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Ein Leben wie dieses

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Die komische Sache Liebe

Samstag, 22. April 2006

 

Tai betrat die Wohnung der Yagamis und schlich in die Küche. Er hatte unglaublichen Hunger und musste noch etwas essen, sonst würde das Knurren seines Magens ihn wohl vom Schlafen abhalten.

Die Digitalanzeige des Herds verriet ihm, dass es kurz vor vier war. Ohne das Licht anzuschalten ging er direkt zum Kühlschrank, öffnete ihn und spähte hinein. Nach kurzem Überlegen griff er nach ein paar Möhren.

„Da bist du ja wieder.“

Für eine Sekunde blieb sein Herz stehen, nur um anschließend viel schneller als gewöhnlich zu schlagen. Er fuhr herum und musste einen Schrei unterdrücken. „Scheiße, Kari! Bist du irre?“

Sie hatte es irgendwie geschafft, sich geräuschlos neben ihn zu stellen und nun konnte er sie im Licht des Kühlschranks deutlich sehen.

„Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken“, murmelte sie, schaltete das Licht ein und setzte sich an den Esstisch.

„Hast du aber. Verdammt, wieso machst du kein Licht an?“ Er setzte sich ihr gegenüber und wartete darauf, dass sein Herz sich wieder beruhigte.

„Wieso machst du keins an?“, gab sie seine Frage zurück und nippte an einem Glas Milch.

Tai antwortete nicht, sondern biss in eine Möhre, ohne sie vorher gewaschen oder geschält zu haben. „Wieso bist du überhaupt noch wach?“

„Konnte nicht schlafen“, antwortete Kari und drehte das Glas in ihren Händen.

„Wieso nicht? Geht's dir nicht gut?“, fragte er und musterte sie.

„Muss nachdenken“, antwortete sie und ein rosa Schimmer schlich sich auf ihre Wangen, der Tai trotz seines angetrunkenen und aufgewühlten Zustands nicht entging.

„Worüber denn?“ Er sah sie forschend an.

„Hör auf, mich auszufragen“, antwortete sie genervt. „Sag mir lieber, wie es war.“

„Ähm... gut. Und bei dir?“

„Auch. Das Mädchen, mit dem Ken letzte Woche unterwegs war, ist jetzt seine Freundin“, antwortete sie.

„Achso?“ Überrascht zog Tai die Augenbrauen hoch.

„Ja. Aber sie ist nett, glaub' ich“, meinte Kari schulterzuckend und trank ihre Milch leer. „Ich gehe jetzt wieder schlafen.“ Sie stand auf und ging an Tai vorbei auf ihr Zimmer zu. „Ach, Tai?“

„Hm?“, brummte er.

„Putz dir die Zähne. Du stinkst nach Alkohol.“
 

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„Guten Morgen“, begrüßte T.K. seine Mutter und setzte sich an den Frühstückstisch.

„Morgen“, erwiderte sie seinen Gruß und legte die Zeitung weg. „Na, wie war es gestern bei Ken?“

„Cool“, antwortete T.K. und bestrich sich eine Scheibe Toast mit Marmelade. „Haben Spiele gespielt und so.“

„Das ist schön. Wie geht’s Ken denn? Ist er immer noch so gut in der Schule?“, erkundigte Natsuko sich und nippte an ihrem Kaffee.

„Ja und es geht ihm gut.“

Sie unterhielten sich eine Weile über den Abend, bis sie schwiegen und Natsuko plötzlich unruhig wurde. Sie spielte mit ihren Fingern, rutschte auf ihrem Stuhl herum und wog ihre Kaffeetasse in den Händen.

„Du, sag mal“, fing sie an.

„Ja?“, ermunterte T.K. sie, als sie nicht weitersprach.

„Ich würde dir gern jemanden vorstellen. Ginge das nächstes Wochenende?“

T.K. runzelte die Stirn. Bei diesem Jemand konnte es sich ja nur um ihren neuen Freund handeln. „Klar, wieso nicht?“

„Gut. Wir wollen gemeinsam essen gehen“, verkündete sie und wirkte sichtlich erleichtert.

„Gute Idee“, fand T.K. Er war wirklich gespannt, wie der neue Freund seiner Mutter so war. „Hast dir aber ganz schön Zeit gelassen diesmal.“ Er grinste.

