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Competition - My Ass!

written by crazypark & me
von

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Seelenstriptease Part II

Kapitel 23
 

Hiho an alle :D wieder ist eine Woche rum

Vielen Dank für die tollen Kommentare <3 können es nie oft genug sagen

Viel Spaß mit dem Kap
 

***
 

Seelenstriptease Part II
 

Kame
 

Die ganze Aktion hatte natürlich Konsequenzen, also abgesehen von dem mordsmäßigen Kater, den ich noch zwei Tage später spürte und der Tatsache, das Kaoru wohl über einen Umzug nachdenken musste. Um es kurz zu machen: Das Management war von unserem Auftritt alles andere als begeistert. Wir wurden natürlich zur Schnecke gemacht und das vom Feinsten. Wir sollten uns gefälligst wie Idole benehmen, anstatt verdammt Rockstars zu mimen. Das waren ihre Worte.

Schlimmer, als von diesen alten Säcken angeschrien zu werden, war der gesamte Presserummel, welcher durch unseren, zugegebenermaßen äußerst blamablen, Auftritt ausgelöst wurde. Zuerst waren es nur einzelne Berichte darüber, dass wir live zu nichts zu gebrauchen wären, unsere Stimmen sonst nur vom Band kamen etc. Dann schien jemand aus der Show sich verquatscht zu haben und die Meldungen wurden heftiger. „KAT-TUN - Betrunken bei der Show?“, „Alkoholprobleme zerstören Band“, „Ist der Druck zu groß?“ Das Ganze ging sogar so weit, dass meine Mutter völlig aufgelöst anrief, um sich zu erkundigen, wann ich denn mein Entzug starten würde. Es bedurfte mich drei Stunden der Beteuerungen, dass ich weder drogen- noch alkoholabhängig war, bis sie, halbwegs beruhigt, das Gespräch beendete. Trotzdem schickte sie mir einschlägiges Infomaterial zu diversen Hilfsgruppen und Kliniken zu. Nur für alle Fälle.

Johnny`s unterband jegliche Fragen der Interviewer zu diesem Thema, aber so einfach war es leider nicht aus der Welt zu schaffen. Bei einer Frühstücksshow hatte ich sogar den Assistenten dabei gesehen, wie dieser unauffällig an meinem Wasserglas schnupperte. Hallo? Was glaubte der, was da drin war? Vodka? Früh um sechs? Ich konnte mir nichts besseres vorstellen.

Wir wurden an der kurzen Leine gehalten, unser Drehplan völlig umgestellt, um ja wieder unser gutes Image aufzupolieren. Jin und Maru, zum Beispiel, wurden in stinkende Tierheime gesteckt, während ich samt Junno durch das gesamte Hausfrauenfernsehen geschoben wurde. Ganz nach dem Motto: Er ist doch ein Traumschwiegersohn. Noch eine Kochsendung und ich würde mit dem nächsten Sushimesser Amok laufen.

Zwei weitere Live-Auftritte später war zumindest klar, dass wir nicht nur wegen unseres Aussehens in dieser Band waren und die Fans waren wieder beruhigt. Leider blieben die Schlagzeilen. Jeden Tag aufs Neue kursierten angebliche Partybilder in den Medien, welche unser ausschweifendes Drogenleben zeigen sollten. Da war Koki mal mit einer Bierflasche zu sehen, hier Ueda auf einer Premiere mit einem Sektglas. Total bescheuert. Die Einzigen, die kein Problem mit der derzeitigen Situation hatten, waren die Sklaven aus der PR-Abteilung. Für sie galt, dass schlechte Presse immer noch besser als gar keine war. Vor allem jetzt, wo der Vorverkauf für die kommende Tour starten würde. Die boten mir doch tatsächlich einen Werbevertrag mit einer Brauerei an, nur damit wir das Feuer noch ein wenig mehr schüren könnten. Die Freaks hatten sie ja nicht mehr alle.

Reporter lauerten an jeder Ecke. Man konnte sich nicht einmal einen blöden Kaffee ohne aufwendige Verkleidung holen. Das waren Momente, in denen ich anfing, meinen Job zu hassen.

Zwischen der ganzen Arbeit und dem Stress mit den Medien gab es leider immer noch ein weiteres Problem: Jin.

Wir trafen uns, entgegen jeder Vernunft, noch zwei Mal in seiner Wohnung. Ich musste an dieser Stelle sicher nicht erläutern, was wir genau dort trieben. Es war falsch. Ich wusste es genau und trotzdem konnte ich nicht widerstehen. Ich blieb nicht über Nacht, zum einen, weil ich meist ab 4 Uhr morgens meine ersten Termine hatte, zum anderen, weil es so einfacher war. Es gab mir zumindest ein gewisses Gefühl der Normalität, dass es nur Sex war, nicht mehr. Er beschwerte sich nicht, aber man sah ihm deutlich an, dass er mit der Situation unzufrieden war. Nach diesen zwei Nächten ging ich nicht mehr zu ihm. Es fiel mir schwerer als gedacht. Ich war nie ein großer Fan von Wiederholungen. Die meisten Typen schafften es noch nicht einmal in die zweite Runde, aber von meinem Kollegen konnte ich nicht genug bekommen. Irgendetwas lief hier doch eindeutig schief. Ich verbot mir, weiter darüber nachzudenken und grub mich lieber in Arbeit ein. Ich sagte zu, bei ein oder zwei Coachings für unseren Nachwuchs mitzuhelfen, auch wenn mein Zeitplan ja sonst schon mehr als vollgepackt war. Freizeit war im Moment einfach keine gute Idee. Die Arbeit lenkte ab und alles war in dieser Zeit wie früher, einfach normal. Zumindest bis gemeinsame Proben oder Trainings anstanden. Ich musste meine gesamte Selbstbeherrschung aufwenden, um nicht unter Jins lauernden Blicken einzuknicken. Zum Glück kam er aufgrund der ständigen Beobachtung nicht auf die Idee, tiefgehendere Gespräche als über das Wetter und die Setlist führen zu wollen, schon gar nicht vor den anderen.
 

„Das ist doch alles Scheiße, Leute. Wir müssen dringend mal wieder einen saufen gehen.“ Missmutig ballerte Koki sein Handtuch auf die Bank und schaute uns alle abwartend an.

