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Fremde Welten: Das Schloss am Meer (#2)

Crimsons eigene Serie, yay!
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Abend des 29. Tages Komplett anzeigen

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Überraschender Teamzuwachs

Sein Magen weckte ihn mit einer deutlichen Botschaft. Crimson setzte sich in seinem Bett auf und stellte fest, dass er in einem der zusätzlichen Krankenbetten geschlafen hatte. Eine einzelne Kerze spendete dem Raum Licht, draußen musste es also schon dunkel sein.

„Aha, da haben wir dich also wieder.“

Crimson drehte sich zur anderen Seite um, wo Blacky auf einem Stuhl saß. „Warst du die ganze Zeit hier?“

„Naja... mit Unterbrechungen. Hier ist neue Kleidung für dich und was zu trinken...“ Der Chaosmagier reichte ihm beides, und Crimson verzog sich in die abgeteilte Ecke mit einer Waschschüssel. Das stille Örtchen musste er auch demnächst aufsuchen, aber zunächst warf er sich in die rote Robe. Dabei handelte es sich um die beste, die er hatte – gute Wahl.

Als er zu seinem Bett zurückkehrte, bewegte sich etwas neben Blackys Stuhl. Meras erhob sich aus einer liegenden Position und rieb sich an Blackys Bein. Dann tapste sie auf den Schlossherrn zu und forderte Streicheleinheiten ein. Die Katze reichte ihm fast bis zur Hüfte, und wie immer musste er um sein Gleichgewicht ringen, damit sie ihn nicht umschubste vor Zuneigung.

„Wie spät ist es denn?“ erkundigte er sich.

„Die Nacht beginnt gerade, und das Essen ist in Kürze fertig. Es hat etwas länger gedauert, weil die Küche nicht auf so viele Gäste vorbereitet war und auch nicht darauf, dass es heute noch etwas anderes als Snacks geben soll. Möglicherweise hat auch jemand dafür gesorgt, dass sie sich etwas Zeit lassen, damit du länger schlafen kannst.“ Blacky lächelte wissend.

„Hast du Dark allein gelassen, um dich an Sorcs Stelle um mich zu sorgen?“ neckte Crimson ihn halbernst.

„Naja, beinahe. Mein Vater hat mich eigentlich nicht darum gebeten, aber ich mache das gerne. Weil ich dir dankbar dafür bin, wie du zu ihm hältst. Das ist nicht gerade selbstverständlich.“

„Er hat sich mein Vertrauen aber auch erarbeitet,“ versicherte Crimson. „Warum sprichst du ihn eigentlich immer mit seinem Namen an, obwohl du ihn durchaus als deinen Vater bezeichnest?“

Blacky seufzte. „Weißt du... der Mann, den ich mein Leben lang Vater genannt habe, hat mich die ganze Zeit heimlich gehasst und ist gar nicht mein Vater. Und den Vater, den ich jetzt gefunden habe, habe ich anfangs geleugnet. Er verdient es nicht, dass ich ihn so nenne, weil mich das immer an Talimecros erinnert. Und ich verdiene es nicht, ihn so anzusprechen, weil ich ihn erst nicht wollte. Sorc versteht das und hat kein Problem damit, solange er mich nennen darf, wie er will.“

„Ah ja. Klingt, als hättet ihr ein gutes Verhältnis.“

„Das kann man sagen. Er war zuerst etwas distanziert, aber ich glaube, er wollte mir nicht zu nahe kommen, solange ihm noch eine Hinrichtung drohte. Dann muss er wohl gespürt haben, wie wichtig mir das ist, und er ließ sich darauf ein, mein Vater zu sein, auch auf die Gefahr hin, dass ich ihn verliere. Ich finde, dass er hier regelrecht aufgeblüht ist, Crimson. Er kann sein, was er ist, weil du ihn lässt.“

„Das überrascht mich eigentlich selbst ein bisschen,“ gab Crimson zu. „Jedoch kommt es mir so vor, als wäre es so genau richtig.“

„Als Darks Erzrivale ist es nur natürlich, dass du dir einen eigenen Chaosmagier anschaffst, nachdem du nun schon ein eigenes Schloss hast. Aber ehrlich gesagt habe ich nicht damit gerechnet, dass es so gut läuft,“ witzelte Blacky. „Die meisten Menschen kommen mit meinesgleichen nicht gut aus. Wir gelten als unberechenbar und gefährlich. Missverstandene Kreaturen.“

Der Blauhäutige erhob sich vom Stuhl und begleitete Crimson zur Hauptkrankenstation, dicht gefolgt von Meras, die stets in Streichelreichweite blieb. Crimson wollte vor dem Essen noch nach Sorc schauen und nachsehen, wer außer ihm noch das Bett hüten musste.

