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GRODE MANOR -Part 1- (July 1978 - November 1981)

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July 1978 -2-

Die Tage vergingen und ehe ich mich versah, war es nur noch eine Woche bis zum Abschlussball. In Hogwarts wurden Vorbereitungen getroffen, Schülerinnen der unteren Klasse buhlten um die Aufmerksamkeit der männlichen Abgänger und es wurde gemunkelt, dass Dumbledore wohl die italienische Band „Incantare“ eingeladen hatte, um für die Musik beim Abschluss zu sorgen.

Ich freute mich auf den Auftritt der Band, denn der Bassist war der Bruder von Alice, Mikael Whitesun. Wenn ich es so bedachte, fiel mir auf, dass Alice viele Geschwister hatte. Da war einmal Isabelle, eine schöne Hexe, die in Frankreich lebte und Autorin war. Dann gab es natürlich Mikael und Ian, ein Auror in Deutschland. Zuletzt kam Rebecca, die älteste der fünf und Lehrerin hier in Hogwarts. Sie war beliebt, höflich und unser aller Lieblingslehrerin.

„Jane, aufgewacht!“, stieß mich da jemand von der Seite an. Ich drehte mich herum und erkannte James, der mich anlächelte. „Du verpasst ja das Beste!“

„Wie meinst du das?“

Lily, die mir gegenüber saß, beugte sich zu mir vor und sagte: „Schau mal zum Eingang der Großen Halle!“

Ich drehte mich herum und konnte Sirius sehen, der von drei Fünftklässlerinnen aus Hufflepuff umschwärmt wurde. Aber er nahm das alles gelassen, spazierte locker zu uns an den Tisch und ließ sich neben Lily nieder.

„Morgen.“, sagte er mit einem Lächeln. Die Mädchen standen hinter ihm und beobachteten ihn wie er begann, sich ein Butterbrot zu schmieren.

„Sirius, wie wäre es wenn du deinem Harem auch was anbietest?“, lachte James und zwinkerte den Mädchen zu. Unter dem Tisch versetzte ihm Lily einen Tritt.

„Lils!“, flüsterte ich, aber sie grinste nur. Ich lächelte. Es war interessant zu sehen, wie wichtig James Lily endlich geworden war. Jahrelang hatte er ihr seine Aufwartung gemacht und seit Beginn des siebten Schuljahres gingen sie endlich miteinander. Obwohl sie ihn davor nicht ausstehen konnte und für den größten, ich zitiere, „aufgeblasenen Gockel, der je auf einem Besen geflogen ist“ gehalten hatte.

„Ladys.“, schnurrte Sirius den Mädchen hinter sich zu und spielte mit dem Messer in seiner Hand. „Wir sehen uns später.“

Sie gehorchten sofort und kichernd gingen sie zu ihrem Tisch zurück. Ich konnte sie hören wie sie sich fragten, welche von ihnen er wohl zum Ball einladen würde.

„Das machst du doch nicht wirklich, oder?“, fragte ich und griff nach einer Schale mit Erdbeermarmelade.

„Hm?“, meinte Sirius mit vollem Mund und sah mich an. „Du meinst, eine von denen einzuladen?“

Ich nickte.

Sirius lachte auf. „Achwas, für wen hältst du mich denn, hallo? Natürlich nehme ich wen anderen, das alles hier ist doch nur ein Spiel.“ Er zwinkerte.

„Unser Sirius, er hat schon immer gerne Spiele gespielt, nicht wahr?“, meine Lily und nahm sich einen Apfel aus einem Körbchen das gerade an ihr vorbeischwebte.

„Wo ist eigentlich Remus, Jane?“, fragte James.

Ich horchte auf. „Woher soll ich das wissen? Bin ich mit ihm zusammen oder was?“

„Ganz cool, Jane, du musst ja nicht gleich so aufbrausen.“, beschwichtigte mich Sirius. „Er hat ja nur gefragt, okay?“

Ich seufzte leise. „Tschuldigung, Tatze… war nicht böse gemeint…“
 


 

Seit der Nacht, in der Remus bei mir geschlafen hatte, ging dieser mir partout aus dem Weg und beachtete mich kaum. Hatte er mir nicht versprochen, für immer bei mir zu sein? War ich denn nicht seine beste Freundin?

„Ich glaub’, Remus ist bei Marisol und versucht sie zu beschwichtigen.“, meinte Peter, der sich neben mich setzte.

James sah auf. „Haben die beiden sich schon wieder gestritten?“

„Schon wieder ist gut. Die streiten sich seit zwei Wochen nur noch.“, sagte Lily. „Ich glaube, Remus überlegt sich ob er sich von ihr trennen soll…“

Mein Herz machte einen Extraschlag. „Wie… woher weißt du das, Lils?“, fragte ich.

„Na, also hör mal, das sieht man ihm doch an! Er ist todunglücklich wenn er von ihr zurückkommt und er reagiert gereizt, wenn man ihn auf sie anspricht. Es würde mich wundern, wenn er mit ihr auf den Abschlussball gehen würde.“

„Apropos Abschlussball, mit wem gehst du hin, Jane?“, fragte Sirius und begann eine Orange zu schälen.

Ich streckte mich. „Keine Ahnung. Bisher hat mich noch keiner gefragt…“

„Echt, noch gar keiner?“, fragte Peter und runzelte die Stirn. „Wie das?“

Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung… vielleicht verkrieche ich mich einfach im Gemeinschaftsraum, zusammen mit einer großen Packung Schokoladeneis…“

Lachend drückte James mich an sich heran und verwuschelte mein Haar. „Ach Jane, so schlimm wird es schon nicht werden… irgendjemand wird sich schon finden, der mit dir zum Ball geht, und wenn es Peter ist.“

Peter verschluckte sich an seinem Stück Schinken und hustete laut auf. Sirius klopfte ihm freundschaftlich auf den Rücken.

