Zum Inhalt der Seite

Dark Night's Kiss

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

33. Kapitel

Natürlich hatte er sich getäuscht. Wie hätte es auch anders sein können?

Statt beschwingt und voller Vorfreude am nächsten Morgen sofort aus dem Bett zu springen, kam Cayden dieses Mal mit leichter Mühe hoch und war auch nicht wirklich motiviert für einen weiteren, vierzehn Stunden Arbeitstag.

Am liebsten wäre er gleich liegen geblieben.

Die Zeit verging auch nur müßig, obwohl er kaum Zeit hatte, auf die Uhr zu sehen. Ein Kunde jagte den anderen, er musste auch mehrmals außer Haus und schließlich auch noch im Tonstudio vorbei fahren.

Stella war schon längst weg, als kurzfristig ein weiterer Kunde verlangte, dazwischen genommen zu werden und Cayden sich immer mehr anstrengen musste, seinen Geschäftscharme nicht zu verlieren.

Gegen acht Uhr abends war er so mies gelaunt, dass der letzte Kunde sich sofort wieder verabschiedet hatte, weil irgendein dringender Notfall in der Familie aufgetreten war. Nein, Cayden hatte ganz bestimmt nicht geknurrt, aber vermutlich hing eine verdammt finstere Wolke über seinem Kopf, die er mit noch so ehrlich erzwungenem Lächeln nicht aufwiegen konnte.

Als er endlich in sein Penthouse und unter die Dusche kam, fühlte er sich angeschlagen und verkrampft. Dagegen half auch das heiße Wasser nichts, aber eines auf alle Fälle. Emma würde bald vorbei kommen, da er ihr noch eine SMS geschickt hatte, als er endlich mit der Arbeit fertig geworden war.

Ein langer Tag war endlich vorüber und nun kam die schwer verdiente Belohnung.

Sie würde zu ihm kommen!

Frisch geduscht in locker sitzender Jeans und Shirt stand er nun vor dem Fahrstuhl und wartete auf sie. Er konnte es kaum erwarten.
 

Die Fahrt mit der Fähre hatte gefühlte Jahre gedauert. Schaukelige, extrem langweilige und nervtötende Jahre, die jetzt zwar hinter Emma lagen, aber leider irgendwie nicht dazu hatten beitragen können, dass es schon Zeit war, sich mit Cayden zu treffen.

Eigentlich wusste Emma gar nicht genau, wann sie ihn treffen würde, da sie gestern am Telefon nur ausgemacht hatten, dass er sich meldete, sobald er aus dem Büro rauskam. Das konnte um jede Uhrzeit nach Sonnenuntergang sein. Und Emma war ein bisschen genervt von sich selbst, weil sie deswegen ständig auf die Uhr sah. Normalerweise war sie nicht eine von denen, die auf Abruf für einen Mann saßen. Eigentlich hatte sie sich auch bei Anderen immer darüber aufgeregt und es bis jetzt tunlichst vermieden, in so eine Situation zu geraten. Andererseits war sie ja gerade eine ganze Woche weg gewesen und Cayden hatte auf sie 'gewartet' - wenn man es so nennen konnte. Der einzige Unterschied war, dass Emma ihre freie Zeit bis zu ihrem Treffen hauptsächlich dafür nutzte, über eben jenen späteren Zeitpunkt nachzudenken und wie es sein würde. Bei ihr konnte es vorkommen, dass sie nach einer Woche, in der sie sich nicht gesehen hatte, ein bisschen 'fremdelte'.

Nicht etwa, weil sie ihn nicht vermisst hätte. Das war sogar genau gegenteilig sehr wohl der Fall. Sie freute sich auch unheimlich darauf, Cayden wiederzusehen. Wenn sie nicht aufpasste, konnte sie sogar in der Vorstellung schwelgen, in zu küssen und sich in seine Arme zu kuscheln.


Was aber eben erst in Stunden der Fall sein würde. 
Ihre Tasche stand gepackt in ihrem Zimmer, während Emma selbst auf der Couch saß und sich durch ein neues Buch las, das sie in Nelson gekauft hatte. Ganz ohne eines hatte sie dann doch nicht abreisen können.



Die Stunden vergingen weiterhin zäh und selbst als Rob und Kathy nach Hause kamen und sie alle drei zusammen kochten und aßen, hatte Emma das Handy in ihrer Hosentasche und die Zeit immer im Nacken. Sie konnte gar nicht oft genug prüfen, ob sie die SMS vielleicht überhört hatte oder Cayden vielleicht angerufen hatte. Selbst beim Essen sah sie einmal auf ihr Telefon, was Rob mit einer gehobenen Augenbraue und einem Spruch von wegen 'abrufbar' registrierte. 
Danach war die Sache mit dem Handy gegessen, bis es tatsächlich kurz ein Lebenszeichen von sich gab. Allerdings eines, das Emma noch Zeit ließ, zu Ende zu essen und beim Abwasch zu helfen.

Es würde fast neun werden, bis Cayden zu Hause war und sie zu ihm gehen konnte. 
Um halb neun lief sie zu Hause los und kam dann erst zehn Minuten nach der verabredeten Uhrzeit beim C&C-Gebäude an, wo sie schnell in den Aufzug flitzte und auf den Knopf zum Penthouse drückte. 
Je weiter sie nach oben kam, desto nervöser wurde sie. 
Sogar ihre Handflächen wurden ein bisschen feucht und Emma sah an sich hinunter, kontrollierte, ob ihr keine Speckröllchen über die Jeans hingen und sie auch einen hübschen, aber gemütlichen Pulli angezogen hatte. Das Ganze fühlte sich fast wie ein erstes Date an, obwohl sie soetwas eigentlich nie gehabt hatten. Vielleicht lag es auch an... nun ja, den Neuigkeiten, die sie mit sich herum trug. Wäre zumindest kein Wunder, wenn sie das so nervös machte. Besonders im Bezug auf Cayden.


Als sie im obersten Stockwerk ankam und die Türen aufglitten, zauberte sich ein Lächeln auf Emmas Gesicht und sie trat fast schüchtern in die etwas dunkle Wohnung.


"Hi.", war alles was sie sagte, aber ihr Strahlen war hoffentlich Zeichen genug dafür, dass sie sich freute, ihn zu sehen.
 

Emma tatsächlich endlich wieder zu sehen, war … nun, manche würden sagen, es war wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag zugleich, aber für ihn hatten diese Dinge ja keine Bedeutung, also nannte er es einfach so, wie es auf ihn wirkte: Emma endlich wieder zu sehen und die damit verbundenen Gefühle waren absolut kostbar wie auch selten. Es … war unbeschreiblich. Als würde ein tonnenschweres Gewicht von ihm abfallen, in dem Augenblick als sie aus dem Fahrstuhl trat. Einfach unglaublich gut.

