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I´ve got nothing...

but love for you
von

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Feuchte Träume

Ich wurde immer weiter in die Tiefe gerissen. Überall um mich herum war Wasser. Es gab kein Entkommen. So sehr ich auch versuchte an die Oberfläche zu kommen, es gelang mir nicht. Das kalte Nass rauschte in meinen Ohren und ließ meinen gesamten Körper erstarren. Meine Gliedmaßen fühlten sich bleischwer an. Dennoch versuchte ich an die Oberfläche zu gelangen. Ich strampelte wild um mich. Immer heftiger. Unkontrollierter. Der Atemreflex kämpfte immer stärker um die Oberhand, bis er schließlich obsiegte.

Ich öffnete meinen Mund und atmete tief ein...
 

Komischerweise flutete kein Wasser meine Lungen, sondern klare Luft. Mehr als erleichtert atmete ich diese ein. Meine Augenlider waren noch immer geschlossen und ganz langsam dämmerte es mir, dass ich wohl schlecht geträumt haben musste. Was jedoch nicht erklärte, warum ich mich wie wiedergekautes Gras fühlte, das soeben den Pansen einer Kuh passierte.

Kurz gesagt, ich fühlte mich hundeelend. Meine Arme und Beine fühlten sich wie abgestorben an. Auf meiner Zunge hatte sich der Geschmack von etwas Pelzigem breitgemacht. Von dem ich hoffte, dass es nicht lebendig war und ich ihm einen Namen geben musste.

Dazu kam, dass mir ziemlich kalt war und mir mein Kopf sicher von Hals fliegen würde, wenn ich es wagen würde mich zu bewegen. Weswegen ich erst einmal so sitzen blieb, wie und wo ich war. Was nebenbei bemerkt sehr unbequem war.

Plötzlich realisierte ich, dass ich mir nicht alles aus dem Traum eingebildet hatte. Das Rauschen von Wasser war tatsächlich ganz in der Nähe zu hören. Nun war ich doch neugierig und öffnete meine dick verkrusteten Augen. Nach mehrmaligem Blinzeln schärfte sich mein Blick und ich konnte erkennen, wo ich mich befand. In meinem Badezimmer!

Irgendwie verwunderte und beruhigte mich diese Erkenntnis gleichzeitig. Hier aufzuwachen war noch um Längen besser, als in einer versifften Gasse oder einen völlig fremden Wohnung, die einen versifften Besitzer hatte.

Schnell holte mich das stetige Rauschen wieder aus meinen Gedanken und ich entschloss mich dazu der Ursache dafür auf den Grund zu gehen. Viele Möglichkeiten standen nicht zur Wahl. Es befanden sich nur zwei Wasserhähne im Badezimmer. Einer am Waschbecken und einer an meiner Badewanne. Ich war mir ziemlich sicher, dass es nicht Letzterer sein konnte. Doch wie immer, wenn ich mir etwas ziemlich sicher war, wurde ich eines Besseren belehrt.

Um es kurz zu machen. Meine Hose war nass und nein, ich leide nicht an Inkontinenz. Auch wenn mir das manche meiner Freunde immer wieder versuchen einzureden.

Schwerfällig hievte ich meinen Kopf, samt Oberkörper so weit hoch, um das Malheur in Augenschein nehmen zu können. Wobei mich die nächste Erkenntnis erschlug. Ich saß oder hing viel mehr vor meiner Toilette und umarmte sie, wie ein Vegetarier, das letzte Tofustück auf der Erde.

Ich musste anscheinend längere Zeit so da gehangen haben, da sich meine Glieder durch diese Haltung mehr als steif anfühlten. Der einzige Trost war, dass der Toilettendeckel unten war, sonst wäre ich in meinem eigenen Lokus ertrunken, mit meiner Klobürste als einzigen Zeugen. Hätte sicher eine schöne Inschrift auf meinen Grabstein gegeben.

Jedenfalls wusste ich jetzt, warum nur meine Hose nass war. Was ich dagegen noch nicht herausgefunden hatte, war...

Warum?

Ich drehte meinen Oberkörper bedächtig in Richtung Wanne. Nicht aus Angst, sondern weil mir der Schädel dröhnte. Nie wieder Alkohol. Zumindest nicht in den nächsten 48 Stunden.

