches Stöhnen ist zu vernehmen, was mir ein Lächeln entlockt.
 

„Nicht so pessimistisch meine Freunde. Die Zeiten werden sich bessern.“ füge ich an.
 

Das ist genau das, was Tante Clarissa damals gesagt hat, bevor sie mich ihren Freunden vorgestellt hat.
 

//Bis jetzt habe ich mich genau an das Protokoll gehalten, wenn sie schon lange keinen menschlichen Kontakt mehr hatten.//
 

Gemurmel beginnt, während ich zum Fenster gehe, die Vorhänge zur Seite ziehe und das Fenster öffne.
 

„Ah, gleich viel besser.“ und ich atme tief die frische Luft ein. Dann drehe ich mich um und winke den verdammt gutaussehenden jungen Mann näher.
 

„Darf ich vorstellen? Das ist Seto, der Junge von früher mit dem kleineren Bruder. Tante Clarissa hat von ihm gesprochen. Erinnert ihr euch?“
 

Schnell wende ich mich an Genannten:
 

„Es ist gleich soweit. Hab´ keine Angst. Und vor allem, … lauf … nicht … weg. Hast du verstanden? Sie tun keinem was.“
 

Er nickt, doch die bevorstehende Angst kann ich allerdings in seinen Augen ablesen. Das Gemurmel hat zugenommen und im nächsten Augenblick kann man Glitzer um die Gestalten herum feststellen. Diese beginnen sich zu strecken und Seto beobachtet sie komplett starr. Ich stelle mich nun wieder an seine Seite und nehme seine Hand, um ihn zu beruhigen.
 

„Sie tun wirklich keinem was. Sie sind nur für einen da, wenn man sie braucht. Sie sind wahre Freunde für die, die sie auch wie Freunde behandeln.“
 

Dann bemerkt er allerdings meine Hand in seiner und wird leicht rot. Und das, obwohl er es noch kein Mal gewagt hat, mir in die Augen zu blicken.
 

„Verbeuge dich mit mir, vor ihnen. Sie sind sehr alt und noch die ganz alten Sitten gewohnt.“
 

Gesagt, getan.
 

Nach der Verbeugung fragt die grüne Statue:
 

„Wer hat uns denn nur geweckt? Clarissa ist doch von uns gegangen.“
 

Wieder Gemurmel.
 

Ich deute auf mich:
 

„Ich war das. Das letzte Mal gesehen als 8-jähriges Mädchen.“
 

Das Sparschwein grunzt fragend:
 

„Jenna? Bist du das?“
 

Ich nicke nur.
 

Die Balletttänzerin fragt:
 

„Bist du das wirklich? Alle haben behauptet, du wärst tot.“
 

„Ich weiß.“
 

Der blaue Soldat meint:
 

„Mein Gott, bist du groß geworden.“
 

Die rote Rose fügt hinzu:
 

„Und so hübsch.“
 

„Ich freue mich, euch alle wiederzusehen. Lang ist es her.“
 

„Bist du zurückgekehrt, um Seto zu heiraten, wie Clarissa es gewünscht hat?“ fragt die Balletttänzerin vorlaut.
 

„Wirst du wohl den Mund geschlossen halten?“ funkle ich sie an.
 

„Bitte verzeih, Jenna. Mein loses Mundwerk. Tut mir wirklich furchtbar leid.“
 

Schnell blicke ich zu Seto, der inzwischen noch etliche Nuancen dunkler geworden ist. Aber, auch ich weise nun eine sichtliche Röte auf.
 

„Ich hab´ genug gesehen. Du kannst bleiben, solang´ du willst. Wenn jemand fragt, wie du heißt, antwortest du ‚Marie‘. Du bist eine langjährige Freundin aus Washington, die ihr Studium dort macht und für eine Weile zu Besuch ist.“
 

Mit diesen Worten zieht Seto seine Hand zurück und wendet sich zum Gehen.
 

„Ich wünsche noch eine Gute Nacht. Das Hausmädchen wird dir dein Zimmer zeigen.“ fügt er an.
 

„Das war bestimmt zu viel für den Jungen. Kind, hast du ihm gesagt, wer du bist?“ fragt die rote Rose.
 

„Nicht direkt. Aber, er hat es sicher auch so mitbekommen. Ich glaube eher, die Aussage mit dem Heiraten hat ihm den Rest gegeben. Du und dein vorlautes Mundwerk, Balletttänzerin. … Ich weiß noch nicht mal, ob er es gewusst hat. … Ich mein, dass er mich heiraten soll. Tante Clarissa hat das doch einfach so bestimmt. Wir würden das perfekte Paar abgeben, hat sie gesagt. Und sie spürt, dass wir zusammengehören. Er wäre meine wahre Liebe. Das kann ich doch gar nicht sagen. Seit ich hier bin, hat er es vermieden, mir in die Augen zu sehen. Entweder ist er sich nicht ganz sicher, was meine Person angeht, oder … ach, ich weiß auch nicht. … Mit Tante Clarissa war alles immer so einfach. Nur habe ich nie verstanden, warum sie immer soviel Geheimniskrämerei betrieben hat. Einerseits versteh ich ja, dass sie mich beschützen wollte. In dieser Hinsicht habe ich ihr auch vertraut. Aber in vielerlei Hinsicht war sie auch seltsam. Besonders Gozaburo gegenüber hat sie sich immer seltsam verhalten.“
 

„Waren das die Tage, an denen du dich immer rausgeschlichen hast, weil du wissen wolltest, was es da noch zu sehen gibt?“ fragt die grüne Statue.
 

„Na, hör mal. Ich war hier drin quasi eingeschlossen. Natürlich wollte ich mal auch andere Räume sehen. Ich habe mich die paar Tage hintereinander unter dem Küchenwagen versteckt und die Erwachsenen belauscht. So habe ich ja auch von Seto und Mokuba erfahren. Tante Clarissa war total entsetzt, als ich sie über die beiden Jungs ausgefragt hab´. Erinnert ihr euch? Das war der letzte Tag, ehe ich dieses Zimmer für immer verlassen musste.“
 

„Oh, ja. Clarissa war damals wirklich sauer auf dich.“ stimmen alle zu.
 

„Hmmm, … ich werde dann mal schlafen gehen. Gute Nacht. … Ich lasse euch das Fenster offen. Dieses Zimmer gehört mal wieder ausgelüftet.“
 

„Geh ruhig, Jenna. Wir kommen hier schon klar. Schlaf gut.“
 

Ich verlasse das Spielzimmer, lasse aber die Türen offen.
 

Als ich tatsächlich einem Hausmädchen über den Weg laufe, zeigt sie mir auch gleich mein Zimmer, wo ich laut Seto, die nächsten Tage nächtigen darf.
 

//Ich bin nur froh, dass er mich nicht gleich wieder rausgeschmissen hat. Als Verstoßene kann er sich durch meine Aufnahme ziemlichen Ärger einhandeln. Nur, wenn Seto mich heiratet, würde ich nicht mehr als Solche zählen. … Aber, das ist doch das, was Tante Clarissa erreichen wollte. Sie wollte mir die Freiheit zurückgeben. Darum das ganze Theater. … Jetzt verstehe ich endlich den Grund. … Hmmm, irgendwie habe ich heute noch gar nicht Mokuba gesehen.//
 

Toller Gedankensprung.
 

