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Fremde Welten: Das Schloss am Meer (#2)

Crimsons eigene Serie, yay!
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Anfangs noch Abend 29, dann Tag 30 - der große, lang erwartete Tag des Erfolges oder des Versagens!

Das ist noch nicht das letzte Kapitel. :) Komplett anzeigen

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Zahltag

Crimson übergab noch am Abend seiner Küchenmagd drei Goldstücke, was nach Iquenees Meinung reichte. Tatsächlich nickte das Mädchen und ging zurück an die Arbeit.

Der Schlossherr sah sich in der Küche um und stellte wieder einmal wehmütig fest, dass viele Dinge anders standen und hingen, als er es kannte. Jeder Koch ordnete die Dinge eben so, wie er oder sie es am besten fand. Da er eigentlich auch gar nicht mehr kochte – oder nur noch in Ausnahmefällen – musste er das erlauben.

Er ging nicht mehr bei Sorc vorbei, sondern gleich in sein Büro. Noch eine Abschiedsszene angesichts seines möglichen Todes wollte er vermeiden. Außerdem war Sorc nun mehr denn je in seinen Gedanken, doch der Chaosmagier zog sich derzeit verständnisvoll zurück. Crimson kontrollierte den Trank und setzte sich dann auf einen der maigrünen Sessel. Kurz darauf kam wie verabredet Shiro zu ihm, und gemeinsam gingen sie die Briefe von Olvins Sohn Ujat durch. So viele gab es gar nicht, schließlich hatte der Austausch nur einen knappen Monat gedauert, aber die meisten waren sehr lang. Zum Teil bestanden sie aus privaten Konversationen der beiden Männer, etwa gab es eine Diskussion über den richtigen Anbau von Küchenkräutern, die sich über mehrere Briefe hinzog.

Das Ergebnis stellte sich insgesamt als befriedigend dar. Der Sohn wollte sich bald mit seinem Vater treffen, aber zunächst nicht mit Crimson. Shiro hatte als Treffpunkt das Kristallschloss vorgeschlagen... und dort hielt sich Ujat wohl auch gerade auf. Wenn Olvin ihn sehen wollte, musste er nur dorthin reisen, was er in ein, zwei Tagen gewiss auch tun konnte.

„So, jetzt weißt du Bescheid,“ stellte Shiro schließlich fest und band die Briefe wieder ordentlich zusammen. „Es ist spät geworden, geh noch etwas schlafen.“

„Ich glaube nicht, dass ich das könnte,“ murmelte Crimson. „Außerdem muss ich jetzt gut auf das Gebräu aufpassen.“

Shiro warf einen misstrauischen Blick zum Kessel. „Warum? Läuft es weg? Muss in der Nacht was rein?“

„Ich muss ab und zu umrühren und in den Morgenstunden muss etwas hinzugefügt werden.“

„Dann kannst du zwischendurch schlafen und ein, zweimal die Nacht zum Umrühren aufstehen. Unterschätze dein Elixier nicht, Crimson. Du brauchst viel Kraft, wenn du es durchziehen willst.“

So hatte er das noch gar nicht gesehen. Crimson lenkte ein, allerdings holte er sich mit seines Vaters Hilfe die Matratze und das Bettzeug aus dem vorhin benutzten Bett und errichtete sich damit ein behelfsmäßiges Schlaflager, das er auch leicht wieder aus dem Weg räumen konnte.

„Cathy... weck mich alle drei Stunden...“ wies er sein Schlossherz an, das bei der Nennung seines Namens bei ihm auftauchte. „Und dass du mir nicht auf die Idee kommst, Paps umrühren zu lassen.“

„Ich werde mich hüten,“ versicherte Shiro. „Aber ich bleibe hier sitzen, auf einem der Sessel, und passe auf dich auf. So wie früher, wenn du nicht schlafen konntest.“

Crimson lächelte amüsiert bei der nostalgischen Erinnerung. Aber er fand doch eher Schlaf als vermutet, denn die Erschöpfung steckte ihm noch immer, oder schon wieder, in den Knochen.
 

Früh am Morgen war die Nacht vorbei. Shiro dehnte und reckte sich mühsam, denn er hatte auf einem der Sessel geschlafen, die sich dafür aber nicht eigneten, und deshalb war er ganz verspannt. Dennoch besorgte er Frühstück und scheuchte Crimson umher, damit dieser sich wusch und etwas Frisches anzog.