„Kann ich dir nur zustimmen“, kam es grinsend von Jin, welcher sich gerade ein neues Shirt überzog. Schon alleine diese kleine Aktion brachte mich mehr zum Schwitzen als die letzten drei Stunden Training. Es war wirklich zum Verzweifeln. Ich wollte nur noch hier weg.

„Und morgen steht in der Zeitung, dass wir gemeinsam an unserem 12-Stufen-Entzugsprogramm gescheitert sind.“ Ueda schien genauso wenig von der Idee begeistert wie ich, nur vielleicht aus anderen Gründen, aber ich stimmte ihm trotzdem netterweise zu, was mir von den anderen vorwurfsvolle Blicke einbrachte.

„Ich sehe nichts Schlechtes darin, mir ab und an mal die Birne wegzuknallen“, moserte Tanaka sofort wieder los und stopfte seine Klamotten in die dafür vorgesehene Sporttasche. Ich inzwischen schon, denn scheinbar setzte mein Hirn durch den Alkohol ab und an gerne mal aus und ich gab solchen Stuss von mir wie auf der Party von Dir en grey. Eine hitzige Diskussion über das Für und Wider brach aus, bis sich die Meute endlich darauf einigte, nochmal in die V.I.P.-Lounge irgendeines Clubs zu ziehen. Dort sollten wir zumindest vor den Reportern sicher sein. Eigentlich wollte ich mich fein da raus halten, aber mir wurde sonst welche Folter angedroht, wenn ich nicht morgen dort erscheinen würde, dass ich irgendwann nachgab. Ich sollte nur auf die Menge achten, welche ich zu mir nehmen würde. In Jins Anwesenheit zu trinken, war keine gute Idee, wie die Vergangenheit bewiesen hatte.
 

Es war kurz nach 23 Uhr, als ich endlich in dem Club ankam. Ich hatte vorher noch ein Meeting wegen der Juniors, welches sich ungeahnt in die Länge zog. Zum Glück für mich, denn so musste ich nicht allzu lange in diesem Club und somit in seiner Nähe ausharren.

„Wir dachten schon, du bist wirklich so dreist und versetzt uns“, begrüßte mich Ueda überschwänglich. Okay, das war dann sicher nicht sein erstes Glas undefinierten Inhalts, welches vor ihm stand. Ich entschuldigte mich brav und pflanzte mich neben Junno, weit weg von Jin, welcher mich schon wieder aufmerksam musterte. Seine Blicke machten mich nervös und ich war heilfroh, als der junge Kellner kam und nach meinen Wünschen fragte. Jetzt erst fiel es mir wieder ein, dass er mir ja schon bei unserem letzten Besuch auffiel. Hübscher Kerl mit aufgehellten Haaren und einem niedlichen Gesicht. Ich schenkte ihm ein freundliches Lächeln, während ich meine Rum-Cola orderte, mit dem Zusatz, dass es gerne etwas weniger Alkohol sein durfte.

„Weniger Alk? Bist du krank?“ War klar, dass dazu ein Kommentar folgen musste. Koki runzelte die Stirn und schien wirklich an meiner geistigen Gesundheit zu zweifeln.

„Lass es mich etwas langsamer angehen. Ich kam seit heute morgen nicht zum Essen.“ Das war noch nicht einmal gelogen, auch wenn es nicht der wahre Grund war. Ich erklärte noch, dass ich ja nicht sofort umkippen wollte und alle schienen sich mit dieser Erklärung zufrieden zu geben. Der Kellner kam mit meinem Getränk zurück und zwinkerte mir leicht zu. Bildete ich mir das ein oder versuchte der ernsthaft, mit mir zu flirten? Ein Blick auf Jin und meine Vermutung wurde bestätigt, da dieser scheinbar gerade versuchte, den armen Jungen mit seinen Blicken zu erdolchen.

Ich gab mir Mühe, mich auf die Gespräche der anderen zu konzentrieren. Die meisten drehten sich um die beschissenen Jobs, welche wir zur Zeit machen mussten. Maru fragte mich ein wenig zu unserem Nachwuchs aus, während sich der Rest darüber ausließ, ob die Moderatorin von gestern gemachte Brüste hatte oder nicht. Wir führten unseren Dialog eine Weile weiter und die Getränke leerten sich und machten Platz für neue.

„Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich will tanzen. Da unten sind ein paar geile Schnecken unterwegs.“ Kaum hatte Tatsuya die Worte ausgesprochen, war Koki schon Feuer und Flamme. Beide zerrten Jin mit sich, ob dieser nun wollte oder nicht. Ich atmete erleichtert auf, als die drei außer Sichtweite waren und konnte mich zum ersten Mal an diesem Abend entspannen. Inzwischen war es nach null Uhr und meine Müdigkeit machte sich bemerkbar. Ein Drink noch und ich würde von hier verschwinden. Bis dahin beteiligte ich mich an dem Gespräch der beiden über Bühnenoutfits.

Ich achtete kaum darauf, wie mein leeres Glas erneut gegen ein volles ausgetauscht wurde. So fiel mir erst einige Zeit später die weiße Serviette auf. Irgendetwas war schnell darauf gekritzelt worden. Dieses Etwas stellte sich zu meiner Verwunderung als Telefonnummer heraus. Verwirrt blickte ich mich um und traf direkt auf das verunsicherte Lächeln des Kellners. War es also doch keine Einbildung gewesen.

Ich wusste nicht, was plötzlich in meinem Hirn klick machte, aber ich erhob mich und ging zu ihm nach vorn an die Bar für den V.I.P.-Bereich. Sein Ausdruck wurde immer nervöser. Wahrscheinlich überlegte er krampfhaft, mit welcher Reaktion er zu rechnen hatte. 

„Wann hast du Feierabend?“, fragte ich ohne große Umschweife. Warum sich auch mit Nichtigkeiten aufhalten? Ein breites Grinsen bildete sich auf dem hübschen Gesicht meines Gegenübers aus.

„Eigentlich erst in einer halben Stunde, aber es sollte kein Problem sein, etwas eher Schluss zu machen.“ Auf seinen Wangen lag ein leichter Rotschimmer. 

Ich nickte nur und deutete an, mich noch von meinen Kollegen verabschieden zu wollen. Es war dumm und falsch, aber den Gedanken verdrängte ich schnellstens. Es war immerhin der Sinn dieser Aktion, das Denken einzustellen. Ich brauchte diese Ablenkung und vor allem wollte ich mir beweisen, dass noch alles in bester Ordnung war.