„Mit einem netten ‚Hi‘ gebe ich mich aber auf keinen Fall zufrieden.“

Seine Stimme zitterte fast vor Euphorie und er strahlte übers ganze Gesicht, als er die wenigen Schritte auf sie zu kam und Emma in seine Arme schloss. Er kuschelte sich regelrecht in ihr Haar, sog tief ihren Duft ein und … begann sich endlich ein bisschen zu entspannen.

Obwohl sie sich noch nicht sehr lange auf dieser Ebene kannten, so vermittelte ihr köstlicher Duft ihm doch das Gefühl von Zuhause, Zuneigung und Wohlbefinden. Er könnte jede Sekunde am Tag darin baden und er würde dennoch nicht genug davon bekommen. Ebensowenig wie von dem Gefühl, sie fest zu halten und die Wärme ihres Körpers an sich zu spüren. Sie zu halten. Zu wissen, dass ihr hier nichts passieren konnte. Dass sie bei ihm war…

Cayden wollte sie nie nie wieder loslassen.
 

"Nein?"

Sie konnte seinen Satz nur sehr leise und kurz kommentieren, bevor sie in eine wohlige Bärenumarmung gezogen wurde und sich Sekunden später ein bisschen dumm dabei vorkam, immer noch ihre volle Tasche in der Hand zu halten. Mit der anderen hielt sie sich dafür umso besser an Cayden fest und leistete auch keinen Widerstand, als er sie so knuddelte und umarmte.

Es war eine Woche gewesen. Wenn sie länger Urlaub gemacht hätte, würde er sie vielleicht erdrücken.


Und Emma hatte dagegen ganz und gar nichts einzuwenden.


Mit einem kleinen Lachen legte sie ihre Wange an Caydens Brust, schloss die Augen und ließ seine Gegenwart durch sich hindurch fließen. Es war schön warm und fühlte sich wunderbar an, wieder so nah bei ihm zu sein. Zum Süchtig werden, wie sie schon einmal festgestellt hatte. Aber verzichten würde Emma deshalb auf keinen Fall.


"Na, wie geht es dir, mein Lieber?"
 

„Ich weiß nicht. Mein Gehirn kann gerade keine Eindrücke mehr verarbeiten.“

Cayden nuschelte es direkt an ihren Hals, hielt sie noch einen Moment länger fest, ehe er sich ein Stück zurück zog und mit beiden Händen Emmas Gesicht umfasste.

„Ich habe dich sehr vermisst. So viel steht schon einmal fest.“

Er hauchte ihr nur einen zarten Kuss auf die Lippen, weil er bei mehr einfach nicht mehr von ihr hätte ablassen können. Darum zog er sich schließlich ganz zurück und nahm ihr die Tasche ab, während er nach ihrer Hand griff.

„Komm. Lass es uns auf der Couch bequem machen. Ich bin ganz froh, wenn ich endlich mal in Ruhe sitzen kann.“

Während er Emma durch den Flur in Richtung Wohnzimmer führte, stellte er ihre Tasche neben der Tür im Schlafzimmer ab und zog sie dann weiter.

„Wie geht es dir? Wie war die Reise? Anstrengend? Willst du irgend-"

Cayden drehte sich mit einem entschuldigenden Lächeln zu Emma herum. Er fing schon wieder zu plappern an. Etwas, das ihm auch nur bei ihr passierte.

"Möchtest du vielleicht was trinken? Essen?"
 

"Ich hab dich auch sehr vermisst."


Als er sie so flüchtig, aber freundlich und vor allem mit einem strahlenden Lächeln küsste, stieg das schlechte Gewissen in Emma hoch. Das Gefühl wollte sich in ihrem Magen einnisten, der seit ein paar Tagen endlich wieder still geworden war. Und mit jeder Sekunde, die sie Cayden im Unwissen ließ, wurde es schlimmer. Sie sollte es ihm sagen. Und zwar jetzt. Bevor er ihr irgendwann einen Vorwurf daraus machen konnte, dass sie so unsicher gewesen war. Denn-


"Komm."


Das reichte schon, um Emmas Gedanken und Befürchtungen für den Moment zu zerstreuen. Im Innersten war sie froh darüber, noch ein paar weitere Minuten von dieser Entscheidung und diesem unvermeidlichen Bruch in der guten Stimmung - vielleicht ihrer ganzen, glasfeinen Beziehung - entgangen zu sein.


"Couch klingt gut. Und eine große Tasse Tee, wenn das geht. Draußen wird es gerade wieder richtig scheußlich. Ich glaube sogar, dass es sowas wie Schneeregen geben könnte heute Nacht."


Emma zog sich die Jacke aus und hängte sie über einen der Barhocker in Caydens Küche, bevor sie die Schuhe auszog und sie unauffällig unter den gleichen Hocker stellte.


"Ich hab schon gegessen. Aber was ist mit dir? So, wie ich dich kenne, hattest du noch kein Abendessen. Ach, warte. Ich hab dir was mitgebracht."


Sie ergriff die Gelegenheit und schnappte sich ihre Sachen, die sie zur Garderobe brachte, bevor sie ins Schlafzimmer ging und eine gelbe Tüte mit einer roten Schleife aus ihrer Tasche zog. Wieder in der Küche angekommen, stellte sie die M&Ms mit dem Schleifchen auf dem Küchentresen ab und grinste Cayden an.
 

Nicht erwähnend, dass er heute noch so gut wie gar nichts gegessen hatte, füllte er lieber seinen Wasserkocher auf, während Emma kurz verschwand und suchte bereits ein paar Teesorten heraus, die er ihr zur Auswahl anbieten würde. Als er sich jedoch umdrehte und das Päckchen M&Ms mit dem Schleifchen sah, ließ er die Teeauswahl wieder sinken und kam zu ihr hinüber. Die Frühstückstheke zwischen ihnen.

Seine Finger spielten mit dem Schleifchen, während er sich auf der Platte abstützte und Emma mit einem Blick fixierte.

"Weißt du eigentlich, dass du einfach unglaublich bist?", schnurrte er leise und fühlte eine Welle der Zuneigung über sich hinweg schwappen.

Sanft strich er ihr eine Haarsträhne hinters Ohr, folgte dann mit seinen Fingerspitzen ihrer Kieferlinie und blieb an ihrem Kinn stehen, dass er leicht anhob, während er sich noch weiter nach vor beugte.

Wieder streiften seine Lippen die ihren, doch dieses Mal nicht flüchtig, sondern zärtlich und sanft, während sein Herz wie wild in seiner Brust pochte und alles in ihm zu kribbeln anfing. Erfüllt von einem inneren Zittern, das er nicht richtig zuordnen konnte, hauchte er ihr einen Dank für die Süßigkeiten gegen die Lippen und löste sich nur sehr schwer wieder von ihr.

