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Heaven and Hell ...

... One step apart from each other
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Kapitel 3 – A different light


 

"Heaven and Hell"

...One step apart from each other

Kapitel 3 von insgesamt 8 + Prolog/Epilog
 

Der nächste Tag kam schnell. Zu schnell. Somit hieß mein Motto heute mal wieder: auf in Horrorstunde 2.405.895. Yeah! Neue Runde, neues Glück. So fühlte es sich zumindest an. Aber jetzt lagen zu meiner Befriedigung noch 2 Stunden Sport zwischen mir und meiner Nachhilfe. Sport mit Kyle so am Rande erwähnt. Aber nicht mal das konnte meine gute Laune trüben, wenn es um mein Lieblingsfach ging.

Ich wusste nicht wieso, aber seit der Engländer und ich … diese 2 Stunden am Nachmittag teilten, achtete ich viel mehr auf den braunhaarigen Außenseiter. Ich hatte schon fast das Gefühl, als hätte ich einen Radar für ihn entwickelt. Egal wo ich hinsah – irgendwo stand er immer. Oder er beobachtete mich. Das schien mir wahrscheinlicher – und zutrauen würde ich es ihm alle Mal. Trotzdem weckte er Erinnerungen, die ich lieber weiterhin verdrängt hätte. Erinnerungen an etwas, dass ich einfach nicht wahr haben wollte. Ich war wie ich war und da hatte das keinen Platz. Erst recht nicht das! Es passte nicht zu mir und sollte bleiben wo es war. Und wegen Kyle – erst recht nicht wegen ihm! – würde ich nicht wieder damit anfangen! Diese Krise hatte ich zuletzt in der Pubertät, dank einem Überschuss von Hormonen, die mir alles andere als gut bekommen waren. Und es sollte definitiv auch die Letzte sein! Das hatte ich mir damals geschworen. Ich vögelte mich immerhin nicht von A nach B, um dann wieder mit DIESEM Punkt anzufangen. Ne ne, das war nur so ne Art Hirngespinst in meiner Entwicklung. Dort bildete man sich doch auch alles ein. Entweder das einen alle scheiße fanden, oder man zu groß, zu dünn, zu dick oder was auch immer war … da drehten doch alle auf ihre Art durch. Und bei mir war‘s halt in diese Richtung etwas aus dem Ruder gelaufen …

aber ich war normal. Das wusste ich. Ich war eben ich.

Trotzdem hatte ich mich vorher dabei erwischt, wie ich Kyle richtig gemustert hatte im Umkleideraum. Und ich nahm an, dass es ihm aufgefallen war. Er wäre auch ganz schön blöd, wenn er es nicht registriert hätte, so auffällig wie das war. Und das war bei Gott nicht das erste Mal, dass das jetzt vorkam, um ehrlich zu sein …

Ich war deshalb auch extra als Letztes in die Umkleide gegangen, um dem Wuschelkopf aus dem Weg zu gehen. Mein Plan ging aber nicht ganz auf. Er versagt eigentlich komplett, wenn man es genau nahm. Bei meinem Glück auch verständlich, denn wir kamen zeitgleich an, obwohl er sonst immer einer der Ersten war. Das verleitete mich dann auch zu dieser Gräueltat. Die Anderen waren wenigstens schon auf dem Sportplatz. Wir waren also nur zu zweit in der Kabine. Er sagte aber nichts. Immerhin. Ich verstand … meine Handlung ja selbst nicht… und das pisste mich ordentlich an – musste ich wohl nicht extra noch erwähnen, oder?
 

Mittlerweile stand ich auch auf dem saftig grünen Viereck, auch als Sportplatz bekannt, bei meinen Kumpels und wärmte mich auf.

Gottlob verscheuchte mein Sportlehrer, Herr Kowaltzki, mit seiner Freundin der Trillerpfeife, die über den Platz halte, diese ganzen unangenehmen Gedanken, die mir durch den Kopf spuckten. Der alte Kauz war nun vor uns Jungs stehen geblieben und hatte sich zum Ziel gesetzt, unsere Gruppe über seine sportlichen Pläne aufzuklären, obwohl die immer dieselben waren … eigentlich sinnlos.

