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Juli

von

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Bestickt

Als ich heute Morgen aufgewacht bin, ein Wunder, dass ich überhaupt ein Auge zu gemacht habe, aber anscheinend war ich doch zu müde, da ich gestern gar nicht geschlafen hatte, war ich schon furchtbar nervös. Ich konnte den ganzen Tag an nichts anderes denken, als an heute Abend, an die Party, an Craig, und das hat mich fast verrückt gemacht. Nicht, dass ich es nicht schon bin oder so… Ich war noch zittriger, noch nervöser als sonst, hab viel zu viel von meinem schönen Kaffee vergossen – er Ruhe in Frieden..! – und mir wer weiß wie viele blaue Flecken geholt, weil ich immer und überall stolpern oder mich stoßen musste, da ich zu sehr gezuckt habe. Hoffentlich sieht man die nicht, wenn ich die Sachen für die Party erst mal an habe. Wie würde das denn nur rüber kommen?

 

Ein Seufzen verlässt meine Lippen, als ich die nun leere Tasse Kaffee absetze. Das war schon meine zwanzigste, wenn ich genau mitgezählt habe. Normal trinke ich eigentlich nicht ganz so viel. Aber ich bin einfach furchtbar nervös und für einen kurzen Zeitraum löst der Kaffee die Nervosität – wobei das auch einfach daran liegen könnte, dass ich furchtbar süchtig nach dem Koffein bin, aber darüber möchte ich grade lieber nicht nachdenken –, allerdings macht er mich auch gleichzeitig total zittrig. Ich weiß gar nicht, wie ich mich jetzt gescheit umziehen soll und Craig kommt in knapp einer Stunde! Mein Körper zittert so heftig, als wäre grade ein Erdbeben der Stufe 7 oder 8 zu Gange. Das ist einfach zu viel Druck! Viel zu viel Druck!!!

 

Langsam erhebe ich mich dennoch von meinem Bett, auf dem ich eine ganze Weile gesessen hatte, mit dem Beschluss, mich endlich fertig zu machen. Craig wollte mich um Punkt acht Uhr abholen, also bleibt mir wirklich nicht mehr viel Zeit, um das alles zu schaffen. Ich bin zwar kein Mädchen, aber Craig hatte mir einige Tipps gegeben, um einfach besser auszusehen, ebenso wie die Friseurin. Wir hatten extra ein paar Produkte eingekauft, die ich heute unbedingt verwenden will. Hoffentlich bekomme ich das auch so hin, wie sie es mir geschildert haben.

 

Während ich mir also noch Gedanken um das Styling mache, worüber ich mir sonst nie Gedanken gemacht habe, suche ich mir ein paar Klamotten raus, die ich zu der Party anziehen möchte. Craig und ich haben schon eine ganze Menge gekauft und er meinte, dass ich das alles problemlos tragen könnte auf einer Party, aber mir haben die Röhrenjeans und das dunkelgrüne T-Shirt, welches mir eigentlich etwas zu groß ist, Craig aber meinte, man würde das heute so tragen, so ziemlich am besten gefallen. Es ist einfach ziemlich bequem.

Und hey: meine Boxershorts passten sogar farblich zum T-Shirt! Ich weiß zwar nicht, ob das irgendjemanden außer mich interessiert oder interessieren sollte, da das doch etwas…– intim? – ist, aber das fällt mir nur grade auf, wo ich die Hosen wechsle, was mir nicht gerade leicht fällt, da meine Hände echt furchtbar zittern. Aber ich schaffe es schließlich den Knopf der Röhrenjeans zu schließen und den Reißverschluss hoch zu ziehen.

 

Ich habe wirklich eine ganze Weile gebraucht, um meine Klamotten zu wechseln, aber eigentlich habe ich doch noch etwas Zeit. Als ich im Bad stehe und in den Spiegel schaue, muss ich seufzten. Bei meinen Ticks habe ich mir mal wieder mehrere Male an den Haaren gezogen und so sehen sie auch aus: total zerzaust. Wenn Craig das sehen würde, würde er sicher schimpfen. Also schnell Haare bürsten… Wobei schnell die falsche Bezeichnung dafür ist. Lieber sollte ich mich darauf konzentrieren, nicht allzu sehr zu zittern und zu zucken, während ich mir die Haare bürste, da sie sonst noch mehr verknoten, anstatt auf die Schnelligkeit zu achten. Ich habe sowieso noch eine Menge Zeit bis Craig kommt.