Ihm war leicht schwindelig, als er wieder zu den Teepäckchen hinüber ging, um Emma eine Entscheidung bei der Auswahl treffen zu lassen.

Während der Tee zog, suchte Cayden sich schnell etwas zu Essen aus dem Kühlschrank, begnügte sich dann aber mit einer Auswahl von frischen Kirschtomaten und etwas Obst. Mehr würde er heute vermutlich ohnehin nicht hinunter bekommen. Wenn der Durst stärker wurde, war der Appetit auf Essen meistens eher gering.
 

Emma errötete leicht, weil sie bestimmt nicht angenommen hatte, für so ein kleines Geschenk 'unglaublich' genannt zu werden. Und das auch noch im positiven Sinne. Aber wenn sie sich damit so leicht einen so köstlichen Kuss verdienen konnte, dann würde sie öfter daran denken, Cayden eine Kleinigkeit mitzubringen.


Mit einem Lächeln und einem Seufzen, das schon sehr stark an Schmachten erinnerte, stützte Emma sich mit den Ellenbogen auf der Bar ab und sah Cayden dabei zu, wie er Tee kochte. Es war wirklich total albern, aber selbst dabei sah er in ihren Augen sexy und unglaublich gut aus. Der Freizeitlook gefiel ihr unheimlich und Emma fand, dass ihm das sogar noch besser stand, als die teuren Anzüge, die an sich schon sehr viel hermachten.


Bald gab er ihr einen heißen Teebecher in die Hand und Emma stand auf, nachdem sie sich mit einem weiteren, dieser seltsam zurückhaltenden Küsse bei ihm bedankt hatte.


"Die Couch ist unser, würde ich sagen."


Also eroberten sie sich das Möbelstück und Emma sah Cayden dabei zu, wie er seine kleine Portion Tomaten und Obst aß, während sie zuerst einmal so gut wie gar nichts sagten. Emma begnügte sich absolut damit, ihn einfach nur anzusehen und mit glücklich klopfendem Herzen auf seinem Sofa zu sitzen und vor sich hin zu strahlen.
 

Emma sah zwar nicht so aus, als würde sie jeden Bissen von seinem Mund abzählen und kontrollieren, ob er wirklich genug aß, dennoch zwang er sich extra viel Essen rein. Gerade weil er wusste, dass die Sache mit seinem Durst ein Teufelskreis war. Der Durst verminderte sein Hungergefühl oder besser gesagt, unterdrückte er ihn fast gänzlich und ein vor Hunger geschwächter Körper brauchte noch mehr Energie, was wiederum den Durst weiter ankurbelte und noch weniger Appetit auf feste Nahrung entstehen ließ. Er kannte es zur Genüge und wusste daher, wann seine Grenzen erreicht waren. Momentan war es noch nicht besonders schlimm.

Bis Vanessa zurück war, würde er es sicher aushalten.

Da Emma heute noch nicht durchblicken hatte lassen, ob sie wieder DVDs mitgenommen hatte, konnte nun Cayden sie damit überraschen, dass es ihm gelungen war, die Star Wars Reihe zu ergattern. Für jemanden, der keine Zeit hatte, war so ein Blackberry mit Internetanschluss einfach eine unglaublich gute Erfindung und so konnte er nach dem Essen die zweite Star Wars Episode hervorzaubern, zu der sie es sich wieder auf der Couch gemütlich machen konnten.

Eigentlich war ihm der Film relativ egal. Allein dass Emma wieder hier war zählte.

Vielleicht kam es ihm aus diesem Grund dieses Mal noch gemütlicher vor, als sie sich in vertrauter Position auf die Couch kuschelten, weil Cayden einfach nicht von ihr ablassen konnte. Er musste sie berühren, sie halten, fühlen, riechen und ihre Wärme spüren. Nach einer Woche Entzug, war es ihm einfach unmöglich, sich einfach neben sie zu setzen. Nein, er musste sie fest halten. Damit sie nicht gleich wieder weg ging.

Cayden schaffte es ungefähr bis zum ersten Viertel des Filmes, bis ihm langsam vor Gemütlichkeit und Behagen die Augen zu fielen und er schließlich vor Erschöpfung eindöste. Natürlich war der vampirische Anteil seines Gehirns immer noch auf eine bestimmte Weise wach und aufmerksam, doch dieser würde sich erst bei wirklicher Gefahr wieder direkt einschalten. Wenn zum Beispiel ein seltsamer Geruch im Raum hing, oder er ein Geräusch hörte, das ihm Gefahr vermittelte. Doch momentan schwelgte er in absoluter Behaglichkeit und fühlte sich, mal von dem brennenden Durst abgesehen, rundum wohl. Müde und erschöpft. Warm und sicher. Eine wirklich ausgezeichnete Mischung.
 

Jedes Mal wieder, wenn sie diese Filme sah, fand Emma Prinzessin Amidalas Kleider und die Frisuren einfach nur wunderschön. Da hatten sich die Maskenbildner und Kostümdesigner wirklich etwas einfallen lassen. Selbst die einfache, weiße Kampfmontur, die man ihr am Ende des dritten Teils gegeben hatte, gefiel Emma sehr gut. Wie gern hätte sie auch sowas tragen können. Sie zog sich imaginär selbst eine dafür über, dass sie ein wenig neidisch auf Natalie Portmans Figur wurde. 
Immerhin hatte sie etwas, das Amidala nicht hatte. Ihr mochte der zukünftige Darth Vader zu Füßen liegen, aber einen Jedi-Sandmann... sowas hatte nur Emma.

Als sie sich vorsichtig herumdrehte, um etwas zu Cayden zu sagen, fand sie etwas bestätigt, was sie schon seit einer Weile vermutet hatte. Zwar war Cayden auch beim letzten Mal, als sie einen Film angesehen hatten, eher schweigsam gewesen, aber jetzt... war er tatsächlich eingeschlafen.

Emma lächelte warm, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und kuschelte sich wieder in seine Arme, um sich allein den Film zu Ende anzusehen. Cayden durfte gerne schlafen. Emma gönnte ihm die Erholung von dem ganzen Stress und den vielen Stunden Arbeit. Außerdem war ab sofort Wochenende. Sie hatten also für ihre gemeinsamen Begriffe alle Zeit der Welt.



Als der Film beim Abspann ankam, drehte Emma die Lautstärke herunter, da diese dabei immer noch einmal anschwoll und drehte sich wieder zu Cayden herum. Diesmal allerdings noch ein Stück weiter, damit sie ihm mit den Fingerspitzen über die Wange streicheln und ihm einen zurückhaltenden Kuss auf die Lippen geben konnte.


"Cayden?"


