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Ein Leben wie dieses

von

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Alles auf Anfang?

Freitag, 6. Oktober 2006

 

Die verheerende Nachricht erreichte Tai völlig unerwartet am Freitagmorgen. Eigentlich hatte er erst einmal Abstand von Sora halten wollen, doch nun war sie schon seit Dienstag nicht mehr in der Schule gewesen und keiner aus der Klasse wusste etwas über sie. Er nahm an, dass sie krank war und suchte in der Pause kurz entschlossen ihre Handynummer heraus. Er wollte ihr wenigstens anbieten, bei ihr zu Hause vorbeizukommen und ihr seine Unterrichtsmitschriften zu geben. Dafür musste er ja nicht viel mit ihr reden. Es klingelte ein paar Mal, dann ging zu seiner Überraschung Soras Mutter dran.

„Hallo, hier Toshiko Takenouchi?“, meldete sie sich mit fragender Stimme.

„Oh ähm... hallo, Frau Takenouchi. Ist Sora auch da?“, fragte Tai verwirrt.

Frau Takenouchi schwieg einen Augenblick, als wüsste sie nicht, was sie antworten sollte. „Nun ja, nein. Es ging ihr nicht gut. Sie ist im Krankenhaus.“

Tai klappte der Mund auf. „Sie ist im Krankenhaus?“

„Mhm“, machte Soras Mutter betreten. „Seit gestern Abend. Sie hat eine Lungenentzündung.“

Fassungslos stand Tai dort, mitten auf dem Schulhof und griff sich ins Haar, nicht wissend, was er sagen sollte. „Wie geht es ihr jetzt?“

„Ein bisschen besser als gestern, aber um ehrlich zu sein glaube ich nicht, dass die Lungenentzündung im Moment ihr größtes Problem ist“, antwortete Toshiko leise.

Da konnte Tai ihr nur zustimmen, denn das glaubte er auch nicht. „Denken Sie, ich könnte... naja... sie heute besuchen?“

Frau Takenouchi seufzte. „Ich denke, das sollte gehen. Sicher tut es ihr gut, wenn ihr... wenn jemand vorbeikommt.“

Tai beendete das Gespräch mit Soras Mutter und suchte Matt und Mimi, um ihnen diese schlimme Nachricht zu verkünden. Mit Mimi hatte er seit Mittwochabend nicht mehr geredet, doch das war nun angesichts der aktuellen Umstände nebensächlich.

„Was ist denn los?“, fragte Matt ungeduldig, nachdem Tai ihn zu Izzy und Mimi geschleppt hatte.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte Izzy, der Tai besorgt musterte.

„Ja. Nein. Sora ist im Krankenhaus. Sie hat wohl eine Lungenentzündung“, erklärte er ernst und blickte prompt in erschrockene Gesichter.

„Was?!“ Matt starrte ihn an.

„Oh Gott, das ist ja schrecklich“, rief Mimi und schlug sich die Hände vor den Mund.

„Wie geht’s ihr jetzt?“, fragte Izzy mit gerunzelter Stirn.

„Anscheinend besser als gestern. Ich werde sie heute besuchen gehen. Möchte jemand von euch mitkommen?“

 

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Erwartungsvoll blickte Tai in die Runde und sah einen nach dem anderen an.

„Ich komme mit“, beschloss Matt sofort.

„Ich auch“, stimmte Izzy ihm zu.