„Ich verschwinde“, informierte ich Maru und Junno, welche mich erstaunt musterten. 

„Schon? Du hast noch nicht mal ausgetrunken.“

„Hab eine bessere Beschäftigung gefunden.“
 

Der Weg kam mir ewig vor. Im Taxi laberte mir der Typ einen Brokkoli ans Ohr. Shouta hieß er, 22 Jahre alt und Student. Es interessierte mich nicht die Bohne. Ich wollte ihn nur ficken und nicht gleich heiraten. Zum Glück war der Kerl so damit beschäftigt, über sich selbst zu reden, dass er mir keine weiteren Fragen stellte. Vielleicht wusste er auch, wer ich war. Wen interessierte das schon. 

Seine Wohnung war klein und voll gestellt. Das typische Ein-Zimmerapartment für wenig Geld. Ich war froh, dass ich nicht mehr in so einer Absteige wohnen musste. 

Wir hielten uns nicht mehr lange mit Smalltalk auf. Für meinen Geschmack wurde eh schon viel zu viel geredet. Daher versiegelte ich einfach bestimmend seine Lippen. Es war anders. Das war das Erste, was mir durch den Kopf ging. Zurückhaltend und bei weitem nicht so aufregend. Der Kuss machte mich kein bisschen an, aber zum Knutschen war ich auch nicht hier. Ich ging mit meinen Händen auf Erkundungstour. Auch wenn er ungefähr die gleiche Größe wie Jin hatte, war er bei weitem schmaler gebaut. Mir fehlten die gut definierten Muskeln an den richtigen Stellen, der vertraute Geruch, sein raues Keuchen. 

Wir fanden uns auf dem kleinen Futon wieder und ich fragte mich ernsthaft, was ich hier eigentlich tat. Es fühlte sich einfach nur falsch an. Nichts an diesem Typen wirkte noch anziehend auf mich. Die ganze Umgebung trug zu meinem Unwohlsein bei. 

Entschlossen drückte ich ihn von mir weg und atmete tief durch, um die aufsteigende Übelkeit nieder zu kämpfen. 

„Ich sollte gehen“, sagte ich eher zu mir als zu ihm und ignorierte seinen verwirren Ausdruck.

„Hab ich irgendetwas falsch gemacht?“ Seine Stimme klang brüchig. Ich wünschte, ich könnte ihm eine gescheite Antwort auf seine Frage geben. 

„Nein. Ich hab wohl doch zu viel getrunken.“ Die Ausrede war so etwas von lahm, aber das war auch schon egal. Ich wollte nur noch hier raus. 

„Ruf mich an, okay“, meinte er noch, bevor ich die Wohnung verließ. Ich nickte, obwohl ich wusste, dass dies nie geschehen würde. Warum auch? Ich musste jetzt nur noch meine Kollegen überzeugen, am besten nie mehr in diesen Club zu gehen. 
 

Die Nacht war kurz. Der erste Termin stand für uns schon um acht Uhr morgens an. Mein Handy blinkte und vibrierte die ganze Nacht lang, bis ich es irgendwann ausschaltete. Mir war schon klar, wer für die nächtliche Störung verantwortlich war und auch warum. Meine Aktion wird den anderen nicht verborgen geblieben sein. Junno und Maru waren immerhin dabei gewesen. Beim Gedanken an Jin fühlte ich mich noch schlechter als so schon. Am liebsten würde ich mich die nächsten Jahre hier verkriechen, um ihm nie wieder unter die Augen treten zu müssen. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? 

Ich musste mich jedoch den Löwen stellen. Ich machte mich zeitig auf den Weg, um als Erster im Studio zu sein und mich schon mal auf die kommende Konfrontation vorzubereiten.

Zu meiner Überraschung war ich scheinbar nicht der Einzige mit dieser Idee gewesen, denn als ich unseren kleinen Pausenraum betrat, stierte mich schon ein wütender Koki an. Sein Blick jagte mir eiskalte Schauer über den Rücken. Sogar Jin wäre mir jetzt lieber gewesen, glaubte ich zumindest.

„Morgen“, presste ich gequält heraus.

„Schöne Nacht gehabt?“, kam es hart von ihm zurück. Vielleicht hätte ich mich doch lieber für die Variante mit dem Verkriechen entscheiden sollen.

„Ging so“, erwidere ich knapp, weil ich das Gefühl hatte, dass er tatsächlich eine Antwort haben wollte.

„Sei mir nicht böse aber...“. Ich wusste erst nicht, wovon er sprach. Verwirrt beobachtete ich, wie er auf mich zukam und ich ehe ich mich versah, hatte ich schon seine Faust in meinem Gesicht. Der Schmerz breitete sich über meine linke Gesichtshälfte aus, während ich zur Seite taumelte. Was zur?

„Gott, ich konnte seit gestern Abend an nichts anderes mehr denken, als dir eine reinzuhauen.“ Schön für ihn. In meinem Kopf schwirrte alles. Das hatte wirklich gesessen. Mühsam versuchte ich, mich wieder aufzurichten und tatschte mir über die malträtierte Stelle, welche schon jetzt anschwoll. Na klasse.

„Ich bin noch nicht fertig“, informierte mich mein Kollege netterweise.

„Was?“

Meine Alarmsignale klingelten um die Wette. Die andere Wange würde ich ihm definitiv nicht auch noch hinhalten. So christlich war ich nun wirklich nicht erzogen. Leider zielte er auch nicht auf mein Gesicht, sondern direkt in den Magen. Zum Glück hatte ich nicht gefrühstückt, sonst wäre das jetzt vor seinen Füßen gelandet.

„Der war von Kyo. Ich hoffe, ich hab seine Hohe ungefähr getroffen.“ Ich hätte gelacht, wenn es nicht mein Magen gewesen wäre, welcher sich gerade schmerzhaft zusammenzog.

„Bist du jetzt fertig“, brachte ich mit einiger Mühe hervor und stützte mich an der Wand ab, weil sich alles anfing, zu drehen.

„Ja, zumindest handgreiflicher Natur.“ Gut zu wissen.

„Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?“ Sein Ton war ruhiger. Ich wollte diese Sache nicht diskutieren, vor allem, weil es ja nichts zu diskutieren gab, aber das glaubte mir eh kein Schwein. In der Hinsicht war ich Realist.

„Das geht dich gar nichts an“, war meine pampige Antwort, aber wenn er ein ernsthaftes Gespräch führen wollte, hätte er mir vorher keine reinschlagen sollen.

„Komm mir nicht auf die Tour.“

„Halt dich einfach raus.“

„Werde ich nicht. Was glaubst du wohl, wie sich Jin gestern gefühlt hat? Aber das war dir sicher egal, weil du dich ja lieber durch andere Betten vögelst.“

„Ich bin weder dir noch ihm eine Rechenschaft schuldig. Ich kann ficken wen ich will und wann ich will und das werde ich nicht lassen, nur weil es euch nicht passt.“ Seine Wut war zurück und mir unglaublich schlecht. Die Kopfschmerzen brachten mich noch um.

„Seid ihr fertig?“ Jin stand gegen den Türrahmen gelehnt, hinter ihm Ueda. Ich konnte seinen Blick nicht erkennen, da seine Augen hinter einer großen, dunklen Sonnenbrille verborgen lagen. War sicher auch eindeutig besser so. Von Koki kam nichts mehr.

„Ich bin für heute raus.“ Damit schnappte ich mir meine Sachen und machte mich aus dem Staub. Warum war ich überhaupt aufgestanden? Auf dem Nachhauseweg rief ich beim Management an und faselte irgendetwas von 'gegen die Tür gelaufen' und 'Gehirnerschütterung'. Sie würden einen Arzt zu mir schicken, so viel war klar, aber bei meinem derzeitigen Zustand brauchte ich nichts vorzutäuschen.

Er schrieb mir tatsächlich eine Bescheinigung, wohl aber eher aus Mitleid. Inzwischen war ich zugedröhnt mit Schmerzmittel,, aber mein Schädel hörte trotzdem nicht auf, zu pochen.

Missmutig drückte ich mir eine Packung Tiefkühlerbsen auf meine geschwollene Wange und lag auf der Couch. Ich wollte lieber nicht darüber nachdenken, wie es meinem Magen ging.

Mein Telefon klingelte. Ich musste rangehen, falls es einer von diesem Sklavenverein war. Vielleicht hätte ich lieber auf das Display schauen sollen.

„Ein Kellner? Wirklich? Jetzt bin ich beleidigt.“ Toshiya, wer auch sonst.

„Warst ja nicht in der Nähe“, murmelte ich in den Hörer. Ob es sehr unhöflich war, sofort aufzulegen?

„Ich wäre sofort zu dir geflogen.“

„Schon klar.“ Wenigstens überhäufte mich der Bassist nicht mit Vorwürfen.

„Kyo springt schon völlig im Kreis. Der Staff hat Angst, dass er ihm das Equipment zerlegt“, blabberte es auf der anderen Seite, während ich meine Erbsen etwas verlagerte.

„Kannst ihm ausrichten, dass Koki seine Nachricht übermittelt hat. Vielleicht bekommt er dadurch gute Laune.“

„Auweia, bei dir ist die Hölle los, was? Hat es sich wenigstens gelohnt?“

„Da lief nichts. Ich bin gleich wieder heimgefahren.“ Keine Ahnung, warum ich gerade ihm das erzählte. Vielleicht, weil er keinen Grund hatte, zu denken, dass ich ihn anlügen würde.

„Also nein. Das ganze Drama für nichts. Klasse.“ Ja, da sagte er was.
 

Jin
 

Ich hatte keine Lust mehr auf den Scheiß. Entgegen aller Annahmen, allen voran denen von Koki und Kyo, war ich nicht verzweifelt, denn diese Phase hatte ich inzwischen überwunden. Ich war einfach nur müde und ausgelaugt von meinen Bemühungen, Kame für mich zu gewinnen. Wenn es schon so schwierig war, eine Affäre mit ihm zu haben, war es vielleicht besser, dass keine Beziehung daraus wurde. Das Ganze kostete mich mehr Nerven, als ich bereit war, zu opfern. Natürlich verhinderte dass kein Ziepen in der Herzregion, wann immer ich ihn sah, aber in solchen Momenten hielt ich mir vor Augen, dass es zwecklos war. Ich wusste nicht, was ich sonst noch anstellen sollte. Den Rat von Shinya hatte ich befolgt und mehr als mich aufzuopfern und ihm die guten Aspekte einer Beziehung aufzuzeigen, konnte ich nicht tun. Weder wollte ich ihn zu irgendetwas zwingen noch überreden. Das war nicht meine Art und würde uns im Endeffekt beide unglücklich machen. Seine Aktion mit dem Kellner war eine deutlichere Antwort zur Beziehungsfrage, als er es mit Worten hätte ausdrücken können. Ich war mir nur nicht sicher, ob das seine Intention dahinter gewesen war. Aber im Grunde spielte das keine wirkliche Rolle. Nachdem mir Junno und Maru mitgeteilt hatten, wohin Kame entschwunden war, war ich natürlich ziemlich fertig gewesen. Koki hatte mich heim geschleift und ich war nicht einmal in der Lage gewesen, Kyos Anruf entgegen zu nehmen. Das hatte mein werter Kollege übernommen.

Eine Woche später sah es schon wesentlich besser aus. Ich hatte Koki noch dazu verdonnert, sich bei Kame für sein Verhalten zu entschuldigen und dann war das Thema für mich abgehakt. Ich vergrub die Akte Kamenashi Kazuya so tief wie möglich in mir und schottete sämtliche Gefühle ab. Mein Talent zum Verdrängen war wieder auf höchste Stufe geschaltet. Der Nebeneffekt davon war allerdings, dass ich das nicht für ein Gefühl allein tun konnte, sprich: Ich war in allen Dingen emotionslos geworden. Zum Glück würde ich diesen Zustand nicht ewig aufrecht erhalten müssen. Durch Kames Präsenz war es nicht unbedingt leicht, aber ich gab mir vier bis sechs Wochen, bis alles wieder seinen geregelten Lauf nehmen würde. Arbeit und neuerdings Clubtouren mit Yamapi waren mein Heilmittel. Ich brauchte in der Zeit jemand unbeteiligtes. Koki machte mich halb wahnsinnig mit seinen Moralpredigten à la Verdrängen würde es nicht besser machen. Ich machte ihm ein schlechtes Gewissen, dass es erst recht nicht besser wurde, wenn er mir täglich Salz in die Wunde streute und seitdem nahm er sich zum Glück zurück. Die restlichen Bandmitglieder verschonten mich bis auf prüfende Blicke. Nur Ueda hatte einen Versuch gestartet, zu mir durchzudringen. Aber ich konnte hart wie Granit sein und er hatte vermutlich keine Lust, sich die Zähne an mir auszubeißen. Oder er war einfach rücksichtsvoller als Koki. Und Kame tat das, was er am besten konnte: Er ging mir auch weiterhin aus dem Weg. Keinen Plan, was er dachte oder fühlte. Er verhielt sich mir gegenüber professionell und Treffen auf privater Ebene fanden schlichtweg nicht statt.