Crimson wählte für diesen Anlass sein Kartengewand – ohne den Hut und die Schulterpolster, denn beides war mehr Schau als praktisch. Zunächst verabschiedete er dann Iquenee und ihre Leute und ließ sich noch einige Tipps geben, wie er zum Schutz seines Schlosses verfahren sollte. Allerdings sagte sie ihm kaum etwas Neues. Wissen floss zu ihm aus den Datenbanken des Schlosses – oder von der Seele des Schlosses. Sorc musste wohl schon geahnt haben, was seine Schwester vorschlagen würde. Iquenee kündigte an, dass sie sich umhören würde, ob sich nicht jemand für einen Posten im Schloss interessierte. Das redete Crimson ihr gewiss nicht aus.

Den Rest des Vormittages verbrachte er damit, genug zu essen und zu trinken, alle paar Minuten zu schauen, ob auch ja nichts mehr schiefgehen konnte, die vorletzte Zutat einzurühren und nervös umher zu laufen.

Er schob den kleinen, runden Tisch, der zu seiner Sitzgruppe gehörte, in die Mitte des Büros und alle anderen Möbel aus dem Weg. Auf dem Tisch baute er feierlich den Kessel auf, wobei er die Glutsteine ebenfalls dorthin verlagerte, denn sein Gebräu durfte noch nicht abkühlen. Nur eine Zutat fehlte jetzt noch, er war ganz nah am Ziel. Aber Crimson wusste, dass auch jetzt nicht alles in trockenen Tüchern war.

Gegen Mittag legte er sein Athame bereit, jenes Ritualmesser, das seinen Effekt in seinen Rücken geritzt hatte. Er stellte zuletzt noch einen unbenutzten, hölzernen Becher neben den Kessel und wartete auf das Erscheinen seines Gastes. Der war auch schon unterwegs, wie er durch Cathy wusste.

Zwei Minuten später wurde leise die Tür geöffnet. Olvin war feierlich gekleidet, auf eine zeremonielle Art. Diese Sachen trug er auch auf seiner Karte. Crimson hatte, wie immer wenn er im Labor war, die Haare zusammengebunden, damit sie nicht in den Trank hingen. Verstohlen überprüfte er, ob seine Kleidung auch ja keine Flecken bekommen hatte, während er das Gebräu umrührte.

Olvin sah sich schweigend um, da er wusste, dass man einen Alchemisten bei der Arbeit nicht stört. Er wartete, dass man ihn ansprach, und das dauerte nicht lange.

„Mein Monat ist um, und ich habe Ergebnisse vorzuweisen,“ begann Crimson. Er nahm das Messer in die linke Hand und hielt die Klinge über den rechten Handballen. Die Linke trug Cathys Mal, das wollte er nicht beschädigen, auch wenn es vielleicht nichts ausmachte. Er hatte eine gewisse Abneigung gegen Messerschnitte, doch er erlaubte sich kein Zögern. Die Schneide fügte ihm problemlos – fast schon erschreckend einfach – eine ausreichend blutende Wunde zu. Er ließ mehrere Tropfen Blut in das Elixier fallen, rührte erneut um und wickelte dann rasch notdürftig ein sauberes Tuch um seine Hand.

Das Gebräu färbte sich violett und nahm ein unheilvolles Leuchten an. Der Beschreibung nach musste es so sein. Rückblickend war Crimson sicher, dass er alles richtig gemacht hatte, so dass er nun ein perfektes Ergebnis bieten konnte.

„Wie ich sehe, versuchst du dich an einem illegalen Trank,“ bemerkte Olvin.

Der Weißhaarige füllte mit einer Kelle etwas von seinem Werk in den hölzernen Becher. Danach löschte er die Glut unter dem Kessel und warf etwas Ätsch-Bätsch-Kraut in den restlichen Trank, denn es war zu gefährlich, ihn stehen zu lassen. „Du weißt, was es ist?“ Er trat vor ihn hin und reichte dem Älteren den Becher.

Olvin nahm ihn an, und für einen Moment konnte Crimson mit Befriedigung eine gewisse Überraschung auf den faltigen Zügen lesen. Das brachte ihn zum Schmunzeln, doch er unterdrückte es schnell wieder und behielt eine ernste Miene.