Nun wandten sich die Blicke der Jungs an Mimi, die zögerte. Einerseits wollte sie Sora natürlich besuchen, denn nun machte sie sich schreckliche Sorgen um sie. Andererseits steckte ihr der Streit, den sie am Montag gehabt hatten, noch zu sehr im Hinterkopf und sie war noch immer sehr verletzt über Soras Worte. Und außerdem hatten ihre Eltern ihr Hausarrest erteilt. Ihr Vater war ausgerastet, als er von ihrem Vergehen mit Matt erfahren hatte und wäre am liebsten auf der Stelle zu Matt gefahren, um ihm persönlich den Hals umzudrehen. Gleichzeitig war er natürlich wütend auf Mimi und konnte nicht glauben, was sie getan hatte. Das Gespräch in der Schule am vorigen Tag war nicht nur unangenehm, sondern extrem peinlich für sie beide gewesen. Sie hatten dort alle an einem Tisch gesessen: Matt, Mimi, ihre Eltern, ihre Lehrer und Herr Watabe. Mimi hatte die ganze Zeit auf die Tischplatte gestarrt und sich an einen anderen Ort gewünscht. Das war das Schlimmste, was ihr jemals passiert war. Eine Stunde hatte das Gespräch gedauert, doch ihr war es wie eine Ewigkeit vorgekommen. Ihr Fehlverhalten war bis ins kleinste Detail von allen besprochen worden und sie hatte die bohrenden Blicke aller auf sich wie Messerstiche gespürt. Das Resultat war, dass sie beide für die komplette nächste Woche vom Unterricht suspendiert wurden und einen Verweis erhielten. Mimi war direkt nach dem Gespräch vor Scham in Tränen ausgebrochen. Am liebsten würde sie die Schule wechseln, doch in einem halben Jahr flog sie ohnehin wieder zurück nach New York.

„Ich weiß es noch nicht. Ich hab' Hausarrest und muss mal meine Eltern fragen“, murmelte sie ausweichend.

Tai nickte und wandte sich wieder an die beiden Jungs. „Also gehen wir gleich nach dem Unterricht?“

Sie nickten synchron.

 

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Joe hatte einen ziemlichen Schock bekommen, als er erfahren hatte, dass Sora ins Krankenhaus eingewiesen wurde. Zufällig handelte es sich bei jenem Krankenhaus um das, in dem er gerade ein Praktikum absolvierte. In einer freien Minute war er in das Zimmer geeilt, in dem Sora untergebracht war, um nach ihr zu sehen. Nun saß er schon seit einer halben Stunde an ihrem Bett und unterhielt sich mit ihr. Seltsame Neuigkeiten hatte sie ihm erzählt, von Matt und Mimi, Sex und Streit und anderen Dingen. Joe war sich nicht sicher, ob das Fieber aus ihr sprach, oder es tatsächlich der Wahrheit entsprach.

Ein Klopfen an der Tür riss sie aus ihrem Gespräch und Joe drehte sich auf seinem Hocker zur Tür herum. „Ja?“, antwortete er an Soras Stelle.

„Die Tür wurde aufgerissen und Tai, Matt und Izzy betraten hintereinander den Raum. Sie machten überraschte Gesichter, als sie Joe sahen, begrüßten sie und bauten sich um Soras Bett herum auf, die große Augen machte und alle abwechselnd anstarrte.

„Was macht ihr denn alle hier?“, fragte sie mit heiserer Stimme.

„Dich besuchen. Wir haben uns Sorgen gemacht“, antwortete Tai leise.

Sora seufzte und legte den Unterarm über die Augen. Offenbar war ihr die Situation sehr unangenehm.

„Ich denke, ihr solltet nicht allzu lang bleiben. Sie braucht immer noch viel Ruhe“, kam Joe ihr zu Hilfe und sah Tai an, der nickte. Dann hielt er es für das Beste, sich aus dem Staub zu machen. „Ich werde mal eine Kleinigkeit essen gehen. Bin am Verhungern.“ Mit diesen Worten erhob er sich von seinem Hocker und ging Richtung Tür.

„Ich komme mit. Muss mal auf die Toilette“, meldete Izzy sich und kam ihm nach. Joe war ein wenig verwundert, verließ jedoch mit ihm zusammen den Raum.

„Alles okay, Izzy? Du bist doch gerade eben erst gekommen“, fragte Joe ihn, während sie den Gang entlang gingen.

„Ja, naja... ich glaube, die drei haben sich erst mal ein paar Dinge zu sagen und ich gehe in ein paar Minuten wieder zurück“, erklärte Izzy.

