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Left 4 Dead 2 1/2

10 Jahre nach der Apokalypse
von

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Reunion

Es hörte nicht auf zu regnen.

Schon seit Stunden starrte der junge Automechaniker aus dem Fenster, während er Buch führte über den Arbeitstag.

Jeder, der bei dem Wetter draußen war, tat ihm leid. Er selbst kannte das Gefühl, bis auf die Knochen nass zu sein. Hatte er schon oft genug erlebt.

Im Radio hinter dem jungen Mann mit blauen Augen und welligen, braunen Haaren erklang eine Stimme, die verkündete, dass die Zombie-Apokalypse nun schon 10 Jahre her sei und ihre Helden drei mutige Männer und eine tapfere Frau waren mit den Namen Couch, Rochelle, Ellis und-

Mit einer wütenden Bewegung wechselte der Mechaniker den Sender.

Es reichte ihm, von allen angehimmelt zu werden, weil er überlebte.

Ellis hatte genug von all dem. Er wollte nicht an seine Freunde erinnert werden... Es schmerzte so, sie nicht mehr sehen zu können. Nach Ende der Infektionswelle beschlossen sie, alle ihren eigenen Weg zu gehen und so verloren sie sich aus den Augen. Doch es verging kein Tag, an dem Ellis nicht an sie dachte. Ein flüchtiges Lächeln legte sich auf seine Lippen. Ob sie wohl auch noch an ihn dachten? Immerhin waren 10 Jahre ins Land gezogen.

Einen Moment sah der Braunhaarige abwesend raus, dann widmete er seine Aufmerksamkeit dem Lied im Radio.

Der Bus ist auf dem Weg

Georgia bleibt hier zurück

Wir heizen runter nach Lousiana

bis morgen früh mit viel Glück
 

Der Schlaf wird mich nicht kriegen

Meine Gedanken sind bei dir

Leg dich lieber zurück und bleib wach

Und sei in Gedanken bei mir
 

Ich möcht nur eins

Ich bin ganz ernst

Das, worum ich dich jetzt bitte:
 

Sicher mir etwas Zucker

Es dauert nicht lang

Ich versprech nicht, über Nacht zu bleiben

Versprech kein Lied, kein Gesang
 

Sicher mir etwas Zucker

Das ist alles, was ich brauch

Du bist mein altes Mädchen

Doch die Straße, die liebe ich auch.
 

Die Werkstadttür wurde geöffnet und ein Mann trat ein. Ellis wunderte sich, was um diese Zeit noch jemand bei ihm zu suchen hatte.

Ein Blick genügte, um zu erkennen, dass diese Person EINDEUTIG an der falschen Adresse gelandet war.

„Entschuldigen Sie, Sir, aber wir machen gleich dicht!“, murmelte der Blauäugige und streckte sich. Er war wirklich nicht in der Stimmung, sich heute noch den Wagen von so einem durchnässten Anzug-Fritzen anzusehen. Da mochte er noch so reich sein.

„Es geht nicht um einen Wagen. Ich suche eine Bleibe für die Nacht. Das Wetter hat mich überrascht und...“, der Mann stoppte mitten in der Bewegung, seine Haare aus dem Gesicht zu wischen und starrte sein Gegenüber ungläubig an. „ELLIS?“

Der Mechaniker blinzelte einen Moment, dann weiteten sich seine Augen vor Freude. „NICK!!“, rief er überrascht und wollte ihm fast schon um den Hals fallen, doch er zügelte sich im letzten Moment und blieb beim Radio stehen.

Statt dessen grinste er breit.

„Ich denke, du kannst eine Weile bleiben, aber vorher muss ich noch...“, mit einem mal brach er ab und sah in den hinteren Teil der Werkstatt, wo die stätigen Geräusche grade aufgehört hatten. Statt dessen hörte man Schritte.

Es dauerte wenige Sekunden, dann stand ein Mann im Türrahmen. Braun gebrannt, muskulös, ölverschmiert und mit der selben Cappy auf wie Ellis.

Mit einer Bewegung seiner Kopfes warf er sein rotblondes Haar zurück und mussterte Nick misstrauisch.

Dann wand er sich an Ellis. „Hase, wer ist das?“

Ellis lächelte. „Das ist Nick, ich habe dir von ihm erzählt!“, erklärte er munter. Dann wand er sich wieder an den Dunkelhaarigen. „Nick, das ist Keith!“

Nick hob eine Augenbraue. Nun, da er es sich genauer überlegte, sah er in der Tat eine vielzahl an Narben am nackten Oberkörper des Mannes. Und zu seiner eigenen Überraschung musste er feststellen, dass Keith verdammt gut aussah. Das machte ihn umso wütender.