Sie strich ihm durchs Haar und küsste ihn noch einmal. Allerdings überlegte Emma sich schon, ob sie die Bettdecke einfach auf die Couch bringen sollte, wenn sie Cayden nicht wach bekam. Groß genug war das Sofa bestimmt, dass sie zusammen einigermaßen bequem darauf schlafen konnten.
 

Als Emma seinen Namen sagte und ihn berührte, zuckte er aus seinem Schlaf hoch. Allerdings nicht so, wie es vermutlich jeder andere tun würde. Cayden schlug statt irgendeiner Regung einfach nur die Augen auf, die kurz durch den Raum schossen und schließlich auf Emma liegen blieben. Zunächst wachsam, aber als er wieder völlig da war, weich und erneut entspannt.

Erst jetzt rührte er sich wirklich, in dem er sich ein bisschen weiter aufsetzte und einmal hinter hervor gehaltener Hand gähnte.

"Tut mir leid. Ich hab den Film verpasst." Seine Stimme war rau und tief. Er war total verschlafen.

"Was dagegen, wenn wir ins Bett gehen? Ich glaube, ich mach's heute nicht mehr lange."

Und das bewies ihm auch jeder einzelne Muskel, als sie sich von der Couch erhoben.

Normalerweise war er geschmeidig, aber im Augenblick fühlte Cayden sich wie ein alter Opa mit Reuma und sein Kopf war auch nicht ganz da. Nun ja, er gehörte einfach wirklich ins Bett, weshalb ihm das Zähneputzen und Umziehen auch irgendwie wie ein Traum vor kam. Erst recht, als er endlich in seinem Bett lag und schon wieder halb weg war, bevor Emma sich zu ihm gesellen konnte. Heute war er wirklich zu nichts mehr zu gebrauchen.
 

"Macht doch nichts."


Schließlich hatte er die DVD sogar gekauft. Sie konnten sie Morgen gleich noch einmal ansehen, wenn sie Lust dazu hatten oder es einfach auf ein Andermal verschieben. Und ins Bett gehen war auch in Ordnung. Emma war nicht unbedingt müde, aber das gemütliche Lümmeln auf dem Sofa, die wohlige Wärme und die gesamte schöne Atmosphäre zwischen ihnen, hatte sie schläfrig genug gemacht.

Sie trottete neben Cayden her, der es irgendwie schaffte, in beeindruckender Art sich die Klamotten vom Leib zu rupfen und im nächsten Moment daran zu denken, sie aber ordentlich auf Bügel zu hängen. Emma sah nur verstohlen aus dem Augenwinkel hin, als er sich schon die Jeans halb von den Hüften streifte, obwohl er die Badezimmertür noch nicht ganz hinter sich geschlossen hatte. 
Sie selbst schaffte es geradeso, sich umzuziehen, bevor Cayden nur noch mit halb offenen Augen im Schlafzimmer erschien und sich wortlos, wie ein Stein ins Bett warf.


Im Bad putzte Emma sich die Zähne, schminkte sich ab und besah sich dann kritisch ihren Bauch in seiner nackten Blöße. Nichts konnte man sehen. Rein gar nichts. Das, was da in ihr heran wachsen könnte und von dem sie noch nicht wusste, ob es so weit kommen würde, war jetzt noch viel zu klein, um ihren Bauch größer zu machen. Emma konnte sich das auch überhaupt nicht vorstellen. Also... natürlich konnte sie sich ihren Bauch dicker vorstellen. Das war er schon gewesen. Aber so richtig... dick? Ein echter Babybauch? An ihr?


Sie hob den Blick und sah in Caydens Spiegel. In seinem Badezimmer, umgeben von seinen Sachen, fing ihr Herz wieder laut und ängstlich an zu klopfen. Die Erkenntnis pochte immer lauter an die Hintertür von Emmas Verstand. Und sie wusste, dass es bald nicht nur die Hintertür bleiben würde. Und bis dahin sollte sie sich schon für etwas entschieden haben.


Noch einmal warf sie einen Blick auf ihren Bauch, dann ließ sie das Schlafanzugoberteil nach unten fallen und ging ins Schlafzimmer, wo Cayden sich kein Stück gerührt hatte, seit sie gegangen war. Er lag auf der Seite, das Kissen fest im Griff und sein Gesicht zur Hälfte darin vergraben. Emma fand das Bild sehr süß, aber irgendwie wäre es ihr jetzt auch ganz lieb gewesen, sie hätten noch ein bisschen reden können.


Leise lief sie zum Bett hinüber, schlüpfte unter die Decke und versuchte zumindest ihren Arm um Cayden zu legen oder seine Hand zu nehmen. So ganz ohne Körperkontakt zu ihm wollte sie einfach nicht in seinem Bett schlafen.
 

Sie hatte ihm noch eine Weile zugesehen. Wie er vollkommen erschöpft geschlafen hatte. Eine Strähne seines roten Haars war ihm ins Gesicht gefallen und hatte ihn offensichtlich gekitzelt. Emma war beim Anblick des kleinen Naserümpfens beinahe vor Anbetung zerflossen, konnte sich aber gerade noch selbst auf die Lippen beißen, um keinen entsprechenden Ton von sich zu geben. 
Stattdessen hatte sie ihm die Strähne hinters Ohr gestrichen und ihm die Wange geküsst. Darauf reagiert hatte Cayden zwar nicht, aber Emma war es eigentlich auch nicht so wichtig, dass er solche kleinen Zeichen der Zuneigung immer vollkommen bewusst mitbekam und sie registrierte. Natürlich freute sie sich darüber, wenn sie ankamen und sie das auch sehen konnte. Aber manchmal... so wie jetzt... war es einfach auch für sie selbst sehr schön, ihn zu küssen. Weil sie ihn sehr mochte.

Das Wort "verliebt" wollte Emma noch nicht dafür gebrauchen, dass ihr Herz so flatterig schlug in seiner Gegenwart oder auch wenn sie Caydens Stimme nur am Telefon hörte. Vermutlich würde sie es bald so nennen. Wenn sie das warme, kitzelnde Gefühl in sich drin so betrachtete, sogar früher als später. Aber im Moment, wo sie mit etwas ganz Anderem schon genug emotionale Last mit sich herum schleppte...


Wie konnte sie das eigentlich von einander trennen? Sie mochte Cayden wirklich gern. Und sie war schwanger von ihm. War es jetzt die größere Schwierigkeit, zuzugeben, was sie für ihn nach so einer kurzen Zeit empfand? Oder sich als Resultat daraus dazu durchzuringen, ihm von der Schwangerschaft zu erzählen. Von dem... möglichen Baby?


Emmas Gedanken begannen sich im Kreis zu drehen und irgendwann schaltete sie das Licht aus, um sie so langsam aber sicher zum Schweigen zu bringen. Es dauerte ewig. Vielleicht sogar noch Stunden, bis sie einschlief. Und sie träumte wirr und anstrengend.


