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Ein Leben wie dieses

von

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Die unbekannte Verehrerin

Mittwoch, 17. Mai 2006

 

„Davis, das ist doch eine bescheuerte Idee“, sagte Kari zum gefühlt hundertsten Mal. „Wir sollten hier nicht stehen und ihn beobachten.“

„Klar“, widersprach Davis und hielt ihr Handgelenk fest, um sie am Gehen zu hindern. „Wir müssen doch wissen, wer seine neue Freundin wird. Außerdem hätte er uns eben nicht sagen dürfen, dass er sich um acht mit ihr am Wasserspender trifft.“

Aufgeregt starrte Davis von ihrem Versteck hinter einem der Schließfächer hinüber zu T.K., der an der Wand neben dem Wasserspender lehnte und lässig wirkte. Er hatte die Hände in die Hosentaschen geschoben und sah sich beiläufig um. Kari schien das Ganze nicht zu interessieren, denn die ganze Zeit betonte sie, wie blöd sie sich vorkam, dass sie T.K. heimlich ausspionierte, aber Davis wusste, dass auch sie erfahren wollte, wer seine heimliche Verehrerin war. Und in fünf Minuten mussten sie ja ohnehin zum Unterricht gehen.

„Was macht ihr denn hier?“

Davis und Kari wirbelten herum und erblickten Yolei und Cody, die sie skeptisch musterten.

„Davis will unbedingt T.K. ausspionieren“, antwortete Kari und warf Davis einen vorwurfsvollen Blick zu.

„Ausspionieren?“, fragte Cody und legte den Kopf schief. „Weshalb?“

„Er trifft sich mit seiner unbekannten Liebhaberin am Wasserspender“, erklärte Davis grinsend.

Yolei riss die Augen auf und stürzte neben Davis, um ebenfalls in den Gang zum Wasserspender spähen zu können. Cody blieb verwirrt stehen und Kari schüttelte seufzend den Kopf.

„Wo ist sie denn?“, fragte Yolei aufgeregt. „Ich sehe sie nirgends.“

„Sie ist ja auch noch nicht da“, grummelte Davis ungeduldig.

„Aber der Unterricht fängt in zehn Minuten an. Wir sollten langsam alle in unsere Klassenzimmer gehen“, sagte Cody.

„Der Meinung bin ich auch“, stimmte Kari ihm zu, aber Davis und Yolei beachteten sie gar nicht.

„Sie verspätet sich“, stellte Davis mit einem Blick auf sein Handydisplay fest.

„Vielleicht hat sie ihn ja auch versetzt“, überlegte Yolei und schob ihre Brille zurecht.

„Hey Cody, kommst du?“

Nur am Rande bekam Davis mit, wie Cody von einem seiner Klassenkameraden mitgenommen wurde. Auch Kari war unruhig und trat von einem Fuß auf den anderen.

„Wo bleibt sie denn?“, fragte Yolei ungeduldig.

„Vielleicht muss sie sich ja erst noch schminken, weil sie hässlich ist wie die Nacht“, spottete Davis und lachte über seinen eigenen Witz.

Yolei stöhnte genervt auf. „Du bist so kindisch.“

Das Läuten der Schulglocke teilte ihnen mit, dass sie noch fünf Minuten bis zum Beginn des Unterrichts hatten. Die letzten Schüler, die noch in den Gängen unterwegs waren, begaben sich allmählich in ihre Klassenräume und Kari richtete sich auf.

„Ich gehe jetzt“, verkündete sie. „Das ist sowieso falsch, was wir hier machen.“

Doch auch T.K. kam nun auf sie zu. Es blieb keine Zeit mehr, sich zu verstecken. Davis versteifte sich, als T.K. ihn und die beiden Mädchen erblickte und stehen blieb.

„Was macht ihr hier?“, fragte er und hob eine Augenbraue.

„Wir? Äh... Yolei, was machen wir hier?“, fragte Davis, kratzte sich ertappt am Kopf und sah Yolei an.

„Nichts weiter. Wir haben zufällig gerade unsere Sachen eingeschlossen“, antwortete Yolei mit ungewohnt hoher Stimme und wirkte ebenso beschämt wie Davis.

T.K. verschränkte die Arme vor der Brust. „Ihr habt mich beobachtet.“

„Nein!“

„Wie kommst du denn darauf?“

„Ja.“

Davis und Yolei starrten Kari an, deren Aufmerksamkeit jedoch T.K. galt.

„Wir wollten nur wissen, wie das Mädchen aussieht“, erklärte Kari ruhig und machte ein reuevolles Gesicht.

„Naja, eigentlich wollte ich wissen, wie das Mädchen aussieht“, gab Davis nun zu. „Ich habe Kari gezwungen, hier bei mir zu bleiben.“

„Und ich bin dazugekommen und habe gefragt, was sie machen“, erklärte Yolei mit gesenktem Blick. „Sorry.“

T.K. musterte die drei einige Sekunden, dann zuckte er mit den Schultern. „Wie auch immer.“ Dann machte er sich auf den Weg ins Klassenzimmer.
 

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T.K. war genervt von Davis und Yolei. Und irgendwie auch von Kari, obwohl er wusste, dass sie ihn nicht ausspionieren wollte. Aber die Sache mit dem unbekannten Mädchen ging nun einmal nur ihn etwas an und die anderen hatten sich da nicht einzumischen.

Sie hatte ihn offensichtlich versetzt. Er hatte nicht länger warten können, sonst hätte er den Beginn der Geschichtsstunde verpasst. Ob sie wohl wie Davis und die anderen hinter irgendeiner Ecke gelauert und ihn beobachtet hatte, ob er auch wirklich kam?

T.K. seufzte. Matt wäre so etwas sicher nicht passiert, den würde kein Mädchen so einfach versetzen, dessen war T.K. sich sicher. Allerdings gab es mit Matt ganz andere Probleme. Keiner aus der Familie kam mehr an ihn heran, am allerwenigsten sein Vater. T.K. vermied es in letzter Zeit, allzu viel mit Matt zu tun zu haben, obwohl es ihm schwer fiel, doch er war einfach wütend auf ihn. Er konnte nicht verstehen, weshalb er sich so sehr gegen die Versöhnung seiner Eltern und gegen ein Familienleben einsetzte. Eigentlich hatte T.K. gedacht, dass auch Matt sich Eltern wünschte, die einander liebten, doch da hatte er offensichtlich falsch gelegen. Matt dachte nur an sich, seine Eltern waren ihm egal. Natsuko rief ihn jeden Tag an und versuchte, mit ihm zu reden, doch er wimmelte sie jedes Mal mit seiner kalten Art ab, bekam daraufhin Ärger von Hiroaki und die Situation verschlimmerte sich noch.

