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Paper Heart

Das aus Worten kreierte Herz
von

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Kapitel 1: Die ersten unsichtbaren Spuren

Ohne einen Ton von sich zu geben sprang die gelblich leuchtende Ziffernanzeige des schwarzen Digitalweckers von sieben Uhr auf sieben Uhr eins.

Das Zimmer, in dem der Wecker regungslos auf einem kleinen Kästchen stand, war vollkommen verdunkelt.

Doch die wundervolle Stille, die herrschte, wurde durch ein plötzliches, kräftiges Klopfen an der Zimmertür zerstört.

Immer und immer wieder schlug irgendein Volldepp gegen das braune Holz.

Welcher Idiot machte in aller Herrgottsfrüh einen solchen Radau?

Murrend verkroch sich die Person, die in dem großen Bett lag, weiter unter die dicke, warme Decke.

Dem Störenfried schien wohl nicht bewusst zu sein, dass es Menschen gab, die um diese Zeit noch schliefen beziehungsweise weiter schlafen wollten.

Konnte ja nicht jeder so ein Gestörter sein, der derartig früh schon durch die Gegend hüpfte.
 

Doch leider half das Ignorieren nichts. Wer auch immer da vor der Tür stand, war verdammt hartnäckig und nervend!

Schlagartig wurde die weiße Decke zurück geworfen und der Junge, welcher der Inhaber des Raumes war, saß verschlafen im Bett und grummelte Schimpfwörter vor sich hin.

Jugendliche, die man aus dem heiligen Schlaf riss, konnten verflucht verstimmt sein!

Schlafende Hunde, in diesem Fall Teenager, sollte man bekanntlich ja nicht wecken.
 

Gähnend stampfte der blonde Junge zur Schlafzimmertür, sperrte und riss sie auf, um seinen Gegenüber mit einem bitter bösen Blick zu strafen.

Vor ihm stand nicht seine Schwester, was ihn aber nicht verwunderte, da jene es bereits aufgegeben hatte ihn zu wecken, sondern der ach so tolle Schülersprecher seiner Schule.

Der Typ war nerviger als die Pest!

Wieso durfte der überhaupt noch frei rumlaufen?

Sowas wie der gehörte gesetzlich verboten!
 

Reichlich genervt und wütend sah der blonde Junge zu dem älteren Schüler auf, da dieser ein gutes Stück größer war, als er selbst.

„Was willst du, Akefia?“, fauchte der Junge so gut es ihm in seinem verschlafenen Zustand möglich war.

„Dich wecken, was ja anscheinend geklappt hat“, antwortete der Gefragte grinsend.

„Ja, hat es. Und jetzt hau ab!“

Wie oft wollte dieser Trottel diesen Scheiß eigentlich noch abziehen?

Fast täglich kam der Weißhaarige morgens vorbei und warf ihn auf diese Art und Weise aus dem Bett, wodurch er sich natürlich keineswegs bei dem jüngeren Schüler beliebt machte.

Vielleicht sollte er einfach mal zuschlagen.

Wer weiß, möglicherweise sah der Schülersprecher dann ein, dass er nicht her kommen sollte.

Klar, er könnte rein theoretisch auch einfach liegen bleiben und warten bis es Akefia zu blöd wurde, aber jener würde eher die Tür eintreten, als einfach aufzugeben und zu verschwinden.

Leider.

„Ach, Malik. Wieso stellst du dich nur so stur?“

Seufzend fuhr sich der Oberschüler durch sein Haar. Seit gut zwei Monaten kam er jeden Tag zu Malik nach Hause. Manchmal morgens und nachmittags, manchmal nur nachmittags. Doch jedes Mal, wenn er kam, traf er auf Maliks verschlossene Zimmertür.

Er konnte nicht sagen, wieso, aber es schmerzte ihn in der Seele, dass er den anderen nicht erreichen konnte.

Wieso sperrte sich ein so kluges und interessantes Wesen, wie Malik, nur in so eine dunkle Kammer, die er als Zimmer bezeichnete, ein?

„Wie wäre es, wenn du mal wieder mit in die Schule kommen würdest? Wir bereiten heute alles für das morgige Schulfest vor. Mit dem Fest soll die Klassengemeinschaft gestärkt werden. Ist doch eine schöne Idee, nicht wahr?"

Zuversichtlich lächelte Akefia Malik an. Gegen ein Fest konnte man doch nichts sagen und auf diese Art und Weise konnte der jüngere Ägypter auch Kontakt mit seinen eigentlichen Mitschülern knüpfen. Und vielleicht würde er auch Lust bekommen wieder regelmäßig in die Schule zu gehen. Klar, Schule war immer so beliebt wie Fußpilz, aber wenn man Freunde dort hatte, war es um einiges erträglicher.

"Außerdem ist es viel schöner, als ständig in diesem langweiligen Zimmer zu hocken und Tag täglich den selben Mist zu machen und zu sehen", fügte der Schülersprecher der Domino City Oberschule noch hinzu. Von Isis, Maliks Schwester, hatte er erfahren, dass Malik auch oft bei schönem Wetter lieber in seinem Zimmer hockte und Videospiele zockte oder ein Buch las.

Gegen das Buch war ja nichts zu sagen, aber man könnte es bei gutem Wetter auch draußen lesen. Hatte bis jetzt noch niemanden umgebracht, soweit Akefia informiert war.

„Halt dein Maul, Akefia! Ich kann tun und lassen, was ich will! Also tu mir den Gefallen und sieh zu, dass du Land gewinnst!"

Damit war das Gespräch für Malik beendet. Kräftig schlug er die Zimmertür zu, schloss ab und legte sich wieder in sein Bett. Es war noch viel zu früh zum Aufstehen.
 

