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Winter Love Story

...the way I found you...
von

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Cleavage

Yule
 

"Das war also Jamie, der Typ der dich bei sich aufgenommen hat, als du völlig hilflos im Schnee gelegen hast?", beschrieb mir Nea hochdramatisch. Natürlich hatte ich ihr von meiner Begegnung erzählt. Ich zuckte mit den Schultern und trank mein Mineralwasser, "Ich habe ihn nicht darum gebeten.", Nea sah leicht empört aus und plusterte sich leicht auf. "Waaaas? Wie kannst du sowas nur sagen Yule? Er hat dir geholfen als es dir schlecht ging und vielleicht noch schlimmeres verhindert. Wer weiß, vielleicht hättest du dir noch eine Lungenentzündung eingefangen,wenn du ganz viel Pech gehabt hättest. Du bist immer so unvorsichtig.", predigte sie mir nun schon das gefühlte 1000- ste Mal. Sie machte sich einfach zu viele Sorgen, das lag vielleicht auch daran, dasss sie meine beste Freundin war. Nicht das ich das nicht zu schätzen wusste, aber es änderte meine Situartion nicht. Außerdem...,"Ich bin ihm ja auch dankbar dafür, aber... ich möchte nicht, dass er sich in mein Leben einmischt...", erklärte ich trotzig und mit leicht rotem Gesicht. Sein Erscheinen machte mir das Leben nicht gerade leichter. Meine beste Freundin boxte mir leicht gegen die Schulter. "Du bist ein Idiot! Du hast doch nur Angst, dass dir noch jemand außer mir sagt, dass, dass was du machst Irrsinn ist. Er hat dich "erwischt", dich dabei gesehen, wie du dich völlig verausgabt hast. Du willst immer alles allein Regeln und nimmst keine Hilfe an. Also ich bin froh, dass er dir geholfen hat. Wenn ich du wäre würde ich mich einfach mal richtig bei ihm bedanken.", entgegnete sie meiner Trotzigkeit in einem fast schimpfendem Ton. Ich seufzte. "Ja, wenn du dann Ruhe gibst.", sie nickte und umarmte mich und ich erwiederte diese Umarmung. "Okay, aber tu es auch wirklich. Ich glaube nämlich, dass er sich wirklich sorgen gemacht hat.", sie ließ von mir ab und fasste mir an die Stirn. "Du bist immer noch etwas warm. Vielleicht solltest du dich ein bisschen hinlegen. Die zwei Tage krankschreiben haben wohl nicht gereicht.", sie seufzte tief. Ich zuckte mit den Schultern. Normalerweiße hätte mich der Arzt mindestens drei Tage krank geschrieben, aber ich rang ihm den dritten Tag noch ab. "Ach was, mir geht es schon viel besser und morgen ist Freitag.", sie stemmte die Fäuste in die Seiten,"Ja Freitag und am Samstag wirst du dich wieder total überarbeiten. Lass mich doch einfach mit dir kommen, dann helfe ich dir.", ich schüttelte den Kopf. "Das ist echt nett von dir, aber ich ich möchte nicht, dass du dich auch noch erkältest. Deine Mutter kriegt die Kriese, wenn sie das mitkriegt und dann verbietet sie uns, uns zu sehen, oder sie rennt wieder zum Jugendamt, so wie letztes Jahr. Weißt du noch was für ein Theater das war?", sie verog den Mund und kuschelte sich an mich. "Ja, das weiß ich und das war eine ziemlich blöde Aktion von ihr. Zum Glück ist alles gut gegangen. ...also bitte versprich mir, dass du vorsichtig sein wirst.", ich stimmte ihr zu. "Keine Sorge, dass werde ich schon. Ich bin schon groß.", Nea lächelte und boxte wieder gegen meine Schulter. "Dummy. Das sagst du immer, und dann kommt sowas dabei raus.", kicherte sie.

Plötzlich klopfte es an der Tür und meine Oma kam herein. "Kinder, ich habe eine Suppe gekocht. Kommt ihr essen? Ach und Yule könntest du mir den Gefallen tun und nachher noch ein bisschen einkaufen?", fragte sie. "Ja Oma, wir kommen und ich werde noch einkaufen, kommst du mit Nea?", sie nickte. "Sehr gerne.", wir standen auf und setzten uns zu Tisch. Oma hatte es wieder geschafft irgendwas zu Essen zu zaubern und es füllte unsere Mägen.
 

