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Vampire Love (2) - Blutkuss

Zero Kiryu & Yume (Teil 1 muss zum Verständnis nicht bekannt sein)
von

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Ein neuer Blick

Ein neuer Blick
 

Ihre Worte schlugen bei Zero ein wie der Blitz.

Unfähig sich zu rühren oder etwas zu sagen, sanken seine Hände von Yumes Schultern und er starrte sie ungläubig an.

Ich liebe dich.

Die drei Worte hallten in seinem Kopf wieder als würden sie in einer Endlosschleife abgespielt werden.

Es dauerte fast fünf Minuten, bis der Hunter den Schock abschüttelte und begriff, was Yume ihm soeben offenbart hatte. Er setzte wiederholt zum Sprechen an, doch er wusste einfach nicht, was er sagen sollte.

Eigentlich konnte er nicht einmal glauben, was er gehört hatte und wenn sie ihn nicht mit einem Lächeln angesehen hätte, das im gleichen Moment von Liebe und Verzweiflung erfüllt war, während ihr nun immer mehr Tränen von den Wangen tropften, wäre er womöglich sofort in alte Verhaltensmuster zurückgefallen und hätte sie beschuldigt, ihn zu belügen.

Doch obwohl er inzwischen mehr über die Reinblüterin wusste als er je für denkbar gehalten hätte, konnte wer sich einfach nicht erklären, weshalb sie sich ausgerechnet in ihn verliebt haben sollte. Er war ein zum Monster mutierender Hunter. Eine Mischung aus niederstem Vampir, der nur noch von seinem Blutdurst beherrscht wurde und einem Jäger, der ihresgleichen tötete.

„Ich… du…“, Er fuhr sich mit den Händen übers Gesicht und raufte sich das Haar, ehe er nach hinten gegen einen Sessel sackte.

Yume war klar, dass sie ihn vollkommen überrumpelt hatte und sie war eigentlich unheimlich froh darüber, dass er überhaupt noch da war. Sie hatte nicht vorgehabt, ihm ihre Gefühle zu gestehen und hatte gleich darauf befürchtet, dass er sie wieder mit Abscheu und Unverständnis anblicken würde.

Seine tatsächliche Reaktion ließ sie dann aber plötzlich kichern und sie wischte sich ihre Tränen fort, während die Verzweiflung aus ihrem Blick wich und nur noch Zärtlichkeit übrigblieb.

Zero sah so hilflos aus, dass sie gar nicht anders konnte, denn niemals hätte sie gedacht, dass sie den mürrischen Vampirjäger einmal als süß bezeichnen würde.

Zero hingegen war nur noch verwirrter und blickte sie an als hätte sie nun doch noch den Verstand verloren, bis sie ihn aufklärte.

„Dass du überrascht bist, verstehe ich ja noch, aber musst du unbedingt so aussehen als hätte ich gerade die Naturgesetze aufgehoben? Auch Reinblüter verlieben sich.“

„Aber nicht in mich.“ Zeros Stimme klang monoton und belegt und hätte Yume nicht das feine Gehör eines Vampirs gehabt, hätte sie ihn womöglich nicht einmal verstanden.

Yumes Blick wurde plötzlich noch weicher und Zero war ehrlich überrascht, nicht den kleinsten Funken Mitleid darin zu sehen. Für gewöhnlich war es genau das, was er in den Blicken derer las, die ihn nicht mit Abscheu betrachteten.

Es waren die Art von Blicken, die seine Hunterkollegen ihm zuwarfen und noch schlimmer waren als die Abscheu und der Hass, mit denen die Vampire ihn betrachteten.

Hatte er Yume eigentlich jemals richtig in die Augen gesehen, wenn sie ihn angeblickt hatte?

Sah sie ihn immer so an wie jetzt?

Er erblickte genau das, was er sich eigentlich aus tiefstem Herzen wünschte – jemanden, der ihn mit Liebe und Wärme im Blick betrachtete und ihm das Gefühl gab, dass es egal war, ob er zu einem Monster wurde. Jemanden, der den Mann sah, der sich hinter Blutdurst, Fangzähnen und roten Augen verbarg und bereit war, sein Leben für diejenigen zu geben, die er liebte.

Yume kroch wieder dichter an ihn heran und kniete nun direkt zwischen seinen Beinen, dann legte sie sanft ihre Hände um sein Gesicht, zog ihn ein Stück zu sich hinunter und küsste ihn zärtlich auf die Stirn.