„Ich habe all das, was du durch mich verloren hast, zu ersetzen versucht, wie versprochen. Wenn du austrinkst, wird dein Leben an meins gebunden und kann von ihm zehren,“ verkündete Crimson. „Dadurch dürften die Beschwerden, die die Necromantie dir bereitet, gelindert werden oder sogar ganz verschwinden. Du wirst nicht sterben, solange ich lebe. Nimm dies als Ersatz für zehn verlorene Jahre deines Lebens.“

„Hm, sofern du es richtig gemacht hast,“ murmelte Olvin. „Du weißt, dass du dein eigenes Leben dadurch verkürzt?“

Crimson nickte feierlich. „Zumindest wird davor gewarnt, aber wer kann das schon wissen? Trink, ehe es kalt wird.“

Das tat Olvin. Er setzte den Becher erst ab, als er leer war. „Wäh, kannst du nicht was am Geschmack ändern?“

„Das war mir zu gefährlich.“

„Sag bloß! Sehr vernünftig. Berichte mir, was du sonst getan hast. Ich gehe doch davon aus, dass da noch mehr ist? Und du stehst zu deinem Wort, falls ich nicht zufrieden bin?“

Crimson fand eigentlich, dass es schon genug war, dass er von seiner Lebenskraft etwas opferte, aber er nickte erneut. „Ich gebe mein Schicksal in deine Hand, wie versprochen.“ Er nahm ein paar Notizen zur Hand, die ein wenig mit verschiedenfarbigen Spritzern beschmutzt waren. Heimlich versuchte er, eine Veränderung an Olvin zu erkennen.

„Am einfachsten ist es mit deinem Beruf,“ begann er seinen Bericht. „Ich befinde mich in der glücklichen Lage, dir eine Anstellung bieten zu können, inklusive Wohnung und Verpflegung. Somit wirst du auch nicht mehr obdachlos sein. Über die Einzelheiten können wir später reden, solltest du das Angebot annehmen.“

Olvin nickte, es war jedoch eher eine Kenntnisnahme als eine Zustimmung. Er hatte etwas in seiner Tasche dabei, stellte Crimson fest, denn der Necromant packte es aus und breitete es auf der Sitzfläche eines Stuhls aus. Es war eine Ledertasche mit zahlreichen Ösen, in denen Werkzeuge seines Handwerkes steckten: Messer, Skalpelle und dergleichen. Man konnte das Leder vollständig ausrollen und hatte damit Zugriff auf alles.

Crimson wurde etwas nervös, erzählte jedoch weiter: „Ich habe deinen Sohn ausfindig machen lassen und er will sich mit dir treffen, allerdings hat er es abgelehnt, mit mir zu reden, und sich statt dessen mit meinem Vater ausgetauscht. Er ist darüber informiert, dass du damals einem Jungenstreich zum Opfer gefallen bist... und damit komme ich auch gleich zum nächsten Punkt, deinem Ruf. In der Akademie hat sich auf geheimnisvolle Weise ein eigentlich nur an die Direktorin adressierter Brief verbreitet, in dem ich ihr erkläre, wie das damals wirklich war. Inzwischen müsste das ganze Schattenreich wissen, dass ich dich fälschlich beschuldigt habe.“

Olvin hob die Augenbrauen und wandte seine Aufmerksamkeit kurz von einigen kleinen Messern ab, die er aus dem Set herausgesucht hatte. „So? Dann hast du also ganz nebenbei deinen eigenen Ruf ruiniert. Das gefällt mir!“

Was hatte der Alte mit den Messern vor? Crimson fühlte Übelkeit in sich aufsteigen. War das Angst? Er konnte noch keine Wirkung seines Trankes an Olvin erkennen, hatte er etwa doch versagt? Es sah ganz so aus, als bereitete der Necromant gerade seine Rache vor. Was hatte er angedroht? Er würde ihn zu gerne zu Tode quälen und dann wieder erwecken als Zombie? Aber zählte es denn gar nichts, was er erreicht hatte? Crimson konnte es nicht länger leugnen, als seine Knie zu zittern anfingen. Das war Angst. Und es musste wohl auf seinem Gesicht zu sehen sein, denn um Olvins Mundwinkel spielte ein Lächeln.

„Auf die Knie mit dir, Jungchen,“ forderte der Alte.