„Was heißt denn hier 'diesmal'? So oft habe ich ja nun auch keinen Freund“, beschwerte sich Natsuko und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Schon gut, vergiss es“, erwiderte T.K. lachend. „Ich freue mich, ihn kennenzulernen.“

Natsuko lächelte, sah aber trotzdem etwas bedrückt aus.

„Und was hast du heute noch vor?“, fragte sie und stützte den Kopf auf einer Hand ab.

Er zuckte mit den Schultern. „Mal sehen. Ein paar Körbe werfen oder so. Und du?“

„Naja, heute Abend treffe ich mich mit... du weißt schon.“ Sie lief rosa an.
 

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Es war bereits Mittag, als Davis die Augen öffnete. Er hatte in dieser Nacht spontan bei Ken übernachtet, da Frau Ichijouji fand, es war zu spät, um allein nach Hause zu fahren. Deshalb hatte sie seine Mutter angerufen und ihr Bescheid gegeben, dass Davis bei Ken übernachten würde.

Die Zimmertür öffnete sich und Ken kam herein.

„Ah, guten Morgen, du Langschläfer“, sagte er lächelnd. „Es ist schon nach eins.“

„Echt?“ Davis gähnte und setzte sich auf.

„Ja. Wenn du willst, kannst du gleich Mittag essen“, schlug Ken vor.

„Guter Plan. Ich glaube, ich ziehe bei dir ein.“ Seine eigene Mutter hätte ihm schon wieder den Hals umgedreht, weil er so lang geschlafen hatte.

Er ging ins Badezimmer und anschließend setzte er sich an den Esstisch, gemeinsam mit Ken und seinen Eltern. Das Essen schmeckte hervorragend.

„Und? Habt ihr heute noch was Schönes vor?“, fragte Frau Ichijouji, nachdem sie aufgegessen hatte.

„Bisher nicht. Wollen wir in den Park gehen ein bisschen Fußball spielen?“ Ken sah Davis fragend an. Davis nickte.

„Ja, klingt super. Nach dem vielen Sitzen gestern tut das bestimmt gut“, seufzte er.
 

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Yolei bekam ihre Augen den ganzen Tag kaum auf, weil sie so verquollen waren. Die ganze Nacht hatte sie irgendwie an Saki denken müssen. Sie hatte darüber nachgegrübelt, wie die beiden wohl so plötzlich ein Paar geworden waren und warum Yolei das überhaupt den Schlaf raubte. Sie war doch wohl nicht in Ken verliebt?

Sie erinnerte sich an früher, vor etwa vier Jahren, als sie Ken nur aus dem Fernsehen kannte, weil er so ein unglaublicher Überflieger gewesen war. Wunderkind Ken. Damals hatte sie sich in ihn verknallt, oder zumindest in denjenigen, den sie immer im Fernsehen gesehen hatte. Er bekam nur Einsen, war ein absolutes Sportass und außerdem auch stets höflich und freundlich gegenüber seinen Interviewern. Doch als sie ihn dann selbst kennen lernte, war diese Verknalltheit schnell wieder verflogen, denn er hatte sich als ziemlich arrogant herausgestellt. Irgendwann war er dann freundlich und liebenswürdig geworden, doch dann hatte sich der Kontakt verloren und Yolei hatte kaum noch an ihn gedacht. Aber nun...

Wie zum Teufel hatte er nur eine Freundin bekommen? Er war doch immer so schüchtern und zurückhaltend. Und reden war auch nicht unbedingt seine Stärke. Und warum überhaupt diese Saki? So hübsch war sie auch wieder nicht. Vollkommen durchschnittlich.

Yolei stieß einen Seufzer aus. Das nervte sie alles. Gut, dass sie Ken und Saki ohnehin nicht oft sah.
 

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„Und?“

Nami sah Sora verständnislos an. „Was und?“

„Triffst du dich mal mit Joe, woanders als im Café?“, fragte Sora vielsagend lächelnd.

„Sei nicht so neugierig, sonst bleibst du heute länger“, erwiderte Nami grinsend, während sie den Tresen abwischte.

Sora zuckte mit den Schultern und räumte weiter den Geschirrspüler aus.

„Ich weiß gar nicht, ob er mich überhaupt treffen will“, meinte Nami plötzlich.

Verwirrt richtete Sora sich auf und sah sie an. „Was? Warum?“

„Naja, letzte Woche war er doch hier im Café und ich habe ein paar eindeutige Bemerkungen gemacht, aber er ist gar nicht darauf eingegangen. Und irgendwann ist er gegangen und seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört“, erklärte Nami und starrte auf die Platte, die sie gerade zum fünften Mal abwischte.