Wie sich herausstellte, lag nicht einmal mehr Legend in seinem Bett. Er hatte ein gebrochenes Bein, wollte aber unbedingt die fremden Krieger sehen, weshalb er auf Krücken das Schloss unsicher machen durfte. Olvin und Lily hielten bei Sorc die Stellung. Lily, weil sie es wollte, und Olvin, weil es besser für ihn war. Allerdings hielt auch er sich nicht ununterbrochen im Bett auf. Im Moment saß er auf der Kante und las in einem Buch, das auf dem Nachttisch lag.

Als Crimson und Blacky eintrafen, zog die Fee sich gerade von Sorcs Seite zurück und überließ ihnen das Feld. Sorc machte einen guten Eindruck, wenn man bedachte, dass er vor kurzem noch ein Loch im Körper gehabt hatte. Die Verbände sahen frisch aus und es roch nach Kräutern und ätherischen Ölen. Er wurde also liebevoll umsorgt. Auch schien er gut gelaunt zu sein, denn er lächelte seinen Besuchern entgegen.

Sie holten sich je einen Stuhl und setzten sich auf die rechte Seite des Bettes – von Sorc aus gesehen. Meras sprang auf das Bett und legte sich laut schnurrend ans Fußende.

„Gibt es nicht bald Essen?“ fragte der Patient. „Sie warten sicherlich schon auf dich, Crimson.“

„Ja, ich weiß... ich muss mich als Schlossherr mal blicken lassen. Aber der Weg hierher war kürzer.“

„Verstehe. Und Blacky, ich habe den Eindruck, dass du Iquenee aus dem Weg gehst,“ fuhr Sorc fort.

„Uhm... ich habe mich ein bisschen um Crimson gekümmert. Aber, nun ja... ich weiß wirklich nicht, wie ich mit ihr umgehen soll. Sie hat mich vorhin gemustert, als würde sie mich mit dir vergleichen.“

„Das kann gut sein. Denk dir nichts dabei. Vielleicht hast du sie nur an ihre Kindheit erinnert, als ich in deinem Alter war. Von all meinen Kindern ähnelst du mir am meisten, Kay.“

„Nun ja... nachdem ich nun einige von ihnen kenne, kam mir das auch schon so vor.“

Sorc grinste und verkniff sich sichtbar das Lachen.

„Tut es noch weh?“ fragte Crimson daraufhin.

„Ja, ein bisschen,“ nickte der Chaoshexer. „Olvin hat mich außer Lebensgefahr gebracht und die Tränke haben die Heilung etwas beschleunigt. Aber wie du ja weißt... zuviel auf einmal ist auch schädlich. Ich werde mir lieber etwas Zeit nehmen, den Rest von selber heilen zu lassen – wenn dir das recht ist.“

Das schien ein Stichwort für Olvin zu sein. „Was heißt hier, wenn dir das recht ist? Crimson hat das nicht zu entscheiden! Er mag der Schlossherr sein, aber in Gesundheitsfragen habe ich... ich meine... hat Lily hier das Sagen!“

Na das sah ja fast so aus, als fühlte er sich hier schon zuständig, stellte Crimson fest. „Also, da muss ich Olvin Recht geben,“ sagte er. „Hör auf Lily und bleib liegen, bis sie dich aufstehen lässt.“

„Weißt du, wie lange das dann dauert?“ stöhnte Sorc.

„Ich bin sicher, sie meint es nur gut,“ warf Blacky ein.

Crimson ließ Vater und Sohn kurz alleine und ging zu Olvin hinüber. Dieser hob eine Augenbraue und blickte aufmerksam zu ihm auf. Die Ränder unter seinen Augen sahen beängstigend aus, ebenso seine bläulich unterlaufenen Fingernägel.