Als wir fertig gegessen hatten, brachten Nea und ich das Geschirr in die Küche. "Ruh dich aus Oma, wir machen den Rest.", erklärte ich ihr. "Aber Junge, lass mich das doch machen, ihr kauft doch schon ein.", ich schüttelte den Kopf. "Ist schon gut, ich weiß doch dass es dir heute nicht so gut geht.", sie sah schon heute morgen so schlapp aus. Sie lächelte, "Ist gut mein Junge.", sagte sie und ging um sie hinzulegen. Ich machte mich mit Nea auf um abzuwaschen. "Du kümmerst dich wirklich viel mehr um sie, als um dich selbst.", meinte Nea bedächtig. "Ich weiß, aber ich möchte nicht, dass sie sich verausgabt. Sie darf sich nicht überanstrengen.", erklärte ich ihr. "Das ist bestimmt nicht leicht, aber du solltest wirklich mehr auf dich selbst achten.", ich nickte nur und sie half mir noch beim Abwaschen, danach machten wir uns auf zum Einkaufen. Dazu nahmen wir uns einen Trolli mit.

Draußen hatte es wieder angefangen zu schneien. Keine schöne Option zum Einkaufen, aber eine noch schlechtere für Samstag, wenn ich wieder in aller Hergottsfrühe meine Zeitungen austragen musste. Sicher wurde es wieder kalt und ungemütlich. Schon der Wetterbericht hatte wieder Schnee angesagt. Echt super.

"Was müssen wir denn alles einkaufen?", "Könnte etwas mehr werden, ist der Wocheneinkauf. Spagetti, Hackfleich, Äpfel, Tomatenmark, Mehl, Brot...", ich zählte ihr den ganzen Einkauf auf, und im Supermarkt suchten wir nach Möglichkeit, nach den günstigen Produkten. Als ich noch klein war, war ich oft mit meiner Oma einkaufen. Damals hatte sie mir gezeigt, wie man den Tücken des Supermarks entkommt und auch wirklich nur das einkauft, was man wirklich will und vor allem günstig. Diese Erfahrung war in jedem Fall nicht schlecht. Besonders jetzt, wo es aufs Sparen ankam. Großartige Schlenker konnten wir uns nicht leisten. "So jetzt noch das Hackfleisch.", erzählte ich ihr, sie nickte und ich nannte ihr die Grammzahl. Sie bestellte an der Theke. Danach fand das Hackfleisch seinen Weg in den Einkaufswagen. "Danke, jetzt nur noch das Klopapier, dann sind wir durch. "Jab. Das ist gut, wie spät ist es eigendlich. Hmm...", sie schaute auf ihre Handyuhr, "Schon gleich 17 Uhr. Nach dem Einkauf muss ich nach Hause. Mama will nicht, dass ich im Winter solange draußen bin, wegen der Dunkelheit und so.", "Kann ich verstehen. Ich bring dich nachher noch nach Hause.", sie lächelte begeistert und ihre Augen fingen an zu leuchten. "Au, das ist ist ja super.", ich lächelte zurück. Es war so schön, wenn sie sich freute. Zumindest einer von uns, wenn wir schon nicht beide so glücklich sein konnten. Ich glaubte, wenn sie so zufieden lachen konnte, vergaß sie sogar über eine Zeit, die Sorge um mich. Das war ein beruhigendes Gefühl.

An der Kasse waren wir relativ schnell durch. Wirklich erstaunlich, manchmal dauerte es an Kasse eine gefühlte Ewigkeit. Heute passte es jedoch sehr gut. Ich wollte auch nicht länger als nötig mit Einkaufen verbringen und dann hatte ich Nea noch versprochen sie nach Hause zu bringen.

"Puh, das wäre geschafft.", meinte sie, wärend sie vor mir her lief. "Ja, lass uns gleich zu dir gehen, das liegt auf dem Weg.", sie drehte sich zu mir um. "Ja, das ist lieb." , ich nickte, und zog den Trolli durch den Schnee. Am Wochenende würde ich dass wieder mitten in aller hergotts Frühe machen. Der Gedanke daran vertrieb mir schon jetzt jede Lust, doch es erlaubte mir den Einkauf mit etwas mehr Vielfalt zu gestalten.
 