 

Nachdem meine Haare nun gebürstet sind, schnappe ich mir das Stirnband, welches Craig und ich ebenfalls gestern gekauft hatten. Er meinte, das würde dazu passen, und er muss es ja wissen. Also ziehe ich es so auf, wie er es mir gezeigt hatte, etwas schief, aber nicht zu schief… Das ist ganz schön kompliziert. Ich ziehe es einfach so auf, wie ich denke, dann kann Craig ja später noch etwas ändern, wenn es ihm nicht passt, wie es sitzt.

 

Und … fertig!

 

Okay, so lange habe ich jetzt doch nicht gebraucht, um mich fertig zu machen. Also kann ich jetzt noch ganz in Ruhe einen Kaffee trinken und … da klingelt es! Ich zucke furchtbar erschrocken zusammen und schreie kurz auf. Das kann doch noch nicht Craig sein – oder? Es ist doch noch gar nicht acht Uhr! Nein, das kann er doch noch nicht sein. Aber wer sollte es denn sonst sein? Oh Gott!

 

Da ich sowieso schon auf der Treppe nach unten bin, ich war ja auf dem Weg zur Küche, bin ich schnell bei unserer Haustür angekommen. Und jetzt stehe ich davor und weiß nicht, ob ich öffnen soll oder nicht. Aber da klingelt es schon wieder!

„AHH!“, schreie ich erschrocken auf und öffne die Tür schnell. „I-ich bin doch schon da!“, quieke ich und sehe wieder in dieses saphirblaue Augenpaar, das mir so unglaublich bekannt ist. „Hey, ich bin‘s doch nur, kein Grund zur Panik“, wirft der Besitzer dieser Augen nun ein und lächelt mich an. „J-ja!“, antworte ich nur schnell und versuche ebenfalls etwas zu lächeln. Aber durch die Nervosität, die heute einfach viel zu viele Ursachen hat, wird es nur irgendwie schief und sieht komisch aus.

 

Craig lächelt weiter. „Tut mir leid, bin zu früh. Dachte, ich helf‘ dir beim Aussuchen der Klamotten, aber wie ich sehe, hast du‘s ja selber ganz gut allein hingekriegt“, meint er, nachdem er mich von unten bis oben gemustert hatte. Es ist mir recht unangenehm, wenn er das mach, schließlich mag ich meinen Körper nicht so…

„D-danke“, bringe ich darauf nur verlegen heraus und trete beiseite, damit Craig rein kommen kann.

 

Als er an mir vorbei geht, bemerke ich, dass an seinem Geruch etwas anders ist. „H-ha-ack- Hast du Parfüm drauf?“, fragte ich einfach so heraus. Als ich es bemerke, fangen meine Wangen sofort an zu glühen. Das wollte ich doch eigentlich nicht laut gefragt haben.

Craig wendet sich daraufhin zu mir um. Er sieht etwas überrascht drein. „Klar. Auf Partys muss das sein. Mädchen steh‘n drauf“, antwortet er nur grinsend, aber mir zieht sich sofort, als er die Mädchen erwähnt, der Magen zusammen. Mir ist übel. Und die Lust auf Kaffee ist mir grade auch irgendwie vergangen. „Ach so…“, murmel ich schnell als Antwort und gehe flotten Schrittes an Craig vorbei nach oben in mein Zimmer. Ich höre, dass er mir die Treppe hinauf folgt – wieso sollte er auch unten im Flur stehen bleiben? – also lasse ich die Tür zu meinem Zimmer offen.

 

Etwas verplant stehe ich nun in der Mitte meines Zimmers mit den grünen Wänden, wie sie es schon Jahre sind, sicher schon seit meiner Geburt. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, jemals mit meinen Eltern mein Zimmer neu gestrichen oder tapeziert zu haben.