Trotzdem erklärte er allen was wir heute machen würden: Basketball, da es eine kleine Planänderung in unserem imaginären Sportprogramm, das immer gleich war, gab, da die Mädchen heute den Fußballplatz brauchten. Meine Laune ging augenblicklich weiter den Bach runter, als er diese Information verlauten ließ. Ich wollte Fußball spielen – wie jeden Dienstag eben! Ich schien auch nicht der Einzige zu sein, der sich das wünschte, denn es ging ein allgemein enttäuschtes Raunen durch unsere Reihen. Für was hatten wir uns dann auch aufgewärmt? Blöder Sack, echt mal!

„Ja ja, ich weiß. Das ist euer Weltuntergang. Aber ihr werdet es auch einen Dienstag ohne Fußball aushalten. Deshalb diskutieren wir das jetzt auch nicht lange aus – würde ja zu nichts führen. Ich will stattdessen, dass ihr euch zum weiteren Aufwärmen in Zweiergruppen zusammen findet – aber bitte nach Leistungslevel. Ihr sollt euch heute mal gegenseitig fordern und zu Höchstleistungen antreiben. Ich teile euch ein und innerhalb eurer Gruppe könnt ihr dann euren Spielpartner aussuchen. Also los. Die Leistungsstärksten sind: Schulze, O’Shea, Maier, Schmidt, Neumann …“, und so weiter. Den Rest musste ich mir gar nicht mehr anhören. Die Gruppen fingen auch augenblicklich an sich zu bilden – versammelten sich. Leider war, außer Christoph und David, niemand sonst aus meiner Clique bei den Leistungsstarken. Somit hatte ich jetzt ein weiteres Problem: denn die beiden vor mir waren beste Freunde und gleichzeitig unzertrennlich. Folglich musste ich mit jemand anderem als meinen Spielpartner vorlieb nehmen. Leider. Denn es blieb niemand geringeres als O’Shea übrig – klar auch. Wer wollte mit dem auch zusammen spielen? Ich stöhnte unweigerlich auf. Super, nicht mal mehr in Sport hatte ich meine Ruhe von dem scheiß Kerl.

Ich ging seufzend auf ihn zu – gefolgt von den interessierten Blicken meines gesamten männlichen Jahrgangs, die sich von dem Ganzen wohl etwas spannendes erwarteten, dass ich ihnen aber sicher nicht bieten würde. Egal auf was sie hofften. Kyle hingegen grinste mich prompt an – er stand etwas abseits von uns anderen mit seinen ‚Freunden‘. Freaks, traf es wohl eher.

„Na, Süßer, indemfall haben wir heute etwas früher die Ehre miteinander.“, schlug er mir auch gleich entgegen, als ich auf ihn zu ging. Was hatte der Typ auch heute schon wieder für ein Problem? Wenn er Stress wollte, musste er es nur sagen …

Ich spürte schon richtig wie die eine Hälfte hinter mir nach Luft schnappte, während die andere mich mit durchbohrenden Blicken musterte. David warf mir ebenfalls einen komischen Blick zu, da er gehört hatte, was Kyle gesagt hatte.

„Öhm, Manu? Seit wann lässt du dir das gefallen?“, fragte dieser mich auch sogleich.

Ich schenkte ihm nur einen kurzen Blick ehe ich antwortete.

„Lass stecken. Hat doch keinen Wert sich darüber aufzuregen.“

„Er hat ‚Süßer‘ zu dir gesagt.“, meinte David nur selbstverständlich, als würde das alles sagen.

„Ich hab‘s gehört, ich bin ja nicht taub!“, erwiderte ich nur leicht gereizt. David zuckte merklich zusammen und wandte sich wieder an seinen besten Freund, aber nicht ohne sich noch zu entschuldigen.

„Schon gut. Sorry. Ich hab nichts gesagt.“

„Ist auch besser so.“, warf ich ihm noch hinterher.

Kyle trat nun neben mich und klopfte mir freundschaftlich auf den Rücken.