Einige Straßen weiter waren wir auch schon bei Nea zu Hause angekommen. Sie verabschiedete sich mit einer Umarmung, "Also dann bis morgen, und rede noch mal mit Jamie, vergiss es nicht.", mahnte sie. "Ja mach ich.", brummelte ich. Sie kicherte. "Ich verlasse mich auf dich und pass auf dich auf, es ist schon dunkel.", meinte sie noch und schritt winkend zur Haustür. Ich wartete bis sie reingegangen war, ohne ihr weiter zu antworten. Danach machte ich mich selber auf den Weg nach Hause. Erst jetzt merkte ich wie kalt es eigendlich war. Ein kühler Wind wehte und die Kälte zog sich durch meine Kleidung. Bei Betrachtung meiner Finger war zu erkennen, dass sie schon ganz blau angelaufen waren. Bei meinen Füßen war das sicher nicht anders. Wenn ich noch länger hier draußen blieb, würde ich mir sicher wieder was einfangen, noch ehe die alte Erkältung wieder vollkommen verschwunden war. Wie man vom Teufel sprach, musste ich auch noch husten... Warum musste es diesen Winter auch so extrem viel schneien? Apropo Schnee, langsam wurde es echt immer mehr. Wenn es so weiterging würde ich die Hand vor Augen nicht mehr sehen, so häftig war es. Da konnte ich nur seufzen und meinen Weg nach Hause weitergehen, ehe ich nicht mehr durch den Schnee fand.
 

Es dauerte eine Zeit, bis ich zu Hause angekommen war und das total durchgefrohren. Der Fahrstuhl in den ersten Stock brauchte zum Glück nicht lange. Angekommen schloss ich die Tür auf und betrat die Wohnung. Jetzt galt es aber raus aus den Klamotten, trocknen und in warme, bequemere Kleidung. "Oma, ich bin wieder da.", machte ich mich bemerkbar. Sie trat aus dem Wohnzimmer und betrachtete mich. "Du siehst schon wieder total durchgefrohren aus. Es tut mir leid, dass ich dich bei diesem Wetter losschicken musste.", im Eingangsbereich klopfte ich mir ein wenig den Schnee ab. "Mach dir nicht so viele Gedanken. Ich hab mich dran gewöhnt. Ich werde mir dann eben was Trockenes anziehen.", gab ich ihr zu verstehen. "Ist gut, ich sortiere dann den Einkauf ein. Ruh du dich nur aus. Ich habe jetzt genug geruht.", "Ist gut.", mit diesen Worten verschwand ich erst in mein Zimmer, um mir eine alte Jogginghose und ein T-Shirt herraus zusuchen und anschließend im Bad zu verschwinden und mich zu trocknen und Frisch zu machen. Großartig warm zu duschen erspare ich mir. Ich war nur froh, als ich aus den nassen Klamotten herraus war und mich später nach den Hausaufgaben und einen warmen Tee ins Bett kuscheln konnte. Wie immer zog sich die Kälte über meine Haut, da ich die Heizung kurz vor dem Einkauf ausgestellt hatte. Zumindest Nea sollte nicht frieren in meinem Zimmer solange sie da war. Ich kuschelte mich in das Kissen und in die Decke mit der Wolldecke die mich jetzt noch zusätzlich wärmte. Eine grüne Stoffschildkröte war mein einziger Begleiter in den Schlaf. Ich hatte sie schon lange nicht mehr hervorgeholt. Sie war zuvor in den Tiefen des Kleiderschrankes vergraben, eine Erinnerung an meine Kindheit. So weit ich mich erinnern konnte, war sie ein Geschenk von meiner Oma, als Trost, weil ich als kleines Kind meine Mutter vermisste und laut ihrer Aussage sehr viel weinte. Kein Wunder, war ja auch keine Heldentat, die sich meine Mutter da leistete. Ließ ihren dreijährigen Sohn einfach allein.

Mit diesen Gedanken in meinem Kopf brauchte ich eine Weile, bis ich einschlafen konnte.
 

*
 

Am nächsten Morgen stapfte ich durch den Schnee zur Schule. Es war wieder mehr Schnee geworden, und die Temperatur schien auch noch mal gesunken zu sein. Da fragte ich mich, warum wir nicht einfach Schneefrei haben konnten, wo man doch eh schon kaum durch kam. Gar nicht weit entfernt, nur ein paar Straßen weiter von unserer Wohnung, soll sich der Schnee zum Teil so angehäuft haben, dass auch nach dem Räumen die Busse stecken geblieben waren. Das war wohl, weil sie den Schnee wie üblich genau an die Haltebucht geschaufelt hatten. Für ältere Menschen zum Beispiel mit Rollstühlen, waren die Bushaltestellen zum Teil schon gar nicht mehr passierbar. Ein Unding, besonders, wenn man auf den Bus angewiesen war.
 