„Komm morgen Mittag in mein Büro,“ forderte er den Necromanten auf. „Der Monat ist dann um, und ich bin schon sehr gespannt, wie dir meine Ergebnisse gefallen.“

„Ich auch,“ entgegnete Olvin und setzte sein altes, fieses Grinsen auf. „Gewiss werde ich am Ende des Tages zufrieden sein... auf die eine oder andere Art.“

Crimson erwiderte darauf nichts. Er nickte nur und erlaubte einem kurzen Frösteln, sich seiner zu bemächtigen. Erst jetzt wurde ihm klar, dass er immer noch in Lebensgefahr schwebte – denn wenn Olvin das Elixier nicht guthieß und auch seine anderen Bemühungen unzureichend fand, dann stand ihm vielleicht doch noch so etwas wie eine Hinrichtung bevor. Doch er war zuversichtlich, das vermeiden zu können. Schließlich hatte er sich sehr ernsthaft bemüht, das musste der Lehrer in Olvin doch zu würdigen wissen.
 

Nach seinem Besuch bei Sorc ging Crimson noch in besagtem Büro vorbei und gab etwas Wasser in den Kessel. Erst danach begab er sich zusammen mit Meras und Blacky in den Speiseraum.

Dort herrschte ganz lustiges Treiben. Die fremden Kriegerinnen und Krieger saßen zwischen seinen Schülern und Freunden und stießen mit ihnen an. Crimson war ziemlich sicher, dass sie bestenfalls ein harmloses Bier im Haus hatten, aber die Stimmung wirkte trotzdem sehr ausgelassen. Es musste sich halt nicht jeder zwangsläufig betrinken, um gute Laune zu haben.

Dann erhob sich eine in helle Kleidung gehüllte Gestalt und kam auf ihn zu. „Crimson! Junge, wie geht es dir?“

„Paps...“ Crimson schloss Shiro in die Arme und hatte direkt Tränen in den Augen. Fast hätte er ihn nie mehr wieder gesehen! Er drückte ihn extra fest und vergrub sein Gesicht in der Halsbeuge des Mannes. Der vertraute Geruch beruhigte ihn.

Shiro tätschelte seinen Rücken. „Hoi, mein Junge... du bist ja ganz aufgelöst. Alles in Ordnung? Mir scheint, du hattest zu viel Stress.“

„Ein bisschen,“ schniefte Crimson und rang um seine Fassung. „Warum hat mir keiner gesagt, dass du hier bist?“

„Ich wollte dich überraschen. Du bist morgen mit dem Elixier fertig, nicht wahr?“

„Uhm... ja. Aber du bist nicht hier, um mich davon abzubringen, oder?“

„Nein. Aber wenn ich schonmal da bin, lasse ich dich damit auch nicht alleine.“

Crimson löste sich von ihm. Er wischte sich mit dem Ärmel über die Augen, nur zur Vorsicht. Ob er Shiro gesagt hatte, wie seine Vereinbarung mit Olvin lautete, wusste er schon gar nicht mehr, aber er erwähnte diesen Punkt jetzt auch nicht, um den Lichtmagier nicht unnötig zu beunruhigen. „Ich muss noch all die Briefe von Olvins Sohn lesen, dazu bin ich gar nicht gekommen...“ sagte er statt dessen.

„Ich helfe dir und zeige dir die wichtigen Stellen,“ bot sein Vater an.

Das nahm Crimson gerne an.

Fürs Erste riss er sich aber von dem Gespräch los, denn er wollte sich noch unter die Gäste mischen und natürlich etwas essen. Alle warteten nur auf ihn. Kaum hatte er einen freien Platz gefunden, kamen die Küchenmädchen mit dem Essen. „Die Prämie,“ zischte ihm eine davon zu.

„Okay. Das können wir gleich im Anschluss erledigen,“ versprach er, denn er wollte nicht das Risiko eingehen, dass er es dann nicht mehr schaffte.

Das Mädchen verzog sich grummelig.

Beim Essen gab es allerdings nichts zu beanstanden. Ein einfaches Gericht, aber das mochten die Krieger. Crimson achtete nicht so sehr darauf, denn er machte Pläne für den nächsten Tag und versuchte, die Gäste höflich zu unterhalten.