 

Craig kommt nun auch an und schließt die Tür hinter sich. Ich sehe zu ihm hinüber, weiß nicht was ich sagen soll. Hoffentlich sagt er etwas. Es macht mich furchtbar nervös so allein mit ihm in einem Raum zu sein. Und noch schlimmer ist es, dass nichts gesagt wird. Aber so war er schon immer, so still. Still, aber gefährlich. Wie heißt das noch gleich? Die Ruhe vor dem Sturm – oder so ähnlich? Er ist schon ein recht schlimmer Unruhestifter, wobei er nicht der schlimmste in der Klasse oder der Schule ist. Das ist Eric Cartman! Ganz sicher.

 

„M-magst du was trinken –GAH?!“, fragte ich zittrig und verrenke meinen Kopf etwas. Oh Mann, wie viel Kaffee habe ich eigentlich heute schon getrunken? Theoretisch zu wenig, aber doch zu viel.

„Nee, danke“, antwortet Craig und streckt sich kurz, um gleich danach auf mich zuzukommen. Automatisch weiche ich etwas zurück, weil ich Angst habe, er wolle mir etwas tun. Und er lächelt auch schon wieder. „Hey, was ist?“, fragt er, da ihn mein Verhalten ihm gegenüber wohl verwirrt. Aber ich kann nicht anders. Irgendwie macht er mir einfach immer noch Angst, auch wenn er die letzten Tage so nett zu mir war. Ich kann mich noch nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass Craig Tucker mit mir befreundet sein möchte. Er war es doch, der mich die Jahre nach der Grundschule immer verbal runter gemacht hat. Er war zwar nicht der Schlimmste, das ist Eric Cartman, aber er hat es getan und es tut immer noch jeden Tag weh, wenn ich daran denke. Ich kann mir genau vorstellen, wie er diese ganzen schlimmen Sachen zu mir sagt, mit dieser gehässigen Stimme. Und wie seine Freunde und die anderen aus der Schule anfangen zu lachen. Ich sehe sie vor meinem inneren Auge, wie sie Kreise um mich bilden, mit dem Finger auf mich zeigen und lachen. Und ich schreie! Ich schreie und Tränen rinnen über meine Wangen. Wie immer. Aber das interessiert keinen, sie lachen nur weiter und zeigen mit dem Finger auf mich…

 

„Hey, was hast du?“

 

Ich zucke zusammen und schreie erschrocken auf. Mit weiten Augen sehe ich in die saphirblauen meines Gegenübers, unfähig etwas zu sagen. Ich merke, dass meine Hände sich wieder in meinen Haaren verheddert hatten, schmerzhaft ziehen sie daran. Meine Wangen sind feucht von den Tränen, die mir gekommen sind. Und ich knie auf dem Boden, vor mit der Junge mit den saphirblauen Augen, dessen Schuld das hier alles ist.

„Was hast du denn?“, fragt er und seine Stimme klingt so sanft, wie die Tage zuvor, wie sie es nie war in der Schule, wenn er mich Freak oder Spasti genannt hat. „W-was –ngh- Was will-willst d-du -GAH- von mir?!“, stotterte ich heiser und immer noch total angespannt. Craig sieht mich mit diesem besorgten Blick an, wie ich ihn nicht von ihm kenne oder kannte vor diesen Ferien. So hat er mich das erste Mal angesehen, nachdem er mich aus dem Wasser gezogen hatte. Und jetzt wieder. Was soll das denn bloß alles?

 

Nun versucht er meine Hände aus meinen blonden Haaren zu befreien. Bei dieser Berührung zucke ich nur schwer zusammen. Es fühlt sich so komisch an. So gut und doch so schmerzhaft! Und wieso sagt er denn nichts? Diese Stille tut so weh. Bitte sag doch etwas, flehe ich in Gedanken, nicht fähig in diesem Moment etwas zu sagen. Aber er sagt immer noch nichts und versucht meine verkrampften Hände weiter zu befreien.

 

Mein Körper zittert inzwischen so stark, dass es sogar für meine Verhältnisse unnormal aussehen muss. Aber was soll ich denn machen? Ich habe solche Angst. Ich weiß immer noch nicht, was Craig Tucker denn von mir will. Was habe ich ihm denn getan? – Nichts!

Warum hat er mich dann immer fertig gemacht? Und wieso verhält er sich jetzt so komisch mir gegenüber? Was soll das denn alles bloß?!