Ich begehe also das Zimmer und kuschle mich auch sofort ins Bett, um auch gleich daraufhin einzuschlafen.
 

***
 

Am nächsten Morgen werde ich von einem Hausmädchen geweckt. Na, ja, eigentlich von derselben, die mir gestern das Zimmer gezeigt hat.
 

„Guten Morgen, Miss Marie. Sie werden zum Frühstück gebeten.“
 

//Marie? … Ach, stimmt ja. Seto hat gestern ja beschlossen, mich so zu nennen.//
 

„Gut, ich komme gleich.“
 

Dann fällt mein Blick neben die Tür, als sie gegangen ist.
 

„Ah, mein Kleiderbeutel. Sehr gut. Jetzt kann ich endlich aus den zerlumpten Sachen raus.“
 

Ich erhebe mich aus dem Bett und wühle in dem Beutel, bis ich die passenden Sachen herausgefunden habe, um mich umzuziehen. Danach mache ich mich noch frisch und verlasse das Zimmer.
 

Im Esszimmer angekommen, erblicke ich auch schon Seto, wie er in der Tageszeitung liest.
 

„Morgen.“ begrüße ich ihn.
 

Er blickt auf und kurz streift sich unser Blick. Zu kurz und zu flüchtig für meinen Geschmack.
 

//Wieso weicht er meinen Blicken aus? Bin ich giftig, oder was? Oder liegt es einfach daran, weil ich eine Ausgestoßene der Familie bin? … Ich hasse das echt. … Ich habe aber genau gesehen, dass er dennoch begeistert von meinem Anblick ist.//
 

„Morgen.“, erwidert er kühl, „Setz dich neben mich.“
 

„Zu deiner Rechten oder zu deiner Linken?“ frage ich höflich.
 

„Zu meiner Rechten. Zu meiner Linken setzt sich üblicherweise Mokuba.“
 

Wenn man vom Teufel spricht, kommt er auch schon herbei gestolpert. Und das, im wahrsten Sinne des Wortes.
 

„Morgen. Entschuldige die Verspätung, Seto.“ kommt von Mokuba gehetzt.
 

„Bist du wieder aus dem Bett gefallen und hast dich in der Decke verheddert?“ erwidert Seto und ich kann mir ein Kichern nicht verkneifen.
 

„Das hier ist übrigens Marie. Sie ist gestern Abend hereingeschneit.“
 

Mokuba sieht mir direkt in die Augen, als diese plötzlich zu strahlen beginnen.
 

„Jenna, du lebst.“
 

Der kleine Wirbelwind kommt sofort auf mich zugestürmt und schließt mich in eine Umarmung.
 

„Bist du gekommen, um Seto zu heiraten? Er hat ja so furchtbar gelitten, als er von deinem Tod erfahren hat.“ spricht der Kleine gleich weiter.
 

„Ach, hat er das?“
 

Ich sehe nun direkt in Seto´s Augen. Er ist anscheinend zu peinlich berührt, um wegzusehen. Das erste Mal, dass er vor meinem Blick nicht flüchtet. Nun wird er doch noch rot und wendet seinen Blick ab.
 

„Ja. Er hat immerzu an dich gedacht. … Als du von uns fortgerissen wurdest, hatte er sich bereits entschieden, dich zu heiraten. Er war ganz furchtbar betroffen, als er erfuhr, dass er es nun nicht mehr tun konnte.“ erklärt Mokuba.
 

„Mokuba!!“ schreit Seto, der nun einer Tomate Konkurrenz machen könnte.
 

„Du bist wirklich zu süß.“ entkommt mir unfreiwillig über die Lippen.
 

Wenn Seto könnte, würde er jetzt vermutlich noch mehr erröten.
 

***
 

So ziehen die Tage ins Land. Jeden Tag verbringe ich im Spielzimmer und jedes Mal bemerke ich, dass mich Seto skeptisch beobachtet, wie ich mich mit den verzauberten Gestalten unterhalte, während er Besuch von einer Freundin namens Carol McFlare hat. Ich hatte ihren Namen beiläufig mitbekommen. Sie bemüht sich auch sichtlich, ihn dazu zu kriegen, sich in sie zu verlieben. Ob es funktioniert, weiß ich leider nicht. Ich weiß nur, dass es mir nicht passt, und ich jeden Tag immer trauriger werde, desto öfter sie zu Besuch ist, und sie sich an ihn ranschmeißt.
 

Mir hat er erzählt, dass sie bereits seit zwei Jahren mit ihm bekannt sei. Aber weiter hat er dazu nichts geäußert, das mir doch zu denken gibt. Vielleicht will er mich ja nicht verletzen, wenn er mir direkt gesteht, dass er mit ihr ein Paar bildet. Ich würde es verstehen. Ja, wirklich. Denn schließlich glaubte er an meinen Tod. Wie könnte er auch nicht?
 

Wie konnte ich nur so blind sein? Ich hätte wissen müssen, dass er sich anderweitig orientiert, sobald er an meinen Tod glaubt. Genau dieses Delämmer klage ich jeden Tag meinen Freunden, den verzauberten Gestalten. Jedoch zu Trösten vermögen sie mich nicht.
 

Der Tag meines 18. Geburtstags. Es ist vormittags und ich sitze im Wohnzimmer auf der Couch. Seto kommt gerade mit der Post und hat einen Brief geöffnet, den er gerade liest. Entsetzt blickt er mich an und setzt an:
 

„Morgen kommt der Neffe von Tante Beatrice zu Besuch.“
 

Entsetzen macht sich in meinen Gesichtszügen breit.
 

„Kennst du ihn?“ fragt er mich allen Ernstes.
 

„Du etwa nicht?“ stelle ich ihm die Gegenfrage.
 

Er schüttelt den Kopf.
 

„Ich verspreche dir, du wirst ihn hassen lernen. … Soviel ich weiß ist er seit fünf Jahren oder so verheiratet und hat zwei Mädchen. … Wenn er seine Kinder mitbringt, mach´ dich ehrlich auf was gefasst. Bei denen darfst du nämlich auf keinerlei Erziehung hoffen. Die schlagen dir hier alles kurz und klein.“
 

Nach einiger Überlegung und mehreren Gedankensprüngen fällt mir plötzlich etwas ein.
 

„Seto, welches Datum haben wir heute?“
 

„Den 8. März. Warum?“
 

„Weißt du etwas über die Familiengeheimnisse?“
 

Wieder schüttelt er den Kopf.
 

„Ich sollte dem fiesen Bernard eigentlich dankbar sein. … Komm mit, ich erklär´s dir.“
 

Wir erheben uns und Seto folgt mir ins Spielzimmer. Vor dem Kamin bleiben wir stehen.
 