Joe nickte wissend. Offenbar lag noch immer einiges im Busch in seiner alten Freundesgruppe. „Willst du mich vielleicht zum Essen begleiten?“

 

_

 

Sora hatte keine Ahnung, was sie fühlen sollte, nun, da Tai und Matt neben ihrem Bett saßen, besorgt auf sie herab sahen und darauf zu warten schienen, dass sie etwas sagte. Sie verdiente es nicht, dass auch nur einer von beiden hier war und sich um sie sorgte. Sie hatte zu viel Mist gebaut in den letzten Monaten.

„Wie geht’s dir?“, fragte Tai und biss sich auf die Unterlippe. Auch Matt beobachtete sie.

„Es geht so. Wird schon wieder“, murmelte Sora ausweichend.

„Wir haben einen ziemlichen Schrecken bekommen“, sagte Tai.

Einen Augenblick schwiegen sie und Sora starrte die Wand an. Dann durchbrach sie die Stille wieder und seufzte. „Jungs, warum seid ihr hier?“

„Hab' ich doch schon gesagt. Wir haben uns Sorgen um dich gemacht“, wiederholte Tai.

Langsam schüttelte Sora den Kopf und schloss die Augen. „Das verdiene ich nicht. Ihr solltet nicht hier sein. Ihr solltet froh sein, dass ich nicht da bin.“

„Warum sollten wir das?“, fragte Matt tonlos.

„Weil ich mich total selbstsüchtig euch gegenüber verhalten habe und es mir egal war, was ich euch damit antue“, antwortete sie und spürte Tränen in ihren Augen brennen. Sie blinzelte hastig.

„Ach, Schwamm drüber“, sagte Tai leichtfertig und machte eine wegwerfende Handbewegung.

„Nein, nix Schwamm drüber“, widersprach Sora und sah ihn an. „Tai, was ich gemacht habe, war grausam. Ich habe dir Gefühle vorgespielt, die nicht da waren, weil ich dachte, es wäre das Einfachste.“

„Aber...“

„Hör' auf, immer so verständnisvoll mit Leuten zu sein, die es nicht verdient haben. Und ich habe es definitiv nicht verdient. Ich war eine komplette Vollidiotin“, unterbracht sie ihn.

Tai presste die Lippen aufeinander und sagte nichts mehr. Sora wischte sich über die Augen, um die Tränen daran zu hindern, sich einen Weg über ihre Wangen zu bahnen.

„Und Matt“, murmelte sie schließlich und sah nun den Angesprochenen an. „Ich... ich habe dich einfach ersetzt, weil ich mit dir zusammen sein wollte, aber nicht konnte. Oder nicht durfte. Und dann hatte ich ein schlechtes Gewissen deswegen und habe irgendwie versucht, die Schuld bei dir zu suchen. Das war alles so falsch. Und das mit dir und Mimi, das...“ Sie brach ab und senkte den Blick, versuchte verzweifelt, die Tränen wegzuwischen, die ihr nun über die Wangen rannen.

Tai fuhr sich tief seufzend in die Haare und Matt wandte den Blick aus dem Fenster.

„Das mit dir und Mimi ist okay. Ich habe es nicht anders verdient, auch wenn es verdammt weh tut“, fuhr Sora mit erstickter Stimme fort. „Ich weiß nicht, wie das alles passieren konnte. Warum ich das gemacht habe. Ihr beide wart die wichtigsten Jungs in meinem Leben, meine besten Freunde, und ich habe euch beide verloren.“

 

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Joe und Izzy holten sich beide in der Kantine des Krankenhauses etwas zu essen und suchten sich einen freien Tisch. Izzy fühlte sich ein wenig fehl am Platz, da hier gerade hauptsächlich Mitarbeiter dabei waren, einen schnellen Snack zu sich zu nehmen, bevor sie mit ihrer Schicht weitermachten.