Dann offenbarte sich mir alles.

Aus dem Wasserhahn über meiner Wanne lief munter ein Schwall Wasser nach dem anderen. Dummerweise hatte ich die Angewohnheit immer den Stöpsel im Abfluss zu lassen, sodass sich das überzählige Nass in meinen gesamtem Badezimmer verteilt hatte. Und das sicher schon geraume Zeit, denn der komplette Boden war überschwemmt.

So schnell ich konnte erhob ich mich. Na gut, ich kroch auf den Knien zur Badewanne, streckte mich ächzend und berührte mit meinen Fingerspitzen bereits das kalte Metall des Wasserhahns, als es schrill an meiner Tür klingelte. Vor Schreck verlor ich das letzte bisschen Gleichgewicht, das ich noch besaß. Mein Kopf tauchte unter das Wasser. Ich konnte nicht verhindern, dass ich einen großen Schluck davon nahm. Hektisch drückte ich mich hoch, wobei ich dem Drang mich zu übergeben, durch einen ziemlich lauten Hustenanfall unterdrückte, der meinen schwachen Körper erzittern ließ und meine Kopfschmerzen verschlimmerte.

Schwer keuchend und nun auch oben nass, setzte ich mich wieder auf. Wenigstens war nun der eklige Geschmack aus meinem Mund verschwunden.

Ich unternahm einen erneuten Versuch das Wasser abzustellen. Dieses Mal hielt ich mich jedoch am Badewannenrand fest. Selbst ich war in der Lage aus Fehlern zu lernen!

Doch wieder wurde ich in meinen Tun durch ein Klingeln unterbrochen. Das noch schriller geworden war und in meinen Ohren einen unschönen Nachklang hinterließ.

Anscheinend wollte da jemand dringend zu mir, was er durch nochmaliges Leuten verdeutlichte und dann noch mal und noch mal. Ich fühlte mich schon wie bei einem Hörtest.

So schnell und unelegant ich konnte, stand ich auf. Der weilen wurde meine Klingel weiter in Anspruch genommen.

Meine Hose klebte unangenehm an meinen Beinen und der Stoff machte seltsame Pups-Geräusche, während ich zur Tür lief. Dabei fiel mir auf das mein Wohnzimmerteppich und ein Teil des Flurs ebenfalls verdächtig feucht waren. Aber darum konnte ich mich später kümmern, nachdem ich dafür gesorgt hatte, dass meine Klingel nicht weiter missbraucht wurde.

Mit einem krächzenden „Was..?“ öffnete ich die Tür. Meine Stimme schien noch ziemlich belegt zu sein. Weshalb ich mich gekonnt räusperte und mir gleichzeitig meine nassen Haare aus der Stirn strich.

Erwartungsvoll sah ich mein Gegenüber an, welcher jedoch nur mit großen Augen und offensichtlich sprachlos an mir herabsah. Irgendwie niedlich, aber ich verstand nicht, warum er bei mir klingelte, nur um mich anzustarren. Ich wusste, dass ich gut aussah!

„Geht es Ihnen gut..?“ riss mich die Stimme des anderen aus meiner kleinen Selbstbeweihräucherung.

„Ich habe noch nicht meinen Puls gemessen, aber ich denke schon..“ gab ich in meiner gewohnt lässigen Art von mir und versuchte zu überspielen, dass ich am liebsten in meinen Schirmständer reihern wollte.

Was mich im Augenblick jedoch mehr beschäftigte war, dass der Mann mir gegenüber mir offensichtlich auf den Schritt starrte. Nichts gegen Bewunderung, aber mir war es trotzdem lieber, wenn man mir in die Augen sah. Egal wie toll mein Körper war.

„Sind Sie sicher? Sie sehen ein bisschen..durchweicht aus..“ meldete sich der Fremde wieder zu Wort, nachdem er sich doch noch dazu entschlossen hatte, mir ins Gesicht zu schauen. Irgendwie kam er mir bekannt vor. Ich hatte ihn schon Mal gesehen. Mir fiel nur nicht ein wo. In meinen Zustand kein Wunder.

