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The 31st Hunger Games - Boys Only

von

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Kapitel 2 - One Way Ticket

Fees Gedanken kreisten noch eine lange Zeit weiter um den rothaarigen Jungen aus Distrikt 8. Nur mit halbem Ohr hörte er den Belanglosigkeiten seines Mentors zu. Dass sie sich so früh wie möglich mit den übrigen Karrieros zusammentun sollten und dass sie möglichst am ersten Trainingstag eventuelle weitere Verbündete aussieben sollten.

Haleg schien sehr viel Wert auf eine gute Defensive zu legen. Nun ja, es war ja auch offensichtlich nicht nötig, ihnen irgendwelche Tipps zu geben, was das Töten anging. Darin waren sie schließlich geübt. Im Ausbildungszentrum war es zwar nicht erlaubt gewesen, an noch lebenden Menschen zu trainieren, aber man hatte ihnen doch eine relativ realistische Ahnung vermitteln können. Die Grenzen zwischen ‚noch lebend‘ und ‚tot‘ waren in Distrikt 4 ohnehin fließend.
 

Fees Blick wanderte wieder aus dem Fenster, auch wenn man bei der zunehmenden Dunkelheit und der Geschwindigkeit, mit der sie sich fortbewegten, nur wenig erkennen konnte. Er hatte zwar von Anfang an verhindern wollen, auch nur den kleinsten Gedanken an irgendwelche anderen Tribute zu verschwenden, dennoch gab es da einen, der sich nicht an diese Abmachung halten wollte und sich einfach immer wieder durch den trüben Nebel nach vorne kämpfte. Fee fragte sich, ob der Junge aus Distrikt 8 ebenfalls über irgendwelche Fähigkeiten verfügte, die ihm in der Arena helfen konnten. Aber dann erinnerte er sich an dessen Reaktion und Fee war sich ziemlich sicher, dass er wahrscheinlich nicht einmal das anfängliche Gemetzel überleben würde. Irgendetwas störte ihn sehr an diesem Gedanken.
 

Das unangenehme Pieken eines Fingers an seiner Schulter unterbrach seinen Gedankengang und ließ ihn leicht zusammenfahren. Nur den Bruchteil einer Sekunde später hatte Fee die Hand des Störenfrieds gepackt und sein Kopf war wütend zu ihm herumgeruckt.

Jackys allgegenwärtiges Grinsen flackerte leicht, als ihn dieser düstere Blick schon zum zweiten Mal an diesem Tag traf, zumal sich seine Finger gerade anfühlten, als wären sie unter eine Dampfwalze geraten.

„Mann, beruhig dich mal. Es gibt Essen, okay?“, brachte er schließlich gezwungen locker hervor, aber im Nachhinein wünschte er sich, er hätte diesen sozial inkompetenten Jungen einfach auf der Couch versauern lassen. Immerhin hatte dieser seit geraumer Zeit jegliche Konversationsversuche von ihm und Haleg ignoriert. Aber in diesem Moment musste sich Jacky wundern, ob er diese überhaupt mitbekommen hatte, so wie er gerade reagiert hatte.
 

„Lass mich in Ruhe, wenn du nicht willst, dass ich dir das nächste Mal die Finger breche“, zischte Fee ungehalten zurück, bevor er Jackys Hand von sich stieß und sich mit verschränkten Armen wieder dem Fenster zuwandte. Er hörte den anderen Jungen noch ein „Kleiner Irrer“ murmeln, bevor er zu seinem Glück endlich verschwand.

Sie sollten ihn einfach alle in Ruhe lassen, das hatte vorher immerhin auch am besten funktioniert. Fee ließ seine Stirn gegen das Fensterglas sinken, aber die erhoffte Kühle blieb aus. Beheiztes Hightech-Glas. Ein Seufzen kämpfte sich aus der Kehle des Weißhaarigen hervor, aber er ließ es nicht nach außen dringen. Die bevorstehenden Spiele machten ihm mehr zu schaffen, als er sich selbst eingestehen wollte.
 