Nichts desto Trotz murmelte er (anstandshalber) ein : „Freut mich!“

Keith antwortete nicht. Er sah nur zu Ellis und seufzte. „Die Polizei ist in Aufruhr, wir können ihn nich- Oh, komm, Hase! Guck jetzt nicht so...“

Doch der junge Mechaniker dachte nicht daran, seinen Bettelblick aufzugeben und so gab sich sein Kumpel mit einem Seufzen und einem Schulterzucken geschlagen. „Macht, was ihr wollt... Ich reparier noch eben die Scheißkarre, dann geh ich pennen...!“

Ellis lächelte verlegen. „Mach dir nichts draus, Keith ist etwas überarbeitet... Morgen sieht die Welt wieder besser aus...“ Dann deutete er auf eine Treppe. „Geh doch schon mal hoch und dusch dich, nicht dass du krank wirst... Fühl dich wie Zuhause!“

„Zuhause!“, dachte Nick bitter. Es war schon Ewigkeiten her, dass er einen Ort „Zuhause“ nennen konnte. Trotzdem nickte er und stieg die Treppe hinauf. Oben angekommen sah er sich gründlich um und analysierte alles genau. Es gab zwei Zimmer mit Betten. In einem war ein Doppelbett, das reichlich zerwühlt war (Nick wollte gar nicht erst wissen, warum), und und dem anderen war ein Einzelbett, dass sehr ordentlich gemacht war.

Es gab eine kleine Küche mit einem kleinen Tisch, an dem drei Stühle standen und ein kleines Badezimmer. Ein Wohnzimmer war nicht vorhanden.

Nicks Wut wurde immer größer und er konnte sich nicht erklären warum. Es war nun 10 Jahre her, seit er und Overall sich das letzte mal gesehen hatten. Klar veränderte sich viel in der Zeit. Hatte er denn gehofft, Ellis würde ein komplett neues Leben anfangen ohne Keith? Grade Nick sollte doch wissen, wie unrealistisch das war.

Außerdem konnte es ihm ja egal sein, was dieser Kindskopf in den letzten Jahren angestellt hatte. Nick war nicht sein Babysitter.

Mit diesem abschließenden Gedanken entkleidete Nick sich und trat unter die Dusche, um sich all den Schmutz vom Körper zu waschen. Was er noch nicht bemerkte, war, dass er seine Pistole verloren hatte...
 

Ellis schloss die Tür ab. Ein unglaubliches Glücksgefühl durchströhmte seinen Körper bei dem Gedanken, dass er seinen Freund Nick wieder gefunden hatte. Wer hätte gedacht, dass er so einfach herein spazieren würde?!

Als der Mechaniker grade den Schlüssel rumdrehen wollte, bemerkte er Blut an der Türklinke. Hatte sich Nick verletzt? Ihm war nichts aufgefallen, allerdings konnte das auch daran liegen, dass Nick einen schwarzen Anzug trug und keinen weißen, wie früher. Aber seine Bewegungen waren normal gewesen.

Eine Hand auf seiner Schulter ließ Ellis zusammen zucken.

„Bist du hier gleich fertig, Hase?“, frage Keith mit einem müden lächeln. Sein Gesicht war noch ölverschmierter als vorher und einige kleine Kratzer bluteten in seinem Gesicht. Der jüngere traute sich fast nicht, nachzufragen, was jetzt wieder passiert war.

Statt dessen nickte er leicht. „Ja, bin ich! Ich kümmer mich gleich noch um das Abendessen, dann können wir schlafen gehen!“

Keith' Gesicht verzog sich. „Dieser Nick ist mir nicht geheuer. Er ist ein alter Freund von dir und ich akzeptiere es. Aber Menschen verändern sich. Und es passt mir gar nicht, dass du mit ihm in einem Bett schlafen willst.“, grummelte er sauer.

Ellis aber lächelte. Er legte eine seiner Hände an Keith' Wange und erklärte ruhig: „Er war immer schon so. Arrogant, selbstverliebt und am Anfang einfach kein Teamplayer. Aber er hat ein gutes Herz! Außerdem hatte ich nicht vor, MIT ihm zu schlafen.“

was als Scherz gemeint war, versetzte Keith einen Stich mitten ins Herz.

Mit einem Mal wand er sich ab und ging zur Treppe. „Mach das Radio aus!“, murrte er noch, dann ging er hoch und ohne etwas zu Essen ins Bett.

Ellis seufzte nur. Manchmal konnte Keith sehr besitzergreifend sein. Er benahm sich ja fast so, als gehöre Ellis ihm.

Mit einer unwilligen Bewegung zog der Mechaniker den Stecker des Radios aus der Dose und machte das Licht aus. Einen Moment verharrte er in der Dunkelheit und lauschte. Seine Phantasie spielte ihm seit der Infektionswelle öfter Streiche und er glaubte auch an diesem Abend, die unverkennbaren Laute eines Hunters zu hören. Fast noch deutlicher als sonst.