„Es hat einen Grund, warum diese Gestalten hier verzaubert sind. Die Geschichte führt über Hunderte von Jahren zurück und begann, als ein illegales Paar heiratete. Zufälligerweise eine McClain mit einem Kaiba. Die beiden Familien hatten angeblich ein illegales Abkommen. … Jetzt macht alles Sinn. Die Bitte von Tante Clarissa. Einfach alles. Und die Toleranzzeit beträgt bloß eine Woche ab heute. Sie wollte die ganze Zeit erreichen, die verzauberten Gestalten aus ihrem Fluch zu befreien. Sie hat mir mal erzählt, dass sie diese Gestalten bereits seit ihrer Kindheit kennt und sie Mitleid mit ihnen hatte, weil sie schon so viele Jahrhunderte so zubringen mussten. … Tante Clarissa hat mir auch erzählt, dass sie Buch über alle illegalen Verhältnisse geführt hat. Innerhalb dieser Toleranzwoche, sollen alle Bücher veröffentlicht werden und … na, ja, … auch unsere legale Hochzeit stattfinden, um den Fluch zu brechen. … Aber nur heute, an meinem Geburtstag, ist es mir möglich, das Geheimversteck zu öffnen. … Wie ging das noch gleich?“
 

Ich beginne eine Melodie zu summen und füge allmählich einen Text ein, während die Gestalten die Melodie formen:
 

„Nacht über Nacht.

Schlaft ihr hier ganz still.

Könnt euch gar nicht rühren.

Den Raum niemals verlassen.

Seid hier eingesperrt.

So lasst euch doch helfen.

Ich bin bereit dazu.
 

Nacht über Nacht.

Liegt euer Geheimnis hier.

Tief hier verborgen.

In einem Buch notiert.

Keiner weiß davon.

Nur ich kann euch helfen.

So lasst euch doch befrei´n.
 

Der Kamin ist offenbar,

zur Zierde nicht nur da.

Dahinter tief verborgen,

liegt euer wahrer Sinn.

Böse schlimme Taten,

die früher vertuscht worden sind.

Können nun beweisen,

was Unrecht getan ist.“
 

Man beginnt nun ein Rumoren hinter dem Kamin wahrzunehmen, das immer kräftiger wird.
 

„Der Kamin birgt ein Geheimnis.

Lass es uns offenbaren.

Ja, die Zeit ist gekommen,

nur heute an diesem Tag,

mein Geburtstag bedeutungsvoll,

die Freiheit vermag euch zu schenken.“
 

Nun schiebt sich die Wand im Kamin zur Seite und macht einen Durchgang frei, der so nie zu vermuten gewesen wäre. Wir staunen beide nicht schlecht.
 

Ich nehme Seto´s Hand und ziehe ihn die Treppen hinunter, durch den Kamin. Ein verstaubtes Büro könnte man annehmen, dass am Ende der Treppe zu sehen ist. Ein Schreibtisch gefüllt mit Schriftrollen von vor sehr langer Zeit.
 

„Hier wurde anscheinend schon wesentlich länger Buch geführt über die zwei Familien. Tante Clarissa war nur ein Nachfolger von Vielen. Und im Falle aller Fälle, hatte sie mich als ihre Nachfolgerin auserkoren. Aber, als sie dann von deiner Adoption durch Gozaburo erfuhr, sah sie ihre Chance gekommen, endlich die Farce zu durchbrechen.“
 

Seto macht mich dann auf ein Buch aufmerksam, dass noch nicht gar so alt scheint:
 

„Sieh mal, Jenna. Hier ist eins von vor einhundert Jahren.“
 

Er schlägt das Buch auf und wir erblicken einen wunderschönen aufgezeichneten Stammbaum.
 

„Ich glaub´, mir wird übel.“ erkläre ich.
 

„Cousinen haben sich mit Cousins verheiratet. Onkel mit Nichten und Neffen mit ihren Tanten.“ beschreibt Seto, was er sieht.
 

„Sogar Halbgeschwister haben sich verheiratet, die um mehrere Ecken verwandt sind. Die meisten Hochzeiten waren bestimmt sogar arrangiert. Das war früher noch so üblich. Um die Unverheirateten endlich unter die Haube zu kriegen. Nur Wenige haben es geschafft, sich aus dem illegalen Vertrag herauszuwinden.“
 

„Das ist echt übel. Überall haben die nur Inzucht betrieben. Also kein Wunder, dass das Jemandem nicht gepasst hat. Mir hätte das, ehrlich gesagt, auch nicht zugesagt.“
 

„Dann wird es Zeit, dieses furchtbare Geheimnis ans Licht zu bringen.“
 

„Ich werde sofort die Tageszeitungen und das Fernsehen informieren.“
 

„Tu das. Ich bringe alles nach oben. … Wenn Mokuba kommt, soll er mir doch bitte helfen. Das ist nämlich ganz schön viel, was es hier zu offenbaren gibt.“
 

„Ich helfe dir, sobald ich alle angerufen habe. In Ordnung?“
 

Ich nicke nur und mache mich ans Sammeln, während Seto nach oben geht, um die Telefonate zu führen.
 

Am Nachmittag haben wir es geschafft, alle Unterlagen ins Wohnzimmer zu schaffen, und etliche Pressefritzen fotografieren herum. Die interessantesten Unterlagen dürfen dabei natürlich auch nicht fehlen. Vor allem die noch aktuellen bestehenden Familien, was einfach nur ein Skandal ist.
 

Später am Nachmittag ist Seto komischerweise nicht mehr aufzufinden. So vertreibe ich mir die Zeit mit Mokuba.
 

Als er dann wieder kommt, gegen Abend, hat er ein verpacktes Geschenk in der Hand und kommt auf mich zu.
 

„Jenna? Da ich nicht wusste, dass du heute Geburtstag hast, habe ich schnell ein Geschenk für dich besorgt. Hier, bitte schön. Alles Gute zum Geburtstag.“ gibt Seto verlegen und etwas schüchtern von sich.
 

//Er muss ja sehr lange überlegt haben, was er mir schenkt, wenn er erst jetzt wieder zurückgekommen ist.//
 

Ich schenke ihm ein zauberhaftes Lächeln, mit einem erfreuten:
 

„Danke.“ und nehme das Geschenk entgegen.
 

Ich packe es etwas zaghaft aus und öffne die Schachtel, die zwei weitere Schachteln beinhält. Zuerst öffne ich die Größere und entdecke eine wunderschöne schlichte Halskette.
 

„Wunderschön. Würdest du bitte?“
 

Er nimmt die Halskette und legt sie mir um den Hals. Als er wieder von hinter mir hervorkommt, strahle ich ihn an, mit meinen funkelnden Augen. Danach öffne ich die zweite kleinere Schachtel, in der sich dazu passende wunderschöne schlichte Ohrringe befinden. Ich muss sie mir natürlich sofort anstecken. Mir kommen beinah die Tränen vor Freude, wurde ich doch noch nie wirklich beschenkt.
 

Ich falle ihm um den Hals und kann die Tränen einfach nicht mehr zurückhalten. Er schließt seine Arme vorsichtig um mich und hält mich mit einem Arm, während er mit der anderen Hand über meinen Kopf streicht, um mich wieder zu beruhigen.
 

Als ich mich wieder gefangen habe, sage ich:
 

„Entschuldige, bitte.“
 

„Schon gut.“ tröstet er mich und blickt mir in die Augen.
 

