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Wo der Himmel ist

Sag mir das das hier ein Märchen ist, mit Happy End für alle Leute.
von

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Gala

They started off beneath the knowledge tree. Then they chopped it down to make white picket fences.
 


 

Frau hatte sich hinter einem Stapel Zeitschriften und Zeitungen vergraben und war seit einiger Zeit ungewohnt still. So still das Gido sich schon lächerlich für seine Sorge vorkam. Dennoch musste er diese Stille jetzt einfach mal durchbrechen. Sie war zu ungewohnt, als das er sie noch länger aushalten würde. „Sag mal was tust du da eigentlich?“, fragte er, sich auf seinem Schreibtischstuhl, der nach Fraus Meinung mehr nach Chefsessel aussah, zurücklehnend.
 

„Lesen–“
 

„Schon klar, aber was? So wie du schweigst is das ja beinahe gespenstisch, gib wenigstens irgendwelche dummen Kommentare dazu ab.“ Gido musterte ihn und fügte hinzu, „davon mal abgesehen, sag mal... warum rührst du seit Tagen nichts mehr auf Raggs an?“
 

„Alles“, erwiderte der Blondhaarige. „Einfach alles was mir ein wenig weiterhilft, ich sitz hier scheinbar fest also will ich wenigstens wissen was da draußen alles vor sich geht.“ Er deutete in Richtung eines imaginären Fensters in Gidos Kajüte. Ignorierte dabei jedoch vollkommen die zweite Frage und vertiefte sich wieder in seine Lektüre. Es stimmte schon, sämtliche Zeitschriften und Zeitungen die er hier neben dem Bett des Älteren gestapelt hatte waren im barsburgischen geschrieben. Allerdings wollte er nicht wirklich genauer darauf eingehen.
 

„Du hast meine Frage nicht beantwortet“, forschend blickte ihn der Schwarzhaarige an. „Ich mein du willst was über diese Welt erfahren und beschränkst dich auf eine Seite der Informationsquellen.“

Frau blickte über den Rand seiner Zeitung hinweg und dann wieder auf den Artikel den er gerade las. Mit einem leisen seufzen klappte er sie zusammen und entgegnete, „meine letzte Unterrichtsstunde hatte ich als Kind...“ Er zuckte die Schultern und blickte auf die zusammengefaltete Zeitung. Für einen kurzen Moment zögerte er, doch dann fügte er hinzu, „nach dem Krieg war das eh zu gefährlich.“
 

„Krieg?“, Gido hob seine Augenbrauen und musterte ihn mit vor der Brust verschränkten Armen.
 

Der Blondhaarige haderte mit sich, drehte die Zeitung in Händen und schloss für einen Moment die Augen. „Ja...“, seine Stimme schien zu verebben, doch er fand sie wieder. „Es gab einen Krieg, vor etwa zehn Jahren“, seine Augen öffneten sich wieder doch er blickte abwesend vor sich hin. „Barsburg hat Raggs ausgelöscht, die Kultur, die Sprache... sich das Land einverleibt und die Menschen die dort lebten versklavt. Und... die Königsfamilie getötet.“ Er blinzelte und blickte Gido nun mit klarem Blick an. „Ich kanns recht ordentlich sprechen, aber das wars dann schon.“
 

Aufmerksam hatte der Blick des Schwarzhaarigen auf ihm geruht, es schien ihm nicht als würde sich der Jüngere das ausdenken. „Ich übersetz das jetz mal: Du kannst es nicht lesen? Schreiben?“
 

Frau schüttelte nur den Kopf. „Kein Stück und ich würde nicht mal behaupten das ich es fließend sprechen kann.“ Dennoch musste er sich ein leises lachen verbeißen, als ihm der Ältere daraufhin eine Zeitschriften auf Raggs vor die Nase hielt. Doch so zuckten nur seine Mundwinkel und er blickte auf die Buchstaben die für ihn keinerlei Sinn ergaben.
 