 

Craigs Griff ist stark und so schafft er es meine Hände endlich zu befreien, aber er ist nicht grob, wie er meistens ist, sondern eher sanft und vorsichtig. So kenne ich diesen Jungen kaum. Das ist einfach alles verwirrend! Aber ich kann mich in diesem Moment hier nicht regen. Ich weiß nicht mal, wieso ich so starr bin. Habe ich wirklich Angst? Oder ist es nur die Verwirrung, die mich so starr bleiben lässt? Oder doch etwas ganz anderes? Ich habe wirklich keine Ahnung… Aber ich spüre, dass mein Herz plötzlich wieder so schnell und laut angefangen hat zu schlagen. Wieso tut es das denn nur? Und meine Wangen sind immer noch feucht. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich grade noch weine oder nicht, jedenfalls habe ich es bis vor kurzem noch getan, sonst wären meine Wangen jetzt nicht so feucht.

 

„Was kann ich nur machen, dass du mir mehr vertraust?“, fragt Craig auf einmal. Seine Frage kommt so plötzlich, dass ich wieder erschrocken zusammenzucke und nach hinten auf meinen Po kippe. Verwirrt sehe ich zu ihm auf, als er dann auch noch anfängt darüber zu lachen, was mir passiert ist. Ja, es ist komisch – okay – ja, ich muss auch schmunzeln…

„Weiß ich nicht“, antworte ich nach einer Weile wahrheitsgetreu und schüttel nur mit dem Kopf, woraufhin Craig seufzt und sich aufrichtet. Sicher hatte er mit so einer Antwort gerechnet, sich aber dennoch etwas anderes erhofft. Zugegeben, das hätte ich auch. Aber es ist schwer jemandem zu vertrauen, der so eine lange Zeit so scheiße zu einem war. Und jetzt ganz plötzlich ist er anders. Ich versteh’s nicht…

 

Craig reicht mir seine Hand, damit ich aufstehen kann. Ich sehe kurz auf diese und zögere, aber ich nehme sie dann doch an und lasse mir helfen. Nun stehe ich fast direkt vor ihm. Es ist mir unangenehm, da mein Herz wieder so schnell schlägt, aber ich versuche es auszuhalten, so schlimm ist es ja nicht, jedenfalls nicht so schlimm wie mein verstärktes Zittern. Ich bemerkte, wie Craig schmunzelt und anfängt meine Haare glatt zu streichen, die ich wieder durch diesen Anfall total zerzaust hatte. Ich sehe zu ihm auf, aber ich finde einfach keinen Punkt, den ich fixieren könnte, um ihn anzusehen, ohne dass er merkt, dass etwas mit mir nicht stimmt. Augenkontakt wäre in so einer Situation sicher schlecht, schließlich macht mich diese Nähe zu ihm nur noch nervöser. Oh Gott! Wie kann man nur so gut aussehen?!

 

Anscheinend zufrieden mit seinem Werk, lässt Craig wieder von meinen Haaren ab. „Theoretisch können wir ja schon“, meint er schließlich mit einem Blick auf die Uhr. „Vielleicht können wir Token noch bei irgendwas helfen.“ Nun neugierig, wie viel Uhr es denn nun ist, wende ich mich um, um auf meinen Wecker auf dem Nachttisch zu sehen. Halb acht, muss ich feststellen. Dafür, dass Craig erst um acht kommen wollte…

„M-Mir -nah- egal“, antworte ich zittrig, während sich meine Hände den Weg an mein T-Shirt gebahnt haben, um sich darin fest zu krallen. Craig sieht hinab zu ihnen. „Ach ja“, meint er verwirrender Weise. „Lass uns zum Auto gehen, ich hab‘ noch was für dich.“ Ich schenkte ihm einen etwas verwirrten Blick, während meine Hände sich langsam wieder von meinem T-Shirt lösen. „Okay“, sage ich darauf dennoch und folge ihm brav nach unten. Meine Eltern sind noch nicht da, vielleicht sind sie auch aus, aber es ist mir eigentlich egal, sie wissen ja Bescheid, dass ich auf die Party eingeladen bin. Als ich meiner Mutter davon erzählt habe, hat sie sich total gefreut und wollte mir schon beim Aussuchen des Partyoutfits helfen, aber da war ich schon mit Craig in der Mall gewesen.