„Du solltest gehen, bevor meine Geschwister den Blutgeruch bemerken.“

Und weil sie nicht wollte, dass er sich gezwungen fühlte, ihr zu antworten. Sie wollte nicht hören, dass er ihre Gefühle nicht erwiderte, denn das wusste sie. Aber noch viel weniger wollte sie hören, für wen sein Herz wirklich schlug, denn auch das war ihr bekannt.

Sie glaubte, das war etwas, was jeder Vampir der Cross Akademie wusste.

Nachdem sie gerade noch glücklich und erleichtert darüber gewesen war, dass Zero nicht fluchend und mit Drohungen um sich werfend davongerannt war, wuchs nun der Kloß in ihrem Hals.

Zero musste gehen – sofort!

Sie hatte nicht vor, wie ein Häufchen Elend vor ihm zu sitzen, während ihr die Realität das Herz brach und ihm damit ein schlechtes Gewissen zu machen.

Niemals!

Denn ganz gleich wie gut sie anderen gegenüber die Eisprinzessin spielen konnte, Zero würde sie niemals etwas vormachen können und das wollte sie auch nicht.

Da Zero ohnehin nicht in der Lage war zu benennen, was gerade zwischen ihnen passierte, hielt er ihren Vorschlag für das Beste und rappelte sich auf.

Er ging zum Fenster zurück und kletterte hinaus, doch ehe er verschwand, drehte er sich noch einmal zu ihr um.

Yume wirkte plötzlich ganz klein und verlassen, wie sie dort noch immer auf dem Boden kniete und ihm mit einem wehmütigen Blick nachsah.

„Gute Nacht“, er hielt noch einen Moment inne, dann sprang er auf den nächsten Balkon unter ihrem Fenster und von dort immer weiter bis zum Boden.

Er tat seine Pflicht als Guardian, wobei er besonders die Westseite des Mond Wohnheimes häufiger ablief als sonst.

Doch Yumes Fenster war leer.

Es blieb nicht nur diese Nacht leer, sondern auch die nächsten beiden und da Wochenende war, bekam Zero sie auch sonst nicht zu Gesicht.

Dabei hatte er seit ihrem Geständnis kaum noch an etwas anderes denken können als an die Vampirin.

Er hatte von ihr geträumt, sie gerochen, obwohl sie gar nicht bei ihm war und ganz gleich wohin er ging und ob er schlief oder wachte, immer wieder dachte er darüber nach, wie es möglich war, dass Yume ihn liebte. War es wirklich so? Wenn ja, weshalb und was war es, dass ihn zu dem Mann machte, für den sich ihr Herz entschieden hatte?

Er hatte sie wahrlich nicht gerade gut behandelt.

Sollte es jedoch wahr sein, dann gab dies zumindest eine Antwort darauf, weshalb sie ihm so bereitwillig ihr Blut überließ.

„Zero, geht es dir nicht gut? Du bist seit Tagen so abwesend und wirst mit jedem Tag mürrischer. Wenn es der Durst ist, dann…“

Yuki meinte es nur gut, dass wusste Zero, doch es war mittlerweile Sonntagnacht und er sorgte sich um eine zarte rothaarige Vampirin, die er nicht mehr gesehen hatte, seit sie ihm unter Tränen ihre Liebe gestanden hatte, nachdem er ihr die Zähne in den Hals geschlagen hatte.

Es fühlte sich falsch an, sie jetzt nicht mehr zu sehen und der Gedanke an Yukis Blut stieß ihn mit einer Heftigkeit ab, die ihm bislang noch nicht bekannt gewesen war.

Da er sich eigentlich unentwegt selbstverurteilte und zutiefst dafür hasste, dass er von Yukis Blut getrunken hatte, obwohl es ihn abstieß einen Menschen zu verletzen und seiner vampirischen Natur nachzugeben, hatte es wahrlich enormes Gewicht, wenn die Abscheu noch größer war als sonst.

Zero sah die Braunhaarige eine Weile mit gerunzelter Stirn an. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Er wollte sie nach wie vor beschützen und seine Meinung über sie im Allgemeinen hatte sich nicht geändert, doch es fehlte etwas, das ihn zuvor für lange Zeit begleitet hatte. Doch es war hm noch nicht möglich es zu benennen.

So viele Rätsel, so viele verwirrende Gefühle und Gedanken und Zero mittendrin.

Wie war es nur so weit gekommen?

„Yuki, bitte höre auf, mir immerzu dein Blut anzubieten. Ich will es nicht.“

Sein Ton war etwas forscher als beabsichtigt und er wandte sich dem Wohnheim der Vampire zu. Nach ein paar Schritten sah er noch einmal über seine Schulter, als Yuki gerade etwas erwidern wollte, allerdings von ihm unterbrochen wurde, indem er hinzufügte: „Ich brauche es nicht.“

Seine Freundin sah ihn überrascht an: „Dann trinkst du freiwillig von Yume?“

„Woher weißt du…!?“, er starrte sie entsetzt an.

