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Demütigung

Und wie sich Frau dabei fühlt
von

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Zellengenosse

Ich sitze hier schon seit ein paar Tagen. Die Zelle ist nicht sehr groß, das Bett aber zu groß für eine Person. Kein Fenster, Betonboden, eine Lampe an der Decke und hinter einem Sichtschutz die Toilette und Waschbecken. Jeden Tag kommt das Essen um dieselbe Zeit. Das schätze ich jedenfalls. Ich kann es ja nicht kontrollieren. Die meiste Zeit schlafe ich, dann fühlt es sich nicht so an, als ob ich hier bin.

Als ich die Augen aufschlage höre ich erst ein leises Kratzen. Doch als jemand anfängt zu rufen, schrecke ich ganz hoch. Er ist bei mir in der Zelle und ich hab nichts mitbekommen.

„Hallo? Hey! Ist da einer?...“, fängt er an und tastet die Tür mit dem großen Marinesymbol ab. Ich beobachte ihn aus dem Bett heraus, setze mich jedoch nicht auf. Er muss noch nicht wissen, dass ich auch hier bin. Schwarze Haare, rotes Shirt, kurze Hose, Sandalen, Strohhut. Was glaubt der, wo er hier ist? In einem Hotel, dass er nur klopfen muss, damit ihm aufgemacht wird? Idiot. Er trägt Seesteinfesseln an beiden Handgelenken. Die Kette ist allerdings entfernt worden. Er kann sich frei bewegen. Als er merkt, dass ihn keiner antwortet sieht er sich im Raum um. Ich ziehe die Decke etwas weiter über meinen Kopf und hoffe, dass ich ihn noch etwas länger einschätzen kann, ohne dass er mich bemerkt. Er sieht die Überwachungsschnecke oben in der Zimmerecke, beobachtet sie einen Moment, sieht sich dann jedoch weiter um. Er muss bewusstlos gewesen sein, als sie ihn hier einsperrten. Denn wieder fängt er an zu rufen. Er hätte mich mit Sicherheit wach gemacht, wenn er selbst wach gewesen wäre. So wie ich das sehe hätte er sich gewehrt. Er ruft Namen, doch ich merke mir keinen davon. Irgendwann melden sich meine Schläfen von seinem Gebrüll und mir bleibt nichts anderes übrig als mich jetzt doch einzumischen.

„Kannst du auch mal aufhören? Da bekommt man ja Kopfschmerzen von.“

Ich rede nicht Laut, doch es reicht, um ihn zu überraschen. Sofort dreht er sich zu mir um und starrt mich an.

„Wer bist du? Wo bin ich hier und wo sind die anderen? Gehörst du auch zur Marine?“

Bei den Fragen sehe ich ihn nur ungläubig an.

„Ist das dein ernst?“

„Klar ist das mein ernst!“, brüllt er zurück, so dass ich die Augen zusammen kneifen muss. Ich streiche mit einer Hand über meine Stirn, hebe die andere beschwichtigend und hoffe, dass er etwas leiser wird. Es klappt, denn er wartet auf meine Antwort.

„Glaubst du im ernst, dass ich zur Marine gehören würde? Würde ich dann hier mit dir eingesperrt sein? Ich hab keine Ahnung, wo >die anderen< sind, ich weiß nicht mal genau, wo wir hier sind. Die werden dir die Tür jedenfalls nicht freiwillig öffnen. Hör bitte auf zu brüllen, okay?“

Er holt Luft, um etwas zu sagen, lässt es dann aber zum Glück, blickt zur Tür und dann wieder durch den Raum.

„Soll ich dich rumführen?“, frage ich leise und kann mir den kleinen Scherz leider nicht verkneifen. Es scheint zu knappen, denn er schüttelt nur lächelnd den Kopf über meine Frage.

„Wie heißt du?“, will er dann plötzlich wissen, bevor er sich dem Bett gegenüber auf den Boden setzt und mich ansieht.

„Schieda“, Antworte ich, ohne eine Gegenfrage zu stellen. Auf meine Gegenfrage wartet er allerdings. Irgendwann beantwortet er die Frage, die ich nicht gestellt habe.

„Ich bin Ruffy und ich werde irgendwann der König der Piraten.“

Pirat also. Damit ist die Frage, was er angestellt hat, wohl überflüssig.

„Sieht wohl gerade nicht so gut für den künftigen König aus, oder?“

„Das dauert nicht lange, dann bin ich wieder draußen.“

„Und wie kommst du darauf?“

„Glaubst du ein Käpten hat keine Crew? Glaub mir, in ein paar Stunden spätestens bin ich hier weg.“

„Klar.“, schüttle ich ungläubig und lächelnd den Kopf über seinen Optimismus.

„Wenn du hier in ein paar Stunden raus kommst, dann back ich dir nen Kuchen.“

„Wirklich? Super, dann kannst du auch mitkommen, wenn du willst!“

So was wie Ironie kennt er wohl nicht. Es ist dumm, aber ich muss darüber lachen. Nicht laut und nicht viel, aber jetzt habe ich wenigstens etwas bessere Laune als noch vor ein paar Stunden.

Nach ein paar Minuten unterbricht er wieder die Stille.

„Was hast du eigentlich angestellt?“

Klasse. Laune wieder unter Null.

„Das geht dich nichts an.“, erwidere ich kurz und hoffe, dass das Thema für ihn jetzt erledigt ist. Falsch gedacht. Es macht ihn neugierig. Klasse.