„Sag nicht, deine Freunde wissen nichts von uns?“, fügte er noch extra laut hinzu. Grrrr, scheiß Kerl. Der wusste echt nicht, was gut für ihn war. Und vor allem wenn er mal die Notbremse ziehen sollte … wie blöd konnte man eigentlich sein? Meine Geduld war auch nicht unbegrenzt …

„Halt einfach die Klappe O’Shea, wenn du nicht Bekanntschaft mit meinem linken Haken machen möchtest, okay? Ach, und noch was … fass mich nicht an, haben wir uns verstanden?“

„Nur nicht so schüchtern, Kleiner. Ich nehm schon rücksichtig auf dich. Ich streng mich heute auch extra nicht an, damit du einmal eine Chance gegen mich hast und zumindest einen kleinen Erfolg verbuchen kannst.“

Ich sah ihn zwar nur an – der Klügere schwieg in solchen Momenten lieber – aber ich war durchaus selbst überrascht von meiner Selbstbeherrschung, die ich wohl durch den letzten Monat Training mit ihm bekommen hatte. Trotzdem führte der gebührte Engländer mir gerade wieder vor Augen, was ich so unausstehlich an ihm fand. Seine verdammte Klappe. Und seine Offenheit was seine sexuelle Ausrichtung betraf. Und ich hätte ihm am liebsten eine geschlagen – wirklich!

Gott sei Dank erhob in diesem Moment der Sportlehrer wieder seine Stimme, sodass die Wogen geglättet wurden. Ansonsten … keine Ahnung, wäre es vielleicht doch noch ausgeartet. Abgesehen davon, dass das so oder so unausweichlich war – WENN Kyle so weiter machte.

Im Anschluss fingen wir jedenfalls mit diesen zweier Aufwärmübungen an. Diese scheiß Übungen die ganze Zeit und sein blödes Gesicht vor mir – keine glückliche Kombination …

Ich wusste nicht, WAS O’Shea heute zum Frühstuck hatte, aber es war ihm offensichtlich zu Kopf gestiegen und vernebelte sein komplettes Gehirn. Denn er … stellte mich die ganze Zeit blöd vor meinen Leuten hin, machte mich andauernd an mit seinen schwachsinnigen Sprüchen und … und das idiotischste war einfach, dass ich nichts tun konnte damit es aufhörte. Umso mehr ich mich aufregte, umso schlagfertiger wurde er. Und umso mehr Spaß machte es ihm – das wusste ich ja bereits. Aber ich konnte einfach nicht widerstehen. Immerhin ließ ich mir so etwas nicht gefallen – und erst Recht nicht, wenn der Rest des Jahrgangs das alles mitbekam! Aber irgendwann riss auch mir der Geduldsfaden.

Die Aufwärmübungen hatte ich noch überstanden. Aber mittlerweile spielten wir richtig Basketball. Ich war in dem einen Team, er im anderen. Und wir spielten auf der gleichen Position. Und er … hatte mich so eben gefoult. Und das Einzige was er dazu zu sagen hatte war: „Ach sei nicht so zimperlich, Süßer.“ und gab mir doch ernsthaft – ENRNSTHAFT! – nachdem er mir wieder aufgeholfen hatte, vor allen Anderen einen Klaps auf den Hinter. Vor allen! DAS ging eindeutig zu weit. Das war einfach genug! Ich konnte nicht mehr. Ich verlor meine Beherrschung.

„DU VERDAMMTES ARSCHLOCH – KOMM HER. ICH MACH DICH SO WAS VON KALT! DU HAST MICH BEFUMMELT, DU SCHEIß ARSCHFICKER!“, donnerte ich sofort los. Und mit diesen Worten ging ich schlussendlich auch auf ihn los – riss ihn zu Boden und schlug auf ihn ein. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, denn er verteidigte sich erst nach den ersten paar Schlägen die folgten. Es war mir egal, wo ich ihn traf. Hauptsache er bekam etwas ab. Leider konnte ich nicht lange genug auf ihn einschlagen, denn Herr Kowaltzki stürmte sofort auf uns zu, genauso wie meine Mannschaftskollegen, die versuchten mich von ihm wieder runter zu bekommen.