//Ich liebe diese Augen, auch, wenn ich sie nicht so oft zu sehen kriege. Er meidet noch immer hin und wieder den Augenkontakt. Nur, jetzt nicht. Sogar die Umarmung ist noch nicht vollständig aufgelöst. … Ich bin wirklich gerne in seiner Nähe. Wenn er es doch nur zulassen würde. Ich hab´ mich in ihn, zum zweiten Mal, verliebt, als ich ihn wieder das erste Mal erblickte. Mein armes Herz. Nun schmerzt es nur mehr unentwegt, weil er eine Andere liebt. Oh, weh mir.//
 

Ich wende meinen Blick ab. Ich kann ihm nicht länger in die Augen sehen, mit dem Wissen, dass eine Andere sein Herz begehrt. Mit den Worten:
 

„Ich möchte nicht zu aufdringlich sein.“ löse ich mich ganz aus der Umarmung.
 

Auch, wenn es mir sehr schwerfällt und er etwas enttäuscht wirkt. Aber, das kann täuschen.
 

***
 

Am nächsten Tag nachmittags kommt, wie verabredet, Bernard McClain.
 

„Halli, hallo, wie geht´s denn so? Seto Kaiba, wenn ich nicht irre? Es steht in den nächsten Tagen ein Familientreff auf dem Plan und ich bin auserkoren, sämtliche Familienmitglieder zu informieren und persönlich davon in Kenntnis zu setzen. Ich bleibe auch nicht all zu lange.“
 

„Hallo, Neffe von Tante Beatrice. Komm doch herein.“ erwidert Seto höflich bleibend, während ich mich hinter der Türschwelle zum Wohnzimmer verstecke und beide belausche.
 

„Oh, verzeih. Mein Name ist Bernard. Bernard McClain. Und das hier, sind meine liebe Frau Catherine mit ihren zwei Kindern Isabelle und Michelle. Dir dürfte aufgefallen sein, dass sie Zwillinge sind. Beide sind 5 Jahre alt.“
 

„Kommt doch ins Wohnzimmer.“
 

Ich husche schnell auf die Couch, als die Tür ein weiteres Mal klingelt. Carol, hundert prozentig.
 

Keine zwei Minuten später tänzelt sie auch schon eingebildet ins Wohnzimmer, gefolgt von Bernard und dessen Familie, sowie Seto. Carol scheint nicht erfreut zu sein, dass ich immer noch hier bin, weil Seto ja jedem bisher gesagt hat, dass ich nur ein paar Tage bleiben würde. Nun bin ich aber schon fast eine Woche hier.
 

//Wenn ich´s mir recht überlege, macht es eigentlich keinen Sinn, noch länger hier zu bleiben, wenn Seto eine Freundin hat, die er wahrscheinlich auch heiraten wird. Aber, so viel es auch Sinn macht, ich kann einfach nicht gehen. Es würde mir das Herz brechen, nicht bei ihm sein zu können. … Mein erster Fehler war ohnehin, zurückzukehren. Ich hätte wissen müssen, ihm zu begegnen. Aber, was mache ich mir vor? Ich wollte ihn doch wiedersehen. Ich wollte, dass er weiß, dass ich noch lebe. Ich hätte ihn wirklich gern geheiratet. Hach.//
 

Ich seufze.
 

Seto setzt sich neben mich und Carol direkt neben ihn. Ich hätte es eigentlich wissen müssen, dass sie sich keine Chance entgehen lässt, sich an ihn ranzuschmeißen.
 

„Bernard, setz dich doch. … Das hier ist übrigens Marie, eine gute Freundin und das hier eine Freundin, die ich schon länger kenne.“
 

Zuerst deutet er auf mich und dann auf Carol. Ich sehe Carol aber an, dass ihr ihre Vorstellung nicht ganz so passt. Ich allerdings bin über meine Vorstellung mehr, als nur überrascht.
 

//So schnell bin ich von einer Bekannten zu einer guten Freundin aufgestiegen? Das wundert mich doch. … Manchmal frage ich mich allerdings, ob es ihm nicht unangenehm ist, so von Carol bedrängt zu werden.//
 

Wie auf Kommando rückt sie ein Stück auf ihn zu, als Bernard zu sprechen beginnt:
 

„Seto. Wie du sicher noch weißt, wurdest du vor zwei Jahren aufgefordert, dir eine Braut zu suchen. Bis Ende nächster Woche solltest du dich entschieden haben.“
 

Seto rückt näher zu mir, weil ihm Carol auf die Pelle gerückt ist. Ich rücke natürlich nach, weil auf meiner Bankseite noch ausreichend Platz ist.
 

„Ich habe mich bereits entschieden.“, verkündet Seto, „Kommenden Samstag wird die Hochzeit stattfinden.“
 

„Und wer ist die Glückliche? Vielleicht eine, der hier Anwesenden?“
 

„Das wird die Familie bei der Hochzeit erfahren. Vorerst verrate ich es noch nicht.“ antwortet Seto.
 

„Ah, du willst es ganz spannend gestalten. Na, umso besser. Ich werde das Familientreffen auf deine Hochzeit verlegen. Dann haben wir gleich ein ganz großes Gesprächsthema.“
 

Dann hört man draußen in der Halle ein Scheppern und das nachfolgende Geschimpfe einer überforderten Mutter, deren Kinder keinen Deut auf ihre Aufforderung geben. Danach kommt weiteres Gedepper.
 

//Ich fürchte, jetzt bereut Seto, dass er vergessen hat, die großen Ming-Vasen zu verstecken. Die zwei Teufel finden leider alles, was zerbrechlich ist.//
 

Seto hat seine Hände, die auf seinem Schoß liegen zu Fäusten verkrampft. Die Vasen scheinen ihm etwas bedeutet zu haben. Sanft lege ich eine meiner Hände über seine zwei Fäuste und flüstere:
 

„Ganz ruhig. Bernard wird gleich in Aktion treten. Wenn du´s nicht verkraftest, es mitanzusehen, solltest du die Augen zukneifen.“
 

„Und was ist mit Carol?“
 

„Sie wird vermutlich schreiend aus dem Haus laufen und erst wieder zur Hochzeit erscheinen.“ versuche ich mir das vorfreudige Kichern zu verkneifen.
 

Dann zähle ich aus:
 

„5 … 4 … 3 … 2 … 1 …“ >Zerdepper!<.
 

Bernard springt erbost auf, stürmt auf seine zwei Mädchen zu, hebt die Scherben auf und wirft sie seinen Töchtern hinterher, die panisch davonrennen. Seto und Carol, die ihm vor mir in die Halle gefolgt sind, beobachten das Geschehen mit Entsetzen.
 

Als eins der Kinder erwischt wird, und Bernard immer noch nicht mit dem Nachwerfen aufhört, beginnt Carol panisch zu werden.
 

„Das ist ja ein Verrückter. Ich gehe. … Seto, ich melde mich bei dir.“ somit stürmt Carol aus der Haustür.
 

Jetzt kann ich mich nicht mehr halten und pruste los. Bernard hält sofort inne und starrt mich an.
 