„Sag schon. Pirat bist du nicht, oder? Hast du was geklaut? Jemanden verletzt? Umgebracht? Bedroht? Oder hast du dich mit dem falschen angelegt?“

„Ich hab ein Gesetz gebrochen. Mehr musst du nicht wissen.“, versuche ich ihn endlich zum Schweigen zu bekommen. Es klappt nicht. Sofort setzt er sich im Schneidersitz hin, lehnt sich nach vorn und starrt mich mit großen Augen an.

„Sag es doch einfach. So schlimm kann es doch nicht sein.“

„Ist es auch nicht. Für mich wäre es schlimm gewesen, wenn ich es nicht gemacht hätte.“

„Wenn du es mir nicht sagen willst, dann rate ich, bis ich drauf gekommen bin, okay? Du kannst heiß oder kalt sagen.“

Ich mustere ihn einen Moment lang und muss lächeln.

„Da kommst du nie drauf.“

„Okay, fangen wir an. Du hast niemanden getötet, stimmt’s?“

„Ja.“

„Du hast niemanden bedroht, hab ich recht?“

„Ja.“

„Was für eine Art von Gesetz war es denn?“

„Apfelkuchen.“, sage ich dann und zucke die Achseln. Er zieht die Augenbraue hoch und sieht mich fragend an.

„Ich soll doch nur Ja oder Nein sagen. Wenn du eine andere Frage stellst, oder ich es nicht weiß, sage ich Apfelkuchen.“

„Eigentlich sollst du Heiß oder Kalt sagen, aber so ist das besser. Okay. Hast du jemanden beklaut?“

„Nein.“

Bei dem Gedanken, dass er doch irgendwie dahinter kommen könnte, zieht sich mir der Magen zusammen. Ich habe eigentlich kein Problem darüber zu sprechen, doch ich kenne diesen Kerl doch gar nicht. Es geht ihn eigentlich gar nichts an.

„Hast du überhaupt irgendwem etwas angetan?“

„Nein.“

„Hmm, das ist echt schwer. Konntest du nicht einfach eine Bank überfallen oder so? Dann wüsste ich es schon.“

„Vergiss es, du kommst nicht drauf.“

„Ich will das aber jetzt wissen.“

„Schließen wir einen Kompromiss?“

„Nein, lass uns weiter spielen.“

„Wieso sagen wir nicht einfach, wenn deine Crew dich in den nächsten zwei tagen nicht hier rausholt, dann sag und erklär ich es dir. Was hältst du davon?“

„Zwei Tage? Wozu soll das gut sein?“

„Ich will wissen, mit wem ich rede und ob ich es dir überhaupt sagen kann.“

„Die holen mich eh früher hier raus, also lass uns lieber weiter spielen.“

„Nein, ich vertrau dir noch nicht.“

„Ahh! Ich weiß, du hast mit einem Obermacker von der Marine gepennt, wolltest ihn erpressen und die haben dich dafür eingesperrt, stimmt’s?“

„Nein!“, brülle ich diesmal entsetzt zurück, was jedoch ein Fehler war. Das erste Mal seit Langem fange ich an zu husten, ich kneife die Augen zusammen, verschränke die Hände vor meinem Gesicht und schüttle weiter den Kopf. So ein Blödsinn, wie kommt der auf so etwas? Die Richtung, die er jetzt einschlägt, gefällt mir aber wirklich nicht. Vielleicht kommt er doch drauf, wenn er weiter fragt. Nach ein paar Sekunden hab ich mich wieder gefangen und starre ihn entgeistert an. Dazu sage ich jedoch nicht mehr, sondern schüttle nur den Kopf über ihn.

„Geht’s in die Richtung?“, will er dann auch noch grinsend wissen, woraufhin ich das Thema wechsle.

„Sollte deine Crew nicht schon lange hier sein?“

Das bringt ihn ins Grübeln.

„Ja, eigentlich sind die immer schnell da, wenn ich was anstelle. Vielleicht wissen die noch nicht, dass ich weg bin.“

„Was ist das denn bitte für eine Crew? Wie haben die dich denn gefangen?“

„Ich weiß nicht genau. Wir sind eigentlich nur auf die Insel gekommen um unsere Vorräte aufzufüllen. Hier soll es ja nicht so gefährlich sein. Eher Langweilig. Also wollt ich mich mal ein bisschen umsehen, bin durch die Stadt und mir was zu essen geholt. Ich hatte mir ne Limo bestellt. Die hat zwar komisch geschmeckt, aber wenn man Durst hat, soll man was trinken.“

„Ne Limo? War die in einem schmalen, runden Glas mit einer Ananasscheibe?“

„Ja, genau. Woher weißt du das?“

„Das war keine Limo, das war ein Limbo. Der stärkste Drink auf der Insel.“

„Ach so. Deswegen haben die mich gefragt, ob ich sicher bin, den zu trinken.“ Er kratzt sich nachdenklich am Kopf, „Jedenfalls bin ich hier aufgewacht.“

„War keiner deiner Crewmitglieder dabei oder hat dich gesehen?“

„Ich glaub nicht. Du hast Recht, dann kann es doch etwas länger dauern, bis die merken, dass ich weg bin.“

„Siehst du.“

„Backst du mir trotzdem noch nen Kuchen?“

„Klar, wenn du mich mitnimmst back ich dir gern einen. Dann schulde ich dir ja auch was.“

„Okay, für nen Kuchen nehme ich dich mit.“



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