Ich hörte die ganzen Stimmen, die mir irgendetwas zu sagen schienen. Die meines Sportlehrers, von David, Christoph und weiß ich wem alles. Ich realisierte sie nur nicht. Ich war so was von aufgebracht, dass sie es erst zu viert schafften mich von dem Engländer weg zu bekommen.

„Verdammt Manuel – hör auf! Bist du von allen guten Geistern verlassen!? Lass den Jungen in Ruhe.“, meinte Herr Kowalzki nur ehe er mich auf die Bank verfrachtete – als Strafe. Dave und Chris mussten mich immer noch zurück halten. Sonst wäre ich wieder auf ihn zu gestürzt.

Kyle hatte sich zwar nur verteidigt, aber wie gesagt etwas zu spät, sodass seine Lippe blutete und er ein Veilchen hatte. Und sein weißes Shirt war jetzt ein wenig mit der roten Flüssigkeit aus seinem Mund besudelt. Mehr hatte der Arsch leider nicht abbekommen! Somit konnte er noch weiter spielen – das waren auch seine eigenen Worte.

‚Es würde schon gehen. Seien ja nur ein Paar Kratzer. Er habe schon schlimmeres erlebt‘, gab er nur von sich, würdigte mich jedoch keines Blickes mehr. Gut so, Arschloch!

Ich durfte den Rest des Spieles natürlich auf der Bank verbringen – die Anderen beobachten. Anfangs erzürnte mich das nur noch mehr, aber dann beruhigte ich mich allmählich wieder. Ich folgte dem Spiel dann vom Rand aus und … ich musste – leider Gottes zu geben – das Kyle wirklich gut spielen konnte. Er beherrschte das Spiel sogar besser wie ich. Scheiß Typ. Ich versuchte ihn in Grund und Boden zu starren mit meinen Blicken, aber es misslang mir vollkommen. Am Ende war ich sogar mehr fasziniert von seinen Spielzügen als sonst was. Ab und zu linste er kurz rüber und ich konnte nicht vermeiden, dass ich dann ertappt rot anlief – sofort meinen Kopf weg drehte und hoffte das er es nicht bemerkt hatte. Was war auch heute mit mir los? Als Erstes ging ich auf ihn los – vollkommen berechtigt – und dann starrte ich ihn an wie so ein Vollpfosten? Eigentlich war ich verdammt sauer auf diesen Kerl!

Die 2 Stunden zogen sich aber auch ewig in die Länge wegen ihm … aber irgendwann hatte ich es überstanden und war einer der Ersten, die sich in der Umkleidekabine wieder fanden. Ich sagte nichts mehr – zu niemandem. Und niemand sagte noch etwas zu mir. Besser so. Mein missgelaunter Blick musste wohl abschreckend genug gewesen sein.
 

Nun war ich wieder zu Hause nach dem ganzen Debakel. Wenigstens bekam ich nicht noch eine härtere Strafe von dem alten Kauz, der sich Sportlehrer nannte mit seiner Wampe, die er vor sich umher trug. Das war das einzig Positive, dass mir zu diesem Tag einfiel. Denn er war gerade mächtig unfair geworden! Ratet mal, wieso? Ober besser gesagt: Ratet mal, wer mir gerade gegenüber saß? Jap, richtig. Kyle O’Shea. Dieser unverfrorene Typ hatte sich tatsächlich getraut bei meinem Haus zu klingeln und wieder zur Nachhilfe zu erscheinen! Er musste lebensmüde sein … oder er war einfach nur zu sehr auf das Geld meiner Eltern angewiesen. Wir hatten jedoch noch kein einziges Wort miteinander gesprochen – ich zumindest. Er hatte es mehrmals versucht. Kläglich.

Tja, zu seinem Glück hatte ich ihn bis jetzt noch nicht umgebracht, was wohl eher an der Tatsache lag, das meine Mutter sich ebenfalls in der Küche befand. Daher redete sie hauptsächlich mit ihm – über meine Leistung und wie sie sich verbessert hatte im letzten Monat und weiß ich was alles. Ja Ma, fall mir in den Rücken und schleim ihn noch voll! Überhäuf ihn mit deinem Lob, das er vielleicht noch daran erstickt! Ganz toll!

