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STUMME SCHREIE - Cum tacent clamant

Indem sie schweigen, reden sie...
von

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Keine Gnade

Er sah sich nicht um.

Das hätte sowieso wenig gebracht. Noch hatten sich seine Augen nicht an die Dunkelheit gewöhnt.
 

Eingepfercht in dem engen Raum suchte er sich die bequemste Position die möglich war, schlang die Arme um die Knie und legte die Stirn darauf.
 

Er versuchte angestrengt die Geräusche von außen auszublenden. Es widerte ihn an.

Seine Gedanken schweiften bald in eine Art Halbschlaf ab, bis er das lustvolle Gestöhne der Nutte nicht mehr bewusst hörte.
 

In seinen Gedanken war er an einem Strand. Zusammen mit David. Es war ein bewölkter Tag, doch das Meer war klar und türkisfarben. So wie es immer in den ganzen Prospekten zu sehen war. Sie lagen zusammen auf Handtüchern, schlürften ein kaltes Getränk und beratschlagten sich was sie als nächstes tun würden. Fast musste er lächeln.

Es wirkte für einige Momente so wahr… fast konnte er so tun, als wäre er wirklich an der Nordsee oder irgendwo sonst, wo ihn keiner fand.
 

Doch dann wurde er unsanft am Arm aus seinem kleinen, dunklen Verließ gezerrt.

»Komm raus und mach mir gefälligst was zu essen und nichtsnutziger Dreckssack! Wer hat dir erlaubt hier zu pennen???« schnauzte ihn der große, bullige Mann an. Ohne etwas zu erwidern ließ er sich von der Kammer in die Küche stoßen.

Schnell durchwühlte er die Schränke und stellte gerade so einen Kartoffelauflauf zusammen. Dann sah er den Größeren schüchtern an. »Darf ich… ins Bad… Sir?«

»Geh nur-…«
 

Dankbar für dieses Zugeständnis lief er die kleine Treppe hinauf und schloss sich kurzerhand ins Bad ein. Er wusste dass er bald bestraft wurde… dafür dass er geschlafen hatte.

Er seufzte und dachte an den Strand zurück. Versuchte allen Mut zu sammeln den er noch aufbringen konnte um wieder nach unten zu gehen. Doch es dauerte noch eine Weile, bis er sich dazu in der Lage fühlte. Nachdem er auf dem Klo war und sich die Hände gewaschen hatte, ging er langsam die Treppe wieder hinunter.
 

In der Küche angekommen sah er, dass der Andere den Auflauf schon aus der Röhre genommen und sich ein großes Stück aufgetan hatte. Sein nächster Blick fiel auf den Boden, da er seinen Teller nicht erblicken konnte. Und als hätte er es geahnt…!

Auf den Boden stand ein alter Futternapf von ihren verstorbenen Hund. Darin war wie es aussah kleingemachter Auflauf.

Unschlüssig biss er sich auf die Lippen und sah zu dem Älteren auf.

Dieser musterte ihn mit einem kalten Blick. »Na los, iss schon.« sagte er und ein kaltes Lächeln blitzte auf seinen Lippen auf. » Ich hoffe du hast nicht gedacht, dass du nach diesem Patzer noch bei mir essen darfst oder?«

Tja… hatte er es gedacht?

Gehofft? Genau wusste er es nicht mehr. In Moment war alles wie weggefegt.

»ODER?«

»Nein, Sir…« sagte er und senkte demütigt seinen Kopf.

»Dann knie dich hin und iss schon.«

Er schloss kurz die Augen. Dann ließ er sich auf den Knien vor dem grünen Napf nieder und starte auf den zermatschten Auflauf. Zögernd wollte er danach greifen, als ihm etwas Heißes an seinem Ohr streifte. Schmerzerfüllt zuckte er zusammen und wandte sich zum Tisch um.

»Schon mal nen Hund gesehen, der mit den Händen isst?« wollte der Mann böse wissen.

Schon mal ein Hund mit Händen gesehen? , erwiderte die sarkastische Stimme in seinem Hinterkopf. Aber natürlich sagte er das nicht laut.

»Iss mit dem Mund, verdammt noch Mal!«

Erschrocken sah er den Anderen an und versuchte herauszufinden ob er wieder einen fiesen Scherz mit ihm trieb. Doch dem schien nicht so,…

Aber das konnte nicht sein Ernst sein, oder?!

»ISS ENDLICH!!«

Wieder zuckte er zurück, dieses Mal jedoch eher vor Angst als vor Schmerz.

Anscheinend meinte er es todernst.
 

Gehorsam schloss er die Augen und beugte sich vor. Versuchte das Gefühl der Demütigung zu unterdrücken und seine Tränen zurück zu halten, als er begann mit dem Mund sein Essen aufzunehmen.



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