„Takeru! Hörst du überhaupt zu?“

T.K. schreckte aus seinen Gedanken und sah nach vorn zu Herrn Ishikawa, der ihn streng musterte.

„Entschuldigung“, murmelte er und setzte sich gerader hin. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Kari ihn ansah, doch er erwiderte ihren Blick nicht.
 

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Punkt halb sechs stand Mimi vor der den Umkleidekabinen und wartete auf Tai. Eigentlich hatte sie schon nach Hause gehen und dort auf ihn warten wollen, doch dann hatte sie beschlossen, die Zeit in der Schule zu verbringen und Hausaufgaben zu erledigen.

Ungeduldig tippte sie immer wieder mit dem Fuß auf und sah ständig auf die Uhr. Als Tai endlich zusammen mit einigen anderen Jungen wie Davis herausgeschlendert kam, warf sie ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.

„Sag mal, schminkt ihr euch da drin, oder warum dauert das so lang?“, begrüßte sie ihn.

„Bleib cool, Mimi, Schönheit braucht ihre Zeit“, erwiderte Davis grinsend, woraufhin Mimi die Augen verdrehte.

„Schade, dass es bei euch nichts bringt“, murmelte sie.

Sie gingen das meiste Stück des Weges mit Davis zusammen zu Tai. Kurz vor seinem Haus verabschiedeten sie sich von ihm und gingen nach oben in die Wohnung der Yagamis.

„Ich muss jetzt aber erst mal was essen“, erklärte Tai, während er sich die Schuhe auszog. „Nach dem Training habe ich immer mordsmäßig Hunger.“

Das überraschte Mimi wirklich überhaupt nicht. Immerhin war hier von Tai die Rede.

Sie gingen ins Wohnzimmer der Yagamis, in dem es schon nach Gebratenem duftete, und setzten sich an den Tisch. Mimi begrüßte Tais Eltern und Kari höflich.

„Es ist so toll, dass du Tai Nachhilfe in Englisch gibst, Mimi“, sagte Frau Yagami mit breitem Lächeln, während sie allen Essen auftat. „Die hat er wirklich bitter nötig. Ich weiß auch nicht, woher...“

„Ähm, bitte was?“, unterbrach Tai sie genervt. „Wir sind hier, weil ich ihr Nachhilfe in Mathe gebe.“

„Ach, das braucht dir doch nicht peinlich zu sein“, meinte Herr Yagami und zerzauste Tai das Haar, was Mimi zum Kichern brachte. Tai schlug seine Hand weg und warf ihm einen verärgerten Blick zu.

Auch Kari lachte nun. „Tai ist echt gut in Mathe. Bestimmt verbesserst du dich ganz schnell.“

Sie aßen und Mimi war verwirrt, dass sich keiner der Anwesenden etwas anmerken ließ, denn das Essen war total versalzen, doch niemand verzog eine Miene. Mimi trank viel Wasser und trotzdem brannten ihre Lippen hinterher von dem vielen Salz.

„Das war wirklich lecker, Frau Yagami. Vielen Dank“, sagte Mimi und lächelte die Angesprochene an, die daraufhin glücklich aussah.

„Findest du wirklich?“, fragte sie.

„Nein, findet sie nicht“, antwortete Tai an Mimis Stelle, woraufhin Mimi ihm einen Tritt gegen das Schienbein verpasste. „Autsch!“

Mimi und Tai gingen in sein Zimmer und machten sich mit wenig Lust an Mimis Matheaufgaben.
 

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„Zum Glück werden die Nächte endlich wärmer“, sagte Sora, schloss die Augen und genoss die milde Brise, die ihr um die Nase wehte. Trotzdem hatte sie die Hände in die Taschen ihrer Strickjacke geschoben und fröstelte leicht.

„Mhm“, machte Matt gedankenverloren und blies graublauen Rauch aus.

Sie standen nebeneinander auf dem Balkon der Ishida-Wohnung und genossen die Stille der einbrechenden Nacht. Nur einige wenige Autos waren zu hören, die unten vorbeifuhren, gelegentlich auch ein Flugzeug, doch ansonsten war es ruhig. Die Lichter der Stadt funkelten und blinkten und ließen abendliches Treiben vermuten.

In den vergangenen Tagen hatten sich Sora und Matt oft getroffen, wenn sie beide Zeit hatten, was häufig erst nach zehn Uhr abends der Fall war. Sora war meist diejenige gewesen, die diese Treffen herbeigeführt hatte, weil sie das Gefühl hatte, dass Matt jemanden brauchte, mit dem er reden konnte. Den Großteil der Zeit war er jedoch sehr schweigsam und so war es Sora, die redete und ihm erzählte, was im Café passiert war oder was ihr sonst so in den Sinn kam.

„Wie wäre es eigentlich, wenn wir im Sommer mal wieder alle zusammen campen fahren?“, schlug sie nach einer Weile vor.

Matt sah sie schief von der Seite an. „Wie kommst du darauf?“

„Naja, es wäre doch schön, wenn wir alle mal wieder etwas zusammen unternehmen würden, damit wir uns nicht aus den Augen verlieren“, meinte Sora verlegen.

Matt lächelte. „Du und dein Harmoniebedürfnis immer.“

„Was soll das denn heißen?“, fragte Sora und hob eine Augenbraue.

„Nichts, ich finde nur, mehr Menschen sollten so um andere bemüht sein wie du“, antwortete er und ließ den Blick wieder über die funkelnde Stadt schweifen.

„Matt, hör mal“, fing Sora an und drehte sich zu ihm um. Fragend sah er sie an. „Ich mache mir Sorgen um dich. Geht es dir wirklich gut zur Zeit?“

Er verzog keine Miene und zuckte nur mit den Schultern. „Passt schon.“

„Ich weiß von Tai, dass T.K. ziemlich... frustriert ist“, meinte Sora seufzend. „Es hilft wirklich, sich mit dem auseinanderzusetzen, was einen beschäftigt und darüber zu reden. Ihr seid doch Brüder.“

„Ich habe Mist gebaut“, sagte Matt nur und lehnte sich auf das Geländer. „Ich habe ihm gesagt, ich würde keine Familie mehr wollen. Aber eigentlich will ich nur nicht, dass er noch mal von unseren Eltern enttäuscht wird.“

„Ich weiß, aber.... T.K. wird das bestimmt verstehen, wenn du ihm das sagst“, erwiderte Sora und legte eine Hand auf seinen Arm. „Ich glaube, er wartet nur darauf, dass du endlich mit ihm redest.“

„Vielleicht“, murmelte Matt und zog an seiner Zigarette, die nur noch ein Stummel war. „Und wieder machst du dir zu viele Sorgen um andere.“

„Ach was“, sagte Sora schulterzuckend.