„Ich war gerade dabei meine Wohnung zu putzen, bin ausgerutscht und über den Eimer gefallen..“, log ich ohne zu zögern. Wenn ich eines konnte, dann mir Ausreden einfallen lassen und dabei noch überzeugend wirken. „Aber was wollen Sie eigentlich von mir? Schulde ich Ihnen zufällig Geld oder sie mir..?“ fragte ich anschließend ablenkend nach. Denn ich bezweifelte, dass er hier war, um einen verkaterten Japaner eine Kopfschmerztablette anzubieten.

„Mein Name ist Uke Yutaka. Ich wohne eine Etage unter Ihnen und seid etwa einer halben Stunde tropft es von meiner Decke, direkt auf meinen Boden, meinen Tisch, meine Couch und sogar in mein Aquarium..“ erklärt der Brünette mir und ich meine einen Anflug von Ärger in seiner Stimme zu hören.

„Sind Ihre Fische ertrunken..?“, fragte ich schlicht nach, um die Stimmung wieder ein wenig zu lockern. Leider geht dieser Versuch nicht auf. Denn mein Nachbar verschränkt die Arme vor der Brust und schenkt mir einen missfallenden Blick.

„Nein, aber wenn das so weiter geht, sind meine Möbel bald durchgeweicht und in meiner Wohnung breitet sich Schimmel aus. Nur weil sie über ihren Putzeimer oder was auch immer gefallen sind. Sorgen Sie dafür, dass das aufhört und den entstandenen Schaden werden sie mir bezahlen, sonst melde ich Sie bei dem Vermieter..“ verkündete er ungehalten und so langsam begreife ich die Zusammenhänge. Was mich trocken schlucken lässt. Denn ich habe kein Geld um irgendetwas anderes zu bezahlen, außer meiner Miete und was ich zum Leben benötige. Außerdem will ich meine Wohnung nicht verlieren.

Doch noch bevor ich mir eine Antwort, geschweige denn eine Lösung für dieses Problem ausdenken konnte, war mein verehrter Nachbar schon wieder davon gestapft. Die Idee ihm nachzulaufen, verwarf ich gleich wieder. Erst musste ich mir überlegen, wie ich aus dem Schlamassel wieder raus kam. Und ich musste endlich den Wasserhahn abstellen, ehe noch mehr überschwemmt wurde.

Was ich dann auch schleunigst tat. Das restliche Wasser ließ ich durch den Abfluss aus der Wanne. Ratlos sah ich mich in meinem eigenem Feuchtgebiet um und so langsam kehrte die Erinnerung an den gestrigen Abend zurück. Ich war auf einer Geburtstagsfeier gewesen und hatte Mal wieder zu tief in Glas geguckt. Niya und Yomi hatten mich nach Hause gebracht. In meinen angetrunkenen Zustand bin ich dann anscheinend auf die glorreiche Idee gekommen ein Bad zu nehmen, aber anstatt das zu tun, bin ich vor dem Klo eingepennt. Da bekam der Begriff 'Stilles Örtchen' eine ganz andere Bedeutung.

Leider brachte mich das nicht weiter. In meiner Not kam mir plötzlich ein Gedanke. Ihr würde einfach Byou um Rat und Hilfe fragen. Wozu waren Freunde sonst da?

Wieder guter Hoffnung machte ich mich auf die Suche nach meinem Handy. Ich hatte es sicher irgendwo im Wohnzimmer liegen lassen. Auf den Weg dorthin kam ich erneut an meiner Garderobe vorbei, welche mit einem großen Spiegel versehen war. Zum ersten Mal an diesen Tag warf ich einen Blick in diesen, was ich gleich wieder bereute. Ich sah aus wie ein Statist aus dem Film 'Walking Dead'. Meine Augen waren rot unterlaufen, was durch dunkle Schatten und Tränensäcke noch betont wurde. Zusätzlich prangte ein großer dunkler Fleck genau auf meinen Schritt. Nun war mir klar, warum ich eben so angestarrt worden war. Wie tief konnte ich eigentlich noch sinken?

