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Vielen Dank für alles was da war...

CampixBela
von

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Kapitel 3

Als Campino die Tür aufschloss, blieb er sofort stirnrunzelnd stehen. Irgendetwas stimmte hier nicht. Dieser Geruch...

Eigentlich wollte er gar nicht hier sein. Eigentlich sollten sie schon auf dem Weg nach Berlin sein, doch da sie diesmal flogen anstatt mit dem Bus zu fahren, konnte er noch eine Nacht im Eigenheim verbringen.

Langsam und darauf bedacht keine Geräusche zu verursachen, schlich er an der verschlossenen Tür zu seinem Keller vorbei, wo all seine Anlagen und Texte und Demos befanden. Nein, er hatte nicht das Gefühl, dass jemand hier war, der ihn ausrauben wollte.

Das Gefühl, dass er jetzt hatte war schlimmer!

Er schlich sich zum Schlafzimmer und legte eine Hand auf die Klinke, als sich eine Hand auf seine Schulter legte und ihn erschrocken herumfahren ließ.

„Wir sollten reden.“

„Scheiße! Nach der Tour!“

Der andere schüttelte den Kopf und lächelte makaber.

„Dann ist es zu spät.“

„Breiti...nichts für ungut, ich liebe dich und so, aber...“

„Du musst dich von ihm fernhalten.“

„Hast du Angst um mich, oder was?“

„Diesmal bringt er dich um, Campi“, murmelte der Gitarrist und brachte Andreas so dazu den Blick zu senken.

„Jetzt übertreibst du maßlos, Michl“, neckte der Sänger schmerzlich grinsend und klopfte dem Freund auf die Schulterm, „ja ich hab mich mit Bela getroffen, aber es passiert schon nichts.“

„Versprich mir, dass du dich nicht mehr mit ihm triffst.“

Andreas zog seine Hand zurück und kehrte dem Anderen den Rücken zu.

„Wir sehen uns morgen, Breiti.“

„Campino...“

„Tschau!“

Damit zog Campino Breiti zur Tür und schlug sie hinter dem Gitarristen zu.

Nein, er würde nicht versprechen, Bela nicht zu treffen.

Er wollte Bela nicht treffen, aber es ließ sich nicht verhindern. Er würde die ganzen Geschichten so gern vergessen, aber er konnte nicht.

Müde ließ er sich auf sein Sofa fallen und sah aus dem Fenster in den mittlerweile nachtschwarzen Himmel.

Sterne funkelten sachte durch graue Wolken und ließen Erinnerungen aufflammen.
 

Campino saß in sich zusammengesunken im Backstage. Die anderen Bandmitglieder hatten längst das Weite gesucht, um nicht Opfer seiner Launen zu werden.

Fakt war, dass der blondierte Sänger Angst hatte. Angst? Nein, Panik!

Es war das erste Mal, dass sie auf einer richtig großen Bühne, ein richtiges Konzert mit richtiger Bezahlung zu absolvieren hatten und Campino hätte nur zu gern gesagt »Die Chance ist toll aber, nichts für mich – ciao!«

Dass dies allerdings ein fataler Fehler und zudem noch ziemlich arschig von ihm gewesen wäre – sein Bruder hatte sich ziemlich angestrengt, damit die Toten Hosen hier spielen konnten – war ihm klar und darum verkniff er es sich auch.

Plötzlich flog etwas kleines, hartes Etwas an seinen Kopf. Verwirrt fiel sein Blick auf ein Bonbon. [style type="italic"]Campino[/style].

Er wand sich um und sah in ein grinsendes Gesicht.

Ohne eine Mine zu verziehen, drehte Campino Bela wieder den Rücken zu.

Es dauerte nicht lange, bis sich der warme Körper des anderen an seinen Rücken schmiegte.

„Nervös?“, spottete der kleine Drummer und strich sich die schwarzen, langen Haare aus dem Gesicht, doch sie waren beinahe sofort wieder an Ort und Stelle.

„Lass mich in Ruhe“, murrte Campino und versuchte nur halbherzig sich aus der Umarmung zu winden, drehte sich schlussendlich jedoch nur um, sodass Bela nun auf seinem Schoß saß.