„Ganz ehrlich du willst mich nicht verarschen?“, fragte er skeptisch. Immerhin hatte er Mick vor mehreren Tagen noch in dieser Zeitschrift lesen sehen. Doch so hilflos und ehrlich ratlos wie Frau zuerst das Heft und dann ihn anblickte, ließen ihn stocken. „Du verstehst davon wirklich kein Wort oder?“
 

„Kein Wort“, bestätigte Frau und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück gegen die Wand. Der Schwarzhaarige hatte ihm neulich zwar glauben geschenkt, doch ein Rest Skepsis war geblieben und er konnte es ihm nicht mal wirklich verdenken. Wahrscheinlich würde er sich diese Geschichte nicht mal selbst wirklich glauben, wenn er es nicht so genau wissen würde. Gido hatte seine Hand wieder sinken lassen und die Zeitschrift beiseite gelegt. Sein Blick glitt an der Gestalt des Blondhaarigen auf und nieder. Seit einigen Tagen hatten sich dieser in seinem Zimmer einquartiert, ganz ungefragt verstand sich und auch wenn er nicht wirklich etwas dagegen hatte war ihm diese Anhänglich die Frau seit dem er hier aufgetaucht war ein bisschen suspekt. Der Jüngere sah davon ab in seiner Koje zu schlafen und sich das Zimmer mit Kojetan und Diego zu teilen. Was nicht daran lag das er sie nicht ausstehen konnte, allerdings bedeutete es sich hier bei dem Älteren einzuquartieren auch das er diesen den Großteil des Tages ganz für sich hatte. Und das war ein Umstand auf den Frau nicht verzichten wollte.
 

Mit Ausnahme des Vorfalls vor einigen Tagen war auch nichts weiter zwischen ihnen vorgefallen. Dabei war Frau wirklich der letzte der ein solch eindeutiges Angebot ausschlagen tat, und Gido hatte ihm ein verdammt eindeutiges Angebot gemacht. Er hatte gesagt das sie das wiederholen konnten und das er nur etwas sagen müsste. Alles was er tun musste wäre zu sagen das er mit ihm schlafen wollte. Frau hatten diesen Satz in Gedanken schon so oft gedreht und gewendet, doch er kam nicht darauf was ihn davon abhielt das zu sagen. Schließlich fiel es ihm weder schwer, noch hätte er etwas dagegen das ganze mal zu wiederholen. Und es lag auch ganz sicher nicht daran das er jetzt in einem so unerfahrenen Körper festsaß. Gerade das galt es ja zu ändern. Nein, das lag an etwas anderem. Eher daran das er sich doch wieder nicht zu sehr an alles hier gewöhnen wollte. Es hatte so schrecklich weh getan den Älteren damals zu verlieren, das er nicht wusste ob er das wirklich noch ein mal aushalten würde ihn zu verlieren. Da er nicht wusste wie er her gelangt war oder wie oder wie lange er überhaupt hier bleiben würde, wollte er es schon allein aus purer Vernunft nicht riskieren. Auch wenn es ihm schwer fiel sich noch davon zu überzeugen das er sich nicht zu sehr an dieses warme wohlige Gefühl in seiner Brust zu gewöhnen das ihn heimsuchte, wann immer er sich bei dem Schwarzhaarigen befand. Es fühlte sich gut an, es fühlte sich nach zu Hause an. Frau seufzte leise und schloss für einen Moment die Augen, musterte den Schwarzhaarigen nachdenklich als er sie wieder öffnete. Überlegend ruhten die eisblauen Augen seines Gegenübers auf ihm.
 

Gido fiel es nicht so schwer wie er geglaubt hatte, um genau zu sein fiel es ihm überhaupt nicht schwer seinem ehemalige Schützling glauben zu schenken. Und genau das war es was an ihm nagte. Das was der Blondhaarige erzählt klang bei aller fehlenden Logik viel zu schlüssig. Die Puzzleteile eckten nicht an sondern schienen jedes Mal wieder genau ineinander zu passen. Das war beinahe schon gespenstisch, bedachte er das sowas doch gar nicht möglich sein sollte. Logisch gesehen erzählte er ihm hier doch einen großen Haufen Mist, doch wenn er ihn ansah dann war er sich ziemlich sicher das er nicht log und ihm erst recht keinen Bären aufbinden wollte. Mit einem Mal musste er schmunzeln und wandte den Kopf ab. Das sollte es doch gar nicht geben, hatte er gedacht und ihm wäre beinahe entfallen das er selbst wohl der Beste Beweis dafür war das das keine Rolle spielte. „Was ist?“, fragte Frau der wieder begonnen hatte zu lesen und das Schmunzeln nur kurz über den Rand seiner Zeitschrift hinweg hatte sehen können.
 