"Yuleee.", hörte ich meine beste Freundin rufen, die gerade aus dem Auto ihrer Mutter stieg, sich von ihr verabschiedet hatte und auf mich zugelaufen kam. Wenn ich genauer hinsah, bemerkte ich, das ihre Mutter mich keines Blickes würdigte, wie immer also. Diese Frau konnte mich glaube ich noch nie leiden, was auch an meiner sozialen Situation lag. Sobald sie feststellte, dass ich weder Geld noch schicke Klamotten besaß war bei ihr der Ofen aus. Ich meinte sogar mal gehört zu haben, dass ich kein guter Umgang für ihre Tochter war. Sehr nett, wirklich. Da konnte ich wohl froh sein, dass Nea diese Eigenschaft wohl nicht von ihr erbte. Sie war so anders als ihre Mutter. Meine Soziale Schicht interessierte sie noch nie. Sie war sehr tollerand, und offen für alles. So hatte sie auch kein Problem mit meine Orientierung, wenn ihre Mutter das wüsste, würde sie ihre Tocher mit ziemlicher Sicherheit nicht mal mehr in meine Nähe lassen. Solche Menschen waren nicht so nach meinem Geschmack, aber auch irgendwie belustigend. Voreingenommenheit und Intolleranz ließ grüßen. Nicht jeder hatte das Previleg in eine "wohlhabende" Familie geboren zu sein.
 

Nea fiel mir stürmisch in die Arme und knuddelte mich erst einmal ab. Dann strahlte sie mich an. "Yule, wie geht es dir?", wollte sie sogleich wissen und streckte neugierig ihre Nase in die Höhe. "Du wirst es doch heute tun nicht war?", quatschte sie mich aus, wärend ich ihre Umarmung erwiederte. "Ja, aber nicht nicht jetzt. In der Pause oder so.", brummte ich. "Okay, aber weißt du überhaupt in welchem Raum er ist?", stellte sie die Frage, die ja berechtigt war. Ich hatte ihm zwar meine Klasse gesagt, aber er mir nicht seine. Na dann wurde das ja wohl nichts mit Entschuldigen. Doch gerade als ich begann mich an diesen Gedanken zu gewöhnen, sah mich meine beste Freundin mahnend an. "Dacht ichs mir, du kennst seine Klasse gar nicht. Wie gut, dass ich ein wenig Forschung betrieben habe.", plauderte sie schwer begeistert. Moment, verstand ich das jetzt richtig und sie hatte herraus gefunden in welche Klasse mein Samarita-Freund ging? "Du hast es rausgekriegt?", wollte ich ungläubig wissen, sie seufzte tief. "Ach Yule, mit ein bisschen Hartnäckigkeit und Verbindungen ist das doch total leicht herrauszufinden. Wozu gibt es denn Internet?", erklärte sie mir. Internet...sie wusste, dass ich mir diesen Luxus nicht leisten konnte. "Ich habe nämlich einen Bekannten, der bei in Jamies Parallelklasse geht. Der hat mir gesagt in welche Klasse er geht. "Achso, ich dachte schon, du hättest ihn so ganz direkt gestalkt.", zuzutrauen wäre es ihr. Sie schüttelte den Kopf, "Nein habe nicht. Aber selbst wenn, die Hauptsache ist doch, dass du jetzt weißt wo du hin musst. Ich würde vorschlagen, dass du es gleich in der großen Pause machst.", bestimmte sie mehr, als dass sie es vorschlug und es wiederstrebte mir ein bisschen. Der Gedanke daran ihm wieder zu begegnen machte mach irgendwie nervös und das gefiel mir überhaupt nicht. Lag es vielleicht daran, dass er so freundlich war? Oder kam das daher, dass ich mit seinem Erscheinen so gar nicht gerechnet hatte? Bei meinen Überlegungen griff ich auf einmal auf diesen Gedanken zurück. Die Situation neulich im Park, der Blondschof, das war 100 prozentig er. Schon dort war ich der Annahme ihn schon mal gesehen zu haben. Kein Wunder, wir gingen ja auf die gleiche Schule, wir waren uns also mit ziemlicher Sicherheit schon einmal über den Weg gelaufen. Sonst würde ich mich ja nicht an ihn erinnern und dieser Blondschopf viel definitiv auf. Jetzt gerade pregte sich sein Gesicht in meine Gedanken ein. "Du bist ja süß. Du bist ganz rot im Gesicht.", kicherte Nea. Ich sah sie an und schüttelte mit zusammengekniffenen Augen den Kopf. "Nein! Bestimmt nicht!", wiederlegte ich störrisch. Doch Nea war nicht zu täuschen, da war ich mir sicher. Sie glaubte mir grad kein Wort, dass konnte ich ihr an der Nasenspitze ansehen.
 