Bis ein summendes Geräusch sie weckte und Emma in Richtung der großen Fenster blinzelte, an denen gerade die automatischen Jalousien die ersten Sonnenstrahlen aussperrten. Schade eigentlich. Das dachte sie aber nur kurz, bis sie sich zu Cayden herum drehte, der auf dem Rücken lag, das Gesicht von ihr abgewendet. Emma hob die Decke etwas an, um sich besser an ihn kuscheln zu können und polsterte sie dann gemeinsam ordentlich und kuschelig aus, bis sie eine wunderbar bequeme Position gefunden hatte, in der sie Cayden umarmen konnte und ihr Kopf an seiner Schulter lag, ohne dass seinem Arm die Blutzufuhr abgeschnitten wurde.


"Hab dich lieb...", nuschelte sie gegen seine Haut und gähnte dann herzhaft, bevor sie sofort in tiefen Schlaf fiel, der nun traumlos und erholsamer war, als bisher in dieser Nacht.
 

Seine Kehle brannte und seine Zunge fühlte sich an, als ob er Sand gekaut hätte. Mehrmals hintereinander.

Seinem Kopf ging es auch nicht besser. Ebenso wie seinen Gliedern.

Alles schien unnatürlich schwer und anstrengend zu sein. Er konnte nicht einmal einen Finger rühren.

Doch da war dieser verlockende, verführerische und absolut sündige Duft nach Erlösung. Pochend und heiß, schien er sich anzubieten. So nahe…

Cayden wusste, dass er träumte. Spätestens, nach dem er sich nicht richtig bewegen konnte, war ihm klar, dass er sich im Traumland wiederfand.

Müde und zerschlagen von der anstrengenden Woche. Ausgezehrt und durstig, halluzinierte er sich bestimmt diese köstliche Blutquelle nur herbei und dennoch, obwohl er wusste, dass es nur ein Traum war, konnte er sich nicht davon abwenden. Im Gegenteil, zog es ihn immer näher zu ihr hin.

Es bedurfte einiges an Anstrengung um sich zu dieser warmen Verlockung umzudrehen und sich näher an diese heißpochende Süße heranzupirschen. Aber es zahlte sich aus.

Cayden lief das Wasser im Mund zusammen, als er den warmen Körper neben sich näher heran zog und mit seinen Lippen nach dem köstlichen Quell suchte, zu dem sein Instinkt ihn zielsicher führte.

Seine Fänge – die schon längst bereit zu allem waren – pochten heftig, als er nur wenige Millimeter entfernt von ihnen das pulsierende Leben wahrnehmen konnte.

Er legte bereits seine Lippen auf die zarte Haut, bis sein Verstand sich wieder einschaltete und er aus dem Schlaf hochfuhr.

Cayden ertappte sich, wie er direkt über Emma gebeugt bereits seinen Mund an ihrem Hals hatte, bereit zuzubeißen.

Sofort schaltete sein Herz auf hundertachtzig und er wollte sich schon ruckartig zurückziehen, doch das hätte Emma bestimmt erst recht hochschrecken lassen. Also unterdrückte er seinen ersten Impuls und schlang die Arme um sie, während er ihre Haut mit zarten Küssen bedeckte.

Er hatte zwar weder eine Ahnung, wie spät es war, noch fiel es ihm leicht, seinen Durst in ihrer Nähe zu bändigen. Aber er wollte ihr auch keine Angst machen und besann sich zumindest darauf, dass es Samstag war. Sie konnten also ruhig längere Zeit im Bett verbringen.
 

Emmas Stirn kräuselte sich im Schlaf und ihre Augen begannen unter den Lidern nervös zu zucken, während sie mit ihrem bewussten Verstand noch nicht einmal ahnte, aus welchen Gründen Cayden sie näher an sich zog und sich schließlich über sie beugte, um seine Lippen auf ihren Hals zu legen. Etwas alptraumhaft Dunkles stieg in Emma auf und ihre Hand drückte sich in minimalem Widerstand gegen Caydens Brust.


Erst als er zwei kleine, sanfte Küsse auf ihren Hals hauchte, als er seine Arme um sie legte und das auf eine Weise, die nur innige Gefühle vermitteln konnte, glätteten sich Emmas Züge wieder. Sie atmete ein paar Mal tief, fast seufzend durch, bis sie verschlafen ein Auge öffnete und sich ein paar Haarsträhnen aus dem müden Gesicht schob.


"Guten Morgen."


Sie küsste seine nackte Schulter, weil es das Stückchen von ihm war, das sie am einfachsten erreichen konnte. Emma kuschelte sich an Cayden und schloss sofort wieder die Augen. Es war bestimmt noch viel zu früh, um schon aufzustehen. Viel zu gemütlich war es auf jeden Fall dafür.
 

"Guten Morgen.", erwiderte er leise und kratzig. Sein Gefühl hatte ihn nicht getrogen, was den Zustand seiner Kehle anging. Er war kurz vorm Verdursten, doch zumindest würde Wasser etwas Abhilfe schaffen. Allerdings schien das ein fernes Ziel zu sein, so wie Emma sich wieder an ihn kuschelte und den Eindruck machte, als wolle sie noch einmal weiter schlafen.

Cayden versuchte selbst noch einmal die Augen zu schließen und wieder weiter zu schlafen. Träge genug wäre er dafür auf jeden Fall, doch kaum, dass sein Verstand einmal an war, ließ er sich auch nur schwer wieder ausschalten. Er begann zu denken, während er sich darauf konzentrierte, seine Fänge wieder in ihr Versteck zurück zu zwingen.

Schon jetzt begann er zu erkennen, wie schwierig es war, mit jemandem aufzuwachen, der keine Ahnung von Vampiren, also von seiner wahren Natur hatte.

Es war nicht so, als ob er es Emma für immer und ewig verheimlichen wollte, doch irgendwie schien es ihm auch nichts zu sein, das man nach einem so kurzen innigen Kennenlernen einfach auf den Tisch legte.

Seine Rasse war darauf programmiert, im Verborgenen zu leben. Es war also niemals leicht, Menschen zu vertrauen, obwohl er für Emma so einiges tun würde … vielleicht sogar noch mehr.

Eine Weile blieb Cayden noch liegen, doch sein Mund fühlte sich so unerträglich trocken an, dass selbst das Schlucken zur Qual wurde, weshalb er sich schließlich vorsichtig von Emma löste und in die Küche schlich, um dort zumindest seinen rein menschlichen Durst zu stillen.

Wieder zurück bei Emma unter der Decke, war er doch ganz schön verwundert, wie spät es eigentlich schon war. Kurz vor zehn Uhr. Solange schlief er für gewöhnlich nie.
 