Ich musste sagen, dass ich mich recht gut hielt. Nach der Sache in Amerika war es schlimmer gewesen. So extrem, dass ich meinen Ex gedanklich noch immer nicht namentlich erwähnte. Meine gescheiterte Beziehung als „Sache“ zu bezeichnen, würde mit Sicherheit jeden Psychologen dazu veranlassen, mir Antidepressiva zu verschreiben. Zum Glück wusste niemand davon und Amerika war noch so ein Kapitel, was ich geschlossen hatte und hoffentlich nie wieder öffnen musste. Vielleicht fiel es mir auch leichter, weil mir Kame zwar Hoffnungen aber niemals Versprechungen gemacht hatte. Am Ende wurde es beim zweiten Mal auch nur einfach leichter. Ich wusste es nicht zu sagen.

Die Arbeit hatte die gleichen Eigenschaften wie immer: Viel, anstrengend und routiniert. Neben den üblichen Aufgaben trafen wir jedoch auch viele Vorbereitungen für unsere anstehende Tour. Bühnenoutfits und das gesamte Programm mussten entworfen, Lieder ausgewählt werden und nachdem das geschehen war, wurden Choreographien und Abläufe einstudiert.

Des weiteren setzte das Management alles daran, unseren guten Ruf wiederherzustellen und deckte uns mit allerlei gemeinnützigen Veranstaltungen ein. Vielleicht hätten sie uns lieber mit einem Heiligenschein ablichten sollen. Durch meine nächtlichen Streifzüge waren sich die Klatschblätter bald einig, dass ich der Sündenbock war und einen schlechten Einfluss auf die Band hatte. Mein Bad-Boy-Image hatte ich nicht nur den Mädels zu verdanken, die sich mir wie gewohnt an den Hals schmissen, sondern auch dem Alk, mit dem ich immer zu sehen war. Aber seit ich die Band für ein halbes Jahr verlassen hatte, war ich offenbar ohnehin der Arsch. Sollte mir recht sein, solange wir populär blieben und ich weiterhin bezahlt wurde und mir meinen Lebensstandard finanzieren konnte.

Ich wurde des öfteren in die Chefetage zitiert, doch mehr als halbherzige Ermahnungen und gut gemeinte Ratschläge bekam ich nicht zu hören, da die Erträge, die ich einbrachte, immer noch einen weitaus größeren Anteil darstellten als die Kosten, die ich verursachte.
 

Ungefähr drei Wochen nach Kames Aktion trafen Yamapi und ich uns in seinem Lieblingsclub. Die Musik war annehmbar, das Ambiente mehr gemütlich als edel und das Publikum nicht zu überkandidelt gekleidet. Ich war froh, dass es keinen strengen Dresscode gab, denn Anzüge konnte ich langsam nicht mehr sehen. Zum Aufpolieren des Images der Band gehörte halt nicht nur züchtiges Verhalten, sondern auch ein adrettes Erscheinungsbild. Ich fühlte mich in locker sitzenden Jeans, abgetragenen Shirts und unfrisierten Haaren wesentlich wohler. Das gab den Presseblättern nur noch mehr Futter. Meine Bandkollegen waren nämlich auch in ihrer Freizeit gerne gestylt. Yamapi gehörte schon eher zu meiner Fraktion, was wohl einer der Gründe war, dass ich gerne mit ihm feiern ging.

Momentan befand ich mich auf der Tanzfläche, weil gerade irgendwelche Kumpels von ihm seine Aufmerksamkeit beanspruchten und weil ich nun mal zum Tanzen in einen Club ging.

Es dauerte nicht lange, bis ich wie üblich von einer Traube Weiber umringt war. Das störte mich jedoch nicht, sondern war genau die Ablenkung, die ich suchte. Vor allem, da es sich bei einem Exemplar um eins handelte, was auch tanzen konnte und nicht spastische Zuckungen als rhythmische Bewegungen verkaufte. Das Mädel hatte ihre Hände auf meine Hüften gelegt und ihre Art zu tanzen erinnerte mich extrem an die Unbekannte von meinem ersten Clubbesuch mit Kame. Ich legte den Kopf schief und sah sie prüfend an. Natürlich würde mir das auch nicht weiterhelfen, da ich sie damals ja nicht zu Gesicht bekommen hatte. Aber ich erntete ein freches Lächeln von ihr und war mir fast sicher, dass es tatsächlich ein und dieselbe Person war. Zwei Lieder später lud ich sie zu einem Drink an der Bar ein, wo man sich besser unterhalten konnte und ich sollte einmal Recht behalten.

„Warum bist du damals einfach abgehauen?“, fragte ich neugierig.

„Hatte keine Lust auf Konversation, sondern auf tanzen“, erwiderte sie dreist. Wäre ihr Zwinkern nicht gewesen, hätte ich mich durchaus beleidigt gefühlt.

„Weißt du eigentlich, wen du vor dir hast?“, stieg ich auf den Flirt ein.

Sie überlegte kurz, bevor sie mir antwortete: „Jemanden der mir einen Cocktail ausgibt. Also sollte ich wohl etwas entgegenkommender sein, was?“

„In der Tat“, pflichtete ich ihr bei und grinste wie bekloppt. Wir unterhielten uns noch so lange, bis wir unsere Getränke geleert hatten. Die Frau hatte durchaus mein Interesse geweckt. Leider begab sie sich dann zu ihren Freundinnen zurück und auch ich beschloss, Yamapi wieder Gesellschaft zu leisten.