Kurzerhand zog ich meine Hose an Ort und Stelle aus, ebenso wie mein nasses Shirt. Dadurch sah ich zwar nicht besser aus, aber immerhin konnte ich mich bewegen, ohne mich anzuhören wie ein betrunkenes Quietscheentchen.

Nur noch mit meinen Shorts bekleidet, lief ich über meinen leicht angefeuchteten Wohnzimmerteppich. Schneller als gedacht fand ich mein Handy, da es auf meiner Couch lag und nur auf mich zu warten schien. Ich nahm es an mich und wählte Byou´s Nummer. Es tutete einige Male, bis er ran ging.

„Ich wusste es..“, meldete sich mein Kumpel und klang zudem noch ziemlich überzeugt. Was mich jedoch verwirrte.

„Hä..?“ war daher meine intelligente Antwort. Ich bezweifelte, dass er tatsächlich wusste warum ich ihn anrief. Es sei denn er arbeitete seid neuesten als Hellseher.

„Was willst du Kazuki..?“, fragte er mich nach einer kurzen Pause und irgendwie hatte ich das Gefühl, das er genervt war. Darauf konnte ich allerdings keine Rücksicht nehmen.

„Du musst mir helfen. Meine Wohnung steht unter Wasser..“ klärte ich ihn deshalb direkt auf und versuchte nicht einmal ansatzweise meine aufkommende Panik zu unterdrücken.

„Und, warum steht deine Wohnung unter Wasser..?“, wollte Byou lediglich seufzend wissen. Da hatte jemand wirklich schlechte Laune oder war einfach nur nicht ausgeschlafen.

„Ich habe den Wasserhahn nicht zu gedreht..“, antwortete ich wahrheitsgemäß, wobei ich mir mit meiner freien Hand meine linke Schläfe massierte, was jedoch den gewünschten Effekt verfehlte. Die Kopfschmerzen blieben hartnäckig.

„Warum? Ist er kaputt..?“ fragte mich mein Kumpel weiter aus und ich war mir nicht sicher, ob er tatsächlich alles wissen wollte, was passiert war.

„Ich bin eingeschlafen..“ war deswegen meine knappe, jedoch für Byou ausreichende Antwort. Ich musste ihn nicht einmal sehen, um zu wissen, dass er die Augen verdrehte. Das tat er immer, wenn er genervt war oder schlechte Laune hatte. Was mir im Moment allerdings egal war. Ich brauchte Hilfe, und zwar jetzt.

„Was soll ich jetzt machen? Die Wohnung unter mir ist auch in Mitleidenschaft geraten. Mein Nachbar war gerade hier und hat sich beschwert..“ gab ich meiner Verzweiflung deshalb sofort Ausdruck, um Byou zu verstehen zu geben, dass ich ziemlich in der Patsche saß.

„Keine Sorge, das zahlt deine Versicherung..“, meinte dieser daraufhin nur ruhig.

„Versicherung..?“ wiederholte ich lahm. Natürlich wäre das sehr hilfreich gewesen, wenn ich denn eine abgeschlossen hätte. Dafür war es jetzt aber schon zu spät und mir blieben nicht mehr viele Auswege, außer vielleicht eine Bank zu überfallen.

„Diese verdammte Kratzbürste..“, fluchte der Andere plötzlich lautstark und hielt mich dadurch davon ab diesen Plan weiter zu verfolgen.

„Byou, ist alles in Ordnung..?“, wollte ich stattdessen von ihm wissen. Denn so langsam hatte ich das Gefühl, das er gerade mit etwas völlig anderem beschäftigt war, als mir zu helfen.

„Ja, alles bestens. Ich habe noch eine wichtige Verabredung, zu der ich nicht zu spät kommen darf. Rede einfach noch einmal in Ruhe mit deinen Nachbarn, dann wird er das sicher ein Auge zudrücken. Wir sehen uns die Tage..“ wurde meine Vermutung sogleich bestätigt, danach erklang erneut das bekannte Tuten. Er hatte aufgelegt!

Es war immer wider verblüffend, wie sehr ich mich auf meine Freunde verlassen konnte.

Mit dem Nachgeschmack dieser Erkenntnis stand ich in meinem Wohnzimmer und war genauso schlau, wie zuvor. Vielleicht sollte Byou´s Vorschlag in Erwägung ziehen. Einen Versuch wäre es wert.