 

Als wir aus der Haustür treten, merke ich schon, dass es kaum kühler geworden ist seit vorhin, als ich den Müll raus getragen habe. Die Sonne steht immer noch recht hoch am Himmel. Aber kein Wunder, schließlich ist Juli! Ich folge Craig unseren Gartenweg entlang bis zur Straße, wo sein Auto steht. Es ist ein roter Honda Prelude. Ich hatte das Auto schon so oft in der Schule gesehen, weil Craig seit fast einem Jahr damit jeden Tag zur Schule kommt. Muss schon cool sein ein eigenes Auto zu haben, wenn man den Führerschein hat. Ich durfte ihn nicht machen, wegen meinen Spastiken… Aber wo sollte ich schon hinfahren?

 

Craig zieht den Schlüssel aus der Hosentasche und schließt damit die Beifahrertür auf, die er daraufhin auch öffnet, um etwas aus dem Inneren des Autos heraus zu holen. Ich warte gespannt ab, was es denn ist, das er dort holt. Mein Zittern ist im Moment total unerträglich stark, sodass ich wieder das Gefühl habe, die Erde würde beben, dabei bin das doch nur ich.

 

Als Craig sich wieder aufrichtet und sich zu mir umdreht, bebt mein Körper noch immer. Entweder scheint er es nicht zu bemerken, was eigentlich nicht sein kann, oder er ignoriert es einfach. Er hält mir ein kleines Päckchen hin, welches ich nach einem kurzen Moment erst wirklich realisiere. Ich sehe es etwas erstaunt an, dann sehe ich zu ihm auf.

„Für mich?“, frage ich. Er nickt lächelnd und hält es mir weiter hin. Ich, immer noch total verwundert, nehme es langsam mit zitternden Händen an mich. „A-aber ich habe doch n-ngh-nicht mal Geburtstag g-gah-ha“, murmel ich etwas verlegen, da ich schon lange von niemandem, außer meinen Eltern natürlich, ein Geschenk bekommen hatte.

„Ist egal. Mach‘s auf!“, fordert Craig mich auf.

 

Ich zögere etwas, mache dann aber, was er sagt, und reiße das Papier langsam auseinander. Zum Vorschein kommt etwas weiches, dunkelgrünes, welches ich mir jetzt näher ansehe. Das Ding stellt sich als eine Art Schweißband heraus, welche die Spieler immer beim Tennis tragen. Ich betrachte es noch eine Weile und entdecke schließlich auf der anderen Seite mit gelbem Garn eingestickt meinen Namen. Ich sehe wieder verwundert zu Craig auf. Das verwirrt mich grade einfach immer mehr.

 

Craig lächelt nur wieder. „Na, zieh es doch an“, fordert er mich auf, schnappt sich das Band aber selbst und zieht es mir übers Handgelenk der rechten Hand. Die Haut, wo er mich berührt, fängt an etwas zu kribbeln und zu brennen, aber das kenne ich ja schon. Ich hatte so etwas schon öfter, wenn er mich berührte. Jetzt betrachte ich meinen Arm mit seinem neuen Schmuck. Ich verstehe leider immer noch nicht, was das alles soll, und sehe dann wieder mit verwirrtem Blick zu Craig auf. Dieser mustert mich mit seinen saphirblauen Augen und lächelt erneut. „Nun gehörst du ganz offiziell zu meiner Clique, klar?“, sagt er und sieht mich mit leicht strengem Blick an.

 

Ich kann nicht anders, als ihn mit meinen kaffeebraunen Augen groß anzusehen. Mein Mund steht etwas offen. Ich kann momentan wirklich nichts sagen. Hatte er ernsthaft das gesagt, was ich glaubte, dass er gesagt hatte? Ich gehöre zu seiner Clique? Wirklich? Ist er sich da ganz sicher? Hat er sich da wirklich nicht vertan? Ganz ehrlich? OH. MEIN. GOTT!

 

Plötzlich spüre ich, wie mir jemand durchs Haar streicht und schreckt leicht auf. Ich war so in Gedanken versunken. Meine Wagen fangen sofort an zu glühen, als ich merke, dass es Craig ist, der mir durchs Haar gewuschelt hatte. „U-uhm“, kann ich nur machen, mir fehlen immer noch die richtigen Worte, um darauf angemessen zu reagieren.