Joe trank einen großen Schluck von seinem Wasser und sah dann Izzy über den Rand seiner Brille hinweg an. „Also. Was ist da eigentlich los bei euch an der Schule? Sora hat mir schlimme Dinge erzählt.“

Izzy seufzte und kratzte sich am Kopf. Dieses leidige Thema. Er konnte es nicht mehr hören, obwohl er gar nicht selbst involviert war. „Was hat sie dir denn erzählt?“

„Dass sie erst was mit Matt hatte, dann war sie mit Tai zusammen, dann hat er sich von ihr getrennt, was ihre Schuld war, dann hatten Matt und Mimi Sex auf dem Schulklo und Sora und Mimi hatten einen riesigen Streit wegen dieser ganzen Sache... stimmt das alles? Ich frage mich, ob sie vielleicht auf die Medikamente allergisch ist und sich etwas zusammenfantasiert hat“, antwortete Joe und kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Manchmal reagieren Menschen ja komisch auf bestimmte Medikamente.“

„Soweit ich informiert bin, stimmt das leider alles“, murmelte Izzy und biss von seinem Sandwich ab.

„Um Himmels willen.“ Joe lehnte sich in seinem Stuhl zurück und fasste sich an die Stirn. „Etwa auch das mit dem... mit dem Video von Matt und Mimi, das in der ganzen Schule herumging?“

„Ja, auch das. Die beiden sind für die nächste Woche suspendiert“, antwortete Izzy stirnrunzelnd.

Joe verzog erst das Gesicht, dann lachte er zu Izzys Verwunderung. „Was ist nur bei euch los? Ich verpasse ja ganz schön viel, wie es aussieht.“

„Sei froh. Manche Dinge möchte man einfach nicht mitbekommen“, meinte Izzy trocken. „Und wie geht es dir so? Ist alles okay mit... mit dir und Nami?“

Joe lächelte vielsagend. „Ja, alles in Butter. Wir überlegen ehrlich gesagt gerade, ob wir zusammenziehen.“

Izzy machte große Augen und verschluckte sich fast an seinem Sandwich. „Was? Im Ernst?“

„Ja, naja momentan zahlen wir für zwei Wohnungen Miete, obwohl wir uns eh andauernd gegenseitig besuchen. Es wäre viel billiger, wenn wir uns eine Wohnung teilen würden. Vielleicht ziehe ich einfach zu ihr, weil meine Wohnung ohnehin so klein ist“, erklärte Joe.

„Wow, das klingt echt super. Freut mich, dass es so gut bei dir läuft. Willst du vielleicht an unserer Schule als Erziehungsratgeber arbeiten? Es gibt da ein paar Leute, die gute Ratschläge gebrauchen könnten.“

Nun lachte Joe. „Nee, lass' mal. Das müssen die schon selbst wieder hinkriegen. Ich mische mich da nicht ein.“

Izzy stützte den Kopf auf den Händen ab und starrte nachdenklich vor sich hin. „Früher war alles so einfach gewesen. Wir waren einfach nur befreundet und es gab nie größere Streitereien. Warum ist das jetzt nur so kompliziert?“

„Weil wir erwachsen geworden sind.“

 

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„Du hast uns nicht verloren“, murmelte Tai leise und griff nach ihrer Hand. „Sonst wären wir nicht hier.“

„Aber... warum? Warum macht ihr das?“, fragte Sora verzweifelt und sah ihn aus ihren tränennassen Augen an.

„Weil... weil wir dich lieben. Du bist unsere beste Freundin und auch in Freundschaften gibt es mal schlechte Zeiten“, antwortete Tai und bemühte sich, möglichst sachlich zu klingen.

„Schlechte Zeiten nennst du das? Was ich euch angetan habe, ist die Hölle. Das alles ist die Hölle. Ich kann so nicht weitermachen“, schluchzte Sora. „Es wäre das Beste, wenn ich einfach sterben würde.“

„Ach ja? Und für wen soll das das Beste sein? Etwa für dich, weil du dann vor deiner Hölle weglaufen kannst, anstatt dich ihr zu stellen und wiedergutzumachen, was du angestellt hast?“, warf Matt ein.

Beide, Sora und Tai, wandten sich nun an Matt. Sora mit erschrockenem Gesichtsausdruck, Tai mit verärgertem.

„Was soll das?“, blaffte er ihn an.

„Ist doch wahr. Bitte, Sora. Wenn du das so willst, steht es dir frei, dein Leben zu beenden. Wenn du denkst, das ist die Lösung aller Probleme, dann werde ich dich bestimmt nicht davon abhalten“, sagte er und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Matt“, hauchte Sora.