„Nichts“, erwiderte Gido nur, schmunzelte jedoch immer noch.
 

„Na gut dann nicht“, murmelte der Jüngere mit den Augen rollend. Er wandte sich wieder dem lesen zu. Castor würde ihn wahrscheinlich verspotten, wenn er ihn so sehen würde. Wo er doch sonst immer alles was er nicht zwingend lesen musste links liegen ließ. Und das brachte ihn dann selbst zum schmunzeln.
 

„Was denn?“
 

„Nichts“, grinste Frau und nun war es an Gido mit den Augen zu rollen. Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf und seufzte. Sie waren nach der Reparatur des Schiffes noch eine Weile am Boden geblieben und waren erst vor einigen Tagen weiter geflogen. Doch da sie nun weder Fracht noch ein bestimmtes Ziel zu haben schienen, herrschte wieder flaute. Eine Ruhezeit die sie größtenteils mit Nichtstun und schlafen verbrachten. Solche Phasen waren nicht ungewöhnlich, im Grunde waren sie ein vorherrschender Teil ihres Lebens als Piraten. Denn sofern keine Schiffe geplündert wurden oder sie an Land gingen um eine Fracht auf- oder abzuladen oder sich dort anderweitig vergnügten, hatten sie einfach nichts zu tun. Das war eine Tatsache die Frau als Bischof oft genug vermisst hatte. Einfach mal nichts tun und nur aus seinem Loch kriechen, wenn er jemandens Kor austreiben sollte. „Sag mal Gido...“, nachdenklich hatte er die Stirn in Falten gezogen. „Barsburg und Raggs scheinen sich ja doch ziemlich gut abzukönnen, von ein paar Reibereien jetzt mal abgesehen...“, meinte er und überlegte für einen Moment wie er das jetzt weiter formulieren sollte. „Es...“
 

„Du traust dem Frieden nicht“, stellte der Ältere nüchtern fest, während er seinen Blick über eine Akte schweifen ließ. Korrektur im Gegensatz zu den Anderen hatte er tatsächlich etwas während der Flautezeiten zu tun. War sogar irgendwie froh darum, denn es hielt ihn davon ab sich allzu sehr zu langweilen. Und ihm war eigentlich eine ganze Menge lieber, als sich zu langweilen. „Hmm... ich kanns dir nicht übel nehmen, es gibt immer wieder Reibereien zwischen den Königreichen. Nichts wirklich gravierendes, aber sie sind da. Es gibt einige der Adelsfamilien die nur darauf warten das das ganze Eskaliert und dem Militär geht es zum Teil nicht anders. Auch wenn sie ganz gut damit beschäftigt sind uns zu jagen.“ Gido lächelte freudlos, „es hält sie auf trab. Aber im Grunde reicht das nicht, weil sie nur die Messer wetzen und Jedermann ihnen verbietet sie auch nach belieben zu benutzen. Für uns Piraten gibt es ein wesentlich höheres Kopfgeld, wenn wir Lebens geschnappt werden. Wir wissen das und wir nutzen es zum überleben, dennoch gibt es kaum noch Häfen in denen wir sicher landen können.“ Er fischte eine Zigarette aus seiner Hosentasche und zündete diese an, während er weiter sprach. „Das sie die Aegis nicht gleich umzingelt hatten, lag einzig daran das sie beschädigt war. Mit einem kaputten Schiff kann man zwar auch fliehen, aber es ist weit aus gefährlicher. Sie haben wohl gehofft wir wären noch da, wenn sie wiederkämen.“ Ein schmunzeln legte sich auf seine Lippen, als er ein wenig nach unten und dabei zurück sank. Der Schwarzhaarige blies eine Wolke blauen Dunstes gen Decke. „Schief geschnitten“, murmelte er, vielleicht ein wenig selbstgefälliger als notwendig.

„Ich dachte rauchen sei tabu“, hakte der Jüngere nach und machte es sich bequem, schob noch ein Kissen zwischen seinen Rücken und die Wand.
 