Es klingelte zur großen Pause. Nea war gerade dabei mich in Richtung der Klassentüre zu schieben, um mich auf den Weg zu Jamie zu schicken. Natürlich mit wiederstand, wenn auch minimalem. Doch da kam er gerade auf mich zu gelaufen ,mit dem Blick ein Stück nach links . Er wirkte suchend und leicht orientierungslos. Ich vermutete einfach mal, dass er er mich suchte. Nea neben mir strahlte, "Na wenn man vom Teufel spricht. Da ist er.", machte sie mich noch zusätzlich aufmerksam. Gerade als mir der Gedanke kam mich zu verstecken, weil sich plötzlich wieder meine Nervosität zurückmeldete, schubste Nea mich praktisch direkt in seine Arme. Obwohl treffender wäre wohl an seine Schulter. Meine Wenigkeit kam von rechts. Mir fiel auf, dass er die Menschen, die von rechts kamen so gut wie gar nicht, oder verhältnismäßig später wahrnahm. So wirkte er auch leicht überrascht, als ich plötzlich aus der Tür gestolpert kam und mich an seiner Schulter wiederfand. Von der drückte ich mich auch gleich wieder weg, um weg zu schauen und mich wie aus einem Reflex zu entschuldigen. "Tschuldigung.", stotterte ich mehr, als ich sprach, was mir ziemlich peinlich war. So was war mir noch nie bei einem Menschen passiert. Warum machte er mich nur so nervös?, "Kein Problem.", antwortete er völlig ruhig, um mich dann sprachlos anzusehen, ehe er seine Worte wiederfand. "Yule!"

Ja ganze genau. Ich bin Yule. bestätigte ich mir selbst. "Ich wollte gerade zu dir, das passt ja.", sammelte er sich schnell wieder und hatte so ein Lächeln auf den Lippen, dass ich mich selbst die Frage stellen lies, was dieses Lächeln genau zu bedeuten hatte. Darauf folgte ein amüsiertes Kichern. Ich wusste ja nicht was ich davon halten sollte. "Wenn du meinst?", antwortete ich knapp. Die Unterhaltung kam irgendwie so gar nicht in Schwung und wirkte in meinen Augen etwas sinnlos. Na kein Wunder, mir fehlten ja auch die Worte, obwohl ich nicht auf den Mund gefallen war. Ich war durchaus in der Lage den Mund auf zu machen. Nur bei dem hier anwesenden Menschen, der sich Jamie nannte klappte es schlicht und ergreifend nicht. Meine Beste Freundin schien von unserem wahnsinnig interessanten Gespräch auch nicht sehr angetan. Sie schubste mich von hinten leicht an. So dass ich wieder einen Schritt auf ihn zumachen musste. "Also, eigendlich halte ich mich aus sowas ja raus, aber einer von euch sollte jetzt echt mal anfangen. Sonst ist die Pause vorbei, ehe ihr euch ausgesprochen habt.", meldete sie sich zu Wort. Wärend ich leise vor mich hin brummelte, wurde Jamies Gesicht ernster als vorher, "Sie hat recht, diese Totenstille bringt überhaupt nichts. Hör zu, lass uns doch heute wieder unten am Tor treffen, ich lad dich auch zu was Warmen ein. Dann können wir in Ruhe reden.", schlug er vor. Ich wusste, dass Nea dieser Vorschlag gefiel und sie mich ewig damit nerven würde, wenn ich mich nicht entschuldigte, aber die musste ja auch keinen Schnee schaufeln. Ich wollte die Gelegenheit wahrnehmen, solange es möglich war. Wenn der Schnee irgendwann weg war, war es zu spät und ich musste mir was Neues suchen. Schwierige Sache, wenn man zwichen zwei Stühlen stand. "Yule! Jetzt nimm sein Angebot schon an und sei nicht immer so störrisch.", meinte meine beste Freundin. Ich seufzte. "Okay, wenn dann Ruhe ist...", brummelte ich. Sie nickte. "Also angemacht Jamie. Wann hast du denn Schluss?", übernahm sie das Reden für mich. "Nach der siebten Stunde...wenn das für dich wirklich okay ist Yule...?", richtete er die frage noch mal an mich. Super, dass ich auch noch nach meiner eigenen Meinung gefragt wurde. Am liebsten hätte ich in diesem Moment verneint, "Okay, wenn du dann noch eine Stunde warten kannst, wir haben heute nämlich bis zur achten.", erklärte ich seufzend in der Hoffnung, dass er darauf keine Lust hatte, aber weit gefehlt. Statt die Verabredung abzusagen, lächelte er mit einem, "Kein Problem. Ich habe heute eh nichts größeres vor."
 