Immer noch lächelnd bahnte ich mich durch die zappelnden Massen. Allerdings froren meine Gesichtszüge auf halbem Weg zum Tisch ein. Ein Pokerface war nun mal nicht das, womit ich aufwarten konnte und ich gab mir auch keinerlei Mühe, ein freundliches Gesicht zu machen. Das wäre ohnehin in einer Grimasse geendet. Neben Pi saßen nämlich nicht mehr nur seine Kumpel, sondern auch Kame. Meine gute Laune war mit einem Schlag wie weggeblasen. Das sollte doch wohl ein schlechter Scherz sein. Was in drei Teufels Namen machte der Kerl hier, wenn ich mal einen Abend nicht an ihn denken wollte? Yamapi konnte ich keinen Vorwurf machen, dass er ihn eingeladen hatte. Erstens war er mit ihm länger befreundet und zweitens wusste er nichts von unseren Problemen, was ja auch der eigentliche Grund für die Treffen gewesen war. Ironie des Schicksals, würde ich meinen.

„Hi“, sagte ich und ließ mich am einzigen, verbliebenen Platz nieder, der sich natürlich ausgerechnet neben meinem Kollegen befand. Die Welt hatte sich offenbar gegen mich verschworen. Hatte ich gerade eben noch Zufälle für toll befunden, wünschte ich sie jetzt dahin, wo der Pfeffer wächst.

„Hi“, bekam ich zur Antwort und im Anschluss breitete sich Schweigen zwischen uns aus. Ich war begeistert und brauchte dringend etwas zu trinken. Daher winkte ich den Kellner gleich mal mit rudernden Armen herbei. Der Kerl folgte auch sogleich meiner Aufforderung. Es war immer wieder vom Vorteil im VIP-Bereich zu sitzen und noch dazu berühmt zu sein.

„Ich hätte gerne Whiskey, einen doppelten“, bestellte Kame schon, bevor ich überhaupt in der Lage war, meinen Mund zu öffnen.

„Für mich Bier und einen Shot Vodka“, zischte ich angefressen. Am liebsten hätte ich mich jetzt mit verschränkten Armen bockig gegen die Sofalehne geschmissen, aber ich konnte mich gerade so noch beherrschen.

Kame nuckelte am Strohhalm seiner, wie ich annahm, Cola mit Rum und sah überall hin nur nicht zu mir. Ich rollte mit den Augen und hätte ihm gerne aus lauter Boshaftigkeit auf den Fuß getreten, zumal ich mir reichlich ausgeschlossen vorkam. Ich saß ganz am Ende der Couch und hatte keine Chance an den Gesprächen der anderen teilzuhaben. Auf einmal haute Yamapi Kame jedoch überschwänglich auf die Schulter, sodass dieser sich fast noch sein Auge am Strohhalm, den er so fasziniert betrachtete, ausgestochen hätte. Ich grinste gehässig und hatte meinen Spaß, auch wenn ich nicht verstehen konnte, was Yamapi zu Kame sagte. Zum Glück kamen in dem Moment unsere georderten Getränke und ich hatte die Gelegenheit, wenigstens mal mit den Leuten am Tisch anzustoßen und so ihre Aufmerksamkeit zu erlangen.

„Willst du mich jetzt den restlichen Abend ignorieren?“, fragte ich meinen Kollegen, als sich die Gespräche wieder aufs andere Ende der Couch verlagerten.

„Bisher halte ich mich ja ganz gut“, kam es trocken zurück. Ich könnte ihn für seine Art wie gewöhnlich erwürgen.

„Dann noch viel Erfolg“, grummelte ich und widmete mich meinem Bier.

„Gibst du etwa schon auf?“, fragte er fast schon enttäuscht. Aber diesen Unterton konnte ich mir auch einbilden oder er schauspielerte ihn einfach nur.

„Ich finde, ich hab mich lange genug abgemüht.“ Es war wohl uns beiden klar, was ich wirklich damit meinte. Verbal neben Kame zu glänzen war eine echte Seltenheit, aber wer so dämlich fragte, musste wissen, dass er sich ein Eigentor schoss. Natürlich interessierte das den Herren wie immer herzlich wenig, denn sein betroffener Gesichtsausdruck wandelte sich nach geschätzten 0,34 Sekunden wieder in die starre Maske zurück.

„Das waren nicht mal 5 Minuten.“ Ob ihm eigentlich klar war, dass er mich mit seinen Antworten nicht länger ignorierte? Aber ich würde sicher den Teufel tun und ihn darauf hinweisen. Mit Kame zu reden war immer noch um Längen besser, als schweigend neben ihm zu sitzen und Gelegenheit zu haben, darüber nachzudenken, ob ich nicht zu zeitig das Handtuch geworfen hatte.

Ich überlegte fieberhaft, was ich antworten könnte, aber mir fiel außer Beleidigungen nicht viel ein und auf Streiten hatte ich eigentlich keine Lust.

„Lass mich raten: Unter deinem verknöcherten Hintern liegt eine Stoppuhr.“ Ich kippte mir meinen Shot hinter die Binde und ließ Kame mit aufgeklapptem Mund und dem Hinweis „Ich geh mich jetzt amüsieren“ sitzen. Irgendwie ist es mit dem Vermeiden der Beleidungen doch nichts geworden. War jetzt aber auch nicht mehr zu ändern. Ich wollte mich zur Treppe, die zur Tanzfläche führte, begeben, als ich eine Bewegung neben mir ausmachte. Das Mädel von eben! Die gute Frau kam gerade wie gerufen.

„Hey, auch im VIP-Bereich?“, fragte ich unnötiger Weise nach.

„Ja, eine Freundin hat das gebucht, weil sie Geburtstag hat.“ Vielleicht sollte ich ihr dazu gratulieren gehen, denn eine bessere Gelegenheit hatte sich mir heute noch nicht geboten.

„Tanzen?“, fragte ich und sie willigte strahlend ein.

„Du bist heute hier der Einzige, der das kann.“ Ich grinste sie nur noch zur Antwort an, weil es inzwischen zu laut geworden war, um sich vernünftig zu unterhalten.