 

„Wir sollten los. Hab‘ Token eben geschrieben, dass wir früher kommen. Dann können wir ihm noch‘n bisschen bei den Vorbereitungen helfen“, meint Craig einfach in die Stille hinein.

Da mir weiterhin die Sprache fehlt, nicke ich nur und steige mit ihm dann in sein Auto.

 

Token wohnt oben im reicheren Viertel von South Park. Seiner Familie gehört das größte Haus in der Stadt. Aber kein Wunder, da seine Eltern ja sehr gut verdienen. Mit dem Auto brauchen wir knappe fünf Minuten dort hin. Es wundert mich, dass Craig sich sogar an die Tempolimits hält. Hätte ich nicht von ihm gedacht. Aber wahrscheinlich habe ich einfach ein total falsches Bild von ihm. Schließlich habe ich auch nicht damit gerechnet, dass er sich um mich kümmert, nett zu mir ist und mich sogar in seine Clique aufnimmt. Aber es ist irgendwie schön zu wissen, dass Craig auch anders kann, als ziemlich jedem gegenüber abweisend zu sein und allem, das ihn nervt, den Mittelfinger entgegen zu strecken. Die Vorstellung von diesem coolen, aber netten Craig, ist echt schön. Sehr schön sogar.

 

Ich betrachte ihn gedankenverloren von der Seite, während er fährt. Er wirkt leicht konzentriert und irgendwie… ich weiß auch nicht. Es gefällt mir einfach. Als ich ihn so betrachte, fällt mir auf, dass er auch so ein Schweißband trägt. Hatte er das schon die anderen Tage an? Ist mir gar nicht aufgefallen. Sein Schweißband ist blau, wie ich es nicht anders erwartet hätte. Sein Name ist mit gelbem Garn aufgestickt, so wie bei mir. Ich merke nicht sofort, wie ich anfange zu schmunzeln. Ich weiß nicht mal wieso ich schmunzle, aber ich tue es. Der Anblick dieses merkwürdigen Jungen macht mich einfach glücklich.

 

Dass Craig anhält, merke ich schließlich auch nicht. Erst als er von außen meine Tür öffnet und meinen Namen sagt, schrecke ich auf und sehe ihn leicht erschrocken an. „W-was?“, frage ich und sehe mich immer noch verwirrt um, „Oh...“, murmel ich, als ich realisiere, dass wir schon da sind. Schnell steige ich aus. Wie peinlich… Craig sagt darauf aber Gott sei Dank nichts und deswegen bin ich ihm dankbar.

 

Tokens Haus ist so riesig, dass ich erst mal einen Moment davor stehe und es staunend betrachte. Einfach nur wow! Aber schließlich gehe ich mit Craig den Gartenweg entlang zur Haustür, wo uns kaum eine Sekunde nachdem wir geklingelt haben geöffnet wird. Es ist Clyde, der Craig gleich eine Kiste Dekoration in die Hand drückt. „Gott sei Dank seid ihr früher gekommen! Ich dreh hier noch durch“, beschwert er sich bei uns. Was wohl vorgefallen ist? Auch mir wird etwas in die Hand gedrückt: eine Kiste voll mit Chips-Tüten. „Kannst du in der Küche in Schüsseln füllen“, meint Clyde noch, bevor er wieder verschwindet. Ich sehe ihm nach, wie er in ein angrenzendes Zimmer geht, wahrscheinlich um Token zu helfen, der sich dort befindet, wie ich erspähen kann.

Ich sehe zu Craig auf, dieser zuckt nur mit den Schultern und geht Clyde hinterher, um beim Dekorieren zu helfen. Und jetzt soll ich die Küche alleine finden?, frage ich mich und seufze einmal stumm auf. Wird schon nicht so schwer sein.

 

Und ich hatte Recht: Die Küche war gar nicht so schwer zu finden, wie ich zuerst gedacht hatte. Die Schüsseln für die Chips stehen auch schon bereit. Das sollte ich wohl schaffen. Also stelle ich die Kiste auf den Tisch und nehme eine Tüte heraus, um sie aufzureißen und die Chips schließlich in eine der Schüsseln zu füllen. Nach etwa 10 Minuten bin ich sogar schon fertig. Ging wirklich schnell.