„Doch, dabei solltest du dir mal Sorgen um dich selbst machen. Du bist dünn geworden. Machst du eigentlich noch irgendwas für dich selbst oder widmest du dein Leben voll und ganz der Schule und deiner Arbeit?“

Er sah sie durchdringend an und Sora fühlte sich fast schon ein bisschen ertappt. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann lebte sie in den letzten Monaten wirklich nur noch für die Schule und das Café.

„Ein Mädchen wie du hat es verdient, glücklich zu sein, aber ich habe in letzter Zeit nicht den Eindruck, dass du besonders glücklich bist“, sagte er, ohne den Blick abzuwenden. Schließlich sah Sora woandershin, biss sich auf die Unterlippe und spielte mit ihren Fingern.

„Mir geht es gut, wirklich“, sagte sie. Das Gespräch war ihr unangenehm.

„Na hoffentlich. Du bist die Letzte, die ich unglücklich sehen will.“ Er lächelte warm und drückte seine Zigarette in dem Aschenbecher auf dem kleinen Tisch aus.

„Und du bist der Letzte, den ich unglücklich sehen will“, erwiderte Sora fast schon flüsternd. Ihr Herz schlug ihr auf einmal bis zum Hals, als sich ihre Blicke erneut begegneten. Und sie glaubte, es würde zerspringen, als er ihr mit der Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. Sie griff nach seiner Hand und hielt sie fest, sodass er sie nicht zurücknehmen konnte. Sein Blick durchbohrte sie förmlich. Das Blau seiner Augen bekam einen seltsamen Glanz durch die Lichter der Stadt. Sora konnte nicht sagen, was auf einmal los war. Es war, als hätte die Welt aufgehört, sich zu drehen, als wäre die Zeit plötzlich stehengeblieben, als gäbe es nur noch sie und Matt auf diesem Balkon.
 

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Lieber Takeru,
 

bitte entschuldige, dass ich heute nicht zum vereinbarten Treffpunkt gekommen bin. Es tut mir wirklich unendlich Leid, ich wollte dich nicht einfach so versetzen. :(

Ich konnte einfach nicht kommen, ich weiß auch nicht so genau, warum. Ich habe wohl Angst, dass du mich zurückweisen könntest, wenn du mich siehst, dass ich nicht deinen Vorstellungen entspreche. Vielleicht bin ich doch noch nicht bereit.

Bitte sei mir nicht böse. Ich will mich auf jeden Fall irgendwann mit dir treffen. Hier bekommst du einen weiteren Tipp: Mein Nachname beginnt mit K.
 

T.K. wusste nicht so richtig, was er von dieser Mail halten sollte. Er verstand nicht, weshalb dieses Mädchen sich einfach nicht mit ihm treffen wollte. Er hatte ihr doch schon mehrfach klargemacht, dass er sehr daran interessiert war, sie persönlich kennen zu lernen und lieber mit ihr von Angesicht zu Angesicht reden wollte als immer nur über E-Mail.

Im Kopf ging er die Nachnamen der schwarzhaarigen Mädchen seines Jahrgangs durch, die nicht in seiner Klasse waren und deren Nachname mit K anfing. In Frage kamen nun nur noch drei Mädchen: Reika Kumada, Midori Kino und... Shiori Kimura.
 

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Mimi gähnte und schien überaus schlecht gelaunt. Doch Tai ging es auch nicht besser. Seit geschlagenen drei Stunden saßen sie hier auf dem Fußboden seines Zimmers und übten, übten, übten. Zunächst hatten sie Mimis Hausaufgaben erledigt, dann waren sie den Stoff der letzten Wochen durchgegangen und hatten versucht, Mimis Verständnisprobleme zu beseitigen und anschließend hatte Tai ihr ein paar Aufgaben zum Üben herausgesucht. Jetzt streckte er seinen Rücken durch, der von der krummen Sitzhaltung ganz steif geworden war.

„Ich glaube, ich gehe jetzt nach Hause“, murmelte Mimi, während sie das durchblätterte, was sie heute geschrieben hatte.

„Bist du denn jetzt wenigstens ein bisschen schlauer als vorher?“, fragte Tai erschöpft.

„Ich glaube schon“, seufzte Mimi, packte den Schreibblock in ihre Tasche und stand auf.

Tai nickte und stand ebenfalls auf. „Das nächste Mal müssen wir aber eher aufhören.“

„Das nächste Mal?“ Erwartungsvoll sah sie ihn an. „Heißt das, du gibst mir weiter Nachhilfe?“

„Klar, hab' ich doch versprochen“, antwortete Tai ein wenig verwirrt über ihre Frage.

Mimi sah erleichtert aus. Er verabschiedete sich von ihr an der Wohnungstür und schloss sie, als sie gegangen war. Als er zurück in sein Zimmer gehen wollte, fing Kari ihn ab.

„Warum bist du denn noch wach?“, fragte er und sah sie streng an.

„Habt ihr bis jetzt Nachhilfe gemacht?“, fragte sie mit skeptischem Blick und ignorierte seine Frage.

„Ja, was denn sonst?“, entgegnete Tai ungeduldig.

Kari grinste plötzlich. „Jaja, als ob.“

Tai verdrehte genervt die Augen und ging in sein Zimmer, ohne seine Schwester noch eines Blickes zu würdigen. Für so etwas hatte er jetzt wirklich nichts mehr übrig.
 

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Matt witterte seine Chance. Der Blick, mit dem Sora ihn gerade ansah, kam ihm sehr bekannt vor. Er war dem jener Mädchen ähnlich, mit denen er sich vergnügte und sagte ihm, dass er seine Wette gewinnen würde, wenn es so weiterging. Doch da war noch irgendetwas anderes in ihrem Blick, etwas, das er bisher nicht gekannt hatte. Es ging ihm nicht um seinen Wettgewinn, sondern um seine Ehre. Er wollte sich selbst beweisen, dass er alle haben konnte, die er wollte. Außerdem lenkte ihn diese Sache von seinen verrückt gewordenen Eltern und T.K. ab, der nicht mehr mit ihm redete.

Seine Hand glitt in Soras Nacken und er zog sie näher an sich, während er sich zu ihr beugte, bis ihre Lippen sich berührten. Er hatte vor ihr erst ein Mädchen geküsst und das war bereits drei Jahre her. Dieser Kuss hier mit Sora war vorsichtig und sanft. Und... falsch.

Es war nicht so, dass er nicht ernst meinte, was er zu ihr gesagt hatte, doch es war nicht richtig, sie zu küssen und dabei nicht mehr als Freundschaft für sie zu empfinden, ja sogar einen Hintergedanken dabei zu haben.