Im Laufe des Abends wurde der Platz neben ihm frei und Dark setzte sich dorthin. „Draconiel lässt ausrichten, dass er nur Exxod schicken konnte, und der hätte zu lange gebraucht. Die Bauarbeiter waren etwas begriffsstutzig. Aber anscheinend macht das ja nichts mehr aus. Dein Vater und ein paar seiner Magier sind hier – sie haben unterwegs die Nachricht erhalten, dass wieder alles in Ordnung ist, aber die meisten sind dennoch hergekommen.“

„Hat sich etwas ergeben bezüglich der Gefangenenbefragung?“

„Da fragst du am besten den General.“

Das tat Crimson, als der Nachtisch abgeräumt worden war, denn er wollte erst alle in Ruhe essen lassen.
 

General Iquenee winkte ihn hinter sich her, weg von den anderen. Eine ihrer Mitstreiterinnen blieb auf ihren Fersen. Ihre ganze Gruppe hatte die Rüstungen abgelegt und zeigte sich nun in Tunikas und engen Hosen, mit kurzen Schwertern, die am Gürtel hinter den Hüften versteckt waren.

„Wir haben jemanden aufgegriffen, der darauf besteht, mit Euch zu sprechen, Lord Crimson. Die anderen haben wir befragt und dann verjagt. Anscheinend handelt es sich um Söldner und leicht zu beeinflussende Kleingeister, die mit dem Versprechen auf reiche Beute gelockt wurden. Sie kennen allerdings den Namen ihres Herrn nicht. Jemand hat viel Energie darauf verwendet, Euch anzugreifen, ohne seine Identität preiszugeben,“ berichtete die Prinzessin sachlich.

Crimson folgte ihr in den Keller. Dafür, dass sie nur Gast war, kannte sie sich ziemlich gut aus. Die Begleiterin erschuf mehrere Leuchtkugeln, als sie in dunklere Gefilde hinabstiegen. Der Weg endete vor der Tür eines Kellerraumes. Darauf prangte ein magisches Siegel, und die Runen von Sorcs Seelenschrift schimmerten am Türrahmen.

Iquenee sagte ein Passwort, das das Siegel löste, und schob die Tür auf. Genau in der Mitte stand ein Stuhl, und daran war ein Mann gefesselt. Er blickte den Ankömmlingen entgegen und blinzelte in das Licht, das sie mitbrachten. Er zeigte ein paar Verletzungen wie von einer Schlägerei.

„Gorz!“ zischte Crimson.

Der Unterweltler grinste breit. „Oh, er hat sich meinen Namen gemerkt.“

„Du hast beinahe meinen Chaoshexer getötet!“

„Hey, werd mal locker! Das war ein Unfall!“ protestierte Gorz. „Er war gut, ich dachte, er würde den Angriff abwehren. Aber statt dessen drehte er sich plötzlich um.“

Crimson erinnerte sich noch gut an die Szene, denn er hatte Sorc abgelenkt. Er presste kurz die Augenlider zusammen und atmete tief durch. Doch dann fiel ihm ein Detail wieder ein. „Moment. Dein Kollege hat behauptet, dass ihr den Auftrag hattet, mich und Sorc zu töten! Also ist das doch eine Lüge, von wegen Unfall! Und du wusstest auch, wer er ist, er hat sich dir vorgestellt.“

Gorz zuckte mit den Schultern, so gut er es vermochte. „Es war trotzdem ein Unfall in dem Moment. Ich wollte den Kampf noch eine Weile genießen – und ihn nicht von hinten niederstechen!“

Darüber diskutierte Crimson lieber nicht weiter, denn noch stand Iquenee dich hinter ihm. Machte sie ihm Vorwürfe? Würde sie sich an ihm rächen? Aber nein... das würde ihr Bruder niemals zulassen.

„Und was willst du jetzt von mir?“ fragte er den Gefangenen in einem strengen Tonfall.

