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Triumph

Mit schnellen Schritten eilte Samael durch die Gänge der Drachenburg. Neben ihm lief Adin in Gestalt dieser kleinen, widerlichen Mischlingsdämonin, die er damals bei dem Mischlingsliebhaber Damian umgebracht hatte. Ihm missfiel zwar, dass das Irrlicht keine andere Form annahm, aber er hatte im Moment wichtigere Dinge zu erledigen. Da war das Erscheinungsbild eines seiner Diener das entschieden kleinere Problem.

Als er um die nächste Kurve bog kam vor ihm schon das hölzerne Tor zum Sitzungssaal in Sicht, in dem sich der "heilige" Rat gerade traf. Zwar waren als Wachen drei Minotauren abgestellt worden, doch diese waren vollkommen mit den drei Frauen beschäftigt, die sich auf verschiedene Art und Weise an sie schmiegten. In ihren Augen lag ein glasiger, abwesender Ausdruck, und mit Zufriedenheit stellte Samael fest, dass sie ihn nicht einmal zu bemerken schienen. Sein Zauber hatte zumindest bei diesen wenig intelligenten Individuen die perfekte Wirkung erzielt. Wenn er auch bei den anderen Bewohnern der Drachenburg diese Wirkung gehabt hatte, war sein Plan schon so gut wie sicher erfolgreich verlaufen.

"Verzeiht, Herr...", meldete Adin sich mit unterwürfiger Stimme neben ihm zu Wort.

"Was ist?" schnauzte er sie ungehalten an. Er hatte jetzt keine Zeit, sich mit dem kleinen Irrlicht zu unterhalten. Alles, was ihn noch von seinem Triumph trennte, war die Tür zum Sitzungssaal vor ihm.

"Ich verstehe immer noch nicht, wie Ihr mit eurer Magie die Schutzzauber der Drachenburg und der verschiedenen Dämonen brechen konntet", sagte Adin, dem die schlechte Laune seines Meisters nicht entgangen war.

"Ich habe sie nicht gebrochen", erwiderte Samael entnervt. "Die Zauber waren dazu gedacht, sie vor Schaden zu schützen, aber meine Magie hat ihnen auch keinen Schaden zugefügt. Sie hat lediglich manche Triebe verstärkt. Den Schaden haben sich diese törichten Dämonen selbst zugefügt." Er musste kurz lachen, doch es war ein kalter, freudloser Laut. "Ich habe die Schutzzauber lediglich umgangen. Und jetzt genug mit dieser Fragerei, ich stehe kurz vor der Erfüllung all meiner Pläne! Zügle deine Neugier, oder ich reiße dir das Herz heraus!"

Verängstigt blieb Adin stumm, als Samael schwungvoll die schweren Holztüren vor ihm aufstieß, was ihm scheinbar keine Kraft abzuverlangen schien.

Das Bild, das sich ihnen bot, war zugleich überwältigend und widerlich. Nahe der Tür, auf einem der Holzstühle, befummelte Niles gerade einen Elfen, der wie betrunken kicherte und seinen Kopf auf die Schulter des Inkubus gelegt hatte. In der Saalmitte waren drei nackte Leiber ineinander verwunden, bei denen es sich wohl um Siraz, Chayton und Yaro handeln musste - auch wenn das gerade schwer zu sagen war. Wieder anderswo drückte Anubis gerade Shannen gegen eine Wand, die es willenlos mit sich geschehen ließ. Der altägyptische Gott hatte zwar das Erscheinungsbild eines jungen Mannes angenommen, doch Samael konnte dadurch nicht getäuscht werden.

Von der gegenüberliegenden Seite des Raumes kam eine kleine, rothaarige Frau auf Samael zugelaufen. "Geliebter!" rief sie, warf sich in Samaels Arme und gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund, wobei sie sich auf die Zehenspitzen stellen musste.

"Scarlett", erwiderte der Angesprochene und sah sich im Raum um. "Sind die Ratsmitglieder hier außer Gefecht gesetzt?"

"Ja, Liebling", antwortete Scarlett gehorsam, wobei sie Samael immer noch umarmte. "Sowohl Niles als auch Anubis und Shannen sind nicht mehr mehr als Tiere, die ihren niederen Instinkten folgen." Die Vampirin zögerte kurz. "Hast du dich um die anderen gekümmert?"

"Ja. Bilal und Leonidas sind nicht mehr."

"Aber...was ist mit Alvan? Er könnte uns immer noch Schwierigkeiten machen, wenn er lebt!" protestierte Scarlett.

Samael sah sie mit einem tadelnden Blick an. "Also bitte", meinte er mahnend. "Als ob ein Familienvater mit gut einem halben Dutzend Kinder Zeit hätte, alleine die Geschäfte des Rats fortzuführen."