Als ich kein Geschrei und Zerschellen mehr vernehme, fasse ich mich wieder und blicke auf.
 

„Hast du mich eben ausgelacht?“ fragt er, eindeutig in seinem Stolz verletzt.
 

„Aber, nie im Leben käme ich auf so eine Idee. Man weiß ja schließlich, dass man sich niemals mit einem McClain anlegen soll.“
 

Ich verkneife mir krampfhaft ein weiteres Lachen.
 

„Das will ich auch geraten haben.“
 

„Ach, ehe ich es vergesse. Hätten Sie Ihre Kinder richtig erzogen, müssten Sie Ihnen nun nicht hauseigene Scherben nachwerfen. Ich würde Ihnen daher raten, den entstandenen Schaden zu ersetzen und das Haus mit Ihrer Familie zu verlassen. Es ist ohnehin alles gesagt, was zu sagen war.“
 

Auch, wenn man es meiner Stimme nicht anhört, spürt man doch sehr deutlich, dass dies als Drohung zu vernehmen ist. Dieses Geschick unterliegt allerdings nur den McClains. Geschockt und entsetzt zugleich, weil es anscheinend wirklich noch niemand gewagt hat, ihm zu unterstellen, seine Kinder wären nicht erzogen, bemerkt man seinen inneren Frust, weil er sich eingestehen muss, eine Niete als Vater zu sein.
 

Erbost zückt er sein Scheckheft und notiert darauf eine 7-stellige Zahl und drückt ihn mir in die Hand, als wäre ich die Hauseigentümerin. Na, ok, ich hab´ mich eben auch so aufgeführt.
 

„Seto. Schick der Familie Einladungen, damit wir auch Ort und Zeitpunkt deiner Hochzeit erfahren. Man sieht sich bei der Hochzeit.“
 

Somit wendet sich Bernard zum Gehen und schickt seine Familie vor, als ich ihn noch einmal zum Anhalten bringe:
 

„Ach, ich hoffe doch, der Scheck ist gedeckt.“
 

Bernard grummelt:
 

„Natürlich.“ und schlägt sauer die Haustür zu.
 

Dann blicke ich Seto an, der mich ganz verdattert mustert.
 

„Was denn? Ich wollt´s ihm schon immer mal reinwürgen, was er mir alles als Kind angetan hat. Das hat ihm längst mal gehört. … Und, ja, er hat gewusst, dass ich hier im Haus war. Er hat mich öfter erwischt, als er zu Besuch war, als ich das Spielzimmer verlassen habe. Aber, um sich den Spaß nicht zu nehmen und mich ärgern zu können, hat er mich eben nicht verpetzt. Für seine Gemeinheiten aber, habe ich ihn gehasst und Rache geschworen. Die hab ich mir jetzt zu seinen Ungunsten verschafft.“ und ich kichere.
 

Belustigt schüttelt Seto den Kopf.
 

„Meinst du, Carol rührt sich wirklich noch einmal vor der Hochzeit?“ fragt er mich allen Ernstes.
 

Wenn ich nicht ahnen würde, dass sie die Braut ist, bei seiner Hochzeit, würde mich das herzlich kalt lassen. Aber, ich will natürlich, dass er glücklich ist und wird, also antworte ich:
 

„Keine Ahnung. Du wirst abwarten müssen. Man sieht schließlich nicht jeden Tag einen wütenden Bernard. Obwohl, als Kind hatte er es auch schon faustdick drauf, wenn ihm irgendetwas nicht gepasst hat.“
 

Seto nickt nur verstehend und erwähnt, wie ganz nebenbei:
 

„Mokuba wird bald von der Schule kommen. Wenigstens ist dieser Bernard schon weg und Mokuba musste ihn nicht miterleben.“
 

„Ja, das wäre für Mokuba wirklich eine Zumutung gewesen. Dann hätte ich Bernard vermutlich auch anders aus dem Haus verwiesen. Wahrscheinlich mit einem festen Fußtritt aus der Haustür.“
 

Nun kann sich Seto ein Schmunzeln nicht verkneifen. Das sieht richtig süß an ihm aus. Ich schmelze dahin.
 

//Wie kann man nur so süß, gutaussehend und schnuckelig zugleich sein? Er ist echt ein Traum von einem Mann. Und dieser Mann wird am Samstag mit dieser Tussi von Carol verheiratet. Das ist doch voll zum Kotzen. Sie hat ihn doch gar nicht verdient. Seto ist viel zu gut für eine solche Tussi. Das ist doch Verschwendung an eine Kotztüte. Und das nur, weil sie eine McFlare ist. Diese Familie genießt leider sehr hohes Ansehen. … Mit mir an seiner Seite … Na, ja, wir würden den Fluch brechen, der über unserer Familie hängt. Aber ansonsten, …//
 

***
 

Als der Tag der Hochzeit gekommen ist, und Seto es tatsächlich geschafft hat, die Hochzeitsvorbereitungen in so kurzer Zeit zu treffen, warten Carol und ich bereits auf die Information, wer denn nun die Braut sein wird.
 

Erst am Nachmittag soll die Trauung und Feier stattfinden, wobei der Standesbeamte gleich ebenfalls mit dem Priester vor Ort sein wird. Was so viel heißt, wie, die Hochzeit findet im Garten des Hauses von Seto und Mokuba statt.
 

Bei den Einladungen hab´ ich ihn tatkräftig unterstützt, da er nicht alle Familienmitglieder kennt. Die meiste Zeit hat Seto am Telefon zugebracht, um dem Priester noch letzte Anweisungen zu geben und extra für die Hochzeit, hat er noch einige Leute angestellt, die sich um Essen und Trinken kümmern sollen, sowie das Einkleiden seiner Braut und der Brautjungfer.
 

Er hat eigentlich so ziemlich alles geheimniskrämend erledigt. Keiner, von uns zweien, hat eine Ahnung von irgendwas. Wir wissen ja noch nicht einmal, ob es vielleicht noch weitere Mädchen gibt, die er in Betracht gezogen haben könnte. Aber, ich bin mir ziemlich sicher, dass er Carol heiraten wird, auch, wenn sie nicht ganz sein Typ ist. Schließlich ist sie strohblond und dumm, und er brünett und intelligent. Das beißt sich doch total. Mich schüttelt´s bei dem Gedanken.
 

Seit zwei Tagen hängt das Brautkleid in der Halle, das sowohl Carol, als auch mir passen könnte. Das ist doch zum Haareraufen, nicht zu wissen, wen er denn nun auserwählt hat. Wenn ich doch nur wüsste, ob er mit seiner Entscheidung wirklich glücklich sein kann.
 

Ich blicke Carol angeekelt an und wende mich dann ganz ab, um mich in mein Zimmer zurückzuziehen. Vielleicht sollte ich die Hochzeit einfach verpassen, damit mein Herz nicht so zu leiden hat.
 