„So ihr zwei Hübschen. Ich lass euch dann mal wieder brav weiter lernen.“, verabschiedete sich meine gedankliche Zielscheibe von uns beiden. Ich könnte kotzen! Als hätte ich überhaupt mit ihr geredet.

Nachdem meine Ma den Raum verlassen hatte, war die Stille wieder zurück gekehrt. Ich rechnete. Kyle beobachtete mich – wie immer. Irgendwann seufzte er jedoch und griff nach meiner Hand – nahm mir den Stift weg. Ich zuckte augenblicklich zurück und sah ihn sofort an – warnend. Braun traf auf Graublau.

„Was soll das?“, fragte ich schlussendlich relativ ruhig. Ich hatte nämlich wie ein totaler Depp meine leere Hand angestarrt – fast schon so, als würde ich mich fragen, ob sich der Bleistift in Luft aufgelöst hatte. Scheiße! Ich sagte doch, seine inakzeptable Art hatte mich identifiziert! Färbte ab!

„Es tut mir Leid, okay Manu? Ich hab’s echt übertrieben heute im Sportunterricht. Sorry. Das wollte ich nicht. Ich wollte dich nur etwas ärgern und ich gebe zu: Ich hab deine Schläge mehr als verdient gehabt. Ich weiß auch nicht was los war … Ich war einfach ein wenig angepisst. Heute Morgen … es war einfach ein scheiß Start in den Tag, okay? Und du kamst mir dann gerade recht mit deiner aufmüpfigen Art. Obwohl es eh gedauert hat bis du dich richtig provozieren lassen hast – hat mich ehrlich gesagt etwas verwundert.“, antwortete er mir. War das eine Entschuldigung? Oder sollte es zumindest sein? Echt lausig mit dieser Begründung.

„Was du nicht sagst.“, erwiderte ich also nur eingeschnappt.

Danach folgte nichts. Wieder nur Schweigen das sich ausbreitete. Ich war auch nicht auf eine Konversation erpicht. Sollte mir also nur Recht sein.

„Aber eigentlich hast du dich ja nur aufgeregt, weil du sauer auf dich selbst warst. Weil du dich so seltsam verhältst momentan, wenn ich dabei bin.“, kam es dann plötzlich wieder von ihm.

„WIE BITTE? – fängst du wieder einmal-“, wollte ich schon ein weiteres Mal los legen. Mein Aggressionspegel schoss erneut in die Höhe. Wenn das nicht ungesund war …

„Hey, hey schon gut – beruhig dich. War ja nicht so gemeint. Aber es ist die Wahrheit. Du verhältst dich echt seltsam.“

„Schlafmangel.“, brachte ich nur unter zusammengebissen Zähnen hervor. Auch wenn ich wusste, dass das nicht stimmte. Eine einzige Lüge war. Ich wusste, dass ich … mich etwas normwidrig verhielt.

„Wenn‘s weiter nichts ist.“

Ruhe. Wieder. Ich blickte auf seine Hände, die immer noch meinen Bleistift umklammert hielten, während er einfach abwechselnd nach draußen und zu mir sah. Ohne Regung – sogar sein Grinsen war verschwunden. Wow. Irgendwann drang dann ein Geräusch an mein Ohr, das mich aufhorchen ließ. Er atmete tief aus.

„Lass uns heute was anderes machen – ich hab keinen Bock mehr.“, meinte er plötzlich. Ich sah ihn daraufhin erstaunt an. Das war jetzt nicht sein Ernst, oder? Ich meinte, ich war auch nicht gerade scharf auf Mathe, aber … das war allemal besser als irgendetwas mit KYLE zu machen. Ich wusste nicht mal was. Aber trotzdem … erwiderte ich genau das Gegenteil von dem, was ich dachte. Was war bloß los mit mir, man?

„Dito. Das Einzige bei dem ich dir heute ausnahmsweise zu stimme.“

Wobei wir wieder bei der vorherigen Problematik waren: Was konnte ich mit ihm machen und zweitens: Wollte ich das überhaupt? Ich war noch sauer – auch wenn er sich entschuldigt hatte.