Yuki senkte den Blick, das hätte ihr nicht herausrutschen dürfen.

Zero ließ nun nicht mehr locker und trat wieder dicht vor sie: „Woher, Yuki?“

„Sei nicht wütend, Zero. Yume meinte es nur gut, weil sie sich um dich sorgt.“

„Was hat sie getan, Yuki?“, er presste die Kiefer aufeinander. Hatte Yume doch etwas getan, womit sie ihn hinterging? Hatte sie Yuki bedroht? Er wollte es nicht glauben und eben deshalb wusste er auch nicht, was ihn mehr erschreckte, dass Yume etwas hinter seinem Rücken getan hatte oder die Tatsache, dass es ihn nicht im Geringsten freute, dass sein altes Weltbild dann wieder ganz wäre.

„Yume hat mich gebeten, dir mein Blut nicht mehr anzubieten. Sie war sehr direkt und sagte, ich würde dir damit wehtun. Aber sie hat nicht darauf bestanden, dass ich es dir verweigere. Sie wollte dich damit nicht in eine Falle locken, Zero. Ich sollte es dir nur dann geben, wenn du selbst danach fragst, das war alles. Sie glaubt bestimmt, dass es für dich einfacher wäre, von einem Vampir zu trinken, damit du dich nicht so schlecht dabei fühlen musst.“

Yuki befürchtete, Zero würde gleich das Wohnheim stürmen, um Yume an die Kehle zu springen, weshalb sie versuchte den Hunter zu beruhigen, doch er überraschte sie.

Zero warf den Kopf in den Nacken und lachte verbittert, ehe er gegen einen Baum sackte und einen Arm über seine Augen legte.

Es war wahnwitzig.

Schon seit ihrer Ankunft drehten sich Yumes Handlungen um ihn herum und er hatte es nicht bemerkt. Er hatte ihre flüchtigen Blicke in seine Richtung zwar wahrgenommen, aber sie nicht weiter beachtet und dabei hätte er vielleicht viel eher bemerkt, was eigentlich los war, wenn er es getan hätte.

Die zahlreichen Puzzleteile fügten sich langsam zu einem Bild zusammen und er hatte plötzlich keinen Zweifel mehr an der Aufrichtigkeit der Gefühle, die Yume ihm entgegenbrachte.

Sie kannte ihn und das war verdammt beunruhigend, wenn er bedachte, dass er ihr kaum etwas erzählt hatte. Yumes Auffassungsgabe schien ausgesprochen gut zu sein und sie hatte schnell gelernt, sich in ihn hineinzuversetzen.

„Ist alles in Ordnung, Zero?“, Yuki klang äußerst besorgt.

„Ja, ich werde schlafen gehen. Du solltest das auch tun.“
 

Der nächste Tag war sonnig und angenehm warm. Der Frühling schien nun endlich ganz Einzug gehalten zu haben und auch die Day Class Schülerinnen, welche während des Winters nicht in der Kälte warteten, um ihren Schwarm zu sehen, waren nun wieder zurück auf dem Hof, als sich die Tore zum Klassenwechsel öffneten.

Die Abendsonne tauchte alles in ein tieforanges Licht und zum ersten Mal, konzentrierte Zero sich mehr auf Yume als auf Kaname Kuran, dessen Unterhaltungen mit Yuki er für gewöhnlich zu unterbinden wusste.

Die Rothaarige machte wie immer einen unnahbaren und stolzen Eindruck, abgeschirmt von den anderen und nun an beiden Seiten von ihren Geschwistern flankiert.

Doch für jemanden wie Zero, der inzwischen so viele Seiten ihres Gesichtes gesehen hatte, war es deutlich zu erkennen, dass sie eigentlich grauenhaft aussah.

Ihr Blick war müde, ihr Gang zu steif und sie war eindeutig selbst für einen Vampir zu blass.

Misaki und Sakura warfen ihm beide einen stechenden Blick zu, doch der junge Vampir stutzte etwas, als er dem Blick des Hunters folgte.

Er schielte immer wieder zu seiner Schwester hinüber und dabei lag ihm nichts mehr von der üblichen Kälte im Blick.

Es vergingen noch zwei weitere Tage, in denen Zero Yume nur beim Klassenwechsel antraf, doch am dritten, kam sie wieder zum Reitunterricht der Day Class.

Als sie den Stall betrat, wirkte sie erneut wie ausgewechselt.