Der angesprochene schnaubte leise. „Seit wann kümmerst du dich einen Scheiß um verboten. Außerdem is das mein Zimmer und ich bin Käpten. Ich darf hier sowieso alles.“ Seine Worten brachten Frau dazu in sich hinein zu kichern. Er hatte die Zeitschrift an seinen Beinen lehnen und verschränkte einen Arm hinter dem Kopf und wollte Gido eigentlich schon nach eine von seinen Zigaretten fragen. Da fiel ihm ein das er ja jetzt selbst welche hatte. Also kramte er die Packung aus seiner Hosentasche, klopfte sich eine aus der Schachtel und klemmte sie sich zwischen die Lippen. Dann steckte er sie wieder weg und griff nach dem Feuerzeug in seiner anderen Hosentasche. Er hatte die Kette an einer der Gürtellaschen an seiner Hose befestigt Mürrisch wurde er daraufhin von dem Älteren angeblickt und der Blondhaarige kicherte erneut in sich hinein. Was fällt dir ein? schien sein Blick zu fragen, doch davon ließ sich Frau nicht beeindrucken.
 

„Ich bins Betthäschen vom Käpten, ich darf das“, schmunzelte er liebreizend, die Zigarette immer noch im Mund. Er nahm einen tiefen Zug und warf Gido ein charmantes Grinsen zu, während sich dessen leises schnauben in ein lachen verwandelte. „Du widersprichst nicht“, stellte Frau daraufhin selbst ein wenig verblüfft fest.
 

Der Schwarzhaarige hielt inne, inhalierte einen weiteren Zug und blies den blauen Dunst nachdenklich aus. „Nein“, meinte er zustimmend und lächelte dabei kaum merklich, als er seinen ehemaligen Schützling ansah. „Nein“, wiederholte er und musste zugeben das es ihm sogar irgendwie gefiel. Er schloss die Augen, dachte nach und horchte in sich hinein. Es fühlte sich wirklich angenehm an, dachte er und das es ihm eigentlich gar nichts ausmachen würde, den Blonden so nah an sich ranzulassen.

Der Jüngere lächelte und blickte wieder auf den Artikel den er gerade noch gelesen hatte, merkte wie dabei der Blick des Schwarzhaarigen auf ihm ruhte. Doch erst seine Worte rissen ihn wieder aus dem Gedanken, „zeig nochma dein Feuerzeug.“
 

„Hm?“
 

„Na los gib her, ich wills mir mal angucken“, grinste er und setzte sich auf. Mit einem unsicheren Schmunzeln kam der Blonde seiner Aufforderung nach und löste die Kette von seiner Hose um es ihm zuzuwerfen. Die Zigarette zwischen die Lippen geklemmt, ließ Gido die Kuhle seiner Hände um das silberne Kreuz zuschnappen. Grinsend betrachtete er und hielt es hoch, während er mit der anderen Hand nach der Zigarette griff. „Wo haste das denn her?“, fragte er und ein wenig belustige guckte Frau ihm zu wie er den Zündknopf suchte.
 

„Selbstgemacht“, erwiderte er nun ebenfalls grinsend und erntete einen skeptischen Blick. „Na ja bis auf das Kreuz“, lachte er dann.
 

„Ist das ein echtes?“, fragte Gido und er nickte. „Und das hast du selbst gemacht?“ Ein erneutes nickten und der Schwarzhaarige stieß einen anerkennenden Pfiff aus. Besah sich das Feuerzeug noch einmal neugierig und warf es ihm dann wieder zu. Der Jüngere fing es auf und befestigte es wieder an seiner Hose, steckte es wieder in die Tasche. „Warum gerade ein Kreuz?“
 

Der Blondhaarige musste nur kurz überlegen, bevor er antwortete, „jemand hats mir geschenkt, ich mags nicht wegschmeißen. Dachte mir es kann mir wenigstens nützlich sein, wenn ichs schon ständig bei mir hab.“ Ein schmales lächeln bildete sich auf seinen Lippen.
 

Der Ältere antwortete ihm nicht, erwiderte nur das Lächeln. Das sah seinem ehemaligen Schützling einfach viel zu ähnlich. So schüttelte er nur leicht den Kopf und fuhr sich durch die Haare und murmelte, „naja Sorgen mach ich mir sowieso erst, wenn du anfängst frei weg von der Leber die Bibel zu rezitieren.“
 

Den Kopf senkend musste Frau sich ein breites grinsen verkneifen und auf die Zunge beißen. Er war wirklich versucht zu tun was Gido gerade gesagt hatte, doch das zu erklären würde dann ein wenig schwer werden. Also lachte er nur leise und antwortete nicht.
 