Crimsons Körper gehorchte fast von alleine, denn er hatte eine Art Schwächeanfall und fühlte sich ganz zittrig. Ihm war schlecht. Und er fand es peinlich. Er versuchte, so zu tun, als befolgte er einfach nur die Anweisung, die ihm eigentlich gerade recht kam. Aber auf der anderen Seite fragte er sich, ob es wirklich nötig war, dass Olvin ihn so demütigte. Was wollte er denn noch?

Allerdings schien der Trank ja nicht zu wirken, also vielleicht fühlte Olvin sich veralbert angesichts der Tatsache, dass er in letzter Zeit jeden Tag um sein Überleben kämpfte. Trotzdem... er musste doch den Versuch zu würdigen wissen! Schließlich bekam man nicht jeden Tag das Leben eines anderen angeboten. Aber was stimmte nicht mit dem Trank? Lag es vielleicht am Transport in das Büro? Zu wenig Hitze? Crimson dachte angestrengt nach, was schiefgelaufen sein könnte. Er fühlte sich fiebrig und musste sich mit den Händen abstützen. Sein Atem wurde hektisch. Olvin stand dicht neben ihm, aber Crimson konnte nicht erkennen, ob er etwas in der Hand hielt. Der Raum schwankte. Er hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen.

„Braver Junge. Halt es nicht zurück, das hat keinen Sinn...“

Crimson musste würgen. Olvin tätschelte seinen Rücken und stellte den Papierkorb unter seiner Nase ab. Er gab es auf, sich beherrschen zu wollen, und übergab sich ausführlich, bis er glaubte, seinen Magen mit von sich gegeben zu haben. Er konnte sich nicht erinnern, wann ihm jemals zuvor so übel gewesen war.

„Ich... kann's nochmal versuchen,“ stammelte er mühsam. „Kann mir nicht erklären, was schiefgelaufen ist... Lass es mich nochmal---“

Olvin kicherte. Das Geräusch klang amüsiert, aber auf eine ehrliche Art, nicht spöttisch wie sonst. „Du glaubst, du hast versagt?“ Der Alte reichte ihm ein sauberes Taschentuch.

Crimson wischte sich zitternd den Mund ab. Sein Körper schien von Fieberkrämpfen geschüttelt zu werden, was eigentlich jeder Logik entbehrte. Das konnte nicht nur an seiner Angst liegen. Er war nicht so panisch. Schließlich hatte er doch viel erreicht und konnte bestimmt diplomatisch darüber verhandeln. Es gab keinen Grund, so zu reagieren, ehe er nicht wusste, was Olvin mit ihm zu tun gedachte.

„Denk mal nach, Jungchen,“ hörte er die Stimme des anderen Magiers nahe an seinem Ohr. „Hast du erwartet, dass dein Trank mich von jetzt auf gleich von meinen Gebrechen befreit? Dass du zusehen kannst, wie sich etwas verändert? Ha! Du solltest es doch besser wissen! Und überleg mal... welche Folgen hat es für dich?“

„Folgen? Was sollte es für... urgh!“ Crimson würgte, doch es kam nichts mehr nach.

„Ich fürchte, du musst einfach warten, bis es vorüber geht,“ meinte Olvin. „Bis du dich daran gewöhnt hast, können einige Tage, vielleicht auch Wochen vergehen. Hier, lass mich das behandeln...“ Er griff nach Crimsons rechter Hand und schickte sich an, den Schnitt besser zu verbinden. Nein, doch nicht... er wickelte das Tuch ab und berührte die blutende Stelle vorsichtig mit einem Finger, worauf sich ein fester Schorf bildete, als wäre die Wunde drei Tage alt. Es juckte wie verrückt.

Crimson blickte auf und sah den alten Magier direkt vor sich. In dem runzeligen Gesicht war ein neuer Ausdruck. Eine Art von... Respekt. „Du meinst, das... Es liegt an dem Trank, was mit mir geschieht?“

Olvin nickte ruhig. „Du kannst nicht dein Leben mit einem sterbenden Mann verbinden und nichts davon bemerken.“

„Es hat funktioniert!“ freute Crimson sich, was auch nicht dadurch gemindert wurde, dass er sich schon wieder über den Papierkorb beugen und Galle hochwürgen musste. Er empfand Triumph, wie meistens, wenn er einen sehr komplizierten, langwierigen und möglichst noch verbotenen Trank hingekriegt hatte. Der Erfolg schmeichelte stets seinem Ego und bestätigte ihn in seiner hochmütigen Meinung von seiner eigenen Kunst. Oh ja, er wusste, dass er arrogant war, aber er fand das nur recht und billig, schließlich war er ein Meister seines Faches. Und das sogar ohne Anerkennung von der Akademie, die ein Genie wie ihn verstoßen hatte!