Zuerst sollte ich jedoch meine Wohnung, so weit es ging, trocken legen und mich selbst waschen. Sonst dachte mein Nachbar noch, dass ich immer, wie ein vollgepinkelter Penner durch die Gegend lief und dann würde er ganz sicher nicht mit sich reden lassen.

Gedacht, getan. Ich brauchte nicht mehr als eine Stunde, bis ich wieder einigermaßen ansprechbar aussah und ich mein Badezimmer betreten konnte, ohne nasse Füße zu bekommen.

Ich hatte auch etwas gegen meine Kopfschmerzen genommen. Jetzt konnte ich versuchen meinen Nachbarn von etwaigen Geldforderungen abzuhalten oder mich gar bei dem Vermieter zu verpetzen.

Ich nahm sogar noch eine Flasche des billig Sekts mit, den Byou Mal bei mir vergessen hatte. Einschleimen konnte nie verkehrt sein.

Wie ich so, mit besagter Flasche, eine Etage tiefer vor der Wohnungstür meines Nachbarn stand, überkamen mich kurz Zweifel, die ich allerdings schnell wieder verdrängte.

Prüfend sah ich auf das Namensschild. Nicht das bei dem Falschen klingelte. Hier wohnte nämlich eine sechzigjährige Nymphomanin. Bei der wollte ich nicht mit einer Flasche Sekt auftauchen. Ich bin schwul und das ist gut so!

Aber ich schien richtig zu sein. Auf dem Schildchen stand deutlich Uke Yukata.

Ich musste grinsen. Das klang beinahe schon nach einer Einladung. In mich hinein lachend, drückte ich die Klingel. Lange musste ich nicht warten, da öffnete der Brünette die Tür und bedachte mich mit einem ernsten Gesichtsausdruck. Entweder war er immer noch wütend auf mich oder er musste dringend auf Toilette.

„Haben Sie endlich Ihren Wasserhaushalt unter Kontrolle..?“, fragte er mich kühl. So steif, wie er war, wunderte es mich nicht das er Uke hieß.

„Ja, habe ich und ich wollte mich bei Ihnen und ihren Fischen für die Unannehmlichkeiten entschuldigen. Es wird nie wieder vorkommen..“ versicherte ich freundlich lächelnd, wobei ich ihm die Flasche entgegen hielt. Doch anstatt sie zu nehmen, sah er nur flüchtig auf mein Mitbringsel und danach wieder zu mir auf. So einfach, wie ich es mir vorgestellt hatte, würde es wohl nicht werden. Denn mein Gegenüber hatte nicht einmal den Anflug eines Lächelns auf dem Gesicht.

„Das will ich hoffen. Aber mein Wohnzimmer muss trotzdem renoviert werden und das werden sie bezahlen, das versteht sich wohl von selbst..“ verkündete er kurz angebunden und der Rest Hoffnung in mir verpuffte, wie die Abgase in Tokyo.

„Können wir uns nicht anders einigen? Ich bin Student und habe nicht viel Geld. Ich könnte Ihr Wohnzimmer höchstens mit Zeitungspapier tapezieren, mit einem Mosaik aus Klopapier..“ versuchte ich es auf die Mitleidstour. In Wahrheit besaß ich nicht einmal einen Schulabschluss, aber woher sollte mein Nachbar das ahnen. Meine Mutter sagte immer, dass ich einen intelligenten Eindruck machte. Das musste ich ausnutzen.

„Wenn Sie kein Geld haben, müssen sie sich welches bei ihren Eltern oder Freunden leihen..“ behaarte der Kleinere stur. Er schien auch nicht auf den Kopf gefallen zu sein. Also musste ich mich noch mehr ins Zeug legen.

„Ich bin Vollwaise und habe nur arme Schlucker als Freunde..“ das ich damit zu dick aufgetragen hatte, merkte ich sofort an seinen skeptischen Blick. Das war es dann mit dem intelligenten Eindruck. Dabei war es nur teilweise gelogen.