Zwei Stunden später trieb Fee das flaue Gefühl in seinem Magen doch in den Speisewagon. Er wusste nicht genau, ob es wirklich Hunger war und ob er das Gefühl einfach wegessen konnte, aber in Anbetracht der Tatsachen war es wenigstens einen Versuch wert. Schließlich konnte er sich halbdurchwachte Nächte erst wieder leisten, wenn er die Spiele gewonnen hatte.

Der Esstisch war bereits verlassen, aber eine Mahlzeit stand noch da, von einer gläsernen Haube verdeckt.

Fee schob es auf den Gedankenwirrwarr in seinem Kopf, dass er den kleinen Avox-Jungen erst bemerkte, als dieser eine leichte Verbeugung andeutete. Der Weißhaarige ließ seinen Blick kurz über die zierliche Gestalt gleiten. Blauschwarze Haare, eine fast geisterhaft blasse Haut und so tief blaue Augen, dass Fee unweigerlich dachte, dass dieser Junge wahrscheinlich niemals Worte gebraucht hatte, um zu kommunizieren. Auf seinen Lippen lag ein wohlwollendes Lächeln, als er den Stuhl für Fee zurückzog.

Forschend suchte Fee in den Augen des Kleineren nach einem Zeichen für Spott oder Mitleid. Immerhin musste der Avox ja wissen, dass seine Stunden so gut wie gezählt waren. Aber er fand nichts in diesen blauen Seen, außer entwaffnendem Verständnis. Fee setzte sich langsam auf den Stuhl und beobachtete, wie der Avox-Junge die Haube von dem Essen entfernte, sich abermals kurz verbeugte und dann ein paar Schritte respektvollen Abstand einnahm. Dass allen Tributen ein persönlicher Avox zu freien Verfügung zugewiesen wurde, davon hatte er schon gehört. Aber es war ein wirklich beklemmendes Gefühl, diesen Menschen neben sich zu haben und zu wissen, dass er jeden Befehl zu befolgen hatte, wenn er sein Leben behalten wollte. Fee wusste nicht, ob er so ein Leben aushalten könnte. Wahrscheinlich hätte er längst absichtlich irgendetwas getan, was in seiner sicheren Exekution geendet hätte. Wie zum Beispiel einen Löffel fallen lassen.
 

Die Farbe der Augen des Avox-Jungen erinnerte Fee an Saphire, und weil es ihm zuwider war, diesen in seinem Kopf immer Avox-Junge zu nennen, beschloss er, ihn stattdessen Saphirjunge zu nennen. Natürlich hatte er nicht vor, das jemals laut auszusprechen. Aber irgendwie beruhigte es ihn, für dieses namenlose Wesen einen Namen gefunden zu haben. Hätte der Saphirjunge seinen neuen Namen gekannt, hätte er sich vielleicht auch ein wenig darüber gefreut.
 

Im Nachhinein war Fee dem Saphirjungen dankbar dafür, dass er seine Gedanken zumindest für die Dauer des Abendessens in eine andere Richtung gelenkt hatte. Natürlich waren diese Gedanken nicht sehr viel weniger trübe gewesen, als die an seine eigene Zukunft, aber zumindest hatten sie ihn nicht mit einer solchen Dringlichkeit überschwemmt.

Aber zurück in der kompletten Stille seines Zimmers und eingehüllt in die samtweiche Bettdecke, holten sie ihn wieder ein. Das flaue Gefühl war auch zurückgekehrt und um einiges stärker geworden. Fee starrte in die Dunkelheit über sich und versuchte, sich selbst davon zu überzeugen, dass ihm das alles hier egal war. Dass es ihm nichts ausmachte und dass es nur eine weitere Hürde in seinem Leben war. Eine ziemlich große Hürde. Aber entweder, er würde den Sprung darüber schaffen, oder eben nicht. Und dann müsste er sich um die Konsequenzen ohnehin keine Gedanken mehr machen.
 