Sie war ruhig und wirkte absolut friedlich. Ihre Wangen schimmerten rosig, ihre Augen leuchteten und es schien als hätte es die vorangegangenen Tage gar nicht gegeben,

„Guten Tag, Zero.“

Zero zurrte Lilys Sattelgurt fest und sah sie dann an.

„Guten Tag ,Yume.“

Sie öffnete Akumas Boxentür, wobei sie von den restlichen Schülern neugierig beobachtet wurde, ehe alle wieder in reges Treiben und wildes Getuschel ausbrachen.

Sie ließ den Hengst heraustreten, begrüßte ihn und strich auch der Stufte kurz über ihre weichen Nüstern. Als sie dann damit begann das schwarze Tier zu striegeln, nahm Zero sich eine Bürste und stellte sich neben sie.

„Wo warst du?“

Yume starrte geradeaus auf den Bauch des Tieres und murmelte in ähnlich leisem Ton wie er: „Im Haus Mond.“

Er zog die Stirn kraus: „Du weißt, was ich meine. Ich habe dich nicht einmal gesehen seit… seit du…“

Yume senkte den Kopf ein Stück: „Ich hielt es für vernünftiger das Fenster noch etwas zu meiden, um nicht erneut krank zu werden und habe Zeit mit Misaki und Sakura verbracht.“

Dass sie nahezu das gesamte Wochenende damit verbracht hatte, sich mit den beiden in einem Bett zu verkriechen und dort die Kissen mit Tränen zu tränken, behielt sie für sich.

Doch Zero war nicht einfältig und griff nach ihrer Hand: „Es tut mir leid, Yume, ich kann nicht einfach…“, er brach ab. Was wollte er ihr sagen? Gab es überhaupt etwas zu sagen?

Yume starrte derweil ungläubig auf die Finger, welche ihre eigenen bedeckten. Sie liebte Zero und daran würde sich nichts ändern. Sie hatte sich ihrem Schmerz für eine kurze Zeit hingegeben und nun konnte sie wieder lächeln und es akzeptieren, auch wenn ihre Gefühle nicht erwidert wurden. Sie war dennoch glücklich, bei ihm zu sein.

„ Es ist alles in Ordnung, Zero. Es ist alles, wie es sein sollte.“

Sie schenkte ihm ein sanftes und tatsächlich zufrieden wirkendes Lächeln, das sich sofort bis in sein Herz brannte.

Er half ihr beim Aufsatteln und schließlich führten sie die Pferde gemeinsam hinaus und obwohl sie kein weiteres Wort miteinander wechselten, waren sie das harmonischste Reiterpaar von allen.

„Hast du eine Ahnung, was mit den beiden passiert ist?“ Chiyo ritt neben Yuki und sah sie mit großer Verwunderung an.

„Nicht die geringste, aber Zero hat sich schon seit dem Wochenende eigenartig verhalten. Vielleicht sieht er ja endlich ein, dass nicht alle Night Class Schüler schlecht sind.“
 

Seitdem verliefen die Klassenwechsel und auch der letzte nächtliche Rundgang für Zero und Yume nach einem alltäglichen Schema.

Wenn die Vampire den Schulhof betraten, warfen sich beide verstohlene Blicke zu, die dem jeweils anderen kaum auffielen, weil es jeder heimlich zu tun versuchte, um sich nichts anmerken zu lassen. Allerdings entgingen sie Misaki und Sakura keineswegs und etwa eine Woche später, entdeckte der besorgte Bruder Zero bereits in der dritten Nacht in Folge am Fenster seiner jüngeren Schwester. Wo er sich nach ihrem Befinden erkundigte und ihr eine gute Nacht wünschte.

Ihr Liebesgeständnis war ein Thema, das nicht wieder angesprochen wurde, da keiner von beiden den Frieden zwischen ihnen gefährden wollte und Zero gewöhnte sich gerade daran, Yumes Gegenwart entspannt zu akzeptieren.

Natürlich konnte er es nicht vermeiden, ab und an ins Grübeln zu geraten und er spürte ihre Blicke deutlich auf der Haut, wenn sie ihn von ihrem Platz am Fenster des Klassenraumes beobachtete.

Wenn er nachts vor ihrem Fenster stand, lächelte sie ihn zärtlich an und ihr Blick wurde immerzu weich und liebevoll, wenn sie ihn anblickte, während niemand anders es sehen konnte.

Es war so friedlich, dass ihm kaum aufgefallen wäre, dass sein Blutdurst weniger wurde. Seine Krämpfe nachließen, seine Kräfte größer wurden und seine Sinne noch ein wenig schärfer.

Fast zwei Wochen nach den Ereignissen während des Schulausfluges holte die Realität sie jedoch beide wieder ein.



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