„Na schön, dann werden sie ihre Schulden abarbeiten. Ich hoffe Sie sind standfest..“ gab er bestimmend von sich, als hätte ich bereits zugesagt. Aber was blieb mir anderes übrig? Also nickte ich ergeben, obwohl ich meine Zweifel hatte.

„Äh..bis jetzt hatte ich keine Probleme..“ brachte ich murmelnd über meine Lippen, weil ich bisher noch nie so ungeniert nach meiner Standfestigkeit gefragt worden war. Irgendwie war mir das nicht geheuer. Ich traute mich allerdings nicht zu fragen, wie genau ich meine Schulden abarbeiten sollte.

„Das wird sich zeigen. Ich hatte schon genügend, die große Töne gespuckt haben. Nach ein paar Stunden haben sie schlappgemacht und zum Schluss musste ich wieder alles selbst machen..“ kam es trocken von meinen Nachbarn, was mir nun doch zu viel wurde. Hier schien es vor Nymphomanen nur so zu wimmeln. Ich war nicht scharf darauf noch vor Meinen dreißigstem Lebensjahr eine künstliche Hüfte zu brauchen.

„Hören Sie. Wir können gern zusammen anstoßen, aber nur mit dem Sekt. Ich lebe momentan streng monogam..“, und zwar mit meiner rechten Hand.

Wie erwartet schien er alles andere als begeistert und wurde sogar rot. Stille Wasser waren eben doch dunkel und dreckig. Aber ich war nicht käuflich.

„Ich rede davon, dass Sie mir in meinen Restaurant helfen. Als Kellner und Tellerwäscher. Ansonsten bin ich nicht auf Hilfe angewiesen, besonders nicht auf diese Weise..“ zischte er mich mit hochrotem Kopf an. Das hätte er gleich sagen können, dann wäre dieses Missverständnis gar nicht erst entstanden. Ich konnte schließlich nicht ahnen, dass er bei Standfestigkeit meine Beine meinte.

„Sie fangen gleich heute an. Ziehen Sie sich ein weißes Hemd und schwarze Hosen an..“ wies er mich knapp an, während seine Gesichtsfarbe nach und nach wieder heller wurde.

„Noch heute..?“ gab ich wenig begeistert von mir. So schnell konnte ich nicht einmal eine Grippe oder eine Spastik vortäuschen. Ade freies Wochenende..



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MRS_ABNORMAL
2012-01-21T18:57:07+00:00 21.01.2012 19:57
AWESOME! Wirklich :'D
Ich liebe deinen Sinn für Humor plus deinen Schreibstil, das ist einfach perfekt zusammen!
Und wie gut man einfach Kazuki auslachen kann eh XDD
Herrlich :'D Wobei er mir ja schon irgendwie auch leid tut, erst hört ihm Byou nicht so und dann ist Kai so ein Kotzbrocken D:
Aber wenigstens kann er bei ihm die Schulden abbezahlen. Jetzt macht das auch Sinn, wieso ausgerechnet er in einem Restaurant Schulden abbezahlt, also ich mein das wurde zwar schon davor gesagt/geschrieben, aber das hängt für mich jetzt alles viel besser zusammen XD
Okay das war echt gut :D
Ich hoffe hier kommt bald wieder was ;D
Immerhin würde ich gerne Kazukis verdammt verwirrte Gedanken hören, wenn er Byou und Ruki bei ihrem 'Date' sieht...
Da fällt mir ein: Ruki ist bestimmt mit Kai befreundet oder? Deswegen will er in das Restaurant! ;P

Liebe Grüße
Ringo-chan
Von:  Morumotto
2011-12-14T01:12:31+00:00 14.12.2011 02:12
nur ein kommentar wieso?
ich finde das total toll *-*
ich mag es auch i-wie das kai hier so naya erwachsen und joa spiesig rüber kommt hehe
weiter bitte <3
lg morumotto
Von:  Gedankenchaotin
2011-11-21T18:05:09+00:00 21.11.2011 19:05
Ich habs ja gestern schon gelesen und irgendwie tut mir Kazuki schon ein wenig Leid. Kai ist echt hart zu ihm...
aber ich kanns verstehen.~
Ich bin gespannt, wie er sich beim Arbeiten schlägt.~

LG Le Chibi. ~


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