„Alter, was geht mit dir?“, rief Tai wütend. „Denkst du wirklich, das ist der richtige Zeitpunkt für einen Egotrip?“

Matt sah noch immer Sora an. „Fragt sich, wer hier auf 'nem Egotrip ist.“ Dann ging er ohne ein Wort des Abschieds aus dem Zimmer.

Tai stöhnte genervt und stützte den Kopf auf der Hand ab. „Hör' nicht auf ihn. Er ist nur...“

„Nein, er hat Recht“, unterbrach Sora ihn mit bebender Stimme und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Dann sah sie Tai an. „Sag' mal, willst du trotz dessen, was ich gemacht habe, noch mit mir befreundet sein?“

Tai erwiderte ihren Blick fest. „Ja, klar.“

„Du gibst mich also nicht auf?“

„Nie.“

Sora nickte. „Dann lass' mich wiedergutmachen, was passiert ist.“

„Natürlich“, flüsterte Tai. Und dann nahm er sie in die Arme, so fest es ihr Zustand zuließ.

„Danke“, schluchzte Sora gegen seine Schulter.

 

_

 

Wie konnte sie nur so etwas sagen? Sie sollte es nicht einmal denken. Mit finsterer Miene ging Matt den Flur entlang zur nächsten Treppe, um Joe und Izzy in der Kantine zu suchen. Er fragte sich, ob Sora wohl ernsthaft selbstmordgefährdet war. Wahrscheinlich war sie schon depressiv, nach allem, was passiert war und so, wie sie momentan drauf war. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Er versuchte, sich vorzustellen, wie es wohl wäre, wenn Sora plötzlich tatsächlich nicht mehr leben würde. Das wäre nicht auszuhalten für ihn. Geschweige denn für Tai. Und es wäre ganz sicher nicht das Beste. Für niemanden.

Die Hände in den Hosentaschen vergraben folgte er den Schildern, die ihm den Weg in die Kantine wiesen. Dort angekommen suchte er unter den anwesenden Personen nach Joe und Izzy, bis er sie an einem kleinen Tisch entdeckte. Er schritt auf sie zu und zog sich vom Nachbartisch einen Stuhl heran, um sich zu ihnen zu setzen.

„Hey Matt“, begrüßte Joe ihn lächelnd. „Alles klar da oben?“

„Alles bestens“, log Matt.

„Wir haben gerade darüber geredet, dass Joe und Nami zusammenziehen“, erzählte Izzy.

Matt sah Joe überrascht an. „Echt? Glückwunsch. Freut mich für dich.“

Sie redeten eine Weile ungezwungen über Joes anstehenden Umzug und scherzten über eine Hochzeit, bis Tai zu ihnen stieß mit einem nicht gerade begeisterten Gesichtsausdruck. Er machte keine Anstalten, sich hinzusetzen.

„Sag' mal, was sollte das vorhin?“, fuhr er Matt an, der aus den Augenwinkeln mitbekam, wie Izzy in seinem Stuhl zusammensank. „Wieso sagst du sowas zu ihr? Hast du nicht mitgekriegt, wie sie drauf ist? Sie ist völlig fertig und du bestärkst sie auch noch in dem Mist, den sie da redet!“

„Ich hab' sie nicht bestärkt. Ich hab' ihr klargemacht, dass sie Schwachsinn redet“, erwiderte Matt so ruhig, wie er konnte.

„Indem du ihr sagst, dass du sie nicht davon abhalten würdest, sich umzubringen?!“, rief Tai und schüttelte verständnislos den Kopf.

„Was?“, kam es entsetzt von Joe, der aufsprang.

„Sie will sich umbringen?“, rief nun auch Izzy, die Augen geweitet vor Schreck.

„Nein, nein“, versuchte Tai sie zu beschwichtigen und hob die Hände. „Sie... sie sagte nur, dass es das Beste wäre, wenn sie sterben würde.“

Izzy machte ein besorgtes Gesicht und Joe ließ sich langsam wieder auf seinen Stuhl sinken.