 

Jetzt mache ich mich auf den Weg zu den anderen. Vielleicht kann ich ja noch bei etwas anderem helfen. Es ist wirklich ein schönes Gefühl zu etwas dazu zu gehören. Besonders, da dieses Etwas Craigs Clique ist. Es gibt mir irgendwie ein schönes Gefühl. Ich bin ihm sehr dankbar dafür, dass er das getan hat.

 

Als ich das Zimmer erreiche, in welches sich Craig und Clyde zuvor begeben hatten, begrüße ich erst einmal Token und Kevin, die sich auch dort aufhalten, mit einem schüchternen „Hi“. „K-kann ich -ngh- noch etwas helfen?“, frage ich dann in die Runde. „Kannst du die Leiter festhalten?“, fragt Clyde, der neben besagter Leiter steht und eine Girlande in der Hand hält, die er wohl aufhängen möchte. Ich nicke schnell und gehe zu ihm herüber, um ihm zu helfen. Leiter festhalten... Wird schon nicht so zu schwer, auch wenn ich immer noch ziemlich zittere. Aber Clyde scheint mir zu vertrauen. Dafür bin ich ihm dankbar.

 

Als der brünette Junge die Leiter hinaufklettert, bemerke ich, dass auch er so ein Schweißband trägt. In rot mit blauer Schrift. Aber das war doch klar, schließlich ist er Craigs bester Freund und ebenfalls in dessen Clique. Wenn ich mich nicht irre, müsste Token auch eines tragen, und als ich mich zu ihm umdrehe, bestätigt sich mein Verdacht: lila mit gelber Schrift. Jetzt frage ich mich willkürlich, ob auch Kevin eines hat. Ich war sowieso verwundert, dass er ebenfalls hier ist.

Langsam lasse ich meinen Blick zu dem Halbchinesen wandern. Auch er trägt eins dieser Schweißbänder: blau mit roter Schrift. Habe ich echt nicht gewusst, dass Kevin Stoley ebenfalls zu Craigs Clique gehört? Ob es da noch mehr Leute gibt, von denen ich nichts weiß? Aber das werde ich sicher auf der Party sehen, hoffe ich. Vielleicht kann ich mich dann ja auch mit ein paar von ihnen anfreunden. Falls… falls es ihnen genehm ist, dass ich jetzt ebenfalls zu ihrer Clique gehöre. Aber muss es das nicht eigentlich? Schließlich kann Craig doch nicht alleine entscheiden, ob ein neues Mitglied in die Clique kommt – oder doch? Ich sollte ihn nachher einfach mal danach fragen…

 

Inzwischen ist es schon fünf vor acht. Die Gäste sollten also bald kommen, denke ich zumindest.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Tweeky
2017-09-28T17:36:20+00:00 28.09.2017 19:36
Heute bin ich sogar NOCH später... was musste ich auch auf die Idee kommen, um 18 Uhr meine Fenster zu putzen? :'>
(Dachfenster putzen ist übrigens gar nicht mal so einfach, wenn man so klein ist wie ich, arrrgh)
Nun aber zur FF!

Ich mag wirklich deinen Humor X'D
Diesmal hat es mir dieser Satz hier "und das hat mich fast verrückt gemacht. Nicht, dass ich es nicht schon bin oder so… " besonders angetan :'D
Ich musste total dabei grinsen XD

Und OMG, es ist so süß wie nervös Tweek ist, dass er sogar schon an die 20 Tassen Kaffee trinkt! Der arme Kerl steht ja kurz vor nem Nervenzusammenbruch :'>
Und interessant, wie bemüht er um sein Aussehen ist... er will bestimmt schick sein für Craig muahaha //D
Ich freu mich übrigens auch immer, wenn meine Unterwäsche farblich zu meinem Outfit passt :'D
Eigentlich kam ich mir deswegen immer n bisschen bescheuert vor, aber jetzt, wo ich das in der FF gelesen habe, bin ich etwas beruhigter haha XD

Boah, als Craig meint "Mädchen stehen drauf" hat mir das genauso auf die Laune geschlagen wie bei Tweek... Craig ist doof TAT
... Okay, Craig ist nicht doof, er macht es ja wieder damit gut, dass er Tweek so süß fragt, was er machen kann, damit er ihn vertraut.