Na ob er wusste wie gut er es hatte? Fragte ich mich selbst. So wie es bei ihm zu Hause aussah, mit einer liebevollen Mutter, die ihn umsorgte, war es sicher ein recht angenehmes Leben. Das Leben einer Durchschnittsfamilie vermutete ich einfach mal. Früher, als kleines Kind, wünschte ich mir sowas immer, aber mit der Zeit gewöhnte ich mich daran so zu leben, wie es nun einmal war, auch wenn es anstrengend war und ich auf viel verzichtete. Dennoch wäre es manchmal schön gewesen, im Winter nicht frierern zu müssen und allgemein mehr Nahrung und Wettertaugliche Kleinung kaufen zu können. Meine Schuhe zum Beispiel waren mitlerweile ein einziges Löcherfeld. Nicht sehr wintertauglich.
 

"Wir sehen uns dann nach her.", ergänzte der Mensch mit den blauen Augen und dem auffällig blondem Haar. Danach verschwand er in der Masse, der zurückkehrenden Schüler. Nea lächelte mich zufrieden an. "Das ist doch wunderbar. Jetzt kannst du dich endlich bei ihm entschuldigen und du wirst noch eingeladen. Hach hast du ein Glück.", meinte sie fast träumerisch, als wir wieder nebeneinander an unserem Platz im Klassenraum saßen. Ich zog eine Augenbraue hoch. "Sag mal bist du etwas in ihn verklallt?", wollte ich wissen. Sie schüttelte den Kopf und kicherte. "Nein, aber du musst doch schon zugeben, dass er echt ein hübscher Kerl ist.", ich gab es ungern zu, aber er sie hatte recht. Jamie war in der Tat nicht hässlich und wenn ich ehrlich war...war ich leicht verunsichert. Wie es wohl war, wenn wir wieder allein waren? Würde meine Nervosität sinken? ...mein Gefühl sagte mir, dass es wohl eher schlimmer werden würde, je mehr Zeit wir mit einander verbrachten. Ich war sogar der Meinung in seiner Gegenwart schon mal leicht rot geworden zu sein. Warum das alles?
 