Er nahm mir aber meine Entscheidung soeben ab.

„Lass uns ne Runde zocken – du hast sicher irgendetwas brauchbares hier.“

„Wie wär‘s mit Boxen zur Abwechslung?“, erwiderte ich nur einfallsreich. Würde ja passen. Auch wenn ich lieber seinen Kopf dafür verwenden würde – in der Realität.

„Klingt doch ganz vielversprechend.“, kam es sogleich von ihm leicht grinsend.

„Aber lass mich zuvor noch eine Rauchen – ich hatte solchen Stress heute ich brauch eindeutig ne Kippe. Und zwar JETZT. Sofort.“

Eigentlich wollte ich ja noch sauer sein. Aber ich war nicht wirklich nachtragend. Ich war schlecht gelaunt, ja, aber meine Wut war wie verpufft. Ich wurde langsam echt verrückt. Normalerweise konnte ich mich stundenlang über etwas aufregen. Und heute hatte ich nur meine Fäuste sprechen lassen – vielleicht lag es auch daran?

„Du rauchst?“, fragte ich erstaunt, während ich ihm unseren Garten zeigte und ihm einen Aschenbecher überreichte und mich ihm somit wieder etwas freundlicher präsentierte. Ich wusste selbst nicht, was daran jetzt so besonders sein sollte.

„Nur gelegentlich. Ich nenne mich also trefflichst ‚Gelegenheitsraucher‘. “, erklärte er mir und schob sich eine Zigarette zwischen die Lippen, während er sie anzündete und auch gleich genüsslich einen Zug nahm.

„Ja klar. Zu jeder Gelegenheit, oder?“

Er lachte.

„Trifft es wohl ziemlich gut. Hey, du durchschaust mich etwas zu schnell.“

„Darin muss man auch nicht wirklich gut sein bei dir.“

„Ach ja?“

„Ja, du bist leicht zu durchschauen – wie ein Mädchen.“

„Oh, das ist echt fies.“

„Ne, es ist ganz einfach: Du bist so der nette Typ, der gerne cool wäre und keiner Fliege etwas zu Leide tut.“

„Oh ganz falsche Einschätzung. Ich nehm alles zurück, was ich eben gesagt habe. Glaub mir, ich bin cool … und auch intrigant. Also wenn ich will.“

„In deiner Welt vielleicht.“

„Ne, ernsthaft. Du würdest dich wundern, wie gemein ich sein kann. Wie böse. Da stelle ich sogar dich in den Schatten – oder liege zumindest gleichauf mit dir. Du würdest es nicht glauben.“

„In der Tat – das glaube ich dir wirklich nicht.“

Er war gemein, ja. Aber eher weil er immer das Gegenteil von dem tat, was ich wollte. Aber er war mit Sicherheit nicht charakterlich ein klassischer ‚Bad Boy‘. Er sah vielleicht ein wenig so aus – doch er war es nicht. Das hatte er bereits bewiesen. Schon alleine deshalb, weil er mich heute nicht mal zurück geschlagen hatte. Und somit war es eine unausweichliche Tatsache.

„Wir werden ja sehen, wir werden ja sehen.“, meinte er nur noch lächelnd. Und in diesem Moment hatte sein Lächeln kurzweilig wirklich etwas Diabolisches – zumindest einen Hauch davon.

„Ach ja, magst du auch eine?“, bot er mir dann eine seiner Chics an und die Erscheinung von eben war wieder verschwunden. Camel, stellte ich nebenbei fest.

„Ja warum eigentlich nicht.“, und damit standen wir erst mal nur da und unterhielten uns das erste Mal so richtig – ansatzweise zumindest. Ich rauchte meine erste Zigarette, während er sich schon die 2te anmachte. Die Welt stand in diesem friedlichen Moment wohl Kopf.
 