Beim Tanzen konnte ich wie immer abschalten und erst recht, weil ich jemandem neben mir hatte, der genau so gut wie ich war. Es vergingen bestimmt drei Lieder, in denen ich den Kopf völlig frei kriegen konnte und mich einfach nur mit geschlossenen Augen von der Musik treiben ließ. Als ich meine Augen wieder öffnete, hätte ich beinahe einen Herzinfarkt erlitten. Nur ein paar Meter neben uns rieb sich Kame allen ernstes mehr als aufreizend an Yamapi. Das durfte doch wohl alles nicht wahr sein! Diese Kerl schmiss sich doch echt an jeden ran, der nicht bei drei auf den Bäumen war, unfassbar. Ich geriet ein paar Sekunden aus dem Takt, bevor ich mich wieder fing. Aber die Augen konnte ich trotzdem nicht von dem Schauspiel abwenden. Irgendwann schien Kame meinen bohrenden Blick zu bemerken, denn er warf mir ein süffisantes Grinsen zu und nickte in Richtung meiner Tanzpartnerin. Was sollte das denn werden? Ein Dancebattle oder was? Ich war mir nicht ganz sicher, aber da ich ja nicht zum Würfelspielen hier runter gekommen war, machte ich weiter wie bisher. Wobei der Gedanke mit dem Würfeln mich schon wieder an ganz andere Sachen erinnerte. Und das, was Kame da gerade trieb, hatte wirklich etwas vom Okinawa-würfeln. Ich langte mir innerlich selbst eine für solche geistigen Ergüsse und konzentrierte mich lieber wieder auf die Musik. Das war aber irgendwie leichter gesagt als getan. Mein Kollege starrte mich unentwegt an und ich hatte den Eindruck, dass er Yamapi mit einer Gogostange verwechselte. Fehlte eigentlich nur noch, dass er sich sein Hemd auszog und er wäre der perfekte Stripper. Als ich erneut schlanke Hände an meinen Hüften spürte, fiel mir ein, dass das nette Mädchen ja noch existierte. Dieser elende Futzi hatte es doch wieder einmal geschafft, mich völlig aus dem Konzept zu bringen und offenbar machte ihm das einen Heidenspaß.

Diese lasziven Blicke, die mir Kame immer dann zuwarf, wenn Pi es nicht bemerkte und der aufreizende Hüftschwung der Dame vor mir ließen mich leider alles andere als kalt. Verdammte Kacke, ich würde hier ganz sicher kein Rohr kriegen! Natürlich bockte das meine Körpermitte nicht die Bohne und tat nicht, was ich wollte. Oh Gott, bitte, lass mich im Boden versinken! Da auch das nicht mit Wunschkraft zu bewerkstelligen war, entschuldigte ich mich bei dem Weib und trat die Flucht an. Möglichst unauffällig mogelte ich mich an den Leuten vorbei und bahnte mir meinen Weg zu den Toiletten. Im Waschraum angelangt, lehnte ich mich erledigt an die nächstbeste Fliesenwand und war heilfroh, dass gerade niemand anwesend war. Ich hatte geradeso Gelegenheit gehabt, mich halbwegs zu beruhigen, als auf einmal die Tür aufgerissen wurde, sich ein wutschnaubender Kame vor mir aufbaute und mich am T-Shirt packte.

Ich war viel zu geschockt, um mich zu fragen, woher der Knirps auf einmal die Kraft nahm, mich hinter sich herzuschleifen. Von Gegenwehr ganz zu schweigen. Er bugsierte mich in die hinterste Kabine, verschloss die Tür und ich machte in Gedanken mein Testament. Etwa zwei Sekunden hatte ich Zeit dafür, bevor mich Kame mit seinem Mund in Beschlag nahm und mir den Verstand heraus knutschte. Was in drei Gottes Namen ging überhaupt ab? Mein Gehirn konnte definitiv nicht so schnell schalten, wie ich gegen die Wand gedrängt wurde und sich eine Hand an meiner Hose zu schaffen machte. Als mir der grandiose Einfall kam, dass ich mich von Kame fernhalten wollte und die aktuelle Situation aufs Gegenteil hinauslief, war mein Kollege schon auf den Knien und das Einzige, wozu ich noch in der Lage war, war nach Luft zu schnappen. Und natürlich meinen Kopf nach hinten zu werfen und gegen die Fliesen zu knallen, verdammte Kacke! Kame bemühte sich jedoch nach allen Regeln der Kunst, mich meinen Schmerz vergessen zu lassen. Ich krallte eine Hand in seine Haare und versuchte, mich mit der anderen irgendwie an der Wand abzustützen, da mir meine wabbeligen Beine gerade den Dienst versagten. Ich war mehr als froh, dass wir ungestört waren, als mir ein Keuchen entfloh. Es dauerte auch nicht wirklich lange, bis ich den Höhepunkt herannahen fühlte. Der Entzug der vergangenen Wochen machte sich nun bemerkbar. Ich war danach irgendwie noch fertiger als vorher. Kame richtete sich grinsend auf und verstaute alles wieder dort, wo es hingehörte.

Irgendwie machten mir seine glitzernden Augen Angst. Sie erinnerten mich an einen Fuchs, der auf Eierjagd ging. Okay, das waren noch weniger förderliche Gedanken.

Eine Hand an meiner eigenen lenkte mich ab. Irritiert blickte ich nach unten beobachtete, wie er sie auf seinen Schritt legte. Heiliges Kanonenrohr. Ich war nicht der Einzige, der rammeldösig wie eine komplette Karnickelherde war. Ich musste schwer schlucken, als er sich zu mir beugte und mir ins Ohr flüsterte: „Your turn.“

Ich stand wahrscheinlich da, wie vom Blitz getroffen. Mit aufgerissenen Augen starrte ich erneut in Kames Gesicht und stammelte, dass ich das noch nie gemacht hätte. Kurzzeitig schaute er mich perplex an, bevor er dann mit den Schultern zuckte und meinte: „Es gibt auch noch andere Möglichkeiten.“

Mein Kopf stand in Flammen, zumindest der Hitze in meinen Wangen nach zu urteilen. Ich fühlte mich von meiner eigenen Dummheit vorgeführt und als wäre ich gänzlich ohne sexuelle Erfahrung. Zum Glück war wenigstens noch einer unter uns, der bei klarem Verstand war, denn Kame tat kurzerhand das, worauf wir uns gut verstanden: Er küsste mich. Und endlich konnte ich meine Hände wieder koordiniert bewegen und für meinen Kollegen annähernd dasselbe tun.