Er löste den Kuss, doch sie zog ihn wieder zu sich und presste ihre Lippen erneut auf seine. Er schloss die Augen, fuhr mit den Fingern durch ihr Haar und konzentrierte sich ganz auf sie.

Schließlich lösten sie sich voneinander und sahen sich verlegen an.

„Das war... schön“, sagte Sora leise.

Matt nickte nur und ließ sie endgültig los. Er fuhr sich mit zittrigen Fingern durch die Haare und zündete sich eine Zigarette an. Das brauchte er nach diesem Moment.

„Sag mal“, setzte Sora unsicher an, „hat das gerade eben eigentlich etwas bedeutet?“

Er sah sie nicht an, weil er gänzlich mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt war. Er hatte gerade seine beste Freundin geküsst, um sie für eine Wette ins Bett zu bekommen.

„Ich... keine Ahnung“, murmelte er und nahm einen tiefen Zug. „Ich weiß es echt nicht.“

Sora seufzte. „Okay.“ Sie hob ihre Tasche vom Boden auf und öffnete die Glastür, die ins Wohnzimmer führte. Nur wenige Sekunden später verkündete ihm das Geräusch einer zufallenden Tür, dass sie gegangen war.
 

Donnerstag, 18. Mai 2006
 

„Guten Morgen“, begrüßte Kari T.K. ein wenig kühl, bemühte sich aber um ein Lächeln. Aus irgendeinem Grund hatte sich ihre Beziehung zu ihm in den letzten Tagen etwas verändert. Sie sprachen nicht mehr so viel miteinander wie sonst und Kari wünschte sich, sie könnte dafür einen anderen Grund als den eigentlichen nennen: T.K.s unbekannte Verehrerin. Obwohl sie sie nicht kannte, hatte sie eine Abneigung gegen sie und wünschte sich, T.K. wäre nicht so interessiert an ihr, sondern hätte ihren Brief in seinem Spind einfach ignoriert.

Kari, T.K. und Davis gingen auf das Hauptgebäude ihrer Schule zu, als T.K. plötzlich angesprochen wurde. Automatisch blieben auch Kari und Davis stehen.

„Hi Takeru. Hast du vielleicht kurz Zeit?“ Es war Shiori.

„Klar“, sagte T.K. langsam und er und Shiori sahen Kari und Davis an.

„Ich verstehe schon“, meinte Davis grinsend, umfasste Karis Arm und zog sie mit sich ins Schulgebäude, während T.K. bei Shiori zurückblieb. Kari widerstand mit Mühe dem Drang, sich noch einmal nach den beiden umzusehen.

„Unglaublich, oder? Anscheinend ist Shiori seine heimliche Bewunderin“, sagte Davis gut gelaunt und warf Kari ein breites Lächeln zu. „Da hat er ja echt Glück gehabt, dass die Unbekannte so hübsch ist.“

„Wir wissen doch gar nicht, ob sie es ist“, erwiderte Kari mürrisch.

„Selbst wenn nicht, Shiori interessiert sich für ihn, das ist doch echt cool.“ Lachend gab Davis ihr einen Klaps auf die Schulter und sie betraten das Klassenzimmer. Den Kopf voller Gedanken ließ Kari sich auf ihren Stuhl fallen und stellte ihre Tasche auf dem Tisch ab. Davis nahm wie gewohnt auf dem Stuhl hinter ihr Platz und summte irgendein Lied schief vor sich hin.

Kari packte ihre Tasche aus, bemerkte jedoch erst einige Zeit später, dass sie die Sachen für Geschichte und nicht für Englisch herausgeholt hatte. Mies gelaunt schob sie den Hefter zurück in die Tasche.

„Davis?“, fragte sie und drehte sich um, um den Angesprochenen anzusehen. Mit fragendem Blick hob dieser den Kopf. „Sag mal, hast du vielleicht Lust, heute nach der Schule etwas mit mir zu unternehmen?“
 

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T.K. legte den Kopf etwas schief und sah Shiori fragend an. Natürlich hatte er sofort die Vermutung, sie wäre die Miss Unbekannt, die ihm seit nun schon über zwei Wochen E-Mails schrieb.

„Was gibt’s?“, fragte er, als sie keine Anstalten machte, ihm ihr Anliegen zu erklären.

„Ähm... ich...“, stammelte sie, starrte zu Boden und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Auf ihren Wangen hatte sich ein rötlicher Schimmer ausgebreitet. Ihre andere Hand spielte mit dem Saum ihres Rocks.

„Ja?“, hakte er nach, als sie erneut schwieg.

Für den Bruchteil einer Sekunde sah sie ihm in die Augen, nur um anschließend tomatenrot anzulaufen. Wieder senkte sie den Blick und fuhr sich mit zittrigen Fingern durch die Haare.

T.K. beugte sich ein wenig herunter, um in ihr Gesicht sehen zu können. Er lächelte sie warm an.

„Ich muss jetzt in den Unterricht. Wollen wir das Gespräch auf die Pause verschieben?“, fragte er mit lockerer Stimme.

Shiori nickte zögerlich.

„Okay. Dann treffen wir uns beim Kirschbaum, dort ist nie jemand“, schlug er vor und Shiori nickte wieder. Sie schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln, woraufhin er an ihr vorbeiging, um in den Unterricht zu eilen. Dabei bekam er Zweifel, ob es sich bei diesem schüchternen Mädchen, das keinen Ton herausbrachte, wirklich um das gleiche Mädchen handelte, das ihm diese E-Mail schrieb, denn dort wirkte sie viel offener.

Als er den Klassenraum betrat und sich auf seinen Platz neben Kari setzte, sah diese ihn für eine Sekunde an, wandte sich jedoch schnell wieder Davis zu, zu dem sie sich umgedreht hatte. Ein wenig verärgert packte T.K. seine Sachen aus und wartete, dass der Unterricht endlich begann.
 

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Mit zusammengezogenen Augenbrauen musterte Tai seine beste Freundin. Sie wirkte schon den ganzen Tag völlig geistesabwesend und kaute ständig auf ihrer Unterlippe herum, als hätte sie vor irgendeinem anstehenden Ereignis Angst. Doch immer, wenn er sie fragte, ob irgendetwas nicht in Ordnung wäre, schüttelte sie heftig den Kopf und lächelte ihn an. Aber ganz bescheuert war er ja auch nicht.

In der Pause stieß Matt zu ihnen, der ausgesprochen müde aussah. Unter seinen Augen waren dunkle Schatten und sein Haar wirkte zerzaust, als wäre er eben erst aufgestanden.

„Was ist denn mit dir los?“, fragte Tai spöttisch grinsend. „Hast du deine Exzesse jetzt schon auf die Wochentage ausgeweitet?“

„Klappe“, antwortete Matt, grinste aber ebenfalls ein wenig.

Sora hatte sich von ihnen abgewandt und sprach mit Mimi und Izzy.

„Mit der stimmt heute auch irgendwas nicht“, murmelte Tai Matt zu, woraufhin dieser sie ansah. Seine Augen bekamen einen seltsamen Ausdruck.

„Vielleicht hat sie auch schlecht geschlafen“, meinte Matt nüchtern und zuckte mit den Schultern.

Tai schüttelte nur verständnislos den Kopf. Über Schlafprobleme hatte er selbst sich noch nie beklagen können.
 

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„T.K. und Shiori?“, rief Yolei, sodass sich einige der umstehenden Schüler zu ihr umdrehten.

„Psst!“, zischte Kari und drückte einen Zeigefinger auf ihre Lippen. „Schrei doch nicht so.“

„Wieso denn nicht? Bald werden es eh alle wissen“, sagte Davis, der noch immer seltsam gut gelaunt wirkte.

„Wo treffen sie sich denn?“, fragte Yolei neugierig und sah sich um. Sie konnte jedoch nirgendwo T.K.s blonden Haarschopf ausmachen.

„Keine Ahnung“, antwortete Kari und zuckte mit den Schultern.

„Ist das eigentlich auch wirklich okay für dich?“, fragte Yolei nun und sah ihre Freundin durchdringend an, bis diese den Blick abwandte.

„Klar, wieso sollte es nicht okay sein?“

„Naja, ihr seid doch... beste Freunde“, antwortete Yolei langsam. „Und seht fast immer aus wie ein Paar.“

„So ein Blödsinn!“, murrte Kari und schüttelte den Kopf. „Es ist vollkommen okay, dass er sich mit ihr trifft. Ich freue mich, dass sie ihm gefällt und es ist doch schön, wenn er so ein hübsches Mädchen als Freundin hat.“

„Da hat sie vollkommen Recht“, stimmte Davis sofort zu und grinste breit. „Ich freue mich auch für T.K. Die beiden passen sicher total gut zusammen, oder Kari?“

„Mhm“, machte Kari und lächelte ein Lächeln, das aussah, als hätte sich ein Kiefermuskel verkrampft.

Mit gerunzelter Stirn musterte Yolei sie und wusste, dass sie log.

„Könnt ihr T.K. nicht einfach alle mal in Ruhe lassen?“, fragte Cody an die drei gewandt. „Ich finde, ihr solltet euch nicht so in sein Privatleben einmischen. Es geht euch doch gar nichts an, mit wem er sich wann trifft. Wenn er mit uns darüber reden will, dann wird er es auch tun.“

„Typisch Cody“, bemerkte Davis und tätschelte dem Jüngsten der Gruppe die Schulter. „Du bist viel zu erwachsen für dein Alter.“

„Aber er hat Recht“, sagte Kari und alle sahen sie an. „Es geht uns wirklich nichts an und wir sollten nicht so neugierig sein.“

„Aber euch interessiert es doch auch, oder nicht?“, fragte Davis verwirrt und sah nun von Kari zu Cody und wieder zurück.

Da konnte sich Yolei insgeheim nur Davis anschließen. Sie wunderte sich sowieso, warum T.K. noch keine Freundin hatte. Erstens war er ein wirklich hübscher Junge und zweitens war er der kleine Bruder des Mädchenschwarms Matt. Sie jedenfalls kannte ein paar Mädchen, die nichts dagegen hätten, sich mal mit ihm zu treffen, auch aus ihrem Jahrgang.

„Ich würde wirklich zu gern wissen, was die beiden reden“, meinte Yolei und verschränkte nachdenklich die Arme vor der Brust. Gleichzeitig wünschte sie sich, sie hätte auch gerade eine Liebesgeschichte am Laufen. Sie wollte auch endlich mal erste Erfahrungen in der Liebe sammeln, sich mit einem Jungen treffen und das Gefühl bekommen, gemocht zu werden.
 

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„Na gut. Was willst du mir sagen?“ Fragend sah T.K. Shiori an. Sie saßen nebeneinander im Gras unter dem Kirschbaum und sie zupfte mit den Fingern einzelne Grashalme aus, worauf sie sich voll und ganz zu konzentrieren schien.

„Ich ähm... t-tut mir Leid w-wegen gestern. Dass ich dich versetzt habe, meine ich“, murmelte sie leise und ohne aufzublicken. T.K. sah, wie ihre Finger zitterten. Er fragte sich, weshalb sie nur so viel Angst vor ihm hatte.

„Du bist also die, mit der ich schreibe“, sagte er lächelnd. „Du brauchst echt nicht so schüchtern zu sein. In deinen E-Mails bist du es doch auch nicht.“

Nun blickte sie endlich auf und sah ihn verlegen an. „Ich weiß auch nicht, warum das so ist. Ich habe immer so viel Angst, was Falsches zu sagen.“

„Es ist doch nicht schlimm, was Falsches zu sagen. Jeder macht das, ehrlich“, antwortete T.K. aufmunternd.

Sie nickte leicht und senkte den Blick wieder. „Bist du eigentlich enttäuscht, dass ich... dass ich ich bin?“

„Willst du eine ehrliche Antwort oder eine nette Antwort?“ Erschrocken sah sie ihn an, sodass er lachen musste. „War nur ein Witz. Ich bin ganz und gar nicht enttäuscht.“

Sie lächelte und wurde rot.

„Wollen wir heute Nachmittag irgendwas unternehmen?“, fragte T.K., um das Gespräch am Laufen zu halten. „Ich habe bis um vier Basketball und danach können wir irgendwo hingehen.“

„Das klingt gut“, antwortete sie. „Dann hole ich dich ab, ja?“

„Geht klar.“ Sie standen auf und gingen langsam zurück auf den Schulhof, da die Pause sich dem Ende neigte. T.K. entdeckte Kari und die anderen in dem Moment, als es klingelte.

„Na dann“, sagte Shiori leise, „bis heute Nachmittag.“

„Ja“, erwiderte T.K. „Ach und ich bin froh, dass du mir diesen Brief in den Spind geworfen hast.“ Er lächelte sie noch einmal an und lief dann zu seiner Gruppe.
 

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Am meisten ärgerte sie sich über sich selbst. Sie hätte Matt eben nicht küssen dürfen. Wie hatte sie etwas anderes erwarten können als Matts übliches Verhalten Mädchen gegenüber? Warum hatte sie sich nur eingebildet, bei ihr wäre es anders?