Am Nachmittag ist es dann soweit. Man hört schon die ganzen Angestellten durch das Haus wuseln. Ich hab´ die ganze Zeit eigentlich damit zugebracht, Tränen zu vergießen und nachzudenken, bis Mokuba in mein Zimmer stürmt und überstürzt beginnt:
 

„Jenna, schnell, das Brautkleid.“
 

„Was ist denn mit dem Brautkleid?“
 

„Das musst du dir selbst ansehen.“
 

Schon kommt er zu mir zum Bett gestürmt und reißt an meiner Hand, um mich dazu zu bewegen, ihm zu folgen. Ich ergebe mich meinem Schicksal und lasse mich von ihm mitziehen.
 

An einer Zimmertür angekommen, öffnet er diese und schuppst mich hinein. Die Tür wird sofort hinter mir verschlossen, allerdings von innen, von einer Angestellten, die sich bereits im Raum befand.
 

Ich werde herumgerissen, meiner Kleidung beraubt, in eine bereits volle Wanne gesteckt, ordentlich gereinigt und einparfümiert, danach herausgezogen und sanft abgetrocknet. Ich lasse einfach alles mit geschossenen Augen über mich ergehen. Dann werde ich wieder angekleidet und anschließend aufgefordert, meine Augen zu öffnen, was ich dann auch tue.
 

Ich sehe einfach fantastisch aus in diesem Brautkleid.
 

„Aber, … das muss ein Missverständnis sein.“
 

Jedoch kümmern sich die Angestellten nicht um meine Einwände, sondern zerren mich anschließend, nachdem sie mir einen Gesichtsschleier über das Gesicht geworfen haben, an die Stelle, an der die Braut zum Traualtar schreiten soll.
 

Entsetzt stehe ich in der Terrassentür, wo der rote Teppich beginnt. Zum Glück kann niemand meine Mimik sehen.
 

//Oh, Seto. Das wirst du mir büßen. … Hilfe, ich kann hinter mir Carol´s eifersüchtige, erbosten Blicke spüren. Sie sollte möglichst noch nicht erfahren, dass ich die Braut bin. Ich muss mich unauffällig verhalten. Das wird das Beste sein.//
 

Der Hochzeitsmarsch beginnt. Ich verdrehe die Augen und beginne voran zu schreiten. Carol stampft wütend hinter mir her, muss sie doch meinen 3-Meter-langen Schleier schleppen. Kleine Mädchen werfen vor meinen Füßen mit Reis und Blüten.
 

//Ich muss zugeben, da hat sich Seto selbst übertroffen. Mich zu überraschen und mir dann auch noch eine Traumhochzeit zu servieren. Dieser Mann ist einfach ein Wahnsinn. Besser, als jeder Traum von einem Mann. Wie sehr kann man ihn eigentlich lieben? Ich glaube, ich liebe ihn bis zur Unendlichkeit.//
 

Vorne beim Altar angekommen, streckt Seto mir seine Hand entgegen.
 

//Carol wird sicher annehmen, dass die Braut selbst Bescheid gewusst hat.//
 

Also nehme ich seine Hand an und stelle mich an seine Seite.
 

Der Priester ratscht seine Predigt herunter und ständig spricht er meinen richtigen Namen so leise, sodass die Anwesenden ihn unmöglich verstanden haben können. Ich merke durchaus, dass alle Anwesenden versuchen, angestrengt, meinen Namen mitzubekommen, aber vergebens. Dann kommt der Teil, an dem Seto mir etwas mitteilen soll.
 

„Ich weiß, dass es etwas unvorhergesehen gekommen ist und ich hoffe, du vergibst mir, aber, bevor du mich verurteilst, höre mich erst einmal an.“
 

//Jetzt weiß ich, warum er diesen Teil zuerst dran genommen hat.//
 

„Als ich dich zum ersten Mal sah, … das war damals, als Gozaburo dich aus dem Haus verwiesen hatte, … und ich, obwohl ich nicht wusste, was Liebe war, … kann man behaupten, dass ich mich sofort in dich verliebte. … Ich schwor mir bereits damals, der Bitte von Clarissa nachzukommen.“
 

Die Anwesenden murmeln hörbar:
 

„Clarissa´s Bitte? Was für eine Bitte?“
 

„Als ich aber dann erfuhr, du seist gestorben, brach mir das Herz. Viele Monate konnte ich nicht richtig essen und schlafen.“
 

//Mir bricht auch gleich das Herz. Wenn ich das doch nur hätte ahnen können. Ich hätte ihn angerufen und ihm gesagt, dass es mir gut geht. Oh, Seto, es tut mir so leid.//
 

Ich senke betrübt meinen Blick, was ihm natürlich nicht entgeht. Er legt zwei Finger unter mein Kinn und hebt es wieder an, damit er mir in die Augen blicken kann, die er eigentlich durch den Schleier kaum erkennen kann.
 

„Da trat dann Carol in mein Leben. Ich wollte dich vergessen. Ich wollte es wirklich. Doch ich konnte nicht. Ich konnte es einfach nicht. Du warst einfach zu tief in mein Herz gebrannt. Da wollte ich lieber alleine bleiben. Doch bereits zwei Monate später, forderte mich die Familie dazu auf, binnen 2 Jahren eine Braut zu suchen. Ich hatte also keine Wahl. … Also habe ich es versucht. Aber es wollte einfach nicht gehen. Ich konnte mein Herz einfach niemand anderem mehr öffnen. Doch, als du vor einigen Tagen von der Polizei bewusstlos zu mir gebracht wurdest, konnte ich es kaum fassen, als mein Herz sofort auf dich reagierte. Ich konnte dir einfach nicht in die Augen blicken. Das hast du sicher selbst schon gemerkt. Ich verstand es einfach nicht, bis du mir quasi offenbart hast, wer du bist. Ich hatte immer eine Vorstellung, wie du wohl aussehen mögest, doch deine Schönheit und Klugheit übertrifft all meine Erwartungen.“
 

Ich unterbreche ihn:
 

„Komm zum Punkt.“
 

//… bevor ich zu weinen beginne.//
 

Meine Stimme zittert, da ich den Tränen nahe bin. Selbst Carol laufen bereits Tränen über die Wangen. Anscheinend hatte sie keine Ahnung.
 

„Ich …“, setzt Seto an und schluckt, „Ich konnte mein Glück einfach nicht fassen. … Nachdem ich erfuhr, wer du warst, musste ich diese Information erst mal verdauen. Ich wusste nicht, was ich denken, geschweige denn, wie ich reagieren sollte. Ich war für den Moment einfach überfordert. Nachdem mir allerdings bewusstwurde, dass es kein Traum war, wollte und konnte ich dich einfach nicht mehr gehen lassen. Ich weiß, die wenigen Tage, die du nun hier bist, hat keineswegs gereicht, um uns so richtig kennen zu lernen. Dennoch will ich das Risiko eingehen und dich zu meiner Frau nehmen, denn … ich liebe dich von ganzen Herzen.“
 

Ein Schluchzer verlässt meine Lippen und ich versuche, mich wieder in den Griff zu bekommen.
 

Nun bin ich wohl dran, mit meiner Rede, nur weiß ich gerade nicht, ob nicht meine Stimme viel zu brüchig klingen würde. Seto sieht mich etwas verunsichert an.
 

„Ich war ja so dumm. Wie hätte ich annehmen können, dass du jemals jemand anderen heiratest, als mich.“ beginne ich mit zitternder Stimme und wende meinen Kopf leicht ab.
 