"Da hast du wohl Recht", sagte Scarlett und küsste Samael noch einmal kurz. "Allein wird er nicht in der Lage sein, diese - " Sie stoppte abrupt. Vorsichtig löste sie sich von Samael und trat ein paar Schritte rückwärts. "Was heißt das, 'alleine'? Ich bin auch noch ein Ratsmitglied!" sagte sie mit argwöhnischer Stimme.

"Falsch", widersprach Samael und zog einen versteckten Dolch aus seiner Kleidung hervor. "Du warst ein Ratsmitglied."

Alle Farbe wich aus dem Gesicht der Vampirin. "Rede keinen Unfug, Liebling", sagte sie panisch. "Du kannst es unmöglich ernst meinen, dass...bist du das? Wer von euch hat gerade die Kontrolle?"

"Beide", antwortete Samael mit einem bösartigen Grinsen, bevor er blitzschnell nach vorne sprang und Scarlett den Dolch ins Herz rammte. Ihre Augen weiteten sich ungläubig, und sie griff nach der Waffe, wie um sie aus ihrer Brust ziehen zu können, als sie langsam zu Boden sank. "Es ist nichts gegen dich", meinte Samael entschuldigend. "Ich kann nur keine nutzlosen Mitwisser gebrauchen. Und du...du hast deinen Nutzen nun einmal erfüllt."

Achtlos trat der Dämon um den zu Boden gefallenen Körper herum. Sein Blick wanderte durch den Raum, bis er endlich das Objekt seiner Begierde auf der anderen Seite entdecken konnte. Mit raschen, schnellen Schritten überwand er die Distanz dorthin. Samael räusperte sich laut und deutlich, und Snow, dessen Kopf sich gerade in Lians Schoß befunden hatte, schreckte hoch.

"Meister!" rief er mit freudiger Stimme, stand schnell auf und umarmte Samael herzlich. Die Tatsache, dass er dabei nackt und nicht gerade sauber war, schien ihn dabei nicht zu stören.

"Snow", begann Samael, dem Schlimmes dämmerte. "Wo ist das Medaillon, das ich dir gegeben habe?"

Ein betrübter Ausdruck trat auf das Gesicht des Mischlings. "Es...es tut Snow Leid, Meister", stammelte er peinlich berührt. "Snow wollte doch nur, dass Meister mehr...mehr Dämonen zum Spielen hat, also hat er es Lian gegeben..." Der weißhaarige Vampir verstummte und sah peinlich berührt auf seine Fingerspitzen herab.

Samael sah auf Snows oberen Brustbereich herab. Dort schien sich der Abdruck des Anhängers eingebrannt zu haben. Vielleicht hatte der Zauber noch nachgewirkt, sodass er sich keine Sorgen machen musste, doch er war sich da lieber ganz sicher. Er würde Snow nachher testen müssen.

"Snow hat sich nicht an die Befehle von Euch gehalten, Meister", meinte der Mischling plötzlich und sah Samael mit großen Augen von unten herab an. "Snow muss dafür...bestraft werden." Er presste sich so sehr an den Körper des anderen Dämonen wie es ihm nur möglich war.

"Nicht jetzt, Snow", befand Samael, woraufhin Snow einen etwas geknickten Eindruck machte. "Später", versprach er ihm, was dem Mischling ein leises Jauchzen entlockte. "Jetzt lass uns erst einmal gehen."

"Nicht ohne Lian gehen!" ertönte plötzlich eine Stimme hinter Snows Rücken. Alarmiert sah Samael auf, nur um herauszufinden, dass Lian - der ebenfalls vollkommen nackt war - sich von hinten an Snow rangeschmiegt hatte. Der Vampir machte nicht den Eindruck, dass er ihn so schnell würde loslassen wollen.

"Meinetwegen", seufzte Samael. Zu irgendetwas würde der schwarzhaarige Mann schon gut sein, und wenn er nur als Testobjekt endete. Oder Lustobjekt. Eigentlich war es Samael egal, solange Snow tat, was man ihm befahl.

"Kommt mit", befahl er den beiden. "Wir besuchen jetzt erst einmal Großmutter Lilith."

Nur mit Mühe konnte er es schaffen, dass Snow sich von ihm löste, doch Lian weigerte sich rigoros, seine Hände von dem Mischling zu nehmen. Erst dank des beherzten und leicht gewalttätigen Einsatzes von Adin war dies möglich, sodass Samael den Sitzungssaal verlassen konnte; auch wenn Snow sich noch immer an seinen Arm klammerte.

Wie er so dort entlang ging, beherrschte ein einziger Gedanke seinen Geist.

Triumph.

Endgültig und vollkommen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hinatara
2012-09-30T10:25:57+00:00 30.09.2012 12:25
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