„Ist das...anders?“

Bela runzelte die Stirn und sah auf die Tür, welche die beiden von dem Gang zur Bühne trennte.

„Ja,“, gab er schließlich zu, „ja es ist anders.“ Der Schlagzeuger grinste. „Es ist geiler.“

Campino presste seine Lippen grob auf Belas, welcher ihn protestierend in die Lippe biss.

„Spar dir deine Kraft lieber. Ich bin gar nicht hier.“

„Wieder abgehauen?“

Bela rollte mit den Augen und spielte einen imaginären Bass, während Campino die Hände auf seine Hüfte presste und den Drummer hochhob um selbst aufstehen zu können. Sofort trat Dirk zu. Er hasste es getragen zu werden. Eigentlich würde Campino Bela dafür jetzt 'foltern', doch erstens war er froh, dass der Kleinere da war und zweitens – und das war entscheidend – kamen die anderen nun wieder. Der Auftritt würde bald starten.

Bela biss nachdenklich auf seiner Unterlippe herum. Irgendetwas beschäftigte ihn.

„Ich hau ab“, kam es plötzlich knapp von ihm und Campino sah ihn überrascht an.

„Wieso?“

„I..ich hab keinen Bock mehr auf das alles! Du und dein scheiß Selbstmitleid! »Oh nein, ich muss tatsächlich mal auf eine große Bühne. Oh Gott, vielleicht versinge ich mich.« Nur zu deine Information, das würde nicht mehr viel ausmachen.“

Bela wartete keine Antwort oder weitere Frage mehr ab, sondern stürmte hinaus. In die entgegengesetzte Richtung, aus der die anderen kamen.
 

Campino verscheuchte die Erinnerung und schüttelte den Kopf. Bloß nicht weiter denken! Er wollte sich nicht in schmerzenden Gedanken plagen. Nein, Bela...Bela gehörte nicht in diesen Bereich seines Kopfes.

Frustriert ging er ins Schlafzimmer und ließ sich ins Bett fallen.

Alles war ihm egal.

Es war abgeschlossen.

Es war egal.

Es war passiert.

Nicht zu ändern.

Dieses Mantra sagte er sich auf, bis er endlich einschlief.
 

Niemandem fiel sie auf.

Die Stimmung.

Hysterisch, laut, schwer, erdrückend, aber auch leise, depressiv, frustriert und traurig.

Niemandem – Niemandem? Oh doch. Den Dreien, die sie verbreiteten fiel sie auf.

Farin und Rod tauschten über Belas Kopf einen besorgten Blick, während sie auf einen Journalisten warteten.

Er ließ sie warten, aber das war ok. Es war nicht so, dass sie scharf auf das Interview waren.

Bela fläzte sich in dem Sessel und betrachtete abwesend seine Ringe.

Plötzlich näherten sich Schritte und Rod setzte seine Sonnenbrille auf um die beinah gigantischen Augenringe zu vertuschen, welche seinen gestrigen langen Alkoholkonsum bezeugten und rutschte tief in den Sessel, während Jan einen Schluck Wasser trank und sich mental darauf vorbereitete gleich den größtmöglichen Unsinn zu palavern, ohne sich anmerken zu lassen, dass ihm danach der Sinn ganz bestimmt nicht stand.

Es war noch grausamer als sie geglaubt hatten. Der Interviewer war von irgendeinem namenlosen Indiemagazin und nicht nur das, er hatte keine Ahnung von dem was sie taten.

Schon nach zwei Minuten war er zum Sprungball der fiesen Sprüche zwischen Bela und Farin geworden und selbst Rod konnte nicht anders als sich ab und an mit ungeahntem Zynismus einzubringen.

Bald stand dem Mann der Schweiß auf der Stirn und er versuchte krampfhaft das zu retten was noch zu retten war – das machte es noch schlimmer.

Immer mehr Schwächen zeigten sich. Schwächen die sie auch sonst ausgenutzt hätten, es aber nun noch aggressiver taten.

Das Interview wurde abgebrochen, da selbst das Team merkte, dass es mit den Dreien zu hart war.

Als sie wieder allein waren, setzte Rodrigo die Brille wieder ab.