Der Rest des Nachmittags zockten wir – also sehr lange. Wir fingen mit Boxen an, gingen dann zu Autorennen über, später Fußball, danach irgend so ein Gangsterspiel, dass beim Kauf meiner X-Box dabei gewesen war und ich nicht kannte, er aber schon. Und zum Schluss, eigentlich total surreal und abwegig, spielten wir sogar Pokémon. ‚Den alten Zeiten zu liebe‘, meinte er dazu nur, als ich ihn bei seiner Wunsch Äußerung ansah, als wäre er soeben verrückt geworden. Er war es ja. Aber ansonsten … war es eigentlich echt cool mit ihm. Seine Sprüche – und dieses Mal nannte er mich sogar die ganze Zeit nur MANU – wendeten sich jetzt gegen seine Gegner in den ganzen Spielen, nicht mehr gegen mich. Sie hatten noch einen einfallsreichen Charakter – musste ich zugeben, so ganz objektiv betrachtet…
 

„Hey! Das ist unfair – gib mir meinen Controller zurück.“, ertönte es plötzlich durch mein Zimmer, als ich gerade wieder eintrat. Ich war gerade Mal für kleine Jungs gewesen, während er einfach das Spiel weiterlaufen ließ. Ich stürmte sofort auf ihn zu, erschreckte Dark dabei, der es sich den ganzen Nachmittag auf Kyle gemütlich gemacht hatte – an ihn gekuschelt natürlich. Leider stolperte ich über ein Kabel, das Dark aufscheuchte, als er hängen blieb und rutschte drüber, landete somit auf dem Boden und versuchte jetzt eben sitzend meinen Controller zurück zu erobern. Mit mäßigem Erfolg. Kyle war einfach größer wie ich. Mist auch!

„Nichts da! Ich möchte wenigstens diese Runde gewinnen.“

„So gewinnst du auch nicht.“

„Doch, ich hab schon mehr Punkte als du.“

„Vergiss es – ich hasse es zu verlieren.“, erwiderte ich nur und streckte meinen Arm weiter nach dem Ding aus. Um mich abzuwehren griff der Wuschelkopf aber nun zu unlauteren Mittel. Er fing an mich mit seiner freien Hand zu kitzeln. Ich zuckte augenblicklich zusammen. Ich war überempfindlich, was so etwas anging – und er fand das wohl sehr amüsant. Denn er legte die Controller daraufhin weg und ließ auch seine andere Hand über meine rechte Seite streifen. Ich konnte mich vor Lachen kaum mehr halten und wandte mich unter seiner Attacke, so dass er irgendwann das Gleichgewicht verlor und nach hinten kippte – ich auf ihn.

„Woah Manu, bist du schwer. Runter von mir.“, ertönte es keine 30 Sekunden später unter mir. Endlich hatte er aufgehört.

„Klappe – es ist gerade so bequem und ich bin müde.“, lachte ich immer noch halb – ein netter Nebeneffekt. Und das Gesagte war übrigens die pure Wahrheit. Erst jetzt – als hätte ich mir gerade den Kopf gestoßen – fiel mir auf, wie müde ich eigentlich war.

Kyle hingegen schwieg. Lange – sehr lange. Ich wusste nicht, wie lange wir so da lagen, aber ich war wirklich so müde, dass ich kurz vor dem Einschlafen war, als seine Stimme plötzlich wieder erklang. Leise.

„Manu?“

„Mhmm.“, machte ich nur und hob dann aber doch meinen Kopf um ihn anzusehen. Sonst würde ich wirklich noch einschlafen.

„Wenn du nicht sofort von mir runter gehst … dann kann ich echt für nichts mehr garantieren.“, wisperte mir der Engländer todernst entgegen.

Ich sah einfach nur in dieses dunkle Braun – unterstützt durch einen sanften Rosaschimmer auf meinen Wangen, als mir seine Worte klar wurden. Ich stemmte mich sofort auf – sprang fast. Was ..war das gerade? Warum …?

Ich beobachtete wie Kyle sich wieder aufrichtete und sich verlegen am Hinterkopf kratze.

„Ähm … Tja, ich glaub ich geh dann mal – es ist schon spät.“, meinte der Braunhaarige dann nebensächlich klingend in die Stille, die sich über uns gelegt hatte wie ein Tuch – er holte mich damit wieder zurück in die Gegenwart.