Emma bemerkte erst, dass er weg gewesen war, als Cayden zurück unter die Bettdecke kam. Immer noch schläfrig, aber wesentlich erholter, rollte sie sich auf den Rücken und streckte ihre Hände nach oben und die Füße so weit nach unten aus, wie sie konnte. Dazu wackelte Emma einmal ausgiebig mit Fingern und Zehen, bloß um sich dann zu Cayden herum zu drehen und sich halb um ihn zu wickeln, halb auf ihn zu werfen und ihm einen Guten-Morgen-Kuss zu geben. Ja, die Nacht hatte gut getan. Jetzt war sie nicht nur hier, sondern auch wirklich bei ihm angekommen. Emma fühlte sich wohl in diesem Bett, auch wenn ihr der Raum oft genug immer noch wenig einladend erschien.


"Hast du gut geschlafen?"


Sie legte sich so hin, dass sie - ihr Kinn auf ihren Unterarm und diesen auf Caydens Brust gebettet - ihm ins Gesicht sehen konnte.


"Und hast du Lust auf Frühstück? Ich hab Hunger."


Mit einem Kuss auf seine Brust und einem anschließenden Grinsen war das eine sehr halbherzige Aufforderung. Denn wenn Emma es irgendwie hätte hinbekommen können, wäre ihr Frühstück im Bett sehr recht gewesen. Ohne allerdings jenes vorher verlassen zu müssen. Und Cayden durfte auch nicht gehen.
 

Cayde lache leise, als Emma sich so um ihn wickelte, wogegen er überhaupt nichts hatte. Ganz im Gegenteil, seine Arme trugen sogar noch dazu bei, dass sie wie ein menschliches Knäuel wirkten.

"Ich habe ganz gut geschlafen. Du hoffentlich auch, obwohl dein Jedi-Sandmann gestern einmal Blau gemacht hat."

Er küsste sie kurz auf die Lippen, strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn und streichelte ihren Nacken, während er Emma anlächelte.

"Ich muss gestehen … ich bin auch hungrig. Aber ich weiß nicht, ob es das, worauf ich Lust hätte, auch im Kühlschrank gibt."

Es war offensichtlich, dass er scherzte, auch wenn er es halb geschnurrt hatte. Eigentlich war er momentan ziemlich faul und wollte sich gar nicht richtig bewegen, sondern viel mehr das Gefühl genießen, wie Emmas Körper sich auf seinem anfühlte. Weshalb er seinen Kopf auch gemütlich zurück ins Kissen sinken ließ und sie weiterhin anlächelte, dabei einen Arm im Nacken liegend, damit er sie leichter ansehen konnte.

"Ich dachte nicht, dass ich das schon so früh zugeben würde, aber ich mag es, wenn du oben liegst."

Nun grinste er wirklich, was seine Augen zum Glitzern brachte und da sie es bei ihm schon so oft getan hatte, knuffte er auch sie leicht in die Seite.
 

"Ja, ich habe ganz gut geschlafen. Keine Alpträume."


Es war viel leichter, nur die halbe Wahrheit zu sagen, als lügen zu müssen. Und Alpträume hatte sie wirklich nicht gehabt. Keine Bestie hatte sie durch dunkle Treppenhäuser gejagt, um ihr in die Haken zu beißen und sie anschließend zu erlegen. Diesbezüglich war alles gut. Was den ruhigen Schlaf anging... würde sie noch daran arbeiten müssen.


Es war Emmas Glück, dass Cayden sie in der nächsten Minute in die Seite knuffte. Andernfalls hätte sie über die Anspielungen vermutlich nicht lachen können. Auch jetzt brachten es ihre Mundwinkel nicht so richtig leicht fertig, sich zu heben. Ganz im Gegensatz dazu hatte ihr Herz sofort gefühlte drei Gänge höher geschaltet und irgendwelche Hormone waren in Emmas Blutbahn gelangt, die sich keinesfalls gut unter ihrer Haut anfühlten. Es war nicht wirkliche Panik, die sich da in ihr breit machte, aber etwas, das ihr bis in die Schläfen pochte. Sie konnte Cayden nicht mehr lange in die strahlend grünen Augen sehen, sondern versuchte ihre Unsicherheit damit zu überspielen, dass sie ihren Kopf auf ihrem Arm ablegte.


Etwas Scherzhaftes hatte in seiner Stimme gelegen, als er das eben gesagt hatte. Also musste Emma nicht gleich annehmen, dass er tatsächlich mehr wollte, als der Kühlschrank her gab. Andererseits waren sie zusammen, hatten sich eine Woche lang nicht gesehen und lagen gemeinsam im Bett. Da war es nicht gerade abwegig, auf Sex zu tippen. Und das konnte... Das ging gerade einfach nicht.
 

Emma legte ihren Kopf auf den Arm, so dass er sie nicht mehr direkt ansehen konnte und sie hatte auch nichts weiter mehr dazu gesagt, weshalb er sich nicht einfach bloß einbildete, dass plötzlich etwas merkwürdiges in der Luft hing. Es war tatsächlich so. Er konnte nur nicht genau sagen, was.

Ihr Herzschlag hatte sich beschleunigt. Das konnte er sowohl hören, wie auch an seinem Bauch spüren, dort wo ihr Herz gegen ihn schlug. Außerdem nahm die Blutzirkulation in ihrem Kopf zu, was man zwar nicht an ihren Wangen sah, aber die Hitze war trotzdem zu spüren. Ihr Duft verstärkte sich.

Cayden wagte kaum zu atmen. Der Geruchscocktail ließ all seine Sinne anspringen und seine Fänge wollten sich bereits strecken.

Da war die Süße ihres körpereigenen Duftes, den er so mochte und die in letzter Zeit deutlich zugenommen zu haben schien. Dann der leicht bittere Beigeschmack von Adrenalin.

Emma war aufgeregt, vielleicht sogar nervös, aber auf keinen Fall erregt. Der Unterschied war nicht schwer festzustellen.

Viel wichtiger war eigentlich die Frage, warum? Oder interpretierte er das alles einfach nur falsch?

Cayden wollte den Augenblick nicht mit irgendwelchen Fragen zerstören, die vielleicht ohnehin unbegründet waren. Außerdem hätte er dann erklären müssen, warum ihm auf einmal etwas so komisch vor kam und das hätte er nicht gekonnt. Zumindest nicht ohne zu lügen.

Also schloss er die Augen und drehte den Kopf leicht zur Seite, damit er mehr den Geruch des Kissens in der Nase hatte, als den von Emmas Blut, während seine Hände sanft über ihre Seite und den Rücken streichelten.

"Das sollten wir öfter machen.", durchbrach er schließlich ganz ruhig die Stille.

"Ausschlafen. Faul im Bett rum liegen. Das hat auf jeden Fall etwas von einem Suchtfaktor."
 