Irgendwann in den frühen Morgenstunden war Fee endlich in einen wenig erholsamen, leichten Schlaf abgedriftet. Nur um gefühlte fünf Minuten später von einem leisen Klopfen an seiner Zimmertür wieder geweckt zu werden. Natürlich reagierte er nicht. Einmal, weil er aus Prinzip nicht einfach so reagierte, aber auch, weil er sich nicht erinnern konnte, ob es schon jemals einen Morgen in seinem Leben gegeben hatte, an dem er sich derart miserabel gefühlt hatte. Alle Gedanken, die er am vorherigen Tag versucht hatte, zu verdrängen, waren in seinem kurzen Schlaf langsam in die vordersten Reihen seines Bewusstseins gekrochen und klebten da jetzt als eine dichte, unbegreifliche Masse. Sein Kopf pochte unangenehm, seine Gelenke fühlten sich steif an und mit einem leisen Murren registrierte er, wie seine Finger zitterten, als er sich damit die Decke über sein Gesicht zog, um die Außenwelt noch ein paar Stunden länger auszusperren.

Aber die Außenwelt, oder besser gesagt sein Betreuer, wollte da nicht mitspielen. Nachdem auf erneutes Klopfen nicht reagiert wurde, wurde die Tür ganz einfach schwungvoll aufgerissen und ein großer, schlaksiger Mann mit fliederfarbenem Haar tänzelte in den Raum hinein. Fee setzte sich sofort in voller Alarmbereitschaft auf, aber als sein Blick an dieser bizarren Gestalt hängen blieb, die ihn wie die Morgensonne anstrahlte, musste er den Reflex unterdrücken, sich die Decke einfach wieder über den Kopf zu ziehen.
 

„Oh, du bist schon wach, wie erfreulich“, ertönte die sanfte Stimme des Mannes, begleitet von einem leisen Lachen. Er durchquerte mit leichten, federnden Schritten den Raum und öffnete erst einmal eines der Fenster.

„Mit ein bisschen frischer Luft geht das Aufstehen gleich viel leichter“, flötete er und lief ohne weitere Umschweife zu Fees Bett, wo er ihm ganz nonchalant die Decke weg zog. Der darauf folgende düstere Blick des Weißhaarigen wurde allerdings nur belächelt.

„Ach, gib‘ dir keine Mühe, das haben schon ganz andere versucht. Wie wäre es stattdessen mit einem ‚Guten Morgen‘, mh? Guten Morgen, Feenien.“
 

Fee starrte ihn nur an und ‚Guten Morgen‘ stand sicherlich nicht auf der Liste der Dinge, die er gerne zu ihm gesagt hätte. Er kannte diesen seltsam angezogenen Mann natürlich, er war derjenige gewesen, der mit einem breiten Lächeln seinen Namen am Tag der Ernte vorgelesen hatte. Wie alle Leute vom Kapitol war sein Äußeres gewöhnungsbedürftig. Er trug einen langen, hellen Seidenmantel und seine Haare standen wirr in jede Richtung ab, einige gelockt, andere gekräuselt und ein paar Strähnen umrahmten in sanften Wellen sein makelloses Gesicht. Ein dunkelrotes Kopftuch wurde dazu benutzt, den gröbsten Wirrwarr zurückzuhalten, allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Sein Name war Corinth und er war eine kleine Berühmtheit in der Hauptstadt. Jedes Jahr zu den Hungerspielen hatte er freie Auswahl bei den zu betreuenden Distrikten. Die Zuschauer liebten ihn und auch unter den höherrangigen Teilnehmern der Feierlichkeiten war er ein gern gesehener Gast.

Fee kannte nicht viele Leute vom Kapitol, darauf legte er auch keinen Wert. Aber dieser Mann schien auf den ersten Blick all das zu verkörpern, was er an den Menschen aus der Hauptstadt hasste. Und diese schreckliche Heiterkeit, die nicht nur vollkommen unpassend war, sondern auch viel zu gekünstelt wirkte, bereitete ihm noch mehr Kopfschmerzen, als er ohnehin schon hatte.
 

„Du hast zwar bedauerlicherweise das Abendessen gestern verpasst, aber wenn du dich ein wenig sputest, kommen wir noch rechtzeitig zum Frühstück“, sagte Corinth mit unbekümmerter Stimme, und dennoch war Fee sich sicher, dass das weder ein gut gemeinter Vorschlag, noch eine Bitte war, sondern vielmehr eine zu befolgende Anweisung. Und irgendetwas sagte ihm, dass er nicht herausfinden wollte, was passieren würde, wenn er diese Anweisung missachtete. Er musste außerdem sowieso irgendwann aufstehen, bald würde der Zug im Bahnhof des Kapitols einrollen und allem, was danach folgen würde, wollte er auch nicht unbedingt mit leerem Magen gegenübertreten.

Also nahm er die Handtücher und Kleidungsstücke an sich, die Corinth ihm mit einem netten Lächeln entgegenstreckte, stand ein wenig wackelig von seinem Bett auf und verschwand wortlos im Badezimmer. Ein erleichtertes Aufatmen entkam ihm, als er die Tür hinter seinem Betreuer schließen und ihn aussperren konnte. Es schauderte Fee, als er daran dachte, was für seltsame Gestalten ihm in den nächsten Tagen noch begegnen könnten. Er hatte ja schon Probleme im Umgang mit normalen Menschen, aber diese besonderen, oder besser absonderlichen Exemplare schienen auf einer ganz anderen Ebene zu sein.
 

Mit beinahe mechanischen Bewegungen streifte Fee sich seine Schlafkleidung ab und stieg unter die Dusche, während er durch die geschlossene Tür Corinth ein Liedchen pfeifen hören konnte. Wenigstens würde dieser Clown ihnen sicherlich einige gute Sponsoren einbringen, also sollte Fee sich wohl nicht beschweren. Es hätte ihn schließlich auch schlimmer treffen können.

Haleg, sein Mentor, war nicht gerade einer der beliebtesten Sieger, weil er in den Spielen vor fünf Jahren kaum einen Finger gerührt und mehr durch Zufall gewonnen hatte. Wegen ihm würden sie also sicherlich keine Sponsoren an Land ziehen. Es war kein Geheimnis, dass die meisten Leute aus Distrikt 4 ihn für wenig fähig hielten, Fee gehörte schließlich auch dazu.

Natürlich hatte Haleg die gleiche Ausbildung durchlaufen müssen, bevor er für die Spiele ausgewählt worden war, aber Viele waren einfach der Meinung, ihm fehlten ein paar ganz entscheidende Eigenschaften, die für das Überleben in der Arena zwingend notwendig waren. Skrupellosigkeit, Unbarmherzigkeit, ein gewisses Maß an Hinterlist und im besten Fall kein Gewissen. Haleg besaß davon nichts, stattdessen hatte er eine große Portion Glück gehabt. Aber auf Glück konnte man sich leider selten verlassen.

Unweigerlich musste Fee wieder an den Jungen aus Distrikt 8 denken, dem wohl auch nur noch das Glück dabei helfen konnte, heil aus der Sache herauszukommen. Eine seltsame Anspannung ergriff von ihm Besitz, als er daran dachte, dass sie und die restlichen Tribute heute Abend zum ersten Mal aufeinandertreffen würden. Bei der Parade, die eigentlich mehr einer großen Fleischbeschau glich.
 

Es hatte noch nie jemanden gegeben, der es geschafft hatte, ihn derart lange zu beschäftigen. Dabei hatte Fee ihn gerade mal ein paar Sekunden lang gesehen, und trotzdem kehrten seine Gedanken immer wieder zu ihm zurück. Egal, woran er auch dachte, irgendwie führte ihn alles früher oder später zu dem rothaarigen Tribut aus Distrikt 8. Mit einem frustrierten Grollen schob er die Gedanken gewaltsam beiseite. Es gab jetzt wichtigere Dinge, um die er sich Sorgen machen sollte. Sein Leben zum Beispiel.
 

Fee ließ sich absichtlich mehr Zeit, als er eigentlich benötigte, in der stillen Hoffnung, dass es Corinth bald zu langweilig werden und er ihn in Ruhe lassen würde. Aber natürlich passierte das nicht. Als Fee über eine halbe Stunde später aus dem Bad kam, stand sein Betreuer im Türrahmen seines Zimmers und schien gut gelaunt auf ihn zu warten.

„Wunderbar, ich dachte schon, ich müsste dich gewaltsam da raus holen“, sagte er mit einem breiten Lächeln, aber Fee war sich mittlerweile relativ sicher, dass das nicht nur leere Worte waren. Wortlos ging er an dem großen, schlaksigen Mann vorbei aus seinem Zimmer raus, den schmalen Gang entlang in Richtung des Speisewagens. Es gefiel ihm nicht, Corinth in seinem Rücken zu haben, er war ihm einfach nicht geheuer mit seiner penetranten Fröhlichkeit.
 

Fees Laune hob sich etwas, als er im Speiseabteil ankam und den Saphirjungen dort in einer Reihe anderer Avoxe stehen sah. Sogar seine Mine hellte sich ein wenig auf, was allerdings nur bedeutete, dass er nicht mehr so aussah, als wollte er jemanden erdolchen, sondern nur noch so, als wollte er jemandem geringfügig wehtun.

Erst nachdem er einen kurzen Blick mit dem Saphirjungen ausgetauscht hatte, registrierte er die restlichen Anwesenden. Da war sein Partnertribut, Jacky. Außerdem natürlich Haleg, wenigstens besaß er ein gewisses Maß an Pflichtbewusstsein, wenn er schon sonst über wenig herausragende Fähigkeiten verfügte. Er hatte sich mal wieder halb hinter seinem Klemmbrett verborgen.

Keiner der beiden schien Fee eine Begrüßung wert, auch wenn ihm beide einen Gutenmorgengruß zunickten. Corinth tänzelte an ihm vorbei, er schien der allgemein wenig heiteren Stimmung den Kampf angesagt zu haben.
 

Fee hatte sich gerade ebenfalls auf einem der gepolsterten Armlehnstühle niedergelassen, als der Zug zu einem sanften Halt kam, um einen letzten Tankstopp einzulegen, bevor sie die Grenzen des Kapitols überquerten. Die Finger des Weißhaarigen schlossen sich um die warme Tasse mit Kaffee, als ihn eine dröhnende Alarmsirene zusammenfahren ließ. Haleg war bereits halb von seinem Stuhl hochgefahren, zwang sich dann aber, sich ruhig wieder zu setzen. Die Sirene war so laut, dass das Geschirr auf dem Esstisch leise klirrte.

Fee schaute beinahe automatisch zum Fenster, vor dem er eine Reihe weiß gekleideter Männer vorbeirennen sehen konnte. Sein Blick traf sich kurz mit dem von Jacky, bevor beide aufstanden und näher an das Fenster herantraten, um einen besseren Überblick über die Situation zu gewinnen.
 

„Setzt euch wieder hin!“

Obwohl das ein klarer Befehl von ihrem Mentor war, ignorierten ihn beide. Fee blickte kurz über seine Schulter und war etwas verwundert darüber, dass der unbeschwerte Ausdruck auf Corinths Gesicht einem angespannten gewichen war. Umso mehr wollte er jetzt herausfinden, worum so ein großer Aufstand gemacht wurde. Ohne groß zu überlegen, verließ er das Speiseabteil und stemmte sich gegen die schwere Metalltür, die sie aus dem Zug herausführte.