Jener setzte ein ernstes Gesicht auf. „Ich will bei euch mitmachen.“

„Wie bitte?“

„Ich sagte, ich will bei euch mitmachen.“

„Ja, ja, verstanden habe ich das,“ winkte Crimson ab. „Aber wieso dieser Gesinnungswechsel?“

„Ist doch ganz einfach,“ erläuterte der Mann. „Der Boss versprach, dass wir alle unseren Anteil aus dem Schatz kriegen, den wir jetzt nicht erobert haben, und die Anzahlung hat gerade gereicht, um mir ein paar neue Waffen zu kaufen. Jetzt steh ich ohne Geld da und kann sehen, wie ich rumkomme, weil der Arbeitsvertrag hinfällig ist.“

„Ich zahle auch nicht,“ klärte Crimson ihn sofort auf. „Schließlich habe ich nicht um deine Bewerbung gebeten!“ Zugleich allerdings schien ihm das Schicksal in die Hände zu spielen, denn er wusste ja selbst, dass er ein paar weitere Kämpfer brauchte, die ihr Handwerk verstanden.

„Ich bin schon mit einem warmen Bett im Trockenen und genug Essen zufrieden,“ versichere Gorz. „Ihr könnt mich gebrauchen. Eure Abwehr ist ein Witz.“

Bei dem Spruch wollt eigentlich Cathy erscheinen und den Kerl zusammenstauchen, doch auf der anderen Seite war das unter seiner Würde und Crimson hielt ihn davon ab. Schließlich hatte Gorz ja einerseits schon Recht.

Er verschränkte die Arme und dachte demonstrativ darüber nach. „Wer sagt mir, dass du dich nicht als Spion einschleust? Oder vielleicht bist du nur hinter dem Schatz her, den dein Boss dir versprochen hat? Wer ist das eigentlich, dein Auftraggeber, hm?“

Der Gefangene verdrehte die Augen und seufzte genervt. „Der Schatz interessiert mich nicht, wenn ich hier ein festes Dach über dem Kopf habe und nicht für mein Essen bezahlen muss. Ach ja, wenn ich nicht bezahlt werde, brauch ich gestellte Kleidung und sowas.“

„Mir ist gar nicht aufgefallen, dass wir schon die Arbeitsbedingungen verhandeln,“ bemerkte Crimson. „Du hast die Frage nach deinem Auftraggeber nicht beantwortet.“

„Dann frag nicht so viel auf einmal!“ schnappte Gorz. „Ich weiß nicht, wer der Kerl ist, er kontaktierte mich auch nur über Mittelsmänner. Wenn ich drüber nachdenke, könnte er sogar eine Frau sein, ich habe ihn nie gesehen – jedenfalls nicht, dass ich wüsste.“

„Wir haben bisher darauf verzichtet, ihn zu foltern, Lord Crimson,“ merkte Iquenee an. „Weil wir dachten, dass er Euch etwas von Bedeutung zu sagen hat. Aber vielleicht braucht er etwas Überredung.“

„Mir kann nichts einfallen, was ich nicht weiß, du blöde Kampfschnepfe!“ motzte Gorz.

Iquenee sprang auf ihn zu und packte ihn am Kragen. „Nimm das sofort zurück, oder ich sorge dafür, dass dir noch ganz andere Sachen einfallen!“

„Jaja, schon gut! Ich nehm's ja zurück,“ lenkte der Unterweltler ein. „Regt euch doch nicht immer alle gleich so auf!“

Crimson ließ indessen Cathy abschätzen, wieviel Energie Gorz liefern konnte, und das Ergebnis fiel gut aus. Von diesem Gesichtspunkt aus wäre es also sinnvoll gewesen, ihn zu behalten. Schon jetzt füllte sich der Kapalltank sehr zufriedenstellend auf.

[„Ich glaube, der Junge ist einfach gestrickt, der sucht wirklich nur eine Bleibe,“] meldete sich Sorc. [„Vielleicht kann Fire ein Auge auf ihn haben – viel älter als er kann Gorz nicht sein. Und dann haben wir ja noch Meras... probier aus, ob sie ihn mag. Wenn nicht, wird sie gut auf ihn achtgeben, und wenn ja, dann erst recht.“]

[„Bist du sicher, dass du den Kerl im Schloss haben willst, der dich fast getötet hätte?“] hakte Crimson nach.