Ich drehte mich zu ihm. Bei aller Freundschaft, Wurmschwanz war ein klasse Freund, aber ich war noch nicht verzweifelt genug, um mit ihm zu gehen. Irgendwie widerstrebte mir das.

Ich schob James’ Hand zur Seite und erhob mich. „Entschuldigt mich bitte, aber ich möchte ein wenig alleine sein, ja?“

Die Jungs nickten, aber Lils sah mich traurig an und sagte: „Jane, wenn du irgendetwas brauchst sagst du es uns doch, oder?“

Ich schwieg.

„Oder, Jane?“

Ich erwiderte nichts, drehte mich um und ging aus der Großen Halle.
 


 

Ich verbrachte den gesamten Vormittag in der Bibliothek. Die Gegenwart der Bücher beruhigte mich und schenkte mir eine tiefe Zufriedenheit, die ich seit langer Zeit nicht mehr erlebt hatte. Ich wälzte riesige Bücher, die vom Kampf gegen dunkle Magie, Verteidigung gegen die dunklen Künste und die Historie der größten Auroren aller Zeiten handelten. Ich hatte die besten Noten um eine Ausbildung zur Aurorin zu starten und war froh, dass ich auch einen Ausbildungsplatz im Ministerium bekommen hatte. Sirius und James würden mit mir im Ausbildungsjahr sein und ich freute mich, dass ich Freunde um mich haben würde.

„Hallo.“, sagte da eine tiefe, ruhige Stimme. Ich sah auf. Severus Snape saß mir gegenüber und blätterte in einem meiner Bücher.

Na gut, Madame Pinns’ Bücher.

„Hi Sev.“, murmelte ich.

„Ich hab mich gewundert, warum du gestern nicht bei unserem Treffen am See warst.“

Ich blickte ihn an. Seine Augen sahen mich nicht vorwurfsvoll an, aber ich spürte, dass ich ihn enttäuscht hatte. Severus und ich verstanden uns seit der vierten Klasse, als er mit mir in Zaubertränke zusammenarbeiten musste, sehr gut und waren eng befreundet. Lily war zwar auch mit Sev befreundet, aber nicht so sehr wie ich. Seit drei Jahren trafen wir uns regelmäßig einmal in der Woche am See, sprachen miteinander oder lernten auf Prüfungen. Manchmal war auch Lily, in welche Severus schon immer heimlich verliebt war, ein Thema. Er hatte mir einst im Vertrauen davon erzählt und obwohl ich ihm immer sagte, dass Lily zu James gehören würde, wollte er nicht aufhören an sie zu denken. Wobei er im siebten Jahr, seitdem James und Lily ein Paar waren, aufgehört hatte so oft von ihr zu reden. Er erwähnte sie um ehrlich zu sein so gut wie gar nicht mehr.

Nach Deans Tod hatte Severus es verstanden, dass ich niemanden sehen wollte, aber so langsam glaubte ich dass er sich wünschte, dass wir uns wieder trafen.

„Ich… mir ging es nicht so gut…“

„Mhm.“

Schweigen.

„Du weißt dass ich es merke, wenn du mich anlügst?“

Ich sah auf. Und stöhnte leise auf. „Verdammt Severus, mir geht es im Moment ziemlich scheiße, okay?“

Ich merkte nicht, wie ich lauter wurde. Ich merkte auch nicht, wie ich wütend eine Faust ballte. „Ich habe gerade überhaupt keine Lust, irgendetwas zu machen, mein Bruder ist tot, und… und Remus beachtet mich nicht mehr!“

Jetzt war es raus. Und ich stand direkt vor ihm. In seinen Augen strahlte… nichts. Nichts, was ich jemals bei einem Menschen gesehen hatte.

Ich atmete rasch und stockend, als ich realisierte, was ich gleich tun würde.

„Jane, bitte… ganz ruhig, ja?“, meinte Sev beschwichtigend und wollte aufstehen, als ich sagte: „Gehst du mit mir zum Abschlussball?“

Entgeisterung und Erstaunen brachen wie Wellen auf mich ein. Sevs Gefühle konnte ich in diesem Moment so direkt spüren wie noch nie.

„Wie… wie meinen?“, fragte Severus und legte den Kopf etwas schief.

Ich atmete tief durch. „Ich wünsche, dass du mich zum Abschlussball begleitest, Severus Snape.“

Endlich lächelte er, dieses wunderschöne Lächeln, das ich so sehr an ihm mochte. „Nichts lieber, als das.“

Ich atmete auf. Wieso hatte ich aber nur das Gefühl, irgendjemanden in diesem Moment verdammt weh zu tun? Dass ich das später bereuen würde, konnte ich damals noch nicht wissen.

„Dann… treffen wir uns in der Eingangshalle? So… um sieben Uhr?“, fragte Sev und lächelte mich wieder an.

Ich blinzelte. „Klar, natürlich, Sev… Ich… ich freu mich…“

Mein Gegenüber nickte. „Ich mich auch. Also dann…“ Sev umarmte mich. Ich irrte mich vielleicht, aber ich glaubte dass er mich viel länger als sonst im Arm hielt.

Mir wurde warm. Und es war nicht die Sonne, die durch das Fenster strahlte.



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