Ich lenke meinen Kopf wieder zu ihm und stelle fest, dass ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen zu erkennen ist. Er führt seine Hand unter dem Gesichtsschleier zu meiner Wange und streichelt sanft darüber. Er wischt mir leicht die Tränen aus den Augen:
 

„Eifersucht steht dir.“
 

„Du hast es gewusst?“ frage ich ihn verwundert und überrascht.
 

Er schüttelt seinen Kopf:
 

„Nein. Aber, vor zwei Tagen, als ich das Brautkleid in der Halle aufgehängt habe, habe ich euch beide zufällig beobachtet. Ich hab´ deinen durchbohrenden Blick auf Carol gesehen. Ab diesem Zeitpunkt war mir alles klar.“
 

Ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Ich lege meine Hand auf seine, an meiner Wange, und schmiege mich an.
 

„Seto. Weißt du, dass es mir nicht anders gegangen ist? … Der erste und einzige Blick in deine wunderschönen Augen, ließ sofort mein Herz höherschlagen, bevor Gozaburo mich wegzerrte. Ich wusste sofort, dass ich Tante Clarissa´s Bitte nachkommen wollte. Aber, nicht nur aufgrund ihrer Bitte. … Es war, als hätte ich mich sofort in dich verliebt, auch, wenn auch ich noch nicht wusste, was Liebe ist.“
 

Seto schließt seine Augen, was mir mitteilt, dass auch er keine Ahnung davon gehabt hat. Als er sie wieder öffnet, spreche ich weiter:
 

„All die Jahre habe ich unentwegt an dich gedacht und mich gefragt, was wohl aus dir geworden ist. Ich hatte nicht einmal Ahnung, ob es für mich Sinn macht, zurückzukehren. Aber ich bin Tante Clarissa´s Anweisung gefolgt, einige Tage vor meinem 18. Geburtstag zurückzukehren, um mich für das Entriegeln der Geheimkammer vorzubereiten und die Familienverhältnisse zu checken. Ich wusste mich auf nichts vorzubereiten, wen ich antreffen werde, in diesem Haus. … Aber, ich bin froh, dass du es warst. … Du hast mich allerdings stark verunsichert, mit deinem Verhalten mir gegenüber. Ich war schon der Verzweiflung nah.“
 

„Das tut mir leid. Ich wollte dir gegenüber meine Gefühle noch nicht offenbaren, weil ich nicht wusste, wie du zu mir stehst. Erst vor zwei Tagen gewann ich die Sicherheit.“
 

„Ich wusste ja selbst nicht, was ich von dir halten sollte, … auch, wenn meine Gefühle zu dir … sehr stark sind. … Ich liebe dich, Seto, auch, wenn ich dich so gut wie gar nicht kenne. Ich könnte mir auch gar nicht vorstellen, … vor allem will ich es mir gar nicht vorstellen, … jemand anderen, als dich, zu heiraten.“
 

//Gott, da versuche ich mich richtig auszudrücken, ihm meine Gefühle klarzumachen, wie intensiv und stark sie sind, und dann schaffe ich es doch nicht, die richtigen Worte zu finden. Echt zum Verzweifeln.//
 

Seto blickt auffordernd zum Priester, damit dieser fortfährt.
 

„Nun gut. Kommen wir zum Austausch der Ringe. Der Trauzeuge möge die Ringe bringen.“
 

Hinter Seto taucht plötzlich Mokuba auf, mit einem Kissen in den Händen, worauf zwei goldene Ringe gebettet sind. Seto nimmt den Kleineren von beiden und nimmt meine Hand. Der Priester setzt an:
 

„Sprechen Sie mir nach. Mit diesem Ring, nehme ich dich zur Frau. …“ und Seto steckt mir sanft und vorsichtig den Ring an meinen Ringfinger meiner linken Hand.
 

Danach nehme ich den größeren Ring und stecke ihn Seto an den Finger. Danach kommt der Standesbeamte und holt sich unsere Unterschriften. Mokuba unterschreibt als Trauzeuge.
 

„… und mit dem Segen Gottes sind Sie nun Mann und Frau. Sie dürfen die Braut nun küssen.“ beendet der Priester die Zeremonie.
 

Seto sieht mich glücklich an und ich trete verlegen etwas näher an Seto, belasse aber immer noch einen kleinen Abstand zwischen uns. Er nimmt den Gesichtsschleier in die Hände, schiebt ihn langsam nach oben und über meinen Kopf. Danach nimmt er mein Gesicht in seine Hände, beugt sich zu mir herab und legt sanft und vorsichtig seine Lippen auf meine. Es fühlt sich einfach nur wundervoll an, endlich seine Lippen, ohne Befürchtungen, spüren zu dürfen.
 

Langsam hebe ich meine Arme, streiche über seinen Oberkörper, bis zu seinem Nacken und drücke mich allmählich immer fester an ihn. Ich wollte ihm schon immer so nah sein, endlich kann ich es. Ich will noch viel mehr von ihm spüren. So viel mehr.
 

Ich schiebe also meine Zunge zwischen seine Lippen und vereinnahme ihn noch mehr. Er lässt es geschehen. Ich beginne mit seiner Zunge zu spielen und presse mich noch fester an ihn, sodass kein Blatt mehr zwischen uns passt. Ich lasse ihn all meine Liebe spüren, so wie er all seine Liebe mich spüren lässt.
 

Im Hintergrund kann man Geläster vernehmen:
 

„Also, das gab´s bei uns noch nie, dass man aus Liebe heiratet. Zu unserer Zeit hat man die Hochzeit noch arrangiert. … Na, wer weiß, wer die Braut überhaupt ist? Irgendwann muss dieser Kaiba ja seine Liebste vorstellen.“
 

Wir lösen uns voneinander und sehen uns noch einen Moment in die Augen, als Seto den Priester auffordert, die Namen des frisch vermählten Paares zu verkünden.
 

„Mr. Seto Kaiba und Miss Jenna McClain, von nun an …“
 

Ich flüstere dem Priester zu:
 

„Ich will einen Doppelnamen, damit man Meinen nicht vergisst.“
 

Der Priester nickt und fährt fort:
 

„… Mrs. Jenna McClain-Kaiba.“
 

Raunen geht durch die Reihen.
 

„Ich dachte, das junge Ding wäre verstorben? Außerdem, wie kann es eine Ausgestoßene wagen, zurückzukehren?“ kommt von einer älteren Dame.
 