Fast eineinhalb Woche verstrichen in denen ihr Schiff nur langsam und gemächlich am Himmel vor sich hin tuckerte und Frau war überrascht als er eines Tags den Gang hinabschritt zum Cockpit und aus dem Fenster blickend erkannte das die gelandet waren. Es kam ihm komischerweise sogar bekannt vor und wie es schien waren die meisten Anderen auch schon wach, nur Gido konnte er nirgendwo finden. Er war alleine aufgewacht und hatte sich erstmal einen Kaffee aus der Küche geholt. Die Frage wo sie jetzt waren wollte er zwar stellen, doch da sich seine Stimmbänder weigerten zu funktionieren. Also gab er sich damit zufrieden nach seinem ehemaligen Vormund Ausschau zu halten. Als sein Blick aus einem der Seitenfenster fiel konnte er ihn sehen und der Schwarzhaarige winkte ihm zu, winkte ihn zu sich nach draußen. Noch etwas verschlafen wie er war, schnappte sich Frau bloß seinen Mantel aus seinem Zimmer und zog sich die Stiefel an, bevor sich auf den Weg nach draußen machte. Die Tasse immer noch in einer Hand näherte er sich dem Älteren, der unwillkürlich eine Augenbraue heben musste bei seinem Anblick. Na, das war ja mal n Ding. Doch konnte er letztlich nur schmunzeln über seinen Anblick. „Wir bleiben für ein paar Tage hier“, erklärte er und wies auf ein großes, prachtvolles Gebäude das hinter einem großen wildwüchsigen Garten lag. Sein Blick folgte Gidos Daumen der über seine Schulter wies und er hörte auf ihm zuzuhören, als er das Anwesen im Hintergrund erkannte. Für einen Moment konnte er nichts anderes tun außer es mit großen Augen anzustarren.
 

„Krat“, brachte er schließlich nur hervor und räusperte sich, trank einen weiteren Schluck. Erst dann war er sich sicher das ihm seine Stimmbänder wieder gehorchten. „Was machen wir denn bei den Krats?“
 

Amüsiert schmunzelte der Angesprochene, „wir besuchen eine alte Bekannte.“ Er würde Frau später fragen woher er den Namen kannte. „Komm mit“, sagte er und wies ihn an ihm zu folgen. „Die Anderen werden nachkommen, ich wollte mit dir alleine reden, dir alles einmal kurz erklären. Dachte mir du willst sicher nicht das die Anderen zu viele Fragen stellen.“
 

Frau lachte leise und folgte ihm mit langen Schritten durch den verwilderten Teil des Gartens. „Nun, zumindest nicht bis ich selbst etwas schlauer bin, nein.“ Gido nickte und bog einen Ast beiseite um an diesem vorbei zu kommen.
 

„Ich hab dir doch vor einige Tagen erklärt das es immer wieder Reibereien zwischen den Königreichen gibt. Nun, beide Seiten versuchen die Adelsfamilien, ganz gleich auf wessen Land sie stehen für sich zu gewinnen, je einflussreicher eine Familie ist desto sicherer ist ihr die Aufmerksamkeit der Königshäuser. Der Grund dafür ist, es gibt... sagen wir eine Allianz die sich gebildet hat, einige bestimmte Familien haben sich verbündet – zweckdienlich versteht sich – um den Königshäusern zu trotzen. Die Adligen lieben ihre Privilegien und sie wissen diese auch auszuspielen. Sie wissen genau das Königsfamilien, sie gerne am Haken hätten, zumindest schon des Geldes wegen und sie wissen ebenso das sie Gefahr laufen diese zu verlieren, wenn sie sich ihnen anschließen. Sie würde niemals öffentlich ihre Missgunst über den König oder dergleichen verlauten lassen, doch sie haben ihre eigenen Druckmittel.“ Sie hatten den wildwüchsigen Garten hinter sich gelassen und auch wenn es nicht gerade übersichtlich war vor lauter Stauden, Hecken und Büschen in diesem Teil des Gartens, schien alles auf kuriose weise viel geordneter. Aufmerksam hörte der Blondhaarige seinem ehemaligen Vormund zu als dieser weiter sprach. Die Mundwinkel des Schwarzhaarigen zuckte nach oben, „was sie tun ist nicht verboten, sie stellen ihre Grundstücke als Landeplätze zur Verfügung und gewähren allen, egal wem Sicherheit. Es wurde natürlich trotzdem mit Entmachtung gedroht, doch Unterstützung und Geld sich hervorragende Druckmittel.“ Ein verächtliches Schnauben folgte diesen Worten. „Sie sind Sprunghaft wie flüchtende Kaninchen, wenn es darum geht die eigene Macht und den Reichtum zu maximieren.“ Abrupt blieb der Ältere stehen, sie befanden sich mitten auf einem schmalen Pfad der kaum zu sehen war vor lauter Pflanzen um sie herum. Gido seufzte und zeigte ein recht aufmunterndes Lächeln, „nicht alle sind so, sie alle über einen Kamm zu scheren wäre Falsch. Die meisten sind keine wirklich schlechten Menschen, aber wenn es um ihre Motive geht ähnelt sich der Großteil doch erschreckend, wenn es drauf ankommt. Merk dir das.“
 

Der Jüngere hob eine Augenbraue und blieb für einen Moment stehen, musterte den Schwarzhaarigen argwöhnisch. Er verstand warum es für die Piraten von Vorteil sein konnte sich gewissermaßen Freunde unter den Adligen zu schaffen, doch bei Gido klang das schon fast wieder so als würde er sie verteidigen. Ihre Handlungen zu rechtfertigen, als wollte er nicht nur schlechtes über sie sagen.
 

„Eigenartig das von einem Piraten zu hören“, antwortete er und holte die zwischen ihnen entstandene Distanz wieder auf.
 

„Was ist daran eigenartig?“
 

„Ich hätte jetzt erwartet das ihr die Adelsfamilien für zu versnobte Schnösel haltet, als das ihr euch von ihnen helfen lasst...“, erwiderte er mit hochgezogenen Brauen und verzog das Gesicht in skeptischer Nachdenklichkeit.
 

Der Schwarzhaarige lachte und stieg auf den Rand eines kleinen Teiches, um an jenem entlang zu balancieren. „Das stimmt schon, in vielen Fällen ist es genau so. Dennoch reicht allein die Tatsache das sie auch uns Unterschlupf gewähren und das sich die Parteien auch in den meisten Fällen zusammenreißen können aus, um zu bekommen was sie wollen. Und warum sollten wir das nicht nutzen, wir müssen ja nicht zu ihnen ins Haus. Ein Landeplatz reicht in den meisten Fällen schon völlig.“ Frau musst im Stillen zugeben das er recht hatte. Sie hatten mittlerweile fast die Front des Hauses erreicht und ihm war aufgefallen das sie wohl im Hintergarten gelandet sein mussten, oder zumindest dort in der Nähe, denn sie hatten es jetzt beinahe zur Hälfte umrundet. „Außerdem... sie misstrauen uns aus dem simplen Grund das wir Piraten sind. Nicht ob dessen wer wir sind – sie scheren uns über einen Kamm.“ Seine eisblauen Augen richteten sich mit plötzlichem Ernst auf den Jüngeren. „Was meinst du, würdest du ihnen recht geben?“
 

Er brauchte nicht lange überlegen um eine Antwort zu finden. Ein grinsen huschte über seine Lippen und er erwiderte, „naja wie bestehlen sie, verführen ihre Frauen und Töchter und töten ihre Söhne, ich würd sagen ja.“ Doch dann schüttelte er den Kopf und fügte hinzu, „aber ich denke ich verstehe was du meinst. Es wäre dumm von uns die ganze Sache mit Vorurteilen anzugehen. Sie sind nicht alle gleich. Genauso wie wir – wir sind alles nur Menschen“, mit einem leichten Lächeln sah er ihn an. „Das wolltest du damit sagen nicht?“
 

Der Ältere nickte, noch während seine Gedanken ganz woanders hingen. „Ja... es ist egal, wer sie sind. Wenn sie uns helfen und es ehrlich meinen, reicht das völlig. Und na ja...“
 

„Das hier ist so ein Fall?“
 

Schulterzuckend trat Gido hinaus auf den Hof des Hauses, schlenderte den Kiesweg entlang. „Gewissermaßen“, ein schwaches Lächeln huschte über seine Lippen. „Sie ist mehr oder weniger eine Bekannte von mir“, sagte er dann un Frau musste nicht darüber nachdenken um diesen Satz deuten zu können.
 

„Verstehe“, grinste er und dachte das es wohl mehr als ein paar blaublütige Frauen gab die gelangweilt von ihrem Leben eingesperrt zu Hause waren. Gido bemerkte zwar das unmissverständliche Funkeln in den Augen des Blondhaarigen, doch er sah davon ab ihn zu korrigieren. Im Gegenteil er nahm an, das sie das sogar noch irgendwie amüsant finden würde.
 

„Um zurück zum Ausgangspunkt zu kommen, musst du folgendes wissen. Wir waren schon öfters hier, ihr kennt euch. Ihr Name ist Gala und ihr habt euch immer recht gut verstanden.“ Nickend nahm der Jüngere das gesagte zur Kenntnis und überlegte ob es ihm der Schwarzhaarige wohl verzeihen würde, wenn er ein bisschen mit ihr flirten würde. Sie hatten mittlerweile den Weg erreicht der vom Tor des Haupteinganges zur Haustür führte und Kojetan und Aleko folgten ihnen mit nur einigen Schritten Abstand. Auch wenn er versuchte es zu verbergen, er war äußerst neugierig auf diese Frau die sie hier wohl treffen wollten. Shakir griff nach dem in einem Löwenmaul befestigten schweren Ring und klopfte an der großen schweren Eichenholztür. Öffnen tat ihnen jedoch keine Frau sondern ein Mann, der zumindest nicht älter als Gido zu sein schien und sie freundlich begrüßte, während einer nach dem Anderen fröhlich ins Haus zu platzen schien. Anscheinend war sie nicht nur eine Freundin seines ehemaligen Vormundes, dachte er schmunzelnd, als er das beobachtete und sah sich ebenfalls neugierig um.
 

„Die Lady bittet um noch ein paar Minuten, bitte folgen sie mir –“
 

„Ach lass die Formalitäten Rychie“, grinsend tätschelte Diego dem Bediensteten die Schulter. „Bring uns einfach hin“, schmunzelte und der Angesprochene folgte der Anweisung. Doch Frau schien es so, als gäbe es nichts was diesen Mann davon abbringen würde seine Position zu vergessen.
 

„Ach das hab ich vergessen“, murmelte ihm Gido zu, „das ist Rycharde. Er ist hier ein bisschen das Mädchen für alles.“
 

 Sein ehemaliger Schützling schmunzelte bei diesen Worten und antwortete leise, „das kann ich mir gut denken.“ Unbekümmert plaudernd ließen sich die Piraten in einen größeren Raum führte. Das Sonnenlicht fiel durch große Bogenförmige Fenster die auf der linken Seite des Raumes lagen. Die Andere zierten Gemälde und ein Wandteppich auf dem das Familienwappen und einige weitere Verzierungen abgebildet hatten. In der Mitte des Raumes standen ein Tisch, ein Sofa und ein paar Sessel. Auf den Tisch standen eine gläserne Karaffe mit Wasser gefüllt und zwei Kannen, deren Inhalt er Tee und, oder Kaffee vermutete. Daneben standen mehrere Becher und eine Platte mit Gebäck und Sandwiches. Ein Umstand der Frau dazu brachte zu dem Schluss zu kommen das diese Frau entweder immer auf Besuch vorbereitet schien, oder sie mochte. Demnach was er gehört und was er gerne glauben wollte, mochte sie sie. Frau ging einige Schritte durch den Raum, blickte sich um ohne etwas bestimmtes zu suchen, setzte sich schließlich auf einen der Sessel und überkreuzte die Beine. Sein Blick wanderte zu Gido, dann zur Tür und dann wieder durch den Raum in dessen Ambiente sie einfach nicht zu passen schienen. Er hatte keinen Hunger oder Durst, auch wenn es wohl Kaffee gab, aber danach war ihm auch nicht wirklich. Allein die Tatsache das er in Labradors altem Zuhause befand ließ sich seinen Magen genug zusammenziehen, das es unangenehm war. Sein ehemaliger Vormund wusste zwar das er über die Sense bescheid wusste, doch über die Ghosts hatte er noch kein einziges Wort verloren.
 

Sich nun in einem der Gotteshäuser wieder zu finden, sorgte bei ihm für mehr als Argwohn. Eingenommen von einer spielerischen Rangelei um etwas zu Essen zwischen Diego und deutlich kleineren Aleko bemerkte Frau sie nicht, als sie den Raum betrat und als er sie bemerkte musste er sich zusammenreißen, das ihm nicht die Kinnlade runterklappte. Gala trug ein knielanges Sommerkleid mit gerafftem Saum. Es zeigte ab den Beinen einen Farbverlauf von Schwarz zu lila, ähnlich wie Gidos Haare, der Gedanke ließ den Blondhaarigen blinzeln und zu besagten blicken. Er hatte nie so wirklich darauf geachtet doch sie hatten wirklich einen leichten Stich ins lilane, der besonders kräftig in den vorderen Strähnen zu sein schien. Galas Haare wiesen ebenfalls einen Farbverlauf auf, zeigten sie am Ansatz noch ein wiesiges Grün, verliefen auf halber Länger in ein helles Blond. Sie hatte sanfte violettfarbene Augen, die Farbe ging schon ein bisschen ins Magenta. Als sie Frau erblickte lächelte und ein wenig unbeholfen in seiner Rolle lächelte er zurück. Sie war hübsch das war nicht zu bestreiten und ihr Alter musste zwischen Mitte zwanzig und Anfang dreißig liegen. An den Armen trug sie schwarze, halb durchsichtige Stulpen, so dass er keine klare Sicht auf ihren Handrücken hatte. Überschwänglich wurde sie begrüßt und umarmt, was ihn ebenfalls dazu brachte aufzustehen, doch je länger er dem ganzen zusah desto ratloser wurde ihr. Kichernd wandte sie sich ihm zu, „na komm her Mick du auch.“ Und schon wurde er in ihre Arme gezogen und die Kälte ihres weichen Körpers, als er es erwiderte brachte ihn wieder auf den Boden zurück. Frau blinzelte kurz und grinste schief, als er sich wieder von ihr löste. Nichts auf der Welt war so kalt wie der Tod, das hatte er auf die harte weise lernen müssen. Amüsiert musterte er sie, die leichten wellen im Haar und die weichen Gesichtszüge ließen sie Labrador recht ähnlich sehen. Schien als würde die Schönheit hier in der Familie liegen. „Du wirst aber auch von mal zu mal hübscher“, grinste er und sie schüttelte mit einem leisen lachen den Kopf über sein Verhalten.
 

„Denk nicht mal dran“, amüsierte musterte sie, während sich ihr Finger in die Unterseite seines Kinns bohrte. Und als Frau den Mund öffnete um etwas zu erwidern bohrte sich ihr Finger schmerzhaft tiefer.
 

„Schon gut, schon gut“, lachend entzog er sich ihr und rieb sich das Kinn. „Aber mal ehrlich, bei euch muss doch irgendwas in den Genen liegen. Selbst die Kerle in dieser Familie sind extrem hübsch“, er zog eine Augenbraue hoch und sie schmunzelte.
 

„Nun ich hab nie behauptet es sei nicht so“, ihr Blick maß den Jüngeren ausgiebig und sie wandte sich mit den Worten, „ich bin einfach nur außerhalb deiner Liga“, von ihm ab. An Gido gewandt sagte sie dann, „ich dachte wirklich du hast ihm bessere Manieren beigebracht.“ Der Schwarzhaarige schmunzelte und musterte seinen ehemaligen Schützling, die Arme vor der Brust verschränkt.
 

„Ach weißt du er ist als Kind mit Vorliebe auf den Hinterkopf gefallen, da hat selbst gute Erziehung nichts mehr gebracht–“
 

„Hey!“, beschwerte sich Frau und hieb ihn in die Seite. Ihm gingen viele Fragen durch den Kopf, viel zu viele für seinen Geschmack, und so war er froh die Ablenkung die er um sich herum fand.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  AlbelNox
2012-08-22T16:24:05+00:00 22.08.2012 18:24
So jetzt komm ich dazu dein Kommentar auch endlich mal zu schreiben XD

Also erstmal fand ich das Kapitel sehr unterhaltsam und auch sehr witzig. Alles in allem mag ichs wenn Frau und Gido immer mal wieder aneinander ecken. Andererseits mag ich die Idee auch wirklich sehr x3. Und die Idee ist auch episch. Also das es nie einen Krieg gegeben hat und und und :3 .. ich bin schon sehr gespannt was da noch so kommen wird.

Ich muss gestehen ich mag Gala x//D. Sie is mir gleich von Anfang an symphatisch. Man darf Frau eben nicht immer gleich nachgeben haha. *ihn anstups*

Ich freu mich schon aufs nächste Kapitel *_*



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