Nach dem Unterricht trieb meine beste Freundin mich an mich zu beilen, da ich ihr zu viel trödelte. "Jetzt beeil dich mal, Jamie wartet sicher schon auf dich.", trieb sie mich an. "Hetz mich doch nicht so. Er weiß schließlich, dass ich bis zur achten habe und wir haben zehn Minuten früher schluss gemacht. Ich habe also noch Zeit.", frischte ich ihre Erinnerung auf. Nea seufzte genervt. "Das sind zehn Minuten, die du ihn nicht in der Kälte stehen lassen musst. Also! Marsch Marsch!", forderte sie mich hartnäckig auf, "Ist ja schon gut. Ich denke nur, dass es doch möglich ist, dass er erst pünktlich da ist.", gab ich wieder, wärend ich meine Jacke zumachte, oder es zumindest versuchte. "Verdammt...", ein leises Geräusch am Boden, eben noch wirkte es, als wolle sie wieder meckern, aber ihr Blick sänftige sich, als sie meine Worte hörte. "Was ist denn los?", reagierte Nea, "Mir ist der mittlere Knopf meiner Jacke abgefallen.", ich kniete mich herunter und hob ihn auf, um ihn in meiner Jackentasche zu verstauen. "Ohje, einige deiner Klamotten gehen aber wirklich langsam aus einander. Vielleicht solltest du dir mal was Neues leisten, es muss ja nichts oberteures sein.", schlug sie mir vor. Sie hatte ja recht, aber ich wollte mir das Geld einsparen solange es nur ging, "Ach was, den Knopf nähe ich wieder an.", klärete ich sie auf und nahm meine Sachen. Sie boxte mir gegen die Schulter, das kam etwas unerwartet, "Hey...was...", sie umarmte mich, und ich erwiederte die Umarmung, "Was ist los?", wollte ich wissen, sie wirkte sehr besorgt. Sie machte sich manchmal einfach zu viele Gedanken um mich. Dazu gab ich ihr wohl auch allen Grund. Sie löste sich von mir und schüttelte nur den Kopf und lächelte. "Ist schon gut, du bist einfach unverbesserlich Yule. Und jetzt aber los. Lass ihn nicht warten! Ach ja und überansträng dich nicht, du bist immer noch nicht ganz gesund.", forderte sie mich durchschauend auf. Ich hustete und spürte wieder leichte Kopfschmerzen, das war ja wie Gedankenübertragung. Meine Beste Freundin lächelte. Gleich darauf lies sie mich stehen. Sie lief auf eine ihrer Freundinnen zu und harkte sich bei ihr ein. Gleich kamen sie ins Gespräch. Ich machte mich auf den Weg zu Jamie. Auf der einen Seite hoffend dass Jamie einfach nach Hause gegangen war, spürte ich aber auch ihn sehen zu wollen. Ich wusste nicht, was ich denken oder fühlen sollte.

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Soo das 5 Kapitel ist endlich fertig =)

Da ich ich jetzt haufenweise Zeitmangel habe, werde ich nicht wie üblich als nächstes gleich das Jamie Kapitel schreiben, sondern mich erst wieder Flo und Co zuwenden =) auch das wird eine ganze Weile dauern. Danke für eure Geduld und danke für die Kommentare, bis denn und hoffentlich weiterhin Spaß beim Lesen und bis zum nächsten Kapitel
 

LG Middy <3



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Maldoran
2012-05-08T19:55:25+00:00 08.05.2012 21:55
Hey liebe night!

Oooh, sorry, habs irgendwie verpennt und komm jetzt erst dazu... *schäm* *Entschuldigungs-Keks reich*

Hm, also... so allmählich verstehe ich Yules Verhalten besser. Er denkt vermutlich, weil er aus so "ärmlichen" Verhältnissen kommt, gibts auf der ganzen Welt keinen Menschen, der auch nur im Traum daran denken würde, dass er durchaus auch liebenswert ist? Und der ihn gerne haben könnte und sogar lieben könnte? Er hat immerzu nur auf der dunklen Seite gestanden, hat ganz wenig bis überhaupt keine Liebe erfahren (bis auf die seiner Oma), und meint nun, es geht immer so weiter in seinem Leben? Hach, das tut echt weh. Da wird Jamie es nicht leicht haben, ihn vom Gegenteil zu überzeugen.

Vor allem, weil ja Jamie auch ein "gebranntes" Kind ist durch seine letzte, negativ endende Beziehung. Hmpf. Werden sie zusammenkommen? Bitte sorg dafür! *bettel* Yule muss doch nur ein wenig sein Herz öffnen, damit Jamie reinkommt. *seufz* Und dann wird ihm Jamie die Wärme schenken, die vor innen heraus wärmt und die Kälte bleibt draussen! Gott, ich spinn hier wieder rum... fürchterlich. Aber das sind einfach die Wünsche, die dieses Kapitel bei mir grad ausgelöst hat. Sorry.

Bei solchen Menschen, wie Du hier Yule beschreibst, die so wenig an sich selber glauben, wie sie auf andere Leute wirken... bei solchen Charas wünsch ich mir einfach, dass sie gaaaaanz doll geliebt werden.

GLG
Vala
Von:  Anilay
2012-05-01T19:53:11+00:00 01.05.2012 21:53
LOL
ich mags^^
Yule ist so knuffig!!!
freu mich schon aufs mehr=)

lg lay
Von:  Loona_Strange
2012-04-26T15:53:35+00:00 26.04.2012 17:53
wow mach schnell weiter


glg lost_angel


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