„Wir sollten in so einem Moment für sie da sein und ihr nicht sagen, dass sie vor ihren Problemen wegläuft und ihr ein noch schlechteres Gewissen machen, als sie eh schon hat“, erklärte Tai mit einem feindseligen Seitenblick auf Matt, der die Augen verdrehte.

„Merkst du denn nicht, wie sie sich benimmt? Ich weiß nicht, warum, aber sie hat in den letzten Monaten nicht gerade selbstlos gehandelt. Und wir beide haben das doch mehr zu spüren gekriegt als jeder andere. Und was würde wohl passieren, wenn sie jetzt sterben würde? Wie vielen Menschen würde sie das Leben damit zur Hölle machen? Was sie auch gerade dir damit antun würde? Ich verstehe nicht, wie sie überhaupt auf den Gedanken kommen kann, dass das für irgendjemanden das Beste wäre, ganz egal, in was für einer Situation sie sich befindet. Gerade jetzt sollte sie doch leben wollen, um die Sache wieder geradezubiegen.“

Tai öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, doch dann seufzte er nur, fuhr sich durch die Haare und drehte sich weg.

„Ich gehe mal den Müll wegbringen“, verkündete Joe, schnappte sich das Papier und die leeren Getränkebecher vom Tisch und entfernte sich.

„Und ich gehe noch mal nach Sora sehen“, murmelte Izzy und machte sich ebenfalls aus dem Staub.

Matt stand auf und legte Tai eine Hand auf die Schulter. „Tai, mir ist sie doch trotz allem genauso wichtig wie dir. Glaub' mir, ich weiß, wie du dich fühlst.“

„Glaubst du, wir kriegen das irgendwie wieder hin? Wir drei, meine ich“, fragte Tai mit trübem Blick.

„Nicht, wenn sie weiterhin der Meinung ist, dass sie besser sterben sollte“, antwortete Matt nüchtern.

„Sie hat mir gerade gesagt, dass sie für unsere Freundschaft kämpfen will und alles irgendwie wiedergutmachen will. Sie hat mich gefragt, ob ich ihr noch eine Chance gebe und so. Und sie war so glücklich, als ich ja gesagt habe“, erzählte er.

„Vertraust du ihr?“, fragte Matt und sah ihn an.

Tai erwiderte seinen Blick. „Ja.“

„Dann kriegen wir das schon irgendwie hin.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bin so langsam mit dieser FF. Falls es hier noch Leser gibt: Es tut mir leid! Und ich bedanke mich für eure Treue. ;_;
Ich habe nach diesem Kapitel hier tatsächlich noch sechs fertige in petto und werde die mal jetzt so langsam hochladen.
Ein ganz großes Danke geht an dieser Stelle mal wieder an meine liebe dattelpalme11, die hier immer korrekturliest und mir so viele Tipps und Inspirationen gibt. Ohne sie würde ich hier noch viel langsamer vorankommen. <3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  UrrSharrador
2016-04-18T14:00:46+00:00 18.04.2016 16:00
Oha, hier hab ich ja noch gar nicht kommentiert ... grübel ... ach ja, das war das Kapitel mit dem Krankenhaus^^
Joe kommt mal wieder vor! Zwischen ihm und Nami läuft es ja wirklich gut :) Also wenn man das mit den ganzen Problemen der anderen vergleicht ... da muss ich direkt auf den Spruch einer Freundin zurückgreifen: Also Joe, der kriegt ja Zucker in den Arsch geblasen xD Tjaa und Izzy und Joe haben recht ... erwachsen werden ist scheiße xD
Matt ist echt ziemlich hart zu Sora. Ja, ich kann schon verstehen, warum er das so sagt, aber ... ich hätte ihn an Tais Stelle auch erst mal angemotzt. Sora ist so schon so suizidal-depri, da sollte er am besten gar nicht sagen, das auch nur annähernd in diese Richtung geht ... und selbst tut er sich damit ja auch weh, wie er anmerkt. Aber Tai und sie haben sich jz ausgesprochen und wollen versuchen, ihre Freundschaft zu reparieren ... Na meine Lieben, dann macht mal, Zeit wirds^^
So ähm ... sechs Kapitel hast du noch in petto? *nachzähl ...* Da fehlt noch was :D
Und ich husch mal schnell zum nächsten.
Von:  Tinebine
2015-11-24T15:07:37+00:00 24.11.2015 16:07
Hey Ho!
Wieder mal ein tolles Kap und es geht auch wieder aufwärst mit den Dreien. An dieser Stelle muss ich echt mal loswerden, dass du mich hier mit der Geschichte echt schon zu allem gebracht hast. Es macht wirklich Spaß deine Kaps zu lesen und das Ende lässt immer Spannung auf die folgenden zurück ^^