„Das an sich wundert mich nicht,“ sinnierte Olvin. „Ich habe deine Bemühungen beobachtet und meine Schlüsse gezogen, aber ich habe nicht alles mitbekommen und dachte, ich müsse mich irren. Dass du so weit gehen würdest...“

Crimson blieb auf den Knien, denn er traute seinen Beinen noch nicht. Doch er nahm eine aufrechte, kniende Position ein, wie ein Japaner bei formellen Anlässen. „Ich bitte hiermit offiziell um Vergebung für den Streich, den ich dir gespielt habe. Mir war damals nicht klar, was für Folgen er für dich nach sich ziehen würde, und niemals danach habe ich darüber nachgedacht.“ Das zu sagen war schwierig, vor allem, da er es zu dem sagte, den es betraf, und er bemühte sich, ihn dabei anzusehen.

Olvin schien das auch zu überraschen. Er hob eine Augenbraue. „Ich kann mir denken, dass jemand wie du ungern Fehler zugibt, aber anscheinend hat dein Vater dich gut erzogen.“

Crimson legte nachdenklich den Kopf schräg. „Uhm... stimmt wohl beides... Ich mag arrogant, hochmütig und zu stolz sein, aber ich habe auch sowas wie Ehre. Ich begleiche meine Rechnungen.“

Der Necromant rieb sich nachdenklich das Kinn. Täuschte es, oder waren seine Fingernägel weniger bläulich unterlaufen? „Es ist gut, wie es ist,“ meinte er schließlich. „Du weißt, was du kannst, und machst keinen Hehl daraus. Nichts ist schlimmer als ein Angeber, der nichts drauf hat, aber du versprichst nichts, was du nicht halten kannst. Das ist auch eine Form von Ehrlichkeit, und Ehrlichkeit finde ich wichtig. Auch Stolz sollte ein Mann haben. Aber er muss wissen, wann er ihn ablegen muss, und auch das habe ich dich schon tun sehen. Letztendlich muss ich dir hoch anrechnen, dass du zu deinen Fehlern stehst – auch wenn es zehn Jahre gebraucht hat und einen alten Mann, der dich mit der Nase darauf stößt.“

„Ähm...“ Crimson sagte lieber nichts weiter dazu, das war manchmal besser.

„Wann, sagtest du, kann ich meinen Sohn treffen? Oder habe ich etwas falsch verstanden?“ erkundigte der alte Magier sich.

„Oh... ich habe noch kein Datum genannt,“ antwortete Crimson, froh über den Themenwechsel. „Er befindet sich im Kristallschloss. Wenn du willst, zeige ich dir die Briefe, die er meinem Vater geschickt hat. Er berichtet von seiner Familie, den Enkelkindern...“

„Enkelkinder?“ Das hatte Olvin anscheinend gar nicht gewusst. „Ja, das... würde mich sehr interessieren. Und du solltest dich ein bisschen ausruhen.“

Crimson kämpfte sich auf die Beine, holte den Packen Briefe von seinem Schreibtisch und reichte sie ihm. „Was ist mit den Messern?“ fragte er vorsichtig. Die Werkzeuge waren bisher nicht zum Einsatz gekommen.

Olvin grinste. „Ich wollte dir nur etwas Angst machen.“

Crimson starrte ihn sekundenlang nur an, dann fiel ihm ein Stein vom Herzen, und mit ihm schien der Rest seiner Kraft zu schwinden. Er wankte zu seiner Matratze und und setzte sich darauf. Zumindest war das der Plan, aber ihn Wahrheit plumpste er geradezu auf das Laken. Der alte Necromant beachtete ihn nicht weiter, sondern sank auf einen Sessel und entfaltete mit zittrigen Händen den ersten Brief. Nie hatte Crimson ihn so bewegt gesehen.