„Was?“, erwiderte ich nur. Wie spät war es überhaupt?

„Es ist schon 10.“, kam es von ihm als hätte er meinen Gedanken gelesen.

„ECHT!? Oh shit. Ich sollte noch den Geschirrspüler ausräumen.“

Er lachte kurz auf.

„Du bist echt … witzig. Sag mal … hattest du heute eigentlich kein Training?“, versuchte er die vorherige Situation zu überspielen. Ich ging drauf ein – liebend gern.

„Ähm nein, mein Trainer ist krank und sie haben keinen Ersatz gefunden.“, erwiderte ich neutral, während ich anfing die Sauerei, die wir gemacht hatten, aufzuräumen. Er half mir dabei.

Eigentlich hatte ich ja nur damit angefangen, dass ich ihn nicht mehr ansehen musste. Meine Wangen glühten immer noch von vorhin. Peinlich. Ich schenkte ihm aber auf seine Handlung hin einen kurzen verwunderten Blick. Er war der erste Typ mit dem ich zockte und der mir dann half beim Aufräumen. Das tat im Normalfall auch niemand…

Und somit ging ein … weiterer unspektakulär Tag in meinem Leben um.

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Wahhh ich musste das jetzt noch online stellen, um 00:46. Ich werd morgen tot sein ej! Ich hab ja nen straffen Zeitplan ;D

Öhm ja, have fun with it people! ^^
 

& vielen lieben dank an Glimmerharp, NARUT0 & abgemeldet für die süßen Kommentare <3

& über Feedback freue ich mich natürlich wie jedes Mal - auch Kritik wenn's welche gibt ;D
 

Das wars soweit von mir :D

Lg :3



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Sayuri27
2011-08-24T18:05:05+00:00 24.08.2011 20:05
XDDDD das war ja mal genial wie
kyle manu provoziert hat! ich glaub ich hätt
ihn auch geschlagen
„Wenn du nicht sofort von mir runter gehst … dann kann ich echt für nichts mehr garantieren.“, wisperte mir der Engländer todernst entgegen.
diese stelle ist einfach nur *.* ich habs sie im ernst gleich dreimal hintereinander gelesen genial!
also du schreibst wirklich echt super! ich weiß ich habs dir jz schon ein paar mal gesagt aber ich muss es an dieser stelle einfach nochmal erwähnen. ich hoffe du schreibst in zukunft noch viele ffs :)

lg Sayu27
Von: abgemeldet
2011-08-21T08:18:08+00:00 21.08.2011 10:18
Ui, na da ht er sich aber auch was erlaubt xD
Wundert mich, dass Manu nicht schon früher ausgetickt ist, bei den Provokationen^^
Aber so schlimm ist Kyle ja dann wohl doch nicht, wenn er ihn so lange beobachtet und dann den Nachmittag/Abend mit ihm verbringt

War wieder mal ein super Kapitel!
Kritik? - Nö gibts keine ^^
Mach weiter so!

lg fireflys
Von:  NARUT0
2011-08-20T11:04:26+00:00 20.08.2011 13:04
Oha oha, manu da kann man auch überreagieren :P
(Den popo Grabscher mein)
Und sooo unerträglich kannst du ihn gar nich finden
wenn du ihn schon zum 2. mal in dein zimmer lässt xD~

Das selbe was Glimmer fragt, frag ich mich auch.
Oder er hatte mal so ne phase wo er jungs einfach uuuuuuuunglaublich
scharf fand, bis er dann mal die Mädels registriert hat XDD?
Na wir werden es villt ja noch erfahren.
Aber tolles KAPI wie immer, und
Kritik gibts nix weil du einfach nur toll schriebst <3.


Von:  Glimmerharp
2011-08-20T07:06:58+00:00 20.08.2011 09:06
xDD
hi süße^^
nojar kritik kp i.wie nich i find alles toll *_*
hihi^^
soo süß *_*
war manu vorher schwul gewesen? o-o
hat sich zumindest so angehört^^ wenn ja wärs i.wie voll süß *_*
xDDDD
un kyle hihi über manu herfallen *_* wäre bestimmt interessant gewordn^^

lg
glimmer :-*


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