„Ach“, Sora winkte ab, „so ist Joe eben. Ich glaube, mit sowas tut er sich ein bisschen schwer. Den musst du schon direkt fragen.“

„Aber vielleicht will er ja gar nicht. Außerdem ist er eh noch ganz schön jung. Vielleicht suche ich mir besser einen anderen“, sagte Nami, sah aber nicht so aus, als würde sie diesen Plan tatsächlich in die Tat umsetzen wollen.

Sora zuckte mit den Schultern. Sie würde Joe wohl mal einen Tipp geben müssen.

„Eigentlich habe ich ja gar keine Zeit, um auszugehen“, redete Nami weiter. „Da müsste ich schon arbeitslos werden.“

„Da kann ich dir doch helfen. Überlass' den Laden doch einfach mal einen Abend lang nur mir. Und in der Zeit kannst du mit Joe ausgehen“, bot Sora an und schloss den Geschirrspüler.

„Mal sehen“, murmelte Nami und warf den Lappen in die Spüle. „Was machst du heute noch? Hast du nicht erzählt, du hast heute noch was vor?“

„Nun ja, Tai und Matt wollen mich abholen kommen“, antwortete Sora.

Nami sah sie an und zog eine Augenbraue hoch.

„Was denn?“, fragte Sora irritiert.

„Ich hätte auch gern zwei männliche beste Freunde. Die reißen sich bestimmt um dich, was?“

Sora musste unwillkürlich lachen. „Quatsch, sie reißen sich doch nicht um mich. Ich glaube, Matt hat genug Verehrerinnen.“

„Deswegen kann er ja trotzdem in dich verliebt sein“, meinte Nami lächelnd.

„Hilfe, nein“, stöhnte Sora. Dass Tai in sie verliebt war, reichte ihr vollkommen aus.

„Warum widert dich das an?“, fragte Nami verwirrt. „Er ist doch ein Süßer.“

„Ja, aber...“

„Siehst du, du hast ja gesagt“, rief Nami triumphierend.

Sora verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. „Ich gehe mal Bestellungen aufnehmen.“
 

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Er drückte auf den grünen Knopf, hielt sich das Telefon ans Ohr und wartete, bis Tai abnahm.

„Ja?“ Er klang müde und Matt grinste.

„Na? Warst du erfolgreich?“, fragte er.

Tai seufzte. „Ich hab' nicht mit ihr geschlafen.“

Verdutzt zog Matt die Augenbrauen hoch. „Wieso nicht?“

„Matt, ich kann sowas nicht. Ich konnte die ganze Zeit nur an SIE denken. Dann habe ich mich bei Shizuka entschuldigt und bin gegangen.“

Matt stöhnte auf und warf sich auf sein Bett. „Du solltest doch auch keine Beziehung mit ihr anfangen, sondern mit ihr schlafen.“

„Das ist aber nicht meine Art“, erwiderte Tai trocken.

„Och Tai, das ist doch nur Sex“, seufzte Matt. „Stell dich doch nicht so an.“

„Nee, lass mal“, nuschelte Tai. „Und wie lang warst du gestern noch da?“

Ganz kurz überlegte Matt, ihm von der Wette zu erzählen, die er mit Shin abgeschlossen hatte, doch das würde Tai nie und nimmer gutheißen und versuchen, es ihm auszureden. Er war ein zu guter Mensch für sowas.

„Wir sind so gegen drei los“, antwortete er also nur.

Einen Augenblick lang schwiegen sie beide, bis Tai wieder das Wort ergriff.

„Sag mal, wollen wir uns irgendwo treffen und ein bisschen quatschen? Ich langweile mich sonst nur bis heute Abend.“

„Klar“, antwortete Matt. „Wo wollen wir hin? An den Strand?“

„Ja, gute Idee. In einer Stunde?“

„Geht klar. Dann bis nachher.“
 

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Es klingelte, als Cody gerade den Stift weggelegt hatte. Bis eben hatte er an seinen Hausaufgaben für Japanisch gesessen, doch nun wollte er irgendwas anderes machen. Da kam ihm der Gast gerade recht.

„Cody? Yolei ist da“, rief seine Mutter.

Er ging zur Tür. Es kam nicht oft vor, dass er etwas zu zweit mit Yolei unternahm, doch ab und zu trafen sie sich und tauschten Neuigkeiten aus.