Einen entscheidenden Vorteil hatte es, es auf einer öffentlichen Herrentoilette zu treiben: Toilettenpapier war in Massen vorhanden. Nachdem wir beide nun effektiv unseren Stau abgebaut hatten, standen wir uns wieder einmal unschlüssig gegenüber. So langsam wurde das zwischen uns zu einem Running Gag.

„Lass uns zurück zum Tisch, bevor die anderen einen Suchtrupp nach uns schicken.“ Guter Plan. Ich willigte ein und folgte Kame auf weiterhin wackligen Beinen.

Die anderen schienen sich jedoch nicht gefragt zu haben, wo wir abgeblieben waren, da sie schwer damit beschäftigt waren, dumme Witze zu reißen. Kame und ich ließen uns wieder an unseren vorherigen Plätzen nieder und ich fand es gerade noch weniger toll, so abgeschottet zu sitzen, da mein Kollege so ein ernstes Gesicht machte.

„Du schuldest mir noch deine lange Geschichte“, sprach er das aus, was ich schon befürchtet hatte. Kein Wunder nach meiner Ansage auf dem WC.

„Puh, wenn ich dir das erzähle, brauche ich Schnaps.“ Und hinterher einen Strick, um mich zu erhängen.

„Wird das etwa sentimental?“

„Ich glaube ja.“

„Dann brauch ich auch etwas zu trinken.“ Diese Aussage brachte mich doch glatt wieder zum Grinsen. Auch wenn mir sonst eher nach Heulen zumute war. Aber er hatte ja recht, ich schuldete ihm die Erklärung und nachdem er mir von seinem Verflossenen erzählt hatte, war es nur fair, wenn ich auch endlich mit der Sprache raus rückte. Als wir mit Stoff versorgt waren, begann ich zu erzählen. Davon, dass ich vor Amerika immer nur Beziehungen mit Frauen gehabt hatte, aber nie verliebt gewesen war. Den Unterschied jedoch erst bemerkte, als ich durch meinem Sprachkurs Josh kennen lernte und allmählich Gefühle für ihn entwickelte. Zunächst wusste ich nicht, wo mir der Kopf stand und erst, als auch mein Ex mir seine Zuneigung gestand und einige Zeit ins Land gezogen war, konnte ich mir langsam so etwas wie eine Beziehung mit einem Mann vorstellen. Von Sex war da noch lange nicht die Rede.

Als ich mit meiner Geschichte bis dahin gekommen war, brauchte ich erst einmal einen großen Schluck aus meinem Glas. Der schlimmste Teil kam ja erst noch. Kame schaute mich erwartungsvoll an, aber was ich ihm gleich erzählen würde, würde ihn sicher nicht freuen.

Ich holte tief Luft, bevor ich weiter sprach: „Na ja, nach zwei Monaten hab ihn dann rangelassen. Den nächsten Tag war er nicht mehr da. Er hatte nur einen Post-it hinterlassen, auf dem stand, dass er die Beziehung hiermit beendete. Später hab ich dann erfahren, dass er mich für eine Wette flach gelegt hatte und mir die ganze Zeit was vorgespielt hatte.“ Den Zusatz 'Und jetzt ist mit dasselbe noch einmal passiert.' sparte ich mir. War ja ohnehin klar. Ich kippte den letzten Rest von meiner Vodka-Cola hinter und traute mich kaum, Kame anzusehen. Keinen Plan, was das jetzt für Auswirkungen auf ihn hatte.
 

TBC

Wir freuen uns wie immer über jegliches Feedback ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Solonishi
2012-01-12T10:12:31+00:00 12.01.2012 11:12
So... ich bin zwar shcon länger durch und warte schon sehnsüchtig auf kapitel 25, aber zu dem Kapitel ist mir nch was eingefallen....
Wieso JOSH?! T_T' Ich werde Keibo niemals wieder mit normalen Augen sehen, jetzt werd ich immer daran denken müssen, wenn den Auftritt von Hey Girl gucke xDDDD

Anyway....love this fanfiction <33
Von:  Ma_Petite
2012-01-10T12:33:25+00:00 10.01.2012 13:33
Mir ist gerade was eingefallen:
Kyo weiß doch was damals war oder? Deswegen flippt er jetzt auch so aus.
Von:  Ma_Petite
2012-01-05T22:01:51+00:00 05.01.2012 23:01
Das ist bitter.
Wieso les ich das Kappi erst jetzt o.o
Egal.
Kame wird ich schon wieder aufbauen, da bin ich mir sicher.
Von:  dat_Yoh-Chan
2011-12-18T23:39:44+00:00 19.12.2011 00:39
also, ich hab das ganze jetzt alles an einem Tag verschlungen und was soll ich sagen?!
Es ist so liebe, man kann einfach nicht aufhören zu lesen *~*
Vor allem, weil man sie in einem Moment nur noch knuddeln will und im nächsten nur noch haun oder so...und es is so toll geschrieben, Respekt <3
Aber ich freu mich schon drauf, wies weiter geht~
Greetz
Yo
Von:  SKH_Ludwig_2
2011-12-16T18:02:59+00:00 16.12.2011 19:02
-.-
drop
Gomen bin ziemlich spät an mit meinem Kommi..-.-
*schäm*
...
Aber jetzt mal zum Kap:

XDDDDDDDD
HAHAHAHAHAAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!!!!! Zu geil!!
Ihr habt es mal wieder geschafft^^
so toll^^
Ich liebe euren Koki^^

T_________T
OMG
Armer Jin~!
Er tut mir SO leid, man will ihn am liebsten in den Arm nehmen und knuddeln, ich hoffe das übernimmt Kame^^
So fertig^^
freu mich schon^^

LG Kame <3

Von:  Sehunnie
2011-12-15T17:47:25+00:00 15.12.2011 18:47
Schönes Kapi ^-^
*like it*
kann man nicht viel zu sagen ... ://D
Freu mich schon auf das nächste
Lg Fogto
Von:  Astrido
2011-12-09T23:22:11+00:00 10.12.2011 00:22
interessant. aber es war am schluss auch etwas verwirrend.
mir war, als wäre kame sich in kaoru's haus über seine gefühle klar geworden... nya offenbar nicht.
bin gespannt, was du noch für uns hast
lg
Mayura


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