*
 

Regelmäßig atmete Malik ein und aus. Nach Akefias Besuch hatte er zwar geschafft wieder einzuschlafen, doch keine zwei Stunden später war er wieder erwacht. Dieses Mal hatte ihn aber kein Klopfen geweckt und auch nicht der Wecker. Jener schwieg immer.

Ausgeschlafen war Malik auch nicht.

Wieso er dann überhaupt aufgewacht war, wusste er nicht.
 

Stumm lauschte der Blondschopf in die Stille. Er konnte nicht mal die Vögel hören, die draußen fröhlich vor sich hin zwitscherten.

Langsam streckte er seine Hand nach einem schwarzeingebundenen Buch, das auf dem Nachtkästchen lag, aus.

Sacht fuhr er mit der anderen Hand über den Einband.

Vor gut drei Tagen hatte er mit dem Lesen angefangen und bereits ein Drittel der Geschichte geschafft. Normalerweise war er schneller, doch irgendwas veranlasste ihn dazu, die bereits gelesenen Kapitel ein weiteres Mal durch zu gehen. Er wollte nichts übersehen! Alles war wichtig!

Seufzend setze sich Malik auf. Er hatte keine Lust im Bett zu lesen, vielleicht sollte er raus gehen.

Wie das Wetter wohl war?

Vielleicht konnte er sich im Garten auf die Hollywoodschaukel legen. Es war ein tolles Gefühl bei schönem, warmen Wetter draußen zu liegen und zu lesen - auch wenn er es nur selten tat. Den Grund dafür konnte er nicht nennen, er wusste ihn selbst nicht.

Dabei mochte er es doch eigentlich, wenn ab und zu kam ein leichter Windhauch, der den Körper etwas abkühlte und Erfrischung, auf kam.

Er mochte die Sonne und die Wärme, die sie mit sich brachte.
 

Malik sah zu seinem Wecker: Acht Uhr fünfzig.

Die Schule hatte vor kurzem Angefangen. Das war gut, so würden ihn diese lärmenden Schulkinder nicht nerven, wenn er sich in die wundervolle Welt von "Kirâ" begab.

Eigentlich war es eine eher traurige Geschichte, doch meistens las er sie mit einem Lächeln im Gesicht. Vielleicht lag das daran, dass er selbst nicht mit diesem traurigen Schicksal, welches die Hauptcharaktere ereilt hatte, gestraft war und er daher nicht allzu oft daran dachte, sondern die gerade geschilderten Momente einfach genoss und dementsprechend auch oft als eher erheiternd empfand.
 

Sein eigenes Leben war bis jetzt auch nicht wirklich rosig gewesen, weswegen er nicht unbedingt zu den Frohnaturen der Welt gehörte.
 

Ohne jegliche Hektik stieg Malik aus dem warmen Bett. Wenn er raus wollte, sollte er sich erst ein wenig herrichten. Sein Aussehen war ihm sehr wichtig. Er liebte es in den Spiegel zu sehen und sagen zu können, dass er schön war. Wie andere Menschen ihn sahen und ob sie ihn als schön empfanden oder nicht, war ihm egal. Natürlich gefiel es ihm, wenn man ihn deswegen ein Kompliment machte, doch oftmals war er schlussendlich nur auf sein Äußeres reduziert worden.

Ja, er war blond.

Ja, er legte viel Wert auf sein Äußeres.

Aber nein, er war nicht dumm!

Er hatte die Mittelschule als bester abgeschlossen, dabei war es sein erstes Schuljahr in Japan gewesen.

Das sollte man ihm mal nachmachen. Immerhin wohnte er insgesamt erst seit gut eineinhalb Jahren hier, was man ihm aber gar nicht anmerkte, denn sein japanisch war verdammt gut. Nicht perfekt, aber das war das der richtigen Japaner auch nicht.
 

Das Badezimmer lag direkt neben dem Schlafzimmer des Jungen und war mit diesem durch eine Tür verbunden. Der Raum war mit grau-schwarzen Fließen ausgelegt und besaß eine Fußbodenheizung, die von Malik das ganze Jahr über genutzt wurde, denn selbst im Sommer war es ihm morgens zu kalt.

Der Blondschopf gehörte zu den Menschen, die es gerne warm hatten. Dies lag seiner Meinung nach aber nicht daran, dass er ursprünglich aus Ägypten kam, sondern einfach daran, dass er die Kälte schon zu lange ertragen musste.
 

Ein Blick in den Spiegel genügte, um Malik zu der Erkenntnis kommen zu lassen, dass er wieder duschen musste. Wie er es doch hasste. Klar, danach fühlte er sich immer um einiges wohler und gewaschen war man um einiges schöner, als verdreckt, aber dennoch konnte er es nicht leiden. Immerhin fror er nach dem Duschen immer so sehr und das Nacktsein gehörte auch nicht zu den Dingen, die ihm gefielen.

Doch wie hieß es so schön: Wer schön sein wollte, musste leiden.

Nieder mit dieser verfluchten Schönheit!
 

Langsam zog sich Malik seinen Schlafanzug aus, um zu duschen.

Er kniff die Augen zusammen und stellte das Wasser an. Wenn er erst einmal nass war, dann würde alles leichter gehen - dann musste er es auch bis zum Ende durchziehen.

Obwohl die Temperatur des Wassers auf "warm" gestellt war, war die erste Ladung aus dem Duschkopf eisigkalt.

Abhärtung am frühen Morgen.

Nein, er war nicht masochistisch veranlagt.

Wirklich nicht.
 

Schnell war der schlanke Körper des jungen Ägypters mit Wasser benetzt. Das blonde Haar hing schlaff herab und klebte an der gebräunten Haut. Malik wartete ein paar Minuten, bis er das Wasser wieder abstellte und nach seinem Lieblingsshampoo griff.