„Das war Mist, oder?“

„Ihr könnt die Leute nicht dermaßen kaputt reden! Ich weiß, das macht ihr immer, aber das war...das war scheiße! Wir brechen für heute ab“, erwiderte Axel. Der Manager war wirklich wütend und Farin senkte, vom Gewissen gebissen, den Blick.

Bela stand auf und verließ den Raum.

„Ey! Bela, ich bin noch nicht fertig! Dirk!“

Doch Bela hörte nicht darauf. Wie in Trance marschierte er aus dem Studio und verschwand nach draußen.

„Was zum Teufel ist los mit euch?!“

Jan schüttelte den Kopf und Rod stand auf, um Dirk hinterher zu gehen.

„Bitte, Axel, vertrau uns. Wir haben alles im Griff“, murmelte der Chilene im Vorbeigehen.

„Ja, das merke ich.“
 

„Felse?!“

Bela blieb erst stehen, als Rod sich vor ihn stellte. Schwer atmend, da es nicht leicht gewesen war, den Drummer einzuholen, stieß Rodrigo ihn ein Stück zurück.

„Bitte, Dirk, überleg' dir was du tust.“

„Ich [style type="italic"]weiß[/style] was ich tue“, erwiderte der Ältere ruhig und lächelte seinen Freund versöhnlich an, „ich weiß sehr genau was ich tue, Roddy. Ich...“

Bela unterbrach sich und schüttelte den Kopf, während er eine Hand auf Rodrigos Schulter legte.

„Bitte, misch dich nicht noch weiter ein. Du darfst nicht daran kaputt gehen.“

„Ich mische mich nicht ein, ich will dir nur hel..“

„Ich weiß von dem Deal. Lass es einfach. Gut gemeint, aber...“

Wieder schüttelte Bela den Kopf, drückte dem Chilenen einen Kuss auf die Wange und schob ihn mit sanfter Gewalt zur Seite. Dann setzte er seinen Weg fort.

Rod sah ihm nur nach. Ein heftiger Klos setzte sich in seinen Hals. Wie gern hätte er seinem Freund geholfen. Wie gern...doch er wusste nicht wie.
 

Bela hatte nach ca zwei Stunden Fußmarsch, die er sich leicht hätte schenken können, hätte er einen Bus oder ein Taxi genommen, sein Ziel erreicht. Er stand vor dem Haus, in dem er gestern aufgewacht war.

Campinos Haus.

Er grinste.

Natürlich war er nicht in der Absicht gekommen, Andreas tatsächlich zu besuchen – nein, so blöd war selbst er nicht. Aber es konnte nicht schaden, die ein oder andere vertrauliche Sache über den Sänger zu erfahren. Sachen, die nicht ganz so rufschädigend waren, wie die zu denen er Zugang hatte, die aber reichten, um Rodrigo außen vor zu halten und sich vielleicht für das LSD zu rächen.

Traurig schlich er ums Haus herum und klopfte mit der Stiefelspitze gegen ein paar dicke, große Steine hinterm Haus. Er wollte doch nicht, dass Rod auch da hineingezogen wurde.

Schließlich nahm er einen Stein hoch und drehte ihn. Dann blitze kurz ein Lächeln in seinem Gesicht auf.

Mit einer harten Bewegung schmetterte er ihn zu Boden, wo er zersprang und in den Scherben ein silberner Schlüssel sichtbar wurde.

„Du bist so berechenbar, Andreas...“, murmelte Dirk traurig und nahm den Schlüssel.

Bevor er wieder zur Tür ging um aufzuschließen, sah er in den Himmel. Lächelnd erkannte er, wie eine Wolke relativ schnell vor die Sonne zog, und erinnerte sich, wann das Leben sich für ihn das erste Mal so angefühlt hatte, als zöge eine Wolke vor sein Leben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  JoeyB
2013-01-13T11:54:58+00:00 13.01.2013 12:54
Noch kein Kommentar? Irgendwie schade, denn die Geschichte ist bis hierhin sehr interessant.
Du hast einen wirklich angenehmen Schreibstil und schaffst es wirklich gut, Neugierde zu wecken. Ich würd gern wissen, wie es weitergeht :)
Kannst du mir bitte eine PN schicken, wenn das nächste Kapitel online kommt?


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