LG und weiter so
Tinebine
Von:  dattelpalme11
2015-11-02T10:51:05+00:00 02.11.2015 11:51
Liebste Spinati <3
Wie angedroht, kommt hier mein Kommentar :D
Aber erstmal: Vielen Dank für deine liebe Erwähnung :'D Es freut mich, dass ich dir etwas helfen kann, aber du hilfst mir bei meiner Story ja auch sehr viel <33

So kommen wir zum Inhalt.
Ich glaube, es war nur eine Frage der Zeit, bis Sora im Krankenhaus landet o.O Es ist echt verdammt krass, was passiert ist, auch wenn sie selbst daran Schuld ist. Dennoch glaube ich aber, dass sie da reingerutscht ist und irgendwann einfach die Kontrolle verloren hat :(
Es ist wirklich sehr schade um die Freundschaft, aber wie Joe sagt, sie sind alle erwachsen geworden und da geht es auch nicht mehr so leicht voran. Besonders nicht, wenn Gefühle verletzt wurden.

Ich finde es allerdings gut, dass Matt, Tai und Izzy Sora besucht haben. Das Mimi nicht mit wollte, kann ich verstehen, da auch ihre Freundschaft sehr auf der Kippe steht und sie Mimi schon üble Sachen an den Kopf geworfen hat.
Schön fand ich auch, dass das Dreiergespann mal alleine miteinander gesprochen hat :)
Aber ich glaube auch, dass Tai alles zu einfach sieht, da man leider nicht über alles hinweg sehen kann. Sora hat Mist gebaut und sollte dich diesem auch stellen.
So Sachen zu sagen, wie "ohne mich wäre alles besser" ist wirklich nicht sehr schön :(
Ich kann daher auch verstehen, warum Matt so ausgerastet ist. Sowas will man nicht hören, gerade nicht von einer Person, die man liebt.

Was mich überrascht hat, ist dass Joe und Nami zusammenziehen wollen. Ging ja echt schnell mit den beiden :D Aber es ist schön zu lesen, das auch jemand ein bisschen mehr Glück hat als die anderen xD
Dennoch hoffe ich, dass Matt, Tai und Sora das irgendwie hinkriegen. Es wäre echt schade, wenn ihre Freundschaft komplett kaputt wäre...
Es dauert wohl ein bisschen, bis sie alles aufgearbeitet haben, aber ich bleibe mal optimistisch :D
Soo, ich glaube jetzt fällt mir nichts mehr ein :D
Außer das wir demnächst wohl wieder Rotze schreiben müssen :3

Liebe Grüße <3

P.S.: Ich lieeeeeeeeeebe diese Story :P <3
Von:  Kiana
2015-10-30T12:39:47+00:00 30.10.2015 13:39
Juhu, ein neues Kappi :) !! Freue mch immer sehr was neues zu lesen hier. Mach dich nicht verrückt, wir Leser können das warten schon ab ;)
Der arme Izzy, hat schon Recht mit seiner Aussage - früher war alles leichter ..aber so spielt das Leben eben. Bin gespannt zu erfahren was noch so passieren wird...
Von:  Rhunaris
2015-10-28T21:31:34+00:00 28.10.2015 22:31
Ah ein neues Kapitel <3 Ich muss gestehen, ich mag deine Geschichte sehr gerne und kann es nie abwarten, zu erfahren, wie es weiter geht. Zumal nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen ist und das Leben seine Höhen und Tiefen hat. Ich bin schon gespannt, wie es weiter geht! :)


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