Dieser Moment auf dem Balkon gestern Abend war ihr so magisch vorgekommen. Wie er sie angesehen hatte. Sie dachte, das wäre etwas Besonderes gewesen.

In der Pause hatte sie mit Mimi und Izzy geplaudert, was sie ein wenig von ihren eigenen Gedanken abgelenkt hatte, doch die Ablenkung war jäh vorüber, als Matt im gedrängten Schulflur neben ihr erschien und ihr etwas in die Hand drückte. Ein flüchtiger Blick streifte sie, bevor er in einen anderen Gang abbog als sie und Tai.

Als Sora im Klassenraum Platz genommen hatte, öffnete sie die Hand. Matt hatte ihr einen kleinen zusammengefalteten Zettel gegeben. Mit gerunzelter Stirn öffnete Sora ihn und las die wenigen Worte, die darauf geschrieben standen.
 

Ich würde es wieder tun.
 

„Wer würde was wieder tun?“

Erschrocken faltete Sora den Zettel wieder zusammen und schob ihn in ihre Schultasche. Tai musterte sie mit fragendem Blick.

„Man liest nicht anderer Leute Post“, antwortete Sora gespielt schnippisch. Wie würde Tai wohl reagieren, wenn er wüsste, dass Sora und Matt sich gestern geküsst hatten? Es würde ihn sicher sehr verletzen, darauf würde Sora Wetten abschließen. Es erschien ihr sehr unfair ihm gegenüber, ausgerechnet mit Matt etwas anzufangen, doch sollte sie jetzt so lang in dieser Hinsicht Rücksicht auf ihn nehmen, bis er keine Gefühle mehr für sie hatte? Schließlich konnte sie auch nichts dafür, dass er sich in sie verliebt hatte.

„Das bezeichnest du als Post?“, fragte Tai und warf ihr einen schiefen Blick zu.

Sora beachtete ihn nicht, sondern überlegte, was Matts Nachricht zu bedeuten hatte. Was würde er wieder tun? Sie küssen? Sie küssen und hinterher nicht wissen, was es bedeutet? Bedeutungslose Dinge mit ihr tun?
 

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Barfuß und mit einem Eis in der Hand spazierten Kari und Davis nebeneinander im flachen Wasser hin und her. Ihre Schuhe hatten sie achtlos an einer Bank zurückgelassen und genossen es nun, den nassen Sand zwischen den Zehen zu spüren.

Eigentlich sollte Davis sich wundern, weshalb Kari auf einmal einen Nachmittag mit ihm allein verbringen wollte, doch er dachte gar nicht darüber nach, sondern genoss es einfach, sie an seiner Seite zu haben.

Es war für Mitte Mai zwar ein ziemlich warmer Tag, dennoch war das Meerwasser sehr kalt und sie erstarrten beide, wenn eine Welle kam und das Wasser gegen ihre Waden schlug. Eine der Wellen jedoch war ein wenig größer und traf sie so hart, dass Kari für einen Augenblick das Gleichgewicht verlor und Davis reflexartig nach ihrer Hand griff, um sie festzuhalten.

„Ups, danke“, sagte sie und lächelte ihn an. Sie ließ seine Hand nicht los. „Die Welle war ganz schön stark.“

„Vielleicht sollten wir ein bisschen weiter zum Strand gehen“, meinte Davis verlegen und zog sie hinter sich her.

„Es ist echt schön heute mit dir hier am Strand“, sagte Kari unvermittelt und Davis spürte, dass er rot anlief.

„Das finde ich auch“, murmelte er. Sein Herz fühlte sich an, als wäre es auf einer wilden Achterbahnfahrt und drehte einen Looping nach dem anderen. Dazu verschränkte Kari ihre Finger mit seinen und lächelte ihn süß an.

„Hast du Lust, morgen etwas mit mir zu unternehmen?“, fragte sie.

Davis riss die Augen auf und strahlte Kari an. „Ja, klar. Wir können ja ins Kino gehen oder so.“

„Ja“, stimmte Kari zu und rutschte ein wenig näher an ihn heran.

Als Davis mit wild klopfendem Herzen den Blick von ihr abwandte und glücklich in die Ferne schweifen ließ, erkannte er T.K. und Shiori, die nebeneinander auf einer Bank saßen. T.K. erwiderte seinen Blick und sah für diesen kurzen Moment alles andere als zufrieden aus.
 

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Völlig außer Atem kam Joe an seinem Ziel an. Für einige Sekunden blieb er vor der Tür stehen und schnaufte und versuchte, seine Gedanken zu ordnen, um gleich keinen Mist zu reden. Als er sich einigermaßen bereit fühlte, atmete er ein letztes Mal tief durch und drückte auf den Klingelknopf. Es dauerte eine Weile, bis die Tür endlich geöffnet wurde und eine verdutzte Nami vor ihm stand.

„Joe?“ Ungläubig starrte sie ihn an.

„Ich... hier“, sagte Joe und streckte seine rechte Hand aus, die einen kleinen Blumenstrauß festhielt. Nami sah von den Blumen zu ihm auf und nahm mit noch immer verwirrtem Blick den Strauß entgegen.

„Entschuldige, ich musste einfach herkommen“, erklärte Joe sein Erscheinen und versuchte, seine Atmung unter Kontrolle zu bekommen. „Du bist mir wichtig und... und ich möchte den Kontakt zu dir nicht verlieren.“

Nami erwiderte nichts, sondern trat zur Seite, um ihn einzulassen. Joe zog sich die Schuhe aus und folgte ihr in das kleine Wohnzimmer. Im Gegensatz zu ihm hatte Nami keine Ein-Raum-Wohnung, sondern ein Wohn- und ein Schlafzimmer und zumindest das Wohnzimmer war geschmackvoll eingerichtet.

„Setz dich“, forderte sie ihn auf, woraufhin er auf der Couch Platz nahm. Sie setzte sich neben ihn und sah ihn erwartungsvoll an.