Aber aaaah, als Tweek fragt: "W-was –ngh- Was will-willst d-du -GAH- von mir?!“, da merkt man ihm richtig seine Verzweiflung an, er tat mir da so schrecklich leid ;A;

UND ICH FINDE DIE IDEE SOOOOOO NIEDLICH, DASS CRAIG EIN GESCHENK FÜR TWEEK HAT!!!! ;//u//;
und er hat es sogar EINGEPACKT!! XD

Mir gefällt es, dass Tweek sich im ersten Moment gar nicht so richtig freut, in Craigs Clique aufgenommen zu sein, sondern dass er einfach total verwirrt ist. Ich finde dieses Verhalten nämlich sehr realistisch >u<

Ich freue mich schon total aufs nächste Kapitel, und zu erfahren, wie die Party so verlaufen wird... Irgendwie habe ich eine böse Vorahnung... Na ja, ich hoffe, ich irre mich! ;w;

Btw, der Countdown läuft!! In ein paar Stunden kommt die neue South Park Folge, aaaaahhh!!!! XD
Ich freu mich jetzt schon ;u;
Ich weiß nicht, wann du sie gucken wirst, aber ich wünsche dir jetzt schon viel Spaß dabei >u<

Hab noch einen schönen Abend!! :>

Antwort von: Niche
28.09.2017 19:49
Hihi, macht doch nichts /D

Ich freu mich, wenn das, was ich schreibe, realistisch rüber kommt. Manchmal weiß ich nämlich nicht, ob das so stimmt etc. Und das mit der Unterwäsche.. wer macht das nicht? Hallo? xD"

> UND ICH FINDE DIE IDEE SOOOOOO NIEDLICH, DASS CRAIG EIN GESCHENK FÜR TWEEK HAT!!!! ;//u//;
und er hat es sogar EINGEPACKT!! XD

Noch niedlicher ist die Vorstellung, wie er es einpackt.. *husthust* Ahahahaha /D

> Ich freue mich schon total aufs nächste Kapitel, und zu erfahren, wie die Party so verlaufen wird... Irgendwie habe ich eine böse Vorahnung... Na ja, ich hoffe, ich irre mich! ;w;

Das einzige, was am Kapitel böse ist, ist wohl seine Länge... Ich les da selbst ne Stunde dran und ich kenn es fast auswendig... :,D Wobei ich nicht weiß, was du als böse bezeichnest. Und vlt werd ich dann von dir gehauen, dass ich noch nicht am nächsten Kapitel dran bin. Wer weiß /D

Haha, danke, dir auch :3
Von:  Angel_of_sorrow
2013-01-01T18:24:43+00:00 01.01.2013 19:24
gehts denn überhaupt noch weiter?
tolle fic! *daumenhoch*
Von:  Klein_Ryu
2011-11-27T11:12:52+00:00 27.11.2011 12:12
juhu :)
endlich ein neues kapitel thihi♥
war wirklich toll & bin schon mega gespannt aufs nächste *-*
schnell weiter :V
Von:  -Nox-
2011-11-27T03:01:55+00:00 27.11.2011 04:01
Ach ich liebe South Park FFs einfach <3
Vor allem zu unseren süßen Jungs alias Craig Clique
Ich finde es auch süß das du Kevin eingebaut hast <3
ich mag ihn :D
deinen Schreibstil finde ich auch sehr angenehm
werde auf alle Fälle gespannt weiter lesen *__*
Von: abgemeldet
2011-11-23T20:15:45+00:00 23.11.2011 21:15
ich habe grade ein kopfkino: flaschendrehen xD
ich bin sehr gespannt was da so auf die beiden zukommen wird x)
Von:  Innocent
2011-11-22T20:05:49+00:00 22.11.2011 21:05
Uuuh!
Ich bin sehr gespannt was wohl so auf der Party passiert *hoho*

:3 Schnell weiter~
Von:  Melonic
2011-11-20T21:37:49+00:00 20.11.2011 22:37
Das wird immer spannender!
Freu mich schon auf das nächste Kapitel :3


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