„Kommt sofort zurück!“

Jacky folgte ihm auf dem Fuße und keiner von ihnen kümmerte sich groß um die überforderte und leicht panische Stimme von Haleg. Sie stiegen aus dem Zug, aber sie kamen keine zwei Schritte weit. Sofort waren sie von Friedenswächtern eingekreist und sechs Pistolenläufe zielten auf sie. Dennoch konnte Fee einen guten Blick auf die Szene erhaschen, die sich zwei Wagons weiter hinten abspielte.
 

Ein Junge mit honigfarbenem Haar, der katzenhafte Junge aus Distrikt 6 lag am Boden. Wahrscheinlich hatte er versucht zu fliehen, während der Zug angehalten hatte. Zwei Friedenswächter drückten ihn unsanft auf die Erde, während ein Dritter mit einer Art Knüppel auf ihn einschlug, damit er endlich aufhörte, sich zu wehren. Blut sickerte aus einer Kopfwunde des Jungen, dennoch kämpfte er noch immer gegen die Männer an.

Auch aus den anderen Wagons waren ein paar der Tribute zu sehen. Die meisten standen mit betroffenen Gesichtern hinter den Fenstern, aber ein paar waren ebenfalls nach draußen gekommen. Natürlich wurden auch sie von den Friedenswächtern in Schach gehalten, damit sie sich nicht einmischten. Der dunkelhaarige, kräftige Tribut aus Distrikt 7 überragte die Friedenswächter mit Leichtigkeit, aber auch er konnte nichts gegen die Pistolen ausrichten. Weiter hinten konnte Fee einen Jungen mit langen, blonden Haaren erkennen, wahrscheinlich aus Distrikt 9. Sein Partnertribut versuchte hektisch, ihn wieder nach drinnen zu ziehen.

Und dann waren da noch beide Tribute aus 8. Fawkes Waters und sein Partnertribut, die mit fassungslosem Blick beobachten mussten, wie der Widerstand des katzenartigen Jungen langsam erstarb. Für einen kurzen Moment dachte Fee, die Friedenswächter würden ihn umbringen. Sein Blick flog zu Fawkes und verhakte sich kurz in den dunkelbraunen Augen. Und dieser schien einen ähnlichen Gedanken gehabt zu haben, als er die Waffen ignorierte und plötzlich versuchte, sich an den Friedenswächtern vorbei zu drängen.
 

„Hört endlich auf! Er ist doch schon bewusstlos!“

Erst traf ihn ein harter Schlag in den Magen, der ihn in die Knie zwang. Der zweite Schlag in seinen Nacken ließ auch ihn zu Boden sinken.
 

Ohne, dass Fee es wirklich realisierte, hatte er einen Schritt nach vorne gemacht. Dann ertönte ein Schuss und sein Blick weitete sich erschrocken. Er suchte den Körper des rothaarigen Tributs nach einer Schusswunde oder austretendem Blut ab, und Erleichterung überkam ihn, als er nichts dergleichen fand. Dann wurde er an der Schulter zurückgerissen. Jacky stand direkt hinter ihm und deutete vor ihn auf den Boden, wo sich eine Kugel dampfend in den Dreck gewühlt hatte. Eine weitere folgte so dicht neben seinem Fuß, dass er allein aus einem Reflex heraus noch einen Schritt zurückstolperte.
 

„Zurück in den Zug, sofort!“, donnerte die Stimme eines Friedenswächters und weitere Warnschüsse fielen, um der Anordnung Nachdruck zu verleihen.

Fee konnte gerade noch sehen, wie der zweite Tribut aus 8 und ein dunkelhäutiger, grober Mann Fawkes packten und wieder in das Abteil zogen. Dann schloss sich die Tür vor ihm und für einen Moment hörte er nur sein Herz schlagen.



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