Etwas verwundert sah Emma wieder auf und diesmal war ihr Lächeln zwar klein, aber echt. Was Cayden gesagt hatte, kam ihr nach ihrem Gedankenmix beinahe vor wie ein absoluter Themenwechsel. Aber das sollte ihr im Moment nur recht sein. Solange sie sich nicht selbst vor Angst, Nervosität und auch ein bisschen Scham in kleine emotionale Stücke reißen musste.


Es wurde immer schwieriger, es ihm nicht zu sagen. Denn je länger Emma zwar mit sich selbst haderte, umso klarer wurde, dass es richtig war, es ihm mitzuteilen. Ihre Mutter hatte absolut Recht, wenn sie sagte, dazu gehörten immer zwei. Sie waren beide unvernünftig und unvorsichtig gewesen in jener Nacht. Und jetzt hatten sie... den Salat. Und zwar sie beide.


Emma holte Luft, hatte schon das C seines Namens mit den Lippen geformt und beging dann doch den fatalen Fehler, ihn zuerst anzusehen, bevor sie anfing zu sprechen. Die Wahrheit blieb ihr auf der Zunge haften, wie Teer. 
Ja, sie sollten das hier öfter machen. Es war traumhaft! Emma fühlte sich wohl, sie liebte es, so bei ihm zu sein und war schon lange nicht mehr so glücklich mit jemandem gewesen. Aber wenn sie es aussprach, dann ... dann wäre all das hier vorbei. Nein, wenn sie das gesamte Glück der Welt auf ihrer Seite hatte, war vielleicht nicht alles vorbei. Aber das, was sie gerade beide so genossen, wäre es auf jeden Fall.


"Ja, stimmt."

Herrje, fiel ihr dazu denn wirklich nicht mehr ein?

"Ich mag es wirklich sehr, mit dir gemütlich zu sein."
 

"Ich auch."

Er gab ihr einen züchtigen Kuss auf die Wange und lächelte warm, obwohl er sich innerlich fragte, was los war. Seine Sinne sagten ihm einfach, dass hier irgendetwas vor sich ging und das lag sicherlich nicht einfach nur daran, dass er durch den Durst wesentlich aufmerksamer wurde, als ohnehin schon. Vielleicht sah er ja aber wirklich nur überall pochende Herzen, rauschendes Blut und die vertraute Reaktion einer Person, bei der er kurz davor stand, sie zu beißen und diese es sich auch bewusst war.

Nicht, dass er gerade davor stand.

Und nicht, dass Emma auch nur etwas davon ahnte. Vermutlich verwirrte es ihn daher umso mehr.

Aber weiter darüber nachzudenken, brachte auch nichts, stattdessen richtete er sich weiter auf, so dass auch Emma gezwungen war, sich mehr auf ihn zu setzen als zu legen.

"Weißt du was? Es ist wirklich absolut gemütlich, aber ich habe wirklich einen mörderischen Hunger und leider niemanden, der uns das Essen ans Bett bringen könnte. Wenn du willst, kann ich uns also etwas holen, oder du begleitest mich. Das überlasse ich ganz dir."

Wieder ein Lächeln, auch wenn er es nicht vollkommen ernst meinte. Denn in Wahrheit hatte er keinen Hunger, nur wahnsinnigen Durst und wenn er im Augenblick noch länger in Emmas Nähe blieb, während etwas in ihr vor ging, dann kam das einfach einer Folter gleich. Nicht, dass er das nicht in Kauf genommen hätte, um länger bei ihr zu sein, aber die Sache mit seinen Fängen wäre an diesem Morgen doch etwas schwerer zu erklären gewesen. Vor allem, da er Emma doch gerade erst wieder hatte.

Cayden wollte nicht riskieren, dass sie fluchtartig seine Wohnung und vielleicht sogar sein Leben verließ.
 

"Ehrlich gesagt, finde ich das ganz gut. Ein Butler oder eine Hausdame würden mich vermutlich total... ich weiß nicht... Ich käme mir vermutlich seltsam vor, wenn mir ein Angestellter hinterher räumt und für mich kocht."


Da sie gerade auf seinem Schoß saß, umarmte Emma Cayden einmal fest, drückte ihm anschließend einen Kuss auf die Lippen und suchte sich dann einen Weg aus der großen Decke, den Kissen und der Wärme, die sie gemeinsam im Bett geschaffen hatten. Es war richtig angenehm, dass diese Vorleger am Bett lagen und Emma mit ihren nackten Füßen nicht auf den kühlen Boden steigen musste, als sie aufstand. Sie reckte sich noch einmal und ihr Bauch schaute unter dem Schlafanzugoberteil heraus, bis sie die Arme fallen ließ und sich die Haare über die Schultern nach hinten schob.


"Was gibt es denn zum Frühstück? Ich weiß, du hast vermutlich Zutaten für so gut wie alles da. Was hältst du von ausgiebigem Brunch? Mit Frühstücksei und Brötchen? Schinken, Tomaten und allem Drum und Dran?"


Wenn er so großen Hunger hatte, konnten sie das ruhig machen und vielleicht das Mittagessen ausfallen lassen. Emmas Magen raunte auch leise Zustimmung und außerdem hätten sie dann gleich etwas für den Anfang des Tages, was sie tun konnten.


Zwar machte sich Emma wenig Sorgen darüber, dass sie sich bald miteinander langweilen würden, aber allein die Eventualität der Gefahr, verpasste ihr ein unangenehmes Gefühl im Nacken.
 

"Klingt gut. Ich bin dabei."

Obwohl Cayden gerade sehr enthusiastisch geklungen hatte, ließ er sich doch Zeit, um aus dem Bett zu kommen. Es kam schließlich nicht oft genug vor, dass er Emma so frei im Schlafanzug betrachten konnte. Ungekämmt und einfach gemütlich.

Um ehrlich zu sein, gefiel sie ihm so sehr viel besser, als in ihrer Arbeitsmontur. Aber das behielt er erst einmal für sich.

Schließlich schaffte er es doch, nach Emma aus dem Bett zu klettern, ein nachträgliches Gähnen zu unterdrücken und sich die Frisur noch mehr zu zerstrubbeln, während er seinen verspannten Nacken rollte.

In der Küche ging er als erstes zum Kühlschrank, um sich die Flasche mit dem frischen Orangensaft heraus zu holen.

"Bedien dich ruhig, nach Lust und Laune. Der Kühlschrank gehört ganz dir."

Musste er auch, weil Cayden sich zwar ein Brunch vorstellen konnte und wie so etwas auszusehen hatte. Aber die Vorstellung, es in naher Zukunft auch zu essen, war da schon sehr viel schwieriger.

"Willst du auch ein Glas?"

Er deutete auf den Orangensaft in seiner Hand und versuchte dabei einfach nicht an später zu denken. Sich selbst schenkte er ein großes Glas ein und trank es fast in einem Zug leer, ehe er sich nachschenkte.
 