„Hey“, begrüßte sie ihn fröhlich. „Hast du Lust, mit mir in den Park zu gehen? Ein bisschen spazieren und so?“

„Ja klar, bin gerade mit den Hausaufgaben fertig geworden“, antwortete Cody und schlüpfte in seine Schuhe. „Dann bis später, Mama.“

„Bis später. Bist du zum Abendessen wieder da?“, fragte Frau Hida.

„Ja, versprochen“, antwortete Cody schnell und verließ gemeinsam mit Yolei die Wohnung. „Wollen wir T.K. noch fragen, ob er auch mitkommt?“

„Ich war schon bei ihm. Seine Mutter meinte, er ist nicht da“, antwortete Yolei. Sie fuhren mit dem Aufzug nach unten und verließen das große Wohngebäude.

„Naja, dann bleiben wir eben zu zweit“, meinte Cody und zuckte mit den Schultern.
 

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Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, bevor er erneut ansetzte, in komplizierten Ausweichschritten in Richtung Korb dribbelte und den orangefarbenen Ball mit einem Wurf in seinem Ziel versenkte. Eine Stunde war er nun schon damit beschäftigt, einfach sinnlos über den kleinen Platz zu rennen und immer wieder Schritte, Korbleger und Freiwürfe zu üben. Das lenkte ihn ein wenig von gestern Abend ab.

Er hatte Kari geküsst. Er hatte seine beste Freundin geküsst. Wenn er daran dachte, bekam er ein kribbelndes Gefühl in der Magengegend, genau wie in dem Moment, als er sie geküsst hatte. Aber wie war es ihr dabei gegangen? Hatte sie auch so etwas gefühlt? War sie jetzt wütend auf ihn?

Ein kurzer Blick auf sein Handy teilte ihm mit, dass sie sich noch immer nicht gemeldet hatte. Warum auch? Er hatte ihr schließlich auch noch nichts geschrieben.

Die Sonne schien ihm ins Gesicht und er kniff die Augen zusammen, um besser zu zielen, sein Freiwurf ging jedoch daneben.

Kari war doch seine beste Freundin, seit Ewigkeiten. Warum verspürte er erst jetzt dieses seltsame Gefühl? Und vor allem: Was dachte Kari?
 

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Davis und Ken waren schon eine Weile damit beschäftigt, sich auf einer Wiese im Park einen Fußball immer wieder zuzuspielen, als Ken in einigen Metern Entfernung zwei bekannte Gestalten ausmachen konnte. Er stoppte Davis' Pass mit dem Fuß und nickte mit dem Kopf in Richtung der beiden jungen Menschen.

Davis drehte sich um und erblickte sie ebenfalls.

„Hey, Yolei, Cody!“, rief er.

Ken nahm den Ball auf und ging hinüber zu Davis. „Was für ein Zufall.“

„Ja, echt cool.“

Yolei und Cody kamen zu ihnen gelaufen.

„Was macht ihr denn hier?“, fragte Cody.

„Ach, wir spielen nur ein bisschen Fußball“, antwortete Davis abwinkend. „Und ihr?“

„Wir wollten uns nur ein bisschen in die Sonne setzen und quatschen“, erwiderte Cody.

„Ich glaube, da sind wir dabei, oder Ken?“, fragte Davis an Ken gewandt.

Dieser nickte nur und sah Yolei an, weil ihm auffiel, dass sie noch gar nichts gesagt hatte, was ja sonst nicht ihre Art war. Er versuchte, an ihrem Gesicht zu erkennen, ob sie vielleicht keine Lust hatte, hier mit ihm und Davis zu sitzen.

Sie suchten sich gemeinsam einen freien Platz in der Sonne aus und ließen sich in das weiche Gras fallen.

„Sag, Cody, wie kommst du eigentlich jetzt in der Mittelschule zurecht?“, fragte Ken interessiert. Er konnte sich noch genau an seinen eigenen Übergang in die Mittelschule erinnern. Es war ein deutlicher Unterschied zu spüren gewesen.

„Naja, alles ist schwerer geworden“, antwortete er. „Aber noch komme ich ganz gut klar. Die Leute in meiner Klasse sind auch alle ganz nett.“

„Und Yolei, wie ist es bei dir? Du bist doch jetzt das erste Jahr an der Oberschule“, fragte Ken weiter und sah nun Yolei an, die ein wenig zusammenzuckte.

„Ähm... ja, ist auch ganz cool. Viele aus meiner Klasse gingen ja schon in der Mittelschule in meine Klasse. Aber der Unterrichtsstoff ist eindeutig schwerer“, antwortete sie, ohne ihn anzusehen. Ihre Finger zupften ein paar Grashalme heraus.

„Das klingt doch super“, fand Ken. „Und habt ihr mit den anderen auch viel zu tun? Mit Tai und so?“

„Klar, wir sehen sie ja jeden Tag in den Pausen“, antwortete Davis. „Und Tai und ich sind ja im selben Fußballverein, wie du weißt.“

„Stimmt ja“, erwiderte Ken.

„Aber jetzt erzähl du mal“, forderte Cody Ken auf. „Ist Saki eine Schulfreundin von dir gewesen?“

„Ja, wir sind seit der ersten Klasse der Mittelstufe in einer Klasse“, antwortete er ein wenig verlegen. „Wir haben uns eigentlich sofort angefreundet.“
 

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Die meisten Leute in Nami's Café drehten sich zu ihnen um und begannen zu tuscheln, als Matt und Tai das Café betraten. Auch Sora erblickte sie und kam auf sie zu, nachdem sie einen Tisch bedient hatte.

„Es ist doch noch gar nicht sechs“, meinte sie mit einem Blick auf ihre Armbanduhr.

„Hallo, freut uns auch, dich zu sehen“, erwiderte Tai ihre Begrüßung sarkastisch.

Sie ließ den Arm sinken und lächelte. „Entschuldigt.“

„Wir dachten, wir kommen eine halbe Stunde eher und trinken noch einen Kaffee, damit du noch was zu tun hast“, erklärte Matt grinsend.

„Wie gütig“, entgegnete Sora. „Da drüben ist noch ein Tisch frei.“

Während Tai ihr noch hinterhersah, als sie Richtung Tresen davonging, suchte Matt den freien Tisch. Er befand sich mitten im Raum, sodass alle sie beobachten konnten. Na prima.

„Warum gucken die denn alle so?“, fragte Tai, als er sich hinsetzte.

„Weil du mit einem Superstar hier bist“, antwortete Matt und grinste schief.

„Ja und mit dir“, erwiderte Tai spöttisch.

Ein Mädchen kam, fragte nach einem Foto mit ihm, das Tai schießen musste, und ging kichernd wieder zurück an ihren Tisch.

„Mit dir kann man nirgendwo hingehen“, beschwerte sich Tai mit einem skeptischen Blick zu dem Mädchen.

„Verteilst du schon wieder Fotos von dir?“, fragte Sora mit spöttischem Blick, als sie neben ihnen auftauchte, um ihnen den Kaffee zu bringen.

„Wieso? Eifersüchtig?“, erwiderte Matt ein wenig gelangweilt.
 

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Yolei saß im Gras neben Cody und sie unterhielten sich schon seit ein paar Stunden zu viert, wobei Yolei nicht allzu viel zum Gespräch beisteuerte. Sie bemühte sich, sich nichts von ihrem Unbehagen anmerken zu lassen, doch befürchtete, dass ihr das mehr schlecht als recht gelang. Ständig sah sie verstohlen Ken an.

„Was machen Kari und T.K. eigentlich heute?“, fragte Davis und Yolei hörte deutlich den misstrauischen Unterton heraus.

„Keine Ahnung. Ich war heute bei T.K., aber seine Mutter meinte, er ist nicht da. Und Kari habe ich nicht gefragt“, antwortete Yolei.

Davis runzelte die Stirn und malte sich anscheinend Dinge aus, die T.K. und Kari wohl gerade zusammen tun konnten, während er hier saß und keinen von beiden im Blick hatte.

„Vielleicht solltest du dir Kari aus dem Kopf schlagen, Davis“, meinte Yolei trocken.

„Was?“ Nicht nur Davis, sondern auch die anderen beiden sahen sie überrascht an.

„Ist doch so. Man kriegt eben nicht immer den, den man haben will“, meinte Yolei und zuckte mit den Schultern.

„Sag mal, Yolei“, fing Davis an, „hat dich jemand zurückgewiesen?“

„Quatsch, wie kommst du denn darauf? Wer sollte mich zurückgewiesen haben?“, fragte sie und spürte, dass ihre Wangen heiß wurden.

„Keine Ahnung. Jedenfalls kann ich mir Kari nicht so einfach aus dem Kopf schlagen. Wie stellst du dir das bitte vor? Ich bin seit der Grundschule in sie verliebt“, antwortete Davis und kratzte sich verlegen am Kopf.

„Davis, du bist gerade mal vierzehn Jahre alt. Du wirst schon noch die Richtige finden“, erwiderte Yolei abwinkend.

„Ken, wie war es denn eigentlich bei dir und Saki?“, fragte Davis und wandte sich nun an den Angesprochenen.

Ken zuckte zusammen und sah ihn an. „Ähm... naja in der ersten Klasse der Mittelschule haben wir uns angefreundet und ich glaube, sie hat sich da schon in mich verliebt.“

„Und jetzt seid ihr erst zusammengekommen?“, fragte Yolei, womit sie wohl das erste Mal an diesem Tag mit Ken direkt sprach.

Er sah sie unsicher an. „Tja, ich habe bisher nicht so richtig gemerkt, dass ich... Gefühle für sie habe.“

Yolei presste die Lippen aufeinander und wandte den Blick ab. Seufzend ließ sie sich nach hinten ins Gras fallen. „Die Liebe ist schon eine komische Sache.“

„Ja“, stimmte Ken zu.

„Warst du denn schon mal verliebt, Cody?“, fragte Davis nun mit neckendem Unterton in der Stimme.

„Nö“, antwortete Cody schlicht. „Darüber habe ich auch noch nie nachgedacht, wenn ich ehrlich bin.“

„Lass dir bloß Zeit damit“, erwiderte Yolei ein wenig abfällig.
 

_
 

Zu dritt lachten und tranken sie bis spät in die Nacht.

Tai genoss diesen Abend wirklich sehr. Sie unternahmen viel zu selten etwas zu dritt, weil ständig einer von den dreien keine Zeit hatte. Doch nun sprachen sie über alles Mögliche. Tais Fußballtraining, Matts Band, Soras Arbeit, die Schule, die Mitschüler und auch vergangene Zeiten wurden nicht ausgelassen. Während des Abends versuchte Tai, seine Gefühle für Sora einmal beiseite zu schieben und so zu tun, als wären sie wirklich alle drei nur befreundet, ohne Gedanken an mehr.

„Und wisst ihr noch, diese eine Klassenfahrt am Anfang der Mittelschule?“, kicherte Sora. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Stimme ein wenig schwer, doch dafür wirkte sie ausgesprochen gut gelaunt. „Da haben wir uns zu fünft eine Flasche von diesem Mixbier geteilt und kamen uns vor wie Verbrecher.“

Tai und Matt lachten.

„War ja auch verboten“, sagte Tai kopfschüttelnd.

„Und wir haben uns fast in die Hosen gemacht aus Angst davor, von den Lehrern erwischt zu werden“, fügte Matt hinzu.

„Und Naomi Tanaka hat hinterher in der ganzen Klasse herumerzählt, sie wäre total besoffen gewesen“, sagte Tai.

Sie lachten erneut.

„War das nicht auch die Klassenfahrt, als Matt in der einen Nacht mit ihr rumgeknutscht hat?“, fragte Sora nun und sah Matt belustigt an.

„Also rumgeknutscht ist wirklich zu viel gesagt“, entgegnete Matt abwinkend und lehnte sich zurück. „Wir haben Händchen gehalten und uns ganz kurz geküsst.“

„Und alle haben nach euch gesucht“, erinnerte Sora ihn.

„Matt war eben schon damals ein Casanova“, sagte Tai und grinste ihn an.

„Allerdings“, stimmte Sora zu. „Ich war damals ziemlich eifersüchtig auf Naomi.“ Sie kicherte.

„Achso?“ Matt lächelte amüsiert, doch Tai runzelte die Stirn und sah sie skeptisch an.

„Ja, ich war verknallt in dich. Aber ich hab's niemandem gesagt“, antwortete Sora unschuldig lächelnd.

Plötzlich beugte Matt sich wieder vor und sah sie an, als wäre ihm soeben etwas eingefallen. „Ich war irgendwann in der Zeit auch verknallt in dich.“

„Echt?“ Sie kicherte wieder. „Tja, da hast du es wohl auch niemandem gesagt.“

„Nee“, meinte Matt und zuckte mit den Schultern.

Tai trank in einem Zug sein Glas Bier aus und stellte es geräuschvoll auf dem Tisch ab. „So, ich glaube, es wird Zeit, dass wir uns langsam auf den Heimweg machen, oder?“

„Oh, achso! Kari ist ja heute allein bei euch zu Hause, stimmt's?“, rief Sora.

„Ja, aber sie kann mich ja anrufen, wenn irgendwas ist“, antwortete Tai, froh, dass sich ihr Gespräch nicht mehr um die heimlichen Lieben Zwölfjähriger drehte, denn auch für ihn war das eben Gehörte neu gewesen. Er warf Matt nur einen verstohlenen Blick zu, den dieser fragend erwiderte, bevor sie aufstanden, um ihre Getränke zu bezahlen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Schon wieder ein Kapitel. xD
Es ist auch ein bisschen kürzer, als ihr es von mir gewohnt seid, aber das ist hoffentlich nicht schlimm. Dafür gibt es ja häufige Updates (zumindest momentan xD).
Leider passiert auch nicht allzu viel, aber naja... das nächste Kapitel wird spannender, denke ich. Hab schon damit angefangen. :> Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Schaput31
2014-01-21T20:13:45+00:00 21.01.2014 21:13
Es war sicher besser, dass Davis über Nacht geblieben ist, so haben die beiden mal wieder mehr Zeit zusammen und können etwas quatschen.
Das Kari erstmal nicht schlafen kann ist völlig nachzuvollziehen, auch bei Yolei verständlich, da sie am Abend zuvor schon so seltsam wegen Kens Freundin war und jetzt muss sie sich auch noch anhören wie er sie kennen gelernt hat, was sie sichtlich mitzunehmen scheint, die Arme.
Aber Ken scheint ja zu merken, dass mit ihr was nicht stimmt.
Oh, T.K. soll endlich den neuen Freund seiner Mutter kennen lernen ... oder sagen wir besser er lernt seinen Vater kennen?!XD Na auf die Reaktion bin ich ja schon gespannt!^^
Ich glaube Sora muss Joe wirklich einen Tipp geben sonst wird das nichts mit ihm und Nami.^^
T.K.s Grübelei bringt ihm nicht viel, die zwei sollten lieber darüber reden, sonst wird das nichts!
Ich fand es auch nicht schlimm, dass das Kap mal etwas kürzer war, es war trotzdem gut!
Und ich finds auch gut, dass du nachträglich die Wochentage mit Datum zugefügt hast, das verschafft einen guten Überblick! (sorry falls ich das schonmal geschrieben hab^^)
wir sehen uns beim nächsten Kap!
Antwort von:  Juju
21.01.2014 22:40
Und noch mal danke für den Kommentar. :)
Die Reaktik von Matt und T.K. ist... sehr gemischt. :D So viel kann ich schon verraten. Auf das Kapitel stößt du ja demnächst, wenn du weiterliest. ;)
Haha, es macht mir voll Spaß, Joes Teile zu schreiben, eben weil er so ist, wie er ist. :D
Und die Wochentage standen bei den meisten Kapiteln eigentlich von vornherein schon dabei. Außer am Anfang, weil die da teilweise an verschiedenen Tagen spilen. Aber ich mag das auch, das hilft mir auch dabei, den Überblick zu behalten. xD
Von:  UrrSharrador
2013-10-19T14:54:35+00:00 19.10.2013 16:54
Jetzt hat dann bald jeder von den Charakteren was Kompliziertes am Laufen. T.K. war ja bisher recht verschont davon^^ Und jetzt seine ganzen Zweifel ... das ist echt was Unschönes. Ich bin auf seine Reaktion zum "Neuen" seiner Mutter gespannt.
Der Anfang mit Tai war witzig^^ Diesmal hab ich wieder mal versucht, mir die Stimmen beim Lesen vorzustellen - hat gut funktioniert, vor allem bei Davis, Ken und Yolei :)
Ja, und Yolei ... es passt iwie gut zu ihr. Sie ist nicht der Typ, der die Nacht durchheult wegen sowas, aber das sie trotzdem aufbleibt und nachdenkt, kann ich mir gut vorstellen XD Und wie sie gleich so negativ zu der komischen Sache Liebe eingestellt ist, das spricht ja Bände^^
Da wir Leser ja jz beide Seiten von Joe/Nami kennen, kann man ja doch auf was hoffen :) Sora sollte da wirklich mal ein wenig nachhelfen^^
So ... sonst ist ja nicht viel passiert, es ist eher so das alles aus dem vorherigen Kapitel ausgelaufen. Freu mich aufs nächste :)
Antwort von:  Juju
09.11.2013 11:54
Oh Mann, ich Idiot hab ja ganz vergessen zu antworten.
Also danke vielmals! :D
Ja, so war die Geschichte geplant, dass jeder irgendwas Kompliziertes am Laufen hat. ;)
Schön, dass du dir immer versuchst, die Stimmen vorzustellen, und dass das auch noch klappt. xD Die Synchronsprecher würden sich bestimmt freuen, wenn sie das wüssten. :D
Da muss ich dir Recht geben, es war eher ein unspektakuläres Kapitel. Dafür gibt es ja danach mehr Action. Oder wie auch immer man das nennen mag. xD
Von:  SophieMaus
2013-09-19T19:23:19+00:00 19.09.2013 21:23
Juhuu :) es geht weiter ;)
Danke für deine Glückwünsche:) meine Kleine heißt Lilly Sophie und ist mein absoluter Sonnenschein *.*
Interessantes Kapitel; bin auch gespannt wie T.K. auf den neuen Freund seiner Mum reagiert hihi , wird bestimmt nicht schlecht staunen wenn plötzlich sein Vater vor ihm stehen wird :P
Das Gespräch zwischen Yolei, Ken, Davis und Cody fand ich nett - die Liebe ist schon keine einfache Sache :) !
Hihi das Dreier-Gespann Tai, Sora
& Matt - das kann spannend werden!! Gut, dass Tai schnell eingelenkt als er erfuhr, dass Sora und Matt schon mal in einander verknallt waren, hat ihn bestimmt überhaupt nicht gefallen... Bin tierisch gespannt wie es dort weitergehen wird !!!!
Schreib bitte schnell weiter :) Liebe Grüße <3
Antwort von:  Juju
26.09.2013 16:35
Danke für deinen Kommentar. :)
Ein schöner Name. :) Ach, ich hätte auch gern schon Kinder.
Tjaja, das wird so ein kleiner Höhepunkt, dieses Aufeinandertreffen... xD
Haha nee, das hat ihm ganz und gar nicht gefallen. :D Mit den dreien hab ich noch ein bisschen was vor muahaha.
Von:  Taiora87
2013-09-17T20:20:49+00:00 17.09.2013 22:20
Ach Tai , geh am besten ins Kloster , die beiden verarschen dich doch nur .
Antwort von:  Juju
26.09.2013 16:32
Wie schade, dass die Charaktere nicht wirklich existieren, sonst würde ich dich bitten, Tai einen Leserbrief mit diesem Vorschlag zu schreiben. xD
Von:  Mayachan_
2013-09-16T17:40:04+00:00 16.09.2013 19:40
ein tolles kap.
hahahaha Matt und sora waren verknallt ineinander als sie noch jung und süß und unschuldig waren wie geil XD
naja mal sehen wie das mit der wette läuft.
also ich hab mir so überlegt am besten ist es wenn sora keinen von beiden nimmt. Weil Tai ist der beste Freund und Matt der Mädchenschwar, also wäre es klüger wenn sie solo bleibt auch wenn ich vorher immer wollre das sora und matt ein paar werden XD
Antwort von:  Juju
26.09.2013 16:32
Danke für deinen Kommentar. :)
Tja haha so ist das. Wie die Wette ausegehen wird, weiß ich übrigens selbst noch nicht. xD
Ja, das wäre sicher die beste Lösung... aber dann gäbe es kein Drama und keine Spannung. :P Lass dich überraschen. *sing*
Von:  xGemini
2013-09-15T17:08:00+00:00 15.09.2013 19:08
wunderbares kapi!!!
Antwort von:  Juju
26.09.2013 16:30
Danke. ;)
Von:  _Like_a_Boy_
2013-09-15T11:44:40+00:00 15.09.2013 13:44
Vielen dank für den weiteren coolen verlauf der geschichte...huii matt sora tai ist sicher voll spannend...
Antwort von:  Juju
26.09.2013 16:30
Danke für deinen Kommentar. :D
Ja, mit den dreien habe ich noch einiges vor...
Von:  dragonfighter
2013-09-15T10:05:31+00:00 15.09.2013 12:05
Hey !
Das kapitel war wieder mahl der hammer !
Ich freue mich schon auf das nächste kapitel :D
Ich frage mich jetzt schon wie TK drauf reagiert wen er ihren "neuen" freund sieht XD
Tai schritt zur richtigen zeit ein >> gut gemacht Tai! <<
XD

Dragonfighter
Antwort von:  Juju
26.09.2013 16:30
Danke für deinen Kommentar. :)
Tja, wie T.K. reagiert, sehen wir dann im übernächsten Kapitel, denke ich... bin selbst schon gespannt. xD


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