Doch darauf konnte er nicht mehr lange achten. Sein Körper fühlte sich immer schwerer an, sein Kopf immer müder. Da er jetzt wusste, dass es an dem Trank lag, verspürte er keine Sorge mehr darüber, und er hatte auch keine Bedenken, Olvin in seinem Büro die Briefe lesen zu lassen, während er selbst sich ein wenig schlafen legte. Er wollte sich eigentlich noch entkleiden und sich dann zudecken, gemütlich hinlegen und die Augen schließen, um etwas zu ruhen, aber letzten Endes zog er die Beine an und legte sich auf die Seite, wobei er schlief, sobald sein Kopf in Kontakt mit dem Kissen kam.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  jyorie
2014-06-29T21:42:09+00:00 29.06.2014 23:42
La⚽la ٩(^ᴗ^)۶

Sorry, stimmt Chary ist männlich, hatte mich in dem Satz vertippt *blush*

Das ist so heftig, wie Chrimson alles noch beendet um nichts mehr offen
zu haben, wie er mit dem schlimmsten rechnet und mit allem abschließt.
Das macht so eine seltsame endgültige Stimmung. *seuftz*

Ich hab mich die ganze Zeit jetzt gefragt, was die letzte Zutat ist, ob mit
Crimsons Blut das alles ist, oder ob er da vielleicht so einen packt eingeht,
wie Sorc es gemacht hat, das es ihm so schwer fällt.

(Was ist Olvins Karte?)

Bei der Stelle wo Olvin die Messer auspackt, hab ich es mir eigentlich schon
gedacht, das er nur spielt und sich über Crimsons entsetzen freut^^ und er ihn
einfach noch mal zappeln lassen möchte.

Damit das er ihrer beide Leben verbindet hab ich in der Form nicht gerechnet.
Heißt das Chrimson und Olvin gleichen sich jetzt aus mit Krankheit/Alter, so
ähnlich wie wenn man 2 Behälter mit mehr und Weniger Wasser auf die gleichen
level bringt? Weil das alles hört sich ja so an, als wenn er Olvins Zipperlein bekommt
und irgendwie auch mit altert, wo kaputt wie er ist.

Aber ich hab mich auch für Olvin gefreut, irgendwie hat man es ihm ansehen können
das es ihm schon besser geht und das er sich auch gefreut hat über die Enkel.

CuCu, Jyorie

Antwort von:  Purple_Moon
29.06.2014 23:58
Hi!
Viele Fragen werden im nächsten Kapitel beantwortet. Aber nein, es ist nicht wie die zwei Behälter. Eher wie wenn Olvin aus Crimsons Behälter was nehmen kann, wenn seiner leer ist. Naja, genaue Untersuchungen gibt es dazu nicht. Aber wie du weißt gab es bei der Sache auch schonmal Opfer. Tja...
Die entgültige Wirkung des Trankes habe ich natürlich absichtlich bisher nicht verraten, sondern es immer so geschrieben, dass der Leser nichts erfuhr. :P

Olvin ist der Alte Rachsüchtige Magier / Old Vindictive Magician. Wenn er aufgedeckt wird, kann man ein Monster des Gegners vernichten.

Hehe, auch schön, wenn man sich mal was denken kann.

Fortsetzung ist fast fertig. ;)
Von:  Hikari-Yumi
2014-06-29T12:55:36+00:00 29.06.2014 14:55
Huhu :)
So habe gerade endlich mal wieder Gelegenheit zu lesen :D
Sehr schön^^ und es war soooo klar, dass nicht alles perfekt ist mit dem Trank.
Obwohl....so ein schwacher Crimson hat schon was...
By the way, merkt Sorc eigentlich von crimsons Problemchen?
Und hat er sich das gedacht? (Ich denke schon)
Und cathy? Merken andere Schlossherren auch, dass es diesem Schlossherren nicht gut geht?
Mhhh~
Sehr niedlich x3
Antwort von:  Purple_Moon
29.06.2014 15:08
Huhu!
*kreisch* *Kommi hab*
Doch, doch, mit dem Trank ist alles OK, nur hat Crimson eben nicht bedacht, was dann passiert. So ganz nach Jungalchemistenmanier hat er nur zugesehen, dass er alles richtig dazumengt, und dann wird Olvin halt mal eben geheilt. *glitzer, glitzer, zauberfunkel* Tja da hat er jetzt mal ne Erfahrung gemacht. XD

Die anderen Schlossherren merken es, wenn Cathy es durchsickern lässt - was sehr wahrscheinlich ist, schließlich sind die ja alle befreundet.
Sorc - ja, der merkt es, aber er wusste auch nicht, dass es so schlimm sein würde. Allerdings hätte er sich besser informiert, wenn er an Crimsons Stelle gewesen wäre.


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