Bevor sie Cayden in die Küche folgte, schlüpfte Emma noch in ihre Socken. Es war zwar ein bisschen komisch für sie, sich hier genauso zu kleiden, wie bei einem faulen Samstag in der WG, aber Cayden schien ebenso auf locker und behaglich getrimmt, daher musste sie jetzt bestimmt nicht erst einmal ins Bad rennen und sich stylen. Das kam bei Emma sowieso äußerst selten vor. Sie achtete auf ihr Äußeres und lief bestimmt nie gammelig herum, aber sich für einen Samstag auf der Couch zu schminken, sich die Haare zu waschen und eine Frisur zu machen, die mehr war, als ein lockerer Pferdeschwanz... naja, sie würde es ja sehen. Wenn Cayden sich aufbrezeln sollte, würde sie bestimmt nicht im Pyjama neben ihm auf dem Sofa sitzen. Vielleicht kam ja auch überraschend jemand bei ihm vorbei. Man wusste doch nie.


Bevor sie aber an sich selbst arbeitete, zog Emma lieber den unglaublich großen Kühlschrank auf, holte Eier und Speck heraus und ließ sich zeigen, wo die Pfanne war, in der sie zuerst den Speck anbraten ließ, um dann im so gewonnenen Fett die Eier zu braten.


"Möchtest du sie auf beiden Seiten gebraten oder Sunny Side up?", wollte sie von Cayden wissen. Dann nippte sie kurz an dem Orangensaft, den er ihr gegeben hatte. "Ich kann auch noch Tomaten anbraten, wenn du darauf Lust hast. Ich finde, das schmeckt lecker."


Ihr lief sowieso schon das Wasser im Mund zusammen. Gott, was war sie froh, dass es ihrem Magen zumindest wieder besser ging. Der hatte sich wirklich innerhalb eines halben Tages eingerenkt, nachdem sie von dem Grund für die morgendliche Übelkeit erfahren hatte. Vielleicht lag es nur daran, dass der Arzt gesagt hatte, oftmals käme die Übelkeit rein von der Psyche. So viele Frauen hörten davon, dass Morgenübelkeit einfach dazu gehörte, dass ihr Körper genau damit reagierte, sobald sie von ihrer Schwangerschaft erfuhren. Warum es bei Emma genau anders herum gewesen war, wusste sie nicht. Aber ihr sollte es nur recht sein. Immerhin liebte sie Frühstück. Da war dieses Magenproblem schon wirklich anstrengend gewesen.


"Oh, können wir über dem Tresen das Licht anmachen? Ich sehe immer gern, was ich esse."

Das stimmte. Ansonsten machte ihr ein bisschen schummeriges Licht nichts aus, aber wenn sie sich schon Mühe gab, etwas zu kochen oder Essen einfach herzurichten, dann sah sie auch gern den Teller, wenn es wirklich ans essen ging.
 

Cayde mochte seine Frühstückseier am liebsten auf beiden Seiten gebraten, was er auch Emma mitteilte. Tomaten klang ebenfalls hervorragend, obwohl er jetzt schon wusste, dass seine Augen größer als sein Magen sein würden. Hoffentlich nicht sehr viel größer.

Während sie mit der Pfanne hantierte, deckte Cayden die Frühstückstheke. Schön feinsäuberlich mit Platzdeckchen, Servietten und alles, was zu einem anständigen Gedeck dazu gehörte. Wenn er aß, dann auf keinen Fall schlampig.

In der Küche duftete es bereits herrlich, so dass ihm sogar wegen des Essens das Wasser im Munde zusammen lief und er tatsächlich einen Moment über Emmas Bitte verdutzt war.

Rasch blickte er zur Frühstückstheke, dann zu ihr und wieder zurück, bis ihm endlich ein ziemlich dummer Fehler klar wurde.

Sie konnte vermutlich gerade einmal gut genug zum Kochen sehen!

Da er morgens gerne ohne Sehkrücke durch seine Wohnung lief, waren natürlich überall die Rollläden herunter gelassen. So auch heute.

"Tut mir leid. Das hatte ich ganz vergessen."

Cayden knipste nicht das Licht über der Theke an, sondern verschwand ganz aus der Küche. Während er in sein Schlafzimmer ging, drückte er schon mal den Knopf, der im Wohnzimmer die Rollläden hochfahren ließ und verschwand dann schnell ins Bad, um sich die Kontaktlinsen einzusetzen. Inzwischen hatte er sich so sehr mit ihnen angefreundet, dass er sie meistens sogar der Brille vorzog. Nicht allerdings im Büro. Da war ihm die Brille lieber.

Wieder zurück in der Küche, war gut erkennbar, dass das Wetter sich in der letzten Zeit noch nicht sehr verändert hatte. Die Sonne schien sich nicht entscheiden zu können, ob sie herauskommen, oder sich doch lieber verstecken wollte.

"Was meinst du? Sollen wir uns heute lieber auf der Couch verbarrikadieren oder uns doch lieber auf die Straße wagen? Übrigens duftet das Essen einfach umwerfend."

Emma war gerade dabei den Inhalt der Pfanne auf zwei Teller zu verteilen, als er seine Arme von hinten um sie schlang und sein Kinn auf ihrer Schulter abstützte, wobei er einen Buckel machen musste, da sie kleiner als Vanessa war. Aber genau deshalb gefiel es ihm noch mehr.
 

Für einen nicht gerade flüchtigen Moment war Emma überrascht. Eigentlich hatte sie aus reiner Gewohnheit einen Schritt zur Seite machen wollen. In der WG kochten sie oft zusammen und wenn dann jemand hinter ihr stand, wollte derjenige entweder an eine Schublade oder ein Schränkchen, vor dem sie stand. Daher rechnete Emma ganz und gar nicht damit, dass Cayden sie von hinten umarmen würde. Für eine Sekunde stand sie steif da, bis sie sein Kinn auf ihrer Schulter spürte und seine Worte ganz leise neben ihrem Ohr hörte. Sie legte einmal kurz ihren Kopf an seinen. 
Cayden war wirklich unglaublich süß.


"Was hältst du davon, wenn wir eventuell beides machen? Wir könnten jetzt erstmal drinnen bleiben und heute Abend spontan entscheiden, ob wir noch ins Kino gehen möchten. Oder hast du Lust auf einen Bummel zum Strand?"


Emma stellte die nun leere Pfanne auf einer kalten Herdplatte ab, griff sich die Teller und gab Cayden einen Kuss auf die Wange, als er ihr gerade so viel Freiraum gab, dass sie sich herum drehen konnte.


"Mir ist egal, was wir machen. Wir haben doch so viel Zeit."

Hauptsache sie verbrachten sie zusammen. Der Rest war Emma wirklich relativ gleich.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück