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Ursache und Wirkung

von

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Epilog -1-

Epilog
 

Jannes runzelte die Stirn, als er seine Tasche nahm, aufsah und Vince’ Platz bereits leer war. Das war untypisch für ihn, irgendwann hatte Jannes festgestellt, dass fast jeder Handgriff in Vince’ Leben fest geplant war, alles in einer festen Reihenfolge ablief und wenn man diese störte, dann schien es, als würde für Vince alles ins Chaos stürzen.

Jannes schnappte sich seine Tasche und beeilte sich, drängelte sich an den anderen vorbei und verabschiedete sich nur mit einem kurzen Wink von seinen Freunden. Vielleicht würde er Vince noch einholen, er hoffte es so.

Es war schon seltsam, vor ein paar Wochen hatte er Vincent nicht mal richtig gekannt, jetzt wollte er wenn möglich jede freie Minute mit ihm verbringen.

Und das aufgrund einer ziemlich dämlichen Wette, in gewisser Weise musste er Tobias ja dankbar sein, der Jannes die Wette unterbreitet hatte, wahrscheinlich mit dem Gedanken, dass es von Vorteil wäre jemanden zu haben, dem Vince vertraute, wahrscheinlich um ihn schwerer treffen zu können. Es war Jannes egal, er würde dafür sorgen, dass es nicht passierte.

Ursprünglich war ihm das alles egal gewesen, Vince war ihm egal gewesen. Er war einer dieser seltsamern Jungen, der kaum mit anderen sprach, immer wirkte, als würde er sich in einer unsichtbaren Seifenblase befinden, selbst wenn sich die anderen über ihn lustig machten, drang das nicht wirklich durch die Barriere. Und genau das war es, hatte Jannes festgestellt, eine Barriere, mit der er sich fernhielt von den anderen.

Jannes hatte gedacht, er würde niemals zu Vince durchdringen können und dann war er überrascht, wie schnell es ging, wie schnell Vince ihm Vertrauen geschenkt hatte, wie sehr er es sich gewünscht hatte, jemanden vertrauen zu können.

Vince sprach auch dann nur das Nötigste, aber etwas hatte sich verändert, man konnte soviel in seinen Augen lesen. Jannes fragte sich manchmal, ob Vince sich bewusst war, wie er dann aussah, wie atemberaubend. Vor allem, wenn er etwas erblickte, was sein Interesse weckte, dessen Existenz er anscheinend bis ins Kleinste hinterfragte und ergründen wollte. Und irgendwann hatte Vince angefangen Jannes so anzublicken und jedes Mal, wenn er es getan hatte war Jannes ein Schauer den Rücken hinab gelaufen.

Jannes hatte sich fast bis zum Ausgang durch die Schülermenge gewühlt, als er Vince entdeckte. Er sprintete die letzten paar Schritte bis er ihn eingeholt hatte und ihm freundschaftlich auf die Schulter schlug.

„Hey Vince, hattest du es eilig heut oder warum bist du gleich weg?“

Vincent antwortete nicht sofort, sie gingen ein paar Meter weiter und Jannes runzelte die Stirn. Dann blieb er abrupt stehen, so, dass Jannes beinahe weitergelaufen wäre.

Vince blickte auf, ihn an und Jannes stieß gegen die Barriere, von der er beinahe nicht mehr gewusst hatte, wie sie aussah.

Etwas stimmte nicht in der Art, wie Vince ihn anblickte. Jannes fragte sich, ob die anderen heute irgendetwas gesagt oder getan hatten, was eine solche Reaktion hervorgerufen haben könnte. Und er fragte sich, ob es klug wäre, Vince darauf anzusprechen, doch der kam ihm zuvor.

„Ich werde dir etwas mitbringen, etwas Persönliches.“ Er machte eine Pause und in Jannes’ Kopf begannen die Gedanken zu rotieren, ‚etwas Persönliches’, genau diese Worte hatte er an diesem Tag schon einmal gehört… von Tobias.

„Etwas, was ein Beweis ist, damit du die Wette gewinnst. Ich hab’ es gehört heute, du brauchst mir nichts mehr vorspielen.“

Jannes erstarrte. Er wollte etwas sagen, dass die Wette keine Bedeutung mehr hatte, dass ihm das Geld völlig egal war, dass ihm egal war, was Tobias sagte. Er brachte nichts heraus, denn in diesem Moment bröckelte Vince’ Barriere, ließ einen kurzen Blick zu.

Und Jannes wusste, dass er so leicht nicht wieder zu ihm durchdringen würde können, wahrscheinlich nie wieder. Denn er hatte etwas kaputt gemacht, etwas Zerbrechliches.

Vince sah ihn noch einen Moment an und ging fort.



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