„Es tut mir Leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Ich war ein Idiot. Ich wusste einfach nicht, was ich dir auf deine Mail antworten sollte und da habe ich vorhin Sora nach deiner Adresse gefragt und bin einfach vorbeigekommen“, erzählte Joe schnell, wobei seine Stimme sich fast überschlug. „Ich wollte dich so gern wiedersehen.“

Nun lächelte Nami ein wenig. „Das ist... wirklich süß von dir.“ Und sie schloss die Augen, beugte sich vor und küsste ihn.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Puuuhhh, das letzte Update ist ja doch schon wieder ein bisschen her. Bin ich eigentlich der einzige Mensch, der in den Ferien weniger Zeit zum Schreiben hat als außerhalb der Ferien? :D
Ich hoffe jedenfalls, ihr hattet alle ein schönes Weihnachtsfest mit euren Liebsten und seid gut ins neue Jahr gestartet. Und ich hoffe, das neue Kapitel gefällt euch ein bisschen. Im nächsten geht es dann um Yoleis Geburtstag. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  UrrSharrador
2014-02-26T19:44:07+00:00 26.02.2014 20:44
Das sieht mir sehr nach verzwickten Takari aus. Ok, das war wohl eh vorherzusehen^^ Aber es ist eindeutig, sie ist nicht zufrieden damit, dass er Shiori trifft, zumindest bereitet es ihr Unbehagen. Und er hatte ja auch ihr Bild vor Augen, als es um Shiori ging, und ist nicht erfreut, wie er sie mit Davis sieht. Das finde ich übrigens fies von Kari, dass sie Davis da als Ersatz oder sogar Eifersuchtsgenerator (woho, tolles Wort XD) benutzt. Ich meine, der arme Kerl kriegt sie iwie nie ab, und da macht sie ihm solche Hoffnungen ... Shiori scheint allerdings nett zu sein. Du schaffst es immer so toll, selbst die Nebencharas/Liebesrivalen "normal" und menschlich rüberzubringen, sprich, es sind keine klischeehaften egoistischen Zicken, bei denen man sich fragt, was zum Teufel die doch eigentlich auch sympathischen Hauptcharaktere mit ihnen wollen^^ Außer halt Megumi, aber das war ja Absicht XD
Man merkt hier auch deutlich den Unterschied zwischen Davis und Tai, als Mimi sie aufzieht, nachdem sie warten musste. Tai hätte sicher zurückgestänkert, aber Davis hat das einfach ganz cool genommen^^
Und das übliche Yagami-Essen-Bashing, yes XD Und Cody ist von der Clique wirklich der erwachsenste, wobei die Neugier der anderen natürlich auch verständlich ist.
Alles in allem war es ja vor allem ein T.K./Kari-Kapitel, aber auch Matt und Sora kriegen jz Probleme. Will er wirklich nur die Wette gewinnen? Gut übrigens, dass Mayachan_ das erwähnt hat, Matt hat ja mal gesagt, dass er nicht küsst, aber sie küsst er dennoch ... hm, bin gespannt. Falls sich da zwischen ihnen was entwickelt (immerhin ist er wirklich besorgt um sie, und das greift auch wieder den herausgegriffenen Satz aus den Charabeschreibungen auf, dass sie sich viel zu wenig um sich selbst kümmert), wird ihnen diese Wette sicher noch im Weg stehen. Bin gespannt, ob ihr einer seiner Bandkollegen das steckt, oder wie Tai darauf reagiert.
Da fällt mir ein, Matt hatte ja mal diese fiese Quasi-Stalkerin, die jz schon seit einiger Zeit Ruhe gibt. Bin gespannt, wann die wieder vorkommt und was sie tut.
Ah, und Joe geht sogar selbst zu Nami :D Toll, das mit den beidne. Joe kann man anfeuern, ohne dass man dabei einem der anderen vor den Kopf stößt ^^ Und würd mich freuen, wenn das mit den beiden klappt und wie es weitergeht, denn - pff, das bisschen Altersunterschied, haha XD
Hm, iwie hab ich jz Lust, auch noch Yoleis Geburtstag zu lesen, vielleicht kommt ja ein bisschen Ken auch darin vor?^^
Antwort von:  Juju
03.03.2014 09:39
Und wieder danke! :D
Ja zwischen den beiden ist es wirklich verzwickt... Eifersuchtsgenerator ist ein tolles Wort. xD Aber ich stimme dir zu, dass es fies von ihr ist. Ich mag es nicht, dass sie immer nur so extrem lieb dargestellt wird. Im Anime war sie ja zu Davis auch nicht immer ganz nett.
Danke für das Kompliment. Das freut mich, dass die Nebencharas glaubhaft wirken und nicht nur zickig und störend. :)
Haha, ich liebe auch Anspielungen auf die schlechten Kochkünste von Tais und Karis Mutter. :D
Puh ja, das mit Matt und Sora ist echt kompliziert. Zu der Kusssache werde ich auf jeden Fall auch noch was schreiben. Muss nur einen geeigneten Moment finden, das einzubauen. Und die Auflösung der ganzen Sache wird unschön, so viel kann ich verraten. :D
Ah Nagisa. Jaja, die habe ich nicht vergessen, die kommt schon noch. :D
Und was Joe angeht: Es muss ja auch mal jemanden ohne Eifersuchtsdrama geben. xD
Von:  Schaput31
2014-01-22T16:50:19+00:00 22.01.2014 17:50
So, damit wäre ich endlich wieder auf dem aktuellsten Stand, man es ist wirklich einiges passiert!
Ich fand das Ende mit Joe und Nami wirklich supersüß und es war auch ein schöner Abschluss für das Kap!
Dass Sora und Matt sich wirklich geküsst haben, hat mich echt erschrocken, wenn Tai das erfährt, dann rastet der doch aus! Und mich würde auch mal interessieren was genau Matt mit diesem Satz meint.
Ich habe das dumpfe Gefühl, dass Shiori und Davis noch stark verletzt werden. Davis freut sich, weil T.K. aus dem Weg ist und er freie Bahn hat und Kari das auch noch unterstützt. Sie lässt sich doch nur auf Davis ein, weil sie verletzt ist und sich irgendwie rächen will, hab ich im Gefühl. T.K. scheint das auch gar nicht zu gefallen, dass Kari ihn mehr und mehr ignoriert und er ist auch nicht begeistert, dass sie sich jetzt mit Davis trifft. Das wird noch ein böses Ende nehmen...
P.S.: Hab mal nachgesehen wann 2006 die Daten waren und du hast dich ja wirklich daran gehalten! Das find ich gut, diese Detailarbeit und diese Hingabe für die Story. Aber wenn echt noch jeder Geburtstag hat, wird das wirklich eine lange FF!^^
Antwort von:  Juju
22.01.2014 18:03
So und noch mal danke. Schade, jetzt habe ich keine Kommentare mehr zu lesen. ;)
Das Ende mit Joe und Nami hat mir auch Spaß beim Schreiben gemacht. :)
Jaha, ich sag ja, bei Tai-Matt-Sora ist noch einiges an Stress und Drama vorprogrammiert. :P
Hm mit deinem Gefühl, was Kari betrifft, liegst du nicht so falsch. ;)
Jap, ich hab mich wirklich an den Kalender 2006 gehalten. So viel Sorgfalt muss sein. xD Und ja, die FF wird höchstwahrscheinlich noch recht lang, wobei ich mir jetzt vorgenommen hab, das Ganze mal ein bisschen zu straffen und nicht für jeden Monat 11 Kapitel zu schreiben. O_o Der April war schon ziemlich krass. xD
Antwort von:  Schaput31
22.01.2014 18:08
das stimmt^^ aber was halt sein muss muss sein^^
Von:  dattelpalme11
2014-01-18T16:49:19+00:00 18.01.2014 17:49
Ohh ich liebe einfach deine Storys :D
Ich freue mich jedes Mal auf ein neues Kapitel von dir. Ich hoffe, dass du auch bald weiterschreibst.
Zum Kapitel selbst:
Also im Moment weiß ich wirklich nicht, was ich von Matt halten soll.. deswegen lass ich mich jetzt einfach mal überraschen.
TK und seine geheime Verehrerin...also auch wenn Kari es nicht zugibt, ich glaube sie ist ihr ein Dorn im Auge :P Ich hoffe nur nicht, dass sie den armen Davis ausnutzt :// Das wäre echt fies gegenüber ihm.
Joes Part war einfach nur niedlich :D bitte mehr davon ^^
Okay Tai und Mimi sind im Moment einfach mein Lieblingspart..man hört es eindeutig knistern :D Also von daher hoffe ich, dass sich noch etwas daraus ergibt.