[„Aber er hat Recht,“] meinte Sorc. [„Ich hab mich ablenken lassen, sonst wäre das nicht passiert.“]

Crimson hatte das Gefühl, dass ihn jemand auf dem Rücken streichelte, und konnte sich dadurch davon abhalten, sich wieder in Selbstvorwürfen zu ergehen. Das Bild von Sorc, aus dessen Brust ein blutiges Schwert ragte, würde ihn wohl noch lange verfolgen.

[„Cathy, was meinst du dazu?“] fragte er sein Schlossherz.

[„Nun... wie dir ja schon selbst aufgefallen ist, liefert der Typ viel Energie. Vielleicht sollten wir es auf einen Versuch ankommen lassen... wo wir ja schon Sorc und Meras haben.“]

[„Jetzt überraschst du mich, aber gut... behalte ihn ein wenig im Auge.“]

„General, bitte lasst den Mann heile,“ sagte Crimson zu Iquenee, die Gorz noch immer gepackt hielt. „Mein Schlossherz möchte ihn als Energiequelle und mein Chaoshexer meint, dass wir ihm eine Chance geben sollten.“

„Pffft.“ Sie lies mit einer so ruppigen Bewegung von dem Gefangenen ab, dass dieser mit dem Stuhl zur Seite umkippte. „Binde ihn los, Milenna.“

Die Soldatin, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, löste die Fesseln mit einer schwungvollen Bewegung ihres Schwertes. Gorz rappelte sich vom Boden auf und rieb sich die Handgelenke sowie andere Stellen, wo die Seile in seiner Haut Abdrücke hinterlassen hatten.

Crimson hatte auf einmal eine Idee. [„Cathy, schick mir Ruin und Demise. Sie können ihn irgendwo in ihrer Nähe einquartieren und fürs erste noch etwas bewachen.“]

[„Sie bewachen gerade den Kellereingang.“]

[„Okay, dann zieh sie von da ab und schick die Ablösung etwas eher hin, ja?“]

[„Wird gemacht.“] Cathy war anscheinend auch der Meinung, dass Sorcs Adoptivkinder sich gut für diese Aufgabe eigneten.

Sie warteten in der behelfsmäßigen Gefängniszelle auf die Ankunft der beiden. In der Zwischenzeit legte Crimson ein paar Regeln fest.

„Ich stelle dich als Krieger ein – gegen Wohnen und Verpflegung und was du sonst noch brauchst. Deine Aufgabe ist es hauptsächlich, das Schloss zu verteidigen, wenn das nächste Mal jemand angreift, und natürlich hast du eine überwachende Funktion. Eventuell setze ich dich noch für andere Aufgaben ein, die deinen Fähigkeiten entsprechen, damit du dich nicht langweilst.“

Gorz neigte nachdenklich den Kopf zur Seite. „Naja... klingt akzeptabel. Können wir das später schriftlich festhalten?“

Crimson hob eine Augenbraue. „Zählt das Wort eines Schlossherrn nicht?“

„Das Wort eines Magiers zählt nicht,“ stellte Gorz klar und beeilte sich zu ergänzen: „Unterweltler werden immer für unehrlich gehalten, dabei bescheißen uns gerne mal die anderen. Die denken, sie hätten das Recht dazu, weil wir ja auch schlechte Kreaturen sind. Und bevor du mich fragst, ob du sicher sein kannst, dass ich mich dran halte, lass dir gesagt sein, dass Unterweltler zu ihrem Wort stehen. Wir sind schließlich keine verlogenen Feen.“

„Was ist mit Feen?“ Das kam von der Tür. Ruin betrat hüftschwingend den Raum.

Gorz bekam ganz große Augen und musterte sie auffällig von oben nach unten und zurück. „Woah... sie haben... wenig an und... lügen gerne mal...“

Crimson rechnete damit, dass nun Armageddon in der Zelle ausbrach, aber nein.

„Sicher,“ kommentierte Ruin schulterzuckend. „Weil wir wissen, dass wenig Kleidung Gegner ablenkt und die Wahrheit zu sagen nicht immer schlau ist. Aber du hast Glück. Mein Vater ist Soach, Prinz der Eisigen Inseln. Er hat mir beigebracht, zu meinem Wort zu stehen. Mitkommen.“

„Ich bin direkt hinter dir,“ sabberte Gorz.