Seto und ich verlassen den Traualtar, da kommt uns Bernard entgegen. Sofort schließt er mich in die Arme und meint:
 

„Herzlichen Glückwunsch, Jenna. Aber, glaub´ nicht, dass du schon gewonnen hast.“
 

Er löst wieder die Umarmung und erklärt:
 

„Ich hab´ mir übrigens deine Drohung zu Herzen genommen und hab´ eine Elternschule besucht.“
 

„Du machst ja langsam mal Fortschritte. Es heißt schließlich nicht umsonst, Eltern lernen von ihren Kindern. Kinder lernen nur das von den Eltern, was sie als Vorbild sehen. Wenn du dich danebenbenimmst, tun es deine Kinder auch. … Und, danke, dass du mich nicht verraten hast.“
 

„Wozu sind Cousins denn sonst da, wenn nicht dafür?“
 

„Da hast du auch wieder Recht. Ich kann dich trotzdem noch nicht besser leiden. Vielleicht in einem Jahr, wenn du dich gebessert hast.“
 

Baff steht Seto neben uns und hört gebannt zu. Da Seto´s Mund offensteht, lege ich einen Finger an sein Kinn und schiebe ihm den Mund zu:
 

„Du hast doch nicht etwa angenommen, dass Bernard mich nicht von meiner Art her wiedererkannt hat, oder?“
 

Erschüttert nickt Seto.
 

„Mach dir nichts draus. Das liegt nur daran, weil er mich als Kind kennen gelernt hat. Ich war schon immer so aufbrausend. Und Drohungen aussprechen, ohne, dass sie danach klingen, können nur McClains. … Aber, Bernard, wieso warst du nicht verwundert, dass ich noch lebe?“
 

Er bricht in Gelächter aus.
 

„Hast du überhaupt eine Ahnung, wer dich für tot erklärt hat?“
 

Ich schüttle den Kopf.
 

„Das war ich. … Ich hab´ mitbekommen, dass du nach Europa gebracht wurdest, zu der Familie, die ganz ok war. Ich wollte dir so, die Möglichkeit geben, die Familie im Auge zu behalten.“
 

„Das hat mir auch Vieles erleichtert, aber trotzdem konnte ich nicht über alle Informationen verfügen.“
 

„Ach, was soll´s. Du hast Tante Clarissa´s Bitte erfüllt. Die Verzauberten dürften mittlerweile ihre Freiheit wiederhaben.“
 

In diesem Augenblick treten mehrere geistähnliche Gestalten auf die Terrasse. Seto und ich bemerken sie sofort, sowie Bernard. Als jedoch die restliche Familie die Geistergestalten erblickt, bricht Panik aus und sie alle flüchten. Die Wenigen, die geblieben sind, wussten von den verzauberten Gestalten und deren Geschichte.
 

Seto ist verwundert, als er die zehn Leute, außer uns, sieht, die anscheinend nicht panisch davongerannt sind. Diese zehn Menschen sind allerdings alle unter 30 Jahre alt. Sie kommen auf Seto und mich zu und die Älteste meint:
 

„Gratuliere, Jenna. Du hast es wieder in die Familie geschafft. Dir ist hoffentlich klar, dass du dir den unnahbarsten, abweisendsten, kältesten und unwiderstehlichsten Kaiba überhaupt geangelt hast.“
 

Ich runzle die Stirn.
 

//Häh? Wie meint sie denn das? Hab´ ich irgendwas verpasst? Oder, weiß ich irgendetwas nicht?//
 

Da kehren sie, alle zehn, uns auch schon den Rücken zu und winken nur noch, bevor sie weg sind.
 

„Seto? Wovon hat Iris gesprochen?“
 

Er winkt jedoch nur ab und meint:
 

„Das wirst du schon noch erfahren. Mach dir keinen Kopf. … Wir haben schließlich von jetzt an, alle Zeit der Welt, uns kennen zu lernen.“
 

„Wie siehst du eigentlich aus, wenn du so bist, wie sie dich beschrieben hat?“
 

Er stellt sich in seine typische Pose.
 

„Uh, sehr furchteinflößend.“
 

„Tatsächlich?“
 

Ich schüttle den Kopf:
 

„Nicht für mich.“
 

Obwohl er seine Pose noch nicht aufgelöst hat, gehe ich furchtlos auf ihn zu, nehme sein Kinn, ziehe es zur mir herunter und küsse ihn auf seine Lippen. Dann werden wir durch ein Räuspern unterbrochen.
 

Die einstige grüne Statue, die sich als ein Bediensteter dieses Hauses herausstellt, verbeugt sich.
 

„Jenna, Seto, wir danken euch, dass ihr den Zauber gebrochen habt. Da unsere Lebenszeit jedoch bereits seit langem überschritten ist, müssen wir euch nun verlassen. Wir sind überglücklich nun endlich diese Welt verlassen zu dürfen.“
 

Sofort schießen mir Tränen in die Augen.
 

„Ich werde euch vermissen. Dennoch bin ich froh, dass ihr endlich euren Frieden finden werdet.“
 

Ich umarme jede einzelne Geistgestalt, danach stellen sie sich zusammen und ein Lichtstrahl erfasst sie, der sie langsam auflöst.
 

„Wir werden euch niemals vergessen und wünschen euch alles Glück dieser Welt für euer zukünftiges gemeinsames Leben.“
 

Mokuba kommt auf die Terrasse und wundert sich:
 

„Wo sind all die Gäste hin?“
 

„Sie sind schon gegangen.“ erklärt ihm Seto.
 

Dann bemerkt Mokuba die Geistergestalten und fragt:
 

„Sind das die verzauberten Gestalten, von denen du mir erzählt hast, mit denen Jenna jeden Tag gesprochen hat, seit sie bei uns ist?“
 

Seto nickt und legt mir seinen Arm um die Schultern. Ich drücke mich automatisch fester an ihn und wir, alle drei, beobachten, wie sich die Geistergestalten nun ganz auflösen.
 

***
 

Drei Jahre später findet wieder ein Familientreffen statt.
 

//Wer hätte gedacht, dass das mit Seto und mir wirklich so gut klappt. Wir sind immer noch total ineinander verliebt und sogar sehr glücklich miteinander verheiratet. Wir haben eine 1 ½-jährige Tochter und ich bin im 8. Monat schwanger. Ich bin echt gespannt, was die Familie sagen wird.//
 

Ich stehe in unserem gemeinsamen Schlafzimmer auf dem Balkon und überblicke die Dekoration für das Familienfest, dass sich die Familie für ihr Erscheinen erwartet.
 

Von hinten legen sich zwei Arme um mich und streicheln meinen recht großen Babybauch.
 

„Schatz, die ersten Gäste könnten in Kürze kommen.“
 

„Ich weiß, Liebling. Ich wollte mir noch einmal alles von hier aus ansehen.“
 

Ich liebe es, so in seinen Armen zu liegen und, wenn er beginnt meinen Hals zu küssen. Genau, wie jetzt auch. Ich lege meinen Kopf zur Seite, um ihm mehr Platz zu schaffen. Ich genieße einfach diese Liebkosungen.
 

Unsere Ehe basiert rein auf Liebe. Der Sex ist bei uns eher nebensächlich, macht aber dennoch jedes Mal Spaß und ist einfach nur wundervoll. Was könnten wir uns mehr wünschen? Wir haben alles erreicht, was wir erreichen wollten.
 

Ach, ja. Seto hat mir vor drei Jahren gestanden, dass er ein millionenschwerer Firmenbesitzer ist. Und, da er noch so jung ist, musste er sich den Respekt erst erarbeiten, was seine kühle und abweisende Aura erklärt. Na, ja, so lang er es unterlässt, bei mir diese Show abzuziehen, ist einfach alles perfekt.
 

~~ Ende ~~



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