Liebe Grüße & schreib schnell weiter ;)
Tamara
Antwort von:  Juju
18.01.2014 19:03
Danke für deinen Kommentar. :)
Ich weiß schon ziemlich genau, wie es mit allen weitergeht, aber das kann ich jetzt natürlich noch nicht sagen. :P Aber es gibt ein bisschen Stress und Drama muahaha.

Das "schreib schnell weiter" gebe ich gern an dich zurück. :D
Antwort von:  dattelpalme11
18.01.2014 19:22
Das ist schön :) Ich liebe Stress und Drama ;)
Also ich werde heute wie es aussieht ein neues Kapitel hochladen :P
Von:  dragonfighter
2014-01-10T19:42:00+00:00 10.01.2014 20:42
Neeeeein !
Warum ist Matt denn nur so Hertz los !?
Tai tut mir so so so leid .
Ich hoffe doch nur das tai es nicht heraus findet :(
Aber es ist mir wirklich ein Rätsel ob TK befühle für diese shiori hat .
Kari tut mir genau so leid.
Jetzt versucht sie auch noch die Ereignisse zu vergessen.
Naja das würde ich ja auch tuen wenn ich an ihrer stelle wehre.
Ich freue mich schon auf das nächste Kap.
Also bis dann

Von dragonfighter
:)
Antwort von:  Juju
18.01.2014 19:02
Danke für deinen Kommentar. :)
Tja, Matt ist eben das Arschloch in der Story. Irgendwer muss diesen Part ja übernehmen. :P
Antwort von:  dragonfighter
18.01.2014 22:44
XD
Ja da hast du recht !
:)
Von:  Mayachan_
2014-01-09T13:57:05+00:00 09.01.2014 14:57
Oha da gehts aber zur Sache, TK weiß jetzt wer die unbekannte ist und geht sogar mit ihr aus und Kari macht sich einen schönen tag mit Davis, wie süß aber ich wette da kommt noch was großes, würde mich jedenfalls nicht wundern.
so so Matt hat also Sora doch geküsst obwohl er ja meinte er küsst nicht und schon gar nicht sie, kann es sein das er doch ein bisschen was für sie empfindet? kommt mir bald so vor, und sora scheint ja auch mehr zu empfinden als sie vorgibt, leider wird sie böse auf die nase fallen wenn Matt sie wirklich ins bett kriegt und sie von der Wette wind bekommt. ich kann nur hoffen dass es ncht allzu schlimm ausgehen wird.
Tja da sind sie wieder Mimi und Tai, ich hoffe die beiden werden weiterhin sich gegenseitig nachhilfe geben sie sind echt süß XD
und wenn Tai von den Kuss und der wette erfährt ist Polen offen, dass gibt dann richtig Zündstoff.
zum Schluss noch Joey und nami ich bin sehr froh dass er es eingesehen hat. ich hoffe die beiden werden zusammen glücklich ^^

so das wars von mir, ist ja echt lang geworden XD

schreib schnell weiter

liebe grüüüüße Vanny
Antwort von:  Juju
18.01.2014 19:01
Danke für deinen Kommentar. :)
Hm ja, da kommt tatsächlich noch was Größeres. ;)
Wie das mit Sora, Tai und Matt ausgeht, kann ich natürlich noch nicht sagen, aber besonders friedlich wird es nicht. xD
Joe und Nami mag ich irgendwie auch voll gern. Ich finde, Joe kommt in vielen FFs immer zu kurz (in meinen ja auch meistens), dabei mag ich ihn total gern. Ich wäre gern mit ihm befreundet. D:
Von:  pusteherz
2014-01-08T17:34:39+00:00 08.01.2014 18:34
Yaaaay, es geht weiter ! :D Oh, wie toll. Jetzt hab ich grad deine Sommerfanfic durch, weil ich mich irgendwie beschäftigen musste, während ich auf das nächste Kapitel von hier wartete. (Ich bin süchtig geworden, die ganzen Ferien habe ich daran gesessen D: xD)

Also, tolles Kapitel ! :) Ich finde die Story von TK süss, nimmt mich ja Wunder wie das mit ihm und Kari weitergeht, die Liebe scheint es ja doch etwas zu stören. Mir tut ja Davis fast etwas leid, dass er für die Eifersuchtsattacken ausgenutzt wird, aber wer weiss wo das noch hinausläuft :)
Matt ist natürlich das gewohnte Arschloch, aber irgendwie ist er ja trotzdem liebenswert :D und Badboys haben doch eh was anziehendes, also da kann ich Sora total verstehen !
Und Joe ist knuffig :3 hach.

Ich freue mich jetzt schon, wenn es wieder weitergeht :D Bis dahin werde ich mich jetzt wohl mit deiner Skiferien-Fanfic beschäftigen haha. (Ohman, ich klinge wie ein Stalker... ;_;)
Mach weiter so <3
Antwort von:  Juju
18.01.2014 18:58
Vielen Dank für deinen Kommentar. :)
Hahaha und auch danke, dass du die Sommer-FF gelesen hast. :D Hat sicher eine Weile gedauert... xD Ich hoffe, du hast auch mal ne Pause gemacht zwischendurch?
Ja, der arme Davis...
xD Ja, oder? Ich kann Sora auch verstehen. :D
Oh nein, mach dir bitte keinen Kopf, du klingst nicht wie ein Stalker. :) Ich freue mich sehr, dass jemand meine Geschichten alle gut findet. <3


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