Ruin schüttelte den Kopf. „Nein, du bist direkt vor mir. Und hinter meinem Bruder Demise.“

Der ehemalige Gefangene wandte sich an Crimson. „Gehört zu der Vereinbarung auch, dass ich unversehrt bleibe?“

Crimson grinste. „Liegt ganz an dir.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Hikari-Yumi
2014-06-25T10:04:33+00:00 25.06.2014 12:04
Huhu :)
Ein sehr lustiges Kapitel :D
Einfach nur wegen der gefangenen Szene. Plötzlich hat niemand mer Bedenken wegen merkwürdiger Charaktere - andererseits, Crimson sammelt die ja bereits....
Sehr schön das blackys "Vater" nochmal erwähnt wird, hab mih schon gefragt was kommt.
Und Sorc ist immernoch so verdammt knuffig X3
Morgen ist der Trank fertig... Irgendwas in mir zweifelt, dass das so einfach wird ^^
Glg
Antwort von:  Purple_Moon
27.06.2014 16:43
Weiß auch nicht, wie das passiert ist... aber irgendwie sieht Gorz auf seiner Karte cool aus. Und wenn ich den nehme, muss ich mir keinen anderen raussuchen.^^

Sorc könnte wahrscheinlich das ganze Schloss verwüsten, und du würdest ihn süß finden. *lach*

Der Trank ist dann fertig, aber wie sich herausgestellt hat, die Geschichte noch nicht. Ich will versuchen, eine sinnvolle Kapitelzahl zu schaffen, etwa 44 oder 45, und einen Epilog, weil es einen Prolog gab.

Und wie schon weiter unten erwähnt... #3 übernimmt dann direkt.^^
Von:  jyorie
2014-06-24T15:24:39+00:00 24.06.2014 17:24
Hallo (^o^)y⚽

Der Gedanke ist nicht schlecht, das Blacky negative erfahrungen mit
der Vater-Figur hat und er deshalb auch Sorc nicht so nennen möchte^^

*seuftz* ein bisschen hat es mir ja den Hals zugeschnürt ... morgen ist
der Trank fertig ... seuftz – dann ist auch bald diese Geschichte zu ende
hm ... also eigentlich mag ich nicht das es zu ende geht, ich lese das dafür
viel zu gern, als das es enden darf *zeitschleife webt und über die FF schmuggelt*
*ggg*

Ich fand es lustig, das jetzt noch ein so „fragwürdiger Charakter“ mit im
Schloss wohnen darf. Langsam glaub ich das Chrimson einen faibel
für schwierige Charas entwickelt *lacht* - und Sorc kommt mit allem
klar – die Stelle bei der er Chrimson den Rücken streichelt hat was^^

Liebe Grüße, Jyorie

Antwort von:  Purple_Moon
26.06.2014 22:23
Na ihr wisst doch alle, dass hier nicht das richtige Ende kommt. XD

Sorc begeistert sich für die Zeitschleifen-Idee. Ich hab ihm gesagt, dass er seinem Schicksal nicht entkommt - wenn #2 ewig läuft, passiert #3 eben da drin.
Wenn hier das letzte Kapi kommt, wird zeitgleich oder kurz darauf Kapitel 1 von #3 hochgeladen. Es ist schon fertig. Also nicht jammern.

Andererseits finde ich es schön, wenn jemand das Ende bedauert. Dann muss ich ja was Gutes geschaffen haben. :)

Ich habe vor, noch ein paar mehr skurile Charas einzustellen. Mal sehen, was da so kommt.^^
Antwort von:  jyorie
26.06.2014 23:19
klingt *lecker* :)

*schnüff* okay, dann hör ich auf das Ende zu bedauern und freu mich das es an anderer Stelle weiter geht^^

*lacht* jaaaahhhh Zeitschleifen haben was interessantes^^
Als ich klein war hat mich der Film mit dem Murmeltier immer fasziniert^^

*knuff*
liebe Grüße
jyorie
Antwort von:  Purple_Moon
27.06.2014 16:36
Crimson ist gegen die Zeitschleife, wenn das bedeutet, dass er Sachen wiederholen muss. XD


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