Aber das war natürlich völlig unmöglich. Es gab keine Hunter mehr und keine Jockeys und erst recht keine Witches oder Tanks.

Und es gab rein gar nichts mehr, dass ihn und Nick verband...außer die Erinnerungen.

Ellis riss sich von seiner Starre los und ging die Treppe hoch. Im Badezimmer hörte man noch die Dusche, ansonsten war es still in der Wohnung. In der Küche brannte Licht und auf der Herdplatte standen noch Reste vom gestrigen Essen, Nudeleintopf.

Ellis setzte sich an den Tisch und starrte aus dem Fenster. Es war noch immer am regnen und der Himmel hatte wohl auch was dagegen, es aufhören zu lassen. Mittlerweile war es schon kein Nieselregen mehr, sondern Monsun-ähnlicher Platzregen. Der Blauäugige war dankbar dafür, dass weder er noch Nick noch Keith draußen waren.

Mit einem Seufzen setzte er sein Basecap ab und legte es auf den Tisch, dann stand er auf und ging zur Badezimmer-Tür, grade in dem Moment, als diese sich öffnete und Nick raus kam, nur mit einem Handtuch bekleidet.

Er wollte grade was sagen, da hielt sich der Jüngere den Zeigefinger an die Lippen und ging vor in das Zimmer mit dem Doppelbett. Nick folgte ihm verwirrt.

Im Zimmer angelangt schloss Ellis hinter dem Älteren die Tür und atmete auf. Dann lächelte er wieder. „Ich hoffe, es stört dich nicht, dir mit mir ein Bett zu teilen... So wie in alten Zeiten!“

Nick schüttelte den Kopf. Es machte ihm rein gar nichts aus, sich ein Bett mit ihm zu teilen, so wie damals in den Saverooms.

„Aber vorher brauche ich etwas neues zum anziehen!“, stellte er fest und setzte sich auf das Bett. Es war erstaunlich bequem.

Mit einem Satz war der Mechaniker am Kleiderschrank, nahm ein T-Shirt und ein Paar Boxers heraus und reichte sie Nick, um danach wieder fast im Schrank zu verschwinden, um ein Kissen und eine Decke zu holen. Während er beides bezog, kleidete sich Nick neu ein.

Es dauerte dann nur noch wenige Minuten, dann lagen beide (in Boxers und T-Shirt) im Bett und waren bereit zu schlafen.

„Wie ist es dir in den letzten Jahren ergangen?“, fragte Ellis neugierig, als Nick drohte, einzuschlafen.

Einige Sekunden vergingen, in denen nichts passierte, dann antwortete Nick schließlich: „Es ist nicht viel passiert. Ich bin mal wieder hin und her gezogen und habe diese Bastarde gesucht, die sich so schön leicht von mir verarschen lassen. Und du? Ist dein Freund nicht sauer, dass du hier mit mir in einem Bett schläfst?“ Der letzte Satz klang sarkastisch und sehr verletzend.

Ellis zog eine Augenbraue hoch und seufzte dann lang. „Beurteile keine Situationen, bevor du sie nicht GANZ kennst! Dieses Zimmer hier ist MEINS! Keith hat sein eigenes Zimmer und er ist nur ein Kumpel, der bei mir wohnt!“, gab er zurück und mit einem mal wirkte der sonst so lebenslustige und kindische junge Mann sehr erwachsen.

„Keith und ich arbeiten hier zusammen und leben zusammen, weil wir beide so Geld sparen.“

„Ach ja?“, erwiderte Nick bissig, „Und warum sah das Bett dann so katastrophal aus?“

Ellis' Gesichtszüge entgleisten für einen Moment. Fassungslos starrte er für den Bruchteil einer Sekunde sein Gegenüber an, bevor er sich wieder fasste.

„Grade DU solltest wissen, was für einen ruhelosen Schlaf ich habe!“, erklärte er sanft, fast zu zart für diese Art von Diskussion.

„Und was hat es mit dem HASE auf sich?“, grummelte der Falschspieler und war sich sicher, darauf keine Antwort zu bekommen.

Doch auch dieses Mal überlegte Ellis nicht lange und sagte nur: „Es ist eine Anspielung auf Alice im Wunderland! Ende der Diskussion!“

Mit diesen Worten drehte er dem Älteren den Rücken zu.

Es herrschte eine erdrückende Stille.

Nick brauchte eine Weile, um all diese Informationen zu verarbeiten. Dann sah er gegen Ellis' Hinterkopf. „Du meinst also... ihr seid kein Paar?“

Doch er erhielt keine Antwort. Nicht mal eine Reaktion.

„Er ist sicher schon eingeschlafen!“, dachte Nick und drückte sich leicht gegen den Jüngeren. Seine Arme legte er um ihn.

Doch Ellis schlief nicht.Er war sogar noch hellwach und sah mit einem breiten Lächeln im Gesicht in die Dunkelheit....



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