Beim Haare waschen ließ er sich gerne Zeit, da er es als äußerst wohltuend empfand, wenn er das Shampoo auf seinem Kopf verteilte. Sozusagen eine kleine Kopfmassage.

Genüsslich schloss er dabei die Augen. Auf diese Art und Weise nahm er die Berührungen viel intensiver wahr.

Oder bildete er sich dies nur ein?

Egal, die Hauptsache war doch, dass es ihm gefiel.
 

Schnell den Schaum wieder runter waschen und von vorne beginnen, damit die Haare auch ja wieder so glänzend schön waren, wie sonst auch.

Nach dem Haarewaschen war dann logischerweise der restliche Körper an der Reihe.

Malik konnte genau diesen Teil nicht leiden.

Er stand nackt und nass in einem viel zu großen, gefliesten Raum, der eine Kälte ausstrahlte, die ihm unangenehm war, und sollte sich dann selbst berühren.

Für einen Außenstehenden klang das jetzt wahrscheinlich vollkommen bescheuert, da es doch eigentlich das normalste der Welt war, aber wenn man wusste, was in Malik vorging, dann konnte man es durchaus verstehen. Nur wie sollte man denn wissen, was in dem Blondschopf vorging, wenn man nicht er war?

Malik konnte es sich ja selbst kaum erklären, aber er empfand jede Art von Berührung als unangenehm, manchmal sogar als widerlich oder gar schmerzhaft, selbst wenn es nur unscheinbare waren, wie eine sanfte Umarmung.
 

Seufzend griff der junge Ägypter nach dem Duschgel und verteilte es dann auf seinem Körper. Augen zu und durch war hier die Devise.

Je schneller er das alles hinter sich brachte, umso schneller konnte er weiter lesen!

Brav, wie er nun mal war oder auch nicht, wusch er sich auch hintern den Ohren und sogar zwischen den Zehn und nach einer halben Ewigkeit war auch der Rücken eingeseift.

War sich zu Waschen nicht eigentlich eine totale Geldverschwendung?

Kaum hatte er das Shampoo in den Haaren oder die Seife am Körper wurde sich auch gleich wieder vom Wasser weggespült.

Klar, nach dem Duschen oder Baden roch man gut und meistens fühlte man sich danach auch viel besser, aber rein theoretisch würde man eine Menge Geld, Wasser und weiß der Geier was noch sparen, wenn man aufhören würde mit dem Waschen oder es zumindest reduzieren würde.

Wieso dachte er eigentlich so oft, über so seltsame Dinge nach?

Vielleicht weil diese seltsamen Dinge meist zu einem Bereich gehörten, den er nicht mochte und den man seiner Meinung nach streichen oder kürzen könnte.

Ganz normal, oder?
 

Nachdem er sich die Seife wieder herunter gespült hatte, stieg Malik aus der Dusche und griff nach einem der Handtücher, die auf einem der niedrigeren Badschränke lagen. Schnell trocknete er sich ab, band sich eines von ihnen um die Hüfte und begab sich wieder in sein Schlafzimmer. Er hatte vergessen sich frische Kleidung mit ins Bad zu nehmen.

Als erstes zog er sich natürlich eine Boxershort an. Und schon fühlte er sich nicht mehr nackt.

Nun kam der schwierigere Teil.

Was sollte er sich jetzt anziehen?

Wie wurde das Wetter heute?

Gestern hatte der Wettbericht gemeint, dass es heute bis in den Spätnachmittag warm und trocken sein solle, gegen Abend sollen dann aber Gewitterwolken aufziehen.

Da er eh vor hatte nicht allzu lang draußen zu bleiben und es in seinem Zimmer immer angenehm warm war, zog er sich eine kurze Hose und ein T-Shirt an.
 

Als nächstes war Haare föhnen angesagt und somit verschwand Malik auch schon wieder im Badezimmer. Es dauerte ein wenig, bis er den Föhn gefunden hatte, da er seine Haare meist von der Luft trocknen ließ.

Ohne jegliche Hektik schloss er das Gerät an und schaltete es an. Zum Föhnen selbst setzte er sich auf den weißen Badhocker, den seine große Schwester sich eigentlich für ihr Bad gekauft hatte - es stellte sich aber heraus, dass das Weiß des Bades nicht das gleiche Weiß war, wie der Hocker. Eine tragische Geschichte.

Nun stand das Teil bei dem blonden Jungen herum und diente meist als Ablage. Richtig genutzt wurde es eben nur beim Föhnen. Malik ließ sich dabei sehr viel Zeit. Er mochte den warmen Wind, der ihn dann durch sein Haar wehte und auch sein Gesicht streifte. Da keine Eile für ihn bestand, föhnte der Oberschüler heute nicht nur seine Haare, sondern auch sein Gesicht, seine noch nackten Füße und seine Unterarme. Natürlich nicht zu lange, da es mit der Zeit zu warm wurde, aber immer mal wieder, bis ihm einfiel, dass er ja noch raus wollte.

Das Gerät wurde also wieder ausgeschaltet und aufgeräumt, dann nahm Malik seine Zahnbürste, die Zahnpasta und putzte sich seine Zähne. Weiße Zähne waren ihm sehr wichtig. Sie gehörten immerhin zu einem guten, einem schönen Aussehen.
 

Irgendwann hatte Malik es dann doch irgendwie geschafft im Bad fertig zu werden.

Es hatte ja nur eine halbe Ewigkeit gedauert.

Aber sein Aussehen war dem Jungen eben äußerst wichtig. Es war Etwas, dass man sich eigentlich nicht kaufen konnte, wenn man von der natürlichen Schönheit und nicht der künstlichen ausging. Hinzukam noch seine Intelligent. Auch Etwas, dass man sich nicht wirklich kaufen konnte.

Niemand würde es ihm nehmen können - dass redete er sich zumindest immer wieder ein.
 

Mit schnellen Schritten begab sich Malik wieder in sein Zimmer, um sich seine Lektüre und eine Decke sowie ein paar Kissen zu schnappen. Er wollte sich auf der Hollywoodschaukel gemütlich machen.

Ob Isis die Rücklehne wieder aufgestellt hatte?

Er selbst saß eher weniger auf der Hollywoodschaukel, meistens klappte er die Rückenlehne um und legte sich dann hin. War doch viel gemütlicher, als zu sitzen.
 

Vorsichtig stieg er die Treppenstufen herab.

Es wäre wohl besser gewesen, wenn er nicht alles auf einmal genommen, sondern lieber öfters gegangen wäre, aber jetzt hatte er schon die Hälfte geschafft, da würde er sicherlich nicht noch mal umdrehen.

Leider übersah Malik die letzte Stufe und wäre auch fast auf dem harten Boden gelandet, wenn ihn nicht jemand aufgefangen hätte.

Ein normaler Mensch würde sich nun für die Hilfe bedankt, aber da man den blonden Oberschüler nicht unbedingt als "normal" bezeichnet konnte, was er selbst auch gar nicht tun würde, stieß den anderen lieber weg - natürlich erst, als er sicher war, dass er sicher auf seinen eigenen Beinen stand - und fauchte ihn an: "Nimm deine Pfoten von mir! Grabsch meine Schwester so viel an, wie du willst, aber lass mich in Ruhe! Perversling!"

Rasch sammelte er seine Sachen zusammen und ließ den anderen alleine im Flur stehen.

Jener strich sich durch sein langes, dunkelbraunes Haare und seufzte.
 

Mahad, so der Name des jungen Mannes, der Malik zuvor angefaucht hatte, wohnte jetzt seit einem dreiviertelten Jahr bei dem Schüler und dessen Schwester Isis.

Der Blondschopf und er waren von Anfang an nicht sonderlich gut miteinander ausgekommen, was aber vor allem an dem abweisenden Verhalten des Jungen lag. Mahad war ebenfalls Ägypter und arbeitete in einer Anwaltskanzlei und bald war er auch ein richtiges Familienmitglied. In gut drei Monaten wollten Isis und er heiraten. Natürlich war Malik vollkommen dagegen, doch die Proteste des Jungen würden einfach überhört.

Heute hatte der junge Anwalt sich frei genommen, da es noch ein paar Dinge für die Hochzeit zu regeln gab, vor allem familiäre Sachen.

Isis meinte außerdem, ihr fast Ehemann und ihr kleiner Bruder könnten sich so näher kommen. Meistens waren die beiden nämlich nur dann in einem Raum, wenn die schwarzhaarig Ägypterin ebenfalls dabei war.

Alles in allem war die momentane häusliche Situation nicht besonders prickelnd.
 

Murmelnd begab sich Mahad wieder ins Wohnzimmer, in dem er zuvor noch gearbeitet hatte, bis Maliks Gepolter ihn in den Flur gelockt hatte.

Was sollte er jetzt machen?

Wenn er nach draußen ging, so wie Malik, würde sich jener sicherlich von ihm bedrängt fühlen.

Wenn er aber drinnen blieb, dann würden sie beide wahrscheinlich niemals einen Nenner finden.

Egal was er tat, es war eh falsch, also warum nicht einfach mal einen Annäherungsversuch starten?

Konnte ja nur schief gehen.
 

Gemächlich packte der Braunhaarige seine sieben Sachen zusammen und breitete sie dann auf dem mittelgroßen Tisch auf der Terrasse wieder aus. Von dort konnte er Malik sehen, jener sah ihn, aber es lag genug Distanz zwischen ihnen, sodass sich eigentlich keiner bedrängt fühlen konnte.

Aber gut, bei Malik wusste man nie.

Aus der Küche holte sich Mahad noch eine Tasse Tee und machte sich dann an seine Arbeit. Die Hochzeitsreise musste noch gebucht werden und ein paar Familienmitglieder des jungen Anwaltes mussten noch über die baldige Hochzeit informiert werden. Manchmal war es nicht einfach, wenn die Familie auf der ganzen Welt verstreut lebte.
 

Malik machte es sich, während Mahad seinen Arbeitsplatz nach draußen verlegte, auf der Hollywoodschaukel bequem. Da es noch relativ frisch war, beschloss der Blondschopf, neben seiner noch eine weitere Decke zu holen und sich damit zu zudecken.

Es dauerte noch ein bisschen bis er endlich die geeignete Position zum Lesen gefunden hatte.

Voller Vorfreude schlug er das Buch mit dem schwarzen Einband, auf dem lediglich ein Vollmond und ein Schmetterling abgebildet waren, auf. Der Buchtitel war in rot geschrieben und kam besonders dadurch zur Geltung, weil hinter dem Titel der helle Mond abgebildet war.
 

Als der Oberschüler die Seite aufgeschlagen hatte, zwischen denen immer noch das Lesezeichen von gestern klemmte, suchte er noch schnell den richtigen Absatz und verlor sich dann schon nach wenigen Sätzen in der geschriebenen Welt.
 

*
 

Während er las bekam er gar nicht mit, wie seine Schwester nach Hause kam. Nicht einmal das Wetter, welches zuerst angenehm warm sowie freundlich war und dann immer schlechter wurde, nahm er richtig wahr. Erst ein kalter Regentropfen, der ihm auf die nackte Fußsohle fiel, brachte ihn in die Realität zurück.
 

Nicht sonderlich begeistert von den dunklen Wolken, die im Anmarsch waren, klappte er das Buch wieder zu und fing an aufzuräumen. Zwar war er nicht aus Zucker und Regen hatte bis jetzt auch noch niemanden umgebracht, aber nass wollte er dennoch nicht werden.

Außerdem war Regen kalt!

Dieses Mal entschied er sich, nicht alles auf einmal zu tragen, sondern lieber zwei Mal zu gehen. Jeder Schritt hielt fit.

Und es war sicherer. Er wollte nicht wieder eine Stufe übersehen und dieses Mal würde er wohl oder übel den Boden begrüßen, immerhin würde dieses Mal kein langhaariger Anwalt zu seiner Rettung eilen. Der war ihm eh zu wider.

Wie konnte sich seine Schwester nur in so einen ekeligen Mann verlieben?

Und ihn auch noch zum Ehemann nehmen.

Gut, noch waren die beiden nicht verheiratet, aber bald.

Sehr bald.
 

Unachtsam warf Malik die Sachen auf sein Bett, lediglich das Buch legte er sachte auf den Schreibtisch ab. Bücher wurden nicht durch die Gegend geworfen, zumindest keine der guten Sorte.

Eine der beiden Decken, die er in sein Zimmer, welches im ersten Stockwerk lag, gebracht hatte, breitete auf dem Boden aus. Dann schnappte er sich wieder das Buch und las weiter.

Das Fenster über dem Schreibtisch war immer noch offen. Er hatte es geöffnet kurz bevor er sich vollbepackt auf den Weg in den großen Garten gemacht hatte.

Um besser in das Geschehen rein zu kommen, las er den letzten Absatz noch einmal.

Immerhin kam jetzt gleiche ein spannende Stelle und bei sowas wollte man doch voll im Bilde sein, ansonsten würde sie doch keinen Spaß machen. So sah Malik dies zumindest.
 

*
 

Sein Atem ging schnell. Der Schweiß lief ihn über den erhitzen Körper.

Links. Rechts. Geradeaus.

Immer wieder bog er in eine Seitengasse ab, kehrte aber bald wieder auf die breite und belebte Hauptstraße zurück. Wenn er unter Menschen war, konnte ihn sein Verfolger nicht so schnell aus machen. Zwar bestand die Gefahr, dass ein Zivilist verletzt wurde, aber dem Weißhaarigen war das relativ egal.

Er durfte sich jetzt nicht erwischen lassen.

Ihm war bewusst, dass er nicht ewig weglaufen konnte, doch noch war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich seinen Verfolger zu stellen. Dafür musste er sich einen weniger belebten Ort suchen, denn er wollte unerkannt bleiben. Niemand würde sich lange an einen Jungen mit weißen, langen Haaren erinnern, aber einer der jemanden erschoss, würde vielen im Gedächtnis bleiben.

Vom Krankenhaus aus, an dem er gerade vorbei lief, lag ungefähr drei Kilometer in westlicher Richtung eine alte, verlassene Lagerhalle, die er sehr gut kannte, da er diese oft als Versteck benutzte. Wieso außer ihm scheinbar noch keiner auf die Idee gekommen war, sich dort von Zeit zu Zeit nieder zu lassen, war ihm fraglich. Aber gut, je weniger sich dort aufhielte, umso besser für ihn.

Jetzt musste er nur noch bis dorthin durchhalten und es würde alles gut werden.

Sein Verfolger würde keine Chance gegen ihn haben!

Außer Atem schaffte es der Weißhaarige an sein Ziel. Nur noch wenige Schritte trennten ihn von der großen stählernen Tür. Wachsam sah er sich um. Noch war niemand zu sehen oder zu hören, aber dies konnte sich jeder Zeit ändern. Es würde nur noch ein paar Sekunden dauern, bis sein Verfolger zu hören wäre, da war er sich sicher. Er spürte förmlich wie der andere näher und näher kam.

Doch anstatt nun zu hetzten, um ja einen Überraschungsangriff starten zu können, schlenderte er fast schon auf das Tor zu und öffnete es in aller Seelenruhe.

Hier würde ihn niemand dabei zu sehen, wie er dem anderen sein Lichtlein auspustete.

Keiner würde sich an ihn erinnern.

So, und nur so, war es richtig!
 

*
 

"Malik, Abendessen ist fertig! Kommst du bitte runter?", rief eine weibliche Stimme. Malik erschrak fürchterlich, als er sie höre. Er war viel zu sehr mit dem Lesen seines Buches beschäftigt gewesen. Seit wann war seine Schwester eigentlich wieder da? Hatte Akefia seinen täglichen, abendlichen Besuch bereits hinter sich gebracht? Wenn ja, wieso hatte sich der Depp dann nicht bei ihm gemeldet? Normalerweise kam der Kerl doch liebend gern zu ihm hoch und klopfte wie ein Gestörter solange an seine Zimmertür, bis Malik nachgab und aufmachte. Hatte er dies alles vor lauter lesen gar nicht mitbekommen?

Hastig sprang der Blondschopf auf und verließ sein Zimmer. Zwar hatte er keine große Lust mit Isis und seinem zukünftigen Schwager gemeinsam zu Abend zu essen, aber je schneller er das ganze hinter sich brachte, um so eher konnte er wieder zu seinem heißgeliebten Buch zurück.

Beim Treppen runter laufen achtete er aber dieses Mal auf seine Füße, da er nun wirklich keine Lust darauf hatte, auf die Nase zu fallen. Mahad würde ihn nicht wieder auffangen und dies wollte Malik auch gar nicht. Der Typ sollte ihm bloß vom Leib bleiben!
 

In der Küche warteten bereits Isis und Mahad. Der Tisch war gedeckt, dass Essen befand sich noch unangetastet in den Töpfen - man durfte sich erst etwas nehmen, wenn alle anwesend waren - und alles wartete nur noch auf Malik, der sich viel Zeit dabei ließ zu seinem Platz zu schlürfen und sich zu setzen.

Neben dem Oberschüler saß dessen Schwester und ihm gegenüber saß der braunhaarige Anwalt, welcher mit feindseeligen Blicken gestraft wurde. Da jener heute den ganzen Tag über Zuhause gewesen war, war es für diesen selbstverständlich, dass er auch das Abendessen kochte - das Mittagessen hatte er zwar auch gemacht, doch Malik hatte ihn ja erfolgreich ignorieren können. Isis hatte lediglich bei der Nachspeise mitgeholfen, da sich ihr fast Ehemann nicht wirklich sicher war, was genau Malik denn bei Süßspeisen so schmeckte - der Junge war eine Klasse für sich.

Nun gut, jetzt musste man den Jungen erst einmal dazu bringen, überhaupt etwas von dem Gekochten zu probieren. Auch wenn der junge Ägypter blond war, hieß das noch lange nicht, dass er auch blöd war. Ihm war vollkommen bewusst, dass Mahad das Essen zubereitet hatte und Mahad war das Böse in Person!

Es gab Hackbällchen umhüllt von irgendwelchem Grünzeug. Sah nicht wirklich lecker aus und es roch auch nicht sonderlich appetitlich.

Ohne dass er darum gebeten hatte, gab ihm Isis eine ganz große Portion von dem seltsamen Etwas, das man ihm hier als Essen verkaufen wollte. Mit angewidertem Gesichtsausdruck stocherte er daraufhin mit der Gabel in dem Etwas herum.

"Sieht ekelhaft aus", meinte Malik und sah dabei zu Mahad.

"Malik, probier das ganze doch erst einmal, wenn es dir nicht schmeckt, kannst du es ja immer noch stehen lassen", schlug Isis vor, die keine Lust auf einen Streit hatte. Sie war dieses ewige Gemecker allmählich leid. Anfangs hatte sie für das Verhalten ihres Bruders Verständnis aufgebracht, aber mit der Zeit konnte sie dies einfach nicht mehr ertragen.

Was war nur Maliks Problem?

Anstatt endlich mal Klartext zu reden, schwieg der blonde Junge und zickte rum. Auf die Dauer machte dies einen einfach nur fertig. Isis liebte Mahad und er liebte sie. Sie wollten heiraten und irgendwann einmal eigene Kinder haben. Nur Malik war dagegen und hielt dies nicht hinterm Busch.

"Hab keinen Hunger."

Wie ein bockiges Kind.

"Dann iss halt nichts, aber du weißt, dass es dann heute nichts mehr gibt. Auch keine Süßigkeiten."

Als ob das irgendwas bringen würde.

Malik tat was er wollte - immer.

"Hör auf mich wie ein kleines Kind zu behandeln. Ich kann selbst entscheiden, ob ich etwas esse oder nicht."

Genervt schob Malik seinen Stuhl zurück und wollte wieder in sein Zimmer gehen. Da seine Schwester aber wollte, dass sie zusammen aßen, hielt ihn davon ab: "Hier geblieben! Auch wenn du nichts isst, wirst du am Tisch bleiben, bis Mahad und ich fertig sind. Du kannst nicht immer alles so machen, wie du willst."

"Und du musst hier nicht auf Familie machen. Wir sind keine und werden es auch nie sein. Ende. Außerdem kannst du doch froh sein, wenn ich weg bin, immerhin kannst du dann mit deinem dämlichen Mahad schmusen."

Wieso strafte man ihn denn nur so?

Seit Isis mit dem Anwalt zusammen war, meinte die Gute, sie müssten einen auf "Friede-Freude-Eierkuchen"-Familie machen. Aber das waren sie nicht. Weder vor Mahads Erscheinen, noch danach.

Bevor die beiden Geschwister in ein lautstarkes Streitgespräch verfallen konnten, mischte sich der braun Haare junge Mann ein.

"Isis, vielleicht hat Malik im Moment wirklich keinen Hunger. Er isst bestimmt später ein bisschen was und das reicht doch auch."

Alle drei wussten, dass dies nicht der Fall sein würde. Der Blondschopf aß im Allgemeinen einfach viel zu wenig. Meistens musste man ihn wahrlich dazu zwingen auch nur ein Bissen zu probieren. Lediglich Süßigkeiten gingen immer.

Wie bei einem kleinen Kind.

Doch Süßigkeiten waren nicht gesund und Gesundheit war für die junge Frau sehr wichtig, besonders wenn es um ihren kleinen Bruder ging, denn sie wirklich sehr liebte, auch wenn jener dies wohl nicht immer ganz so zur Kenntnis nahm.

"Wenn es Malik recht ist, kann ich ihm auch einen Salat zubereiten. Gegen den kann man doch nichts sagen, oder?"

Im Grunde nicht, aber da das Essen von Mahad kam, war es schon rein aus Prinzip ekelhaft.

"Ihr beide könnte weiter turteln, ich geh jetzt."

Und schon war der Oberschüler aus der Küche verschwunden.

Liebespaare waren schon ein widerliches Völkchen. Ständig dieses Rumgesülze und Geschmuse. Wieso konnten die sich nicht auch weiterhin, wie normale Menschen benehmen? Unglaublich sowas!
 

*
 

Die einst weißen Wolken hatten sich inzwischen schwarz gefärbt. Ein Gewitter stand kurz bevor. Die Temperaturen waren mittlerweile gesunken und auch der Wind war nun nicht mehr angenehme kühl, sondern unangenehm kalt. Es roch schon nach Regen.

Die weißen Vorhänge wurden von dem Wind hin und her geweht, die Blätter des offenen Buches wurden wie von Geisterhand umgeblättert.

Die ersten Regentropfen machten es sich auf den Fensterscheiben gemütlich.

Man konnte den Donner hören, jetzt fehlten nur doch die Blitze.
 

*
 

Seufzend öffnete Malik seine Zimmertür. Er hasste es, wenn seine Schwester und Mahad einen auf Familie machten - er fühlte sich dann immer so ausgegrenzt. Jedes Mal auf ein Neues kam er sich wie ein Außenseiter vor. Das war einfach nicht seine Welt.

Wieso musste Rishid heiraten und weg ziehen?

Wieso musste Isis ihm jetzt nach machen?

Wieso musste es denn Mahad sein, in den sie sich verliebte?

Wieso musste das alles nur so kompliziert sein?
 

Ohne sich großartig umzusehen, schloss er die Tür gleich wieder. Eine Angewohnheit von ihm.

Erst als er das alt bekannte klicken hörte, wandte er seinen Blick wieder nach vorne und wusste dann erst einmal nicht, was er tun sollte.

Er blinzelte einmal.

Keine Veränderung.

Er blinzelte noch einmal.

Immer noch der selbe Anblick, wie zuvor.

Noch einmal blinzeln.

Wieder änderte sich nicht an dem, was er sah.

Langsam machte der Blondschopf einen Schritt nach vorne, öffnete den Mund um etwas zu sagen - schloss ihn wieder. Versuchte es dann aber noch einmal, doch so recht wollte es nicht klappen.

"Hä?"
 

Eine kurze Erklärung, was denn jetzt auf einmal bei Malik schief war.

Mitten in dessen Zimmer stand ein junger Mann.

Seltsam genug, oder?

Dieser junge Mann hatte langes, weißes Haar und braune Augen.

Nicht unbedingt so besonders.

Heutzutage konnte man jede Haarfarbe haben, wenn man wollte.

Das Sonderbare war eher die Tatsache, dass der werte Herr genauso aussah, wie der Hauptcharakter aus Maliks neuster Lektüre.
 

Vielleicht ein sogenannter Cosplayer, der sich in das Schlafzimmer des Oberschülers verirrt hatte?

Wohl eher weniger.

Der Typ sah einfach zu echt aus.

Und was sollte auch ein Cosplayer bei dem jungen Ägypter im Zimmer?

Eine Sekunde lang verschwendete Malik sogar einen Gedanken daran, dass vor ihm der echt Eizô Bakura - so der Name der Hauptperson aus dem Buche "Kirâ" - vor ihm stand, aber das war vollkommen unmöglich.

Aber wer stand da jetzt in seinem Zimmer?

Und wie kam der Kerl überhaupt unbemerkt hier rein?

Und was wollte der Typ hier überhaupt?

Und wieso hatte der Fremde eigentlich eine Waffe in der Hand?

Und wieso um alles in der Welt machte er eigentlich nichts, außer den Fremden blöd anzugaffen?

Sollte er nicht eigentlich Angst haben?
 

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Kira
 


 

Gelangweilt saß er in der Küche und schob sich ein kleines Gurkenstück in den Munde, auf dem er dann lustlos herum kaute. Seine Eltern waren nicht da. Sie waren auf einer ach so wichtigen Veranstaltung. Sein kleiner Bruder lag brav in seinem Bettchen und schlief.

Während er aß sah er sich in der weißen Küche um. Alles wirkte mit einem Mal so fremd. Zwar fühlte er sich inzwischen wieder gut, aber trotzdem war irgendwas komisch.

Er sollte vielleicht mal nach dem Kleinen sehen.

Gedacht - getan.

Langsam erhob er sich und verließ die Küche.

Seit wann war der Flur eigentlich so unerträglich weiß?

Wieso war in diesem Haushalt eigentlich fast jeder Raum in weiß gestrichen?

Stand diese Farbe nicht eigentlich für Unschuld, Reinheit und so einen Mist?

Ziemlich unpassend.

Gedankenverloren trottete durch den Gang. Das Zimmer seines kleinen Bruders lag hinter der vierten Tür von links. Es war ein recht kleiner Raum, aber so ein kleiner Zwerg brauchte jetzt nicht unbedingt das größte Zimmer. Außerdem hatte sein Brüderchen sogar noch ein extra Spielzimmer. Alles war er selbst als Kind nicht gehabt hatte. Er hatte gefälligst in seinem kleinen Zimmer zu spielen und ja nicht zu nerven. Ein Glück, dass es dem Kleinen nicht so erging, dafür war jener viel zu niedlich.

So leise wie nur möglich öffnete der Weißhaarige die Tür und trat in den dunklen Raum.

In der Mitter stand das kleine Kinderbett, in welchem sein Bruderherz friedlich vor sich hin schlummerte. Die zierlichen Ärmchen waren um das viel zu große Stoffhäschen geschlungen.

Sachte strich er dem Kind über den Kopf, welches sofort die Augen aufschlug und den größeren ansah.

Er hatte ihn geweckt.

"Na, Kyô, hab ich dich geweckt?"

Ein Nicken.

"Tut mir leid. Das wollte ich nicht."

Hatte der Kleine schon immer so einen leichten Schlaf gehabt? War ihm gar nicht aufgefallen.

*

Mit einem zufriedenen Lächeln sah der Weißhaarige auf das brennende Haus. In ein paar Stunden würden seine Eltern wieder kommen. Ihre dämlichen Gesichter würde er nur zu gerne sehen, aber er konnte nicht. Er musste weg von hier.

Wieso hatte er sich nicht schon früher dafür entschieden zu gehen?

Vielleicht weil er nie wusste, wohin er dann sollte.

Gut, im Moment hatte er auch keine Ahnung, wo er hin sollte, aber es war ihm egal. Anders als seine Eltern besaß er ein Gehirn, dass er sogar zu gebrauchen wusste.

Gut, die beiden verdienten verdammt viel und hatten eigentlich auch sehr gute Berufe, aber sobald es um Etwas ging, dass nicht mit der Arbeit zu tun hatten, waren die Herrschaften vollkommen aufgeschmießen.

Er seufzte ein Mal, schnappte sich dann die Tasche, in die er die nötigsten Sachen gepackt hatte, und sah dann noch ein letztes Mal auf das Haus. Eigentlich war es schade um das Gebäude. An sich war es doch recht schön gewesen, leider hatte es die falschen Besitzer abbekommen.

Da konnte man wohl nichts machen, was?

"Na dann, mein Kleiner, lass und gehen."

Mit der rechten Hand nahm er seinen kleinen Bruder hoch, der sich sofort an ihn kuschelte, die Augen schloss und weiter schlief. Es war immerhin Nacht.
 


 

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Mimmy-chan
2012-07-11T20:43:52+00:00 11.07.2012 22:43
Heyu X3

Zum Titel „Die ersten unsichtbaren Spuren“
Das ist ein schöner Titel, doch was für Spuren meinst du? Ich habe es einfach nicht aus dem Kapi heraus gelesen.

Wenn vor meiner Tür so ein schmucker Schülersprecher stehen würde, fielen mir tausend schönere Sachen ein, als ihn anzuschreien. XD Malik ist wirklich eine Rarität. Ich wüsste ja zu gerne, wieso er nicht in die Schule will. Wurde er gemobbt? Fühlt er sich geistig unterfordert? (Schlau soll er ja auch sein, darum kann es nicht an schlechten Noten liegen.)
Abgesehen davon … wieso tut Isis nichts? Gut, es ist schwer, aber das sie so wenig Autorität hat, schockt mich doch gewaltig. Das hätte ich ihr nicht zugetraut.

Naja, auch wenn Isis keinerlei Fähigkeit sich gegenüber ihrem JÜNGEREN Bruder zu behaupten, so hat sie zumindest Geschmack. Ihr Verlobter ist mit Sicherheit eine gute Partie – vor allem wenn man sich seinen Beruf ansieht. Und kochen kann er ja auch. (Das Malik es nicht gut findet, hat nichts zu heißen. Der Junge hasst das Essen ja auch Prinzip, weil Mahadoo es zubereitet hat.)

Womit wir wieder bei Malik anlangen. Der Junge ist … höchst seltsam. Zum einen, weil er das Haus nicht verlässt und zum anderen weil er so e-w-i-g-l-a-n-g im Bad braucht. Okay manche Leute brauchen ja wirklich Stunden, aber hier kam es mir wie Jahre vor. In Zukunft würde ich solche Aktionen ein wenig kürzen.

Was mich stutzig macht ist, dass Malik sich nicht anfassen mag. … Woran liegt das? Hat er schlechte Erfahrungen gemacht? Wer hat ihn so grob berührt, dass er nun immer noch einen Ekel davor hat? … Ich würde irgendwie darauf tippen, dass Maliks Vater etwas damit zu tun hat, aber ich bin gespannt wie du das aufklären wirst.
Andererseits fand ich es total süß wie Malik versucht mitsamt seinem Bettzeug die Treppen herunter zu tapsen. *kihihihi* das Mahadoo ihn aufgefangen hat war kawaii. Generell mag ich die Beziehung zwischen den beiden. Doch ich hoffe natürlich, dass sie besser wird. XD

Am aller, aller, aaaaaaaaaaaaaaaaaaaller besten hat mir die Stelle gefallen, an der die Gewitterwolken aufzogen und die Seiten des Buches sich von selbst umgeblättert haben!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! (*.*)!!!! Das war so herrlich spannend. Am liebsten hätte ich selbst dort gestanden, als es passierte!!!! *schwärm*

Und dann taucht Bakura auf!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! KYAAAAA!!!!
Ich bin so gespannt wie es nun weiter geht! (*.*)

PS: Das du noch ein Kapitelstück aus Kira am Ende rang gehängt hast, finde ich unpassend. Wenn ich du wäre, würde ich dazu lieber ein extra Kapi anlegen das Stück für Stück länger wird. Dann ist das Ganze nicht so verwirrend.

chuchu Mimmy-chan
Von:  jyorie
2012-06-26T20:12:35+00:00 26.06.2012 22:12
Juhu, sogar noch das erste Kommi für das neue Kapitel :)




Hi^^

habe dein neues Kapitel mindestens genauso schön
schmökern können wie Malik sein Buch XD

Die Szene im Bad war mir persönlich etwas zu lang,
aber du wolltest ja damit ausdrücken, dass er ein übertriebenes
Body-Spa veranstaltet hat ^^ (nur um in den Garten zu gehen)
das ist gelungen :D . Ich fand es witzig, dass er sich auch Gesicht,
Füße und die Arme geföhnt hat.

Die Diskrepanz zu Mahad ist gut nachvollziehbar, wer will
auch schon das einem die Geschwister „weg genommen werden“.
Und das alles Essen von ihm Eklig ist klar! Oh, da kann ich Malik
so gut verstehen.

Akefia scheint ziemlich aufdringlich zu sein, macht er es wirklich
nur weil er es aufgetragen bekam Malik wieder in die Schule zu
bringen, oder findet er ihn interessant?

Mir hat gefallen wie du es beschreibst, als sich etwas mit dem Buch
verändert hat und wie Malik und Bakura sich zum ersten Mal begegnen.
Bin gespannt wie du das nächste Kapitel schreibst, ob Malik Angst vor
Bakura haben wird, da dieser gemäß deinem Buch nicht ungefährlich ist :)

LG
Jyorie



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